1819 / 73 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 11 Sep 1819 18:00:01 GMT) scan diff

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die \ch on Ausgèzlichenen, wieder die nèue Steuer zur Aus gleihung mit Altpreußen erhalten.“

Der Verfaßér, der im Anfange scines Aufsàßes die höhere Bildung des Herzogthums Westphalen erinnert, welthes wir, wegen völliger Unkunde, anheim gestellt seyn laßen, ist hier doch in einem wesentlichen

Fxerthwime befangen. Die Altpreußischen Provinzen

haben mit dem Herzogthume Westpha®en gar nichts auszugleichen. Die Regiexung der gesammten Mo- närchie, der Provinzen Preußen, Pommern 2. so wie der Provinz Westphalen 2c. findet nöthig, daß zur HZestreitung der (Heldbedürfniße, welche der in den Fahren 1815 bis 1815 geführte Krieg mit seinen La- sten erzeugt hat, ‘eine allgemeine Steuer auf alle Pro- vinzen der Monärchie ‘gelegt werde. Es is nicht woh! zu begreifen, wie das Herzogthum SWestphaten deu eignen Antheïl, den es an dieser Steuer tragen muff, eine Ausgleichung mit den Altpreußishen Provinzen nénnen fönne. Eoen sowohl fönnten diese sagen, daß ihnen die Steuer zur Ausgleihung mit dem Her- zogthume Westphalen auferlegt sey, daß sie für das Herzogthum Westphalen bezahlen müßten. Die Kriege voù 1822. wurden für die Altpreußischen Provinzen nicht allein geführt, sondern für das gesammte Teutsch: land, also auch für das Herzogthum Westphalen. Wir vertrauèn demn Verfaßer jenes Auffates, wie jedem Bewohner Westphalens, daß die Befreiung des teut- schen Vaterlandes vorm Joche der Fremden auch ihnen ein Nationalgllick® seyn werde, welches fich mit Gelde nicht -aufwiegen läßt. Daß dixse Befreiung den Preu- gischen Staaten sehr vieles gekoftet, daß es die Re- ¡ierung ia die unabwendbare Nothwendigkeit versett dat, die Einwohner mit größeren Steuern (die doch Leineswèges unerschwoinglich zu nennen und mit ge: «echter Schonung angeordnet sind ) zu belasten, ist allerdings zu vetiagen: aber die Regierung darf hier- über vor der Nation weder ercöthen noch erbleichen. Sie hat die Kräfte des Landes nicht vergeudet ; sie hat sie für den edelsten Zweck im Kampfe für die &rei- heit und Unabhängigkeit des Vaterlandes verwendet, Ava wenigsten indeß sollten die Schriftsteller, die sich berufen fühlen, das Wort an das Volk zu richten, indem sie es über seine Bedürfniße, wie über setne Foderungen belehren wollen, blos an die Lasten erin: nern diè dieser für das gemeinsame Vaiecland geführte Krieg herbeigeführt hat, bloß an die Leiden der _Ge: genwart, an einige Steuern, nicht an das größere der Vergangenheit, an die Schmàch und den Dru der Knechtschafrz am wenigsten follten diese Scyrist: steller von emer lästigen Ausgleichung mir den Air: preußischen Provinzen reden, wo sie vielmehr durch Erinnerung an das ruhmwürdige Beispiel dieser Pro: vinzèn, an das reichlich vergeßene Blut ihrer Söhne, worüber sie durch die Palmen der Unsterb: lichfeit ausgeglichen sind, Eintracht und Zu- friedenheit befördern sollten.

Jn einem neuern Hefte der Französischen Minerva stellt Herr Benj. Constant „Über den Zustand Cu- ropens unter dem éonstitutionellen Gesichtspunkte forigeseßte erbauliche Betrachtungen an, die sich haupt: sächlich auf Preußen beziehen. Er verfährt darin nach einer Methode, die zwar nicht neu, aber deshalb doch nicht zu empfehlen ist, indem er die Thatsachen, aus denen er seine Vernunftschlüße ableitet, {chöpfe- risch erst heroorbringt. So schast er sich eine Ver-

chwötung, von der Niemand hier erwas weiß, von der niemals die Rede gewesen 1 ; deun eine Maasre- gel, jugendliche Berirrungen zu unterdrücken, und ihs nen auf einer gefährlichen oder Gefahr drohend.n Bahn zuvorzukommen, ist nicht die Untersuchung einer Verschwörung. Der Profeßor Bavoux war auch an» geflagt worden, an einem öffentlichen Orte aufrüh-

“rische Reden gehalten zu haben, man harte auch seine

| Papiere in Beschlag genommen, einige Zöglinge der

Rechksschule waren auch verhaftet worden; aber die liberalen Schriftsteller Frankreichs haben doch, soviel wir wißen, von keiner Untersuchung einer Konspira- tion gesprochen.

