1819 / 15 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 20 Feb 1819 18:00:01 GMT) scan diff

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Hienächst ward der Bericht über den Geseg : Ent- wurf wegen Verfertigung des Salpeters und Ver- Xaufs des Pulvers erstattet, deßen Druck und weitere Berathung beschloßen wurde.

Endlich ward der Bericht über den Geseß - Entwurf wegen des Rechnungsjahres erstattet, und die nähere Verathung vertagt.

Der Marquis von Bizem ont hat das Grabmal des berühmten Kanzlers Michel de l’Hopital, welches während der Revolution zerstört worden, in der Kirhe zu Champmotteux im Kreise von Etampes, würdig wieder herstellen laßen. Der Entschloßenheit dieses Staatsmanns, der zu den Zeiten der Religions- kriege lebte und am 15. März 1575 verstarb, dankt Frankreich besonders, daß die Einführung der Jnqui- sition vereitelt wurde. Herr von Bizemont ist Be- fiber des Schloßes Vignay, wo l’ Hopital starb.

Nach unsern Blättern hat der Minister des Jn- nern angeordnet, daß dem Unfuge der geistlichen Mis- gionen und Bußprediger im Süden des Königreichs ein Ende gemacht werde. Von vielen Seiten ist auf diese Maaßregel angetragen worden. Eine Zeitschrift äusert die Meinung, daß nach dem verfaßungmäßi- gen Grundsaß der Glaubensfreißeit auch den Prote-

stanten gestattet seyn müße, Bekehrer und Bußpredi- ger im Lande umher zu senden, wenn die Katholiken dazu berechtiget sind. „Und“ fährt sie fort wer Fann alsdann nur eine Ruhe von 6 Monaten hoffen ? Hört ihr die katholischen Bekehrer von ihren Kanzeln ewige Verdamniß auf die Ketzer herabdonnern? Hört ihr, wie die reformirten Bekehrer den katholischen Glau- ben mißhandeln ? Seht, wie das Volk für den einen und für den andern sich erhißt, nah und nach sich empört, hier für Genf, dort für Rom Parthei nimmt, sich durch die Straßen ergießt, und wechselweise Protestanten und Katholiken plündert! Seht, wie Raubgier, Par- theigeist, Privathaß sich unter heilige Namen verber- gen! welche greuelvolle, blutige Scenen um ein Paar nichtswürdiger Schreier! Sollte aber auch der Aus- druck „Staatsreligiou“’ den der Gesesgeber doch nur faktisch, nicht rehtlich, braucht, die katholische Kirche zu solchen Bekehrungen ausschließlich berechti: gen: so frage ich, welches redliche Gemüth zittert niht vor dem Einfluße der Priester, die dazu ausersehn twer- den? Hören wir doch die Stimme der Erfahrung! Welche Verwirrungen haben diese Bekehrer, die man leider ! in Masse durch alle Gemeinden verbreitet hat, nicht schon angerichtet ! wie viel Herzen haben sie in Jammer verseßt, wie viel Gewißen geängstet, wie viel Zwiespalt in den Familien erregt! Wir wollen nicht die Geschichte alter Greuel, deren Urheber und Zeugen sie waren, aufdecken; aber wir wollen hof: fen, daß eine Regierung, welche die Verfaßung, also Duldsamkeit und Frieden will, ihre Maßregeln neh- men werde, um die Bußpredigten zu untersagen , die den Höchsten lästern und die Unruhe bis in die Hüt:

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ten tragen. Unter der Herrschaft der Verfaßung darf es“ niht Unduldsamkeit, niht Bekehrer geben; nur Religion, nur Vernunft, Freiheit und Ruhe. ‘“

Graf Chaptal, ehemaliger Minister des Jnnern, theilt in seinem eben erschienenen Werke „de l’industrie française sehr reichhaltige statistishe Nachrichten über grankreih mit. (Wir werden in der Folge ausführs licher hierauf zurückfommen.)

Eine Flugschrift vom Decbr. v. Y. giebt an, daß

die Hypothekenshulden des Land: Eigenthums mehre | Milliarden betragen, und daß, um den verderblichen | Folgen dieser Verschuldung vorzubeugen, von allen |

Seiten die Emißion von Billets (Pfandbriefen) in Antrag gebracht sey.

Wien, vom 12. Febrnar. Der nah Wien, Paris und London bestimmte Botschafter des Königs von Persien, Mir sa Abul Haßan Chan, hatte am 8. d. M. seine feierliche Audienz bei Jhren Majestäten dem Kaifor und der Kaiserin. Er ward in einem Galla- Aufzuge zur Kaiserlichen Burg geführt; dem Paradewagen, worin er mit dem Hofdolmetsch, Hof- rath von Hammer saß, wurden drei Sänften mit den Geschenken des Schah’s vorangetragen. Der Kai- ser empfing ihn in Uniform mit bedecktem Haupt auf einer breiten Estrade unter einem reichen Thronhim- mel stehend. Nach den drei gewöhnlichen Verbeugun- gen hielt der Botschafter folgende vom Herrn von Hammer verteutschte Rede:

1, Dieses freundschaftliche Schreiben habe ich von Seiten Sr. Majestät des Königs der Könige, des Großmächtigsten Herrn von Jran und Turan, des Be- sisers von Kron und Thron der alten Persischen Kai- ser, für Seine Majestät den größten Kaiser gebracht, und den für diesen Hof bestimmten Mirsa Abdul Hußein Chan mit mir geführt, damit ich nach Be: festigung des Baues der Freundschaft zwischen den beiden hohen Höfen meine Reise weiter fortzuseben befugt seyn möge.“

Hierauf übergab er das Königl. Schreiben, und der Cürst von Metternich ertheilte im Namen des Kais sers eine angemeßene Antwort.

Sodann wurden die Geschenke gebracht, das Por trait des Schahs, auf einer Platte aus Milch - Kalcedon emaillirt, von einem Kranz großer Perlen eingefaßt, ein von Timur: Leng herrührender Damascener in einer mit Edelsteinen beseßten Scheide, und ein Heldenge- dicht, genannt das Buch des Königs der Könige, wor- in der damalige Dichterfürst Persiens, dem der Schah seinen eigenen Namen beigelegt hat, die Heldenthaten der regierenden Familie seit Nadirschah besingt. :

Der Botschafter begab sih hienächst zur Kaise rin, die ihn im Spiegelsaale von ihren Pallastdamen umgeben unter einem Thronhimmel empfing.

Der Fürst von Metternich gab ihm ein glänzen- des Mittagmahl.

(Dex Schah von Persien, Feth Ali Chan, ist etwa 48 Jahr alt. Er wird als ein lyrisher Dichter und ein ruheliebender Regent geschildert, der die Re- gierungsgeschäfte seinem dritten Prinzen und Thron- folger, Mirsa Abdul Chan, einem jungen Manne von 33 Jahren, von unternehmendem kriegerischen Geiste und edeln Gefinnungen, überläßt. Er ist, ob- wohl nicht der Erstgeborne von den 60 Söhnen seines Vaters, doch wegen des edlen Blutes seiner Mutter, der Thronfolger. Als im Jahre 1815 der Friede zwi- schen Rußland und Persien geshloßen wurde, war ein Englischer Artillerie - Officier sein Kriegsminister. Der Schah refidirt zu Teheran, der Kronprinz zu Tebris, woselbst, im Sommerpallaste Gulistan, durch den ge- genwärtigen Botschafter der Friede zroischen Rußland und Persien am 12. Oft. 1815 a. St. unterzeichnet wurde. Dieser Botschafter war schon einmal in Lon- don, einmal in Petersburg, zweimal in Konstantino- pel, und hat eine Beschreibung seiner Reisen in Jn- dien, der Türkei, England und Rußland aufgesebt, welcher der Schah die Benennung „Buch des Er: staunens“’ beigelegt hat.) i

Bei der nahe bevorstehenden Abreise des Kaisers nah Jtalien ist von Seiner Majestät der Erzherzog Ludwig zu Allerhöchst Jhrem Stellvertreter ernannt.

Die ständische Verfassung im Herzogthum Krain iff wieder hergestellt worden.

München, vom 11. Febr. Am 9. d. M. em- pfing der König die Addreßen beider Kammern auf die Rede vom Throne.

Die Kammer der Deputirten hat sich in diesen Tagen mit Bildung ihrer Ausschüße für die Geseßtge: bung, für die Steuern, für das Junnere, für die

« Staatsschuldentilgung, für die Beschwerden, und für

die vorläufige Prüfung der Anträge einzelner Mit- glieder der Kammer beschäftigt.

Karlsruhe, vom 12. Februar. Am 6. d. M. überreichte der Königl. Preuß. Gesandte, Geheime Staatsrath v. ster, Sr. Königl. Hoh. dem Großher- zoge das neue Kreditiv seines Hofes, wobei zugleich der Königl. Legationsrath Varnhagen von Ense mit dem für ihn als Minister - Residenten ausgefertigten Be- glaubigungschreiben ein besonderes Handschreiben sei: nes Monarchen übergab, worin Sr. Königl. Hoheit die Würde eines Generals der Jnfanterie in der Preufßi- shen Armee und das vierte : Jnfanterie- Regiment (dritte Ostpreußische) übertragen wird.

(Se. Königl. Hoheit der Großherzog stand schon früher als General in der Preußischen Armee, zuiest als Jnhaber eines in Magdeburg garnisonirenden Re- ginænts, nachmals Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen. Er zeichnete sich in der Schlacht von Pirmasens 1795 vorzüglich aus, und erhielt den schwars zen Adler - Orden. )

Köthen, vom 15. Februar. Am 11. d. M. hat der nunmehr regierende Herzog von Anhalt- K ss then in Begleitung Seiner Gemahlin seinen feierli chen Einzug in die Residenz gehalten.

