1819 / 49 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 19 Jun 1819 18:00:01 GMT) scan diff

der Diskretion des Königs zu überlaßen, und der Geist, in welchem er handeln mußte, konnte hei ihm nicht zweifelhaft seyn. Jmmer war in Krisen ähnlicher Art die Großmuth die beste Politik. Heinrich der IV. schwankte keinen Augenbli, seiner Armee diejenigen anzustellen, die gégen ihn ge- fochten und gearbeitet hatten ; in den bürgerlichen Kriegen währeud der Minderjährigkeit Lud wi g des XLIV. berief die Regentin zum Führer der Königl. Armee den General (Türenne), der ein Jahr vorher sich mir ihr geschlagen, und der nun gerade die Sache rettete, zu deren Vertheidigung er gerufen wurde. Die erste Wiederbildung der Armee ist daher das eigene Merk des Königs, und seine Wahl wurde geleitet durch die Nachrichten, die man von dem Benehmen der Ange- stellten gegen ihn und den Staat éinziehen konnte, und wohl zu bemerken ist, daß diese erste Wiederbil- dung son fast alle Dfficieré umfaßt, die sich je6t im wirklichen Dienste befindén. Denn obgleich damals nur die ersten und zweiten Bataillone érxrihtet wur-

den, so waren doch {hon vor der Epoche des Rekru-

tirgesezes, und ehe der gegenwärtige (Minister das Departement übernahm, Kadres -von Officieren ‘der dritten Bataillone vorhanden.“

Der Minister ging hierauf in ein umständliches dem Geseze gemäßes Detail ein, zeigte, daß gerade dadurch , daß zwei Drittheile der zu ernennenden Df- ficiere lediglich von der Wahl des Königs aus den auf den Kriegsschulen vorbereiteten Zöglingen abhingen, das übrige Drittheil aber durch stufenweises Herauf: steigen aus den untersten Graden des Dienstes zusam- mengesebt würde, auf die inöglichst beste Weise eine dem gemeinsamen Jntereße des Throns und der Frei heit ergebene Armee gebildet werde, und {loß dann also: „Noch bleibt mir die leßte noch weit unbeson- nére Beschuldigung des übrig, eine Beschuldigung, die, wenn sie Grund hätte, meine ganze Auseinandersezung unnüs machen würde, die Beschuldigung nämlih fast héue ich mich sie in den Ausdrücken zu wiederholen , mit welchen sie ausgesprochen worden daß das Französische Volk das Gift des Revolutionirens eingesogen, und Fraänf: reich gleichsam als ein verpesteres Land vor dem gan- zen Europa dastehe. Wer solche Deklamationen auszu- {ütten sich erlauben kann , auf den fallen sie selbs zürück. Allerdings is unser ‘Vaterland durch grau- same Révolutionen ershüttert; aber eben weil wir diefe Erfahrung gemacht, weil wir wißen, was fie uns gekostet, und weil wir nun alles besißen, was uns die vor 30 Jahren mit {o vieler Ungeduld herbeigewünsch: ten Veränderungen gewähren sollten, weil wir nun, mit dem Königthume, alle die öffentlichen Freiheiten géwonnen ‘haben, an deren Entwickelung und Befesti- gung wir jeden Tag arbeiten : #0 leisten wir wol mehr als ‘irgend eine andere Nation Garantie für den ‘festen Bestand der Dinge; wir sind mehr und stärker ge: prüft, wir haben die Charlatane jeder Sorte kennen

gélernt, und den -Misbrauch der heiligsten Namen l

in seinem Rathe und in.

Herrn Grafen zu beantworten

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beseelt

erfahren; uns | kann cht mehr verführen. Und dieser Geist der Erhal: tung, der in den gesebgebenden Kammern herrscht, auch ganz Frankreich, deßen Politik dem Frie: den gentigt ist, ‘tbeil der Friede sein ivésentlichstes Îns tereße Umfaßt, | Wunden heilen, unsre Konstitution befestigen und alle die Güter dauernd erhalten und vermehren kön- nen, die wir jet erst anfangen zu genießen.‘ Fast allgemein“ wurde der Dru dieser Rede gefodert und beschloßen.

