1897 / 39 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

um 17. März 1897 an das Direktorium der Anstalt, W., Potsdamerst e 120, zu richten. Auch muß aus S E Mr vatgeden, daß dem Aspiranten der Prüfungstag bekannt ift.

Die Aufnahmeprüfungen finden ftatt:

1) für Komposition, Violoncell, Harfe, Contrabaß und Blasinftrumente den 25. März, Morgens 9 Uhr,

2) für Klavier und Orgel den 25. März, Morgens 10 Uhr,

3) für Gesang den 25: März, s 4 Uhr,

4) für Violine den 26. März, Morgens 9 Uhr, :

5) für Chorschule und Chor den 29. März, Vormittags

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Die Aspiranten haben sih ohne weitere Benachrichtigungen zu den Prüfungen einzufinden. Berlin, den 8. Februar 1897. i : Der Vorsizende des Senats, Sektion für Musik. Dr. M. Blumner.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Bekanntmachung.

Die Herren Poel isfenen, welhe die Forst- Referendarien -Prüfung im bevorstehenden Frühjahre abzulegen wünschen, haben die vorschriftsmäßige Meldung dazu bis spätestens den 20. März d. J. hierher einzureichen.

Berlin, den 9. Februar 1897.

Der Minifter für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Auftrage : Donner.

Abgereist :

cellenz der Präsident des Evangelishen Ober- irklihe Geheime Nath D. Dr. Barfkhausen.

Seine Kirchenraths,

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Februar.

Zhre Kaiserlihen und Königlihen Majestäten begaben Sich gestern Vormittag zum Gottesdienst in die Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirhe. Nachmittags statteten Seine Majestät der Kaiser dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe einen-Besuch ab.

eute Vormittag nahmen Seine Majestät den Vortrag des Chefs des BZivilkabinets, Wirklihen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und sodann die Marine-Vorträge entgegen.

Jn einzelnen Tageszeitungen, u. a. in der „Vossischen eun vom 4. Februar, Abendausgabe, findet sich eine achricht, daß die z. Zt. gültigen Bestimmungen über den Eintritt und die vershiedenen Laufbahnen in der deutshen Kriegsmarine gegenwärtig durch die obersten Marinebehörden einer Revision zum Zweck einer RNe- organisation unterworfen würden. Nach der Lage der Dinge dürfe angenommen werden, daß die amtlihen Vorschriften einer einschneidenden Umarbeitung unterzogen werden, deren Ergebniß in vielen Fällen eine Umgestaltung für die Lauf- bahnen in der Kaiserlichen Marine sein werde.

Diese Nachricht entbehrt in ihrer allgemeinen Fassung jeder Unterlage. Es stehen weder einshneidende Aenderungen der amilihen Vorschriften über den Einiritt und die ver- schiedenen Laufbahnen in der Kaiserlihen Marine bevor, noch hâben bierüber Erwägungen innerhalb der obersten, zusiändigen Marinebehörde stattgefunden.

Die organische Entwickelung der Marine bringt es mit sih, daß Detailänderungen der einzelnen Vorschriften öfters nothwendig werden und daß auch neu hinzutretenden Aus- bildungszweigen und organisatorishen Einrichtungen die noth- wendige reglementarische Unterlage gegeben wird. Es liegt auch _ in der Absicht der Varineverwaltung, die im Jahre 1888 erlassenen und durch Sondervorschriften theilweise überholten „Drganisatorischen Bestimmungen für die Kaiserliche Marine“ neu zu bearbeiten. Jn denselben werden aber nur die z. Zt. en Verordnungen Aufnahme finden und einshneidende

lenderungen der leßteren anläßlih der Bearbeitung keineswegs beabsichtigt.

Der Finanz-Minister hat in einem Rundschreiben vom 1. d. M. den Vorfigenden der Einkommensteuer - Berufungs- Tommissionen eine vergleichende Uebersicht der gegen die Einkommensteuer-Veranlagung für die Jahre 1892/93 und 1894/95 eingegangenen Berufungen und Beschwei den zu- chen lassen. Aus derselben is zu ersehen, daß im allgemeinen Fowohi die Zal der Berufungen, als auh die der Be- schwerden abgenommen hat.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Landesdirektor des

Wirnenthums Waldeck und Pyrmont, Königlih preußische

eheime Regierungs-Rath von Saldern ist von hier ab- gereift.

Die Regierungs-Referendare Freiherr von Shuckmann aus Oppeln, von Miquel aus Potsdam, Dr. jur. von Keudell aus Königsberg, Heyl aus Düsseldorf, von Krogh aus Arnsberg und von Lucke aus Frankfurt haben die ite Staatéprüfung für den höheren Verwaltungsdienst eitandeu.

Sachsen.

__ Wie dem „Dresdner Journal“ mitgetheilt wird, erfolgt die Abreise Jhrer Majestäten des Königs und der Königin nach der Niviera am 18. d. M. Abends. Die Reise geht über Reichenbach - Hof - München - Kufftcin- Ala-Modena- Novi. ore Majestäten werden na 39 stündiger Fahrt am 20. d. M. Nachmittags in Mentone eintreffen und für mehrere Wochen im Hotel Kap St. Martin Aufenthalt nehmen.

Seine Kaiserliche und Königliche Hol ¿ Otto von Oesterreich ist am Sonnabend früh von Berl in Stuttgart eingetroffen und am Bahnhofe von Seiner König- lichen Hoheit dem Herzog und Jhrer Kaiserlihen und König- lihen Hoheit der Herzogin Albrecht empfangen worden. Be hat der Erzherzog die Weiterreise nah Wien an-

etreten. s Der Landtag wird am 4. März wieder zusammentreten.

