vom Generat\abe ausgegançenen Ordres im. Feldzuge
von 1815 befinde. Jn diesem mit ungemeiner Ge-
nauigkeit geführten Verzeichniße finde sich feine Jn-:
ftruftion für seinen Vater, wohl aber ein Schreiben vom 17. Juù. an den Kriegsminister (deim die speciel- len Nachrichten wegen der Schlächt voù Ligny. mitge- theilt werden) zugleih mit déèm Vefeh!e, 10 Bataillons der National : Gardeù in Thätigkeit zu sehen. Diesem folgt eine allerdings merkwürdige Nachschrift: „Die Armee ift auf der großen Straße von Nämür nach _Brüßel aufgestellt, wohin der Kaiser sich in diesem Au- genblice begiebt. Der legte Dericht des Generals Pajol ¿f aus Mazi (auf der Strage von Namur) datirt, der linfe Flügel in der Richtung von Trois- Bras. ‘‘ Also am 17. Jun. glaubte Napoleon nach Brüßé! zu ge- Hen, er wuste nit, daß ihn die Eagländer bei Water- loo erwarteten, und er hielt dafür, daß die Preußen in der Nichtung auf Namur ihren RüZXzug genommen Hätten. i _ Unniittelbar auf dieses Schreiben folgt éin anderes an den Marschal Grou cch y, datirt vor Caillou deñ 18. Jun. 10 Ühr vormittags. Es ‘enthäst mit der Anzeige, daß der Kaiser den Bericht aus Gembloux über dén Marsch der Preuß. Truppen erhalten, die Benachrich- tigung: daß die Eng!ische Urmee iu diesem Augenblicke werde angegriffen werden; der Märschal habe daher seine Bewegungen auf Wavkes zu richten, um sich déx Hauptarmee zu näheca und mit ißren Operationen in Beziehung zu bleiben.
Dieses Schreiben des Marschäls S'oult hat der
Marschal Grouchy nicht empfangen.
Einige Stellen des Gourgaudschen Berichtes und
andere wider ihn aügeregte Vorwürfe hat der Mar- \chal noch besonders widerlegt, Unter andern bemerkt er bei der Erzählung von den Resultaten der Schlacht
von Lignh, nach welcher 40 Kanonen, 6 Stanñdarten |
und eine große Zahl von Gefangenen in Frahzösische Hände gerathen, daß der Verlust der Preußischen Ar- mee an Todten und Verwoundeten zwar sehr beträchtlich gewesen sey, daß Er aber nur 15 bis 1600 Gefangene
und 11 Kanonen gefehen, obgleich man ihn selbst damals
einen Brief habe schreiben lagen: daß- er mehr Kano- nen, Wagen und Gefangene genommen, als ex fort- {haffen könne. eh E Man wird nach der Eczählung des Marschal3 Grouchy und dem Schreiben des Marschalls Soult an den Kriegsminister annehmen können, daß Na p o- leon am 17. vorinittags voa der Nichtung, in der die Preußische Armce ihren Nükzug bewerkjelligt hatte, nicht unterrichtet war, daß er si durch bie Berichte des Generals Pajol sogar zu der Meinung habe ver- leiten laßen, sie sey auf Namur gegangen. Es leidet “aber nah eben dieser Erzählung und dem Schreiben des Marschals Soult an den Marschal Grsuch y vom 18. Jun. Morgens um 10 Uhr keinen Zweifel, -daß er, sey es s{on am 17. nachmittags oder in der. Nacht, beßer unterrichtet worden war. Selbst der Bericht, welchen der M. Grou chy bei der Ankunft des Korps in Gemktloux spät adends am 17. an ihn abschickte, hatte ihn schon von seinem früheren Jrrthume zurück- geführt ; auf jeden Fall wußte er, als er die Schlacht vom 18. gegen e R v. Wellington begann, daß der Marschal Blücher auf WaLres gegangen sey. Daß er dennoch teine Anstalt getroffen, fich ge- gen deßen Verbindung mit der Englischen Armee oder gegen die Bedrohung seiner Flanke zu sichern, muß wol nur seiner Ueberzeugung, daß das Korvs des M. Grouchy hinreiche, die Preuß. Armre, unter B lü cher zu beschäftigen, beigemeßen werden. Wenn man die Entfernung von Gembloux nach Wavres, die der General Gourgaud auf 2, det M. Grouchy aber (über Sarravalain) auf 6 Lieues angiebt, in Erwägung zieht, so ist es allerdings erklärlich, daß der Marschal, der nah seiner Versicherung mit Tagesanbruch von Gembloux nah Sarravalain aufgebrochen war, um 113 Uhr noch 14 Lieue von Wavres entfernt gewesen. Do
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würde er eine befriedigendere Auskunft darüber zu geben |;
gehabt haben, wie és ihm bei feiner Anuähßcrung von
Wavres habe entgehen können, daß Preußische Trup: |
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pen nach der Richtung hinzogen, wöselbs êc die Stlacht F
zwischen Napoleon und der Englischen Armce ver: muthen mußte. Zwischen 1 und 2 Uhr wär er im Be:
sis vdn Nieder - Wavres: hätte er um diese Zeit | nicht in der Ferne noch einige Kolonnen auf vem Marsche | éxdlicken, hâtte er nicht einige Nachrichten von den |
Bewohnern darüber erhalten können? Da er si vor:
behält, ohne Zeitverlust eine ausführlichere Erzählung |
drucén zu laßen, und sie mit wenig bekannten Details der damaligen Begebenheiten zu bereichern, fo wird er auch diesen Zweifel wol noch berichtigen. Wahrscheinlih wird déx Marschal Soult nicht lange anstehn, mit Erläuterungen hervorzutreten, die
gen Tagéën noh näheren Aufschluß geben.
