1819 / 16 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 23 Feb 1819 18:00:01 GMT) scan diff

E E E E E T

(Wir erinnern uns hiebei eines Berichts dieses Journals, mit welchem es das Bülletin Napoleons über den Rückzug der Armee aus Rußland mittheilte, eines Berichtes, den wir hisher für ‘ein Meisterstück der Fronie gehalten. Nachdem erzählt worden, wie die

nition, Artillerie und Pfexden, alle Hinderniße besiegt

habe und sich nunmehr in der Nähe ihrer zahlreichen ; Magazine befinde, fügt der Verfaßer hinzu: es ist ein - historishes Stü von der érsten Gattung, Auf sol: -

che Art erzählte Xenophon den Rüczug der Zehntau- send; so ‘entwarf Cásar seine Comnientare.)

Das Journal des Debats ‘entstand unter den Au- spicien Bounapartes, im Anfange seines Konsulats,

und hatte ‘die Tendenz, den untergegangenen Jnstitu-:

tiónen, so wie ‘er sie seinen ehrsüchtigen Absichten ge- máß fand, wieder Eingang zu verschaffen. Fievee stand bis 1807 an der Spise. Der berüchtigte Geo f: froy, bewafnet mit allem Geschüß aus den zerstör- ten Zellen der Söhne des Loyola, verschaffte dem

Blaïte besonders Glück. Es zählte wohl 20,000 Abo-

nenten. Zehn Jahre lang hieß es Journal de l'Em- pire, welchen Namen es auch im März 1815 in den bekannten 100 Tagen wieder annähm. Jeßt wird es

von Herrn Malte Brün bearbeitet, und behauptet

den Ruf der vorzüglichsten und wißenschaftlichsten Redaktion. ; | Vorzügliche Mitarbeiter zählt das Journal ‘de Commerce. Es hat seit seiner Entstehung, 1815, ununterbrochnen Beifall gehabt, weil es auch in den schwierigsken Zeiten die Grundsäße der Verfaßung,

den Ruhm und das JIntereße der Nation behauptet

hat. Man kann ihm nur den Vorwurf machen, daß es die Litteratux zu sehr vernachláßigt, und den Na: tionalruhmn fast ausschließlich in Kriegsthaten und Erobérungen findet, welche der Menschheit und der Freiheit soviel Thränen gekostet.

__ Die Annálés politiques Litterairès et morales find zu empfehlen wegen ihrer Gründlichkeit und Un- partheilichfeit. :

/ Die Bibliothèque historique, von Chevalier und Raynaud, wird zuweilen von den Tribunälen ange: fochten, ist aber eine nüzlihe Untérnehinung.

Le Genseur europèten, von Comte und Du: noyer, ist bekannt durch vièle Aufsäße von entschied- nem Werth. Auch die Herrn Say, Daunou, Saint- Simon arbeiten daran,

- Le Congservateur, berausgégeben von Chateau- briant mit Theilnahme der Hertn von Böonald, Fievée, Martainville, ist das Organ der Ultra: Royalisten. : :

La Boussole politique, administrative et litté- räire ist mit Geist geschrieben und gehört zu den fon: stitutioónellen Journalen: E i

Le nouvel homme gris ist in die Stelle des A deßen erster Herausgeber Feret sich vor der Verfolgung der Gerichte geflüchtet hat, ge: treten, und wird von Cugnet de Montarlot rediz giët. Es is zu wünschen, daß es sich in angemeße- nen Schranken halten möge. |

Lettres champenoises. Dem Herausgeber Me l: lÿ-Jeännin liefern die Säle der Faubourg Saint- Germain die Materialien, sie sind aber mit Leichtig: keit, Anmuth ünd feinem Takt bearbeitet.

Fn den lettres normandes, von Léon Thiessé, vermißt maù wedèr Geist noch gesunde Grundfäte.

„La Minerve Frangaise is den Konstitutionelleñ, was der Konservateur den Ultrà - Royalisten. Sie

g

französische Armeé, ungeachtet ‘aller Verluste ‘an Muë

wird von talentvollen Schriftstellern, an deren Spige B. Constant steht, mir großem Glücke geschrieben.

