gerufen, nit innerhalb 10 Jahren nach dem legten bezüglichen
geren Aufrufe zur Einlösung vorgezeigt worden find. Die Staatsschulden-Tilgungskasse kann sich in einen
Schriftwehsel mit den Jnhabern der Obligationen über die
Zahlungsleistung nit einlafsen. : Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen
oben gedachten Einlösungsstellen unentgeltlich verabfolgt. Berlin, den 2. Januar 1897.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König wohnten gestern dem Diner des Provinzial-Landtages der Viark Bran- denburg bei. e L : .
eute nahmen Seine Majestät die Vorträge des Chefs des Generalstabes und des Chefs des Militärkabinets ent- gegen.
Jhre Majestät die Kaiserin und Königin er- theilten im Verlauf dieser Woche mehrere Audienzen und empfingen unter Anderen die Fürstin zu Fürstenberg,
Der Ausschuß des Bundesraths für Zil und Steuer- wesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer- lea und für Handel und Verkehr hielten heute Sißungen.
Jn der gestrigen Sißung des Brandenburgischen Provinzial-Landtages bildete die Errichtung eines Denkmals für Seine Majestät weiland _Kaiser Wilhelm I. dur die Provinz den ersten Gegenftand der Berathung. Der Landes-Direktor Freiherr von Manteuffel begründete den vom Provinzial-Ausshuß dem Landtage vor- gelegten Antrag. Es sei vom Ober - Bürgermeister Boie- Potôdam seiner Zeit die T Sas eines Kaiser-Denk- mals auf der Langen Brücke zu Potedam angeregt worden; auch seien dazu Beiträge in erfreuliher Weise eingegangen. Der Ober-Bürgermeister Boie habe sich im weiteren an die Provinzial- vertretung um eine namhafte Unterstüßung gewandt. Der Provinzial - Ausschuß sei sich indessen darüber einig ge- 4worden, diesem Gesuch nicht Folge zu geben, und habe in seiner Sißzung vom 15. Januar d. J. beschlossen, daß lieber die Arüvita dem großen Kaiser ein Denkmal segen solle. Dieser Entschluß sei, so theilte Freiherr von Manteuffel mit, dem Kaiser zu Ohren gekommen, und Seine Majestät hätten aus eigener Veranlaffung Sich zu ihm mit Be- friedigung darüber ausgesprochen und auch den Plag, die Lange Brücke zu Potsdam, als geeignet erklärt. Ferner habe Allerhöchstderselbe das Augenmerk auf den vom Bildhauer Pro- fessor Herter ausgeführten Denkmals-Entwurf gelenkt, der die volle Zustimmung Seiner Majestät gefunden have. Namens des Provinzial-Aus\schusses beantrage daher der Landes-Direktor : „1) Der Provinzial-Landtag wolle fich im Prinzip mit der Errichtung eines Kaiser Wilhelm-Denkmals durch die Provinz einverstanden erklären, — und 2) den Ausschuß zu einer Vor- lage darüber für die Tagung des Landtages 1898 ermächtigen.“ Der Landtag nahm ohne jede Berathung diesen Antrag ein- timmig av. i E :
f Abends 7 Uhr fand dann im Englischen Hause das Diner statt, welches der Ober-Präsident, Staats-Minister Dr. von Achenbach alljährlich den Mitgliedern des Provinzial-Land- tages giebt. Seine Majestät der Kaiser und König waren, wie in den Vorjahren, der Einladung des Ober- Präsidenten gefolgt und trafen gegen 7 Uhr im Englischen
ause ein. Während des Diners erhob sih der Ober-Präsident, Sts Minister Dr. von Achenbach und hielt etwa folgende
ache:
Anlpras Vertreter der Provinz Brandenburg feiern beute ein bohes Fest, denn unser Kaiser ist wieder in unserer Mitte! Ibm klopfen unsere Herzen jubelnd entgegen, Ihm geloben wir buldigend aufs neue alte Treue! Seit Jahrhunderten stehen die Brandenburger mit ihren Fürsten zusammen, insonderheit mit den Hohenzollern, die sie zu des Reiches Herrlichkeit geführt haben. Jeder Brandenburzer weiß, daß er den Aufschwung und die Machtstelung seines Vatcr- landes allein ihnen zu verdanken hat, allen voran _ dem beimgegangenen großen Kaiser, seinem heldenhaften Sohne und unserem geliebten jetzigen Herrn und Kaiser. Vor zwei Jahren standen Seine Majestät an der sizilishen Küste am Grabe des Hobenstaufen- Kaisers Friedrich 11. und baben wobl dort dessen Grabschrift gelefen : „Hic cinis, ubique fama“ — „hier seine Asche, in aller Welt fein Ruhm!“ Körnte ein Wort besser passen auf un?eres Ka}ers Erlaubten Herrn Großvater und Vater? Wir haben hier ibre Asde, aber die ganze Welt hat ibren Ruhm!“ Der Ober-Präsident gedadhte im weiteren der felbstgestelten Aufgabe Seiner Majestät des Kaisers,den Frieden zu erhalten, die Allerböchst- derselbe auch bis in die letzten Tage erfüllt habe. Er gedachte ferner der Friedentwerke Seiner Majestät in der Durchführung der sozialen Gesetzgebung Seines Großvaters, die Allerhöhstderscibe zu einem gewiffen Abschluß gebraht. Das weitaus Größte aber, fubr er fort, ist der Erlaß des Bürgerlihen Geseßbuches. Als Friedri 11. mit dem Preußischen allgemeinen Landredt das erste deutshe Geses gab, brach alle Welt in Staunen aus. Aber es galt dech nur für Preußen; jezt find alle Deut- {en unter einem bürgerlihen Gese geeinigt: ein Zu- stand, den die Geshihte unseres Vaterlandes nie zu- vor zu verzeichnen gehabt hat. Auch auf dem Gebiete der sozialen Hilfe, hristliher Förderung und kirhlicher Pflege steht unser Kaiser obenan, in der Initiative für die leztere dur Seine Hobe Eemahlin unterstüßt. Nicht minder wend t Allerböchstderselbe Seine Fürforge der Landwirthschaft und dem Handwerk zu. „Vertrauen wir Jhm des- balb, haaren wir uns als Phalanx um Seine Fahne und rufen wir JIhm in uners{ütterliher Treue zu: Unfer geliebter Kaiser? König und Herr, unser Markgraf lebe bo! * A
Die Versammlung stimmte begeistert in taz dreimaligez Hoch ein. sd
Seine Majestät der Kaiser und König antworteten
alsbald mit folgendem Trinkspruch :
Jn herrlichen, bilderreihem Shwung hat soeben der Herr ODber- Präsident in Ihrem Namen Ihre Haldigung Mir entgegengebracht,
und fann Ih nur von ganzem Herzen und tiefgerührt dafür vanïen.
