1819 / 29 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 10 Apr 1819 18:00:01 GMT) scan diff

zen zu liefern *). Nür einige Bemerkungen glauben wir an diese Anzeige anknüpfen zu dürfen. eite ‘8 ftellt Herr Ziegler den, Sas auf: „Erfahrung ist die Mutter aller Theorien. Mit nichten. . Bevor i eine Kunst, ein Handwerk, was es auch sey, aus: üben fann, muß ich ‘die Regeln inne haben, also ‘eine Theorie. Nun kann ih zwar während der Ausübung meiner Kunst durch Wahrnehmungen aller Art, durch Versuche, die Regeln véervielfältigen, vereinfahen, ver-

beßern, eine neue Theorie erfinden: aber das macht -

die Erfahrung nichr, das entstéht aus meinem Nach- Le. No einein Urtheile, Die Theorie, so weit sie Gegenstände der Sinnenwelt ‘betrift, wird aus Wahre nehmungen durch den Verstand gebildet. Wer die erlernten Regeln seîner Kunst noch fo meisterhaft übt, “allein nichts weiter wahrnimmt, als dieselben Erschei: nungen, auf denen sie sith gründet, macht allerdings Erfahrungen, das heißt aber nur, er erlernt Händ- griffe, erwirbt fich Kenntniße, die ihm eine großere Fertigkeit in der Ausübung der Regeln verschaffen. Sie viel Jahre mögen verfloßen seyn, bevor die Nachkommen des. Jubal, von dem die Geiger und G kommen, ein- Koncert zu Stande geöraceht !

ie viel erfahrne Schiffer beführen den atlantisen ‘Ocean , ehe die neue Welt sich vor dem Verstande

des Christoph Kdlumbus entfaltet! Hat der Ver- faßer sagen wollen, daß die Erfolge, welche die An: wendung gegebener Regeln auf das wirkliche Leben hervorbringt, der Prüfstein Le müßen, um Theorien von Hypothesen und. leeren Lräumen zu unterscheiden,

‘ünd nennt et dieses Erfahrungen, so entsteht zunächst

die Frage, wer diejenigen sind, welche die Erfahrungen ge: ti eabé. Man kann z. B. ein halbes Menschenalter hindurch mit der höchsten Berufireue und der angèskreng- testen Thätigkeit ein Amt verwalten, das mit den m/n- nigfächen Gewerben in nahe Berüh: ung bringt, und den: noch von dem wahren Leben des Gewerbes keine Ahnung erlangen, fonach auch nit begreifen, daß es etwas Höheres gebe als den Schlendrian, mit dem die Sa che gewißenhaft und mühsam betrieben wird. Aus Folcher Schule gehn aber gemeinhin diejenigen hervor, die uns nun und immer an die Erfahrung verweisen, die uns nun und immer zurufen, vor Uns hin gu se- en, damit wir nicht straucheln , oder uns wie der Bal lwurf in den Boden zu graben. Wir sind aber von der weisen und gütigen Matur geschaffen, aufgerichtet zu gehn und auch zum Himmel die Au: gen zu erheben. Getraut sich Hr. 2c. Ziegler, uns zu beweisen, daß die Gewerbefreiheit in Hypothesen und unphilosophischen Träumen bestehe, und daß sie die Prüfung der. Erfahrung nicht aushalte, #0 würden wir ihm anräthig sehn, zuvor die Einrichtungen und den Zustand anderer Staaten in Beziehung auf das Zunft!- wesen und die Gewerbsamkeit der Einwohner gründ- lih kennen zu lernen, um aus den Resultaten, welche hier der Zunftzwang, dort die Gewerbefreiheit gewährt; mit Rücksicht auf. die örtlichen Unterschiede ein befrie: digendes Urtheil abzuleiten. Seite 92 räumt er ein, daß ihm diese Einrichtungen nicht bekannt sind, ob: uMegeneermiemcimaRr Amte ¿F « Mir müßen diese Bemerkung auch dèr Anzeige des ) erte - E U und Preßfreiheit Nr. 21. der Staats - Zeitung besonders hinzufügen. Die Anzeigë eines Werks is keine Recension, die wir um sd mehr unter laßen haben, da sie dem Verf. nicht günstig gewesen seyn würde, Der Freimüthige hat uns aufmerksam ge- macht, daß Verf. des angezogenen Werkes das Amt eines Censors bei der hiesigen Polizei verwalte, und daß ihm * namentlich die Censur des Freimüthigen und des Beobs achtèrs an der Spree und Havel anvertraut scy. Aus diesen Blättern wird er mánche Erfahrungen zu Gun-