Daß Vonaparte der Vereinigung des Marschals ; | j | y F Fürsten Blücher mit dem Herzoge von Welling: le, welche eine gemeinschaftliche Kommißion zu die:
ton nicht wirksamer ‘entgegen gearbeitet, glaubt der M. Grouch ÿ der Vorausséßung desselben beimeßen zu müßen, daß der Herzog v. Wellington in seiner Stellung die Sczlacht gar nicht annehmen werde; denn da er den Wald von Soignes und ein Defile hintêt sich hatte, so lief er Gefahr, seine Centrum durchbrochen, seine Flügel niedergehauen, und sein Geschüß von den Franzosen genommen zu sehen. Er hatte eine hohe Meinung von dem Mitlitairgenie des Herzogs von Wellington und ließ ihn nach ei nem Plane handeln, den er selb befolgt haben würde.
bis zum Mittage des 17.
er, in der Nacht nach der Schlacht von Ligny die Preu:
fische Armee fo verfolgt, wie er von ihr, nach der Schlacht von Belle - Alliance, verfolgt wurde: die Sar chen würden jeßt wahrscheinli ganz anders stehen.“ Der besonnenen Thätigkeit, mit welcher der Fürf| Blücher scine Armee nach der Schlacit von Lugny wieder sammelte, und dem Her{oge von Welling: ton zur Unterstüßung zuführte, ertheilt der Marschal das vollständigste und unbedingteste Lob. Sein Ur- theil über Napoleon, den er besonders auch über scinen Entschluß, nach der Schlacht die Arinee zu ver: laßen statt an ihrer Spite zu bleiben, bitter tadelt, schließt er mit folgenden Worten :
7eMan mus geftehen, die lezten Akte fcines politi: schen Lebens und seiner Feldherrnbahn zeichnen sich nicht mehr durch dte Krafr, die Umsicht und die Zwek- máßigfkeir aus, welche sein glänzendes Glück fo lange
Zeit rechtfertigten. Auf dem politischen Schauplabe, ivie auf dem Schlachtfelde haben die Entscllße, welche das Schicksal der Königreiche entscheiden oder den Sieg an unsre Fahnen feßeln ihre Augenblicke, die mit der Geschwindigkeit des Bliges verschwiuden und nicht wiederkehren. Rapolevon wußte sie nicht festzuhalten während der 100 Jage, in denen die kräftigsten Karak- terzüge dieses außerordentlichen Mannes, deë Europa in Erstaunen gesetzt hatte, erloschen schienen. Man erkannte nicht mehr în ihm den großen Feldherrn, der im Feldzuge von 1814, unerschütterlich in seinen Ent- schließungen, je dringender die Gefahr, je zahlreicher die Feinde, feine {wachen Mittel durch die Schnel: ligkeit und die Kühnheit der geschicktesten Bewegungen vermehrte und durh die Eingebungen eines Geistes von höherer Natur die Hauptstadt so lange Zeit vor dem Angrisse der Feinde zu s{chügen wußte. Und doch standen ihm damals dieselben Männer zur Seite, welche men jest in scinem Namen anklagt. Aber ihn beseelte nicht mehr derselbe Genius. ‘‘
Aber auch für jene Männer hatten sh inzwischen die Dinge viel anders gestaltet, dic auf den Geist und den Willen des Menschen mächtig einwirken, selbs wenn er frei von andern Einflúßen zu haudeln meint.
