1819 / 2 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 05 Jan 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Baader. Nachrichten aus Karlsruhe sagen : „Durch die lange Krankheit des verstorbenen Großherzogs mußten auch die Vorbereitungen hinsichtlich der im künftigen Jähre statthabenden Ständeversammlüng ins Stocken gerathen. Diese Ärbeiten sollen nunmehr un-

vorzllglih beginnen. Man sieht däher in Kurzèm der Bekanntmachung des Wahlgeseßes und der übrigen noch mangelnden Beilagen des Verfassungsroerkès ‘ent- gegen. Das Wahlgeseß, dem die bisherige Kreis - und Bezirkseintheilung vorerst noch àls Basis dienen soll, dürfte vielleicht schon im Laufe der nächsten Wochè erscheinen. Da bisher noch für keinen anständigen Versammlungs « Sáal für die Stände gesorgt worden, auch die Zeit bis zur Einberufung viel zu kürz ist, um noch ein schickliches Haus einzürichtén, so hat der Großherzog den Entschluß gefaßt, zwei geräumige

MWifsenschaftlihe Anzeige. In Berlin ist erschienen : N ?

„Uebersicht der Bodenfläche und Bevölkerung des

„preußischen Staats, aus den für das Jahr 1817

„amtlich eingezogenen Nachrichten. ‘“

Am besten würde der gewichtige Jühalt und der Zweck dieser einem lange gefühlten Bedürfniß endlich abhelfenden vortrefflichen Schrift Jedem, dem an Be: lehrungeñ dieser Art gelegen ist, durch die bloße Ab: schrift der kurzen Vorrede einleuchtend gemacht wer- den. Dóeh wollen wir uns begnügen, blos den Schluß aus ihr herauszuheben.

„Wenn das Edelste und Wichtigstè, der Geist und das Gemüth, auch nicht gemessen und gezählt „werden können, so werden seine Wirkungen auf die „„Körperwelt doch zuleßt merkbar und zählbar, und „an diesen Früchten möge man sie auch erkennen.

„An diesen Früchten möge man sie a u ch erkennen.“ Diese bescheidenen Worte des eben so gründlich unter- richteten, als denkenden Verfassers sind ohne Zroeifel die siegreichste Antwort auf die Anklagen der Schrift: steller, die in neuerer Zeit der Statistik nicht Schlim- mes genug nachsagen fonnten, so wie die ganzé Schrift überhaupt - eine vollkommene gènugthuendè Ehrenrettung dieser Wissenschaft seyn würde, wenn fe deren bedücfte. Män hat ihr alles Unhéil unserer Tage aufgebürdèt, sie als revolutionär und rebellisch gegen die gute alte Zeit und gegen gewohnte Einrich: rungen verschrieen: man hätte sie zern ganz vom Kä: theder und aus den Geschäftszimmern verweisèn mö: ‘gen, und kiagte sie doch zugleich ein seltsäamer Widerspruch äls Geist und Leben tödtend an. Das Wahre daran ist, daß siè, als Wissenschaft, nicht ini? mer o lebendig, als sie es verdient, soidern zu sehr ‘als bloße Noménclatur und Zahlenregister behandelt, vielleicht auch eben nicht ändèrs von den Geschäfts: ‘mänuern gehandhabt würde. Allerdings muste siè dadur als Theil des Wissens abshrèckend und äls Basis der Verwaltung in bösen Ruf gebrächt wet:

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Säle in seinem Schlosse zu diesem Behufe, für die Dauer des ersten Landtages, herzugeben. ‘“

Die verwittwete Größherzdgin, welche verflossenen Mittwoch mit der Prinzessin Amálie von Baden und ihren beiden ältesten Prinzessinnen von Rästatt in dem

j Jagdschlosse Scheibenhardt (eine kleine Stunde von

hier) eingetroffen ist, hat nun Mannheim zu ihrem künftigen Aufenthalt gewählt. Es war ihr die Wahl zwischen Freiburg und Mannheim gelassen. Den Som- iner übér gedenkt sie einige Zeit in Badén zuzubringen.

(A: A 8.)

Amerika. Nachrichten aus New - York zufolge wex- den zu Pensacola noch mehr amerikanische Truppen erwartet, daher von dessen Zurückgabe an Spanien

für jeßt nicht diè Rede ist.

dèn. Aber eine Behandlung, wie ihr in der vorlis: genden Schrift zu Theil geworden, müste eigentlich selbst jenè wöhlbekanûten Staatsbaukfünstler für sie gewinnen, die so schwer zu bezeichnen, als zu begreifen sind. Ine deß is freilich ein solcher Gewinn nicht zu erwarten, da gègen Modethorheiten;, wie gegen Fieberschauer, ein auf der Stelle wirksames und zugleich dauernd heilsames Mittel schwetlih schon gefunden ist.

Wir werden in der Folge auf den reichen Jnhalt dieser Schrift wieder zurückzukommen Gelegenheit ha- ben, und begnügen uns für jezt, noch anzumerken, daß sie fast genetisch die gegenwärtige Größe des preu: ßischen Staats entwickeèlt; in seiner ganzen eigenthüm- lichen Ausdehnung und Berührung mit andern grö: ßern und fleinern Staaten ihn daëstèllt , die Bevöl- ferung nicht blos nah der Zahl, sondern nah ihren verschiedenartigsten Verhältnissen, und zugleich, mehr als blos andeutend, die Mittel und Quellen , so wie die Hindernisse und Hemrnungen ihrer körperlichen und geistigen Nahrung ängiebt. Sóò auf streng er: weislihen Thatsachen zeigt sich hier eine bedeutsame Grundláge, auf welche nit blos die verwältende, son- dern auch die constituirendé Kraft des Staats ihre volle Aufmerksamkeit richten muß, wenn sfè nicht auf Hirn- gefpinnsten bauen und ins Blaue hinein arbeiten will.