__ (Nur scheint sie es aufgeben zu müßen; über die Angelegènheiten Teutschlands zu üUrtheilen. FJhre Materialien sind verfälsht, und ihre Urtheile von al- lex Einsicht in die Verhältniße und von aller Wahrheit entblößt.) :

Das Journal des Savans, das mit dein Jahr 1666 begonnen, gehört ganz den Wißenschaften und der Welt an. Im Jahr 1792 ward es unterdrückt. Jm Jahre 1797 versuchte man eine Wiederherstellung, aber sie hatte keinen Bestand. Erst mit dem Septbr.

1816 ist es wieder in ununterbrohner Thätigkeit. |

Daunou ist der Herausgeber; Mitarbeiter sind Da-: cier, Sylvestre de Saèty, Goßelin, Cüvier, Teßier, Biot, Vandebourg 2c.

Revue encyclopédique, ou anñalyse raisonnée | des productions les plus remarquablcs dans la litt: |

rature, les scienrctes et les arts, An diescr mit dem laufenden Jahr erst begonnenen periodischen Schrift arbeitet eine Gesellschafr Gelchrtec von den ausge: zeichnetsten Namen.

(Nach dem Moniteur ist so eben das erste Heft erschienen ; es enthält auch die Recension zweier teut- schen Schriften, des Herrn Dber - Präsidenten Frh. v. Vinccke: Darskeilung der innern Verwaltung Groß: brittanniens, von Herrn Al. de la Borde, und des Herrn Doktor Schlottmann?: politische Aphoris- men, von Herrn Jüllienz5 wobei wir nicht umhin

konnen, zu bemerken, daß es uns geschienen, als sey unter der Firma des Hr. Dr. Schlottmann der |

sél. Hr. Peter Hammer in Köln erstanden.) Die Chronique religieuse z&hlt die Herren G r&

goike und Lanjuinais zu ihren Mita: beitern und

berechtigt deshalb zu großen Erwartungen. Der Ver- faßer empfielt diese periodische Schrift allen, welche das Verlangen beseeit, die Religion, die Philosophie und die Freiheit in einem heiligen und unauflöslichen Bündniße zu erblicken. j

(Wir wünschen diefer Empfehlung auch bei uns um fo mèéhr Eingang, als die Herausgeber den Ultra: nontanismus mit den Wäsfen des Geistes, welches teinè andern als die Waffen des Christenthums sind, tüchtig und tapfer bekämpfen, einèn Kampf, an den wir uns anzuschließen nicht vermeiden können und müßen. Der gelehrte Bischof von Blois hat den christlihsten Muth und die entschloßenste Frömmigkeit im Feuer der Revolution wie in der falten Erstar- rung des Despotismus würdig bewährt.

_ Dem ungenannten Mineralögen, der durch die Staarszeitung Bruchstücke der Gemme, welche nach der vom Herrn Directde Henry gegebenen Auskunft während eines Transports der Gemmensan:lung in den Fall gekommen, zertrümmert zu werden, be: hufs einex wißenschaftlichen Untersuchung zu erhalten wünscht, kann nur Überlaßen werden, sich auf dem für: zesten Wege selbst an den Herrn Direktor Henry zu wenden, welcher ohnehin schon die Untersuchungen an gestèlt haben wird, die zur näheren Kenutniß eines intêéreßanten Foßi!s sühren können, da es bekannt ge- nug ist, wie vieifältig die Mineralogen in ihren Un- tersuchungen über Gegénstände des Alterthums da:

durch gehemmt sind; daß sie dergleichen Kunstwerkè Ä

nicht verlegen dürfen.

Allgemeine

Yreußishe Staats - Zeitung,

16 Stück. Berlin, den 23sten Februar 1819.

L, Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Berlin, vom 253. Februar. Am vergangenen Xreitage, den 20sten dieses, sind Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Anhalt-Deßau und Jhro

Königl. Hoheit die regierende Frau Herzogiri in hiesigèr Residenz eingetrossen , und auf dem Königl." Schloße in die zu Höchstdero Empfang in Bereitschaft gehaltenen Zimmer abgetreten, ,

Il, Zeitungs-Nachrichten.

