1819 / 6 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 19 Jan 1819 18:00:01 GMT) scan diff

dabei betheiligt, wenn Preußen die Ausfuhr dieses (

Garns über See auch ferner unter ohngefähr densel: ben Bedingungen gestattet, unter welchen sie schon seit mehrern Generationen und bei dèr vollsten Blü- the der deutschen Leinweberei statt gefunden hat.

Von dem Garne, welches aus Schlesien nah Sath- sen durch den Schleichhandel fam, läßt sih bei der Natur dieses heimlihen Handels nicht nachweisen, wo es weiter hinging. Sollte es, wie kaum zu ver- muthen, auch wirklich bis in die Gegend von Gotha gelangt seyn, so würden die dortigen Weber doch wohl nicht Ursache haben, sich zu beklagen, daß ein Artikel, der nur mit großer Gefahr und Kosten durch Schleichhandel zu beziehn war, nun auf offnem recht- lichen Wege gegen eine Abgabe ausgeführt werden Fann, welche, da nur feine Garne einen so weiten Landtransport vertragen, in Verhältniß des Werths der Waare noch immer sehr mäßig ist.

Es ergiebt sich hieraus, welcher Frrthum bei der obigen Aufregung des offentlichen Unwillens gegen Preußen zum Grunde liegt.

MWissenschaftlihe Nachrichten.

Ueber die Stoschische Gemmensammlüng. Unter dem Titel: „, Choix des principales pierres gravées de la collection, qui appartenait autrefo1s au Bar. de Stosch et qui se trouve ma1ntenant dans le cabinet du Roi de Prusse, accompagné de notes etc. par Fr. Schlichtegroll” erschienen bei Frauenholz in Nürnberg (1792 bis 1805) mehrere Hefte in Fol. die wegen der großen Schönheit der Kupfer- stihe mit Recht berühmt sind, indem kaum ein ande- res Prachtwerk dieser Art ihnen hierin gleich kommt. Die Abbildungen sind aber nicht nach; den antiken Steinen gemacht, sondern nach Schwefelabdrücken, die Herr Frauenholz in einer Auction erstanden hatte, wodurch das Werk an Zuverläßigkeit sehr verliert. Das rohe Material wiederholt niemals ganz vollfom- men die Genauigkeit der Arbeit eines edlen Steines, und alle Erklärungen müßen nothwendig höchst unsi- cher seyn, da über das Alterthum eines Kunstwerkes, was doch hiebei zuerst in Frage kommt, nach Abdrücken fich unmöglich entscheiden läßt.

Nicht dies soll indeß hier gerügt werden, sondern daß der Kunsthändler, Herr Fraucnholz, um den Werth seiner Schwefelabdrüke zu erhöhen, offentlich hat be- haupten laßen, die Originale derselben bef än- den sich nicht mehr in der königl. preußi- shenSammlung, sondern seyen theils „un- ter der Hand verkauft,“ theils „durch Un- treue der Aufseher entwendet.“ Folgendes sind die (treu übersezteu ) Worte der jenem Werke vorgesebten Fntroduktion :

Nachdem erzählt worden, wie Phil, Stesch diese Sammlung zusammengebracht, welche dadur in ganz Europa berühmt sey, daß Winkelmann in einem be- fonderù meisterhaften Werke se beschrieben habe; wie ferner dieselbe ursprünglich, laut jenes Katalogs, 3444 geschnittene Steine, in goldenen und silbernen Ringen gefaßt, enthalten, heißt es weiter, pag. 5 „Ehe wir aber von diesen Abdrücken und ihrer Bekannt- machung reden, machen wir vielleicht einem oder dem andern unsrer Leser Vergnügen, wenn er von uns er- fährt, was aus dem Kabinet selbst geworden ist. Philip Stosch vererbte die unschätbare Sammlung auf seinen Vetter Philip Muzel Stosch. Ein Theil der Gemmen ward unter der Hand verkauft 3 die schönsten hetrurischen Steine erstand der Duc de Caráffa Noya zu Neapel. Der Haupttheil des Ka: binets ward dem Könige von Preußen Friedrich IL. für 30,000 Ducaten angeboten u. st. w. Der König überließ die Aufsicht anfangs einem Manne, auf dessen Zuverläßigkeit und Erfahrung er sich nicht veriaßen konnte. Es fielen Mißbräuche vorz verschiedene fost: bare Steine. vershwanden , worüber der König in so üble Laune gerieth, daß er die Sammlung verschließen ließ und niemand sie mehr zu Gesicht bekam u. st w.“'