Beilage.
her die Verbindung des Rheines mit der Nórdsee durch die Lippe und Ems.
Schon bei Erwerbung der -Rheinprovinzen war es
; Bestreben der-Regierung, diesen gewerbreichen Län:
n eine unmittelbare Berbindung mit der Nordsee
Da dieses nur durch den Hafen von
ms möglich wax: so wurde mit der
Regierung. in dem mit ihr unterm 29.
Wien abgeschloßenen Traktate festgeseßt,
; Hanover den Preußischen Unterthanen niche allein
: Mitgebrauch des gedachten Seehafens unter ge:
über das Betragen Napoleons in jenen denkwürdi: igen Bedingungen einräumen , sondern auch diejeni-
| Arbeiten zur S(hiffbarmachung. der unteren Ems erhalb der Handöz»erschen Gränze vornehmen laßen
Zwecke für nöthig halten würde. L Diese Ausmitteluagen sind auf dem traktatmäßi- Wege erfolgt, und die Handöversche Regierung hat cht allein ganz vollständige Vorarbeiten zu dieser ¡fbarmachung vornehmen laßen, sondern wird auch,
er neuerlichen Mittheilung zufolge, noch îm gegen: irrigen Jahre mit den Arbeiten selbst den Anfang
en. e e . Kir Preußen sind die Kosten und Schwierigkeiken ser Waßerverbindung ungleich größer, dagegen aber ch der Vortheil unbderehenbar, welcher durch eine
Den wesentlichsten Fehler findet der Marschal in ganz abgabenfreie, sichere und schnelle Schisfahri - Ver-
Stier p S % M : Ma A , : / D i V S E E A ‘6s E Gas Msonders für die Exportation- der Kunst -- und Nauur- t G M c L 0
sowol für den Handet im Auügemeinen, als
Erzeugniße der Rheinprovinzen und Westphalens ent-
sichen muß. : : Die Verbindung selbs ist, wie. gesagt, nur durch
die Vereinigung der Lippe, welche bei Wesel in den
Rhein fließt, mir der Ems, welche. in einer, undbedeu: inden Entfernung. von den Quellen der Lippe am eutoburger Walde entspringt, möglich. ‘Sie kann tweder mehr in der Nähe der Quellen, in der Ge- send von Lippstadt’; erfolgen und dabei die Lippe, de- în Swiffbarmachung bereits in Gemäßheit der Aller: chsten Befehle begonnen und in voller Arbeit ist, be: uge werden; oder sie kann weirer untèn, wo beide tróme schon wichtiger sind, mehr in der Nachbar- haft des Rheines erfolgen. Beide Wege erfodern finstliche Kanal - Verbindungen. Der erste ist toeë
Mt: aber weniger kostbar, weil die Lippe dabei zu Hülfe
hmmr, der zweite is zwar mit größeren Kosten verbun-
Ven, dagegen aber sehr viel kürzer, und für den Haupt:
ive, den Handel der Rheinprovinzen zu befördern, thr viel wirksamer ; obgleich nicht zu läugnen is, daß
fr das südliche und östliche Westfalen der Weg über Vippstade auch große Vortheile gewähren würde. Durch die sorgfälrigsten -Ausmittelungen an Drt Und Stelle ist die Ausführbarkeit dieser Waßer : Ver- Vindung, sowol auf dem einen, als dem anderen Wege festgestellt, und dadurch zugleich die Ueberzeugung be-
Fife worden, daß der Aufwand, welchen sie erfodert,
Wit dem sicheren Nutzen, den die Ausführung gewäh: ten wicd, in einem sehr vortheilhaften Verhältniße seht, auch nicht von solchem Umfange ist, daß. da- durch die Kräfte der Staatskaßen zu sehr angestrengt Werden müßten. 7 Des Königs Majestät haben daher auf den des: Ylb von dem Ministerium des Handels und des Bau- esens erstatteten ausführlihen Bericht, durch die al: rhöchse Kabinets8ordre vom 24. Junius d. J. zu be- hlen geruhet, daß die Kosten des ganzen Unterneh- ens auf den Grund der schon vorhandenen und noch i vervollständigenden geometrischen, nivellistishen und )drometrischen Meßungen für beide Verbindungswege obei die Wahl des einen die künftige Vollendung s zweiten gar nicht ausschließt) ganz genau veran- hlagt, und die vollständigen Plane und Anschläge r. Maijestär, sobald sie vollendet sind, vorgelegt erden sollen. i Beide Verbindungswege haben, von der Hansyers
um 67sten Stücke der Allgemeinen Preußishen Staaks-Zeitung,
vom 21sen August 1819. |
schen Gränze bei Salzbergen an, die Ems aufwärts
über Rheine bis Mesum, den Lauf dieses Flußes und demnächst einen bei Mesum rechts abgehenden „Kanal bis Klemens Haven, von dort aus aber die Benußung des schon vorhandenen bereits im Fahre 1724 gegra- benen Max: Klemens - Kanals bis in die Stadt Mün: ster mit einander gemein. Auf dem längeren Wege Über Lippstadt würde. alsdann ein Kanal von Mün-
ster bis in die obere Ems bei der neuen Mühle ober-
halb Wahrendorff zu führen, dann die Ems bis Rheda in schiffbaren Stand zu seßen, und -von Rheda ein Kanal bis Lippstadt zu bauen seyn, wo sich derselbe dann mit der schiffbaren und sehr waßerreichen Lippe vereinigen würde.
