1819 / 15 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 20 Feb 1819 18:00:01 GMT) scan diff

dieser glorreichén Entwickelung ihres rechten Vermö- gens bewusk. Tüchtige, ernsthafte Thätigkeit it ja allein {on Same, Boden und Frucht. Aber Frie- drih war auch der Mann, der seinen Beruf von allen Seiten verstand; und ein Volk und ein Land, das sei: em Genie hinreichende Mittel zum Widerstande ge: gen das ganze Europa gewähren konnte, muste ihm auch fähig scheinen, seiner friedlichen Entwickelung neue Quellen und neue Bahnen zu ôöfnen, zu grün: den, was er geschaffen, zu stärken, was er gemehrt, ‘und zum Heimischen zu erziehen, was er Fremdes erobert hatte. Jn zu skürmische Zeit, in zu unerwar- tete, außerordentliche, den ruhigen Fortschritt hem- mende, gewaltsam Alles umkehrende Begebenheiten fiel die Mègiériing seines so väterlih gefinnten, so menschlich milden, und so ritterlich preußisch erzoge- nen Nachfolgers ; aber wohl. bewahrt ist noch in vie- len treuen Gemüthern das Andenken an seinen mil: den und edlen Sinn, und an manche schöne That seines Lebens. Ueber die Gegenwart gebührt uns zu schweigen ; aber was weltkundig ist, bedarf der Schrift niht. Genug, daß unter Friedrich Wilhelm dem Dritten, in einer Zerstörung drohenden Nacht, Regent und Volt sich auf Einem Wege begegneten, in Bes geisterung für Freiheit und Recht die Thaten der Helden Friedrichs wiederholten und so den alten Ruhm und die alten Bande neu. befestigten, ein unüber- windlichex Wall gegen jede äusere Gewalt und eine erhöhete Bürgschaft, daß Preußen nit aufhören darf, an seine-große Bestimmung zu glauben A

Einige Zeitungen, die im Königrei!e Baiern er: scheinen, haben es sich {on scit geraumer Zeit zu ei- nem schr angelegenilicen Geschäft gemacht, unter Be- günstigung einer nachsichtigen Censur, den ganzen Reichthum ihres Zorns auf. Preußen zu érgießen. Wir finden es eben so entbehrlich, die Ursachen ihrer un: versöniichen Gesinnung zu untersuchen, als in die LZaf- fen wieder sie zu treten. Da wîr fedoch von verste- denen Seiten Auffoderungen hiezu ehalten, so fin- den wir uns zu einex Crflärung Über unser bisheriz ges Stillshweigen verpflichtet.

Es hat uns zunächst geschienen, daß wir die Bah- nen jener. Zeitungschreiber, die si gewöhnlich den politischen Aueschweisungen ihrer patriotischen Ge: fühle zu überlaßen pflegen, nicht verfolgen können, ohne uns mit ihnen des Borwißes theilhaftig zu ma- en, vor das Tribunal einer Zeitung Probleme det Staatskunst zu ziehen, deren Lösung in die versöh- nenden Hände grofgesinnter Fürsten und einsichtvoller Staatsmänner gelegt ist; eine Maafßrege! vermittelnder Dazwischenkunft, die eben sowohl den Foderungen der Gerechtigkeit, als den Ansprüchen der Politik genug-

thun wird. : Hauptsächlih aber haben uns folgende Betrach: tungen geleitet : i i M Die feindseligen Blätter Baierns werden im größ- ten Theil der Preußischen Provinzea nicht gelesen.

*) Wir bringen hiebei den Lesern einen Aufsaß des ver- ewigten Herder (eines gebornen Ostrreußen), benannt die preußische Krone, den er vor 18 Jahren zur würdigen Feier des hundertjährigen Krönungfestes in der Adrastea bekannt machte, ¿n Erinnerung. Er

tvollte das Andenken an die wohlthätigen Folgen die- ser Begebenheit für Europa und insonderheir für Teutshland erwecken. Aber er wollte darin auch die Hoffnungen ‘der Zukunft beleben. Manches, was er da- mals wohlmeinend wünschte, ist \chon erfült, so wie manche Gefahr, die er noch nicht ahnte, inzn.ischen mänulih' überwunden , zur unsterblichen Ehre des Für- sren, der dem Unvermeäidlichen Alles, nur nicht die

Verlegung seiner Wúrde nahgab, und zugleich zur un- sterblihe Ehre des Volks, das sih niemals von seinem angestammten Fürsten abwendete.