Sonach wäre nur ein Rest der Sammlung in preu- gischen Besis- gekommen, und diefer Rest noch durch Untreue der Aufseher verringert. Bei der weite- ren Auseinanderseßzung des unschäßbaren Werthes der Frauenholzischen Sehwefelabdrücke, heißt es nachher

pag. 7. noch stärker: ,, Außerdem snd die Originalien diéser Sammlung, in we'che Stosh nur wirkliche Autiken , die von einem andern großen Kenner, dem Abbé Winkelmann, dafür änerkannt waren, bereits seit geraumer Zeit zerstreut, Und finden ih nicht mehè fo zusammen , wie sie 1n dem berühmten Katalog be- schrieben sind; wird also der Freund der alren Kunst gleichgültig vernehmen können, daß das Ganze dieser Sammlung wenigstens noch in treuen Abdrücen vor- handen ist ?‘

Seit mehr als 20 Jahren blieben diese Beschul: digungen, soviel mir bekannt ift, gänzlich unbeantwor- tet (außer durch eine von mir veranlaßte kurze Be- merkung in d. n. Ausg. v. Wink. W.). Der entschei- dende Ton, womit sfe ausgesprochen sind, erwarb ih- nen vielmehr allgemeinen Glauben. Sogar in Zei= tungen wurde die Zerstreuung der berühmien St0- schishen Sammlung betrauert, z. B, All. :Litt. Zeit. 1796. Nr. 105. Gurlitt in feiner „„ Gemmenfkund weiß noch andere Fabeln, und ruft pas. 28 F sogar die Gerechtigkeit auf, dem Untwoefen zu steuern. Auch Beck spieit darauf an, Archäologie (1816) pag» 12. Desto überraschender und erfreulicher für aile Freunde der Kunst wird es daher feÿya, zu hören, daß jene Beschuldigungen gänzlich erdihtetund ohne Grund sind.

Bei der Revision der königlichen Antifensamms- sung wurden die Stoschischen Gemmen aufs sorufäl=- tigste nah Winkelmanns Beschreibung in seiner Description d“s plerres graveecs du feu B. de Stosch von mir untersucht, und die alre D-dnung allenthalz ben vorläufig hergestellt. Alle 3444 Nummern fanden fich, bis auf folgende fünf:

1) Ein goldner Ring mit einem Kopf des Seneca in Onyx geschnitten von Costanzo il Geobbo, Wink. Descr. p 567. Class. VILL. Nr. 90.

a) Ein antiker Karniol îín Silber gefaßt, Umor mit einem Stähczen und cinem Paimzwoeigae, zwci Hähne zusammenheßend Pescr. pöS- 134. Class. Hc: Nr. Co8r

3) Eine antike Paste in Silber gefaßt, Amor mit Schwerdt und Schild. Pesecr. Pag, 1535- Cias8, LE: Nv, 787,

6) Ein antiïer Ning ganz aus einem Ct schnitten, ohne Bildwerk. Pescr. pa!

V, Nr. 200,

5) Eine antiïe Glaspaste als Scarabîus geformf;, mit einer sehr aiten undeurlichen Vorstellung, dic MWinkëkelmann nicht erklären konnte. Descr, pag. 565. Class. VHLL Nr 54:

Statt dieser fehlenden fünf Stücke fanden sich folgende drei, die Winkelmann in seiner Deseription nicht erwähnt :

1) Ein altes Siegel ganz aus Achat geschnit!en, von barbarischer Arbeit. Winkelmann gedenkt desselben mehrmal in den „„Bricfen an einen sei- ner vertrautesten Freunde“ z. B. Br. 21: pag- 50. Br. 29. pag. 61. 2x, ungewiß, wohin es zu ordnen fey.

2) Ein silberner Ring, eine Nachbildung der be- |

rühmten Bacchantin mit einem Doich auf - der

Gruft, die Natter besaß, und die man Calirrhoe

zu nennen pflegt. :

3) Éine antife Glaspaste in silberner Fassung, zwei Kámpfende darstellend, wovon der cine den ‘an? dern mit einem Schwert durchbohrt.

Sonach enthält jeht die Stoschishe Sammlung 5442 Stü, wovon 938 in goldnen Ringen, die übri- gen in silberner; oder antifer eiserner Fassung; auch von den goldnen Fassungen sind Über 20 antif.