Ich komme eben aus der alten märkishen Haide, wo Ih um-
rausht war von den alten märfishen Kiefern und Eichen, zu ihrem
Mich, wieder ein paar Stunden unter Ihnen zubringen zu können ; denn der Verkehr mit den Söhnen der Mark ift für Mich stets wie ein neubelebender Trank. Was die märkishen Eichen und Kiefern Mir vorgerauscht haben, das hat in sinniger Weise soeben der Herr Ober-Präsident erwähnt. Mit hohem Rechte haben Sie speziell Meines Hochseligen Herrn Großvaters erwähnt, Mein lieber Achen- bah. Unser heutiges Fest, wie auch die ganze Zeit, stehen sie do schon unter dem aufgebenden Frühroth des anbrehenden Morgens, des hundertjährigen Geburtstages dieses Hohen Herrn. Da wird der Blick eines Jeden von Ihnen zurücks{hweifen in die Vergangenheit. Denken wir zurück in der Geschichte: Was is das alte Deutsche Reich gewesen! Wie haben so oft einzelne Theile desfelben gestrebt und gearbeitet zusammenzukommen zu einem einigen Ganzen, um theils für das große Ganze ersprießlich zu wirken, theils um den Schus des gesammten Staats gegen äußere Eingriffe zu ermöglichen. Es ift niht gegangen: Das alte Deutsche Reih wurde verfolgt von außen, von seinen Nahbarn und von innen dur seine Parteiungen. Der Einzige, dem es gelang, gewissermaßen das Land einmal zu- sammenzufassen, das war der Kaiser Friedrih Barbarossa. Ihm dankt das deutshe Volk noch heute dafür. Seit der Zeit verfiel unser Vaterland, und es schien, als ob niemals der Mann kommen sollte, der im stande wäre, dasselbe wieder zusammenzufügen. Die Vor- sehung uf sich dieses Instrument und suchte sih aus den Herrn, den wir als den ersten großen Kaiser des neuen Deutschen Reiches begrüßen konnten. Wir können ihn verfolgen, wie er langsam heran- reifte von der shweren Zeit der Prüfung bis zu den!*Zeitpunkt, wo er als fertiger Mann, dem Greisenalter nahe, zur Arbeit berufen wurde, ih Jahre lang auf seinen Beruf vorbereitend, die großen Gedanken bereits in seinem Haupte fertig, die es ihm ermöglihen follten, das Reich wieder erstehen zu lassen. Wir sehen, wie er zuerst sein Heer stellt aus den dinghaften Bauernsöhnen feiner Provinzen, fie zu- sammenreiht zu einer kräftigen, waffenglänzenden Schaar; wir fehen, wie es ihm gelingt, mit dem Heer allmählich eine Vormaht in Deutschland zu werden und Brandenburg-Preußen an die führende Stelle zu seßen. Und als dies erreiht war, kam der Moment, wo er das gesammte Vaterland aufrief und auf dem Schlachtfeld der Gegner Einigung herbeiführte. Meine Herren, wenn der hohe Herr im Mittelalter gelebt hätte, er wäre beilig gesprohen, und Pilgerzüge aus allen Ländern wären hingezogen, um an seinen Gebeinen Gebete zu verrihten. Gott sei Dank, das ift auh heute noch so! Seines Grabes Thür \teht ofen, alltäglih wandern die treuen Unterthanen dahin und führen ihre Kinder hin, Fremde gehen hin, um sich des Anblicks dieses herrlihen Greises und seiner Standbilder zu erfreuen. Wir aber, meine Herren, werden besonders ftolz sein auf diesen gewaltigen Mann, diesen großen Herrn, da Er ein Sohn der Mark war. Daß Gott sih einen Märker ausgesuht hat, das muß etwas Besonderes bedeuten, und Ich hoffe, daß es der Mark vorbehalten sein wird, au fernerhin für des Reiches Wobl zu sorgen. Zusammen- gefügt wie Eins ist das Hohenzollershe Haus und die Mark, und aus der Mark ftammen und in der Mark wurzeln die Fäden unserer Kraft und unseres Wirkens. So lange der märkishe Bauer noch zu Uns steht und Wir dessen gewiß sein können, daß die Mark Unserer Arbeit entgegenkommt und Uns hilft, wird kein Hobenzoller an seiner Aufgabe verzweifeln. Schwer genug ift sie, und {hwver wird si: ihm gemacht: Ich meine eine Aufgabe für uns Alle, mözen wir sein, wer und wo wir wollen. Zu dieser Aufgabe ruft uns das Andenken an Kaisec Wilbelm den Großen, und in dieser wollen wir uns um ibn, um fein Andenken schaaren, wie die Spanier einst um den alten Cid. Diese Aufgabe, die uns Allen aufgebürdet wird, die wir Ihm gegenüber verpflichtet sind zu Übernehmen, ift der Kampf gegen den Umsturz mit allen Mitteln, die uns zu Ge- bote stehen. Diejenige Partei, die es wagt, die staatlihen Grund- lagen anzugreifen, die gegen die Religion sich erhebt und selbst nit vor der Person des Allerhöchsten Herrn Halt macht, muß überwunden werden. Ih werde Mich freuen, jedes Mannes Hand in der Meinen zu wissen, sei er