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demischen Lebens, und insofern auch dem Vaterlande widrig. Wir dürfen diescs nur kurz andeuten, um nit misverstanden zu werden. Der Jüngling ‘bringt zur Universität einen Schaß von Kenntnißen des Kopfes, die er auf der Schule gesamméelt; in seinem Gemüth ei- nen Schab von Pietät, der edlen Frucht seiner bäus- lichen Erziehung. Diese Pietät, die in ihrem inkner- sten Kern auch das Vaterland umfaßt, muß unter dem Schatten der akademischen Freiheit, reich - genährt von dex Idee der Wißenschaft, die der Jüngling auf der Universität ergreifen Und ausbilden soll, blos în dem treuen Gemüthe slill forcwachsen, indeß im Kopfe si die Kenntniße der Schule zur Erkenntniß entwickeln.
Die Geseße der Burschenschast aber, indem sie Einheit aller Studirenden, eine Teutonîfa, gründen, indem sie teutsche Ausbildung zum Dicnste des Vater- landes befördern wollen, machen die Pietät für das Vaterland zur Sache des Kopfes, vetwirren die ju- gendlichen Gemüther und laden eben hiedurch den Vorwurf einer politischen Tendenz auf sffch.
Wir haben hier nur versucht, eine einzelne Privat: meinung aufzustellen, dabei jedoch um so weniger ein Bedenken getragen, als sie im Wesentlichen mit der dem Bundestage zugefertigten Darstellung überein- stimmt, vbwol sie in Aufsuchung der Ursache des Ues- bels von ihr abweicht.
Welche Maaßregel ber auch die Bundesversamm- lung beschließen mge: fie wird jederzeit dein Ziele fern bieiben, sobald nicht die Lehrer unsrer Hochschu- len den wohlwollenden Absichten der Regierungen verständig entgegenkommen.
Der . Herr Legatiousrath Falk zu Weimar hat unlängst seine zweite Gedäcßtnißischrift für die Land- stände des Großherzog!hums Weimar über die Frage: wie unterscheidet sih Schule und Leben, oder Volksgunterricht und Volêserziehung? öffentlich befannt gemacht, und sie mit verschiedenen Nachrichten und Aktenstücken Über die Wirksamkeit der von ihm im Jahr 1813 gestifteten Gesellschaft der Sreunde in der Noth begleitet. Die Geschichte diefer Stiftung und ihre Zwecke find aus frühecen Nachrichten hinreichend bekannt. Als Falk im Früh- jahr 1813 seine vier Kinder zu Grabe getragen, sushte er fremde, verlaßenë, eltern : und heimatiose Kinder auf, und bráchte sie mit Hilfe anderer Freunde zur Erlernung nüßlicher Handthierungen unter. Mit vie- ler ernsten und ausdaurendcn Sorge widmete er sich diesem menschensreundlichcn fromimen Geschäfte, und der Bund hilfreicher Freunde und Freundinnen nannte sich „die Freunde in der Noth,‘ die nach den Verheerungen des Krieges auch den umliegenden Dorfschaften Hilfe brachten. FJebt sind Jahr aus Jahr ein 200 arme Knaben als Handtwoerkslehrlinge untergebracht, indem die Gesellschaft jährlich 50 Kna- ben bei Meistern aufdingen und eben so viele losspre- chen läße. Es sind eine Sonntagschule von 100 Zöglingen, auch für 100 weibliche Zöglingz Näh -, -Spinn - und Strickschulen eingerichtet; worin die árm-
“s)ten Kinder ¡deren Väter in Tyrol geskeinigt, in Spanien verbrannt, und in Rußland érfroren sind‘ án gesHGenkter Wolle spinnen, nähen und sich selbst ihre Kleidungstücîe verfertigen lernen. Auch auf das
_ Gymnafium zu Weimar. erstreckt sich die Wohlthätig- keit der Gesellschaft.
