1819 / 13 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

shloßen sich die Minister und die Staatsräthe an. H Béim Eintritt des Königs erhob sich die ganze Ver- famlung, der König bestieg den Thron, und hielt flzend, nachdem auf ein gegebenes Zeichen des Cere- monienmeisters au die Stände ihren Siß eingenom- men, folgende Rede : : | Meine Herrn Neichsrätheund Abgeördnete! Liebe und getreue Stände des Reichs! |

Fndem Jch heute die erste Stände - Versamlung des Reichs eröffne, sehe ih mich am Ziele eines seit langer Zeit in Meinem Herzen getrageñen Wunsches.

Nächstens sind zwei Jahrzehnte verflößen, seit die Vorsehung Mich auf den Thron der Baiern berufen hat.

Was Jch durch Meine ersten Regenten - Handlun? gen bezweckte, liegt ofen vor den Augen der Nation.

Diese edle und brave Nation erinnert sich aber auch der wüthenden Stürnie des Krieges, welche dämäls Mei- nen Absichten die mächtiästen Hinderniße entgegenge- stellt und Meinen Staate die erpfindlihstèn Dpfer abgedruigen hatten. A

Erst nach dér Wiederkehr des allgerneinen Friedens und nach der Vereinigung aller teutschen Völker in einen gemeinschaftlichen Bund, konnten Meine frühern reinsten Wünsche neu belebt und die Hoffnung auf Erfolg dauernd gegründet werden. |

Was die Bundes : Akte den Teutschen verkündet; hatte ich schon früher vorbereitet, und dieses ist nun- mehr durch die Verfassungs - Urkunde vom 26. May 1818 ausgeführt. j |

Fch habe die Meinem Herzen théurëê Üeberzèugung erhalten, daß dieses Werk von dem Vaterlande mit Segnungen des Dankes aufgenommen wörden ist.

Jch genieße heute den erhebenden Moment, in der Mitte von Ständen zu seyn, welche das freie Wort meines festen Entschlußes hervorgerufen, und eine ver: trauenvolle Ernennung und Wahl um Meinen Thron gestellt hat; Männer von edlen Stäminen, von elarer Einsicht mit besonuener Freimüthigkeit , gleich wachsam für die Heiligkeit des Thrones, wiè für die Sicherheit der Hüttez vertraut mit den Wünschen und Bedürfnißen ihres Bezirkes und ihres Standes, aber frei von jenem verderblichen Geiste, welcher sih von dem Jnteresse des Ganzen lossagt; durchdrungen von dem hohen Berufe, in den wich: tigften Angelegenheiten des Vaterlandes redliche und unbefangene Gehülfen der Regierung zu seyn, und endlich gewissenhaft ehrend die durh die Verfaßung bezeichneten Gränzen ihres Wirkens.

Nach diesem Bilde habe Jh in einer Versam- lung der Stände eine Stüge des Thrones und eine Wohlthat der Nation erkannt.

Es ist nunmehr an Ihnen, Stände von Baiern!

diesem Bilde seine lebendige Erscheinung zu geben;

vergessen Sie aber nicht, daß die Entwicklung der

zarten Pflanze zu einem kräftigen Stamme und zu

edlen Früchten , der Pflege und der Zeit zugleich an-

ehöre. 8e einé Herrén! Jch habe Meinen Ministern den Befehl ertheilt, Jhnen die Lage des Inne:n Meines Reiches, den Zustand des Staats - Haughaltes und einige Entwürfe über dringende Gegenstände aus dem Gebiete der Gesc6gebung vörzulegeu. Sie werden allenthalben ein beharrlihes Streben, dem gemeinschaftlichen Ziele des Gefämtwohtes na- heë zu schreiten; und den eben stó unfehlbaren als uns widerruflihen Grundsaß erblicken: dem ckervau, den Gewerben, dem Handel, dem Gewißen und den Mei. nungen allè Freiheit der Bewegung und Cntroickelung zu gewähren, welché sich init den Rechien der Einzels nen und mit dem Zwecké des Ganzen vertrag. Sie haben schôn Gelegenheit gehadt, sich von den Wohlthaten der Wiederbelebung der Gemeinde : Ädr- per in dém allenthalben regen Gange der neuen Pas gistrate, und in dein güten Geiste, welcher die Wahlen zur Stände - Versamlung geleitet hat, zu Ü: erzeugen,