Baden.

Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin hat, dem lezten Bülletin der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, dur die vor kur erfolgte Vereinfahurg des Verbandes wesentlihe Er- leihterung gefunden. Das AUgemeinbefinden befsert sich in erfreulicher Weise, und in den nächsten Tagen dürfte Jhre Königliche Hoheit vorausfichtlih für einige Stunden das Bett verlassen können,

Reuß ä. L.

Jhre Durchlaucht die Prinzessin zu borene Prinzessin Reuß à. L., ift am 12. wieder abgereist.

Ysenburg, ge- d. M. von Greiz

Elsaß-Lothringen. Der Kaiserlichße Statthalter in Ea lningan Fürst zu Hohenlohe-Langenburg hat fih, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag von Straßburg nah Berlin be- geben und gedenkt am 18. d. M. wieder zurückzufehren.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Politishe Korrespondenz“ meldet, der griechische Geschäftsträger Manos habe am Freitag dem Minister des Aeußern Grafen Goluchowski eine Note der griechischen Regierung überreicht, welche die in leßter Zeit befolgte ariehishe Politik im allgemeinen erläutere und speziell die Entsendung des griechischen Geshwaders nah Kreta begründe.

Dem „Fremdenblatt“ wird aus Pola von gestern be- richtet, daß der Rammkreuzer „Elisabeth“ und der Torp-do- Aviso „Satellit“, sowie drei Torpedoboote telegraphisch den Befehl erhalten hätten, in Ausrüstung und Bereitschaft zu treten.

Im ungarischen Unterhause rihtete am Sonnabend der Abg. Kossuth die Anfrage an die Regierung: Ob die gricchische Regierung den Mächten mitgetheilt habe, welche Befehle der „ielcien Flotte ertheilt worden seien; be- jabenden Falles, worin diese Befehle beständen; ferner ob zwishen den Mächten bezüglih der durch die Vorgänge auf Kreta gesczaffenen Lage Uebereinstimmung und Einheit- lichkeit herrshe; wenn Uebereinstimmung bestehe, ob dieselbe in der Richtung der Sicherstellung des europäischen Friedens zu stande gekommen sei; shließlih, wenn keine Uebcreinstimmung vorhanden sei, wel@e Stellung die österreihish: ungarische Regierung einnehme. Der Minister-Prästdent Baron Banffy erwiderte, nach der „Wiener Ztg.“ Folgendes: „Auf die Jnterpellation selbst muß ich im allgemeinen, ,und ohne die einzelnenFragen auseinander zu halten, erklären, daß die Regierung im Augenblick nicht in der Lage ift, fich über die Ereignisse auf Kreta meritorish zu äußern. Jndeß kann ih doch soviel sagen, daß für die ficherlih traurigen Verhältrisse auf Kreta die Verantwortlichkeit ohne Zweifel die grichishen Comités trifft, welhe fortwährend in unüberlegter Weise agiticren. Anlaß dazu hat aber auch gegeben, daß die türkfishen Behörden der Durchführung der in Aussicht gestellten Reformen unmoti- vierter Weise Hindernisse in den Weg gelegt haben. Nach dieser Er- klärung muß ih nur noch fagen, daß das von der griehischen Re- gierung beobachtete Verfabren cntgegen den Rathschlägen sämmtlicher Großmächte erfolgte. Jh muß erklären, daß alle Großmächte den einmüthigen Wunsch hegen, daß im Orient der Fricde und die Ruße sowie auch der Status quo nit gestört wcrden, und daß das diplomatische Bestreben derselben darauf gerichtet ist, daß im Orient und besonders auf Kreta jede fernere Komplikation vermieden werde. Jch biite, meine Antwort zur Kenntniß zu nehmen.“

Großbritannien und Frland.

Seine Majestät der Deutsche Kaiser hat, wie „W. T. B.“ meldet, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales angetragen, das Ehren- Präsidium des Comités zur Vor- bereitung des Jubiläumé-Yacht-Rennens Dover- Helgoland um den von Seiner Majestät gestifteten Pokal, welches am 23. Juni d. J. von statten gehen soll, zu übernehmen. Der Prinz von Wales erwidcrte, er nehme den Ehrenvorsiß an und wünsche der Regatta guten Erfolg.

Dem „Reuter'shen Bureau“ zufolge, sind die Kanonen- boote „Harrier“, „Dryad urd „Blazer“ sowie der Torpedobootszerstörer „Ardent“ von Malta nah Kreta ab- gegangen. Das Flaggschiff des britishen Miitelmeer- geshwaders „Ramillies“ wird wahrscheinlih heute dorthin in See gehen.

Frankreich.

Der Minister des Aeußern Hanotaux hatte, wie ,W. T. B.“ erfährt, gestern Nachmittag mit den Bot- shaftern Deutschlands, Ftaliens, Rußlands und Großbritanniens sowie mit dem Marine-Minister, Admiral Besnard Unterredungen.

Der von dem Gencralberichtersiaiter des Budgets für 1897 die f erstattete Bericht befürwortet, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Festsegung eincs Eintrittsgeldcs zum Besuche der National- Museen (Louvre, Luxembourg, Versailles und St. Germain). An Sonn- und Feiertagen sowie Donnerstags soll der Eintritt frei sein, für die arderen Tage soll ein Franc Eintrittsgeld erhoben und der Erlös zum Ankauf von Kunstgegenständen verwendet iw. rden.