Außerdem befinden, aus Stöschens Nachlaß, in der königl. Kunsttammer sich die von Stosch selbst ver- fertigten Abdrücke seiner Gemmen in rothem Schwe-

fel, durchaus vollständig z so wie nicht minder die von F Winkelmann gepriesene Sammlung von Zeichnungen,

Descr. pag. 27. Es sind 846 Blätter in 6-Bänden.

ene öffentlichen Anschuldigungen von gänzlicher |

Zerstreuung der Stoschischen Geminen sind also fer nerhin für bloße Kunsthändlermährchen zu haiten. Berlin im Januar. E. H. Toelket

Professors

cene i i ai Le O ORTEI E P C O E C RSE R C A E T R Ier mrr E A LTT R T

Allgemeine

reußische Staats - Zeitung.

endk,

6 Stüd.

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—— Her

Berlin, den 19ten Januar 1819,

I. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben allergnädigst geru: vet den bei dem Ministecio des Jnnern stehenden Geheimen Regierungsrath vòn Bernuth zum Ge- vei Ober : Regierungsrath zu ernennèn, und den bei der hiesigen Regierung und dem Ober -Präsidio der Próvinz Brandenburg bisher in Funktion gestan- Anu Geheimen Regierungsrath von Schügze gleich: zeitig zum vortragenden Rath im Ministerio des Jn- nern zu béfördern.

Se. Majestät der König haden dem Regie: rungs- Rath Grafen Henkel von Donnersmark ¿u Merseburg die Kammerherrn-Wütde zu ertheilen geruhet.

Des Königs Majestät haben dem Legätions- Sekretair Dorow das Prädicat als Hofrath beizu: legen und das Patent hierlibèz Allerhöchst eigenhän:- dig zu vollziehen- geruhet.

Berlin, den 18. Jan. Die Feier des Krönungs: und Ordens : Festes wurde, von Sr. Majestät dem Könige, für dieses Jahr auf den 18. und 24. Januar bestimmt.

Um i183. Januar Vormittags 11 Uhr versamwmel- ten sich die eingeladénen zu Berlin anwesenden Rit- tér des schwarzen Adler- Ördéns, des rothen Adler: Ordèns aller 5 Klassen, und | des Ordens für das Berdienst, die Inhaber des eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse, die Rittèr des königl. Prèußischen St. Johanniter: Ordens, und die Fnhaber des Mili- tair - Chrenzeichens und des allgemeinen Ehrenzeichèns erster und zweiter Klasse im Rittersäale auf dem Kt: nigl. Schlosse. Jn einer der anstoßenden Kammern war die Generál : Ordens : Kommission versammelt, und hier wurden den von Sr. Majestät dem Königé durch den allerhöchsten schriftlichèn Befehl vom 16. Januar zu Ordens: Rittern und Jnhabern vön CEhrenzeichèn érnannten und deshâlb eingeladenen zu Berlin anwe- E Perfonen von dem General -: Lieutenant von Pir IL, welcher die Stelle des wegen Unpäßlichkeit uicht anwesenden Präsidènten der General - Ordens: Kommission General : Lieutenants v. Dierick e vertrat;

die Ordens - Jnsignien und Ehrenzeichen eingehändi- get. Nachdem sie solche angelegt hatten, begab sich die General: Ordens : Kömmission mit ihnen in den Nittersaal, wo fie den für sie bestimmten Plas6 in der Mitte des Saals dem königlichen Throne gegenüber einnahmen.

| Auf der rechten Seite des Thrôns standen die Prinzen des königl. Hauses, und auf der linken Seite die Ritter des schwarzen Adler: Ordens und die des rothen Adler - Ordens érstex Klasse, und in dem übri- gen Raum dés Saals àâlle andern Ordens -: Ritter und Inhäber von Ehrenzeichen.

: Seine Majestät der König waren bei dieser Feier nicht gegentoärtig.

Sobald Se. Königl. Hoheit der Kronprinz in deù Saal eintratèn und auf der rechten Seite des Königl. Throns ihrèn Plaß nähmen, eröffnete nah erhaltener allechöchster Erlaubniß der General : Lieutenant von Pirch IL die Feierlichkeit mit einer dem Gegenstande angemessenen Rede. Nach Beendigung derselben las der wirkliche Geheime Legätiónsrath von Raumer als Mitglied der Géneral - Ordens - Kömmissiön die Erwéiterungs? Urkundé für die Königl. Preußischen Or- deñ und Chrènzeichèn vom 18. Januax 1810 und das nachstehende Verzeichniß der Personen, welchèn Se. M a- jestät der König durch den schriftlichen Befehl vom 16. E Orden und Ehrenzeichen ertheilt haben

Hiéémit war di ¡erli y e Feierlihfeit des 18. Januar

Den rothen Adler-Orden erster Klaße erhielten:

Die Staats : Minister Freiherr v. Altensein und v. B eyme mit Eichènlaub, und der Graf ju Stol [ls bérg- Roßla, ohne Eichetlaub.

Melis Zweiter Kläße:

er Gesandtè Graf zu Dohna in K

und dér Bischof Eylerxt zu Potsdam, mit R der fürstlich Schwarzburg: Rudolsktädtsche Kanzler wi Kettelhoödt und der Gehèime Régierungsräth Frei- herr v. Wylith zu Diexsforth bei Wesel, ohne Ei- chenlauüb.