1897 / 47 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

A reti elta ice Ai U G C A Gi G Ea AE Y *

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VII. Kranken- sowie Gejundheitspflege und Heimfstätten für Genesende : Einnahmen 1 667 301 4; Ausgaben 5 903 838 4; VIII. Park- und Gartenanlagen: Einvahmen 14585 4A; Ausgaben 725530 A; IX. Bauwesen: Einnahmen 5 970 341 4; Ausgaben 13 474238 Æ; X. Verwaltungskosten: Einnahmen 614817 4; Ausgaben 8745 980 4; E. Polizeiwesen : Einnahmen 724 000 4; Ausgaben 6 004 263 #; X11. Straßenbeleuhtung, Reinigung und Besprengung: Einnahmen 190 270 A; Ausgaben 2 916 200 4; XII1. Verschiedene Einnahmen: 3712 774 M; Verschiedene Auégaben: 2060374 4; Summa der Einnahmen: 88 445 559 A; Summa der Ausgaben : 88 445 559 M Das Steuerkapitel weist mit 50 015 880 4 die größte Einnahme auf, der nur eine Ausgabe von 549100 M gegenübersteht. Die Ueber- \ck&üfse der städtishen Werke, soweit sie der Stadt-Hauptkafse zu gute kommen, sind in Kapitel Il enthalten. Der Etat für 1896/97 {ließt in Einnahme und Ausgabe mit 87 839 324 4 ab, der Etat für 1897/98 ift daher um 606 235 4 höher. Die Etatsvorlage wird am nächsten Sonntag der Stadtverordneten-Versammlung zugehen, sodaß diese am Donnerstag, den 4. März, darüber in Berathung

treten kann.

Die HauptversammludFgen der drei eme pen Vereinigungen für Herbergswesen, Verpflegungs- stationen und Arbeiterkolonien in Berlin werden in diefem Jahre in der ‘dritten “Märzwoche stattfinden. Am 16. März (Dienstag), Vormittags 10 Uhr, wird im Hause E 106 der Deutsche

erbergsverein über „Die anderer und Herbergen und die

äßigkeitsfahe" „Herbergs - Sparkasse?" as berathen, am 17. März im Herrenhause der Ge ammiverband deutsher Verpflegungsftationen über „Neue Vorschläge zur geseb- lihen Regelung® „Registerführung“ u. dergl, am 18. März ebendaselbst der Zentralvorstand deutsher Arbeiter - Kolonien über „Gruppenfystem in den Kolonien mit bersQuedenaren Aufnahme- bedingungen“ u. st. w. Schon am Montag, den 15. März, wird auf Veranlassung des Zentralaus\chusses für innere Mission eine Konferenz der deutshen Rettungshäuser und am Abend des 15. die General- versammlung des Pensiontverbandes für Berufsarbeiter der inneren

Mission stattfinden.

Die populär-wissenshaftlichen Vorträge aus dem Gebiete der neueren Kunst und Kultur, die von Dr. Köppen und Dr. Stoedtner im Theatersaal der alten „Urania“ (In- validenftraße) veranstaltet werden, erfreuen si eines stetig steigenden Zuspruhs. Am nächsten Sonntag, den 28. d. M., wird der unst- E Herr Friß Stahl über „Max Klinger?s Leben und Werke“ prehen ; große Lichtbilder werden seine Ausführungen erläutern. Billets zu diesem Vortrag, welcher Nachmittags 5 Uhr beginnt, find im Vorverkauf zu haben : bei Amsler u. Ruthardt, Behrenstraße 29 a ; Speyer u. Peters, Unter den Linden 43 ; Raabe u. Plothow, Pots- damerstraße 7 a ; Trautwein, Leipzigerstraße 8 ; Hannemann, Friedrich- straße 208, und an der Vormittagskasse der alten „Urania“.

Im wissenschaftlichen Theater der neuen „Urania“ (Tauben- straße) fand gestern Nachmittag vor völlig gefülltem Saale die General- probe des seit längerer Zeit sorgfältig vorbereiteten neuen, scenish ausgestatteten Vortrags „Der Kampf um den Nordpol“ von Dr. M. Wilhelm Meyer statt. In kurzer Vorrede dankte der Verfasser dem österreihishen Polarforsher und Maler Herrn von Payer, der fich unter den Zuschauern befand, für das thätige Interesse, welches er der Gefell- saft „Urania* entgegengebraht, und dem Admiralitäts-Rath Koldewey für das dem Unternehmen bewiesene Wohlwollen, und spra sein Be- dauern darüber aus, daß es ihm nicht gelungen sei, eine entsprehende Mitwirkung Nansen's zu erlangen. Der Vortrag selbst gliedert ih in drei Theile oder Afte. Der erste führt die Hauptmomente aus der zweiten deutshen Nordpol-Expedition mit den Schiffen „Germania“ und „Hansa" unter Leitung von Koldewey und Hegemann im Jahre 1869 vor. In sechs mit großer Kunst

emalten Bildern breiten s\ch die Reize und Gefahren der isregionen vor den Blicken der Zuschauer aus: der Untergang der „Hansa“, das einsame und trostlose Dasein der Polar-

