1819 / 36 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 04 May 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Richter seines Wohnortes nachsuchen , insofern die Bekanntmachung daselbst geschehen ist“ noch nicht ver: ständigt hat, auch in Bezug auf die Zeitungen und periodischen Schriften eine Abänderung des Geseb- Entwurfs dahin in Antrag gekommen ist, daß das Verfahren auf die Klage des öffentlichen Ministeriums nur an dem Orte, wo die Zeitung oder die periodische Schrift verlegt wird, stattfinden könne.

Ein Theil der durch Herrn Jaubert erkauften Asiatischen Ziegen ist zu Marseille ausgeschift ; nach dem Journal de Paris nur 318 Stück, wovon mehr als # die Räude haben.

Der durch die Journale verbreiteten Meinung, als ob nur 9 Bisthümer in Frankreich beseht wären, widerspricht die Chronique religieuse. Sie zählt 28 her, beklagt aber auch ihrerseit, daß wegen politi- scher, nicht wegen religiöser und kfanonischer Differen- zen, die Hälfte der bischöflichen Sitze erlediget und fanatishen General - Vikaren Preis gegeben sey.

Karlsruhe, vom 253. April. Der Eröfnung un- srer ständischen Versammlung ging eine gottesdien st- liche Feier in der Schloßfkirche voraus, wobei der Hofprediger Martini eine der Würde des Tages an- gemeßene Rede über die Worte des 119 Psaims hielt : „ih s{chwsêre und will es halten, daß ih halte die Rechte deiner Gerechtigkeit.“ Hienächst vereinigten sich beide Kammern im Saale der zweiten, um den Groß- herzog zu erwarten, der in Vegleitung der Prinzen des Hauses 2c. unter dem Donner des Geschütes fich in die Versammlung erhob, an deren Eingang Jhn eine Deputation der Kammern empfing, die Ihn zum Throne geleitete. Die Rede, mit welcher Er die Ver- sammlung nunmehr eröfnete, ward von ihm frei, mit fihtbarer Rührung und mit Herrscherwürde gehalten. Sie lautete:

Edle Herrn und lieben Freunde! „Mit einem erhebenden Gefühle sehe ih mich heute zum erstenmal umgeben von den Stellvertre- tern eines treuen Volkes, das ich in meiñem Herzen

trage. :

Durch Sie gelangen nun seine leisesten Wünsche zu mir ih werde sie gerne anhören, und, wenn sie geprüft sind, erfüllen.

Meinem in Gott ruhenden Herrn Neffen und Re- gierungs - Vorfahren gehört das erhabene Verdienst, dem Lande eine Verfaßung gegeben zu haben dem Throne zur Stühße und Allen zum Schus.

Heil dem Andenken des Verklärten! Er hat ein \chönes, unauflösliches Band zwischen Fürst und Volk geschlungen.

Was Er zu vollenden wünschte, ward ih berufen, zum Ziele zu flihren; ih konnte dem Verlangen nicht widerstehen, eine Verfaßung baldmöglichst ins Leben zu rufen, die von dem Vaterlande mit so eirstimmi- gem Danke und von dem Auslande selbst mit allgé- meinem Beifall aufgenommen wurde. :

Heilig sey uns der Sinn, so wie der Wortlaut

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der Verfaßungs - Urkunde! in ihren Grenzen kön nen und wo llen wir des Vaterlandes Wohl suchen und auf ewige Zeit begründen.

Jch werde Gerechtigkeit und Ordnung mit Kraft handhaben und die Konstitution bis auf den leb- ten Buchstaben gewißenhaft erfüllen, darauf ge: be ih Ihnen hier mein heiliges Fürsten: wort. ; A

Meine Minister und Staatsräthe werden Ihnen die innere Lage unsers Landes, seine Verhältniße nach außen, seinen Finanz - Zustand und die Plane zu des: sen künftiger Verbeßerung klar und unumwunden vor Augen legen.

Noch sind Wunden zu heilen, von einer verhäng: nißvollen Vergangenheit geschlagen, vielleicht war- um soll ih es nicht offen bekennen? = manches Uebel, das traurige Vermächtniß vorlibergegangener Uebermacht, auszurotten. Nur müßen wir die Gez genwart nicht die ganze Vergangenheit büßen laßen; dazu sind die Kräfte zu sehr erschöpft. Der glüli- chern Zukunft muß ein Theil der Lasten vorbehalten bleiben.