Die Pariser Blätter melden aus Toulon, daß für das ariechishe Panzerschiff „Psara“ eine beträchtlihe Menge Munition aus Havre eingetroffen sei.

Türkei. __ Das Wiener „Tel.-Korr.-Burcau“ erfährt aus Kon - stantinopel von vorgestern : Am Freitag habe cine Konferenz der Botschafter zur Berathung der kretishen Frage statt- gefunden. Nach dem Auslaufen der griechischen Torpedoflottille sei ein Admiralsrath abgehalten worcen. Das am Goldnen Horn verankerte Geschwader habe darauf Befehl erhalten, fich zur Jndienststellung vorzubereiten. Es sei ferner die Zusammenziehung der in den Dardanellen, dem

Hoheit der Erzheraog ‘zehn Torpedoboote geplant. obil

in Saloniki, dem Golf von andrette

stantinopel liegenden l Ttiorgbereiten drei-

Die Meldung von der

machung einiger Bataillone im Bereiche des TIT. Korps

sei verfrüht, d die vom Hauran zurückgekehrten Bataillone

zur eventuellen Verstärkung der Truppen an der Grenze für genügend erachtet würden.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Kanea von vor- nid: gerüchtweise verlaute, daß während der Nacht größere

engen Waffen und Schießbedarf seitens der griechischen Schiffe gelandet worden seien. Man erwarte auh-die Lan- dung eines griechischen Obersten mit 24 Mann A fie und Geszüßen. In Sitia sollen 300 Mohamedaner getödtet worden sein, auch in Kissamo seien Mohamedaner nieder- gemacht worden.

Von gestern meldet das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kanea: Am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr habe bei KClepda und Kanea der Angriff der Christen mit der

eseßung der naheliegenden Höhen begonnen, und das Bombardement von Kanea sei sofort eröffnet worden. Berowitsh Pascha habe sih auf ein rusfishes Panzerschiff begeben. Die Konsuln seien mit ihren Familien abgereist, nur der österreihish-ungarishe Konsul Pinter sei zurück-

eblieben. Die griehishen Torpedoboote kreuzten längs er Küste, um Truppensendungen zu verhindern.“ Gestern dauerie;, der „Agence Havas“ zufolge, das Bombardement fort: Seit dem Vormittag wurde um Kanea heftig gekämpft. Die in Kanea eingeshlossenen Mohamedaner machten den Versuch Wren. s

er griechishe Konsul in Herakleion hat fich an Bord des Kreuzers „Admiral Miaulis“ eingeschifft. Wie aus Rethymon gemeldet wird, haben die Mohamecdaner da- selbst mehrere Läden von Christen geplündert und dann in Brand gesteckt.

Ueber einen am Sonnabend vorgekommenen Zwischen - fall, das Zusammentreffen des griechishen Kreuzers „Admiral Miaulis“ mit einem türkishen Dampfer wird der „Agence Havas“ von maßgebender Seite hbe- richtet; Der türkishe Dampfer „Fuad“ hatte in Kandia türkishe Truppen und Baschibozuks an Bord genommen, um sie nah einem andern Punkte der Jnsel zu befördern. Der griehishe Kreuzer „Admiral Miaulis“ erhielt Befehl, den „Fuad“ zur Umkehr zu zwingen. Auf die Weigerung des türfishen Schiffes, seinen Kurs zu ändecn, gab der „Admiral Miaulis“ zwei Kanonenshüsse auf den „Fuad“ ab, welche diesen zwangen, nah Kandia zurüczukehren. Der türkische Mutessarif habe darauf gegen dieses Vorgehen des griechischen Kriegsschiffes bei dern Kommandanten des britischen Panzer- \chiffes Protest eingelegt, und dieser habe dem Kommandanten des „Admiral Miaulis“ erkiärt, daß er in Zukunft Gewalt anwenden werde, um derartige Handlungen zu verhindern. Auf die Nachricht von dem Vorgehen des griechishen Kreuzers „„Admit:al Miaulis““ soll, wie der „Köln. Ztg.“ aus Paris berichtet wird, der Großvezir einigen Botschaftern die Absicht der Pforte angekündigt haben, den Friedensbruch mit dem sofortigen Einmarsch türkischer Truppen in Thesfa- lien zu beantworten. Die Botschafter hätten beshwihtigend und von diesem Vorhaben entschieden abmahnend geantwortet. Es sciin dann schleunige Verhandlungen sämmilicher Botschafter, Depeschenwech}el mit den Kanzleien und atermals unter der Zusage, daß die Mächte dem Vorgchen Griechenlands Einhalt thun würden, wirksame Abmahnungen an die Pforte gefolgt. Jn- zwischen hätten gestern griehishe Schiffe einen der in türkischen Händen befindlihen fkretishen Häfen bombardiert. Es sei jedo gleichzeitig die Einigung der Mächte erfolgt und be- stimmt festgestellt worden, daß Griechenland niemand, weder Rußland, noh England, bei dem jüngsten Abenteuer hinter fich habe. Gestern Abend hätten sämmtliche Geschwader-Chefs in den kretishen Gewässern die Weisung in Händen gehabt, unter allen Umständen und mit allen Mitteln cinen weiteren Zu- sammenrstoß zwishen Griehen und Türken zu verhindern, sodaß zur Stunde eine unmittelbare Gefahr von dieser Seite als abgewendet gelten dürfe.