Auf diesem Wege würden die Schisfe vou Halte ab, wo schon Séesdifse anfommen, bis nach Wesel 23 bis 24 Tage gebrauchen, die Fracht aber, des Umweges ungeachtet, sehr viel niedriger zu stehen fommen , als auf dem Rheine, deßen unterer Tbeil, wo die Schif- fahrt mannigfach von Wind und Wetter abhangt, die Sicherheit einex Kanalschiffahrt nicht gewährt, und wo man, die beträchtlichen Niederländischen Zölle und Abgaben ungerechnet, noch mit manchen Schwierigkei- ten zu fämpfen hat. :
Der zweite Weg geht von Münster aus südlich gerade auf die Lippe zu, welche der Kanal in der Ge- gend von Olphen am nächsten und zweckmäßigsten erz reichen roird. Die Entfernung beträgt nur fünf Mei- len, welche jedoch ganz durch einen fünstlihen Kanal durchschnitten werden müßen, welcher aus der oberen Ems dei der neuen Mühle von Wahrendorff seine Speisewaßer erhalten muß. Der Kanal selbst wird größtentheils in dem Thale der Stéver geführt wer- den, und findet, bei der: un Lage der Ems , welche bei Wahrendorff beinahe 5 Fuß über der Scheitelstrecke des Kanals liegt, und also eine sehr tiefe Ausgrabung des Kanals bei der großen Waßermenge, die sie ihm zuführen fann, unnöthig macht, keine erhebliche Lofal- Schwierigfeiten.
Auf diesem Wege können die Schiffe in 10 bis 12 Tagen von Haklte nah Wesel gelangen, und ihr Abge- hen und Ankommen mit postähnlicher Pünktlichkeit be- wirken. Die Schiffahrt - Abgaben, welche in einem einfachen Kanal - und Schleusengelde bestehen werden, können selbst indem Falle noch* sehr niedrig gestellt werden, wenn - auch -der Staat innerhalb 10 Jahren den vollständigen Ersaß des Auslage - Kapitals nebst den Zinsen verlangen sollte. Nach einer ungefähren Berechnung des wahrscheinlichen Verkehres auf diesem Kanale und der Kosten seiner Anlegung und Unter- haltung, wird die Last nicht viel über 4 Groschen Preuß. f. d. Meile an Schiffahrtgebühren zu stehen kommen, welches noch lange nicht den Sah der Ofktroi - Gebüh- ren auf dem Rheine unterhalb Wesel ohne Rücksicht auf die Niedecländischen Abgaben erreicht,
Wenn es hienach höchst wahrscheinlich ist, daß die Rheinprovinzen diesen neuen wodlfeilen und sicheren Handelsweg mit Eifer benußen, und darin einen Er- saß für ihren auf anderen Seiten so sehr erschwerten Absaß und Ausfuhrhandel finde werden: so ist auch niht zu verkennen , daß das gewerbsame Westfalen, deßen brave Bewohner sich schon jet durch einen regen und thätigen Antheil an aüen die Kultur und den Handel befördernden öffentlichen Anlagen auszeichnen, durch diese neue Waßerstraße, so wie durch die schon begonneue Schisfbarmachung der Lippe (in Verbindung mit den bereits vollendeten und noh im Werke be- griffenen Kunstwegen, welche die Wirkungen der Waßers verbindungen unterstüßen und vermehren, und nah einem allgemeinen Plane angelegt sind) eine ganz ver- änderte Gestalt erhalten, und namentlich Münster und Lippstadt künftig bedeutende Handels städte seyu werden.
Von dem weiteren Fortgange dieser Unternehmuns gen werden wir von Zeir zu Zeit Nachricht geben.