1819 / 14 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 16 Feb 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Umlauf seße, als sein eîgener innerer Verkehr ertra- gen kann.)

Paris, vom 9. Februar. Der Gese6s- Entwurf Tiber die Verantwortlichkeit der Minister beschäftigt noch die einzelnen Abtheilungen der Deputirten- Kammer.

‘Die Verschiedenheit der politischen Meinungen giebt hier zu manchem Zweikampf Anlaß. Das meiste Auf- sehn erregt das zwischen dem Herrn v. Saint Mar- eellin, einem jungen Manne und Neffen des Herrn v. Fontanes, und dem Kriegs - Kommißair Fayan, worin der erste eine tödtliche Schußwunde erhielt. Er hatte sich im Kriege gegen Rußland ausgezeichnet und später den Wißenschaften gewidmet. Der Konserva- teur zählte ihn zu seinen Mitarbeitern. Sein Tod wird sehr bedauert. Dem Herrn Beaupoil de Saint Aulaire, lder wegen seiner Leichenrede auf den Herzog von Feltre durch dessen Schwiegersohn bereits eine nicht sehr gefährliche Kugel erhalten, ist schon ein zweiter Kampf angesagt.

Frankfurt am Main, vom 9. Februar. Die bisherigen Sibungen der Bundestagsversammlung sind hauptsächlich der Militair - Angelegenheit gewidmet ge: wesen, einem Geschäft, das bei dem großen Juntereße für das gesamte Teutschland mit Recht alle Thätig- Teit der Gefandten in Anspruch nimmt.

Bekanntlich hatte der für die Militair - Angelegen- heiten niedergesezte Ausschuß des Bundestages im vo- rigen Jahr einen Militairverfaßungs - Plan ausgear- beitet, der durch öffentlihe Blätter bereits hinreichend deêannt geworden ist, und gemäß Bundesschluß vom 12. Oft. v. J. weiter berathen werden sollte. Jet Xommt es nun darauf an, theils die Grundzüge dieses Plans mittelst allgemeinen Beschlußes zu genehmigen, theils sich darüber zu berathen und zu beschließen, was für die weitre Entwickelung und Ausführung des Plans geschehen müße.

Oesterreich ist den Anträgen der Auss{chüße im Allgemeinen beigetreten, und hat dabei erklärt : es gehe von dem Grundsaß aus, daß bei allen Fragen, wo es auf die Festsezung von Modalitäten organischer Bun- des -Einrichtungen ankomme, die Stimme der Mehr- heit für entscheidend zu achten sey.

Der Gesandte hat gleichzeitig einen Aufsag über- reiht, der die Vorschläge des Oesterreichischen Hofes über die weitere Bearbeitung der Militair - Angelegen- heiten am Bundestage enthält. Hiernach ist Oester- reich der Meinung, daß die fernern. Vorarbeiten dem Bundestags - Ausschuß Überlaßen bleiben, daß ihm aber als tehnischer Beistand und als eine der Bundesver- \samlung untergeordnete Behörde eine Militair - Kom- mißion beigeordnet werde, die aus sechs Mitgliedern, 2 Desterreichischen, 1 Preußischen, 1 Bairischen und 2 Bevollmächtigten von jedem der drei gemischten Bun- des - Korps bestehe. Jhr Wirkungskreis ist :

1) die ihr übertragenen technishen Militairarbeiten zu liefern, 2) die Vorsorge , daß der Stand aller Kontingente

_ des Bundesheeres ersichtlih gehalten werde,

3) die rein - militairische Aufsicht über die Bundes- festungen und den Militairdienst darin,

4) die Leitung der von dem Bundestage angeordneten

VBefestigungsarbeiten, wozu auch

5) die persönliche Jnspektion dieser Arbeiten gehört.

