1819 / 67 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 21 Aug 1819 18:00:01 GMT) scan diff

seine Befehle zu empfangen. Er bestellte mich auf den Morgen, wo ih mich vor Sonnenaufgang ein- fand, und gegen 74 Uhr besbieden wurde, daß ich ihm ur Besichtigung des Schl chtfeldes folgen solle. nfangs im Wagen, dann zu Pferde, zulegt zu Fuß unterhielt er sh mit dem General Gérard und mit mie Üübec die öffentlihe Meinung zu Paris, das ge- seßgebende Korps, die Jakobiner und verschiedene an- dere Dinge, die dem Gedanken ganz fremde waren, der in solchem Augenblicke seine ganze Seele hätte be- schäftigen sollen. Erst gegen Mittag, als die Rekog- noscicungen von Quatrebras zurückgekommen waren, ing er an, die nöthigen Befchle zur Ausführung fei- ner Dispositionen zu ertheilen. Er \ehte Truppen auf dem Wege nah Quatrebras in Bewegung und mir gab er den mündlichen Befchl, mit den Korps BRandamme und Gerard und mit der Kavallerie der Generale Pajol und Excelmanns, den Mar- schal Blücher zu verfolgen, Jb bemerfête ihr, daß noch sehr viel Zeit verloren werden würde, ehc ich die zerstreuten Truppen, die abkochten und diejen Tag kelnen Marsch erwarteten, sammeln würde, daß der Feind 17 bis 18 Stunden voraus habe, daß man in diesem Augendlicke noch nicht eiamal wiße, wohin er sich gewendet, daß er aver auf Namur gegangen zu seyn scheine (einige auf diesem Wege durch die Pajolsche Kavallerie gefundene Kanonen hatten auf solche Vermuthung gebracht) daß i also, ganz isolict, von ihm getrennt würde und aus dem Bereiche seiner Operationen geriethe. Er nahm diese Bemerkungen übel auf, wiederholte den mir gegebenen Befehl und sehte hinzu: es sey meine Sache, in Erfahrung zu bringen, wohin die Preußen sich zurückgezogen; er müße jetzt die Engländer schlagen; ich müße die ie: derlage der Preußen vollenden, und sie angreifen, #0: bald ich sie fánde. Er bezeichnete mir den Weg, auf welchem ih mit ihm forresspondiren sollte. UÜndere Dispositionen, andere Befehle habe i durchaus nicht erhalten. Jch gab aufs sch{leunigste den Generalen Bandamme und Gérard deu Befehle ihre Trup: pen ins Gewehr treten zu (aßen. Ueber den Marsch der Vreußen wußte ich nichts, als was der Bericht des General Pajol, der sich auf der Straße von Na- mur zu Mazi befand, besagte. «Indeß fanden sich doch auch Spuren des Feindes auf der S traße nah Geia- bloux. Jch schickte also die Kavallerie des Generals Excelmanns in dieser Richtung und ging mit Junfan- terie bis an den Ort, wo die Straßen von Namur und Gembloux zusaramentreffen. Hier erfuhr id, daß die Preußischen Kolonnen, die anfangs auf der Straße von Namur gegangen waren, auf einem Seitenwege nach Gembloux eingebogen. Jch s{chloß hieraus, daß Blúcher sih auf Brüßel oder Löwen zurückziehe, und begab mich selbs nach Gembloux, wo ih zwar erfuhr, daß in der Nacht vom 16. mehre Preußische Kolonnen und viele Generale durchgegangen waren, aber wohin sie ihren Marsch gerichtet, war nicht aus: umitteln. Ers gegen 10 Uhr abends waren die ruppen in und bei Gembloux angekommen. Die Kavallerie des Generals Excelmanns war durch die Stadt gegangen und auf Preußische Kavallerie gesto- ßen, die ih verfolgen ließ, mit dem Befehl, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Jch meldete an Napoleon, die Lage der Sachen. Um 3 Uhr morgens nachdem ich

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über den Marsch des Feindes während der Nacht noch ei- nige Nachrichten erhalten hatte, meldete ih ihm in ei: nem zweiten Briefe, daß ih mich bei Tagesanbruch auf Sarravalain in Marsch segen werde. Diés geschah. Von hier sbickte ih einen erfahrnen Officier, den Major La Frchéaaie anNapoleon, um ihm zu mel: den, daß ih in diesem Augenblicke auf die Preußische Arriere- Garde zu stoßen glaubte, und daß ich seine weiteren Befehle erwarte. Jn Sarravalain war man aud der Meinung, daß sich die Preußische Armee in den Ebenen von Löwen sammeln werde.