en des ußishen Censurwesens für den zweiten sten Pra Pre bis um solcher Vors

- "Fheil seines Werks sammeln können. 7 theile willen wird man auch die Meinung ‘des vorma-

ligen Usurpators von Frankreih (discussions sur la 4«,Biberté“ de la press& Par Wr. le B. Locré p. 276)

„daß ein Schriftsteller niht zum Censor bestèllt werz

i | den. müße, ‘’ aus sich beruhen laßen können.

lich schon einzelne Beispiele aufgestelit habe.

wohl er Seite 55 u. 56 auf ‘einige Memoiren, welche die Herstellung des Zunfttoesens in Franfkrèich bezwet;

fen, Bezug nimmt, und in Rücksicht hierauf betnerft,

daß man sh noch heute nach der alten Ordnung dér Dinge schne. Diese man sind die vormaligen Zunft: herren, die Privilegirten, die Monopolisten, welche

| der Meinung sind, daß in dem reizenden Gemälde dé; |

Glückseligkeit des schönen Frankreichs, ncben den zet: brochnen Schilden und Helmen der alten Feudalität, die voiste Blüthe ihrer Mißbräuche nicht fehlen dÚrfe, Wir empfehlen dem Verfaßer, des Grafen Chaptal, ehemaligen Ministers des Jnnern, gehaltreiches Werk; de l’ináustrie frangaise. |

Wenn wix vorhin bemerkten, daß der Verfaßer. di} Beweise für seine Meinung erst angeben müße, i} dürfen wir die Anzeige nicht unterlaßen, daß n | 0 (t; zählt er S. 51., um zu beweisen, daß die Getwerbefrei F heit alle Sicherheit der Nahrung aufhebe ( wovon}

Frankreich unendliche Beispiele zählen so li), wie in} - einer namenlosen mit * bezeichneten Stadt ein Me| rialienhändler den verwegnen Entschluß gefaßt , mit

telst Lösung eines Gewerbescheins auf den Galanterit handel alle Galantériehändler der großen Stadt p unterdrücen. Er sey indeß nicht reich genug ‘getwesei und darüber bankerott geworden. (Aber son dei Apostel sagt : die da reich

