1819 / 70 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 31 Aug 1819 18:00:01 GMT) scan diff

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Doch je entfernter dereinst deù Tage dès gtoßen Kö: niges sein künftiger Geschichtschreiver stehen wird, desto dringender müßen wir wünschen, daß die Materialien äu einem vollständigen und treuen Gemüäide seiner Regîie- rung mehr und mehr und se früher je lieber gesam- melt und bekannt gemacht werden. Eine gründliche Geschichte seiner Civilverwaltung würde so willfom- men seyn, als sie praktisch lehrreich, die Vorzüge wié die Mängel! seines Systems entwickeln, die wohlthä: tigen wie die nachtheiligen Wirkungen desselben leben: dig vdr diè Augen führen, und was zu vermeiden, svas nachzuahmen, was heilsam abzuändern, was vot: sihtig wieder herzustellen, uns anschaulich machen würde.

Menn sich unter uns ereignet hat und noch heut ereignet, daß Theorie und Praxss, beide gleich Über: müthig, beide gleich feindselig gegen einander auft re: ten: so ist es immer nur die Beschränkung, die sich in ihnen offenbart, eine fälschè, in ihrem Urtheile be: fangene Theorie, eine dürftige, in ihrem Walten un- verständige. Praxis. Aber in der Verwältung können fie Unheil stiften, wenn die Ansichten der Staatsm@än: ner von Aksehn und Einsluß nicht durch ein ernstes Studium der Wißensczafc in der Schule der Erfah: rung aller Völker und Zeitcit gereiniget wörden. Wie Fehr würde diese Wißenschafr durch die Verwaltumgs- geschichte Frièdrichs des Großen fi bereichern, wäre sie das Werk der geübten Hand éines Meisters, begleitet von den Discorsì eines Mächiàvell! Wie viel der Lehre, des Nathes, des Beispieles, hier warnend, dort erinunternd, würden aus 1hr duch die Pfleger des Staates scchopfen !

Wir habveù diesen Wursch der Anzeige einer Schrift vorangehen laßen, die sich in dem vorlfegenden erfen Theile niit der Geschichte unseres Staates vom Hu- bertsburger Frieden bis zum Tode Friedrich Wil: helms 11, besczäfiigt, ohne irgend etwas von dem geleistet zu haben, was wir in der Geschichte dieses Zeitraumes vermißen. Man k»nn se nur einen Ber: fu nennen, die Geschichte des Preußischen Staates in jènem Zeitroume nah Anleitung der bisher darl- ber gèdruckten Sthriften und Urkunden in einer wür- digen Sprache gesckchickt zusammenzuselleh. Dieses erreiht zu haben, láßt s{ch dem Verfaßer auch nicht bestreiten. |

Da wir nicht die Absicht haben, eine Retension des Werkes zu s{reiben, so begnügen wir uns an ei- nigen Bemerkungen, wie sie si eden darbieten. __'S. 11. meint der Verfaßer béi Erwähnung der Regie „es fehle noch a” einer glaubwürdigen Ge- schichte dieser tveitgreifenden Auflage, de:en Ertrag àuch nit wähchaft auegemitte!t worden. Die Nesgie war nur eine andere Gestaltung der Accise - Admini- stration, durch welche allerditgs zum Theil auch eine neue Besteuet - Methode eingeführt wurde. Denn durch das Patent voîn 14. April 1766 ward in die Stelle der adgeschaften Accise vòn Getraide, Meh, SNalz und Branntweiüschrot (mit Ausschluß des Vi: sitations - oder Ümschüttegeldes von dem in die Städte eingehenden Getraide und Mehle zu 4 Pf. vom Schef:- fel) eine Abgabe auf das Fleisch (Schweinfleish aus: genommen) Bier und Brantwein gelegt. Die Accise auf den Wein wärd erhöhet, und die Weinkändler und Braûtweinbrennert noch einer besonderen Hand- lungs - Accise unterworfen. Weitgreifend konnte mán die neue Abgabe, selbsi mit manchen anderen Erhöhun: gen die der spätere Tarif von 1769 einführte, nicht uénnen; die Ueberschüße betrugen in ten ersten 6 Jah- ren der Regie gegen die früheren Erhcvungen sährlich

_ 882,350 Rthlr. Uber sie war brend durch die Er-

hebejorm und durch die Beschränkungen des (Be- werbes. Der Ertrag dér Accis- und Zelleinkünfte während der 21jährigen Dauer der Fiatzesischen Ne- gie ist Übrigens ganz genau autgewittelt. Es ist ge: wiß, daß die ganze Unternehmung den König getäuscht hatte; auch verhelte er selöst es sich nit, denn in

einer Kabinetsordre vom 1, Detembèr 1784 an den & taatsminisker von Werder, worin er seinen Zorn ausshüttet, sagt er unter andern: „wobei Jch euch noch sage, daß ih Überhaupt darauf denfen und su:

chen werde, mir nah und nach alle Franzosen von

Halse zu schaffen und sie los zu werden."

