so dur Tiefe der Gesinnung, verkennen zu wollen. Wo kann auch die Publicität wahrhäfter geehrt und edelmüthiger beshüst werden, als da, woselbst, wie bei uns, keinem Buche und keiner Zeitung der Eingang versagt wird. Daß die Regierung unsers Staats die Schranken der Censur inländischer Schriften und Zeiz F tungen niederzureißen bis jest noch}Bedenken trägt, geschieht niht, um der Publicität Eintrag zu thun, welches ja ein fruchtloses Unternehmen sein würde, auch nicht aus Besorgniß, daß ihre Fackel in unge- schickten oder frevelhaften Händen die Welt anzünden werde, wohl aber in ernsthafter Erwägung der beste:
henden Verhältnisse, Über welche die Weisheit der
Staatsverwaltung nur si selbst Rethenschaft geben darf, und in gewissenhafter Ueberzeugung, daß durch den Verzug ihrer langsam vorbereiteten Maaßregeln weder der wahren und gründlichen Wissenschaft noch der Wohlfarth des Landes der geringste Abbruch ge- \hehe. Den großen Geistern jeder Zeit, Galiläi, Kant, den Heroen dieses Geschlechts wird unsre Censur kein Haar frümmen. Daß aber die alltäglichen Hände, die Schriftsteller ohne Beruf des Talents, der Ge- lehrsamkeit, der Lebenserfahrung , der Geschäftskennt- niß, für das Heil der gesammten Welt und für das Wohlbefinden der Einzelnen sich bemühen, ist aller: dings sehr überflüssig. ,
3) Die Zeitung wird benußt werden, den Einwoh: nern des preußischen Staates allgemein interessante Nachrithten aus dem Innern mitzutheilen, damit jede Provinz erfähre, was in der andern sich Denkwürdiges begeben, wie die Kultur im Physischen und Sittlichen, der vaterländische Kunstfleiß im Technischen und Aesthe- tischen vorschreite, was sie hemme, was die Regierung und die Gemeine geleistet, um den Hindernissen zu begegnen, und, was vorgeschritten, weiter zu fördern.
4) Wir werdea die Maaßregeln der Regierung in der organischen und administrativen Gesebgebung un:
unterbrochen begleiten, indem wir uns bemühen wer? den, diè nothwendige Verbindung der erscheinenden Ges seße mit dem System der Regierung und dem Zus stande des Staats , durch welchen dieses System be- dingt wird, zu erläutern, und an die Darstellung der rechtfertigenden Gründe die Kritik der alten Institu- tionen, der verlassenen Bahnen, anzuknüpfen, um den Einwohnern des Staats anschaulich zu machen, wor- auf es ankomme, und was sie durch das Neue ge- winnen, wobei wir jedoch im voraus bemerken müssen, daß uns nur die höhern Ansichten des Staatslebens, nicht die gemeinhin nur kümmerliche Rücksicht auf den Zustand der sogenannten Staatsfonds leiten werden. Gegenbemerfungen wahrheit- und vaterlandsliebender Korrespondenten werden uns willkommen seyn, da durch eine gründliche mit Wassen der Erfahrung und des Urtheils geführte Opposition für das Rechte, nach welchem wir trachten, nur mehr Land gewonnen wird.
5) Unsere wissenschaftlichen und Kunstnachrichten werden in der Regel nur die wichtigeren Erzeugnisse im Gebiet der Wissenschaft und der Kunst zum Ge- genstande haben, nichts aber unberührt lassen, was die Geschichte, die Erdbeschreibung, die Statistik des preu- fischen Staats im Allgemeinen oder in Bezug auf die einzelnen Provinzen betrift. Was uns auch hiezu an Beiträgen geliefert wird, werden wir dankdar er- Fennen.
Die ersten Schritte jeder Unternehmung snd von Schwierigkeiten begleitet, über welche oft auch der beste Wille nicht Herr ist. Unablässig bemüht, die an- fangs shwachen Versuche volllommener auszubilden, mehr und. mehr Interesse zu erwecken, zu versöhnen, nicht zu verleßen, Jrrthlimern entgegenzutreten, nicht Begriffe zu verwirren, wird uns das Bewußtsein der redlihsten Bestrebungen für das Vaterland, für un- sern König und unsre Mitbürger begteiten, fo weit wir auch hinter Wunsch und Ziel zurücbleiben möchten.
L Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Der Königl. Hof legt morgen den 5. Januar die Trauer für Se. Königl. Hoheit den Großherzog von Baden auf 14 Tage an.
- Berlin, den 2. Januar 1819. von Buch, Schloßhauptmann.
Des Königs Majestät haben den Herzog von Welling:
ton zum Generalfeldmarschall der preußischen Armee
zu ernennén geruhet.
“ Am30. v. M. wurden Se. Extellenz der Königl. Staats? und der auswärtigen Angelegenheiten Minister, Herk Graf v. Bernstorff, dur des Herrn Staats : Kanzlers Fürsten v. Hardenberg Durchl. in das königl. Staats: Ministerium, und am 31. v. M. in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, déssen specielle Leitung
Se. Excellenz von diesem Tage an übernommen ha- ben, eingeführt.
Nekrolog. Am 26. v. M. starb zu Berlin Herr Johann Christian Philipp von Klevenow, Geheimers Ober - Finanz- Kriegs - und Domainenrath im vor- maligen General - Directorium , 74 Fahr alt. Zu Stettin am 25sten December 1744 geboren traf er nah vollendeten Universitäts studien zuerst als Justi: tiarius zu Schönebeck und bei dem Steinfkohlenberg- werke zu Alten - Wettin, hiernächst als Regimentsquar- tiermeister des Jnfanterie- Regiments Fung - Stutter- heim zu Magdeburg in das Geschäftleben. 1776 ward er als Kriegs : und Domainenrath bei der Ostpreußi- schen Kammer zu Königsberg angestellt und 178 U als Geheimer Ober-:Finanzrath des óstpreußischen De?
parteménts in das Géneral - Directorium berufen, nach dessen Auflösung er in mehreren Geschäften noch thätig verblieb, bis er im Jahr 1815, lebensmüde, in den Ruhestand gesezt wurde. Seine gründlichen Ge- \{chstskenntnisse, seine nie ermüdete Thätigkeit, seine unwandelbare Amtstreue, seine lebendige Anhänglich- keit an König und Vaterland, so wie die Tugenden seines Privatlebens, machten ihn seinen Mitbürgern und Freunden ehrwürdig und theuer, und die nit untergegangenen Früchte seiner Amtswirksamkeit wer: den sein Andenken noch spät in Segen erhalten.
Am 30. v. M. vollendete zu Berlin Herr Justus Gottfried Hermes, Dr. der Theol. und Prediger an der St. Getraut- Kirche. Geboren am 29. Sept. 1740 zu Pebnifk in Hinterpommern, trat er am 1. März 1770 das Predigtamt an, das er fast ein halbes Jahr- hundert hindur mit musterhafter Berufstreue se: genreich verwaltet hat. Jedes wahrhaft christliche Gez müth dur apostolische Beredsamkeit an sich ziehend, hinterläßt er, außer seiner um ihn trauernden Gemei: ne, zahlreiche Verehrer, denen erx Trost und Beispiel war, in gerechtem Schmerz.
T, Zeitungs-Nachrichten.
A Us [l a n de
Braunschweig, den 30. Decbr. Ünsér Land hat einen schmerzhaften Verlust erlitten durch das frühzeitige Absterben des dirigenden Staatsministers Herrn Grafen von der Schulenburg, aus dem Hause Wolfsburg, der die Verwaltung des Landes, die ihm durch das befondere Vertrauen des Prinzen [Regen- ten seit der Vormundschaft über unsern minderjährigen Herzog Übertragen war, mit unermüdeter Thätigkeit mit gewissenhafter Treue einsichtsvoll führte. Er war am 21. März 1765 geboren.