Man kennt sfe daselbs nicht den Namen nah. Jn einem andern haben sie freilich ihr Publikum und wir können nicht in Abrede sehn. daß fe hin und wieder ihren Zweck erreichen mögen, die Stimmung der Un: rerthanen zu verderben, und den Samen der Unzu: friedenheit in Gemüther zu streuen, die ihrem neuen Baterlande noc nicht ganz angetóren. Da wir iudeß überzeugt find, daß es einer väterliczen und gerewien Regierung sehr baid gelingen werde, (eden Anlaß des

Mißvergnügens in der Gegenwart nach und nach zu |

entfernen, die Neigung der Unterthanen, auch wo sie

wvankend seyn sollte, zu be escigen, und ihnen eiu Va: terland zu gewinnen : so glauben wir, die Worte spa: | ren zu ftönnen, wo die Thaten siegreich reden werden, | Es is im frischen Gedächtniß, wie {wer und {meiz: |

lih den Provinzen, die ein unverme:dliches Schicksal *

von uns losriß, diese Trennung geworten ist,

Die andezrn, älteien Przevin,ei des Staats, welche die Angriffe fremder Tagschrifcsteller auf den Yußhin | ihrer Nation und auf die Ehre ihrer Regierung durch uns erst erfahren müsten, würden sich zwar gegen die Ohnmacht namenloser Gegner nicht erbittern , aver, indem wir ihr Gefühl verwundeten, würden wir ernstlih besorgen müßen, den unseligen Zwieipalt ziwis sen Nord- und Süd» Teutschland, der die älemans- nia zu ihrer Zeit schon reiche Yéahrung gegeven , zum Verderben unsers gemeinsamen Vaterlandes hestiger anzuzünden. Solche Rücksicht ist von jenen Schrift: stellern nicht zu erwarten; dem aber geziemt sie, ter

in der hochherzigen, von Eifersucht uno CHhrgetz cut: fernten Vereinigung aller teutschen Fürsten und ih: A rer Vöblfer in Cinen Bund, in Cin Volk von Brús |

dern, den Ruhm und die Wohlfahrt des Vaterlandes, und in ihr das Ziel patriotischer Bestrebungen erfcnnt, für welches, so in Worien wie in Werken männlich zu kämpfen die einzige Sorge. der Besten unter uns seyn sol. Jeder teutsche- Stamm hat viele Tage seines Ruhms ; aber der gemeinsamen, wie wenige! Auch Nord-Teutschiand, au Preußen nimmt le: en: digen Theil an den Vechandlungen der Stände, bie der edelmüthige König von Baiern zur Berathung über die theuersten Jutereßen seines Volkes zusammen: berufen hat. Auch wir ercflehen unsern teutschen Brä- dern den Seegen des Himmels zu Befcerderoung ei nes freudig begonnenen Werks; und wie wir wett:

eifern wollen in den mens{lichern Thaten, in den | dauerhaftern Künsten des Friedens zum Heil unsrer | H-imat und mittelst Behauptung unsrer besondern | Lokal - Sitten und Rechte: so wollen wir, so werden |

unfere Nachkommen, wenn däs Verhängniß der Völk r früh oder spät gebietet, als gleih treue, glei-b taufre Waffengefährten, geleitet von der Ein:ractt, die unsre Fürsten bisher gegen einander besee!t hat, stegreich in vereinter Kraft, zum G!ieck und zur ÉEbre des gesam: ten Germaniens, auc das Loos der Schlacj.en theilen.

Nach der bei der Medicinal - Abtheilung des Königl,

Ministeriums für die Kirchen - Schul - und Medicinal:

Angelegenheiten wöchentlich leingereichten Tabellen sind im Monat Januar d: J. in Beriin 520 Geburten und 495 Sterbefälle angezeigt. Es sind also 25 mehr geboren als gestorben.

Jn Bezug auf die dem Poskamte zu Gumbinnen 5

s{uid gegebene Erhöhung des Preises der Staatszeitung zeigen wir an, daß das Posiamt von seiner Behörde nicht zeitig genug benachrichtiget worden, und daß es nue vor Eingang der erhaltenen Anweisung zu einer Erhöhung des Preises , im Verhältniß des Preises der übrigen Zeitungen, doch nicht bis zum Betrage vou 10 Thalern sich für berechtiget gehalten.

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Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung.