Nach ciner Meidung der „Times“ aus Kanea vom gesirigen Tage hat Berowitsh Pasha sein Amt niedergelegt und sih auf einem österreihishen Lloyddampfer nach Triest eingeschifft. Man glaube allgemein, er habe den Hafen ohne Erlaubniß d:s Sultans verlassen. Die Auf- händijhen seien geftern gegen die Landenge, welche die Halbinsel mit dem Hauptlande verbindet, vorgedrungen und hätten die türkfische Artillerie den ganzen Nachmittag hin- dur in ein Gefccht verwickelt. Der Kapitän des britischen Kriegéschiffs „Trafalga:“ habe Herakleion die Nachricht zugehen lassen: er werde das guiechish?: Kriegsschiff von cinem Bombardement der Stadt abhalten, wenn die mohamedanishe Bevölkerung fih rubig verhalte.

“us griehische Trarsporischiff „Mykale“, welches in der vergangenen Nacht mit grichishen Unterthanen aus Kreta an Bord vor Syra einget: offen ist, berichtet, der „Agence Havas“ zufolge: die Thunfischer in Kanca hätten ihre Familien an Bord eines österreichishen Lloyddampfers gebracht und hâtten fih selbst auch cinschiffen wollen, feicn aber von der mohamedanishen Bevölkerung daran gehindert worden.

Griechenland.

Aus Athen von gestern meldet die „Agence Havas" : der Minister des Auswärtigen Skuses habe in seiner Antwort auf die Vorstellungen der Gesandten der Mächte erllärt, daß die griechische Regierung in Erkenntniß der Lage nicht gezögert habe, die volle Verantwortlichkeit für die getroffenen Maßnahmen auf sich zu nehmen.

Am Sonnabend Nachmittag schiffe fich eine Truppen- abtheilung, bestehend aus einem Jnfanterie- Regiment, einer KompagnieSapeure und einer Batterie, im Piräus unter begeisterten Kundgeburgen der Menge ein. Der Kron- prinz ließ die Truppen an fich vorbeimarschieren und hielt eine Ansprache an diueselbea. Die Dampfer trafen gestern 1n Milos ein und gingen sofort weiter. Die gesammte Prisse begrüßt die Abfahrt der Truppen mit Begeisterung; die Stadt Athen ift außergewshnlih bewegt. Ï

Die Reserven der Jahresklasse 1893 und 18 sind gestcrn mit dem Befehl, fich in 48 Stunden u stellen, zu den Fahnen einberufen worden. Der Prinz Nikolaus gcht mzt dem 3. Artillerie-Regiment nach Larisja.

Ein griehisher Dampfer ist in der Naht zum Sonn- tag in Syra mit 1500 Flüchtlingen angekommcn, welche auf das Drängen des Kommandanten des Armes „Admiral Miaulis“ und des griechischen und britischen Konsuls Herakleion verlassen hatten.

Bosporus, und: in

dem Gouverneur vor .

uppenabtheilung sei dort gelandet.

Rumänien.

Jn -der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer erflärte der Minister-Präfident Aurelian in Beantwortung einer Interpellation des Deputirten Jepurescu über die Er- eignisse auf Kreta: Nach den der s pugegangenen Nachrichten erscheine die Gefahr eines Krieges durch das Ein- vernehmen der Mächte beseitigt. Rumänien, als Element der Ordnung im Orient, werde fich nach Maßgabe seiner Mittel den Bemühungen der Mächte anschließen.

Amerika.

Das „Reuter'she Bureau“ berichiet aus Montevideo: Die Negicrung habe eine beabfichtigte öffentliche Versammlung verboten, weil Grund vorhanden sei, eine Revolution zu be- fürhten und weil fih aufständische Banden an der brasilianischen Grenze gesammelt hätten.

Die „Times“ von heute erfährt aus Montevideo, daß Cuestas, der Kandidat der Regierungspartei, zum Präsi- denten des Senats von Uruguay gewählt worden sei.

Asien.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Peking gemeldet, daß der birmanishe Grenzvertrag, welher den West- Fluß (Si-Kiang) dem Handel eröffnet, am 4. Februar unter- zeichnet worden sei. : j

Jn Madrid eingetroffenen Nachrichten aus Manila zu- folge, hat der General Jaramillo ein Fort bei Cavite genommen. Dabei sollen 15 Jnsurgenten und 5 Spanier fampfunfähig gemacht worden sein.

Afrika.

A Tanger wird gemeldet, der Großvezir sei schwer e: frantt.

Nach einer amtlichen Meldung hat der Gouverneur der Kap-Kolonie Lord Rosmead demissioniert; der Präsident des Departements für die inneren Einnahmen Sir Alfred Milner ist zu seinem Nachfolger ernannt worden.

M: E verlautete heute, die nah Kreta entsandte grie LT

Parlameutarische Nachrichten.

Die Berichte über die vorgestrigen Sipungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (176.) Sißung des Reichstages, welher der Kriegs-Minifter General-Lieutenant von Goßler beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Reichshaus- halts-Etats für 1897/98 bei dem Etat des Reichsheeres, und zwar bei dem „Gehalt des Kriegs-Ministers“ forideiehi. E É 4

Das Wort nahm zuerst -der Abg. Bebel (Soz.), dessen Nede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

Das Herrenhaus nahm heute seine Sizungen wieder auf. Der Präsident Fürst zu Wied war durch Unpäßlichkeit entshuldigt; an seiner Statt eröffnete der Erste Vize-Präsident Freiherr von Manteuffel die Sigung.

Die Glückwünsche des Herrenhauses zum Geburtstage Seiner Majeftät des Kaisers und Königs sind durhch den Präfidenten dargebraht worden; Seine Majestät hat dieselben huldreichst entgegengenommen.

Das Haus ermächtigt den Ersten Vize-Präsidenten, dem Minister-Präsidenten und Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe zu dem morgen statifindenden Feste seiner goldenen Hochzeit namens des Herrenhauses zu gratulieren.

Seine Majestät der König hat sechs neue Mitglieder aus besonderem Königlichen Vertrauen in das Haus berufen: die Geheimen Kommerzien-Räthe Frentel-Berlin und Krupp- Essen, Graf Hilmar vom Hagen - Möckern, Freiherr von der Malsburg auf Escheberg, Erbdrost von Rheden und Graf von Schimmelmann-Ahrensburg. Bis auf den Freiherrn von der Malsburg sind die Beruferen auch bercits eingetretcn. Die Herren Frenßel und Krupp werden morgen auf die Verfassung vereidigt werden. E

Auf der Tagesordnung stehen Kommissionsberichie über

Petitionen. __ Ueber die Petition des Eingesessenen Glinka in Fröblisrwalde, Kreis Ortelsburg, und von Genessen um Befreiung von der Beitrags- pflicht zu Meliorationszwecken des westlihen Omul: ffgebietes im Kreise Ortelêburg wird nach dem Antrage der Agrarkommission zur Tagesordnung übergegangen.

Ober-Bürgermeiiler Küper- Krefeld berihtet namens der Eisen- ‘abnkommission über die Petition des Comités um Herstellung einer direlten E!fenbabnverbindung zwishen den Städten Nuhrort und Duiéburg über Meiderih, im Ans{luß an die Linie Duisburg- Quakenbröck (Bürgermeister Bemme-Ruhrort u. Gen.).

_ Die Kommission will die Petition ter Regierung zur Erwägung uderwellen.

Ohne Debatte beschließt das Haus demgemäß und faßt denselben

Vcsluß binsihtlih ciner Petition tes Magistrats der Stadt Nehden in Westpreußen und von Genossen um ocn Bau einer Eisenbahn von Kulmsee nah Melno. __ Die Petitionen des I. F. Janfien, der in seiner Entmündigungs- ahe Beschwerde führt; und des Stabsarztes a. D. Sternberg in gleicher Angelegenheit hat die Petitionsfommission zur Erörternng im Plenum nit für geeignet erahtet. Auch aus dem Hause erfolgt kein Antrag auf Diékussion im Plenum. Die beiden Petitionen sind damit erledigt.

(Schiuß des Blattes.)

In der heutigen (33.) Sigung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanz-Mimster Dr. vonMiquel, der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- stein und der Justiz-Minister Sch önstedt beiwohnten, gelangte zur ersten Berathung der aus dem Herrenhause gckommene Gesegentwurf, betreffend die Ergänzung ciniger jagd- rehtlihen Bestimmungen. ah demselben sollen das Jagdpolizeigesez und die für Lauenburg und die neuen Pro- vinzen geltenden jagdrehtlihen Vorschriften dahin abgeände1t Verden, daß auch Schiener wege und Eisenbahnkörper als den Zusammenhang von sonst selbständigen Jagdbezirken nicht unter- brehend anzusehen sind.

Jn Verbindung damit werden denselben Gegenstand be- treffende Petiti onen des Kirchcnvorstandes. in Bomst und des Jagdschutvereins der Rheinprovinz berathen, deren Ueber- weisung an die Regierung zur Berücksichtigung die Agrar- fommission beantragt. ; :

Abg. Willebrand (Zentr.) weist darauf hin, daß das Er- lenntniß des Ober-Berwaltungégerihts, daß Schicnenwege als Tren- ung der Jagdbezirke anzusehen seien, geeignet sei, Verwirrungen an- zurihten, namentlich in seiner Heimathprovinz Westfalen, Deshalb

müsse eine geseßliche Aenderung eintreten. Eine Kommissionsberathung des twurfs fei nit erfor

Abg. Knebel (nl) führt vershiedene Beispiele aus der Rhein- provinz an, wo eine ganze Reibe von Jagdbezirken dar das Urtbeil des Ober - Verwaltungsgerihts theils bedeutend verkleinert szien, tbeils ibre Jagdberehtigung ganz verloren hätten. Ebénsowenig, wie Sthienenwege, türfe man auch Kanäle als Trennung von Jagdbezirken ansehen. Das Erkenntniß s{chädige seit langen Jahren beftebende Privatrehte in einer dem Rechtsbewußtsein des Bolkes widersprehenden Weise. Die Jagdberechtigten würden zum Schaden des allgemeinen Interefses sich der Anlegung neuer Klein- babnen widerseßen, wenn dadur ihr Jagdreht beeinträchtigt werde. Ueber den Kommifsionsantrag könne erft entshieden werden, wenn über den Geseßentwurf ein Beschluß gefaßt worden sei.

Abg. Freiherr von Heereman (Zentr.) widerspriht ebenfalls der Auffassung des Ober-Verwaltungsgerihts; die Jagdberehhtigten müßten mindeftens für die Beeinträchtigung ibres Jagdrehts ent- \{ädigt werden. Um Verwirrungen nah allen Richtungen vorzu- beugen, fei die im Herrenhause beschlossene geseßliche Aenderung noth- wendig

Abg. Freiherr von Plettenberg (fons.) bhélt das Erkenntniß des Ober-Verwaltungsgerihts sozar dem Geiste der FEre sung für wider- sprechend; denn diese proklamiere die Unverleglihkeit des Eigenthums. Allerdings sei im allgemeinen Interesse die Enteignung von Grund- besi für die Anlegung von Eisenbahnen statthaft, aber nicht die Enteignung fonstiger Rechte, die nidt im allgemeinen Interesse liege. Namens seiner Freunde erklärt sich Redner für den Gesegeatwurf.

