1819 / 9 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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der französischen Kirche eröffnet. Jhr wohnte ein ||

ausgesuchtes gelehrtes Auditorium von etwa 200 Personen bei. Die Rede des alten 78jährigen Ver- faßers wurde von ihm selbs vorgetragen, doch gab er sie nur bruchstückweise. Sie war mit apostolischer Kraft verfaßt und ward mit solcher verkündet. Es ehrwürdige Greis, von dem sogar jeder Athemzug höor- bar ist, schien troß seiner Shwäche, von einer höhern Macht belebt und gestärkt ; er sprach mit dem ganzen Feuer der Jugend und der Wahrheit. Die Verklä- rung schien über ihm zu s{chweben. Insbesondere er- griff seine Anrede an sih selbst und an die Geistlich- keit und Lehrer von Zürich alle Gemüther mit hoher Rührung. Sie hat edlen Saamen ausgesäet und wird reine Früchte tragen. Die Rede soll in Druck erschei- nen. Der Abend wurde als stille Vorfeier durch Pre- digt und Gebet begangen.

Am Neujahrstage war das Hauptfesk. Es trug den Karakter der größten Kirchenfeste. Viermaliger feierliher Gottesdienst in allen . Kirchen der Stadt und des Kantons. Jm großen Münster hielt der von Gott gestärkte Antistes die Hauptpredigt wahr- scheinlich feine leßte! mit gleicher Begeisterung, Kraft und Würde. Als er die Kanzel verließ, folgte ihm der wehmüthige Blick der ganzen aus mehren Tausenden bestehenden Gemeinde, welche er #0 oft und fo lange getröstet, belehrt und geleitet hat, durch rei- nes Wort und reinen Wandel. Sie wird ihn viel leiht nimmer wiedersehen an dieser heiligen Stäte; er hat sein apostolisches Tagewerk würdig vollendet.

Am aten Januar war die Feier, gemischter Art in kirchlicher Form, den gelehrten Anstalten und der lernenden Jugend aller Schulen und JFnstitute gewid- met. Sie ward ebenfalls im großen Münster began- gen und durch Musik eröffnet. Dann hielt der Rek- tor des Gymnasiums, Chorherr Sch in z, eine teutsche Rede über den wohlthätigen Einfluß der Reforma- tion auf Religion, Sittlichkeit und Wissenschaft , die einen reinen frommen Sinn athmete. Jhr folgte eine zweite Rede von dem Professor der griechischen Sprache, Bremi, mit seltner Kraft verfaßt und vorgetragen. Er foderte darin die Jugend auf, dem Beispiele Je- sus und der Reformatoren zu folgen. Sein Stil war ächt klassish , sein Wort tief ergreifend, die Wirkung außerordentlich. So lange Zürich solche Lehrer und

Redner hat, wird es stets der Siß ächter Religiösität

und gründlicher Gelehrsamkeit bleiben. Dann wurden an die Jugend Gedächtnißmünzen vertheilt.

Am Zten Januar fand wieder allgemeiner Gottes- dienst ‘statt und jeßt erst wurde zugleich das Neu- jahrfest begangen.

Petersburg, den 12. Jan. Jhro Majestät die Kaiserin Mutter is gestern bei hohem Wohlseyn hier wiederum eingetroffen.

Frankfurt, d. 23. Jan. Die Bundesversamlung hat am 21, d. M. ihre Sitzungen wieder angefangen.

Sulan d.

Danzig. Das Königl. Ober: Präsidium der Pro: | vinz Westpreußen hat den Jnwohnern und Civilbe- hörden der Provinz auf den Grund einer Kabinets: Ordre vom 22. Decbr. v. J. das Wohlgefallen bekannt gemacht, welches Seine Ma jestät über die von Sei: | ten der Civilbehörden bewiesene kräftige Mitwirkung | zur Beförderung der Landwehr - Einrichtung, und über | das Juntereße, welches die Jwohner an dieser für | die Vertheidigung des Vaterlandes so wichtigen Ans: | stalt genommen, zu äußern geruhet haben.

(A. Bl. v. Danzig.) | j

Greifswald, den 22. Januar. Auch im botanis: hen Garten zu Greifswald blühte der Theestrauch (‘Thea Bohea L.) im leptverwichenen December.

(Strals. Z.)