fahrer auf einer treibenden Eissho0e und ihre endliche Rettung nah der grönländishen Küste. Der zweite Akt behandelt die unter Payer's und Weyprecht's Leitung in den Jahren 187k bis 1874 unternommene öfterreihish - ungarishe Expedition auf dem „Tegetthof}", welche die Entdeckung des Franz - Joseph - Landes zum Ergebniß hatte. Auch hier werden außerordentlich wirkungsvolle Scenerien vorzeführt: der lange Sommertag, die endlose Winternacht, das wunderbare Phänomen des Nortlihtes werden in naturgetreuer Darstellung wiedergegeben. Von besonderem Reiz ift die großartige Landschaft am Säulenkap. Der dritte Aft schließt die Reibe der Bilder mit einigen Momenten aus der jüngsten Polar-Expedition ridtjof Nansen?’s wirkungêvoll ab. Die Bilder behandeln die Abreise der „Fram“, den Virgo-Hafen auf Spißbergen mit Andr6e's Ballonhaus, und in einer herrlihen, nah Skizzen des Landschaftémalers A. Normann hergestellten Wandeldekoration die Triumphfahrt der „Fram“ von Stkiaervö bis nah Berger. Alles in allem ift wohl dieser neue Vor- trag der belehrendste und gelungenste, den die neue eUrania“ bis jeßt vorgeführt hat, und es gebührt sowohl dem Verfasser Dr. Meyer als au den Malern der Dioramen, den Herren Harder, Hartmann und Kranz, für ihr Werk vollste Anerkennung.

Das Deutsche Kolonial - Museum, welches, wie die „Deutsche Kolonial-Zeitung®" mittheilt, in dem Gebäude des jeßigen Marine-Panoramas am Lehrter Bahnhof untergebraht werden soll, wird nah dem genannt-n Blatte folgendermaßen eingetheilt werden : Vor der großen Rotunde liegen rechts und links vom Besucher zwei Säle mittlerer Größe, von denen der eine als historisches Zimmexr, der andere für die N was benußt werden soll. Das Souterrain der großen Rotunde wird ebenfalls Ausftellungszwecken dienen und auch Restauraticnësrâume enthalten. Den Glanzpunkt des Museums wird die Rotunde bilden, welhe nach einem Plan des Herrn R. Hellgrewe ausgebaut werden soll. Die Dimensionen dieser Notunde sind so groß, daß eine geradezu imponierende Ausstellung, sowohl was ihre Originalität wie ihre Ausführung anbetrifft, geshaffen werden kann. Der Besucher betritt ein tropishes Flußthal, von defsen zum theil mit üppiger Vegetation bedeckten Felswänden ein Bach plätshernd herabfällt. Der von diesem Thal eingeshlofsene Raum reiht bequem zu einem Sißungésaal für etwa 600 Personen aus. Durch große Lo in den Felspartien gelangt man in die Ausstellungen von Togo, Kamerun und Südwest-Afrika. Auf dem oberen Stockwerk, zu dem an den Felsen catlang eine Treppe führt, soll in wirkungsvoller Gruppierung die Ausftellung von Oft- Afrika und des Schutzgebiets der Ae Qu S Dagn statt- finden. Es werden hier die s{hönften und chcharakteristischsten Ge- bäude aus der Kolonial - Ausstellung . wieder aufgestellt werden. Bezüglih der Größenverhältnisse sei nur erwähnt, daß das Versammlungshaus von Mushu, welhes manhem Besucher mit seinen nah aufwärts geschwungenen Dalhfirsten in der Erinnerung sein dürfte, noch nicht einmal ein Sechstel des für das Südsee- Scußtgebiet bestimmten Raumes einnehmen wird. Die Bemalun der Wände wird dem Charakter des Landes angepaßt sein, und dur Dioramen soll ferner dafür gesorgt werden, daß besonders denkwürdige Scenen dargestellt werden. Die Häuser der Eingeborenen werden, was auf der Kolonial-Ausftellung niht mögli war, auch im Innern ihrem Charakter entsprehend ausgestattet, wozu das vor- handene ethnologishe Material ausreichen dürfte. „Es liegt auf der Hand“, so schließt die „D. Kolonial-Ztg.* ihre Schilderung, „daß ein solhes Museum unter richtiger Leitung eine große R TS H ausüben s daß es dann in der That eine Sehenswürdigkeit erlins werden wird“.

Die Vereinigung ey eman tgre Einjäbrig - Frei- williger, Kampfgenossen von 1864, 1866, 1870/71, begeht die Hundertjahrfeier des Geburtstages Kaiser Wilhelms I. im Römischen Hofe am Sonntag, den 21. März, Abends 6 Uhr, durh eine Festversammlung, der sich ein Festmahl anschließen wird. Anmeldungen von Mitgliedern find an Herrn Regierungs-Rath Iaschkowit, W., Kalckreuthstraße 16, zu sender.