(Der Beschluß folgt. )

Wißenschaftliche Anzeige.

„VomTurnen mitBezug auf denZweikampf. Frankfurt am Main 1819.“

Diese kleine Schrift, aus der Feder eines wohl: f © jestät haben den vormaligen Bergischen Salinen : Jn:

speltor Meyer zum Regierungsrathe bei der Regie: "* rung zu Oppeln zu ernennen, und dem vormaligen

gesinnten und wohlwdllenden Mannes, dem “ein un- gluckliches Ereignis das traurige Recht verschafft hat, sich über den Zweikampf vernehmen zu laßen, enrhâlt eine Vertheidigung der Turnanstalten, als Bezweckung

innerer Erstarkung durch äusere, damit der Mens, | nachdem er die Pilichten, die ihm gegen Gott uno den f Staat obliegen érfannt, sich auch mit der erfoverli: } hen Krafr ausgerüstet sehe, ihnen nachzulebeu. Mun

wird dem Verfaßer in der lic;tvoi’en und mit ruhiger Befonnenheit durchgeführten Darsteüung dieser Mei:

nung den Beifall nicht versagen, da even hiedurch die |

Maasregel gerethtsertiget wird, die man an einigen Orten mittels provisorischer Schließung der Turns pláge insofern zu nehmen sich veranlaße gesehen hat, als es darauf anfam, von ihnen den Verdacht zu ents fernen, daß sie als Arenen der Politik für eine Ju: gènd, die durch eine unreife Einmischung in die öffent: lichen Angelegenheiten ihrer Bestimmung entzogen und in ihren Gesinnungen nicht erstarft, sondern nur verc wirrt werden würde, gemißbraucht worden. Hierüber sind auch die Meinungen gar nieht getheilt, sondern nur das is die Frage, ob einem solchen Verdachte Raum zu geben sey, welches billig der Prüfung und Entscheidung der behsrigen Regierungen anheim zu stellen blcibt.

Wenn der Verfaßer im Vorworte sagt „Nicht der Üebermuth der Jugend, nicht der Volks - Despotis: mus, der Geld - Despotismus if den Thronen gef“hr: lich, und nimmer hätte das Volk seine Stimme erhoben, hätte der Reichthum es nicht zuerst gewagt, sich den Fürstcn und ihren Räthen gleichzustellen. Durch eine übertriebene Schäßung des Handels haben die Staaz ten sich zu erheben gesucht, durch den Handel, wenn er sih zu einem Verein gestaltet, wecden fie

untergehn,‘! c. so har das wol gute Wege. Das Han: |*

dels - und Fabriken : Monopol, im Gefolge des soge! nannten Handels - und Fabriken - Systems, fällt den

Thronen unmittelbar weniger beshwerlih, als dem F

Volke, auf deßen Kosten es sich durch schlechte, vers: theuerte Waren ernährt; und diese Beschränkung des freien Verkehres gehört zu den Jrrthümern, zu denen man, wenn sie einmal erkannt und beseitiget sind, nicht wieder zarückommen kann.

4 ta imenimez Li O S S E I I Ä I Samen tieneeennenn

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung,

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67% Stü, Berlin, den 21sten August 1819.

L Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Berlin, vom 21. August. Des Königs Ma-

Haupt -Rendanten Öber -Acciserath U rsinus zu Mag- deburg, das Prädikat als Geheimer Hofrath beizulegen geruhet.

Des Königs Majestät haben dem Banquier David Sußmann Heynemann zu Halberstadt den Karakter als Kommerzienrath bèizulegen geruhet.

