1819 / 65 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 14 Aug 1819 18:00:01 GMT) scan diff

¡ila: des Jahrhunderts, den neuen Nero. (Niemand | n. sich über diesen Wechsel der Gesinnungen wundern.) Ein Mitarbeiter dèx Renommce, éintr f0ge- Hannten liberalen Zeitschrift „- be eigt dem vormaligen Beherrfcher Frankreichs sein Beileid and empfielt ihn der öffentlichen Theilnahme, um ihn aus einer härten Gefangenschaft zu erlöseñ. ? Ungefähr diesebde Sprache führt la Fayette, der sich aufzdie Seite der Männer gestellt hat, von denen man am wenigsten erwarten sollte, daß sie den Unter: drü@&er der Freiheit, den Zerstörer der Republik auf Händen trügen. Eine andere Französische Zeitschrift, die historische Bibliothek, nennr ihn eine isolirte große Gestalt, welche zwischen der Revolution, die den ‘Thron der dritten Naté stürzte, und der andern Ne: æ©obution die ihn wiedet aufgerichtet, gestellt 11. Wenn „die Europäischen Regierungen (he1pr es) ihn zur S1: cherheit für ihre Ruhe aus beiden Welten verbannt aben, fo hoft ohne Zweifel keiner von ihnen, ihn aus dem Gebiete der Geschichte verbannen zu Eônnen. _ Hunt, an der-Spibe einer Volksversammlung in London , spricht mit dem allgemeinen Beifalle seines Haufeñs von dém braven Napoledun, und veran:

laßt den Beschtuß' der. Versamralutig, daß sfe allen Antheil an der entehrenden und feigherzigeæ Bchand- lang, der er ausgesebt fey „von sich ablehne. “Jn einemñ teutsczen Blatte lescn wir Folgendes: ¿Noch halten einige ‘für verdienstlich, die - gefallene „Größe zu beschimpfen. Doch verringert -der Schimpf so wenig die Größe, als er die lästernde Erbärmlich- Peit erhebt. " Dics darf endlich gesagt werdèn, nach: dem- nur zu lange in politischem Fiebertraume die

Sfribler sich eingebildet„ fie hätten cin Recht, den unglüccklihen Helden für vogelfrei zu erftlä- ‘Len, Er hatte uns Alle besiegt, dur die Furcht die er einflóßte, oder durch Bewunderung. (?) Harum ist es im Intereße seiner Feinde, wte seiner Freunde, wenn unabhängige selbstständige Wéänner die Unver- leulihfeit des Unglückes für ihn in Anspruch nehmen und yerlangen, daß er mit Achtung be: ‘handelt werde. Seine Feinde sollen nicht dulden, daß man sage, sle hätten einen kleinen Menschen gefürch- «tet, oder sie wären unmenscchiich gegen den geies- gelten Feind. Diejenigen aber, die den Muth haben, ‘gerecht gegen ihn in seinem Unglücke zu seyn, erlan: “en durch diesen Muth selvst Vertrauen bei reinen Weistern T : (Wir find sehr weit. entfernt, die hin und wieder verbreitete Meinung zu theilen, als ob die Micglieder Dex. Bonápattislsen Familie ihren Einfluß aller Uxt benußten, um dezn Gefangenen, wo nicht die vóllize Freiheit, doch einen andern seinen Verhältüißen gün: ‘stigeren Aufenthalt auszuwirfken Wenigstens laßen wir dieses ganz auf: sich beruhen. Eben so undetümmert sind wir um die große isolirte Gestalt, am den Helden, um den Wiederholer ‘Karls des-Großen. Die Geschichte, der er ange: ‘Hört, wird Über ihn richten. Wenn der Französische “Fournalist uns mit einer lächerlichen Emphase auf die ‘Geschichte-hinweist, aus deren Gebiet man ihn nicht ‘werde verbannen können: so machen wir ihm bemerf- lich, recht gut zu wißen, daß die Geschichte viel andere ‘Namen, auch die fluch- und haßenswürdigen, denen die Vergeßenheit rühmlicher wäre, aufbewahrt. Die ‘Aehnlichkeit mit Karl dem Großen, die er selbst während seines Glanzes zu verbreiten beflißen war, das Heldenthum , das der teutsche Journalist für ihn in Anspruch nimmt, wagen wir zu bezweifela. Karl der Große war ein Held, weil er über seinem Zeit- alter stand; Bonaparte war kein Held, denn er stand außer seiner Zeit.

Sey dem jedoch, wie ihm wolle, wir können ihn Lei:

nen unglücklihen Helden nennen, nicht die Achtung

des Unglückes für ihn fodern. Es geziemt nicht blos, sondern ist jedem edlen Gemüthe eigen, einem großen Un-

glücke Achtung zu beweisen, weil das lebendige Bild der

Unbesändiakeit menschlicher Sché@Œsale die Seele rührt und zum Mitleide be:vegt y weil ile von dem Gedauten an die umerforschlichen Nathschlüfe des Herrn bec Herren, an die Ohnmacht unfrer Titanen= (Entwürfe, gn die Nichrigkeit jeder irdischen Gr{ße mächtig ergrisfen wird, So betrachten wir den Ungiücklichen, ais «cinen der F die Hörner des Altars umfaßt; und sto ward Bona: F parte im Jahre 1814 von den edelmüthigen Siegern, F

Allgemeine

Zeitung.

von denen ‘behandeir, denen er felbsi im Glüucte un: großinüthig, sre, wider Treu und Glauben, bcherrscht von den niedrigen Leidenschaften einer kleiien un® ge: müthlosen Seele, begegnet war.

Aver im Jahre 1815 trat er als Verbrecher auf den Schauplaß. Er unternahm es, die Nudze nicht blos Frankreichs, sondern des gan en Europa, zu it: E ren, und als solchem widerfährt ihm dix mildeste Be; handlung, die jemals dem Aufwiegler eines VWVoikes,| dem bewaffneten Widersacher der allgemeinen Ruhe E zu Theil geroorden. Das PBerbrechen ist ihm verzie hen, denn er leidet keine Strafe. Sein gezwungenet Aufenthalt in einem cutfernten MWinfkel der (#rde is! Be 00s A de T um jede mg es, von Grüneberg, die Kammerherrn - Würde,

cfahr, die sein aberanaliges Erscheinen auf dem nq ; L

blutigen Boden feiner Thateu herveiführen könnte, F nd men E ESHÄSTIYE Peter zu Posen dàs Prä- von den Thronen und von den Vöitern abzuwenven, sdifat als Geheimer Regierungsrath zu ertheilen ge: Daß er hiebei mit einigen unvermeidii@en Unvequem: Frühet.

lichfeiten des Lebens zu kämpfen hat, darf man fein 4 f i 258 j Unglúck nennen; aber eine Nachstht, die ihm erm La: Des Königs Majestät haben dem Geheimen ger auf Rosen bereitete, wäre ein ungerechter FrevehKanzlei- Direktor im Finanzministerium, Andreae, 1 I E M lten, M ELDeR, WULDF, ANN dén Hofraths : Karakter zu vérleihen nnd das Patènt

In so fern ihm, ohne Gefahr für die Sicherheit Höchstselbst zu vollziehen geruhet. feiner Person, deren Freiheir er auf immer verwitt , B : ; hat, die Gefangenschaft erleichtert werden fann, wird Des Königs Majestät haben den bisherigen die Brittische Regierung gewiß alle Rücksichten ein treten laßen. Wenn fie ader unvermögend ilt, h vor den Unannehmlichkeiten des Klimas, und vor der / bésen Laune seines Aufsehers zu schügen , so wird sich} ¡war Niemand drüber freuen, doch in der That «u Niemand drüber betrüben, der nicht erwa 1n diet JIrauer die Sehnsucht nach der Rückkehr ves Ung ub licven Helden verbergen willi; ein Sehnjucht, vie Un streitig jedem Teutschen fred ist. Am besten thuy wir ‘wol, wenn wir ihn ganz vergeßen.

I,

Kronik des Tages.

Berlin, vom 14. August. Seine Majestät der ¿nig haben dem Landräthé des Metseburger Krei:

IT,

Ausland. Paris; vem 4. Augusk. Jn den Sißgungen des

‘añ einem öffentlihéèn Orte aufrührische Vorträge ge- Kriminalrecht die Z“glinge der Rechtsshulè zum Un- gen lichen Pflicht, die Enitlahuntig : i chtSsch Î j E pru : [nil trat im Namen des öffentlichen Ministeriums auf. stellen. Es fragt sich abex znächskt wol, H s f ranf) erschienen als Sachwalter des Angeklagten, den seze deshalb anordnen? Eine in Leipzig gedrüul heit angeblich ächt mittheilt, scheint das Geseh :- df s : i s 4 ter bemerkte, gegen éine obtigkeitliche Person (Herr Untersuhung geschehen könne, in der proviso! is} ader nur die Form des. Prozeßes zum Gegerftal Die speciéllen Anklagen waren aus den Heften des Doch nicht hienah - sondern nach den materiel | terlichen Spruches n i ch t, sondern nur eines Beschl nalgescve und deßen Kriminalprozeß- Ordnung, mit de: zieht, bestätigen muf. Weiches Gesez im Gro) theilen zu können. Uebrigens ist dem Herrn M Hochtrabende, aber sinnlose Worte : Geschworne, Oefs:

hiesigen Aßisengerichtes vom 31. v. und 1. d. M. ward die Anklage wider den Profeßor Bavoux „daß er | “hâiten, indem er durch séine Vorlesungen über das Unsre öffentlichen Blätter machen es sich zur angel} oes P:ofezors Wel 6 ors p ‘s Rosoki ote L von der Projeßur zu Jena, œelz%e von ben {üri yorsam gegen ge MEERe verleitet habe * untersucht Erhaltern der Universität chne gent lizen d entsczieden. Der General: Advokat Vatismé- verfügt worden is, ‘als eîne Pemisveriezii a Dat was A N G: ; D ; e vén Wetmar - unb Gothaisthen Staat in Bi Die Advokâten Persil und Dupin (der lebte noch auf die Entlaßung der Stra -tvdiener bejitehenden C Î der General - Advokat S ieuk nannte, statt sich nah a ç ÿ Gr t j oor ¿1% Lev (R Î 7 q 4 Brochüre, weiche di? Uktenstucke in dieser Ängeley! _ den Gesetzen des Wohi standes, wie det erste Sáchwal:- die Entlaßung nur richterlich nac vorhergeganunl G i avoux ist zugleich Mitglied des Appellationshofes Ordnung für das gemeinschaftliche Ober - Uppellati S dez Wortes Monsieur zu bedienen H Ns gericht zu Jena zu finden ; diese Geritsorènung ; ünd seht das Verfahren fest, insofern gerichtlies F Añg-flagten gezogen und enthielten wesentlieh folgende kenntnis stattfindet. Ï Stellen è Gesegen ist die Frage zu entscheiden. Nach Pte Bavouk vèêrgleiht dié gegenwärtig bestehenden hen Geseyen bedarf es 11 Entlaßungsfäller: des von Bonaparte im Jahre 18310 gegebenen Krimi- 6es des Staatsrathes, den der Landesherr bei sol) h A i Bedienungen, zu denen Er selbst die Bestallung ! Le des Jahrès 1791, und sagt von den ersten „Alles | Große und Würdige, was fh in unsern peinlichen zogthume und den Herzogthümern Sachsen hie" F Gesegen fand, w ándli j i a, kse mai Dip idem, Um gen bit | segen fand, ward s{händlicher Weise daraus vertilgt. feßor Oken der Rechtsweg ausdrlilich vorbehal warden, |

65 Stück, Berlin, den 14ten August 1819.

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Amtliche Nachrichten. :

Landrentmeisker und Rendanten der Regierungs -Haupt- Kaße zu Erfurt, Daniel, zum Regierungs - und Kaßen- Rath, und den Aßeßor Engelhardt zum Regierungs- Aßeßor bei der Regierung zu Erfurt zu ernennen geruhet.

Se. Majestät der König haben dem Ober- Amtmann Bußmann zu Mnichowo das allgemeine Ehrenzeichen erster Klaße und dem Spribenmeister Waraczynski zu Gnesen das allgemeine Chrenzekïe chen zweiter Klaße zu verleihen geruhet.

Se. Majestät der König haben den Königl. Französischen Regiments: Arzte de Baud ry das allges

meine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleihen geruhet.

Zeitungs-Nachrichten.

fentlichkeit, Unabhängigkeit der Gerichte, individuelle Freiheit, wurden verrätherish beibehalten. Die Jury ist durch und durch entartet; selbft vor dem Schats- ten sih fürchtend, den man noch übrig ließ, stellte man ihre Zusammenseßung ganz in die Willkühr dex Behörden. Die Gerichtvhöfe, im Beistande der Präs feêten, unter dem unmittelbaren Einfluße der Reogies rung, waren mit der höchsten Gewalt ausgestattet z sie konnten die Bürger unter den nichtigsten Borz wänden ihrer Freiheit berauben und sie geraume Zeit in Ketten legen, ohne sie vor Gericht zu stellen. Die Willkür bei der Auswahl der Jury machte sie beinah zu Herren über das Urtheil. Dieselbe Härte, dieselbe Tyranney herrschte in der Anwendung der Strafen. Der Bürger ward wie ein natürlicher Feind der Obrigs keit behandelt. ‘“

Nach solchem aklgemeinèn Tadel des ganzen Gez sehbuches hatte Herr Bavoux einzelne Geseze noch besonders gemißbilligt , z. B. die unbedeutende Strafe von 16 bis 200 Fr. welche auf die Verleßung des Hausrechtes angedroht wird. „Dieses Geseß verkauft, in Einverständniß mit dem Fiskus, die Sicherheit der Wohnung um eine Geldbuße, mit der sich das kleinfte Versehen gut machen läßt.‘ Besonders suchte der General : Advokat die Meinung des Angeklagten herause zuheben „daß man, wenn die Dbrigkeir das Hausrecht ungerecht verleze, Gewalt mit Gewalt vertreiben, selbs»