Die erste Theilung Polens hat der Verfaßer auf die gewöhnliche Art begriffen und erzählt, Johannes von Müller is sein Führer, aber Thiebault (mez souvêénirs ‘de 20 ans de séjour à Berlin) ihm eint Quellè! Allerdings kann man, um die Thaten det Politik zu rechtfertigen, die Fügungen der Wesltordi tung nicht einwischen, welche das unvermeidliche Schick: sal Polens herLciführten, welche die späteren Bestre: bungen vereitelten und vereiteln mußten: aber so Tange, bis das lezte Schwert in die Scheide gesteckt seyn wird, können die Verhältniße eines Volkes gegen das andre mcht nach dem Handbuche eines Profeßors der Moral beurtheilt werden; und auch im bürgerlichen rechte giebt es inen Stand der Nothwehr. Was der Verfaßer von der Maazregel des- Königs erzählt, 12,000 Polnische Familien ihrem Vaterlande entfüht zu hben, hat er zwar llern nachgeschrieben, der im 25sen Buche seiner allgemeinen Geschichte der Menschheit, im Ernste versichert: der König habe (îm „ahre 1723) diese Polnischen Familien als Kolonisten nach der Mark und Pommern schasfen laßen. Es if aber ein Mährchen. Daß einige dissidentische teutscche Gamilien, die bekanntlich von den sogenannten Kon: föderirten mit ungemeiner Härte behandelt wurden, freiwillig in die Preußischen Staaten gezvgen sind, iff möglih und ihnen gewiß zuy Wohlthat geworden; aber wer tönnte fich doch bei nur einiger Kenntniß des K niges und der Verhîtiniße einreden laßen, daß îr 12,000 Polnische Bauer : Familien, deren Trägheit, Unwißenheit und Sprache ihm gehäßig war, in dit Mark und Poinmern verpflanzt Habe, um seine teut: schen Unterthanen zu veredeln! Wo sind die Spreeez dieser Kolonie ?

S. 113. isk es eine gánz îirrigé Vorstelluñg, dag

dèr Bâuerständ nicht habe zu Kräften kommen kün: nen, weil ißm in den Sömwmermoñaten die Verpflé: gung der Reiterei obzelègen. S. 115. die Einschiebung ausgedienter Soldaten, hoher und niederer, in bürgerliche Aemter und Stiel: len iff (die Ansezung der Invaliden in Subalternen: posten, zu deren Verwaltung sie geeignet waren, gus genommen) nur in seltnen Fällen geschehn.

__S. 119. wird gesagt : der König habe die Achtunz für das Höchste gänzlich in sich vertilge. Welchen Sinn hät dieses, als nur bei Fanatikern und Phari: sern! Wenn Klopstock fagt, „daß dem Siege bei Sorr Julianus zum Mrster zu klein sey“ l sagt dieses ganz etwas anderes, als daß er die Ad: tung für das Höchste verloren.

Ueberhaupt sind die Urtheile des Verfaßers durd Boraussegung grundloser Thatsachèn, wozu ihn unjs verläßige Quelien verführt haben, oft sehr verfälst. Besonders gilt dieses auch von der Regierungsz# schichte Friedrich Wilhelms II., worüber eit Mehres zu sagen wir uns vorbehalten.

S. 143. wird der Verfaßer der Schrift: „Was if

‘für und wider die Tabacks - Administration ‘‘ mit det

Grafen v. Borke, dem vormaligen Gouverneur kt Könige, verwechselt und hiernach ein fehr irriges Ur theil gefällt. -

Für den zweiten Theil müßen wir demn Verfaßet besonders auf die vorsichtige Benußung seiner Quella aufmerksam machen. Die von ihm schon in diese Theile angeführren Maßenbachschen Memoiren sin? nur brauchbar, insofern sie Urkunden enthalten. Fat alle Schriften, die während der Unfälle des Zeitra# mes 1806 bis 1812 erschienen, sind gefärbt, die Th® sachen entstellt, einseitig die Urtheile,

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