Sie werden mit Zufriedenhei! bei den Resultaten

der innern Verwaltung verweilen. Sie werden die heiligen Absichten erkennen, weiche Mich bei den Be- mühungèn geleitet haben, eine feste kithiite Vrd- nung wieder herzustellen, und den christliccen Glauz bens- Bekentnißen in Meinem Reiche dcch einen gleichen Schuß des Glaubens und ihres kirchlichen Eigen:hums, eine. volltfommene Vecuhigung zu ges

währen: g a hs P g M Wr e 16 rc, j Nirgends Jh därf es init edlem Selb figefühlè bèféènnen wird Jhnen ein gerechter Grund dek f

Besorgniß, ein feindlicher Siosf des Mißttaueus vegeg= f Sie werden die Lage de3 Reichs in feder Bes |

nen. ziehung beruhigend finden; wenn auch die Folyen der außerordentlichen Anstrengung, die eine lange Rehe

verhängnißvoller Jahre gebieterish erfoderie noch fühlbar sind; wenn sezt noch große, jedoch von Jahr zu

Jahr sih mindernde Lasten auf dem Staate ruÿen: so hóffe Jch doch, daß es Unserm vereinten Bestrez bén gewiß gelingen werde, durch ein unerschütr.rlis ches Gleichgewicht im Staatshaushalte den mit dm Blüte so viéler Bravén erkämpften Rang Meines Reiches mit Würde zu behaupten, und jede redlich eingegangene Verbindlichkeit treu zu erfüllen. Es wird Jhrem eigcnen Jntereße zusägoen , der Aufrechthaltung des Staats - Kredits ene besontcre Theilnahme zu widmen.

Und so möge denn nun dèr Se um welchen Wir gestern geflchet haden,

Segeñ des Himmels, kraftig auf

Uns wirken, damit die geg-nwärtige Versamlung ein |

glänzendes Vorbild der Baterlandsiicbe und Eintracht für die fünftigen werde, und damit Jch Mir und Meinen Nachfo!gern Glück wünschen dürfe, den Baier: s{chen Staat durch eine sandische Verfaßung befesiiget au Haben. L j ai Nach dieser Rede leisketen die sämmtlichen Stände den in der Verfaßungs - Urkunde enthaltenen von dem Justizminister vorgelescnen Eid, die zen des Hauses, der Herzog von Leuchtenburg und die Prásidenten deider Kammern vor dem Thron in die Hánde des Königs, die übrigen Mitgliever von ihren Sißen aufstehend und etnzein nach nameutli- chem Aufruf. Nach der Eidesleistung erflärte der Minister des Jnnern im Namen des Königs die Sibung für geöfnet.

zenden Menge des Himmel begünstigte diese i müther freudig bewegt und mit Zukunft erfüllt hat. : Durch eine Verordnung vom 27. König die Neluition der Legions- und

Feierlichkeit, die alle Ge-

hoben, die ein gleiches Verfahren beobachten.

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Der Künig ward auf dem zuge F nah dem Ständehause und zurück von einer jauch- E Volks begleitet und ein heiterer F

Hoffuungen für die =

v. M. hat der = Landwehrpfliht * bei Auswanderungen rücksichtilich aller Skaaten aufge:

