1819 / 10 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 02 Feb 1819 18:00:01 GMT) scan diff

in den hiesigen Zeitungen hïn und wieder Passagen anzutressen, so ihnen mißfallen könnten. Jch nahm mir zwar die Freiheit, darauf zu regertren, daß der =** {he Hof über dieses Süjct fébr pointillèux ‘tvare ; Se. Maj. erwiederten aber, daß Gazetten, wenn sie intereßant seyn sollten, nicht genirt werden müßten, welchès Sr. Königl. Mas. aller-

gnädigstem Befehl zufolge hiedurch gehorsamst melden

sollen. Den 5. Fan. 1740.

Das Dekret hierauf lautete : i ;, ivegen dev Artikels voh Berlin ist dieses indistiricte 7, zu observiren, wegen auswärtiger pu188ancen aber „cum grano salis und mit guter Behutsamfkeit.“ Mit solcher Béhutsamkeit wurde denn auch der Befehl des Königs ausgeführt. Jn Berlin erschienen dama!s schon die Haude-, jezt Spenersche, und die Rü- diger: , jezt Voßische Zeitung. Man wußte, daß der König dem Haude wohlwolle, und da er in feinem Befehl nur von dem Berlinischen Zeitungsschreiber, in der einfachen Zahl gesprochen hatte, so befreite man nur die Haudesche Zeitung von der Cenfur, entzog ihr aber diese Freiheit ohne weitre Umstände schon im December, da sie über den schlesischen Krieg allerhand falsche Nachrichten ins Publikum gebracht. Der König selbst nahm von der Maßregel des Ministeriums gar feine Kentniß, und es scheinen nicht einmal Beschwer- den an ihn gelangt zu seyn, entweder, weil Haude den bestimmten Béfehl nicht kanhtè, oder Lein gutes Gewißen hätte.

Mit der Censur der übrigen Schriften blieb alles, wie es unter der vorigeù Regierung gewesen war, und am 530. Sept. 1742 ward ailen hiefizgen Buchdrudern bei harter Strafe untersagt, ein nicht zuvor censirtes Buch zu drucken. Daß der (General - Fiskal und die Censoren init dem Geiste der Zeit, welchen der König \chuf, fich nach und näch befreundeten, mithin Spi- noza, Hobdes, Servet, die Socinianer nicht mehr, wie unter der vorigen Regierung, verfolgt wurden, war zu erwarten; üirnd obwohl nmoch îm Jahr 1781 wider éeinen hiesigen Buchhändtker, der den Candide verkaufte, auf Antrag des Censors der theologischen Schriften ein fis: falischer Prozeß ängeregt wurdé, fo darf dies doch nit befremden, da sih diejenigen in völliger Unwißenßheit über die innre Geschichte unsers. Vaterlandes unter der Regierung Friedrichs des Großen befinden, welche diese Zeit, als das Zeitalter der Frivolität und des Unglaubens herabzuwÜrdigen, und den Namen des K9- nigs in dem Gedächrniße seines Volts zu beflecken sich fruchtlos bemühen.

m 13. Nov. 1747 vollzog der König selb êine Verordnung, durch welche der Akademie der Wifen- chaften die Censur aller in der Monarcvie erscheinen- A Schriften übertragen wurde. Er ließ sich àâber bald von der Unausfüßrbarkeit solcher Maßregel über: zeugen, und hob das Gese durch die Kabinets : Ordre vom 10. März 1748 wieder auf. Nun unterließ man hier, andre Censoren zu bestellen, wòraus einige Ver: wirrung und größere Keckheit bei den Buchhändlern entstand, denen der König durch die Kabinets - Ordre vom 14. April 1748 bèi Gelegenheit, daß einer von ihnen wegen Verkaufs séandalöser Bücher zur Unter- suchung und zum Verhaft gezogen war, andeuten ließ, er werde in ähnlichen Fällen keine Begnadigung ein- treten laßen. Dieses und éine unbedeutende Wochen- schrift, der Wahrfager , die bei dem Buchhändler Vöß erschien, und die hiesigen Schullehrer verleßte, veran- laßte das Justiz - Ministerium, àuf die Ernennung be: fonbrer Censoren anzutragen, welches der König durch die Kabinets : Ordre vom 16. März 1749 mit dem Beifti- gen genehmigte, daß zum Cenfor ein vernünftiger Mann âusgesucht werbe, der eben nicht alle Klêéi- nigkeiten relevire und aufmußte. So erschien das ail: gemeine Censur: Edift vom 11. Mai 1749, weiches bis an den Tod des Königs die Vorschrift in Angelegen- heiten der Preße geblieben ist, da die Ministerial : Ver-

ordnung vom i. Jun. 1772 nux nähere Anweisungen für die Behörden enthält.