Berlin, den 29. Jan. Die Zahl der Studirenden auf der hiesigen Universität betrug am 1. d. M. 1161. Hierunter sind 714 IÎn- und 447 Ausländer. Unter den JInländern: 107 Theologen, 259 Juristen, 235 Mediciner, 137 Kameralisten, Philologen und Phi: | losophen. Unter den Ausländern: 39 Theolo: gen, 123 Juristen, 191 Mediciner, 94 Philosophen 2c. Unter den Jnländern sind 86 junge Edelleute und eben soviel, nebst Einem Fürsten, unter den Ausländern. Jn dem Zeitraum vom März bis October v. I. sind 351, unter welchen 155 Ausländer, immatrikulirt wor: den, und zwar 59 Theologen, 126 Juristen, 88 Me- diciner, 78 Philosophen.

Mün ster, den 14. Januar. Als ein glückliches Er- eigniß für den hiesigen Ackerbau fann man es anse hen , daß seit einem Jahre durch das Ostseeische Korn der Staudenroggen hier bekannt geworden ist. Die ersten Versuche, die der landräthliche Kommissair von| Bönninghausen mit dieser Getreidegattung im Kleinen angestellt hat, haben eine ausgezeichnete Erndte zum Erfolg gehabt. Dadurch aufgemuntert hat man den Staudenroggen jeßt auf mehren Stellen ausgesäet, und hoffentlich wird dessen Anbau sich bald weiter ausbreiten. (A. Bl. v. Münster.)

Koblenz. Im Departement der hiesigen Re: gierung auf dem linken Rheinufer, woselbst die An: zahl der reformirten und lutherischen Pfarreien fast gleich is, verschwindet die Verschiedenheit der beiden

evangelischen Konfeßionen mehr und mehr, indem be die teutsche Literatur nicht gekannt zu haben, kann

Mirabeau nicht zum Vorwurf gereichen.

reits mehre vormals lutherishe Pfarreien mit refor: i mirten, und vormals reformirte mit lutherischen Geist ' lichen, unter Zustimmung, zum Theil auf ausdrüdckd: lichen Wunsch der Gemeinden, besegt sind. So hat / die lutherische Gemeinde zu Trarbach den reformirten"

K S f L)

Pfarrer von Bacharach zum Seelsorger erhalten, un! die reformirte Gemeinde zu Bacharach sich an die dal sige weit schwächere und ärmere lutherische angeschloßen. *

Ebenso ist im verwichenen Monat wiederum der l ;

formirte Pfarrer von Remagen zur lutherischen Pfar- rei Winningen, auf ausdrücklihen Wunsch der Ge- meinde berufen, wogegen ein lutherischer Kandidat die reformirte Pfarrei Remagen, mit Zustimmung der Ge- meinde erhalten hat.

Zur Geschichte der Censur unter Friedri dem Großen.

Mirabeau (über die preußische Monarchie unter Friedrih dem Großen S. 260. Orig. Ausg.) gedenkt einer Unterredung, worin er über die Gleichgültigkeit des Königs gegen die teutsche Litteratur ihm sein Bedauern geäußert zu haben versichert. Der König habe sich damit entschuldigt, daß er ja den teutschen Gelehrten keine größere Wohlthat erweisen könne, als sich mit ihnen nicht zu beschäftigen und ihre Schrif: ten gar nit zu lesen. „So, fügt Mirabeau hinzu, mißtraute der große Mann si selbst; er hielt sein Heldengemüth nicht so frei von den Aufwallungen der Leidenschaft, daß er ihm die Bewahrung des heiligen Gutes der Preßfreiheit anzuvertrauen gewagt hätte. Er wandte die Augen davon ab, aus Furcht es zu ver: leben. Und in der That, am 1. Junius bestieg er den Thron, am 10. hob er durch eine Kabinetsordre alle Censur auf, éfnete den Preßen, den Journalen, den Zeitungen Thür und Thor. Sechs Monat nachher erfolgte der Feldzug nah Schlesien. Die Zeitungen quálten sich, des Königs Plan zu errathen , sie mach: ten ihre Vermuthungen bekannt, und s{hlugen Lärm durch ihre Nachrichten und ihren profetischen Schwin- del. Sogleich erschien ein strenger Befehl, von poli: tischen Angelegenheiten nicht zu sprechen. Kaum war Friedrich Eroberer, war er auch wieder Mensch gewor- denz; diese lehrreihe Geschichte stets im Gedächtniß, nahm er sich vor, keine Kentniß von den Schriften der Leute zu nehmen, deren Freiheit er achten wollte.‘