derlage shlechte Möbeln geëkaust.- S. 72. wird die Klage über die Neigung des Bauernstandes zum Stadt: lebén erneuert, und dadei erzählt, daß Berlin in neue: rer Zeit (seit wann ?) jährlich einen Zuwachs von 5000 diensksuchenden Personen beiderlei Geschlechts erhdlte. Monche Gewerbe der Stadt bedürfen eines Zuwachses vom ‘Lande, aber die natürlichen Verhältniße geben hierin jederzeit das rechte Maas, und unser Landvolf ist weder so einfaltig, noch zur bequemen Liederlichïe! und zum Betruge fo geneigt, wie der Verfaßer es hi: dert. überhaupt nichts angelegentlicher zu thun, als ihren Zustand zu verschlechtern , woraus zuleßt ein vollstán:' diges Jrrenhaus hérvorgehen würde. S. 76. führt er Verfaßer zum. Beweise, wie nachtheilig die über: hand genommene Hökêrei und der sorglofe Vorfauf} der Höter geworden siy, ein von ihm selb} erlebte! Beispiel an, da einem Landmann für eine Fuhre Dbs durch Ucberbietung der Höôker 6 Rthl. mehr de ahlt worden, als er selbst gefodert. Soll die Obrigkeit} denn Veranstaltungen treffen, die Producenten durd} gewaltsame Herunterdrückung der Preise vom Markt weg:uscheuchen? Da wäre das rechte Mittel, uns di} Lebensmittel zu vertheuern. Die alten Klagen übt!“ den Unfug der Höker haben übrigens mit der Gewer. befreiheit nichts gemein, und ist ihm zu steuern, wird es ja der Polizei nicht an Mitteln fehlen, aud bei bestehender Gewerbefreiheit ihr Ansehn geltend ¡h " machen. : A Den Schluß der Schrift macht ein Vorschlag, af" den bisherigen magistratualischen Gewerkbeistgern, n fofern sie wißenschaftlich gebildet sind, ein befonderif" Kollegium zur Handhabung der Gewerbe - Polizei zuf sammenzuseßen. Es scheint ; als ob sich die Verthi| diger des Zunft Systems überredet hätten, daß die Of werbefreiheit gar keiner polizeilichen Leitung unte} geordnet seyn solle. Aber die Gewerbefreiheit beste} eben darin, daß in die Stelle der Privat - Polizi} welche die Zünfte näch ihre1 eignen Gesegen vorhil ausübten, die ösfentliche Polizei der Regierung tritt. Die Gewerbefreiheit sezt daher Gewerbe - Polizei ali unerlaßlich voraus. Ju diéser Hinsicht werden au} die Lokal : Behörden, welche die gewerbpolizeilih}

Maasregeln bisher vernahläßigt haben, die Bem}

kungen des Herrn 2c. Ziegler, die mehrentheils auf der Rauschen Schrift Über das Zunftwesen und den Folgen seiner Aufhebung entnommen sind, mit e} gem Nugten beachten,

A

i eich werden woilen, fallen in * Veérsuchüng uñd Stricke.) Nach S. 69. hat ein Guts * besizer in einer neuern, sogenanntea wohlfeilen Nie

Nach seinec Darstellung haben die Menschet |

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung.

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29 Stück, Berlin, den 1oten April 1819,

1. Amtlihe Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 9, April. Seine Majestät derx König haben Seiner Durchl. dem Herzoge von A n: halt-Köthen das eiserne Kreuz der zweiten. Klaße am weißen Bande zu verleihen geruhet.

Seine Majestät derKönig haben dem bei dem General - Kommando des Garde: und Grenadier : Korps als Adjutant stéhenden Major von Wulffen und dem Premier : Lieutenant Grafen von Waldersee 1. des ersten Garde: Regiments, den Königl. Preuß. St. Johanniter : Orden zu verleihen geruhet.

Se. Majestät der König haben den Adiutan- ten des General : Lieutenants v. Thümen zu Posen, Hauptmann Franz Weller, in den Adelstand zu er: heden geruhet.

Se. Majestät der König haben dem Ober: Amtmann Lukas zu Loslau in Schlesien das Prä- difat als Amcsrath beizulegen geruhet.

Der Justiz - Kommißarius und Landschaft - Syn: difus Barkow zu Stargard ist zuglei zum Nota- rius publicus im Departement des Ober - Landesge- rihts zu Stettin ernannt worden.

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Des Königs Majestät haben unterm 6. d. M. an den unterzeichneten Minister nachstehende aller: höchste Kabinèts - Ordre zu erlaßen geruhet :

„Auf Veranlaßung der durch des Großherzógs zu Sachsen : Weimar, Königl. Höh. getroffenen Verfü: qung, die auf der Univérsität Jena studirenden Ausländer betreffend, habe Jch beschloßen, daß die

àâus Meinen Stáaten in Jena studirenden Jüng- linge sofort zurückberufen werden sollen, um 1hre Studien àuf einer inländischèn Universität fortzu- sehen. Wer von ihnen dieser Anordnung nicht so- fort Folge leistet, soi niemals eine Amts? Anstel: lung in Meinen Staaten erhalten. Jch beauftragé Sie hiedurch, dies durch dié öffentlihèn Blättex zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, und wäs sónst erfoderlich is, Ungesáumt zu verfügen." Berlin, den 6. April 1819. ( gez.) Friedrich Wilhelm.