Mirabeau’s Erzählung wird Hiedutch berichtigt. Das geistige Leben des Königs 1äßt uns übrigens tei- nen Augenbli zweifelhaft, daß er für die Preßfrei- beit entshieden, und den Mißbräuchen der Schriftz steller, die in seiner Zeit allerdings weniger gefahrvol für die Ruhe der Throne und der Völker hervortra- ten, durch Strafgeseze, nicht durch die Censnr zu be: gegnen geneigt war. Aber er hielt die Censur, so wie er sie fortdauern Aieß, für feinen Preßzwoang, nur für eine Polizei - Maßregel, welche die bürgerliche Ord- nung néthig mache, üm die Leiderischaften der Men- schen zu zügeln. Die Zeitungen ‘erschienen ihm als Mittel, die Neugier zu befriedigen, weder als Fackeln wodurch die Frankline den Erdkreis erleuchteñ, noch als Pechkränze, wdmit ‘die Marats ihn “anzün- den. Ju diesem Sinn erklärte er sich unmittelbar nach seiner Thronbesteigung, gab aber der Vorsicht er- fahrner Staatsmänner nach, ohne sich selbst weiter in die Sache zu mischen.

Wir haben dieses historisch vorangehen laßen, um im Verfolg fortschreitende Betrachtungen daran zu tnüpfen.

Berichtigung. Jn den Annalen des Herrn ic. v. Kampßt ist eine Uebersicht der in der preußischen

Monarchiæ im Jahr 1817 vorgefallenen Selbstmordes

nach den einzelnen Regierungs - Departements geord- nêt, enthalten. Da jedes Departement rait dem Na- men der Stadt, in welchem der Siß der Regrerung sich befindet, bezeichnet ist, so hat dies zunächst den Jrrthum der Loudonschen Morgen - Kronik veranlaßt, als 0b die Selbstmorde nur in der etnzetnen Stadt begangen worden. Sie glaubt nun, den Beweis in Händen zn haben, daß nicht, wie man gewöhnlich meine, in England die méhrsten Selbskmorde gesche: hen, fondeëtn in Preußen, da sich z. B. in dem tleiz nen Städchen Reicheubah, verhältnißmäßig, mehr Menschen ums Leben gebracht, als in Lonvon. Einer engliszen Zeitung kann man diesen Mißgriff wohl zu gut halten. Aber in Leipzig ist man, besage Nr. 17+ des Oppositionsblatts, auch in diesen seltsamen Jr- thum verfallen, indem die Zahl von i2 Selbstmordey auf 36,000 Bewohner in Leipzig geringe gerechnet wird gegen die in Berlin, Magdeburg .und Breslau verübten, Wenn wir aber auch Berlin für sich allein nehmen, fo ist die Renuùg doth unrichtig, denn in Berlin ist

das Verhältniß wie 1 zu 3140 und in Leipzig wie

1 zu 3000.

Wissenschaftlichhe Nachrichten. Nach der

Königsberger Zeitung hat der Professor der Bered: \amkeit an der dortigen Universität bei der Feier des | Fahresfesles der Krönung, in einer gehaltreicen Rede |

darzuthun gesucht: wie ganz entbehrlich und nicht sel:

tend stérend die {bóne Natur in den Umgebungen ei:

er Universitäisstadt für das ernske Studium sey. Nach der Zeitung hat die Stiftung der Universität

Bonn dieses Thema herbeigeführt. Da jedoch die Kö: |

nigsberger Ünivérsitätsgebäude êices großen Baues bedürfen, so glauben wir weit eher, der Redner habe

genheit haben.

sehr zu fürchten, daß diese dennoch einige Störungen verursachen werden.

Allgemeine

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tes (C or E b E) id.

t A M Zu C M T K D S E RERE T T O I E G I s E I I I E

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Berlin, den 2ten Februar 1819.

qats - Zeitung.

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L. Amtliche Nachrichten.

Keonik des Tages.

Am 25sten v. M. über: reichte der Badensche Gesandte am biefigen Königlichen Hofe, Generallieutenant Freiherr von Stochorn, Seiner Majestät dem Könige das von dèm jeßt regierenden Herrn Großherzoge ihm ertheilte Kreditiv, indem derselbe zugleich die JInsig-

Berlin, 1. am Febr.

Großherzoglich

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nien des schwarzen und rothen Adlerordens drs ver:

ewigten Großherzogs in die Hände Seiner Maje- stät zurücckgab.

Seine Majestät der König haben dem Haupt: mann Fursten von Trubetkoi von der Kaiserlich

Russischen Garde - Artillerie den Militair - Verdiensit- Orden zu verleihen geruhet.

Ferner haben Se. Majestät der König allergnä- digst geruhet, folgenden Personen der Kaiserlich Rus- sischen Garde - Artillerie, dem Junker Bulatoff, dem Feuerwerker Jwanow und dem Roßarzt Bo - stelmann das allgemeine Ehrenzeichen erster Klassez deù Bombardieren Kralo ff, Pokuscheff; Grigo- rief, Terraßof, Gulkóf, Gicharef, Kallmué fo ff, den Kanonieren Magarin, Feodorof, und dem Schmidt Kus min das Militair - Ehrenzeichen zweiter Klasse; dém Boimbardier Radnin das allge» meine Ehrenzeichen zweiter Klasse zu verleihen.