158 Stúck. Berlin, den 20sten Februar 1819.

1, Amtliche Nahrithtèn.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 20. Februar. Se. Majestät der

König häben Seiner Hoheit dem Herrn Herzog Paul zu Mecklenburg-Schwerin den shwärzen Adler - Orden zu verléihen geruhet. Seine Königl. Majestät haben deù bisherigèn 8ustizrath Trautvetter zu Sagan zum Rath bei dem Obéèr- Landesgerichte zu Naumburg zu ernennen geruhet.

Dèr zeitherige Privatdotent Licentiat Schirmèrx zu Breslau ist zum außerordentlichen Ptöfeßor in der evangelisch -: theologishen Fakultät der dörtigen Univer- sität ernannt wörden.

Des Königs Majestät haben dem Rathsherrn Thiem in Größ- Glogau den Karakter als Polizey- Rath zu éèrtheilen gerußet.

Der Justiz - Kommißarius Stahl zu Danzig, is auch zum Notarius publicus im Depärtement des Oberlandesgerîichts zu Marienwerder bestellt worden.

IT, Zeitungs-Nachrichten.

London, vom 9. Febr. J der gestrigen Sibung des Unterhauses hielt Lord Castlereagh seinen Vor- trag über den Finanz - Zustand des Landes Uuhd trug auf diè Erneuerung dex Finänz- Kominißion, die wäh: rend des lezten Parlaments ihre Aufgabe so glü#lich gel6#] habè, mit Hinzufügung von zwei neuen Mitglie- dern an. Der Antràg ward einstimmig angenommen.

Lord Castlèreagh gab èinè detaillitte Uebersicht des Finanz - Zustandes, aus dem sih untex andern èr- gab, daß die Handels: Einkünfte des Jahrs 18318 er: giebiger gewesen, als jemals, indem se noch den Er: trag des Jahrs 1815 um 100,000 Pfund überskiegen, einen Erträg, der sich àuf 10 Milliòónen höher be: lief als in den verfloßenèn Jahren, und damals von der Opposition als unnarürlich und nur durch mdò- mentànè Ursachen hervörgebracht geshildeët wurdë.

Die Öpposfitiòdn bestreitet die Wahrheit dieser Dax- stellung und macht besonders aufmerksam, daß nicht auf deù dutch die fortgehende Vermehrung dès Paz

piergeldes gesunkenen Werth desselben, auch nicht auf |

den Sinkingfond Rücksicht genommen seh. Erwägè man deù Zustand des Legten, fo zeige sch ein De: ficit von 15 Millidnèñ.

Aus Lißabon wird unterm 253. Fanuda®è geineldet; daß der Preis des Waizens durch die starke Zufuhr aus den Häfen des schwarzen Meèerès sehr gefallen fe.

Wegen der nahen oder entfernten Abfahrt der Spà: nischen Transportfloite aus Kadix nach Amerika hèrt-

hen hier fortdauernde Widersprüche, indeß enthäl- |

ten unsre Blätter ein Schreiben àus Madrid vom 9. Januar, nah wélchem nicht blos diè Hauptstadt, sondeèn allè Provinzen des Reiches ruhig, und beschäf: tigt find, durch Ackerbau und Kunstfleiß die erlittenen ungèheuren Verlustè zu erseßen.

Paris, vòm 10. Februar. Jn der Sißung det Kammer der Deputirten vom s. d. würde unter mehren Vorstellungen auch der Antrag eines Hèrrn Armand zur Sprache gebtächt, dàß die Einfuhr des Getraides verboten werden möge. Der Bericht - Erskattex trug im Namen det Kömmißion auf die Tagesordnung an. Det Baron von Puymaurin vetlangte die Ueber: fendung an deù Minister des Jnnern, um nah Bec rathung mit den Handelskammern Und deù Akerbauz gesellschaften éin Geseß in Vorschlàg zu bringen, wel: hes den Preis dès Getraides fesksesè, nàach welchem die Erlaubniß odèr die Verfagung det Einfuhr des fremden Gèêtraides in die Häfen des Mittelländischen Meeres zu ermeßen fey, indem die südlichen Prövit: zen des Königreiches die Konkutrenz mit dem fremden Getraide, namentlich aus Odeßa, auf die Dauex nit ertragen könnten. Der Bericht - Erskätte? bemerkte, daß die Kommißion eben dèshalb, weil dèr Gegenstand von größer Wichtigkeit sey, sich nicht berufen gehalten habe, einè Meinung über die Sache selbs zu äusern. Auf eine andèrweite Motion des Herrn von Villele würde fowohl die Uebersendung an ‘den Minister des Jnnern, als die Mittheilung an das Büreau det Un: tersuhungen beschloßen.