1819 / 2 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 05 Jan 1819 18:00:01 GMT) scan diff

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Sber den Text Colosser 3, Vers 16. 17- hielt, wür- dig vollzogen.

Die Kirche, die im 13ten Jahrhunderte erbaut wurde, und zu den sehenswürdigsten unsrer Kirchen

gehört, ist durch die Verschönerung ihres Jnnern, die unter der Leitung des, Herrn Stadtbaurath Langer- hans ausgeführt ist, eine neue Zierde der Stadt geworden.

IL, Zeitungs8-Nach richten.

Wien, den 25. December. Se. Majestät der Kai- ser Alexander haben heute Morgens nach 4 Uhr diese Haupt - und Residenzstadt, nach einem eilftägigen Auf- enthalte verlassen, um über Brünn, Olmüs, Teschen, Tarnow 2c. die Reise nah St. Petersburg anzutreten.

(Oestr. Beob.)

París vom 25. December. Vorgestern Abend em: pfing der König die Deputation, welche die Kammer der Pairs zur Ueberreichung der Dank - Addresse er- nannt hatte. Der Kanzler, als Präsident der Kam- mer, las sie vor dem Könige, folgenden Jnhalts :

Sire, Jhre treuen Unterthanen die Pairs von Frankreich, legen zu den Füßen Ewr. Majestät die ge- wohnte Huldigung ihrer Ehrfurcht, ihrer Liebe und ihrer Ergebenheit nieder. Die Nation hat Ewr. Ma- jestät rühmliches Zeugniß ihrer edelmüthigen Anstren: gungen in den Tagen erlittener Drangsale verdient. hr Rahm is, sich ihres Königs würdig erwiesen zu Haben. Könnte sie auch verkennen, daß sie das Ende ihrer Unfälle den Maaßregeln Ihrer Weisheit und allen den Bürgschaften verdanke, welche die Völker und die Könige wiederfinden in der Herstellung dieses alten Throns, an dessen Geschichte sich die größten Erinnerungen des gebildetern Europa fnüpfen? Err. Majestät allein können die Leiden vergüten, die Sie nicht verursacht haben. Der Friede der Welt is un- terzeichnet, seit Jhr königliches Wort ihn verbürgt ; das Reich ist frei, die französische Fahne wieder auf: gerichtet an unsern Gränzen. :

Die dankbare Huldigung befreiter Provinzen ist JFhnen durch einen Ihrer geliebten Söhne dargebracht, durch diesen erhabenen Dolmetscher Jhrer Empfindun- gen für Jhr Volk, der Empfindungen Jhres Volkes für Ew. Majestät. i

Der Wunsch einer großherzigen Politik Jhres Ahn- herrn Heinriche Va. ilt durch die Veréinigung der fünf Mächte erreicht. Stellen wollen sie unter dén

Schus der Moral und der Religion die Aufrechthal- tung der Verträge, das Bestehen der euwworbenen Rechte und die Ruhe Europens. Auf alle Staàâten des heu- tigen Europa hat mehr oder mindeé der Geist dérsel- ben Religion gewirkt, der sih von Jahrhundért zu “Jahrhundert den Geseßen, den Gebräuchen, dem Cha- * rakter“ ihrer Einwohner mittheilte. Der Grundsaß, auf welchem die Staaten beruhen, kann allein ihre Dauer sichern. Sobald ex {wäh wird, sind die Ge- ‘sellschaften und ihre Regierungen von großen Gefäh- ren bedroht. Man untergrub ihn lange mit zu viel

Verwegenheit, zuviel Unbesonnenheit. Jhn zu befesti- gen, müsse fortan die Weisen aller Völker beschäftigen. Die religióse Feierlichkeit, die Ew. Maj. uns an- kündigen, wird diese wohlthätigen und wahrhaft po- litischen Gesinnungen zurückrufen. Der Gott der Christen war zugegen an der Wiege dieses Königreichs, welches unter so manchem Wechsel , unter so manchen Stürmen vierzehn Jahrhunderte mit Ruhm durch- dauert. Wenn Er diesen rechtmäßigen Scepter, den Sie von Jhren Ahnherren überkommen, in Jhren Hän- den einweihet, wird die Majestät der Vorzeit ein ehr- würdigeres Siegel den Schicksalen unsrer Gegenroart