Il, Zeitungs-Nachrichten.

_ Paris, vom 25. Januar. Jn der Sißung der Depurirten - Kammer vom 20. d. M. fiel nihts Er? b-bliches vor. Man lachte über eine Petirion, welché Vorschläge zu ciner neuen Territorial + Eintheilung Frankreichs, Abschasfung der Präfekten, Maires, Kon: irolleurs, Steuer - Einnehmern, kurz einen Plan ent: hielt, die gegenwärtigen Verwaltungs - Normen umzu- fchren. Uebér den von einern Mitgliede gerinächten Vorschlag, cinige Artikel des Reglements für die Kam: mer in Bezug auf die Petitionen zu ändern, stattete Herr von Courvoisier i Namen der niedergeseß: ten Koniinission Bericht ab.

m 21steú d. M. ward dás sährlihé Traucrfesk zum Gedäcztniß des Todes Ludwigs XVI in allen Kirchen der Hauptstädt unter den Feierlichkeiten der vorher: gehenden Jahre gehalten. Im Schloße war Gottes- dienst in den Zimmern des Königs, so wié in der Schloßkapélie. Die Hauptfeier wár zu St. Denys in Gegenwart der Prinzen und Prinzeßinnen des Königl: Hauses. ;

Eine Kénigl. Verordnung vom 20. d. M. ernennt

e Staatsräthe und Nequetenmeister bei dên verschie: die Pfleger der Wissenschaft dafür gewinnen woilen, j die Staatsräthe und \uetenmeister bei dên verschie daß die alma Albertina auf die furische Nehrung, etwa nah Nidden, verpflanzt werde. Ein wenig links in die Sandberge hinein würden die Söhne der Mu- sen auch nicht einmal durch den Anblick des Wassers dén trocknen Ernst des Studiums zu cerfrishen Gelê- Nur tnit den großen Harmonien die- s)ser CEinóde, „Orkan und Meereszorn und Donner: schlägen ‘' bleibt es eine bedenkliche Sache, und es ist F

deen Verwaltungzwkeigen. :

Die Notare Yence und Bessier?s Veynáît und der Volizei- Kommissar Constans, weiche als Theilnehmer an dem Morde des Fualdes angeftlaagt waren, und hauptsächlich das Zeugniß der Madame Manfon und des-Bax wider sih hatten, sind von dem Geschwornengericht am 14ten d. M. für unschul- dig erflärt ind unter großem Beifall des versammelc ten Publikurüs in Freiheit geseßt worden.

Rom, den 9. Januat. Am 2. d. M. starb hie:

E feld| Jhro Majestät Louise Marie Theresie, Ks: © nigin von Spanien, Tochter des Späánischen Znfanten l Philipp, nachmais Herzogs von Parma. Die Ver:

ewigte wär geboren am 9. Dechr. 1751, Und ward mit Sr. Majestät dem Könige Karl l[V. von Spa- nien am 4. September 1765 vermählt. Jhre ‘sterbs liche Hülle wird morgen in die Hauptkirhe des Vaz tifans beigeseßt werden.

Schiverin, den 18. Januar. Unser vor kurzénm beendig‘er Landtag hat vón Neuem beroährt, wie einé freie ständische Verhandlung ganz geeignet ist, die wich- tigsten und schwierigsten Gegenstände mit Ruhe und Mäßigung zu erörtern und zu berathen, indem ver: faßunuSmäßige Einrichtungen und Rechte geachtet und wirksam erhalten werden. Ein yegenseitiges Vertrauen entfernt oder löset dann auch die Schwie: rigkeitéên, welche oft in der Säche selbst liegen, ddes durch veränderte Verhältniße herbeigeführt sind, soz bald man der Discußion und den verschiedenen Meis nungen darüber die rechtlichen Mirtel darbietet; fich förmlich und fräftig zu äußern, so wie eine lez bendige Theilnahme zu zeigen. Zu den landesherrli- chen Nropositionen gehörte auch die Aufhebuug der Leib eigenschaft (oder vielmehr der Gutshörigfeit). Diese war auf dem vorjährigen Landtage schon entschieden beschlosz fen. Nur mußte noch die Art und Weise näher ange: geben und bestimmt werden, um mit Berücksichtigung und Schonung lier, besonders auch der landwirthz schaftlichen Verhältniße, aufs baldigste zu diesem Ziel zu gelangen und den“ fernern Zustand der bisherigen Gurshörigen zu sichern, ihnen dabei auch die Mittel und den Uebergang zur Erlangung von Besiß und Eigenthum zu verschaffen. Von éiner hiezu auf dem Landtage bestellten Kömité ist eite sehr umsichtige und geprüfte Arbeit gefertigt, diè bei dér weitern Ver- handlung mit der Regierung für die ernannte Depuü- tation nun zur Jnfstruction und Anleitung dienen soll, als woran es bis dahin nur noch fehlte, um mit ge-