Jch fühle die Schwierigkeiten, die noch zu über- winden sind, um meinem Lande jenen Grad von Wohlstand zu verschaffen, den ih ihm wünsche ; allein mit einem Volke, das mir in den wenigen Monaten meiner Regierung schon so rührende Beweise von Liebe und Zutrauen gegeben, mit so würdigen StelUvertre- tern der Nation, kann ih nichts für unmöglich halten.

Meine Herrn! Das Vertrauen eines schönen Landes ruhet auf uns möge der Segen Gottes uns sere Arbeiten zum Gedeihen des Ganzen leiten!

Das öffentliche Wehl wird die große Sorge mei» nes ganzen Lebens bleiten; was Sie von dem wärm- sten Freunde des Vaterlandes fodern können, dürfen Sie mit Zuversicht von mir erwarten aber ich zähle auch auf Jhre Weisheit auf den Frie=- den Jhrer Gesinnungen und auf die Treue Jhrer Herzen.

Jch rufe Sie nun auf, den Eid zu s{wören, det die Konstitution vorschreibt, .und den Jhnen mein Staatsminisker vortragen wird. ‘“

Diese Rede machte auf die Versammlung den tiefs sten und erfreulichsten Eindruck. Nachdem die Prince

zen des Hauses und sämtliche Mitglieder beider Kam-

mern den Verfaßungs- Eid geleistet hatten und die Versammlung für eröfnet erklärt worden war, vere ließ der Großherzog unter dem lautesten Lebehoch und dem Donner der Kanonen den Saal. Der Staatss minister Freiherr von Berstett hielt hierauf eine die äußeren und inneren Verhältniße des Landes ums faßende gehaltreihe Rede uud lud die Stände ein, ihre Arbeiten den 26. d. M. anzufangen, Mittags wurden sämtliche Deputirte zur großherzoglichen Tae fel gezogen.

Durch eine Verordnung vom 16 d. M. hat der Großherzog die standes - und grundherrlichen Rechts- verháltniße der. Mediatisirten bestimmt.

Wien, vom 25. April. Durch ein Circulair der K. K. Landesregierung im Erzherzogthum Oesterreich unter der Ens wird das in den Alt-Oefterreichschen Pro- vinzen bestehendeP ferde--Austreib-Verbot unbe- dingt aufgehoben und für den ganzen Umfang des Kai- serstaates der Betrag der Ein- Aus - und Durchtrieb- zölle festgeseßt. Diese Anordnung tritt mit dem 1. Mai in Wirksamkeit. Ein Pferd bezahlt an Ein- triebzoll 1 fl. 30 fr., Austriebzoll 5 fl. , Durchtrieb- zoll 15 kr. Dieser lebte wird nur Einmal entrichtet, und es hat fein fernerer Transitozoll bei dem weiteren Zuge durch die ganze Monarchie statt.

Der Oesterreichsche Beobachter enthält Folgendes : Die zuerst dur Pariser Zeitungen verbreitete, und aus diesen in mehre der gelesensten teutschen Blätter übergegangene Nachricht von einem gemachten Ver- suche, eine erlauchte, gegenwärtig in Jtalien rei: sende Person während ihres Aufenthaltes in Mantua zu vergiften, ist durchaus fal#sch und ungegründet. Wir begreifen nicht, wie na- mentlich die teutschen Zeitungen, diese aus der Luft gegriffene Nachricht st0 leichtsinnig nachschreiben konn- ten, da ihnen doch nicht unbekannt war, daß der er- lauchte Reisende, von dem hier die Rede is, Man-

tua, wo das Attentak versucht worden seyn soli, auf seinem Wege gar nicht berührt hat.

Brüßel, vom 26. April. Das Aßisengericht hat nunmehr die Verhöre in Bezug auf das Komplot wider den Kaiser von Rußland, vorerst bei verschloss genen Thüren mittels Abhörung der Zeugen, begon- nen. Der Angeklagten sind 6, von denen aber Alex- ander Laborde sih auf flüchtigem Fuße befindet. Von den übrigen 5 haben Lacroix, ehemals Franzöó- sischer Offizier, B ü ch0 z, ein Eßighändler, und Bert h, ein Weinhändler, das Komplot angezeigt. Es sind daher nur-2, Piger ein Lederbereiter, und Dierifs ein Kohlenhändler, unter Anklage verblieben, roelche ihrerseit die Angeber als die Schuldigsten bezeichnen. Erst in einigen Tagen wird das öffentliche Verhör den Anfang nehmen.

Petersburg, vom 15. Aptil. Der Geheimerath Speransky, bisher Civil: Gouverneur von Pensa, ist zur General - Gouverneur von Sibirien ernannt, und dem Generallieutenannt Marquis Paulucci, neben der Cévilverwaltung von Kur - und Liefland auch die von Esthland übertragen worden.

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Zu den Zeitungen, welche mit sehr schlechten Kor: respondenten aus und über P reußen versehen sind {in der Regel sind sie es alle), gehört namentlich der Korrespondent von und für Teutschland, der zu Nürn- berg erscheint. Dieser erzähit in scinem 10gten Stüde nach Jnhalt eines Briefes aus Preußen vom 15. April Folgendes: „Sichern Nachrichten aus dem Herzog- thum Lausiß (die Lausis heißt ein Markgrafthum) zu- folge, werden dort seit einiger Zeit die sh. önsten und vormals einträglichften Rittergüter für ein wahres Spottgeld öffentlich verkauft. Diesen Um- stand darf man wol zum Theil als Folge davon be- trachten, daß die Pächter, welche solche Rittergüter Jahre lang bewirthschaftreten, sie oftmals willkürlich vernahläßigten, um se am Ende selb| für ein sehr billiges Kauf : Pretium erhaschen zu können. Dazu kommt noch, daß deréleichen Rittergüter theils schon während, theils nah den beiden lebten Kriegen sub hasta stehen. So haben z. B. die von Schöning: shen Rittergüter Steiniß und Kolbiz 107,000 Rthl. beim Ankauf gekostet, und es sind bisje6t erst 20,500 Réthl. darauf geboten worden. Aehnliches ist der Fall mit verschiedenen andern Gütern, die unter gerichts licher Administration stehn.“ )

Da aus dem angeführten Beispiele hervorgeht, daß der Korrespondent von der Nieder - Lausïb spricht, fo können wir seine Nachrichten aëtenmäßig berichtigen.

Es haben seit einiger Zeit , das heißt seit einigen Fahren, 4 Rittergüter zur Subkl;aftation gestanden ; hievon sind zwei, das eine mit 9158 Rthl. Gewinn, das andre mit’ 5000 Rthl. Verluft gegen den Erwerb:

preis verkauft ; die Subhastation des dritren ist aufs gehoben ; das vierte sind die erwähnten Steiniß und Kolbiz. Der jetzige Eigenthümer (nicht ein Herr v. Schöning) erfaufie sie im Jahr 1805 für 635,000 Rthl. (nicht 107,000 Rthl. nach dem Korresponden- ten). Sie sind 36,105 Rthl. gerichtlich abgeschäßt. Jn Parcelen sind bereits für 11,000 Réhl. verkauft, und für den Ueberrest sind 36,100 Rthl. geboten, der Zuschlag ist aber noch nicht erfolgt, die Licication wird- vielmehr fortgesezt. Die. beiden schon verkauften Gü- ter gehörten keinesweges zu den schönsten und ein- träglichsten, denn sie waren früher uur zu 21,000 und 15,000 Rthl. esfkauft. /

Zur Ehrenrettung der armen Pächter müßen wir noch bemerken, daß die Käufer keine Pächter gewesen sind, daß auch auf Steinig kein Pächter das Meisks gebot gethan.

Daß die Güterpreise in der Niederlausis gar nicht fallen, beweisen die freiwilligen Verkäufe der beiden legten Jahre. Es sind 21 Güter, im Werth von 797,575 Rthl. verkauft worden. Die vorigen Erwerbpreise die- ser Güter betrugen 715,0%0 Rthl., es sind also 82,525 Réthl. daran gewonnen. Nur 4 darunter wurden uns ter dem Erwecbpreise bezahlt, wobei nicht zu überse- hen is, daß der Güterschwindel vor dem Jahre 1806 auch die Lausitz ergrisfen hatte. |

Der hiesige Korrespondent des Nürnberger Korrez spondenten ist hiernach überall unwißend, und hat da toir von und für Teutschland sprechen, so können wir ja auch teutsch reden gelogen. Wir werden ihm durch diese Aufrichtigüeit den Markt nicht verder-