Paris, vom 8. Junius. Es is kaum zu be- greifen, wie bei der zu leistenden, nicht unbedeuten: den Bürgschaft, und da eben darum nun ein doppel:

tes Kapital zur Unternehmung der Herausgabe einer

neuen Zeitung erfodérlich ist, die Zahl der Tages: blätter sich so sehr vermehren kann, und doch Es fehlt durchaus nicht an Aktien : Liebhabern , ja die Zahl der Abgewiesenen ist beinahe eben st0 groß als die der Begünstigten. Man will behaupten , daß bis zum Anfange: des künftigen Monats fast alle big her Wöchentlich. oder monatlich erschienenen periodi: schen Schriften in Tagesblätter verwandelt seyn wers den. Beidé Partheien, wozwischen die der Minister als Wetterscheide schwebt, rüsten: sich zum lebhaften

begonnen. land treffen, Nachdrucke. Zu den schon begonnenen Scharmiteln gehören ein. paar Aufságe in der Quotidienne und dem Journal des Debats, Jene ganz und gar in der Dienstbarkeit der Ultras, trifft genau den Ton ihrer Herrn und Meister, artig, dern in sofern man es sich selbst

j Schaßkammer seinen Plan,

man mit solchen Kunststücken * * g: ausführlich; das Erheblichste isk die Sißung im N

Hause ‘ber Gemeinen vom 7. w0 der Kanzler det das diesiáhrige Deficit in

2 den Finanzen durch" verschiedene neue Abgaben auf auswärtige Schaafwolle, Tabak, Malz, Thee, Kaffee und

weil wir nur durch den Frieden unsre * * sich mit allér Kraft seiner Beredsamkeit, sprach aber

Kakao zu deen, vorlegte. Herr Tierney widerseßte

* wie gewöhnlich mehr über die Unfähigkeit und Untaug-

" lihfeit selbst.

' tnehr eine lange Deklamation als eine eigentliche ' Rechtfertigung des Gegenstandes . zu seyn, wenig- * sens wird der unterrichtete und ruhige Leser in den

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erbittlih zu fodern ; daß er

" fühle von

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Ï thun, und wenn es fände,

ist es so.

© nicht recht und redlich verwaltet, ihre Abdankung un:

der Minister überhaupt, als über die Sache Lord Castlereaghs Erwiderung scheint auch

Aeuserungen: daß er das Haus beschwöre, álle Ge- Achtung gegen die Regierung bei Seite frei und unabhängig seine Schuldigkeit zu daß die Minister ihr Amt

zu seben,

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selbst eine solche schlechte

Verwaltung verachten, ja selbst in ihre Auflösung ein-

nicht aus Humanität, son und seiner feineren

stimmen würde und dergl. mehr, nur oft vernommene Reminiscenzen aus ähnlichen fcüheren Vorgängen fin: den. Der Antrag des Kanzlers der Schatzkammer

wurde mit einer Mehrheit von 197 Stimmen geneh: migt; nur 132 waren dagegen.

Feldzuge und manche dreiste Scharmigel haben \ch.on Ä Gelegentlich dürften Streifshüße das Nus: doch wol nicht nit recht ernstlichem *

Bildung schuldig zu seyn glaubt, aber ungemein vor: 5

nehm unartig gegen Alle und Alles, begen Zeitraume der lehten. dreißig Jahre geboren, erzogen und emporgebommen ist; denn daß es ihnen an Empfänglichkeit für „so. manches Gute, dieser Pe:| riode gánzlich fehlt, so wie an der ruhigen Éinsicht, daß Vieles ohne ändern sey, versteht sich kenntniß ist, was in Süude geboren, und- man kann ihnen nicht absprechen, daß sie be: harrlih in diesem Glauben solchergestalt wahr! Glaubenshelden sind. Die Ministerial - Blättet,

und unter diesen. besonders das Journal de Paris

Na Bnterlegtenz „Er sey, agten sie, inkonstirutionell,

Antwort schuldig. 156 dieses leyten Jour

bleiben ihnen indeßen feine mentlich enthält die Nummer nals eine fráftige, Zurehtwei

Aufsáte ,„ und erklärt die Behauptungen, Minister die Wahlversammlungen auf die nächsie fünf. Jahre ajourniren. und am Ende der Sibung hei der Kammern neuen Ministern Plab machen wü! den, für fal sch und abgeschmackt.

London, vom 8. Junius. England liefern schon die Hamhurger

König neue Revolution gar nicht wieder abzu ten, mit 18 gegen 16 Stimméèn verworfen. von_ selbst; ihr Glaubensbe!| © kann Jhnen, sagt- Einsender «in der Augsb. Allgem.

bleibt Sünde,

Das Neuste at F Zeitungen“ von

was in dem ple: |*

Sonst ist „noch bemerkenswerth, erstlich, daß der bekannte Französische General Savary (Herzog b. Róvigo) auf einem Kauffahrtheischiffe von Smyrna hei Géavesand angekommen ist , dort aber nun Quas: rantáine halten muß, und wenn er diese ausgehalten, wieder fortgeschickt werden soll; zweitens, daß B 0: haparte nach der Aussage eines Officiers von der Ostindishèn Kompagnie, der ihn auf St. Helena selbst gésprochen, sih krank im Vette befunden habe. Dieser Officier hat auch Briefe: von ihm mitgebracht.