Das diesjährige Ballfest des Vereins für künstlerishe Bestre bungen „Pallas* wird am Freitag, den 26. d. M., in den Gesammt. räumen der „Berliner Ressource“ (Nommendatentane 58) ftatt. finden. Ein Prolog von V. Laverrenz, eine Aufführung des Shwankz „In Zivil“, eine Tombola, eine Blumenpolonaise 2c. werden Ab, wechselung in -das Fest bringen. Billets sind im Atelier, Lüßow. straße 82, erhâltlich.

Posen, 24. Februar. Jn der Braunkohlengrube bej dem Dorfe Schönow, Kreis Oststernberg, in der Nähe der Posenshen Grenze, wurden, wie die „Posener eing. meldet, abt Bergarbeiter vershüttet. Obgleih alsbald Rettungz- arbeiten in großem Maßstabe unternommen wurden, war hig gestern Nachmittag noch keiner der Berunglückten, die alle Familienväter find, geborgen. Man nimmt an, daß Gruben- wasser, welches dort häufig in bedeutenden Mengen auftritt, die Schutvorrichtungen beschädigt hat und daß dadur das Unglüt ver. ursaht worden ift. E

Köln, 23. eg? Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus Elberfeld: Infolge einer Dynamit-Explosion in der Bau- hütte eines Sre La E der Rheinisch-Westfälishen Kalkwerke zu Dornap flogen zwei Personen in die Luft. Beide find todt.

Trier, 23. Februar. Die „Köln. Ztg.“ meldet: Der weingesegnete

Brauneberg bei Dusemond an der Mosel ift urs einen ewaltigen Bergsturz in der Breite von 20 m zerstört worden, er Schaden an werthvollen Rebstöcken ift sehr bedeutend.

Bremen, 24. Februar. Die Rettungsstation Kolberger- mün de telegraphiert: Am 24. Februar wurden von dem bei Boden- hagen gestrandeten, mit Kohlen von Leith nah Kolberg bestimmten deutshen Dampfer „Stadt Leer“, Kapitän Jaeger, zwölf Personen durh das Rettungsboot „Reichstelegraph* gerettet.

Wien, 23. Februar. Die hiefigen Zeitungen berihten aus Prag: Nach Mittheilung eines czehisch - katholishen Blattes wurde in Miletin ein anarchistisher Klub aufgehoben, und die Mit- glieder, 15- bis 18jährige Burschen, wurden in das Gitschiner Kreis- geriht eingeliefert. Bei den Haussuhungen fand man Dolche, Revolver und hochverrätherishe Schriften. i

London, 23. Februar. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Perim vom heutigen Tage ist der Dampfer der Orient-Linie „Or otava“, von London nah Sydney unterwegs, im Rothen Meere auf einer Untiefe gestrandet. Der Dampfer hat kein Leck. Ein anderer Dampfer und ein Leichtershiff haben sh nah

der Unfallstelle begeben. London, 24. E Durch eine heute früh in den N obel- hen Werken bei JIrvine (Schottland) vorgekommene heftige

Dynamit-Explosion wurden 6 Arbeiter getödtet.

Nancy, 24. Februar. In der Kaserne der Genietruppen explodierten infolge der Unvorsichtigkeit eines Soldaten mehrere Zünder. Sechs Mann wurden verwundet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 24. Februar. (Meldung des „Wiener Telegr.-Korresp.-Bureaus“.) Nach der griehischen Grenze ny, ays Kavallerie-Regimenter und vierzig Batterien dirigiert worden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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Ade ere vom 24. Februar, 8 Ubr Morgens.

| | | | Wind. | Wetter. | j |

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red. inMillim.

Temperatur in 9 Celsius 5 0 C. = 40 N.

Bar. auf 0Gr.

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[S 8 bedeckt 2'heiter 9 bedeckt 4 heiter 6\wolkig 2/Regen 1 wolkenlos

Aberdeen .…. | Christiansund Kopenhagen . | Stockholm . aparanda . osfau .. . |

Cork, Queens- | town ..…. | 2] 5\wolkig | | 3\bedeckt

2 wolkenlos

2\wolkenlos | 2/Nebel [W 5|Regen 766 [WSW Dunst 761 _|W 4 bedeckt 780 | still Nebel 778 W D 779 | ftill/Dun 778 SW_ lbedeckt 779 | | 778 774 776 774 | 779 ¡O 2\wolkenlos 776 | \till|wolkenlos 776 | ftill'heiter

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Nebersicht der Witterung.

Das barometrishe Maximum im Westen hat fich ees na Frankrei verlegt, während über Nord-

orwegen ein tiefes Minimum erschienen ist, welches in Skandinavien starke nördliche bis westlihe Winde hervorruft. Ein anderes Minimum liegt westlich von Schottland, im Nordwesten Irlands, wo das Barometer sehr ftark gefallen ift, stürmische südwest- lie Winde bedingend. Bei s{chwachen westlichen Winden ift das Wetter in Deutschland mild, vor- wiegend trübe und neblig; in den nördlichen Gebiets- theilen ift Regen gefallen. Die Temperatur liegt in Deutschland bis zu 7 Grad über dem Mittelwerthe.