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Beilage 4

Beilage

zum 1zten Stück der Allgemeinen Preußishen Stagats- Zeitung

vom 1zten Februar 1819-

Der Oesterreichische Beobachter hat es Übernommen der Französischen Zeitschrife Minerva, welche sei dem vorigen Jahre, angeblich aus Frankfurt, ihr zuge: fendete Briefe über Teutschland bekannt macht, eine wohlverdiente Zurechtweisung zu ertheilen. Es wird diesem neuen Mentor des jungen Frankreichs besonders nachgewiesen, daß seine Darstellung der Verhandlun: gen von Aachen, von Anfang- bis zu Ende fabelhaft sey. Wenn die Minerva behauptet, daß über die Zu- rückziehung der Occupations- Armee aus Frankreich an- fangs heftige Debatten vorgefallen, die man nur seit der Entdeckung eines geheimen Traktats zwischen Ruß- land und Frankreich beseitiget habe, so fragt der Beobach: ter: aus ‘welchem diplomatischen Brunnen der wohl getrunken haven möge, der heute noch von einem ge- heimen Traktat zwischen Frankreich und Rußland träume? Gegen die Behauptun, daß man in Aachen, um den geheimen Zwiespalt zu verbergen und vor den Augen der Welt eine trügliche Einigkeit zu erkünsteln, seine Zuflucht zu vorbereitenden und vertraulichen Sibungen, gleichsam als Proben der diplomatischen, genommen habe, wird angemèrkt: daß die Ministerial: zusammenkünfte samt und sonders geheime Und ver: trauliche Konferenzen gewesen, ?und daß bei keinem di- plomatischen Verein eine größere Uebereinstimmung in Grundsägen und/ Gesinnungen, in Zwecken, Bestrebun: gen und- Allem, was das Wesen einer politischen Be- rathschlagung ' ausmache, stattfinden könne, als zu Aachen geherrscht habe; daß ‘kein Kabinet den Ge- danken gehabt, die Truppen theilweise aus Frankreich zu ziehe, und daß eben so wenig die Jdee einer zu- sammenzuziehenden Observations : Armee in den Kon- ferenzen auch ‘nur zur Sprache gebracht worden.

Wenn éndlih die Minerva! von einer versuchten Erneuerung. des angeblich gegen Frankreich gerichteten Traftätes von Chaumont spricht, und daß man diésen Versuch wegen des Beitritts Frankreichs zur heiligen Allianz habe aufgebèn müßen', ‘so mächt der Beobach: ter aufmerksam, daß dieser Traktat nicht gegen Frank: reih und gegen die Französische Monarchie, sondern gegen ein für Franfreich und das übrige Europa gleich verderbliches System, und gegen den Mann , der da- mals noch an Frankreihs Spiye gestanden, gerichtet worden, daß daher der Beitritt des jeßigen Frankreichs zur heiligen Allianz mit demselben und dem spätern Traktat vom 20. Nov. 1815 vollkommen bestehe, da der bleibende Bestandtheil dieser Verbindung eine große Sicherheitmaaßregel für Europa sey, ‘die man nicht blos auf den Augenblick, sondern zugleich auf die Zu- Xunft berechnet habe. ' /

Der Beobachter schließt seine Zurechtweisung mit fol: genden Betrachtungen: Es ist in unsern Tagen nicht eben gebräuchlich, bei dem Guten, was von oben herab fommt, lange zu verweilen ; der Geist der Zeit hat sich in andere Richtungen geworfen, und vorx der Fülle des Lichtes, das uns von allen ‘Seiten zuströmt ;" muß die veraltete Kabinetsweisheit* erblaßen. Nach: allen Erschütteruns gen und Vecwicketungen der verfloßenen Jahre, eine Ordnung der Dinge zu gründen, in welcher die Ge- samtfraft von Europa durh {wer aufzulösende Bande, an den ersten aller Gesamt - Zwecke; die Aufrechthaltung des Friedens geknüpft, und zugleich gegen die größte aller Gefahren, ‘wenn sie unvermu- thet einbrechen fönnte, ein schnelles, wirksames, Nie: manden bedrohendes, für Niemanden anstößiges, mit den reinsten Begriffen von Völkerrecht volllommen Übereinstimmendes Gegenmittel gesichert ist, war ein dem Umfange und der Mannigfaltigkeit der“ in ein