Hamburg, vòôm 16. Febr. Die auf 6 Millionen Mark Hb. B. abgeshloßene Dänische Anleihe enthält folgende Hauptbedingungen :

1. Es sind 2000 Partial: Obligationen, jede zu 3000 Mark auf den Jnhaber ausgefertigt, jede mit 72 halbjährigen Zins - Coupons zu 75 Mark versehen.

2. Das Anlehn is zinsbar, vom 1. März d. F. aù, zu 5 Procent. Die Zinsen werden haibjährig, Ende August und Februar, auf den Coupon zu Hams burg bezahlt.

5. Außerdem hat jeder Jnhaber Antheil an einer Verlosung von 1,500,000 Mark B. , die in Dänischew Obligationen, nach 36 Jahren ohne weitere Kündisz gung zahlbar, als Prämien vertheilt werden, nemlih 1000 Nummern zu 400, 900 N. zu 500, 50 N. zu 800, 20 N. zu 2000, 10 N. zu 4000, 10 N. zu 8000, 4 N. zu 10,000, 5 N. zu 20,000, 1 N. zu 50,000, 1 N. zu 100,000, 1 N. zu 200,000 Mark. Diese Obligationen werden gleichfalls vom 1. März d. F. an zu 6 Procent verzinst, und zu dem Ende mit 73 halbjährigen Coupons versehen. can T

4, Die Verlosung der Prämien geschieht im Juz nius zu Altona. ;

5. Es is ein jährlicher Tilgefond von 60,000 Mark bestimmt, mittelst deßen und mit dem Ucber- shuße der angehäuften Zinsen die allmälige Zurückzahz lung in 36 Jahren erfolgt. Die jährlich zur Hebung gelangenden Dbligationen werden durchs Loos bestimmt.

6. Zum Unterpfande sind Domainen in den Her= zogthümern Schleswig und Holstein, die im ungefähsz ren Werth von 5 Mill, Thaler Species taxirrc sind, bestimmt.

Die Realisation dieses Geschäfts geschieht durch 5 Hamburger Häuser, nämlih Jenisch,- Donner, Heine, von Halle und Sohn, und Ran.

rien enn mente O OGcOO R A O A S P O C E S E S P E E E H C I C Amt: atr mai er mee

Berichtignng. Die Ober -Postamts - Zeitung zu Frankfurt am Main scheint noch nicht verstanden zu haben, was wir in Bezug auf ihre Anekdoten von Preußen haben sagen wollen, nämlich: es gezieme sich, daß sie, wenn sie von und Über Preußen sprechen will, ernsthaft, und nicht scherzhaft, spreche; ferner, daß die Behörde am Siß der teutschen Bundesversamlung darauf halte, daß solches geschehe.

Wißenschaftliche Nachrichten. __ Eine so eben zu Paris erschienene historishé und bibliographische Notiz giebt die Anzahl der Journale

"_ Und periodischen Schriften, die im Laufe des vorigen Jahres zu Paris herausgegeben oder für dieses Jahr schon angekündigt sind, auf 167 an. Die Redakteurs werden, wo ste bekannt sind, namhaft gemacht und _— die Farbe, welche sie tragen, angedeutet. Obwohl der _ Moniteur dafür hält, daß der Verfaßer sich in dieser

Hinsicht mancher Jrrthümer und einiger Fndiscretion

L schuldig gemacht habe, so erklärt er sich doch mit den gefällten Urtheilen im Allgemeinen einverstanden.

_Da das Jutereße an den Angelegenheiten Frank: reichs den wenigsten teutschen Lesern fremd ist, und

keinem fremd seyn sollte, so glauben wir ihnen dur

einen kurzen Auszug, der sie mit den vorzüglichsten

politischen und allgemein - wißenschaftlichen Zeitfchrif: ten Frankreichs bekannt macht, einen Diens| zu erz weisen. :

An der Spite der täglich erscheinenden Blätter, dere Zeitungen, steht der Moniteur universel, der am 24. Nov. 1789 anfing, und jest {on in einer Sammlung von 57 Bänden besteht. Er wird auf Uuktionen bis zu 1200 Fr. bezahlt. Der Haupt : Nedakteur ist Herr Sauvo, der mit sehr feinem Takt speciel auch den Ton angiebt. Als das jedesmalige Regierungsblatt hat der Moniteur von Zeit zu Zeit die Farbe weh: seln müßen, aber auch als Organ der öffentlichen Gewalt im Aeusern die Mäßigung zu beobachten ge- wußt, welche die Wohlanständigkeit der Macht auflegt..

Die Gazette de France is die älteste Zeitung in Frankreih. Sie entstand im Jahr 16531 und wax bis zur Revolution die Hofzeitung. FJesbt gehört diez ses Blatt den Ultra- Royalisten. Die politische Ar- tikel bearbeitet B ellemare, ein unterrichtecer Mann und ein gründlicher Schriftsteller, dem nur weniger Bitterkeit und mehr Schonung der Personen zu wünschen wäre.

Das Journal de Paris fing mit 1777 án, Es war zu einer gewißen Zeit ministeriell bis zum öffent- Aergerniß, und wird je6t nicht empfolen, da die beßeren Mitarbeiter sich von ihm abwenden.