Berichtigung. Das in ffentlichen Blättern des Auslandes angeblich durch Briefe aus Berlin verz breitete Gerücht, als ob àus den zeithèrigen Bera- thungen des Staätsraths über die Steuerverfassung das Refultat hervörgehe, däß die Gewerbefreiheit in der Móönarchié aufgehoben wêrdèn solle; ist vêllig un- gegründet. Ünser neues Steuersystem ist geräde auf der Gewerbefréihéit gebaut, und foll sie befördern, da- her béi den bisher ftatt gefundénen Berathungen des Staatseaths von ihrer Aufhebung gar nicht die Redè gewesen odet seyn könne; ganz abgésehen von dem früchtlösen Bémühen, ein in sich selbst versunkenes Zünftwésen herzustellen; das feine Zeit überlebt hät:

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Kronik des Tages.

Der Königl. Hof legt morgen den 6ten Jan. die

Trauer für Se. Durchl. den Herzog ven Anhalt: Kö- then auf 5 Tage an. Berlin den 5ten Januar 1819. von Buch, Schloßhauptmann.

Des Königs Majestät haben über die Präsidien, welche durch die Einrichtung der Ober - Präsidien cine Veränderung erlitten, nachstehende Kabinets-Ordre zu erlassen geruhet:

Da mehrere Ober - Präsidenten von der Führung des speziellen Präsidiums bei den betresfenden Regies rungen entbunden, und leßteren demnächst eigene Präsidenten gegeben werden müssen, so ernenne Jch hiermit :

bei der Regierung zu Berlin, den Regierungs: und Polizei - Präsidenten Staatsrath Le Coq, bei der Regierung zu Magdeburg, - den Regie- rungs : Vice: Präsidenten Grafen v. d. Schulenburg, bei der Regierung zu Königsberg in Pr. den bis- herigén Regierungs - Vice - Präsidenten Baumann in Posen, und bei der Regierung zu Danzig, den bishéèrigen Ré- gierungs - Vice - Präsidenten Micolovius zu Kö- nigsberg in Pr. zu Chef - Präsidenten, und bewillige ihnen, mit Aus- nahme des 2c. le Coq, welcher sein bisheriges Dienst- einkommen ferner behält, das mit jenen Stellen ver- bundene Normal - Gehalt vom 1sten Januar 1819 ab. Da übrigens der 2c. Le Coq, neben seinera bestehenden Verhältnisse als Polizei - Präsident, auch die specielle Direction der ersten Abtheilung der Berliner Negie- rung übernimmt, und deshalb einer Erleichterung be- darf, so soll ihn bei diesen Geschäften der erste Rath jener Abtheilung, Geheime Regierungsrath Heinsius, unterstüßen. —. Nächstdem ernenne Jch den Vice- Präsidenten Tismar bei der Berliner Regierung, in RückEsicht seiner vieljährigen Dienste, zum Regierungs- Präsidenten u. die Regierungs: Directoren von Schlech- tendal zu Münster und Malliukrodt in Minden

Berlin, den 5ten Januar 1819.

E E S E JBITE L S E E E E S A Ps R R k

zu Regierungs - Vice -- Präsidenten. Vei der Regie:

Nachrichken.

rung zu Königsberg in Preußen fsoll der vormaligé Regierungs - Director Frey in dieser Eigenschaft wie- der eintreten.

Hiernach haben Sie das Staats - Ministerium und die: betreffenden Ministerien, zu deren Ressort die An gestellten gehören, zur weitern Veranlassung in Kennts niß zu seben. Aathen den 19ten November 1818,

(gez.) Friedrih Wilhelm. An : den Staats -: Känzler Herrn Sürsten v. Hardcunderg.

Berlin, vom 5. Januar. Seine Majestät des König haben dem Geheimen Ober: Rechnungsrath Gies see bei der Ober- Rechen- Kammer den Charactex als Geheimer Ober - Finanz-Rath beizulegen geruhet.

Der Herk Fürst Erzbischof von Gnesen, Graf von Naczinsky ist nach Posen, und der Herr General von der Infanterie Graf Kleist von Nollendorf nach Mers seburg von hier abgeganzen.

Sonntag, am 5. v. M. erfolgte die neue Einweis hung der hiesigen Marienkirche, zu deren innerer Wiederherstellung in ihrer urfprünglihen würdigen Gestalt Se. Majestät auf Bitten der Gemeinde die Kosten zu bewilligen geruhet hatten.

Die Feierlichkeit ward für die Gemeinde durch die Allerhöchste persönliche Theilnahme Sr. Majestät des Königs, des Kronprinzen und der ändern Königl. Kinder, des Prinzen und der Prinzessin Friedrich und der Prinzessin Wilhelm Königl. Hoheiten erfreulicher verherrlicht. Auch das Königl. Ministerium der geist- lichen Angelegenheiten, das Königl. Consiskorium, derx Magistrat und einé Deputation der Stadtverordneten waren zugegen.

Die Einweihungsfeier war durch den Gesang passender Lieder, durch eine vom Organisten der Kirche Herrn Bach componirte, von der hiesigen Sing : Akademie unter Direktion des Herrn Professors Zelter aufge: führte Vokal : Musik, und durch die Predigt, welche

der Herr Prediger Stahn, erster Prediger der Kirche,