Für die zweckmäßige Ausführung der Befestigungs- Arbeiten und die Verwendung der dazu angewiesenen Gelder ist die Militair - Kommißion dem Bundestage verantwortlich. :

Preußen erklärte sich für die Annahme des vom Ausschuß vorgelegten Plans im Allgemeinen und trat dem Vorschlage zur Organisation einer Militair - Kom- mißion bei. 2

Baiern trat dem entworfnen/Plane bei, mit dem Hinzufügen, daß etwanige Erinnerungen über die ein- zelnen Punkte, auch hinsihtlih der Bundesfeskungen, unächst zur Prüfung und Berathung an den Aus- chuß werden gelangen müßen, der auch die Organisa:

|

tion der vorgeschlagenen Militair - Kommißion vorzu- i;

bereiten haben werde.

Das wesentliche Resultat der übrigen einzelnen Abstimmungen war, und annehme, sich aber den Antrag auf dififationen vorbehalte ,

herzogthum Heßen eine wesentliche Abänderung

der Korps - Eintheilung schon in ausdrücklichen Antrag | daß durch zu tief

brahte. Hannover wünschte, eingreifende Abänderungen das bisher Ges

shehene nicht wieder vereitelt werde. Ueber die Bildung der Militair - Kommißion vereinigte man |

fich zu folgendem Beschluß :

daß man im Allgemeinen den vom | Ausschuß vorgeschlagnen Kriegsverfaßungs - Plan billige F einzelne Mo: | wobei besonders das Groß:

Lokal - Kommißarien, welche sich behufs der Be: E

gutachtung anzulegender Befestigungen bereits an

Ort und Stelle befinden, soll sich als vorläufig konstituirt ansehn, sobald 4 Mitglieder hieselbst an:

wesend sind. Jhre Arbeiten waren auf diese Jn:

struktion beschränkt.

b) Vorbehaltlich aller einzelnen Rechte soll ein Oester: 4

reichischer, ein Preußischer, ein Bairischer, ein Hanöverscher, dann ein von Würtemberg und Ba- den gemeinschaftlich zu ernennender Staabsoffizier hieher eingeladen werden, weshalb die Gesandten sofort an ihre Höfe zu berichten haben. Da die Eintheilung des Bundesheers wahrschein:

lich eine vorzügliche Disfkußion verursachen wird, fo fügen wir solche, nah dem Plane des Ausschußes, bei: a

Das Bundesheer besteht in Einem Procent der Bevélkerung, die Referve in einem halben. aus 10 Korps gebildet, die nach Nummern bezeichnet sind, 7 ungemischte, 3 zusammengeseßte.

Korps I. II u. 1IL. Oesterreih . . V L D.

V E

V11L Kön1igreih Sachsen . Würtemberg « . _. Da e Hohenzollern -Hechingen - - : Siegmaringen Zihtenslean. . . +

Miet. , 14 4D, Großherzogthum Heßen Luxemburg « » + + E Sachsen-Weimar . Gotha . Koburg. . Su ildburghause Anhalt : Deß id

94,822 M. 79,254 - 55,600 -

* *

u v u

+ 12,000 +. 13,955 . 10,000 145 356 55 36,511 Z

5,400 6,195 + 92,14L + 3,028

+ 2,010

- _- *. 1,857 x 800 - 544 n 297 529 370 325 45L §39 1745 200 479

E 25,910 7

Hanover . . . . , 153,054 Do «+4 3,600 Braunschweig . . , 2,096 Metlenburg- Schwerin 53,580 - - Streliß 718 Dibenbura e 2,178 e. - ¿»e VER Schaumburg-Lippe. . 4940 Lippe- Detmold . . . 691

e au ® -. * Bernburg . . Köthen . . . Schwarzb. Sondershausen - - Rudolstadt . M 2 s Heßen - Homburg . . , (P

*

E 407 485 1,298 Z gn 28,866 7

Gesamtbetrag 500,943 M+

Bremen . Hamburg . . .

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15 s S E

Die Reiterei bildet 1 des Heers; 2 Stück Geschüs gehn auf 1000 Mann. /

Das Bundesheer ist Ein Heer, und wird von Ei- nem Feldherrn befehligt. Er wird vom Bunde in engerer Versammlung erwählt. Die Bundesversam- lung ist seine einzige Behörde. Sie wählt gleichzeitig einen Generallieutenant des Bundes. Jn Friedens- zeiten muß bei dem Fußvolk der sechste Theil der Mann- schaft, bei der Reiterei 2 im Dienst behalten werden. Zu Festungen sind außer Mainz, Luxemburg und Lan- dau vorgeschlagen: 1) Ulm, 2) Germersheim, oder in der Nähe ein doppelter Brückenkopf, 3) Rastadt oder Donaueschingen, 4) Homburg (auf dem linken Rheinufer). Dieserhalb sind die Militair - Lokal»

a) Die Militair- Kommißion zur Jnstruftion dex Kommißionen in Wirksamkeit.

