1819 / 41 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 22 May 1819 18:00:01 GMT) scan diff

ereien für die Verbeßerung der Landwirthschaft ge- schehen ijt, kann man sih êndlih doch nicht verhe- len, daß diese Etscheinung auch einé Schättenseite hat. Diese Vermehrung der Brennereien wurdé nur dadurch möglich, däß der Absaz, folglich der Verbrauch des Brantweins sehr vermehrt wurde. Mit den Kla- gen aber übér zunehmende Lüderlichkeit und Genuß: sucht der niederen Stände steht es ganz in Wider: (runs, daß eine Richtung der landwirthschaftlichen

Syfteme begünstigt werden soll, vermöge welcher geráde diejenigen, von denen vorzüglich der Antrieb zur Ver- beßerung des sittlichen Zustandes des gemeinen Man- nes ausgehen soll, die Jnhaber der größeren und mik- leren Landgütex, ein fortdauernd wachsendes Jntereße erhalten ; den Absab des Brantweines zu erweitern. So erfreulih die Wahrnehmung is , daß es noch im- mer ausgezeichnête Gutsbesiger giebt, welche es ver: meiden, der Neigung des gêméinen Mannes zu star- ken Getränken ausdrücklih Vorschub zu leisten, sto fehlt es doch áucch nicht an Beispielen, daß Arbeiter genöthigt wérden, Brantwein statt Geldes als Lohn anzunehmen , oder daß Versammiungen des gemeinen Mannes in den Schenken absichtlich veranlaßt werden. Mögen dié erwähnten Klágen | über wachsende Lüder- lichkeit und Genußsucht in den niederen Ständen, welche Gutsinhaber selbst am häufigsten führen, auch bei wei? tem übertrieben seynz möge man auch noch so willig annehmen, daß der Staat séhr wohl daran thue , sich hierin áller unmittelbaren Einwirkung und Bevorz mundung zu enthalten: so ist doch soviel gewiß, daß allgemein eingestanden wird, der Branntwein sey ein vorzüglich zur Besteurung geeigneter Gegenstand ; daß also der Staáât die Besteurung des Branntweines als allgemeine Regel aufstellen, und Befreiungen von die: ser Regel nur aus überwiegenden Gründen ertheilen dürfe, und daß bei solchem Abwiegen der Gründe für und wider dié Steuerfreiheit der ländlichen Bren: nereien, mit gleichem Rechte das Intereße des Bodens und das Jutereße der Sittlichkeit zur Sprache fom- men , und sóô lange das erste nicht flar übertvoiegt, es lediglich bei der Regel, bei der állgemeinen Besteu- rung nämlich, bleiben müße.

Die Lombardei , Flandern und Großbritänien sind Gärten geworden, ohne die Blüthe ihrer Landwirth: saft auf die Vereinigung der Brantweinblase mit dem Pflugé zu gründen. Preußen selbst war wohlha: bend und blühend unter dem teutschen Orden, wo die Brantweinbrennerei noch völlig unbekannt war. Wer demohngeácht seinem Gute durch Brantweinbrenne- tei aufhelfên will, soll daran nicht gehindert werden. Nur erwarté er nicht, daß der Staat zu den großen natürlichen Vortheilen, welche der ländlichen Brant? weinbrennerei eigen sind, noch einen künstlichen Reiz, die Steuerfreiheit, füge und sih dadurch in Wider: spruch mit edleren Zwecken, und in die Nothwendig: Leit seße, Gegenstände, so weniger Steuer als der Brant: wein vertragen können, dagegen zu belasten.

Danziger Hafen-Eèleuchtung.

Zur näheren Erläuterung und Bestätigung der im 5ten Stüke det Staats : Zeitung enthaltenen vor: läufigen Anzeige von der Anwendung des Gaslichtes bei den beiden Seefeuèrn im Hafen vou Danzig zu Neufahrwaßer, diene folgende ausführlichere Nachricht.

Das früher bestandene Steinkohlenfeuer in offenen eisernen Körben ward wegen seines ungleichen und oft gänzlich verlöschenden Lichtes schon vor einigen Fahren mit 8 Zoll langen, 2 Zoll dicken Wachslich: tern in einer Laterne vor Reflektoren brennend, ver- tauscht. Man zog diese Wachslichter den Argandschen Lampen wegen der einfacheren und schneller ausführ: baren Vorrichtung und wegen des gleichförmigeren Lichtes vor, weil das Del in lehteren bei starker Kälte et verdickt, und weil, besonders auf der ábgesondert

ehenden sogénannten Feuerbaáke, auf welcher das weite Licht brennt, eine Vorrichtung zum Heiten

er Laterne uicht angebracht werden konnte.

Nur durch einé sehr sórgfältigé Auffitht und Adi wartung konnte dieser Seeleuchte eine immer üu" mangelhafte Wirkung bis zu deni Meerbusen hingaui verschafft werden; in welcheni der Hafen und dit Rheéde vôn Danzig liégt; und ein wirêsaméës Lich! wär hier doch vorzüglich zu wünschen. .

Die Intensität und Gleichförmigkeit des Gs lichtes und die inimex békannter gewördene einfachi Erzeugung desselben leitété auf den Gedanken, dasselùi bei Seefeuern um so mehr anzuwenden, da die Un:

annehmlichkeiten, wélche dié Gas : Béreitüng mit si" führt, bei den von menschlichen Wohnungen gewöhn

lich entfernt und auf Anhöhen freistehenden Fanale\" wéniger nachtheilig werden fönnen.

Mit dem Anfange dieses Jahrés wäre in Neu fahrwáäßér diè dazu erfoderlichen Vorrichtungen voll!

endet und seit dieser Zeit wird der Meéeres : Horizon

daselbst mit Gaslicht von beleuchtet. j i Diesex Horizont, vôn dér Spité deë Halbinsél Hel bis an dás Ufer der frischen Nehrung, macht eint Winkel von 70 bis 80 Graden, deßén Spihe zu Neu fahrwaßer liegt. Die zuk Unterscheidung von den bi nachbarten Seeleuchten äuf Hela und zu Pilla mit einem Licht eingerithteten 9 Lichtjtellen zu Neu. fahrwaßer stehen 274 Fuß von einander entfecnt, i der gráden Richtung mit der Einfahit in den zwisch« Molén gebildeten Háfen, ui im Fail der Noth aut * des Nachts. mit diesem Striche einsegela zu können. Das eine Licht steht 59, das andere, 67 Fuß úbi“ der Meerésfläche. Das ersteist „einer auf eine Gerüste angebrachteit Laterne eingerichtet, die zwei! Laterne ist áuf dén Leuchtthürm selbst gestellt. D" Verschiedenheit der Höhen macht in der angegeben Entfernung und in einer Seebucht liegend, eine Ve! wechselung mit vertikalen Seeleuchten nicht wo! möglich. brennen 53 Gasflamme

ausgezeichneter Wirkun

Jn jéder Laterné von 2 Zoll Durchmeéßer und 4 Zou Höhe, unter wi ten gläsernei Röhren vor parabolischen Reflektort von 20 Zoll Breité und 8 Zoll Tiefe. Die Gasfläámnme werden durch zei cónécentris( Kreise gebildet: Aus dem inneren strömt das Gi durch T Linie Weite : b | | Das Gas wird in einem zwischen beiden Licht? errichteten kleinen Gebäude entwidelt und *durch fu * ferne Röhren zu den erwähnten Laternen hingeleit(* Zwei Retorten, wovon jede mit 60 Pfd. Steinkohl\" gefüllt wird, liefern von jeder Füllung 590 Kubitf® Gas, und diese sind hinreichend, die 6 Flanimen af beiden Fänálen auch in den längsten Winternächt(* von 15 Stunde kräftig brénnend zu erhalten. Außerdem wird die in dem Leuchtthurme befindlid" Wohnscube des Wärtecs mit einér fleinen Flamu beleuchtet; die zugleih zur genausten Beobachtun“ der Seeleuchte dient; und durch ihr Verlöschen v" züglich auch dás Verlöschèn der Seeleuchte anzeiy wenn dies dur irgend einen Umstand möglih wi" den sollte, Bei der täglichen Revision des Apparat! 4 durch die Hafenbau - Beamten ist dies zwar nicht t erwartenz es ist indeßen dôch die Vorrichtnng getr 4 fen, daß in ‘wenigen Minuten die Beleuchtung nf Waächslichten fortgeseßt werden känn;, um äm folge den Tage dás eingetretene Hinderniß wegräumen ul * die Maschine wieder in Gang seßen zu können. L gleich vorher in jeder Laterne nur 4 Wachslichter v der angegebenen Stärke brännten, so wurden doch jeder langen Winternacht 5 Pfund, dié 4 Thaler * Groschen kosteten, konsurnirt. Die Gasbeleuchtvng mi 6 großen und einer kleinen Flamme kostet dageg!® in gleicher Zeit nur öhngefähr 2 Thaler und 12 Or schen, und beträgt also für 6 Watßslichtflämmen di Ersparung mehr als die Hälfte bei éinet am Hot zonte sehr stark wirkenden Beleuchtung, -die gegen dd vormalige Steinfkohlen- oder Wachs - Licht wie eine der Nähe brennende Kerze zu einer glimmenden Koh?

12; âus dei äußéren dur 28 Deffnungen v

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Allgemeine

Preußische Staats - Zeitung.

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41% Stúck, Berlin, den 22sten May 1819.