Arbeiter, Fürst oder Herr — wenn Mir nur ge- bolfen wird in diesem Gefechte! Und das Gefecht können wir nur siegreih durchführen, wenn wir uns immerdar des Mannes erinnern, dem wir unser Vaterland, das Deutscke Reich, verdanken, in dessen Nâäbe durch Gottes Fügung so mancher brave, tüchtige Rathgeber war, ter die Ehre batte, seine Gedanken ausführen zu dürfen, die aber alle Werkzeuge seines erhabenen Wollens waren, erfüllt von dem Geiste dieses Erhabenen Kaisers. Dann werden wir rihtig wirken und im Kampfe nicht nahlassen, um unser Land von dieser®Krankheit zu befreien, die nit nur unser Volk durWseuht, fondern auc) das Familierleben, vor allen Dingen aber daë Heiligste, was wir Deutsche fennen, die Stellung der Frau, zu ershüttern trahtet. So bofe Ih Meine Märker um Mich zu sehen, wenn sich die Flammenzeichen ent- büllen, und in diesem Sinne rufe Ih: Die Mark, die Märker Hurrah! Hurrah! Hurrah!
Im Monat Januar d. J. habea 367 Schiffe (gegen 391 Schiffe im Januar 1896) mit einem Netto-:Naumgehalt von 108 011 Registertons (1896 : 53 113 Registertons) den Kaiser Wilhelm - Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrehnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 56995 # (1896: 37 157 F) entrichtet.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem- bergishe Ober-Kricgsrath von Landbeck ist nah Stuttgart abgereist.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien Hansestadt Bremen Dr. Marcus ist hier angekommen.
Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Arcona“, Kommandant Korvetten- Kapitän Becker, gestern von Pagoda Anchorage in See gegangen; S. M. S. „Hyäne“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Beer, ist am 23. Februar in Mossamedes an- gekommen und kteabsichtigt, am 1. März nach Loanda in See zu geßen.
Posen, 26. Februar. Jn der gestrigen (3.) Plenar-
sigung des Provinzial-Landtages wurde zunächst über den Antrag der Landwirthschaftskammer auf Einführung der
[lebendigen Gbenbild, zu den märfishen Männern, und Ih freue
berathen. Nach mehrstündiger- Debatte wurde- beschlossen, zur eit von der Cr Li der Versicherung abzusehen. Tür ldung eines außerordentlihen Meliorations - Fonds wurden sodann für jedes Jahr 24000 & unter der Be- dingung bewilligt, daß der Staat zum gleichen weck einen jährlihen Beitrag von 40 000 6 leiste. ach- dem alsdann über die Abänderung der Besoldungs- Ordnungen für die Lehrer an den Provinzial-Taubstummen- Anstalten sowie an den Provinzial - Erziehungsanstalten Be- [luß gefaßt war, nahm die Versammlung von den Berichten es Landeshauptmanns für die Jahre 1894/95 und 1895/96 über die landwirthschaftlihze Berufsgenossenschaft, die Bau- Unfalloersicherung, die Provinzial - Wittwen- und Waisenkasse, die von der Prooinzialverwaltung geführten De ese, die Veränderungen in den Verhältnissen des Grundbesißes der Provinz, das Zwangserziehungswesen, die Jrrenpflege, Bau und Einrichtung der Jrrenanstalt Dzielanka, das Taubstummenwesen , das Blindenwesen und die Landes- fultur-Rentenbank Kenntniß. Dem ige 4 des Landes- hauptmanns, einen Beschluß des . Provinzial- Landtages , betreffend die Bewilligung von 140000 ur Unterbringung von Zwangszoglingen in Provinzial- Anstalten, außer Kraft zu jezen, wurde zugejtimmt und der Etat für das Zwangserziehungswesen für 1897/98 U. f. F auf 109500 f, der Etat fur die Provinzial:Erziehungs- anstalt in Schubin auf 53200 # und derjenige der Provinzial-Erzichungsanftalt in Zerkwiß auf 33 700 Ä fest- gestellt. Dem Verein „Zoologisher Garten zu Posen“ wurde eine einmalige Beihilfe von 1500 E: Gesuche mehrerer Schulvorsftände um Gewährung von Beihilfen zur Einführung des -Handfertigkeitzunterrichts in den Gemeinde- schulen wurden abgelehnt. ; :
Jn der heutigen (4.) Plenarsißung wurde die Vor- lage des Provinzial-Aus\chusjes, betreffend die Bereitstellung von Mitteln für die Förderung und Unterstüßung des Baues von Kleinbahnen innerhalb der Provinz und Ergänzung des Kleinbahn-Baufonds durch Aufnahme einer Anleihe von einer Million Mark bei der Provinzial-Hilfskasse, genehmigt und die Entscheidung darüber, von welchen Bedingungen oder Vorbehalten die Bewilligung von Unterstüßungen an Klein- bahnbau-Unternehmungen abhängig zu machen sein werde, dem Provinzial-Ausshuß unter Berücksichtigung der Besonder- heiten des Einzelfalles überlassen.