Deutsche Seewarte.

E: Theater.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern- haus. 49. Vorstellung. Das Heimchen am Herd. Oper in 3 Abtheilungen ( námiger Erzählung) von M. Willner.

[dmark. e

von I Go In Scene geseßt vom Ober- Regisseur Tetlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-

nah Diens’ gleih- Musik

Inspektor Brandt. Dirigent: Musikdirektor Stein- wann. Anfang 7F Uhr.

Schauspielhaus. 56. Vorstellung. Doctor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolf L'Arronge. In Scene geseßt vom Ober-Regifsseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 50. Vorstellung. Undine. NRomantishe Zauber-Oper in 4 Akten von Albert Lorting. Text nah Fouqué's Erzählung frei be- arbeitet. Tanz von Emil Graeb. Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus. 57. Vorstellung. Sonder-Abonne- ment B. 9. Vorstellung. Die Quitzows. Vaterländishes Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Deuisches Theater. Donnerstag: Zum 50. Male: Die versunkene Glocke. Anfang 7x Uhr.

Stag: Die Weber.

onnabend: Zum ersten Male: Der Sohn des Kalifen. Dramatisches Märchen von Ludwig Fulda.

Berliner Theater. Donnerstag: Renaissance. Anfang 7} Uhr.

Freitag (24. Abonnements-Vorstellung): Kaiser Seinricchch.

Sonnabend: Der - Gymnafialdirektor.

Lessing-Theater. Donnerstag: Das Glü im Winkel. (Louise Dumont.) Anfang 73 Uhr. N. Der Probepfeil. onnabend: Das Glück im Winkel. (Louise Dumont.)

Refidenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- burg. Donnerstag: Affociés, Lustspiel in 3 Akten von Léon Gandillot. Deutsch von Max Schönau. Anfang 7{ Uhr.

Freitag und folgende Tage: Affociés.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. /5, Direktion: Sigmund Lautenburg. Donrerstag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. För die deutshe Bühne bearbeitet von Dan Lindau. In Scene gesezßt von Sigmund utenburg. Anfang 74 Uhr. reitag und folgende Tage: Marcelle. onntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei

Preisen: Der Hüttenbefitzer.

Schiller-Theater. Donnerstag, Abends 8 Uhr:

Ein Volksfeind. Freitag, Abends 8 Uhr: Zum erften Male: Am Tage des Gerichts.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn-

hof Zoologisher Garten.) Donnerstag: Gaftspiel des Herrn Gustav Kadelburg. Die berühmte Frau.

halben

Freitag: Zum ersten Male: E Trappisten- Ffloster. Hierauf : n ersten Male: Ein Weihnachtsabend. Zum Schluß: Zum erften Male: Jephtas Tochter.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Schüler-Vor- stellung zu ermäßigten Preisen: Wilhelm Tell. Abends 7F Uhr: Gastspiel des Herrn Gustav Kadel- burg. Die berühmte Frau.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57.

Direktion : Julius Frißshe. Donnerstag: Strauf- Cyclus. Mit neuer Ausftattung: Jundigo und die vierzig Räuber. Große Ausstattungsoperette in 4 Bildern nah einem älteren Sujet für die hiesige Bühne bearbeitet von Eduard Jacobson. Musik von Johann Strauß. Drei große Ballets, e und arrangiert vom Balletmeister Greco Poggiolesi. Anfang 7# Uhr. Ceitaa: Judigo und die vierzig Räuber.

onnabend, den 27. Februar: Vierter und

leúter grofier Maskenball.

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernft-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Donnerstag: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von P. Ferrier und A. Mars. Deutsch von H. Hirschel. Musik von G. Serpette und V. Roger. Anfang 7 Uhr.

Freitag und folgende Tage: Frau Lieutenaut-.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Pentral -Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard|Schultz. Donnerstag : Emil Thomas a. G. Ein fideler Abend. Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Einödszhofer. Anfang 74 Uhr.

Freitag und die folgenden Tage: Ein fideler Abend.

Konzerte.

Sing -Akademie. Donnerstag, Anfang 7# Uhr : Konzert von Camilla Landi (Gesang) aus London.

Konzerthaus. Karl Meyder - Konzert.

Donnerstag: Werke von Wagner, Weber, Con- radi, Tschaikowski, Strauß, Auber, Müller, Gzibulka, Mieses, Solis für Cornet-à-Piston (Herr Werner) und Violine (Herr Carnier).

Saal Bechstein. Donnerstag, Anfang 8 Uhr:

Zirkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums- Saison 1896/97.) Donnerstag, Aberds 7F Uhr: Elite - Vorftellung. Aufführung der ftets den ungetheilten Beifall aller Kreise findenden Novität: „Aus der Mappe eines Rieseugebirgs8-Phaun- tasteu‘‘“. Außerdem die hervorragendsten Nummern des Repertoires. Joujou hippique mit 12 Freiheit

ferden: 1) Der Favorit Donner. 2) 6 Trakehner

apphengste (Original-Dressur). 3) Die Spazier- fahrt eines Jazdhberrn, ausgeführt von 5 Napp- hengsten. Sämmtliche Pferde vorgef. von Herrn Robert Renz. Die doppelte hohe Schule, geritten von den Damen Frl. Vally Renz und Frau Robert Renz. Auftreten der vorzüglichen Akrobaten Lertes Michelle und Saudro. Der weibliche lown Miß Lonny sowie der auferordent- E Parterre-Springer Mr. Espaterro. reitag: Große Wohlthätigkeits-Vorsftelluug um Besten der Wittwen und Waisen der riegervereins-Verbände Berlins.