Abg. Kirsch (Zentr.) spricht sih dafür aus, daß auch füc die hessischen und s{leswig-holfteinishen Gebietstheile diese geseßliche Aenderung Geltung erbalten soll. Im Herrenhause habe der Minister gefagt, die Bahnhöfe seien von dieser Bestimmung selbstrerständlih au8genommen ; das gehe aber dech niht obne weiteres an, da der Umfang der Bahnhöfe ganz verschieden und nit feft begrenzt sei.

Minister für Lantwirthshaft 2c. Freiherr von Hammerstein bezieht sih auf seine Autführungen im Herrenhause. Kanäle seien als Gewässer anzusehen. Er bitie um Annahme des Geseßentwurfs, weil durch das Erkenntniß des Ober-Verwaltungsgerichts allerdings Ver- wirrung nach den verschiedensten Richtungen hin angestiftet werden könne.

Damit ist die erste Berathung erledigt ; die zweite wird ohne Kommissionsberathung im Plenum demnächst stattfinden. Der Beschluß über die Peiitionen wird vorläufig ausgeseßt.

Es folgt die erste Berathung dec Novelle zu dem Geseg, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten, wonach in Konsequenz der Beamtenaufbesserungen die Hinterbliebenen- bezüge von 331/; Proz. auf 40 Proz. der Pension des Ver- storbenen und der Mindestbetrag dieser Bezüge von 160 auf 216 S jährli erhöht werden sollen.

Abg. Dr. S ulß-Bechum (nl.): Die Vorlage habe als Kon- fequenz der Beamtenbcsoldungserhöhungen ten doppelten Vortheil, daß durch diese Vorlage nicht nur die Wittwenbezüge an #ch, sondern auch noch im Verhältniß ter Gehaltéaufbesserungen erhöht würden, fodaß im Ganzen e:ne Erhöhung um ein Drittel herauskomme. Be- dauerlih sei aber do, daß die Regierung nicht noh weiter gegangen fei, naddem durch die Konversion das Einfommen geschmälert set, sodaß die Hinterbliebenen der Beamten fast nit besser gestellt seien als die der industriellen, namentli der Bergarbeiter, wie die Zah- lungen der Kncppschaftskassen bewiesen. Die Erhöhung des Mindest- betrages der Pension sei ja anerkennenêwerth, aber 216 M seien immer noch zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Durch die Bestimmung eines Höhstbetrages der Bezüge werde das bisherige Prinzip verletzt, daß die Relikten im Verhältniß zu dem Einkommen und der Pension des Verstorbenen verforgt werden follen. Daß in den Kreifen der höheren Beamten auch ein gewisses soziales Elend bestehe, fei schon wiederholt dargelegt worden. Die studierenden Söhne verursahten den höheren Beamten ganz erhebliche Aufwendungen; diese Auswendungen müsse der Staat bei seinen Leistungen für die Beamten berücksihtigen. Redner be- antragt die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission.

Hierauf nimmt der Finanz-Minister Dr. von Miquel das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.

Im Reichstage ist von den Abgg. Dr. von Leveßow

„und Genossen folgende Interpellation eingebraht worden:

An den Herrn Reichskanzler erlauben wir uns die Anfrage zu richten, wie weit die Berathung des von der Königl ch preußischen Staateëregierung an den Bundesrath gebrachten, am 3. August 1896 im „Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats- Anzeiger“ publizierten Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ak- änderung der Gewerbeordnung (Organisation des Handwerks), gediehen ist, bezw. welhe Hindernisse einer s{leunigen Vorlage des lange verheißenen Entwurfs an den Reichstag entgegenstehen ?

Arbeitecrbeweguug.

__ In Hamburg fand vorgeftern eine Versammlung des Vereins Hamburgischer Nheder statt, in welcher beschlojsen wurde, die Veuern der Matrosen auf 55 Æ, der Heizer auf 65 M, der befahrenen Trimmer auf 55 #, der unbefahrenen Trimmer auf 45 4 für den Monat zu erböben und eine weitere Erhöhung um 5 Æ monatli für diejenigen, welie nah dem ersten Dienstjahre bei derselben Rbederei bleiben, eintreten zu lassen. Die Hamburg-Amerika- Linie hat be- \{lofsen: 1) die Heuergebühren nur für die erste Reise von den See- leuten zahlen zu laffen, für fernere Reisen überhaupt feine Heuer- gebühren zu erheben und bei der Anmusterung für eine zweite Reise auf einem ihrer Stiffe die für die erste Reise eingezogenen Ge- bühren baar zurüdzuerftattien, 2) versuhëweise die Ausgabe der bisher bei ihr übl'ch gewesenen halbmonatlihen Vorschußnoten einzustellen und die üblihen Borschüsse baar zu zahlen. Die übrigen großen trans- atlantishen Rhedereien haben sich der Maßnahme angeschlossen. Aus Harburg wird gemeldet, daß der englishe Arbeiterführer Tom Man dort eingetroffen ist. Derselbe hattz eine längere Be- sprechung mit einem hervorragenden Leiter der leßten Hamburger Arbeiter- bewegung, welche sich angebli auf den demnächst stattfindenden inter- nationalen Hafenarbeiter: Kongreß bezog.