I. Amtliche

Kronik des Tages

Berlin, vom 22. May. Des Königs Maje? t haben in die Stelle des zur Regierung in Berlin verschten Regierungsrathes Weil, den bisherigen Land: rath von Zeschau zu Herzberg zum Regierungs:

Nachrichten.

rath bei der Regierung zu Potsdam zu ernennen ge- ruhet.

Der Justiz - Kommißarius Saur zu Recklinghau- fen ist auch zum Notarius publicus in dem Departe- ment des Ober - Landesgerichts zu Münster bestollt worden.

i C T A R M R S D E m aaen imienaiaer

I, Zeitungs-Nachrichten.

Mün chen, vom 15. May. Die Kammer der Ab- geordneten hat sich in ihren lezten Sihungen vorzÚg- lih mit dem Budjet beschäftigt. Der Abgeordnete von Ubschneider fsiattete im Namen des zweiten Ausschußes den Bericht über die Ausgaben ab. Bei genauer Durchgehung der in der Darstellung des Finanzministers aufgeführten Posten bemerkte er: daf das Ministerium des Aeußeren sich in der Berathung mit dem Ausschuße zu einer Beschränkung von 50,000 fl. und das Ministerium des Juneren zu einer Erspa- rung von 100,000 fl. bereit erflärt habe, so wie im Etat des Finanzministeriums ein jährliches Ersparniß von 300,000 fl. eintrete. Dagegen hatte der Ausschuß für einige Institutionen im Ministerium des Inneren eine Mehr» Ausgabe nöthig gefunden, nämlich für die Errichtung polytechnischer Schulen in den vorzüglich- ften Städten des Königreichs 35,000 fl.» für die Uni- versität Würzburg 20,000 fl., für die Volkschulen vorläufig 64,000 fl. , für das Landgestüt 26,000 fl. Gegen die begehrte Dotirung der Schuldentilgekaße, gegen die Civilliste, die Pensionen und den vorgeschla: genen Reserve: Fond fand der Bericht : Erstatrer nichts zu erinnern; nur der Ueberweisung der außerordent: lichen Pensionen auf den Tilgefond ward wider- sprochen. Die Militair - Ausgaben veranlaßten zu- nächst eine lebhafte Debatte über die Form. Man beschloß, diesen Gegenstand in einer geheimen Sißung zu berathen, um alle entbehrlihe Publicität zu ent- fernen. Herk v. Hornthal brachte hiebei die Ge- genwart der Minister, die” er nicht für nöthig und nicht für verfaßungsmäßig hielt, weil diese bei gez heimen Abstimmungen nicht zugelaßen werden follen, zur Sprache. &n der hierüber stattgefundenen Dis: kußion zwischen dom Finanzminister und dem Herrn

von Hornthal hatte dieser geäusert: „er wünsche solche Aussagen nicht zu hören.‘ Der Minister ers widerte daß der Refraîin : „ih roünsche niht zu hören, ‘’ gar nicht an seiner Stelle sey; in der Kame mer müße gehört werden, und zwar von allen Seiéë tenz er hôöre auch, und mit Ruhe. Der Beschluß erfolgte einstimmig dahin: daß der Vortrag über die Ausgaben des Armee-Ministeriums in geheimer Sißung, und zwar ausnahmweise für diesen Fall in Gegens- wart der Minister und Königlichen Kommißarien, ers stattet werden solle. Das in der folgenden öffentlichen Sitzung verlesene Protokoll der geheimen Sißung ent- hált zwar nicht das Detail, doch aber die äußeren Um- riße der Verhandlung, woraus sich ergiebt, daß wenn der Stand der Armee nah der Foderung des tout- \hen Bundes zur Selbstständigkeit des Staates ers halten werden soll , eine Summe von 8 Mill. fl. für den Etat der Armee erfoderlich ist.

Den Vortrag über die Einnahmen hielt der Ab- geordnete S ocher, Ér bemerkte Namens des zweic ten Ausschußes, daß bei den grundherrlihen Go: fällen auf deren Ablösung nach billigem Maasstabe, und auf Maasregeln gegen Ueberlastung der Verpflich- teten Bedacht möge genommen werden. Für die Beis, behaltung der Lottog efálle, deren Nachtheil übris gens anerkannt wurde, erklärte fih der Ausschuß we- gen der Unzulänglichkeit der andern Staats: Einnaha men zur Deckung der Ausgaben. Bei den Taxen und Gerichtsporteln ward der Wunsch einex fixirten Besoldung für die Landrichter, statt des Spors tel - Antheils, ausgedrückt. Bei den Aufschlag: gefällen ( Verbrauchs: Abgaben) ward nichts Wes sentliches" erinnert. Nur die Einführung eines allgee

| meinen Aufschlages auf den inländischen Wein