Frankreich. Die neusten fränzösishen Blätter sind ziemlich lcer. Die Kammern waren mit Einrich- tung ihres Jnnern beschäftige. Die Pairskammer hatte zu Sekretairen ernannt den Herzog v. Doudau- ville, densMarquis v. Pastoret, den Marquis v. Verac und den Herzog. von Belluno. Am 14ten theilte fie sih in sechs Büreaus, zu deren Präsidenten gewählt wurden : 1) der Marquis Barbé - Marbois, 2) der Her- zog von Avary, 5) der Marschall v. Viomesnil, 4) der Herzog v. Vauguyon, 5) der Graf Düperre und 6) der Herzog v. Uzés. Für das Comité der Bittschriften wurden die Herren Marquis dé la Place, Herzog v. St. Aignan, Marquis d’Herbouville, Marquis Lally: Tolendal, Herzog von Choiseul und Marquis v. Talarü ernannt. Die Deputirten - Kammer theilte sich in neun Büreaus, zu deren Präsidenten gewählt wurden die Her: ren: 1) Bar. de Sales, 2) Gr. Simeon, 3) Gr. Dü- manoir, 4) Gr. Beugnot, 5) Gr. Lagrange, 6) Bar. Bareiron, 7) Hr. de Serre, 8) Gr. Düpont, 9) Hr. de Villele. Zu Sekretairen sind ernannt die Herren St. Aulaire, Boin, Paillot de Loynes und Augier. Die Wahl des Präsidenten der Versammlung blieb unentschieden den 15. und 16. Dec. An jenem Tage erhielt nur Hr. Ravez und Hr. Serre die zur Kandi- datur nöthige Stimmenzahl, an diesem die Herren Augier, Düpont und Lavalette. Den 18. bestätigte der König Hrn. Ravez als Präsidenten. Bemerkt wird, daß Lafayette seinen Pla6 zur Linken genommen. (I. d. Fr.)
Schon mehrmals war im Staatsrathe von Abän- derung der bisherigen Einrichtung des Genossengerich-
tes (der Jury) die Rede und bekanntlich hätte die Regierung zu Anfang vorigen Sommers den Appella: tionsrichter Hrn. Cottu nach England geschickt, um dort genaue Erkundigungen Über den Zustand des Ge- nossengerichtes einzuziehn. Dieser ist zurück. Man vers sichert, daß sein Bericht vollîïommen zu Gunsten der englischen Einrichtungen ausgefallen séy. Personen, die diesen Bericht gelesen haben, versichern, er sey ein Meisterwerk. Er sollte im Druck erscheinen, allein ei- ner der Minister war dagegen; man behauptet, er werde nichts desto weniger öffentlich werden, sobald der Gegenstand, den er betrifft, vor die Kammern kommt. (A. A. 3)
London den 22. Decbr. Wir haben Madtid- ter Briefe vom 7. d., welche darthun, daß die grö: ßesle Ruhe in dieser Hauptstadt herrsht. Der Köz nig sowol als der Brittische Gesandte hatten nie daran gedacht die Stadt zu verlassen, sondern warteten der Niederkunft der Königinn entgegen, welche nahe be- vorsteht. Andere Briefe sprachen von 1 streifenden Hau- fen die fich in den Gebirgen gesammelt haben und das Land ausplündern. (Cour.)
_ Neapel. Ju Folge einer königl. Verordnung vot 23. Novbr. foll in Neapel ein Haupt- Archiv des Reichs diesseits des Meeres und in jeder Provinz ein beson- deres angelegt und überdies die bisherigen Reichs - Ar- chive in Cava, Montecasino und Montevergine beibe- halten werden. Ueber sämmtliche Archive wird ein Oberaufseher (Gen. - Jntendant) geseßt, und unter das Ministerium des Junern gestellt. Die Absicht dieser Archive ist, alles zu sammeln und aufzubewahren, was für den öffentlichen Gebrauch, für die vaterländische Geschichte und sowol für den Staat als für die Pri- vaten nüblich sein kann. Das Hauptarchiv, welches einen besonderen Director erhält, soll in fünf Haupt- klassen enthalten : 1) die ministeriellen, politischen, di- plomatischen, 2) die zur innern Verwaltung, 5) zn den Finanzen, 4) zu den Gerichtshöfen, 5) zum Kriegs- und Seewesen gehörigen Sachen. j
(Frankf, O. P. 3.)