Die Hauptidee des Herrn Legationsrath Falk ist :- praktische Volkserziehung in frommen Werkstäten, durch ein frommes Hausregiment. Der Volfsunter- richt, Lesen, Schreiben, Rechnen, ist nur Mittel, nie Zweck. (Das is auch nie bezweifelt worden und die Frömmigkeit in den Werkstäten ohne Unterricht im Handwerk wäre doh auch nur ein tönend Erz) „Was in aller Welt nügen oder frommen dem Staate Spigz- buben, die lesen, Spibbuben, die schreiben, Spiybu- ben, die rechnén kênnen? Sie sind ihm nur um so ge- fährliher. Ja, was lateinische, was griechische, was -
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französische Spigbuben ? ‘“ Dem durch laxe Grundsä in den leßten 5 Jahrzehnten erzeugten Sittenvey, derbniße unseres Voikes, dem Reize einer verfeinerte; Sinnlíchkeit, der wir eine Pest aus dem Zeitaltz Friedrihs des Großen, wo man Fabriken in Sparta und den Seidenbau an der O s see einflh, ren wollte, bis zu unsern Tagen herüber \{chlich, wir die Verschlehterung des Hausregimentes, der eigent; lichen Volkderziehung, beigemeßen.““
i Die verfeinerte Sinnlichkeit und Sparta stehq[ geshihtlich Übel neben einander, und was das Zei} alter Friedrichs des Großen betrift, #0 wiß wir wol, daß man ihm sogar die Niederlage bei Jen wo so tapfer gefochten wurde, wie bei Kunnersdcr| hingegen die Siege bei Dennewis, an der Kaßbdach «f niht der Tapferkeit der Soldaten, nicht der Krieg: erfahrenheit der Feldherrn, sondern der wiedergefkeh:| ten Religiosität des Volkes zuschreibt. Aber wir erin}
nern dâbei an die Samniter, denen es nichts half daß sie fi zu den alten Göttern befehrten und mi
geweihten Helmnbüschen und Schilden in die Schlag}
gingen; die Römer, die damals schon so göttlos wq: ren, daß ein Augur den Feldherrn belog, erfochin| dennoch den vollständigsten Sieg *). Der Gott, de damals über die Schicksáäle der Völker gewaltet , wal: tet auch noch jezt. Wir haben hier nur bemerke ivollen, daß die von Zeit zu Zeit wiederkehrenden Schmähungen eines gefeierten Namens gar nicht ven: nôthen sind **) um Andrer Verdienstlichkeit zu erhöhen; die auch hier dem Herrn Legationsrath Falk von jé: dem, das Heil der Brüder wohibeherzigendem Geniüthi theilnehmend anerkannt werden wird. Unseres Frie: drichstiftes und unsrer Luisenstiftung dürfen wir gleichfalls dankbar erwähnen, aber von soichen Ver-
Allgemeine
Preußishe Staats - Zeitung.
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34 Stück, Berlin, den 27sten April 1819.
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L, Amtliche Nachrichten.
dronit des Tagé®s. Gevrlin, vom 27. April. Des Königs Mä: jesät hâven geruhet, dem Kreis - Xmtmann Axt zu Mittenberg, bei Gelegenheit dèr Feier seines Dièênst:
Jubiläums, den Katafter als Hofrath ällergnädigst
Auslàund.
wilderungen, als în der vorliegenden Schrift erzählt
werden, hören wir unter uns nichts. Auf uns hat | die Regierung Friedrichs des Großen auch in dieser Beziehung wohlthätig gewoiret. Einzelne schlechte Exem: plare, bei denen die Bosheit das Alter ergänzt, wiy }
es wahkrscheinlich überall geben, und in die Hütte, worin jene Buben geboren und erzogen wurden, sind die Schriften Voltaires gewiß nicht gedrungen;
Die Redaktion der Augsb. Allg. Zeitung hat zwar | in ihrer Nr. 103. die in ihrer vorhergehenden Num-: |
mer mitgetheilée Nachricht, vón einem hier vorgefalle: nen Exceße widerrufen, fie wird sich aber von selbs Uberzeugt finden, daß sie hiedurch die Ehre ihres Blat:
tes nicht hergestellt habe. Sie hat die Nachricht nicht |
als ein Gerücht mitgetheilt, wie sie jegt behauptet; sie hat einen ausführlichen Brief, den sfe also doc darüber erhalten haben muß, aborucken laßen. Was sie unter solchen Umständen zu thun habe, wird iht bei näherem Nachdenken gewiß nicht entgehen.
*) Livius nennt béi Erzählung dér S&lacht den Bru: dersohn des Consuls Papirius: iuvenem, ante doctrináam Deos Ss Pernentem, natum,
**) Das Hôwste der Menschheit, welthes Friedrich der Großé nah S. 5. dahingestellt seyn laßen, trug Ér k:ef in seiner Brust, wie ein Hirte der Völker es soll. Discite iustitiam moniti, rec temnere divos. Uls
er den Kanzler Freiherrn von Schrôtter zum Prä: f
sidenten des obersten Gerichtshofes in Westpreußen er- nannte, sagte er zu ihm: „Weiß Er wer Jch bin, und wer Er ist? — Jch will es Ihm sagen: Jch bin der erste Justitiarius über mein Land, und muß Gott der: maleinst Rechenschaft geben.‘ (S. Vater, Erdrterung des Verhältnißes akatholishér Landesherrn zum Vabst.) „_ Als nach der Schlächt bei Liegnis die Adjutanten ihm zur gewonnenen Sthlaht Glück wúünscyten, sagte er in großer Bêwegung: „Ja, meine Herrn, hier ivar eine höhere Hand im Spiele.‘ „„Und,““ se6te einer vot ihnen hinzit, ,; die vortreflichèn Dispositionen Ew. Maé jestät.’ „Ach, mit Seinen Dispositionen ! ‘? erwiderté der König, ihn sehr érnst anblicZnd „, Nun freilich; (nach einer fleinen Pause) es kommt Eins zum Andern.“ Das Eine sprach er zu si selb , das Andre sagte der General dem Adjutanten, z
E
Yaris, vom 17. April. Die Kammér der Abge- ôtdneten hat sich in ihren bisherigen Sigungen fast ausshließend init deni Geseb äber die Preße beschäftigt: Die Disfëußiónèn über das Ersté deé drei vérschiede: nen Gesege, welches die Allgémeinèn Bestimmungen über Preßveïrgehüngen enthält, sind noch nicht geschloßén.