Dem allerhöchsten Befehle zufolge wird vörstehendé allerhöchste Kabinets - Ordre zur allgémeinen Keüntniß gebráächt.

Bexlin, den 9. April i819. s

Der Minister der géistlihén, Untérrichts- und Medizinal : Angelegenheiten v. Altenstein.

Berlin, vom 106. April. Dié in den Hamburger Zeitungen enthalténe Nachricht, daß zu Greifen: berg in Schlésien eine sehr ansteckende Kränkheit durch einen áus Smnyrnäà eingegangenen Ballen Bautiwollé veränlaßt worden sey, is ohaé den allergeriügsten Grund. Der Einsendèér dieser Nachricht, der vön Maasregeln der Oesterreichischen Behörden spricht, hat die Böhmische Stadt Reichenberg gemeint, vot weicher wirklih dergleichen Nachricht, jedoch ebén so grundlôs, vor einigen Tagen äuch hier verbréitet wurde. Jn beiden Städten ist keine Spuk einer sol: chen Krankheit:

Il, Zeitungs-Nachrichten.

Paris, vom 31. März. Der Moniteur énthält den sehr lehrreichen Bericht der Kommißión Úbér dás Taba - Monopol, deßen Nachtheile gründlich ausein» ondergeseßt werden. Der Verkauf des Tabacks im Jahr 1784, àâls die Generalpacht stätt fand, brachté eine Einnahme von « «+ ++ §1,034,495 Fr. die Kosten betrugen «+4 15/4/2491 -

Reiner Gewinn 37,562,004 Fk. Jm J. 1314 war der Erfolg des Monopols 65,005,485 Fr. die Kosten é ¿ é . è . 50,096,749 3

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: Reiner Gewinn 34,996,756 Fr. Der Gewinn erreicht daher den aus der Generalpacht nicht einmal, und die Kosten sind mehr als verdop- pelt. Ueberdies waren einige Provinzen von der Vée: neralpacht ausgenommen. Jn einer besonderen Noté bezieht sich der Bericht - Erstatter auf den Grafen Ch a: ptal, der in seinem Werke über die Französische Ju- dustrie fagr: Jn den Jähren, in welchen deë Täback:

Verkauf in den Händen vòôn Prèvätperfonën war, jæh man den Tabackbau im ganzen Königreiche verbreitét ; in verschiedenen Kreisen reichte dêr Ertrag dieser Pflan- zung zu Bezahlung der Abgabent hin. 450 Fabriken lieferten den Taback für den dritten Theil des jegigen Préises, Diesér schóne Zroeig des Landbáués und der Fabrikätión ist dur die Einrichtung der Regie beinahe vernichtet; die Kultur bes4%ränkt fich auf einige Ge: genden , die Zahl der Fabriken ist äuf 10 oder 12 her- abgefkommenñ; mán hat in Einem Augénblicke die Kapi: talien zerstört, die in den zählreihen Fabrifgébätuiden ängelegt roaren, man hat eine Menge von Atkbei: ern außer Brod gescht, man hat durch den übettricöentent Verkaufpreis die Kontrebande hérbeigéführt uvd dié Gränzbewohßnèr verschlechter. Das ist der Erfolg êiner betlagenswertheni Maäsregel, die vön ‘jeder einz. sichtvolen Verwaltung verworfen ist, Dieses „Beiz spiel spricht zugleich für dea Grundsas ; daß einé Re- göerung nux auf Kosten des Pröducenten Und des Kon: