1819 / 36 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 04 May 1819 18:00:01 GMT) scan diff

ben, denu Wahrheiten würden von den auswärtigen Korrespondenten ohne Zibéifel zum Vaker dér ‘Lüge geschickt werdéi, weil siè ihnéa den Absaß verringern.

Wißenschaftliche Anzeigen.

Wir glauben den Dank unserer Leser zu verdie: zien, wenn wir fie auf die Justitutionen des Rus- gischen Rechts aufmerksam machen, wovon \o ében der erske Theil in St. Petersburg in der Buchdrucke- rei ber Kaiserlichen Gesegkommißion, in 8, auch teutsch

unter dem Titél „Jn stitutionen des Rußischen

Rechtes; auf allerhöchsten Befehl von ber Gesebkom- imißion herausgegeben und för die Ostsee - Provinzen zum Behuf der Darstelluig ihres Partifkular : Rechtes

teutsh bearbeitet ‘“ erschienen ist. Das Werk ‘enthält :

în diesem ‘érsten Theile ‘eine Einleitung von den Ge- seßen im Allgemeinen, und das Personen - Recht.

Diese Institutionen geben eine Ueberscht der Rus- ‘gischen Geseße', 6 Bänden Rufßische Pandéekten genannt erschié- nen ‘ist. Sie sollen das Rechtsstudium und die leich- tere Anwendung der Gescte im bürgerlichèn Leben Hefördern.

Es kann nicht der Zweck des Verfaßers seyn, eine :

ausführliche Juhalt - Anzeige des Werkes zu geben und sich darüber zu äußern; wir begnügen uns die Et- scheinung anzukündigen, und zum Belege, daß die Kritik dér Gelehrten in Rußland fich berêits damit beschäftige, bei dem an und für sich selbst nmerkwür: digen ‘ersten F. dieser Fnstitutionen stehen zu ‘bleiben. Derselbe lautet:

6. 1. Höchste Staatsgewalt, Der Regent, als Selbstherrscher, ist die Quelle aller politi-

schen und bürgerlichen Gewalt. Der oberste Grundsaß , welcher dem Rußischén Monarchen bei Ausübung dieser Gewalt zur Richtschnur dient, ist în dêr Akte des heiligen Bundes aus- gesprochen. : Ukber diesen F. bemerkt der am . Kaïserlithen Ly- __ eeum in Zarskoe : Selo angestellte Profeßor Kunizin im 6ten Hefte der in Petersburg erscheinenden perio- dischen Schrift : „Der Sohn des Vaterlandes S. 245.

wovon bereits eine Samwrialung in

daß die Eintheilung nicht richtig sey, da in der pd-: lifischen aüth die búfgerlêche Gewalt begriffen, und daß die Afte des heiligen Bundes sich nur in sofern auf die NußisHe Geseßgebung beziehe, als das Rus: sfche Réich mit Andern in Verbindung stehe, iùt der obigen Beiehung aber gr niht habe angeführt werden sollen. „, Die “oberste Gewalt, heißt es, geht ¡in den Erbréichen unbeschränkt von dem Vorgänger „auf den Nachfslger überz deswegen liegen ‘die Grund- „äge, nach röelchen der Selbstherrscher dieses Recht „übt, in dem Erbrechte *). Hieraus folgt, daß der „Akte bei der Wahl des Zaar Michael Feodor 9o- „witsch (1615) hätte gedacht werden sollen. ‘“

Wir hoffen und wünschen, daß unsere kritischen Blätter über die Fortschritte der Rußischen Geselzge- bung séit der Jnsiruktion, welche die große Katharina selbst dafür entwáärf, mit Rücksicht auf dasjenige, was in Rußland selbst darüber erschienen ist und fortwäh- rend erscheint, ret bald éinen vollständigen und gründ: lichen Bericht erstatten mögen.

Der in Hambürg ‘eine geraume Zeit hindurch gezeigte Walfisch ist von dem Hérrn Profeßor Li h: tenstein auf seiner wißenschaftlichen Reise für däs hiesige anatómische Museum gekauft wörden. Er if bereits hieher unterwegs, um ihn durch das Präpa: riren einzelner Theile für die Wißenschaft fo nüslich als möglich zu machen. Nicht leiht dürfte sich eine

Gelegenheit finden, so weit auf dem festen Lande ei- nen Walsisch für die Anatomie zu benúüßgen. Nach vorläufigen Nachrichten wird ihn der Schiffèr, der deù Transport übernommen, den 7. dieses Monats hier

abliefern

») Dér Herr Profeßor Kunftzin scheint hier ganz ver- schiedene Dinge zu verwechseln. Die Gewalt des Rut: gischen Regenten entspringt aus dem Erbrecht. Wenn aber die Rechts - Institutionen sagen, daß der ‘oberste Grundsag béi Ausúbung dieser Géwalt in der Aktè ‘des heiligen Bundes ausgesproGhen sey: so haben se ganz réht, denn dieser oberste Grundsas ist die Lehre des Evangeliums. Von der Beziehung auf andere Staaten is also hier gar Leine Rede,

S

Séilá gde

zum zésten Stücké dér Allgémeinèn Preußische Stááts- Zeitun;

vom 4ten May 1819-

Allgéemeiné Betrachtung über den Betrag der Abgaben in den Preußischen Staaten.

__ Anfange des Jahres 180d gab Hâße l in seinen

bekannten statistischen Tabellen die Volkszahl und Ein-

künfte der größern teutschen Staaten folgenderma-

ßen an : Inwohner | Einkünfte

i Thl. Oesterreich + ©+ è è 80,000,000 Preußéèn 2 è è d

257,543,000 9, 356,000 2,58.:,000 2,010;000

40,000,000

Kur : Pfalz - Baier 8,666.667 Kur - Sachsen 2 7 8,000;000 Kué : Braunschweig -Lüneburg | 948,000 6/553,553 Kur- Würtémberg . + è 111,000| 2,842,667 KurBäáden s o ¿s s 434,000| 82,000,000 Kur -Heßen è + è _+_è __697,000| . 2/800,000 L Summe [42,448,000 148,642,667 Es fàmen also, auf den Menschen im Durchschnitté Einkünfte in deú Staäten vön: : D Desketteh 2 + 2 o Â1 4'è 3,127 Thaler E 1646 d (058 Kur - Pfalz - Báiern è e © 2 C 3,0 36 Kut: Sawhsen ck ¿ ¿3 ¿ è 8 Z,9 80 Kur -Btäunschweig - Lüneburg 4511 Kur- Würtemberg » + è è 3,656 Kur: Baden D S D 3 GOIO Kür: Heßen 2 ck 2 è 3 ¿dd E Sjalleú vorbenannten Staaten zusammen 3,502 Thaler Hergleichen Nachrichten sind immer séhr unsicher, sé, beiveisen abér doch hinreichend ; daß dámáls die Meinung herrschte, ein gtößerer teutsher Staat müße ohngefähr drei und einen halben Thaler vön jeder seiner Unterrhänen im Durchschnitte eiriziehn, uni

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seinen Haushalt zu bestieiten, Dábéi war man noch übérall an beträchtliche Natural : Leistungen gewöhnt ; Quartierlastén, Föurageliéfêtüngen;, Fuhren, Wegebau? diensté waren allgemêim N A A _ Seitdeni ist, Nichts wohlfeiler geworden, was dié Regierungen in ihrem Hâushálte brauehen, aber Vieles theurer. Die Durchschnittpreise des Gekräides, Flei: \ches, Brenn : and Báu: Máterials stehn höher; das Tagelohn ist beträchtlich géstiégen; die gañze Lebens- weise ist köstbarer. Fäst alle Staaten sind durch s{werê Kriege , geführt um ihké Ünábhängigkeit; tiefer ver: schuldet, als jeials. Was das Kriegsglück zülett gebrächt hát, reicht nicht hinî; die zerstörten Festungen aufzubauen; dié jeßt nöthigen Wäffenpläße aitzulegen; bie geleerten Zéughäuser füllen, und dié rückstän? digen Vértvaltuñgsäusgabeli aus dei Kriëgsjahïen zu tilgen; auch Stäatsschulden davon abzuzahlen ; ver: inochte mán nirgend. Mit állen Ländern; welche dei Herrn gewechselt haben; find großé Ansprüche äuf Pen: sionen und Entschädigungen an dié neuen Besißer übergegangen; in den alten Provinzen selbst sind un: gewöhnliché Ansprüche durch ungewöhnliche Opfer ent: standeit; welche das Unglück der Zeiten gebietérisch foderté. Endlich sind die Heeté, selbs bei vérminder: ter Anzahl des stéhendèn Militaits , sehé viél kóstbá: rer geworden, weil der Sóöldat sehr viel beßer genährt, gefleidèt und bewafnët wird als vormäls; weil das Zeitalt2r von alle Militair - Anstalten eiñé höhete Völlkomnienheit fodért; weil größre- Vorräthe für den Fall des Krieges bereit sey müßen; und weil; wié \hón vorhin erroähnt wurdé; dié Preise der Erzeuÿ: niße und Arbeiten bédéutend gestiegen sind. Es ist ünmöglich; die Völkex zu bildêñ ünd zu veredêln; ès ist unmöglich; allé Stände mit gleicher Verpflichtung zu den Waffen rufen, ohné. den Söldaten sehr viel beßer zu vèrpflegen, als in den noch nicht sehr ént: Rer Zéitèn;- der . geineine Küieger in eiriem