(Bei dem allgeraeineren Jitereße, welches diefer Gez genständ unstreitig erweckt, behálten wir uns einê umz ständliche Mittheilung vor.) i
Einer déx Rédner, Châäbrón von Sólilhaëé, drückté besóndèrs sein Bedàuern áus, daß der Geseh: Entwuxtf der Prôfanationen dêr Religion nicht erwähne, indem er nux von der sffentlihen Moral und dên gu: ten Sitten spreche. Er brachte daher einen hierauf Bezug habénden Zusaß in Antèag. :
Ein Andrer, Benjämin Constaût, krug dâges gen ân, auch die öffentliche Moral unerwähnt zu laßen. Er meinte: eine Lästerung der ffentlichen Moral könné man entweder gar nicht, oder tausenderlei darunter begreifen. ;; Versteht inan die Religion? SuUtk, äber was bedeutet denu das Wört Lästerüng (dutrage) iù einem Lande, worin die Fretheit aller Glaubens: befenntniße geseblich isi? Lästert man einé Religion, wénn man sie falsch neúnt ? Will man dié ösfentliché Moral auf allgemeine Grundsäße, dié allen Religionen gemeiü find, - beschränken? Danü öfnet man in deñ
Gerichtshöfen einen Käampfplaß für die Metaphysik.
Strafen wir Alles, was die guten Sitten béleidigt ;
abeë Überlaßen wir die Móörál déx Erziehung, die Er?
ziehung den lterlichèn Sorgèn, diè Religion dêni Her: zen déë Ménschen, dem sié jederzeit ein Bedürfniß ist! Wenù die Diener der Kirche Göttesfurch!; Frièdei und
zu ettheilen, und bas Pâtent Allerhöchstselbst zu voli: ziehèn.
Der Justiz : Kommißarius Neu main zu Pase- wàlf ist zugleih zum Notárius publicus i dem Dez partement des ODbek- Ländèsgerihts zu Stéêttin be- stellt worden.
Il, Zeitungs-Nachrichten.
sie den erloschenen Hâß nicht wièder éntflammeti, den zerstörten Aberglauden nicht wiezer erwecken, nicht mehr im Lande umherziehn, die Leichtgläubigen zu be- trügen, dié Schwachèn zu ängstigen, Zwiespalt in die Familien, Aergerniß in die Dörfer, Unwißenheit in die Schulen, Aufstand in die Städté zu bringen: dann wird die Religion stark seyn, ohne dèn Beistand deë Strafgesegé und ohne die Hilfe der Kerker z deni als: bann wird fie nur unsre Wöhlthätérin sey; unske Trds: serin. Diefe Aeußerungen des Retners veränlaßteri einen der fkéniglihèn Konimißairs, den Rittêé Cüz viêr, in Erwiderung méehter wider das Geséß aufge- stellten Érinnerungen Folgendes zu sagen! „Jh komme jest an einen bedenflic/en Punkt, der sehr vielen und inannichfalten Cinwürfen unterliegt, diè man mit grs- fer Schonung behandeln muß. Jch bitte nicht blos ui die Nachsicht der Kärnmer ! ith fühle, daß ih übèr glühende Kohlen gehe, aber die Frage muß erörtert werden; und darf irgend jémand Hand legen an cin so schwieriges Werk, so ist es gèwiß dér, deßen Ach: tung für jeden Glauben die Welt kennt; der für seite Person zur Kiïche der Minderzahl gehört und deshalb éin ganz besondres Recht hat, diè Freiheir des Gé: wißens iü Anspru zu nehmen, — Niemand unter uñs wird in Abredé stellèñ, dß ein Land glücklich sey, wofelbst Ein Glaubê, Eine Religion, Cin kirchliches und bürgerliches Geseybu, Cie Gesinnung hertscht. Gábe es einen solczen Zustand; fo würde es ein groë ßes Vekbrechei sey, ihn zu verlebén. Aber diefe Et- igkeit {s nicht inehtz der Zweifel ist laut geworden, dér Unglaube felbst hât die Stimmkt erhoben, So oft man ihn durch strérge Gesehe unterdrüken wollte, êr- folgtèn bürgerliche Unruhen und blutige Kriege; mil:
Duldung Üben; weni sié zu Häusé Gutés ihun; wënñ
derèé Gesebe wuktdei umgängen; Das Uebêl ist volleinz