Elsaß-Lothringen.
Der Landesaus\chuß erledigte in seiner vorgestrigen Sizung den Etat der Verwaltung der direkten Steuern, des Kataster- und Vermessungswesens, den außerordentlichen Etat der Katastererneuerung und den Etat der Verwaltung der Finanzen und Domänen — allgemeine Einnahmen und Aus- gaben — in zweiter Lesung.
Oesterreich-Ungarn.
Der Minist-r des Aeußern Graf Goluchowski empfing gestern den russischen Botschafter Grafen Kapnift. Graf Kapnist verweilte ungefähr eine halbe Stunde bei dem Minister.
Großbritanuien und Frland.
In der gestrigen Sizung des Unterhauses stellte, wie „W. T. B.“ berichtet, Bryn Roberts die Anfrage an die Regierung, ob im November 1895 eine europäi he Groß- macht Großbritannien vorgeshlagen habe, gemeinjam mit anderen Großmächten in die Dardanellen einzufahren und sich des Sultans zu bemächtigen, und was die Regie- rung auf ‘diesen Vorschlag geantwortet habe. Der Par- laments - Sekreiär des Auswärtigen Curzon erwiderte, es sci kein derartiger Vorschlag der britishen Regierung gemacht worden. Bryce fragte alsdann, ob also die Erklä- rung des französishen Ministers des Auswärtigen Hanotaux inkorrekt gewesen sei. Der Parlaments - Sekretär des Aus- wärtigen Curzon erwiderte: „Nein! Es wurde gefragt, ob ein solher Vorschlag uns gemacht worden sei. Diese Frage habe ih beantwortet. Jh weiß niht, daß der Minister Hanotaux etwas über einen uns gemachten Vorschlag gesagt hâtte.“ A : i
Im „United Club“ zu London hielt gestern der Par- lamentz-Sefretär des Auswärtigen Curzon eine Rede, in der er ausführte: die Großmächte seien für Kreta verant- wortlich und könnten nicht zugeben, daß man sih über fie hinwegseße. Kein anderes Land, wie edel immer seine Ge- fühle seien, habe das Recht, den Großmächten ihre Auf- gabe aus den Händen zu nehmen. Wenn die Mächte die Aufständischen nicht b schossen hätten, würden viclleiht die ausgeschifften internationalen Mannschaften zu einem schimpf- lihen Nückzug auf ihre Schiffe gezwungen worden fein. Curzon fügte hinzu, die Löfung der fretischen Frage sei haupt- sächlich der Jnitiative Lord Salisbury's zu verdanken.
In der gestrigen Sißung des parlamentarischen Untersuchungs-Ausschusses über den Einfall Jame- son's in Transvaal verlas der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain ein Telegramm des früheren Gouver- neurs der Kap:Kolonie Sir Herkules Robinson vom 24. d. M., worin der leßtere mittheilt, es sei wahr, daß er vertraulih mit Rhodes die Möglichkeit besprochen habe, im Falle cines Auf- standes in Johannesburg dorthin zu gehen, eine etwaige, hierauf bezüglihe Mittheilung an die Reformleute jedoch ohne sein Wissen erfolat sei. Ehe er den Bericht über die Aussagen Nhodes' gelesen habe, habe er niht gewußt, daß das Wort „Chairman“ sich auf ihn bezogen abe. Hierauf nahm Blake das Verhör wieder auf. Rhodes saate aus, er habe scinen Sckretär Harris, welcher seine Pläne vollkommen gekannt habe, angewiesen, vertrauliche Mittheilungen an Personen in England zu machen, wobei er viel dem Ecmeîsen Harris über- lasen habe. Die von Harris crhalteren Briefe und Telegramme habe erniht nah England mitgebraht. Jn Betreffseiner Erklärung úber die angeblich beharrlich unfreundlihe PEUA Trans- vaals gegen die Kap-Kolonie bifragt, erklärte Rhodes, er habe Vorstellungen an den Präsidenten Krüger nicht für Erfolg versprehend gehalten. Selbst im gegenwärtigen Augenblick werde er (Rhodes) für die Veranlassung dazu gehalten, daß der r sident Krüger die Richter unter die Kontrole des Volksraads zu stellen wünshe. Des weiteren erflârte Nhodes: nicht er, sondern der Ausshuß habe darüber zu urihcilen, ob seine Betheiligung an den Vorbereitungen des Einfalls Jameson's mit seiner Stellung als Premier- Minister unvereinbar gewesen sei; in jedem Falle aber habe er demissioniert. Blafe wies auf die Erklärung Rhodes über den Einfluß einer fremden Macht in Transvaal hin
Versicherung von Pferden und Rindvieh gegen Mil;brand
und sagte, er schließe sich vollkommen der Ansicht Rhodes" an,
sei nicht geeignet, der Znsel den
derselbe - nd fü Annahme be. ven een E freue fi, vab dies der Le sei; Tas