E ——

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Eitner mit Hrn. Prem.- Lieut. Cuno von Kunowski (Görliß). gr Elisabeth Kaempf mit Hrn. Regterungs- Affse}sor Frit von Bernuth (Magdeburg-Schletwig). E ae Luije Dietrich mit Hrn. Sec.-Lieut. d. R. Gutav Taeger (Breslau—Jacobsdorf, Kr. Nimptsch). Frl. Magdalene Wernih mit Hrn. Gerichts- Assessor Theodor Pulst (Kattowitz).

Vereheliht: Hr. Hauptmann Alexander von JSaroßky mit Frl. Elisabeth von Strombeck

(Berlin). i

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem. - Lieut. Günther von Dallwig (Parchim). Hrn. Prem. Lieut. von Jeinsen (Hanau). Hrn. Amtsrichter Scholz (Busendorf i. Lothr.). Hrn. Frhrn, Ernst von Gregory (z. Zt. Neuhof b. Ingramt- dorf). Hrn. von Scheel (Halbau). Eine Tochter: Hrn. Legations:-Sekretär Heinr. Frhrn. von Richthofen (Hamburg). , Ober- förster Markus von Nathusius (Stolp). Hr" Amtsrichter Juliusberg (Neustadt, Schles.)

Gestorben: Hr. Bürgermeister a. D. Theodor Talman (Berlin). Hr. Postinspetior e Schneider (Breslau). Hr. Baurath Adalber Rösener (Neisse). Hr. Bergwerks-Direktor a. ©- Albert Altsmann (Breslau).

E

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag#- Anstalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

T. Schüler-Auffäührung des ¿Steru’schen Kon-

Anfang 7{ Uhr.

servatorinms.

(einshließlich Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger

N: 47

Berlin, Mittwoch, den 24. Februar

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

Außerdem wurden am

gering |

mittel | gut

Ver- Dur©Ÿ- kaufte schnitts-

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Markttage (Spalte 1)

(100 kg)

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

fWläglicher âglicher Schätzung verkauft Doppel- zentner (Preis unbekannt)

Menge preis für 1 Doppel- zentner

preis

Doppel- bô- Lee ¡entner

R Durchschnitts-

M 100 kg Gia

Allenstein . Aschersleben Emden . . Pfullendorf Saargemünd . Breslau Neuß

Wei 15,50 | | | 15,80 | | 13,20 } 13,40 | 14,05 | 14,50 | | | 1610 16,10 | 16,30 | 17,10 | 20,00 | 17,40 | 17,50 | 17,60 15,20 | 15,70 | 16,00 | 16,40 15,30 | 15,80 | 16,30 | 16,30

Rog E 10,67 | 12,00 | 12,15 | 12,50 13,00 f 13,50 | 13,60 13,80

15,50

14,70 15/30

Allenstein . Aschersleben . fullendorf . aargemünd . Breslau Neuß

10,14

11/60 11/90 10,60 11/10

Ge 13,70 | 13,30 | 14,00 | 14,50 Ha | 13,40 | 13,60

13,10 11/60

11,30

Allenftein . Aschersleben Pfullendorf . Saargemünd . Breslau

10,98 11,10

11,00 13,00

Allenftein . Aschersleben Emden . . fullendorf . aargemünd . Breslau Neuß

11,53 L _— | 12,35 11,60 | 12,00 | 12,10 11,80 | 12,50 | 12,80

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12,50 f eds 12,10 | 12,30 | 12,50 G | |

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zen. 16,10

15,70 j : i s 60 16,10 20,30 303 17/06

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11,20 12,70

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13,58 12,10 i: 11,60 11,35

rfte. 12,27 16,20

12,40 | 16. 2. 13,83 | 16. 2.

590 | 12,80 3420 | 13;68

15,40

12,80 A : : R

2316 12,00 | 12,03 | 19. 2. 1249 13,06 | 12,64 | 16.2. 14,00 500 6800 | 13,60 | 13/45 | 16.2.

12,60 60 714 11,90 | 11,85 | 23. 2,

14,00 96

Bemerkung. i Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch-

s{nittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Deutscher Reichstag. 183. Sizung vom 23. Februar 1897, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Berathung des Gesehentwurfs wegen Verwendüngüberschüssiger Reichs-Einnahmen aus dem Etatsjahre 1897/98 zur Schuldentilgung.