In Leipzig verbandelten die Zimmerleute in einer Ver- fammlung am Freitag über die Lohn- und Arbeitsverbältnifse auf dem Auss\tellungéplatzez der Sälsisch-tbüringishen Industrie- und Gewerbe- Auëstellung und brachten hierbei, einer Mittheilung der „Lpz. Ztg.“ zufolge, eine Reibe angebliher Mißstände zur Sprahe. Das Resultat der Verhandlungen bestand in dem Beschluß, den Arbeitgebern im Laufe des Sonnabend-Vormittags folgende Forderungen vorzulegen: 60 Mindeststundenlobn (der gegenwärtige Lohn beträgt 45 4), Einhaltung ter üblichen Pausen, Beseitigung der Ueberstunden. Der Vertrauensmann follte vorgestern Mittag die Berichte der Plaßdelegierten über den Erfolg entgegennehmen. Falls die Antwort der Meister ablehnend lauten sollte, war vom heutigen Montag ab der Ausstand geplant. Definitiver Beschluß hierüber sollte jedoch erst geftern gefaßt werden. Ferner fam in der Versammlung die Antwort der Meister auf ein Gefu der Gehilfen um Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes zur Verlesung. Hiernah haben die Meister diese Forderungen abgelehnt, weil die Arbeitszeit der Leipziger Zimmerer im Jahresdurhschnitt überhaupt nur eine neunstündige sei und weil der übliche Lohn keines- wegs als zu niedrig bezeihnet werden könne, wie der s\tetige Zuzug von Gehilfen nah Leipzig beweise.

Aus Anina wurde der „#Frkf. Ztg." unter dem 11. d. M. ge- meldet, daß die Bergarbeiter aller Werke der österreihishen Staatsbahn , welche vor furzem bereits einmal ausftändig waren, für

Sonnabend Abend die Eröffaung eines Ausftands angemeldet hütte. Vom ge}trigen Tage wird dem Blatt nun weiter Folgeudes berichtet: Die Auszahlung an 5030 Bergarbeiter vollzog sich ruhig. Die Ar- beiter ließen sih die erhöhten Abzüge rubig gefailen. Tropdem ift die Erregung groß, und es ift fcaglih, ov die Arbeiter am Montag einfahren werden. Alle Werke sind militärisch besegt. Die Direktion droht den Arbeitern, welch?2 die Statuten nicht ans e B ulafsung, eventuell Ginftellung des Betriebs. (Vyk. T, 5

Kunft und Wifsenschaft.

Grabmal der bei Salamis gefallenen Korinther.

Herodot erzählt, daß beim Beginn der Schlacht von Salamis der korinthishe Admiral Adeimantos mit seinen Schiffen zu entweichen versucht, daß ihn aber ein ihm plößlich Ee Boot zur Rückfehr in die Schlacht bewogen habe. Herodot, der in dieser Erscheinung des Bootes eines der vielen von ihm berihteten Wunder sieht, bezeichnet die von ihm mitgetheilte Erzählung als eine athenishe Version, die weder die Korinther selbst, noch die anderen Griechen an- erkannt hätten. Jm späteren Alterthum ist diese Frage mit- unter behandelt worden, und sie wird z. B. in dem Shriftchen von der Böswilligkeit des Herodot dazu mißbraucht, die Ehr- lichkeit des Historikers anzugreifen. Die von ihm selbst ja nicht geleugnete Tapferkeit der Korinther wird vor allem durch die Grab-Epigramme der in der Schlacht gefallenen Korinther bewiesen, deren eines sfih auf dem Grabmal befunden habe, das die Athener selbst den Korinthern nahe bei der Stadt Salamis zu errichten erlaubten. Dies selbe Epigramm führt Dio Chrysostomos ebenfalls zum Ruhm der Korinther an und führt es auf den berühmten Dichter Simonides zurü. Daßÿ diese leßtere Beziehung kaum rihtig ist, hat man schon mehrfah bemerkt; aber man ist offenbar zu weit gegangen, indem man das ganze Epigramm für cine späte Erfindung erklärte. Für seine Edtheit ist jeßt ein shlagender Beweis erbraht : Jn dem Dörfchen Ambelaki, das dicht bei den Ruinen der alten Stadt Salamis liegt, fand Herr St. Dragumis cinen Marmorblock mit einer Jnschrift, in der er scharfsinnia die Reste des genannten Epigramms auf die efallenen Korinther erkannt hat. Die Inschrift, deren uthentizität damit gefichert ist, war in dorishem Dialekt und in altertzümlicher korinthisher Schrift geschrieben. Da der

gefundene Block nur einen kleinen Theil des ganzen Epigramms enthält, ist sehr zu wünschen, daß weitere Nacforshungen an der Fundstelle veranstaltet werden, da die Hoffnung auf die Entdeckung anderer Reste niht ausgeschlossen scheint.