R wenn er seine Gründe ausei usegen hätte, so könnte dies Schaden anrihten und bei einer befreundeten Macht Erregung verursachen. Blake warf ein, wenn es sich um eine ride Macht handele, so werde die Angelegenheit eine Reichsfrage werden. Rhodes gab dies zu, sagte aber, die Details seien lokaler Natur. Die Volitik Transvaals sei die gewesen, eine fremde Macht einzumishen. Er habe die Frage mit vershiedenen Gouverneuren im Kaplande besprochen. Wenn der Einfall gelungen wäre, so würde die Union Süd - Afrikas zu stande gekommen sein, von der die Chartered Company einen großen Vortheil“ ge- habt haben würde. Er hoffe, die Union noch herbeiführen zu können. Hierauf fragte Labouchère, ob Deutschland die erwähnte fremde Macht ei. Rhodes bejahte dies; er glaube, der Präsident Krügec habe gewünscht, den Einfluß Deutschlands in das verwickelte System in Süd-Afrika einzuführen. Als Beweis hierfür verlas Rhodes Auszüge aus einer Rede des Präsidenten Krüger am Mo des Deutschen Kaisers im Zahre 1895. Rhodes deutete die Rede dahin, daß Krüger be- absichtigt habe, ohne Zustimmung der Königin Victoria einen Vertrag zu schließen. (?) Die Politik Transvaals in ihrer ganzen Richtung begünstige die Ausländer, besonders die deutschen, gegenüber den Holländern und Engländern. Die Holländer vom Kap hätten feine Aussicht, eine Anstelung zu er- halten. Die Buren versuchten, den Handel von den britishen Häfen nah der Delagoa-Bai abzulenken. Rhodes wies auf eine Rede des Staatssekretärs des deuishen Aus- wärtigen Amts Freiherrn von Marschall hin, in welcher derselbe gegen ein Handelsbündniß der südafrikanischen Staaten Einwand erhoben habe, da dies zum Ausschluß der deutschen Waaren führen würde. Er (Rhodes) sei bereit, feine Erkläruna, daß die Verwaltung Transvaals korrupt sci, zu beweisen. Rhodes gab sodann eine längere Darstellung der Beschwerden der Kap-Kolonie gegen Transvaal. Die Re- formen in Transvaal würden sicherlih kommen, aber in ver- fassungsmäßiger Weise. Rhodes sprach Chamberlain von jedweder Kenntniß des Einfalls frei; Chamberlain habe nur im allgemeinen davon Kenntniß gehabt, daß in Johannesburg Unruhen auébrechen dürften. Frankreich. Der Senat begann gestern die allgemeine Berathung des Budgets für 1897. “D Ht tonet für die Einberufung der Mann- shaften des Beurlaubtenstandes zu den ihnen ob- liegenden Diensileistungen foll, dem „Avenir militaire“ zufolge, in Zukunft gemäß einer vom Kriegs-Minister erlassenen Verfügung durch die Korps - Kommandanten und den Militär - Gouverneur von Paris bestimmt werden, welche denselben so zu wählen haben, daß den Wünschen der ackerbautreibenden Bevölkerung möglihst Rehnung getragen wird. Für die Marinetruppen hat der zuständige Minister für das laufende Jahr allgemein angeordnet, daß die Dienst- leistung vom 23. August bis zum 19. September stattfinden soll.
Rußland.
Der russische Gesandte in Athen Onu ist, wie das „Zournal de St. Pétersbourg“ meldet? in St. Petersburg eingetroffen, um der Vermählung seiner Tochter beizuwohnen. Derselbe wird sih demnächst auf seinen Posten zurückbegeben.
Dem Adjunkten des General-Gouverneurs in Warschau, Geheimen Rath Petrow, wurde befohlen, den Sißungen des Senats beizuwohnen, und demselben der Dank des Kaisers für die vorzüglihe Vertretung des General-Gouver- neurs seit der Erkrankung dcs Grafen Schuwalow aus-
gesprochen. Türkei.
Das Wiener F Ggr E N E T E enu berichtet aus Konstantinopel, daß die Sendungen von Ge- shüßen, Mausergewehren und Munition nah Adrianopel fortdauerten. Es sei beschlossen worden, die Einberufung und Einstelung der Rekruten des Jahrganges 1897 früher als sonst durchzuführen. Nach ciner Meldung aus Janina seien 10000 Mann griehisher Truppen in Arta zusammengezogen.
_ Wie das „Reuter'she Bureau“ aus Saloniki von gestern erfährt, werden daselbst die militärischen Vorberei- tungen unaufhörlich fortgeseßt. Mehrere Redif-Bataillone seien bereits mobil und marschierten gegen die griechische
E Aus Kandia von gestern Abend meldet die „Agence Havas“, daß cs zwischen den von dem Gouverneur bewaffneten Türken, welche aus der Stadt gezogen worden seien, um einige strategishe Punkte zu beseßen, und den Christen zu einem ujammenst oß gekommen sei. Leßtere hätten dabei {hwere Verluste erlitten. Die Befehlshaber der im Hafen angekommenen Kriegeschiffe hätten bei dem Gouverneur gegen die Verleßung des Waffenstillstandes Einspruch erhoben.
Dem Pariser „Eclair“ ist aus Kanea die Nachricht zu- gegangen, daß der griehische Dampfer „Theseus“, mit drei griechischen Deputirten an Bord, von einem britishen Torpedo- oote angehalten und nah der Suda-Bai gebracht worden sei.
_ Die „Daily News“ melden avs Kanea von gestern: Die Lage werde zunehmend fritisch. Außer den türkischen Truppen seien 8000 kampffähige Mohamedaner in der Stadt; diese seien sämmilich shwer bewaffnet und durchzögen die Straßen unter Gewehr. Gegen dieses Element einer mög- ¿egen Gesahr seien seitens der Mächte weniger als 800 Mann geiteut, /
Griechenland.