Die Ueberweisungen, soweit sie die Matrikularbeiträge übersteigen, sollen zur Hälfte zur Verminderung der Reichs- (van dur Herabseßung des Anleihe-Solls verwendet werden.

ebersteigen 1899/1900 die Matrikularbeiträge die Ueber- weisungen zuzüglih der 1897/98 getilgten Summe, so bleibt ein entsprehender Betrag der Matrikularbeiträge unerhoben.

Staatssekretär des Reichs - Shaßzamts Dr. Graf von Posadowsky-Wehner:

Meine Herren! Wenngleich das Reih im Interesse der Aufgaben, welhe es auf dem Gebiete der Landesvertheidigung zu erfüllen hat, nie darauf wird verzihten können, die Bundesstaaten zu Matrikular- beiträgen heranzuziehen, so verharren doch die Bundesstaaten weiter auf der Forderung, daß eine Regelung des finanziellen Verhältnisses zwischen Reich und Einzelstaaten in der Weise stattfinde, daß die Einzel- staaten mindestens für eine befristete Zeit und über einen gewissen Marximalbeitrag hinaus zu Matrikularbeiträgen niht herangezogen werden dürfen. Es ist dies eine Forderung, die im dringenden Inter- ese einer konstanten Finanzgebahrung der Einzelstaaten geboten und deren Berechtigung bisher von keiner Seite widerlegt worden ift.

Aber auch dringende Interessen des Reichs lassen es erwünscht

erscheinen, zu einer dauernden Regelung des Finanzverhältnisses zwischen Reich und Einzelstaaten zu gelangen. Zur Zeit werden zwischen dem Reich und den Einzelstaaten alljährlih 400 bis 500 Millionen Matri- fularbeiträge und Ueberweisungen zwecklos hin- und hergewälzt. Durch dieses Verfahren sind die Reichsfinanzen in einem Maße undur{hsichtig geworden, daß es nur noch wenigen Auguren vergönnt ist, dieses Syftem an Forderungen, Zahlungen und Rückzahlungen, von Ueber- weisungen, Matrifularbeiträgen, Aequivalenten, Aversen und Quoten überhaupt noch zu durchschauen. (Sehr richtig!) Meine Herren, ih meine, es ist aber ein dringendes Interesse jeder Staatsregierung, die das gute Gewissen hat, von ihren Steuerzahlern nur Abgaben für folhe Zwecke zu fordern, die nothwendig oder nüßlih sind s ift, sage ih, ein dringendes Interesse jeder Staatsverwaltung, die ein gutes Gewissen hat, daß derjenige Theil der gebildeten Staats- bürger, welhe urtbeilsfähig genug sind, um sffentlihen Angelegen- heiten mit Verständniß zu folgen, sich auch ein Urtheil bilden kann bon den Finanzen des Staats. __ Diese Verschleierung aber der Finanzgebahrung des Reichs ist für das Reich selbst au insofern nachtheilig, als in der öffent- lihen Presse in der Negel nur die Rede ist von steigenden Matrikularbeiträgen, dabei aber meistens übersehen wird, daß die steigenden Matrikularbeiträge thatfächlich beglihen werden durh- steigende Ueberweisung an die Bundesstaaten. 7

j Gegen eine einfachere und klarere Gestaltung des Reichéfinanzwesens st wiederholt der Einwand erhoben worden, daß dies unvereinbar sei mit der clausula Frandckenstein. Jh glaube, diefen Einwand e man als einen berechtigten nicht anerkennen. Was wollte enn eigentlih die clausula Frandenftein? Sie wollte zunächst das

nteresse der Einzelstaaten an einer sparsamen Finanz-

wirthschaft im Reiche lebendig erhalten; sie perhorrescierte es deshalb, das Reich auf seine eigenen Einnahmen anzuweisen, über- wies vielmehr einen Theil der Reichseinnahmen den Bundesstaaten, ließ aber das unbeshränkte Reht des Reichs, Matrikularbeiträge in jeder Höhe zu fordern, daneben vollkommen unberührt bestehen, Dadurch wurde allerdings das Interesse, welches die Einzelstaaten an der Gestaltung der Reichsfinanzen haben, wesentlih ges{ärft; denn je mehr die Einzelstaaten den Ausgabe-Etat und damit die Summe der zu zahlenden Matrikularbeiträge ermäßigten, desto mehr konnten sie von den ihnen zufließenden Ueberweisungen thatsählich für die Verwendung zu Landeszwecken retten.