Berlin, vom 26. Julins. Seine K önigliche Mafe stät haben mittels allerhöch ster Kabinetsordre

vom 10. April d. J...dem Rathe bei dem bisherigen

Appelationshofe zu Trier und Mitgliede der Jmme- diat - Justiz: Kommißion, S chwarz, den Karakter als Geheimer Justizrath zu értheilen geruhet.

Mittels allerhöchster Kabinetsordre vom 21. Mai und der Verordnung vom 21. Junius d. J. haben Seine Königliche Majestät einen Appellations- Gerichtshof für die Rheinprovinzen in Köln zu errich: ten, zum ersten Präsidenten desselben, den kfommißa- “tischen Präsidenten des bisherigen Appellationshofes zu Köln, Geheimen Staatsrath Daniels, und zu

Appellationsräthen: den ehemaligen Präfeêten des

Sieg: Departements, Sch m ib, den ersten General :Ad- vokaten bei dem bisherigen Appellationshofe zu Düßel: dorf, Baumeister, den dritten Senats: Präsidenten desselben, gegenwärtigen kommißarischen Ober- Bürger: * meister zu Köln, von M y lius, den Senats: Präsi: : denten des bisherigen Appellationshofes zu Trier, Schmidt, den vorsizenden Rath bei dem bisherigen Appellationshofe zu Köln, Hartmann, die Räthe bei l dem bisherigen Appellationshofe zu Trier, Mathieu "und Umbscheiden, den Rath bei dem bisherigen provisorischen Revisionshofe zu Koblenz, Schreiber, die Räthe bei dem Ober - Landes: Gerichte zu Kleve, Wiendahl und Rieve, die Räthe bei dem bisheri- gen Appellationshofe zu Düßeldorf, Schramm, Len:

zen, Haugh und Sybenius, den Rath bei dem bisherigen Appellationshofe zu Trier, Mitglied der Jm- mediat - Justiz- Kommißion zu Köln, Geheimen Justiz: rath Schwarz, den bei dieser Kommißion und bei dem Justiz- Senate zu Ehrenbreitstein als Mitglied angestellten Justizrath Müller, den Präsidenten des Kreisgerichtes zu Malmedy, de Lassaulx, den Rath bei dem bisherigen Appellationshofe zu Köln, Effers, den Rath bei dem bisherigen provisorischen Revisions- hofe zu Koblenz, von Breuning, den Präsidenten des Kreisgerichtes zu Koblenz, von Herrestorff, den Vice: Präsidenten des Kreisgerichtes zu Düßel- dorf, Müller, den Rath bei dem Ober - Lande3gerichte zu Franffurt a. d. O., Graun, und den Stadtrichter Oswald zu Münsterberg in Schlefien; ferner zum dritten General - Advokaten, den General -: Advokaten bei dem bisherigen Appellationshofe zu Köln, von Sandt, und endlich zu Prokuratoren, und zwar zum ersten, den Staats - Prokurator bei dem Kreisgerichte zu Aachen, Syber 6, zum zweiten, den kommißarischen Substituten des General: Prokurators bei dem bishe- rigen Appellationshofe zu Köln, Haf, und zum drit- ten, den Rath bei dem Ober : Landesgerichte „zu Mag- deburg, Leist, allergnädigst zu ernennen geruhet.

Desgleichen haben Seine Königliche Maje- ät geruhet, den Geheimen Ober : Revisionsrath l - ling zum ersten General : Advokaten bei dem Rheini- schen Appellationshofe zu ernennen und die Bestallung allergnädigst zu vollziehen. i

Ich habe die Führung des von des Königs Ma: jestät durch die allerhöchste Kabinetsordre vom 12. Januar d. F. mir anvertrauten Miniskeriums über- nommen, und mache dies hiedurch für alle diejenigen bekannt, welche sich in Angelegenheiten, die nah der gedachten allerhöchsten Kabinetsordre zu meinem Res- sort gehören, an mich zu wenden haben wérden.

Berlin, den 20. August 2819.

Humboldt.

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