__ Die „Politishe Corrcspondenz“ meldet aus Athen, daß die Vertreter der Mächte die Reklamation Griechen- lands in Betreff des Bombardements dahin beantwortet hätten, daß die Verantwortlichkeit hierfür, wie für alle künftigen peinlichen Eventualitäten, ausshließlih das in seiner bisherigen Valtung verharrende Griechenland treffe.
Die „Agence Havas“ berichtet, daß aus der in Athen herrshenden Slimmung hervorgehe, die Autonomie Kretas Werde als eine unannehmbare Lösung angeschen ; dieselbe rieden zu geben, weil die Anwesenheit türkisher Truppen ein Element beständiger Unruhen ilden würde. Da die Türkei mit starken Truppenzusammen- jehungen an der Grenze vorgebe, sci Griehenland entschlossen, le nothwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um jedem An- riffe vorzubeugen. 25 Deputirte der Majorität hätten eine
ersammlung angekündigt, in der ein Beschluß gefaßt werden olle, bei der Regierung vorstellig zu werden, daß dieselbe auf
Jhre Agitation hat der Landwirthschaft selbst geschadet, dad
Anfang genommen. —
eingetroffenen Privattelegramm habe der König
zunehmen. Rumänien.
längert worden. Der Präfident des Senats Demeter Ghika if heute
gestorben. Bulgarien.
Auf die Glückwünsche, welhe das diplomatische Korps gestern dem Fürsten Ferdinand zu dessen Geburts- tage darbrachte, antwortete, dem „W. T. B.“ zufolge, der Fürst , er fasse seine Mission als eine hervorragend friedliche auf. Sein Streben sei ein zivilisatorishes, humanitäres. Die Vertreter der Mächte würden in ihm fteis einen Mitarbeiter bei dem gemeinsamen Friedenswerke finden.
Der König von Serbien wird am 1. März in Sofia eintreffen und am 4. Abends von dort wieder abreisen.
Der Finanz-Minister hat der Sobranje einen Geseßz- entwurf vorgelegt, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, behufs Bezahlung der geplanten Eisenbahn- und Hafen- arbeiten Schaßbons bis zum Betrage von 20 Millionen aus- zugeben.
Amerika.
Der spanische Gesandte in Washington hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Regierung der Vereinigten Staaten benachrichtigt, daß der in Savanias in Hafi be- findlihe amerifanische Staatsbürger Sanguily begnadigt worden sei.
Das Repräsentantenhaus hat mit 279 gegen 3 Stim- men eine Bill, betreffend die Förderung etner inter- nationalen bimetallistischen Konferenz, angenommen.
Asien.
In Madrid eingetroffenen Depeschen aus Manila zu- folge ist es daselbst am Mittwoch zu größeren Unruhen ge- fommen. Haufen von Tagalen und Eingeborenen griffen die Gendarmerie-Kaserne und die Kaserne der Zollwächter an, auh machten sie einen Offizier und vier Spanier auf der Straße nieder. Die Truppen stellten die Ruhe wieder her, wobei zweihundert Aufständishe getödtet und zahlreiche N verhaftet wurden. Die Aufständischen beabsichtigten, die Truppen von einem Angriff auf Cavite abzuhalten.
Afrika.
Aus Tanger meldet die „Agence Havas“, daß der Kaid des Stammes der Uled Freidi mit eg ganzen Familie in scinem Palast bei Mazagan ermordet worden sei. Es e ein Racheakt seitens der seiner Verwaltung unterstehenden
evölkerung vorliegen. — Unter den Kabylen in der Um- gebung von Meslilla seien Unruhen ausgebrochen.
Der „Tribuna“ wird aus Massowah berichtet, der Chef des Generalstabs pabe den europäishen und eingeborenen Notabeln eine Depesche des Ministers des Auswärtigen V i s- conti Venosta mitgetheilt, worin es für durchaus unbe- gründet erklärt werde, daß die italienishe Regierung daran denke, die erythräische Kolonie aufzugeben; im Gegen- theil, die Regierung beschäftige sih eifrig mit der Frage der Hebung des Wohlstands der Kolonie.