München, vom 106. Junius. Bei der gestrigen Abstimmung in der Kammer der Reichsräthe, wurde der Vorschlag der „Kammer der Abgeordneten , den um: Einführung der Landräthe zu bit-

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Zeitung die Sensation , ‘die dadurch - hier hervorge: bracht worden, nicht genug schildern. Unser edler Kron- drinz war r. den Vorschlag. Der-Grund dieser Se? sation liegt besonders iw dem Motive, das die bisfent tiret Reichsräthe ber Verwe1fung des Vorschlags

Ueber die nähtliheBeleuchtung straße zwishenBerlin undCharlottenburg.

Die vollendete Verbeßerung der s{ünen Kunsts straße zwischen dem hiesigen Brandenburger Thore und Charlottenburg ließ nur noch den Wunsch übrig , daß die Gefahr, welche bei dunklen Nächten für Fußgän- ger und Fahrende destand, durch eine angemeßene Be- leuchtung abgestellt werde. Der zunehmende Verkehr zwischen beiden Städten, der Besuch des Schauspiels in Charlottenburg, die in dem Porzellan - Fabrikge-

weil die Verfaßung tit kärtem'Wörte dét Lätidräthé erwähne.“ gr

Stuttgart, vom 10. Junius. Se. Königl. Maj. geruhten, dem bei Allerhöchstdenenselben beglau: bigten - Kaiserl. Oesterreichschen außerordentlich bevollz mächtigten Gesandten , wirklichem Kämwmerer, “Hettn Grafen von Trautmannsdorf, welcher von Sr. Kaiserl. Majestät den Auftrag erhalten hat, ‘um. dis Hand der Prinzeßin Maria von Würtemberg Durch- laucht, Tochter der Herzogin Louis von Würtemberg Hoheit, für des Erzherzogs Joseph von Oesterreichs Palatinus von Ungarn, Kaiserl. Höheit die förmliche Anwerbung zu machen, hiezu heute Gormittag 11 Uhx eine. eigene Audienz zu ertheilen.

Karlsruhe, vom 6. Junius. Unser neustes Staats? und Regierungs : Blatt enthält Nachstehendes : Lu d- wig 2. Wir eröffnen dem Ministerium des Jnneren auf seinen Vortrag vom 14. April, daß eine. Vereini- gung der beiden evangelischen. Konfeßionen im Groß- Herzogthume Unsern Wünschen ganz gemäß ‘ist, nur müßen dabei redliche Zweifel und Bedenklichfeiten mild und schonend behandelt, aller innere Gewissens= zwang sorgfältig beseitigt, und- die äuseren Intereßen beider Konfeßionen möglichst bérüsichtigt werden, Wir beauftragen daher Unsere oberste Kirchen - Be- hörde, diesen unsern Wunsch nicht nur offentlich be- kannt zu machen, sondern auch diese Kirchen - Vereiniz gung vorzubereiten, und Uns seiner Zeit einen aus- führlichen Plan darüber zur Genehmigung vorzulegén, immittels aber auf diese Vereinigung in Kirchen und Schulen vorzüglich in dem Umfange des Neckarkreises hinzuwirken 2c.

Inland.

Arnsberg, vom 12. Funius. Das Amétsblatt der hiesigen-Regierung macht, aus dem Vierteljahr-Berichte des. Kreisarztes zu Jserlohn einen merkwürdigen Tos desfall zur'Warnung bekannt: Ein vierjähriges Kind verschluckte eine Bohne, welche in die Luftröhre und in derselben hinab bis auf die Theilung ber - Luftröhre in dié Lünge fiel. Alle Versuhè, den fremden Körper wieder heraus zu bringen, blieben vergebens.

Breslau, vom 14 Junius. Gestern abends JZe- gen halb 10 Uhr, sind. Se. Königl. ‘Hoheit unser all: geliebter Kronprinz, von Glogau kommend, in er- wüinschtestem Wohlseyn zur Freude äller Bewohner

Breglau's hier eingetroffen und.im Königl. Palais abge- sti gen.

bäude -neben der Thiergartenmühle beschäftigten Ar- beiter, welche des Abends nah Berlin oder Charlot- tenburg zurückmusten, vermehrten das Bedürfniß, diese Straße gehörig in dunklen Nächten zu beleuchten,

weshalb denn auf Befehl Sr. Majestät des Königs

diese Beleuchtung am 25. May d. J. angefangen hat.

Die ganze Länge, auf welche sih die Beleuchtung ausdehnt, beträgt beinahe eine Preußische Meile, wo- zu 39 Laternen mit Argandschen Lampen y und mit paraholisch gekrümmten, wagrecht gestellten Spie-