aufdrücken. Sie werden am Fuße des Altars scchwö-

ren, die bffentlichen Freiheiten und die Einrichtungen zu erhalten, die auf dieser Charte gegründet sind, welche Jhnen um so theurer geworden ist, seit alle Wünsche sich frei um sie vereinigt haben. Ihre Völ: ker werden, wechselseitig, beständige Treue diesem er- lauhten und väterlichen Geshlechte schwören, welches unsre Ahnen geliebt, welches unsre Nachkommen lie- ben werden. Gott erschafft. die Menschen allerdings ‘frei, aber um ihnen den ruhigen Genuß dieses gemein- samen Rechts zu gewähren, gebot Er ihnen, den Ge- walten zu gehorchen , welche durch die Gescse herr schen, deren Ursprung und Sanction Er ist. Tiefbewegt haben die Pairs von Frankreich die Auffoderung Ewr. Majestät vernommen, durch ihren Beistand und ihren Cifer die verderblichen Lehren aus- zurotten, welche, von Revolution zu Revolution, durch die Verwirrungen der Anarchie die despotische Geroalt beshleunigt herbeiführen. Sie vertrauen, daß diese strafbaren Lehren s{chweigen werden vor den Geseßen der bürgerlichen Ordnung, welche vom Thron herab ergangen sind. Sollte diese Erwartung getäuscht wer: den, dann hätten Ew. Majestät nicht vergeblich den Beistand der Pairs von Frankreich aufgerufen. Jn diesem Jahrhundert bleibt den Ränken der Tyrannei nur Ein Mittel, die Völker in ihre Fesseln zu zwin- gen, nur dieses Eine: ihre Leidenschaften aufzuregen unter dem Deckmantel einer falschen Freiheit, durch Aufwiegelung gegen Alles, was sie beschübt, ihre Red- lichkeit zu hintergehen. Dieses Geheimniß ist zu bez kannt, als daß es irre leiten könnte. Ohne die erha- benen Vorrechte des Throns hat die Verfassung kei nen Stüspunkt. Jedes monarchische Geses ist eben deshalb ein volksthümliches. Die Monarchie und dis Freiheit sind unzertrennlich. Wir verheidigen mit

K demselben Muth die Eine wie die Andre.

Frankreich hat der Ordnung und der Ruhe von: nöthen. Es hat dem gefährlichen Ehrgeiz entsagt, der Schrecken seiner Nachbarn zu sein. Aber es be: darf einer Kriegsmacht im Verhältniß seiner Bevölke: rung und seines Gebiets. Um diesen Preis nur wird es ruhig im Jnnern und geachtet von Außen seyn. Jndem wir, zufolge unsrer monarchischen Verfassung, cin Kriegsheer bilden, werden wir ein Nationalheer besitzen, das heißt, ein Werkzeug der Erhaltung, nicht des Despotiumus und der Eroberung.

Stets zum Beistande Ewr. Majestät bereit, aber stark durch Ihre Einsicht werden wir uns mit Jhnen den Hofnungen einer glücklichen Zukunft überlassen: Daß der Vermehrung der Staatsschulden eine Gränze gesteckt wird, ist hon die erste Wohlthat. Wir em- pfangen in ihr ein Unterpfand für die nahe bevorste: hende Verminderung der Auflagen. Der Geist der Charte wird mehr und mehr unsre Geseße, unsre Sit- ten, unsre Gewohnheiten durchdringen. Der Ackerbau, der Handel, die Künste werden eine neue Thâtigfkeit entwickelnz einen langen Frieden verheißen ihnen die edelmüthigen Absichten, welche die Monarchen in die- fen denkwürdigen Zusammenkünften kundgethan, wo die französische Staatsfunst selbst nach unsern Unfäl- len eine Würde wieder erlangt hat, die uns nicht im: mer in glücklichen Tagen begleitete.

Nein, eine große Nation, duréh so harte Prüfungen geläutert, will nitht diese wesentliczen Güter trügli- chen Systemen Preis geben. Sie ist nur zu gut inne geworden, daß die Verminderung der königlichen Ge- walt nicht weniger Unheil bringe, als ihr Mißbrauch, daß ohne Rettung alles verlohren ist, wenn das Ober- haupt des Staats vor dem Uebermuth der Partheien sih beugt, wenn er nicht alle seine Pflichten zu erfül: len vermag, ohne ein einziges seiner Rechte aufzuopfern.