éndë ünd in einer Erniedtiguüg lebte, an dié nian jeßi hüë üügéri erinnérri fäntt. Dás treffliché Sy? stem dei Landwehrei mächt es allerdings imöglith, ese Heêvs füt dei Nóthfall bérêeit ju halten, ohne

Prövinzen èiné völl

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sie im Frieden stehend zu verpflegeû. Es park vial, aber nicht in dem Verhältniße, in welchem man häufig wähnt. Zu allen Zeiten sind die fostbatsten Theile eines _Héeres diejenigen, welhè nicht im Augenblicke der Gefahr erst gebildet werden fönnen, die Reiterei, das Geshüß mit seiner Bedienung, die obérèá Dffie zieré und der Generalstab; und diese müßen in sob hem Maáaße bereit seyù, als die Stärke des Heeres im Kriege es fódert. _ Selbst die Stänimé des Fuß- volfes, von toelchen Bildung und Geist auf die großé Masse übergehen soll um fie für die Zeit der Noth vorzubereiten; müße auserlesener;, alsó auch beßer uns terhaltén seyn; als ein Heer welches nicht zugleich die größe Fkriegerische Bildeschule eines ganzen Vols kes ist. Endlich lasten, große, . aber heilige Verpfl1ch- tungen gégen dié ehrwürdige Scháar der verwundeten Kriegéë auf den Militair: Etâts aller Länder. .- Dié Verpflegung der Ganz - Jüvaliden ; die Untérstübung derjênigen Halb : Juváäliden welche nicht im Civils dienste angèstêllt, oder zu Gêiverben zurückgesandt werz den könnén; ecfodern gánz ándrèé Suinmen nach st0 blutic gen Kriegen, als nach eiñer lángen Réihé Friedensjahre.

ú Der Préußische Staat insvbesondie betvarf gegenz wärtig jährlich zehn und einer halben Millión Thaler ¿u As und áâllm.liger Abtragung séiner Sul- den; weier illionen Thaleë solchèn Pensióneri und Entschädigungen, die nichr im. Laufe der gewöhnli hei Verwröältung entstanden, sondern eine besondréê Jolge der außerordentlichen Begebenheiten der lègten zwanzig Jáhre sind ; zwei und zwänzig üud einer halben Million füë seinen Kriégsstand ungerechnet nèuê Festungs - und Käsernen : Anlagen. Damit sind fünf und dreißig Millione oder sieden Acbtthéilé des Einköômtnens ets{chöpft, dás ihm die dffentliché Mei= nung soi im Jahre 1805 beilégtée. Ein Blick áuf die großen erwvendungen; wel die Regierung für Wißenschaft und Kultur, für: Gewerbde und Anstaälteir zu gemeiner Rüßeh, für Rechts8pflegè und öffenrtliché Ordúung maht ein Blick auf die Büúüdjets ende- ker Stäatèn reiht hin, zu belehren, daß dié Fodez pungen, welhé die Regiérung außer dem Kriegs: ünd Schulden : Wesen zu befriedigen hat, bei weitem nicyt mit dem legten Achithéilé des vorgedachten alten Einkommens âbgefunden werden konnen.

_ Das 17té Stück dieser Zeitung énthält eine U bérsicè und Vergleichulig dés. Niedeiländischen und Baierschen Buüdjets.. Die Niédérlande hâben dohnges fähr dié. Hälfte, Baiern etwä ein Drittheil der Vóölkszähl des Preußischen & táates. Hossktáat; aus=- wärtigé, Angelegekñheiten, Füstiz;, Kultus und Unterz richt, Polizei; Géwerbe und öfféntliché Bauwerkéê kosten in den Niedetländen 10,525,541» in Bâierrt 6,736,450 Preußisché Thaler. Es ist hièñâch wenigstens klar, daß der Preußische Stat die beitannten Ausga- bèn tit den Rein - Erträge séiner Domäinen und lanz désherrlichèn Försten, der Zu 7,700,246 S jes berechnet ist, bei leiten nit bestreitèn kann, son- deri eine Theil derselbe noch durch den Ertrag bort Abgäben decken muß: a

© Außéêrbei ábeë sind inimeë nôh dié vorhin bez rêéchneteu fünf und dreißig Millionen Thaler rei durch Abgaben aufzubringen; welche demnach nuë diesér Beziehung allêin vhuesaoe drei und einen halbèn Thäler für den JInroöhn im ODurchë

schnitte beträge würde.

Dié Stéuerverfaßuüñg der vetschiednen Prövinzen

des Préußiscen Staates ist zur Zeit nöch höchst vers

schieden. Db es E, db es selbst E sey; allei g gléiche Steuüëerverfd

Provtnzen ne S e Ste äßung zu gee bên; därüber hèrrscht nöch. jebt einê große Verschièdenè heit dér Aüsichten ünd Meinungên; welche. nur dié wächsendé Kénntniß deë öffentlichen Angelegenheiteit und das allgemeinere Heranreifen zu einer höheva PVck