München, den 8. Februar. Am 5. d. M. hatte eine öffentliche Sißzung der Kammer der Abgeordneten statt. Ein Gesuch um Beschleunigung der Justiz- pflege in einem bei den Gerichten anhangigen Rechts: streit, welches nah der Meinung der beiden Präsiden- ten an das Justizministerium zu verweisen gewesen wäre, veranlaßte Debatten, weil die Herrn v. Horn- thal, Behr u. A. behaupteten: daß eine Verzöge- rung der Jnstizpflege zu den Verlezungen verfaßung- mäßiger Rechte gehöre, welche an die Stände gewiesen sey. Es wurde beschloßen, die Vorstellung bis zur Bildung der Aus\chÜüße zu reponiren. (Ob die Ju- stiz vom Untergericht verzögert worden, oder ob vom Justizminister nicht Remedur der Verzögerung habe erlangt werden fönnen, enthalten die mitgetheilten Verhandlungen niht.) Zum Entwurf der Dank- Addreße an den' König wurde ein Ausschuß ernannt. Auf den Antrag eines Abgeordneten ward die amtliche Vekanntmachung der Verhandlungen der Kammer be- schloßen.

In der Si6ung des folgenden Tages, welcher die Staatsminister beiwohnten, stellte der Minister des Innern den Zustand des Königreichs dar. Hiernächst wurden die angefangenen Arbeiten zu Bildung der Aus\hüße fortgesest.

Die angefangne Landtagzeitung scheint allgemeine Mißbilligung zu finden.

Aus der Wallachei. Der neue Hospodar, Alexander Suz zo, ist am 24. Januar in dem Kloster Wakarest, unweit der Residenz Bukare st, nebst sei- ner Gemalin und 8 Kindern eingetroffen. Sämtliche Bojaren des ersten Ranges mit ihren Frauen em- pfingen ihn daselbsk, der Landessitte gemäß, und beglei- teten ihn zur Kirche, woselbst der Metrop®dlit nach kurz zer Bewillkomnungsrede die fürstliche Familie einseg- nete. Zu Béêarest traf der Fürst abends in der Stille ein, und wird seinen feierlihen Einzug erst in einigen Tagen halten. Er ist ein Mann bei 60 Jahren, von Achtung gebietendem Aeuseren und hellem Verstande, ein Muster eines guten Familienvaters. Seine Ges malin, eine Schwester des Fürsten der Moldau, Kals limachi, wird wegen ihrer Frömmigkeit gerühmt.

/ (Oestr. B.)

Stockholm, vom aten Februar. Ein officieller Artikel der heutigen Jnrikes- Zeitung zeigt an, daß eine neue Zolltaxe für ausgehende Waaren ausgefer- tigt und sogleih in Wirksamkeit gesest worden, in welcher der Grundsaß hauptsächlich befolgt sey , daß keine andern Waaren zur Ausfuhr verbaten sind, als einige wenige, deren Verschiffung Mangel einer im Lande erfoderlichen Rudimaterie oder sonstigen Scha- den und Verlust für das Allgemeine verursachen könnte, und daß alle Waaren, die in Schwedischen Schiffen auszuführen erlaubt sind, folglich auch Holzwaaren, ebenfalls in fremden Fahrzeugen ausgehen dürfen, und zwar ohne irgend einige Beschränkung auf gewiße Quantitäten oder andern Unterschied in den Zoll= Abgaben, als daß jene mit 5 und diese mit 10 Pros cent vom Werth belegt find, dagegen die nur mit 1s Schillingen von 100 Rthlr. Werth angese6ten Waag- ren ohne Verhöhung in fremde Schifse verladen werz den fönnen.