Paris, vom 15. Februar. Jn der gestrigen Siz: zung der Kammer der Deputirten ward von den Pairs der Beschluß wegen Abschaffung des Heimfallrechts mitgetheilt und zur Prüfung der Büreaus gewiesen.

Eine Bittschrift von nicht - activen Mitgliedern der Ehrenlegion, die sich über Verkürzung ihrer Pensio- nen beklagten, veranlaßte Debatten. Es ward nicht ohne Bitterkeit bemerkt, daß schon die vorige Kam: mer dergleichen Bittschriften ohne Erfolg an das Mi- nisterium gesandt habe. Man beschloß daher , neben der von der Kommißion in Vorschlag gebrachten Mit:

theilung an das Ministerium, die Petition an die

künftige Kommißion für das Budget zu übersenden, um die Mittel auszufinden, dem bestehenden Geseße zu gnügen und dadurch den gerechten Beschwerden abzuhelfen.

Jn eben dieser Sizung wurden diè Debatten über den Geseés - Entwurf, dàs Finanz - Rechenjahr auf den 1. Julius abzuändern, eröfnet. Der Herzog von Gaëta (mehrjähriger Finanzminister unter der Buo- naparteschen Regierung) sprach mit großer Sachkent- niß dagegen. Er entwickelte, daß die provisorische Be: willigung der Steuererhebung auf einige Monate vot der definitiven Genehmigung des Finanzgesezes der Verfaßungs -: U:kunde nicht entgegen seh, daß es al: lerdings zu gegründeten Beschwerden führe, diese pro: visorische Bewilligung auf den Steuer- Listen des vo- rigen Jahrs zu gründen, daß diesem aber auf änge: meßnere und leichtere Art abzuhelfen sey (worüber er besondre Vorschläge machte), daß der 1. Julius deshalb übel gewählt wörden, weil in diesem und dêm folgenden Monate, in welchen die Steuerpflichtigen die Erndte des vorigen Jahrs verzehrt hätten und mit den Arbeiten der neuen Erndte beschäftiget wären, die Steuer -Rückstände nicht beigetrieben werden kön-

ten, und endlich, daß man der Verlegenheit, provisoz risch bewilligen zu müßen, bei dem Zeitverlust, welcher mit der jedesmaligen Anfertigung der Steuerlisten ver- fnüpft sey, doch nicht entgehen werde. Graf Beu gnot sprach für den Entwurf. Die Debatten werden noch fortgeseßt. i

Dex Bericht der Kommißion in Bezug auf die Salpeterfabrikation ersczeint in Druck. Man ersieht daraus, daß selbst während des Revolutionskrieges, also in Zeiten des häufigsten Pulververbrauchs, die innere Salpeterfabrikation einen Ertrag gewährte, der das gänzliche Verbot der Einfuhr gestattete. Frankreich gewinnt im jährlichen Durchschnitt etwa 50,000 Cent= ner Salpeter.

Nach einigen unsrer Jöurñalé is der Generäallieuz tenant Maison, Pair, an die Stelle des Marschals Perignon zum Gouverneur der ersten Militair : Di- vision (Paris) ernannt.

Die Ausfuhr der Kartoffeln ist überall, und die Ausfuhr des Türkischen Korus und der Hirse aus einis gen südlichen Departements erlaubt worden.

Die Elementarschulen nach der Bell - Lankasterschen Methode machen in einigen Departements großé Fort- schritté. (Wir wißen nicht, ob diese pädagogischen Dampfmaschinen schon einer gründlichen Prüfung uns térwocfen wörden.) |

London, vom 15. Februar. Fm Unterhause ist éinèé Motion Zu Untersuchung der Armenges sée einstimmig angenommen worden.

Ein Mitglied brachte eine Bill ein, welche die bis: herigén, seit deèr Regierung der Königin Anna beste- henden Wuchergesebe, die den Zinsfuß auf 5 Procent beschränken, aufzuheben beabsichtigt. (Es ist zu eve warten, daß dás Parlament diesem, wie es scheint, uns bedachten Vorschlage, seine Zustimmung versagen werde.)