Die clausula Frandenftein verfolgt aber auch einen zweiten Zweck: sie wollte auch dem Reichstage ein starkes Budget- recht erhálten. Infolge dessen erseßte sie die Zölle und die in- direkten Abgaben, die ohne Zustimmung des Reichstages der Reichs- Finanzverwaltung zufließen, durch Matrikularbeiträge, die der all- jährlihen Bewilligung der gesetzgebenden Körperschaften bedürfen. Auch hier tritt der Fall ein, daß, je mehr von dem Parlament der Auégabe-Etat beshränkt wird, desto mehr die Summe gekürzt wird, die im Wege der Matrikularbeiträge von den Einzelstaaten auf- zubringen ist. Die verbündeten Regierungen sind aber der Ansicht, daß sih diese beiden Zwecke der clausula Frandckenstein: Erhaltung des Interesses der Einzelstaaten an einer sparsamen Finanzverwaltung des Reichs und Erhaltung des Budgetrehts des Reichstages, auch auf anderem, unendlih viel klarerem und einfaherem Wege erreichen lassen. Das Recht des Reichstages, den Ausgabe-Etat zu be- schneiden, ist ¿war theoretisch vollkommen unbeshränkt; praktis wird es sih aber felbslverständlih immer nur auf einen verhältniß- mäßig geringen Prozentsaß der im Etatsentwurf vorgesehenen Aus- gaben beshränken müssen; denn der größere Theil der Positionen der Ausgaben-Etats beruht entweder auf rechtliher VerpfliWtung oder ist zur Unterhaltung geseßlich bestehender Einrihtungen nothwendig oder trägt endlich den Charakter von Fortsegzungsraten. Nimmt man deshalb den Prozentsaß, der dur die geseßgebenden Versammlungen am Ausgabe-Etat gestrichen werden kann, auch noch so hoh, fo wird es do nah Ansicht der verbündeten Regierungen vollkommen genügen zu dem eben angegebenen s\taatsrechtlihen Zweckte der clausula Franckenstein, den Bundesstaaten ftatt der Zölle und dreier Ueber- weisungssteuern nur eine Ueberweisungssteuer zu überlassen und in gleiher Höhe nah dem durchschnittlihen Ertrage dieser Ueber- weisungssteuer die Marimalgrenze der Matrikularbeiträge zu bemessen. Würde diese Maximalgrenze der Matrikularbeiträge als Aequivalent für die Überwiesene Steuer auf eine Anzahl von Jahren ich will sagen: auf 5, meinetwegen auch 3 Jahre begrenzt, so würde erstens der Reichstag vollkommen ausreihenden Spielraum haben, durch Beschränkung der Ausgaben und Beschränkung der zu fordernden Matrikularbeitragssummen sein Etatsrecht unein- geshränkt zu üben; ferner würden aber auch die Bundesftaaten ih auf eine absehbare Zeit mit ihren Etats, die zum theil mehr- jährige sind, auf die Matrikularforderung des Reichs einrihten können und nicht in jene fortgeseßte nervôse Unruhe verseßt werden in ihrer eigenen Finanzgebahrung, die eine nothwendige Folge der wechselnden Anforderungen des Reichs ift.

Um einmal diesen Gedanken prafktisch auszugestalten, kann ich mir ¿- B. denken, daß den Bundesstaaten ftatt der bisherigen Ueber-

1897.

weisungsfteuern und der Einnahmen aus den Zöllen nur die Brannt- weinverbrauchsabgabe verbliebe (Hört, hôrt! aus der Mitte), durhschnitt- lih jährlich etwa 100 Millionen, und daß gleichzeitig auf einen be- stimmten Zeitraum die Marximalgrenze der von den Einzel- staaten zu fordernden Matrikularbeiträge auf jene Summe von 100 Millionen festgeseßt würde. Dann wäre die Reichs-Finanz- verwaltung fo klar, fo einfa, daß sie Jedermann im Lande verstehen würde. Ferner blieben aber ‘auch die ftaatérehilihen Zwedcke der clausula Frandckenstein vollkommen gewahrt. Denn je mehr die Bundesstaaten die Auëgaben beschränken, desto mehr würde auch die nachträglihe Matrikularbeitragsforderung unter der Maximalgrenze vor 100 Millionen zurückbleiben, 1nd die Bundesstaaten würden in der Lage feia, thatsählich einen Theil des ihnen überwiesznen Betrages der Branntweinverbrauhsabgabe für sich dauernd zu retten. Gbenso aber würde ganz gleiher Weise der Reichstag in der Lage sein, Streihungen von Ausgaben, rein theoretisch betrachtet, bis zu 100 Millionen, vorzunehmen und um den gleihen Betrag die Matri- kularbeiträge zu kürzen, d. h. unter Umständen gar keine Matrikular- beiträge zu bewilligen. Selbstverständlih wird thatsächlih der Reichs- tag nie so weit gehen können. Die Bundesftaaten würden aber dann bei der Aufstellung ihrer einjährigen oder mehrjährigen Etats ganz klar wissen, welhe Marimalschuld sie nah dem System der Ver- tbeilung der Matrikularbeiträge im äußersten Falle an das Reich zu [leisten haben, und könnten sih dana einrichten.