Mirabeau ruht im Grabe. Wir wollen des Kö: nigs Unterhaltung mit ihm dahin gestellt seyn laßen. Was er aber von der Kabinetsordre vom 10. Juni 1740 und einer unbedingten Aufhebung der Censur erzählt, ist historish eben so unbegründet, als der Be- fehl, von Politik nicht zu sprehen; und hat er sich im Ernst eingebildet, daß der König deshalb keine teutshen Schriften las und lesen wollte, um sie nicht verbieten zu dürfen, so hat er ihn gar nicht begriffen ;

Unter der Regierung des Königs Friedrich Wil: helm I. fand eine Censur - Einrichtung statt, die sich auf einzelnen, an die Behörden, die Buchhändler und die Buchdrucker ergangenen Befehlen gründete. Oef: fentlih bekannt gemacht waren nur einige Verfügun: gen über die Censur theologischer Schriften. Zwar hatte der König ein vom Großkanzler von Cocceji entworfenes, auch gedrucktes allgemeines Censur - Edikt

Ein Andres von Koblenz. Die Errichtung der Geländer an der Rheinstraße ist zur Hälfte vollendét. Die zweite Hälfte wird im laufenden Jahre angefer- tigt und dadurch einem wesentlihen Bedürfniß für die

ll Reisenden abgeholfen werden.

vollzogen, es ward aber nicht publicirt, weil das Ge- neral -: Direktorium, dem es erst nah dem Druckfe mit- getheilt wurde, gegen die mehrsten Bestimmungen ei- nen heftigen Widerspruch erregte, sie für unausführ- bar und shädlich hielt, und sich überhaupt wider eine allgemeine Censur erklärte. Der König selbs nahm an solchen Diskußionen, die Theologie ausge: nommen, keinen Antheil, so daß er im Jahr 1732 eine von dem Ministerium der auswärtigen Angele- geuheiten ihm vorgelegte Verordnung über die Censur politischer Schriften mit der Randbemerkung „, was ist das?“ unvollzogen zurückgah. Faktisch bestand in- deß die Censur der theologischen, philosophischen und politischen Schriften, mit Einschluß der Zeitungen, ja eine Kabinetsordre vom 19. März 17537 hatte vers fügt, daß feine in Berlin ankommenden Bücher von dem Pahofe eher verabfolgt werden sollten, als bis dem Generalfiskal ein Verzeichniß vorgelegt worden, um dem Einbringen gotteslästerliher Schriften zu steuern ; eine Maaßregel die um so weniger twoirksam durchgeführt werden konnte, da die Vollziehung in die Hände eines einzigen, mit andern Berufsgeschäften überladenen Mannes gelegt toar, dem durch die fréi- finnigen Minister des General : Direttoriums so viel als möglih Hinderniße in den Weg geschoben wurden.

So fand Friedrih der Große die Sachen, als er die Regierung antrat. Das FJustizministerium, als Sachwalter des Bestehenden, und das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, voll geziemender Rücksichten gegen fremde Mächte, für die Censur, das General : Direktorium, als Beförderer des fort: schreitenden Lebens, für die Preßfreiheit.

Fünf Tage nah seiner Thronbesteigung befahl Er, die Berliner Zeitungen von der Censur frei zu laf- sen, welches der Graf von Podewils, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, seinem Collegen, dem Staatsminister von Thulemeier, mit folgendem Billet meldete :

Seine Königl. Maj. haben mir nach aufgehobener Tafel allergnädigst befohlen, des Königl. Etats - und Kriegs - Miniskri Herrn von Thulemeier Excellenz in Höchstderoselben Namen zu eröfnen, daß dem hiesigen Berlinischen Zeitungsschreiber eine unbeschränkte Frei- heit gelaßen werden soll, in dem Artikel von Berlin von demjenigen, was anibo hieselbst vorgeht, zu schrei- ben, was er will, ohne daß solches censirt werden soll, weil, wie Höch stderoselben Worte waren, ein solches Dieselben divertire, dagegen aber auch sodann fremde Ministri sich nicht würden beshwereWkönnen, wenn