Die „Times“ meldet aus Johannesburg von gestern : wahrscheinlich werde eine Neuernennung des Obersten Gerichts- E erfolgen; Esselen solle oberster Richter an demselben werden.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— Das Haus der Abgeordneten seßte in der Jeutgen (39.) Sizgung, in welcher der Minister für Land- wirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein zugegen war, die zweite Berathung des Etats der landwirthschaft- lihen Verwaltung bei den dauernden Ausgaben fort. Abg. Knebel (nl.) lenkt die Aufmerksamkeit der Regierung auf die shwierige Lage des landwirthschaftlichen Kleinbesißes n Westen. Neben der Förderung des Genossenschaftswesens sei die Hebung des geistigen Niveaus der kleinen Besißer das beste Mittel zur Hebung ihrer wirth[chaftlihen Lage. Der Fortbildungs\chul- unterriht müsse sih an den landwirth|chaftlihen Betrieb, besonders den landwirthschaftlihen Kleinbetrieb anfs{ließen. Die landwirth- schaftlihe Winterschule sei die eigentlihe Fahschule für den Klein- bauer. Und dieses Wintershulwesen sei in erfreulihem Aufshwounge begriffen. Im Zusammenhange mit diesen Schulen ständen die Wanderlehrer, die am besten in der Lage feien, das praktische Leben kennen zu lernen und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. In der Rheinprovinz beständen 30 Wintershulen. Die Kosten des Wanderlehrerthums trage der Staat, die der Wintershulen die Provinz. Leider [5 ein Antrag des landwirthschaftlihen Vereins auf s der Zuschüsse für die Wanderlehrer abgelehnt worden ; ohne diesen erböhten Zuschuß werde es niht möglih fein, 4 neue Winter- schulen zu errihten. In dieser Verweigerung der Mittel seine ein indirckter Zwang zur Errichtung einer Landwirthschaftskammer in der Nteinprovinz zu liegen. H Abg. Nidert (fc. Vgg.): Die Ziele des Vorredners theile ih vollfommen. Es freut mich, daß der Abg. Gamp in seiner gestrigen programmatishen Rede den Antrag Kaniß nicht wehr in den Vorder- grund gestellt hat. In diesem Antrage liegt in der That eine Ge- waltmaßregel, eine Expropriation der Besißenden und eine Annähe- rung an die Sozialdemokratie. Diese Erkenntniß dämmert auh schon auf agrarisher Seite. Gewundert hat es mi, daß ein Vertreter der Handelsverträge, wie Herr Szmula, die Einführung des Wollzolles verlangen konnte; eine solhe Forderung ist zur Zeit ganz unaus- führbar und kann nur cinen agitatorishen Zweck haben. Eine Reform der Unterstüßungs8wohnsiß-Frage halte auch ih für nothwendig ; in solchen praktishen Dingen werden die Landwirthe mich \tets ¿u threr Seite finden. Da die gemishten Cransitläger überall abgeschafft werden sollen, hat auch die Regierung niht für mödalich erklärt, sie Pud namentli in den Seestädten niht zu entbehren. Will man die Zollkredite abschaffen, so muß man alle Zollkredite ab- schaffen, au die für Zucker u. st.w. Herr Gamp hat mit grausamer Härte das Verdienst um die Aufhebung des Jdentitätsnachweises mir entrissen und für sh in Anspru mes, er hat daran nur ein latentes Verdienst. Wäre es nah thm gegangen, so hätten wir noh heute den JIdentitätösnahweis. In dem Kampf gegen die Börse haben die Herren von der Rechten nicht viel Lorbeeren S at ein
einsichtiger Landwirth zugegeben, Der Junlandprets is abhängig vom
r Politik des Widerstandes beharre. Die Ausschiffung von
Lebensmitteln auf Kreta habe in Platan as mit Erlaubniß der Admirale, die sich nach Suda begeben hätten, ihren t Dagegen meldet das „Reuter'she Bureau“, nah einem gestern Nachmittag aus Athen in London von Griechenland beschlossen, die Note der Mächte anpþ
Die Session des Parlaments ist bis zum 27. März ver-
selbe Gestalt bei der Erstaufführung verkörpert. Barth,
\hossenen Försters darstellte. bisher dem Theater des Westens angehörte, verfügt über eine an- muthige Erscheinung und eine \{lichte, rührende Ausdrucksweise, die bier ganz besonders gut am Playe war. Auch fie beberrs{hte den Dialekt vollkommen.
Schmasow und Walden, würzte und ebenso die verdtenen cbenfalls volle Anerkennung. Werk, wie oben erwähnt, begeistert auf und rief am S(luß nach dem Dichter, der indessen leider dur einen Vortraa, den er im „Verein Berliner Presse* hielt, verhindert war, der Vorstellung beizuwohnen.
künftlicen Mittel Heben die - Preise nicht. Natürlich paßt es den Herren niht, wenn der Verein Nordost anderer Ansicht ist. Man spricht von Hehtreden, während “ man vnsere Versammlungen -auf jede Weise zu stören suht. Redner
kommt auf die Nichtbestätigung der beiden freisinnigen Amtsvorfteher- Kandidaten in Pommern zurück und schildert die Angriffe der ia: ür Kleinbahnen, führte er weiter aus,
Sees werden.
gegen diese beiden Herren. müssen noch größere Mitte Ueberall, wo es angebracht ist, sollte man lieber Kleinbahnen als Chausseen bauen. Die Einführung eines Reichsamts für Bakteriologie, die Herr Schult- Lupitz beantragen will, möchte ih der Regierung dringend ans Herz legen. Solche praktishen Zwecke sind besser als die Phantasien des Bundes der Landwirthe, wie sie in einem Zeitungsartikel zum Ausdruck ge- kommen find. Dort maht man Pläne, wie es im Jahre 1922 im e E „aussehen wird: Der Antrag Kanigz i durchgeführt, die Goldwährung abgeschafft; alle anderen Wünsche der Agrarier fd erfüllt, und in einer MNReichstagsfizung spriht der Abg. Müller der Regierung seinen aus. Mit 360 gegen 13 sfozialdemokratishe Stimmen wird dieser Dank votiert. Zentrum i|ff weg, Freisinnige sind weg, alles ist weg, nur noch Herr von Plöy und jeine Gesinnungsgenofsen sowie die Sozialdemokraten find übrig. Anstatt immer zu schreien, follten die Herren das Wort beherzigen, das einmal ein praktischer Landwirth und besonnener Mann, der Abg. Schult-Lupiß, gesprochen hat: Verzagen ist Unkraut, reißt es heraus; nur Arbeit und Thatkraft erbauen ein Haus!
(Schluß des Blattes.)
Dank dafür
Arbeiterbewegung.
Aus Hamburg wird der „Frkf. Ztg.“ zur Entwickelung der Arbeiterver cnniste nach der Beendigung des Häfenatbeitécausstntdes gemeldet: Die Korn-Accordarbeiter nahmen troß der Auf- hebung des allgemeinen Ausstandes bisher die Arbeit niht auf. Sie beschlofsen in einer Versammlung am Donnerstag, au ferner den A Taglohn abzulehnen und die Herstellung des früheren Lohntarifmodus zu verlangen. Die bestehende Kommission soll nächstens in Verbindung mit den Stauern treten zur Anbahnung eines Ausgleichversuchs.