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solches System eingreifenden Räder, kein geringes po: Ÿ

lidishes Werk, und die Resultate der Aachener Ver-

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„andre“ Geseße „die der Codex apocryphus

handlungen werden ihren Plas in der Geschichte wohl zu behaupten wissen. Jndeßen gibt es auch unter den Zeitgenoßen noch Männer, die füt Verdienste dieser Art Sinn behielten ; und nachdem wir hier den treu- losen Versuch (denn welchen andern Namen könnten wir ihm beilegen?) auf eine der rühmlichsten Transacs tionen unserer Zeit, einen finstern Schatten zu werx- feu, in seiner Nichtigkeit dargestellt haben , preisen wir uns glüclich, mit den Worten eines französischen Staatsmannes, deßen Geist und Karakter die Gut- gesinnten aller Parteien verehren, schließen zu können ; sie sind uns um so willfkommener, als der Redner: von demselben Gefühl, welches der Artikel dec Minerva in’ uns erweckt hat, beseelt gewesen zu seyn scheint. Der Marquis von Lally-Tolendal (einer der we- nigen Pairs von altem Adel, die sh populär zu ma- chen gewust) sagte-am 7. Jänner in der Kammer dex Pairs: „Wenn man die Verhandlungen, die neuerlih „in Aachen Statt gehabt haben, betrachtet; wenn „man die Personen und die Lage“der Dinge ins Auge „faßt; wenn man die Menschen nah ihren Thaten, „und ihre Werke nach ihrem innern Gehalte richtet ; „wenn man die sträfliche Lust, und die vere „derblihe Kunst, auch im Guten noch. das „Böse aufzusüchen, verachtet: so darf man sich ARgIEEES der Himmel zum Segen der Erde ‘deæ „Mächtigen je etwas Größeres und ‘etwas Beßeres „eingegeben habé ; als die Beschlüße und Verträge, „durch welche “die Stadt Karls des Großen“ zu ¡neuem “Ruhme geweiht worden ist. Wenn abex „diese großen und guten Resultate den Beifall ‘der ¡„Ménschheit verdienen, so muß Frankreich, welches „die ersten Früchte davon erntete, auch zuerst die Urs ¡¡heber derselben preisen. ‘‘

(Sollten die Briefe aus Frankfurt nicht wirklich auf teutshem Boden gewachsen seyn?“ “Daß sie dur ißre'Unwißenheit der wahren Verhältniße so viele Bls?

Hen geben, daß sie die Geschichte muthwiilig zur Fas-

bel entfMilen, spricht, wenn man den Jnhalt des größz ten Theils unsrer politischen Zeitschriften zum Maas. stabe nimmt, keinesweges dawider. Wir können n umhin, den Theilnehmern an der Minerva, auf wel- ches Ziel ihre Bestrebungen auch gerichtet seyn mös gen, aufrichtig zuzütrauen , daß sie in ihren Ansichten über die äuseren, namentlich die teutschen Verhältniße unfreiwiilig irren, und nur durch die Berichte unzuver= läßiger Korrespondenten verleitet werden, Selbst wenn man die, do zu schwere Beschuldigung wider sie anz regen wollte, daß es ihnen um etwas anders zu thur sey, als um die Erhaltung der konstitutionellen Mona archie, um das Glück des Französischen Volks, um die gesunden Früchte der Revolution, würde man es doch für eine unverantwortlihe Thorheit erkläremæ: müßen, wenn ‘sie die Absicht hätten, ihre Parthei durch- verfäischte Darstellungen Über den wahren Zustand der Dinge täuschen zu wollen.)

Berichtigungen. Unter der Aufschrift ie P reus ßen ‘“ befinden sih im Opposilionsblatte Nr. 31. vom

“Sten Februar -d. F. folgende Aeuserungen, die einer

Berichtigung bedürfen. : 1, ¡Die im satistischen Büreau zu Berlin erschiès „nene Uebeësicht der Bodenfläche und Bevölkerung des

„Preußischen Staats wird jest endlich möglich machen, „eine vollständige Statistik von Preußen zu schreiben.

„Dieß «war bisher verbo.ten, allein, wie so manche e der Nes ¡mesis erwähnt, nicht beobachtet,“