Die Unterrichts - Anstalt des Königlihen Kunst- gewerbe - Museums erfährt mit dem 1. April d. J. eine bemer- kenswerthe Grweiterung dur die Einrichtung einer neuen Fachklasse für figürlihes Modellieren, die unter der Leitung des Herrn Professors Ludwig Manzel stehen wird. Wie. in der entsprechenden Fachklasse für figürlihes Zeichnen und Malen, wird auch in thr der Unter- rit vornehmlich von tem Studium des lebendenModells ausgehen und sein Ziel darin finden, die Schüler zu einem richtigen Verständniß und zu einem echt künsilerishen Grfafsen der vershiedenen Aufgaben dekorativer Plastik binzuleiten. Zulassung zu der Klasse finden nur Schüler, die die erforderliche Vorbildung nachweisen können. Vorausseßung des Eintritts ift hier, wie bei den übrigen Fahklafsen der Unterrichttanstalt des Museums, daß der Schüler seine ganze Zeit dem Studium zu widmen in der Lage ist. Das Schulgeld beträgt im ersten Jahre 72,46 für das Winter- Semester und 36 M4 für das Sommer-Quartal. Es ermäßiat ih im zweiten Jahre auf im Ganzen 60, im dritten auf 30 4 Gleich- zeitig mit der Einrichtung der neuen Klasse wird die Fachk lasse für Kupfersti} und Radierung aus dem Gebäude des Kunft- gewerbe-Museums, das schon längst nicht mehr genügenden Plaß dafür gewährt, in Näume des Hauses Moßstraße 7 verlezt.

Für die 69. Versammlung deutet Natuïforscwer und Aerzte zu Braunschweig sind, nachdem der Vorstand der Gesellschaft seine Zustimmung dazu ertheilt hat, nunmehr endgültig die Tage vom 20. bis 25. September 1897 (mit einer Vorverfamm- lung am 19. September) festgeseßt. Es werden 33 wissen{{aftliche Abtheilungen gebildet werden (gegen 39 VAbtheilungen in Frankfurt a. M. 1896). Die drei neuen Abtheilungen sind: 1) die Abtheilung für Anthropologie und Ethnologie, die in Franfurt mit Geo zraphie vereinigt war und nunmehr wieder abgetrennt wird, 2) die Abtheilung für Geodäfie und Kartographie, die zuleßt in Wien 1894 bestanden hat, und 3) die Abtheilung für wissenschafilihe Photographie, die ganz neu gebildet wird und als durhaus zeitgemäß wohl zur ständigen Einrichtung werden dürfte. Die Nahrungsmittel- Untersuchung, die zuleßt mit der Hyziene verbunden war, wird in der Abtheilung für Agrikultur-Chemie berücksichtigt werden. Für Mittwoch, den 22. Sep- tember, wi:d vorläufig eine gemeinsame Sißzung der naturwissenschaft- Len Se aen unter Beiheiltgung eines Theils der medizinischen geplant.

Theater und Musik,

Lessing-Theater,

Ludwig Ganghofer, der bekannte Dichter vershiedener Volks- fchaufpiele und Erzählungen in oberbayzrischer Mundart, hat mit seinem jüngsten Werke „Meerleuchten “, das am Sonnabend hier zum ersten Male aufgeführt wurde, neue Bahnen betreten. Zwar ift au in diesem Stücke Süddeutschland der Schauplaß der Greignifse, aber die Handlung spielt sich diefes Mal nicht in bäuerlichen Kreisen, sonde.n auf einem freiherrlihen Schlosse, dem Majoratésige Derer von Wangen ab. Das außerordentlich fein und subtil gearbeitete, mit fast idyllischen YMeizen ausgestattete Werk behandelt cinen rein feelischen Konflikt und nimmt, obgleich keine der handelnden Personen dabei zu Grunde gebt, einen tief tragishen Auëgang. Drei Menschen stehen im Mittel- punkt der Vorgänge; Robert von Wangen, der Majoratsherr, Elisabeth, feine Gattin, und Friß von Wangen, fein jüngerer Bruder, der den Seemannsbecuf erwählte und nah jahrelanger Abwesenheit besuhüweise in das Schloß seiner Väter zurüdfehrt. Das Schönste, was der Seemann erleben kann, so erzählt Friß seiner Schwägerin und ehemaligen Jugendgespielin, ist das Meerleuhten, aber das cchte, das, wie alte Matrosen fagen, dem Menschen höchstens einmal zu sehen vergönnt ist. Elisabeth, deren findlidem Gemüth ihr nüchtern angelegter Gatte fein WVer- ständniß entgegenbringt, und welcher sie nur als Erziehungsobjekt be- trachtet, hôrt mit allen ihren Sinnen den glühenden Schilderungen des junzen Seemannes zu. Gelegentlih eines Jagdausfluges, den sie unternehmen, in der Dämmerung des Waldes bei Blumen- dust und Amselshlag geschieht das Unvermeidlicze, daß Friß und Elisabeth eckennen, was ihnen bisher unbewußt war, daß sie t) lieben. Aber nur einen Angenblick geben sie ih diesem Impulse hin; dann erwacht von neuem das Pflichtgefübl, ohne daß eine NUaNrouns erfolgt. Friy läßt sih dur eine fiagierte Depesche noh an demselben Tage an Bord zurückrufen, um niemals zurückzukehren; und Elisabeth ge- winnt nah s{chwerem Kampfe mit si selbst ihre Ruhe wieder. Tief traurig aber klingen die Worte, die sie am Schlusse an ihren in seine wirthschaft- lien Rechnungen vertieften Gatten richtet, von dem Meerleuchten, wie es Frit geschildert: Wie ein Seemann in trüber Nacht seine Straße fteuert, immer za so leben Menschen dahin in trüber Dämmerung. Die gehen freudlos uad ohne Wunsch ihren dunklen Weg. Und da plöglih kommt es über sie etn Großes,

Schônes und das leuchtet wie ein Meer in Feuer und Glanz,