Hamburg, vom 12ten Februar. Die für die Krone Dänemark durch. Vermittelung der Handlungss Häuser Blacks Wittwe und Comp. und M. D. A. Mayer und Trier zu Kopenhagen negozirte Anleihe von 6 Mill. Mark Banko ist jegt förmlich abgeschlosz sen worden.

E E E E E T T T I I I aen e e

Mit dem verfloßenen Jahre 18183 if, vielleicht von Vielen unbeachtet, das zweite Jahrhundert der folgen- reichen Vereinigung Preußens mitder Mark Bran- denburg vollendet worden. Am 24. August 1618 starb der lebte Herzog von Preußen, Albrecht Frie- drich Markgraf von Brandenburg, deßen einzige Toch- ter Anna mit Johann Siegismund Kurfürsten von Brandenburg vermählt war. Wiewol der Kur- fürst das Herzogthum Preußen nicht von wegen seiner Gemahlin, sondern auf den Grund der im Jahr 1611 von Polen, dem damaligen Lehnsherrn, erhaltenen Velehnung in Besig nahm, so ward ihm doch schon die Belehnung durch diese Vermählung sehr erleichtert. Die Erbtochter des Landes brachte ihm auch die Zu: neigung des Volkes zur Mitgift. Anna war aber zugleich rechtmäßige Erbin der Herzogthümer - Kleve, Jülich und Berg; ihre Mutter Maria Eleonore war die älteste Tochter des im Jahr 1609 ohne männliche Nachkommen verstorbenen Herzogs dieser schönen, jebt

ganz mit dem Preußischen Staate ‘vereinten Länder,

und die Kurfürstin Anna war somit die Stamm - Mut- ter des Osten und Westen eines Reichs, das seitdem vom Glücke sichtbar begünstigt *) für diese beiden bedeutvollen äußersten Enden eine hinreichende körperliche Breite und eine geistige Tiefe gegründet hat, die Jeden, der nicht in einseitigen Ansichten be-

*) Unsre Märkischen Kroniken erzählen, daß am 8. Nov. 1572, dem Geburtstage des Kurfürsten Johann Sies gismund , in dem Sternbilde der Kaßiopea zuerst ein neuer hell glänzender Stern sihtbar geworden sey, den man den Brandenburgishen Glückstern genannt habe.

fangen oder in todten, durch das immer bewegliche, anders sich gestaltende Leben tausendmai schon zw Schanden gemachtèn Berechnungen untergegangen ist, als völliger Ersaß für den etwa fehlenden Raum ein- leuchten, und die sicherste Bürgschaft für die Dauer des Reichs und seiner großen Bestimmung geben muß. Denn wie auch der Anbeginn jener Zeit trübe war, und zu bedeutenden Erwartungen für den neuen, sich in shmalen unzusammenhangenden Stücken ausdeh- nenden Staat kaum berechtigen konnte er fiel in die Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges bald erschien der seitdem nie erloschene heilbringende Stern, wie er vielleicht keinem Reich in der ununterbrohnen Folge, und nocch weniger in dem, jedem Zeitpunkt zu- träglichen, eigenthümlichen Lichte geleuchtet hat. Re- genten, bei denen bald die schaffende und mehrende, bald die erhaltende Kraft vorherrschend war, wechselz ten mit einander, und fast könnte man sagen, immer so wie das jedesmalige nächste Bedürfniß der innern Verwaltung des Staats selbst und der davon nie ganz unabhangigen Beziehung auf andre Staaten und Völker es foderte. Auf der ersten, tiefen, festen grund- legenden Kraft folgte die milde, allem Kunstschönen freigebig hingewendete Gesinnung; dann ordnete und stärkte wieder die ernste, strenge Haushaltung, und nun konnte, wenn sich der Mann dazu fand, die so wohl gegründete und so lebenreih befruchtete Macht des Staats der ganzen Welt offenbar werden. Der Mann fand sich in dem unsterblichen Friedrich, und wenn nun auch die zur Nothwendigkeit gewors dene Erwerbung der Achtung von“ Außen die inneren Hülfquellen des Landes über das gewöhnliche Maaß hinaus angestrengt hatte: sie wurden sich nun erfi in