Die verbündeten Regierungen glauben, daß das ein Weg wäre, auf dem man zu einer Vereinfahung der jeßigen Finanzgebahrung des Reichs gelangen könnte. Es mag auch andere Wege geben ;- es hat aber das hohe Haus vielleiht die Geneigtheit, sih mit diesem Gedanken zunächst einmal theoretisch zu beschäftigen. Man könnte

+ freilih gegen eine derartige Gestaltung des Reihs-Finanzwesens den

Einwand erheben, daß damit unter Umständen die Forderung neuer Steuern näher gerüdckt sei; denn wenn thatsächlihe, unabweisbare Bes dürfnisse des Reichs vorlägen, die man niht abzuweisen vermöge, könnte man bei einer derartigen geseßlichen Gestaltung die Matri- kfularbeiträge über ihren Marximalbetrag nicht erhöhen und müßte also event. neue Steuern bewilligen. Jch kann auch diesen Einwand, der theoretisch zwar recht annehmbar erscheint, praktis als berechtigt nicht anerkennen. Zunächst steht das unbeshränkte Matrikularbeitrags- recht des Reichs nur auf dem Papier. Der Neichstag kann das Mas trikularbeitragsrecht ebensowenig wie die Reihs-Finanzverwaltung und die verbündeten Regierungen über eine bestimmte Grenze ausnuzen. Wenn auch vielleiht größere Staaten in der Lage sind, steigende Meatrifularbeiträge zu ertragen und in threm Finanzhaushalt aus zugleichen, weil fie dann andere Ausgaben ihrer Landes-Etats zurück- stellen können, so sind die kleineren deutshen Bundesstaaten bei ihren beschränkten Etats hierzu nicht in der Lage, und das Recht, Matrikular- beiträge zu fordern, zu {arf anzuspannen, heißt nichts als eine Anzahl kleinerer Staaten in die Zwangslage bringen, daß fie weder wirths- \chaftlih, noch vielleicht politisch weiter existiren können. (Sehr richtig! rets.)

Außerdem hat doh der Reichstag gegenüber allen Ausgaben, die ihm vorgelegt werden, das Recht der Ablehnung, und er hat das Recht der Ablehnung au gegenüber neuen Steuervorlagen. Auf: den Standpunkt wird si selbstiverständlih kein Reichstag stellen, daß er deshalb an sich begründete sahlihe Forderungen ablehnt, um keine neuen Steuern zu bewilligen. Denn, was nothwendig if, das muß im Interesse der Erhaltung des Reichs und der Erfüllung seiner Auf- gaben gewährt werden. Und, meine Herren, daß der Reichstag die Kraft hat, neue Steuern, die er für unnöthig hält, abzulehnen, davon hat er ja bei der Berathung des ersten Finanzreformgesetes eine ganz hübsche Probe abgelegt. (Heiterkeit.) Jch glaube nit, daß das hohe Haus der Ansicht ist, daß etwaige Nachfolger dieser Versammlung in dieser Beziehung schwächliher ausfallen werden; im Gegentheil, man könnte vielleiht die Befürchtung baben, daß die Kraft, die verneint, mit den kommenden Wahlen noch wähst. Aber, meine Herren, die verbündeten Regierungen haben gegenüber dem Weg, den ih mir ge- stattet habe anzudeuten, und den sie ich kann wobl sagen, ein- stimmig für den rihtigen halten würden, sich doch der Ueberzeugung niht verschließen können, daß zur Zeit ein derartiges dauerndes Finanzreformgeseß von dem hohen Hause nicht zu erreichen sein wird ; sie haben si deshalb darauf beshränkt, Ihnen diesen Jährling zu präsentiren, der hier vorliegt.

Meine Herren, der Geseßentwurf is aus der Ueberzeugung der verbündeten Regierungen hervorgegangen, daß die Bundes\taaten, welche jeßt aus Reichssteuern erheblißhe Mehrüberweisungen für ibre Landeszwecke erhalten, während das Reich sih fortgesezt für Anlagen vershulden muß, die keine Zinsen in Aussicht stellen und mit mathe- matischer Sicherheit periodisch wiederkehren, die Uebers weisungspolitik in ihrem bisherigen Umfange niht länger aufrecht erhalten können. Man könnte den Einwand erheben: Reichs\chulden sind Landesshulden und könnten, wie ih einmal hier im Plenum des MNeichstages ausgeführt habe, nah dem Matrikularbeitragsfuß jeden Augenblick auf die Einzelstaaten vertheilt werden, folglich ist es ganz gleichgültig, ob das Reih Schulden eingeht, oder ob man den Einzel- staaten, während sih das Reih fortgeseßt vershuldet, Mehrüber- weisungen zahlt und die Einzelstaaten hiermit ihre Landesshulden tilgen. Diese Theorie würde aber doch das selbständige Leben des Reichs als eines besonderen Staatsgebildes nicht genügend berüdck- sichtigen und dasselbe eigentli deklassieren zu einer Art Kreditanstalt für die Einzelstaaten. Thatsächlih haben die verbündeten Regierungen bereits bei dem zweiten Finanzreformgeseß auf Mehrüberweisungen verzichtet; aber, wie ih ganz besonders stark unterstreichen möchte, damals nur unter der ausdrücklihen Vorausseßung, daß sie auch unter keinen Umständen mehr an Matrikularbeiträgen zu zahlen hätten, als sie an Ueberweisungen erhalten.

Daß die Ueberweisungépolitik in dem bisherigen Umfange nicht fortgeführt werden kann im Reiche, ergiebt sich zunächst aus den fort- dauernd steigenden Aufwendungen, die das Reih für seine milis

tärishe Vertheidigung zu Land und zu Wasser. zu machen genöthigt