Der König antwortete: „Jch empfange mit im:

mer neuem Vergnügen von der Kammer der Pairs den Ausdruck ihrer Gesinnungen. Jn meiner Rede bei Eröfnung der Sißung habe ich meine Pflichten geschildert und meine Gesinnungen ausgedrückt; es gewährt mir eine lebhafte Genugthuung, die Addresse der Kammer der Pairs damit volléommen überein- stimmend zu finden. Jn diesem Einverständniß wird es uns gelingen, die Rechte des Throns zu erhalten, und die Nuße des Staats zu sichern.

Unmittelbar nah diesem Empfange ward die De- putation der Kammer der Deputirten zur Audienz

gelassen, um auch ihrerseits die Dank: Addresse an Se. Majestät zu Überreichen. Herr v, Courvoisier, Vice - Präsident der Kammer, war der Wortführer. i Da sie mit der Addresse der Pairskammer wesent- lich übereinstimmt, so begnügen wir uns, unsern Le: sern nur diejenige Stelle in der Uebersesung mitzuz theilen, welche fih auf die Auffoderung in der Rede des Königs, sich zur Vertilgnng der gefährlichen Grundsäße der Faktionen zu vereinigen, bezieht. „Die Salbung unsrer Könige, die [unverroerfliche Zeugin unisrer alten Freiheiten, wird die Bürgschaft unsrer neuen séyn. Indem Ew. Majestät die Charte vor dem Bott Jhrer und unserer Väter beschwören, stellen Sie solche unter den Schus des Himmels selbst, und die Religion wird der Politik’ Achtung für sie gebieten. So wird der \{chönste Anspruch Ew- Majestät auf den Ruhm geheiliget, mit welchem Sie vor der Nachkommenschaft erscheinen. Fern sey uns der frevelhafte Gedanke, ihn irgend antasten zu lassen. Wir werden jeden verderblichen Grunds saß ausrotten, der die Staatsverfassung, die wir Jh- rer Weisheit verdanken, angreifen sollte. Auf die Charte, auf die Einrichtungen, die aus ihrem Geisk hervorgegangen, muß Frankreich sih richten. Frank- reich ist der Revolutionen müde, Sire; es hat nicht vergessen, wie viel Blut und Thränen sie ihm gekostet.‘ Der König antwortete: „Jch empfange mit Ver- gnügen den Ausdruck der Gesinnungen der Deputir- tenkammer. Jch habe Jhnen mein - Herz geöffnetz ich habe Sie mit meinen Sorgen, méinen Hoffnun- gen und meinen Gesinnungen bekannt gemacht; ih sehe mit lebhafter Genugthuung aus dem, tvoas sie mir gesagt, daß Sie in das Eine, wie in das Andre ein- gegangen sind, und daß ich in der Kammer der De- putirten den Beistand finden werde, der zur Aufrecht:

haltung der bffeatlichen Ordnung und zur Heilung der Wunden des Staats erforderlich ist.‘

Die Gerüchte von einer Ministerial : Veränderung erhalten sich und werden lebhafter, doch scheint bis heute nichts beschlossen zu sein,

Der Moniteur vom heutigen Tage enthielt eine Vecordnung des Königs über die Verwaltung der so: genannten britannischen Fonds zur Erziehung junger Katholiken in England, Schottland und Jrland.

Aus Madrid sind Briefe vom 11. d. M., welché vollig beruhigend lauten.

——EE S H E E En

Zur Beurtheilung des neuen preußíi-: schen Steuersystems.

Die Reformen unsrer Steuergeseßgebung treten nach und nah ins Leben. Wir glauben dem Publikum einen wesentlichen Dienst zu leisten, wenn wir in ei- ner Reihe kurzer Aufsäße, die unter sih unmittelbar nicht zusammenhangen, mithin, ohne abgebrochen wer-

den zu dürfen und dadurch an Kraft und Junteresse zu verlieren, durch mehrere Stücke der Zeitung fort: geseßzt werden können, die Grundsäte darstellen und erläutern, auf welchen die richtige Beurtheilung und Würdigung des neuen Steuersystems beruhet.

Nachskehende allgenieine Ansichten find bestimmt, die specielleren Betrachtungen einzuleiten.