Aus Lübeck wird der „Köln. Ztg." berihtet: Der von den Arbeitnehmern im Baugewerbe in Aussiht genommene Ausftaad wird hinfällig, da die Arbeitgeber die Arbeitszeit auf 94 Stunden herabgeseßt haben. Die Arbeiter hatten, wie der „Vorwärts“ be- merkt, deu Neunstundentag gefordert.
In Wilhelmshaven beabsichtigen, einer weiteren Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, die Bauarbeiter aller Branchen, Maurer, Zimmerer, Maurer-Arbeitsleute, Tischler, Maler, Dahdecker, Töpfer, Klempner und Schlosser, im kommenden Frühjahr in eine Lohnbewegung cinzutreten. Die Forderungen sind: neunstündige Arbeitszeit und eine Lohnerhöhung von 1009/4. Die Arbeitszeit betrug bisher zehn Stunden.
__ In Friedrihsfelde bei Berlin haben nah demselben Blatt die Grün-Korbmacher ihren Meistern einen neuen Lohntarif unterbreitet und wollen, wenn ihre Forderungen abgelehnt werden, die Arbeit einstellen.
Aus New- Castle meldet ,W. T. B.*: Nah einer Zusammen- kunft der Vertreter der Angestellten mit dem General-Direktor der Nord-Ost-Eisenbah n empfahl der Sekretär der Vereinigung der Angestellten die Wiederaufnahme der Arbeit, da die Gesellschaft ver- sprochen habe, die Forderungen der Angestellten nah Wiederaufnahme der Arbeit in Erwägung zu ziehen. Die Angestellten haben dem Rath ihres Sekretärs zugestimmt; der Ausstand ist demnach beendet.
Verkehrs: Anftalten.
Nach den Cook -Inseln (Naratonga) können von jegt ab Fe ohne Werthangabe bis zum Gewicht von 5 kg anstatt, wie bisher, 3 kg) versandt werden.
Bremen, 27. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. RPD. „Sachsen“, nah Ost-Asien best., 26. Febr. Vorm. in Colombo angek. RPD. „Prinz Heinrich", 26. Febr. Mrgs. Reise v. Port Said nah Neapel fortges. SD. „Kaiser Wilhelm I1.“, v. New-York kommend, 26. Febr. Vm. Horta passiert. PD. „Willehad“, v. Baltimore kommend, 26. Febr. Mrgs. Dover passiert.
__ Rotterdam, 26. Februar. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie. D. „Schiedam“, von New-York, ist heute Vin. in Amfterdam angekommen.
L Theater und Musik.
Schiller-Theater. P. K. Nosegger’s Volksschauspiel in vier Aufzügen „Am Tage des Gerichts", welhes vor einigen Jahren am. Lefsing- Theater mit {hönem Erfolge zum ersten Mal in Berlin in Scene ging, fand gestern bei seiner ersten Aufführung im Sciller-Theater eine begeisterte Aufnahme. Jn der That trifft dieses Stück, leider das einzige Bühnenwerk des Dichters, fo gut den Ton, der für eine Volksbühne geeignet ist, daß man seine Einverleibung in den Spiel- plan des Theaters, welches auf breitere Massen des Volks erzieheris{ zu wirken bestrebt i, nur mit Freuden begrüßen kann. Die Darstellung wurde dem Werke in vollstem Maße gerecht. Jm Mittel- punkt des Interesses, sowohl wegen seiner vortrefflihen Regieführung als auch als Schauspieler, stand Herr Pateag, welcher den des Mordes an einem Förster verdächtigten Anton Straßl auf das feinste charakterifierte. Den steierishen Dialekt beherrs{t Herr Mategg vollkommen und fand für den Troß, den dieser ilderer seinen Verfolgern entgegenseßt und für die Reue, die ihn \chließlich vor dem Gerichtshof ergreift, den angemessenen, überzeugenden Ausdruck. Nicht minder zu loben ist die Leistung von Fräulein Detshy, welhe Straßl's kränklihes, darbendes Weib, ohne in die Uekertreibungen zu gerathen, zu welchen die Rolle leiht verführen fann, darstellte, Die Künstlerin hat die- im Lessing - Theater {on ebenbürtig war Fräulein junge Wittwe des er- Diese junge Schauspielerin, welche
Den beiden Vorgenannten welhe als Gaft die
Inwieweit sie {h in wird, wird die Zukunft Nebenrollen, insbesondere die welche die von fköstlidem Humor ge- Spigbubenscene im Untersuhungsgefängniß spielten, erren Voigt, Pauly, Froboese, Winterstein u. A. Das Publikum nahm das
hochdeutshen Auf- zeigen. Auch die Herren Eyben,
aben bewähren râger der
Theater des Westens. Der rae Abend brachte drei einaktige Novitäten, von welchen
die literarish unbedeutendste, das kleine Schauspiel Im Trappiften- kloster “, den Anfang mate. hat hier eine recht sentimentale Fabel zur dramatischen Bearbeitung erfunden. ] hat und desertiert suchen, wird nah langen Jahren von seinem eigenen Sohn gefangen genommen.
Der Verfasser, Oskar Mummert,
Ein ses, der seine Geliebte mit ihrem Kinde rerlassen st, um hinter Klostermauern den Seelenfrieden zu
Weltmarktpreis, das ist das A+-B-CG der Prelsbildung, und
Der Verve Stoff ist weder \eelish tief erfaßt noch
scenish originell behandelt. Herr Nies, der Träger der Hauptrolle