So ferner führt Herr B. Constant unter den Verhafteten die Hecrn Arndt, Görres, Schleier- machèr, Neander, v. Plehwe, v, Gruner, v- Varnhagen auf. „Sic sind dem Schooße ihrer Fas milien entrißen und in Ketten gelegt worden! ‘“‘ sagt er. Noch verschiedene Andre , deren Namen ihm leider! entfallen sind, haben dieses Schi&sal geiheilr. Kurz, die strengen Maasrege!n haben si nicht auf die Uni- versitäten beschränkt, sie sind auf alle Klaßen der Jn- wohner erstreckt worden. Die ‘Herrn v. Thiele- mann und Gr. v. Gneisenau, der Fürst Wred è, der Freiherr v. Stein sind in Verdacht gefährlicher Meinungen! Um diefer, eines Heroen der Politik nicht wohl anständigen Leichtfertigkeit *) eine Art von Krone aufzusezen, fügt Herr Constant hinzu : „F glaube gern , daß einige dieser Gerüchte grundlos sind ; aber sie dienen zum Beweise constater), welchen Zustand der Unruhe und des Schreckens so unerwartet strenge Maasregeln auf einmal in Teutschland hervor- gebracht haben, in einem Lande, welches dem verhei- genen beßeren Ziele ruhig entgegen ging.“ |

Also Gerüchte, grundlose Gerüchte, find die Su len, auf denen die politishen Wahrheiten des Hrn. Constant ruhen. Denn da er fehr wohl weiß, wie dergleichen Gerüchte sich bilden ; da er, wenn er über den politischen Zustand Teutschlands ein Urtheil zu haben sich gecraut, auch wißen muß, daß diese Gerüchte nicht unter dem Volke, sondern nur unter ben Zeitung- schreibern verbreitet sindz da er endlih zugeben wird, daß die Zeitungschreiver um der geringjten Kleinigs keit willen in Bewegung und Schrecken verseßt wers den, und daß darán gar Gg “M gelegen ist: so wird er auch zugeben, daß seine einung so grundlos sey, wie die Gerüchte, und daß es verständiger gewesen wáre, wenn er über den Zustand Teutschlands, und nainentlich Preußens, gescwiegen hätte, bevor er sich gründliche Kenntniße von der wahren Lage der Sas chen uünter uns zu verschaffen im Stande gewesen.

Nach der Meinung des Herrn B. Constant steht es ín feinem Lande #0 gut, als in Frankceih- Nun hat der König von Frankreich am Ludioigstage 11Z Personen begnadigt, welche wegen politischer Vers brechen oder Vergehen verhaftet waren; angenom- men, obwol nicht wahrscheinlich, daß dieses die Total: suramne der politischen Arrestaten gewesen sey: o können wir Herrn Constant dennoch versichern , daß

unsere Regierung gewiß noch fünfmal so viel verhaf- : ten laßen tönne, ehe sie das Verhältniß gegen Frank- |

reich erreicht. A9

Einen historischen Fehler erlauben wir uns noch in dem Aufsatze des Herrn B. Constant zu berichti- gen. Er scheint zu glauben, daß unsre Siegesgöttin

Triumphbogen des Karoußelplazès in Paris geschmückt habe. Auch das ist, wie was er sonst| davön erzählt, ein grundloses Gerücht. Solche Ehre widerfuhr den

berühmten vier Korynthischen Roßen, die aus Venedig

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nach Paris geführt waren.

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Madame Catalani is seit einigen Tagéèn in : Berlin, woselbst sie sich 5 Wochen aufzuhalten denkt.

es dem Herrn B. Constant géfallen,

*) Wie würde

Herren Aignan, Constant, Dumoulin, Etiénne,

worden. Auch die Herren Lafayette u. \, w, e hen in Verdacht gefährliher Meinungen, 2€,

mee Ac O T I emeine feuern

R d den der König zum Zeugen bei der bevor- i stehenden Entbindung Í | M: E wenn die hiesige Spenershe Zeitung drucken ließe: die "nannt “U e E Sit leiht er: )uUmo Mi P N esundheitzustand Jay, Jouy, Lacretelle sind einer Vershwdrung Egenothiget worden i ,

wider die bestehende Verfaßung verdächtig und verhaftet zuy tis Ag zu seyn, auf diese Ehre Verzicht F ilen, indêm erx vor einigen Tagen nah Spaa

4 äabgegangen is.

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung,

dn Äviikazanh

732 Stü. Berlin, den 11ten September IST9.

L Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Berlin, vom 11. September. Des Königs

Majestät haben den zeitherigen Prediger Dr. Mo h-

| nicke in Strälsund zum Konfistoeial - und Schulrath bei der dortigen Regierung zu ernennen, und deßen Bestallung allerhöchstselbst zu vollziehen geruhet.

i Der Advokat bei dem bisherigen Appellationshofe in Düßeldorf, Franz Joseph Molitor is zum An:

walte bei dem Revisionshofe für die Rheinprovinzen

ernannt worden.

Bekanntmachuns. : Auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kö? nigs sind für sämmtliche Jnhaber des eisernen Kreu-

; zes am schwarzen Bande, und zivar für die Officiere " Ordens -Patente, für die Unterofficiere und Gemeinen

Besi - Zeugniße áusgefertigt, jene. von Sr. Ma-

jestát, diese von- der General: Ordens : Kommißion S vollzogen, und

a) den Inhabern, welche das eiserne Kreuz in einen Truppentheile erworben haben, durch den Kom- mandeur desselben,

b) den Jnhabern, welche zur Zeit der Erwerbung des Kreuzes zu den nit regimentirten Officieren gehörten (den Generalen, Brigade- Kommandeu- ren, Officieren des General- Stabes, der Adju- tantur 2c), durch die General-:Ordens-Kommißion,

fo weit der Aufenthalt derselben bekannt gewesen if, “ausgehändigt tworden. | gen S burzer Thore mit ihren 4 Roßen den P Ati an Junhaber des eisernen L gen Undbekanntschaft ihres Aufenthaltes

noch nicht erfolgt ist, haben sih die unter a. Begriffe: 1

In den Fällen, wo die Aus-

nen an das behörige Regiment oder Bataillon, die zu b. Erwähnten an die General - Ordens - Kommißion zu wenden, worauf die Zufertigung des Patentes oder Bess - Zeugnißes erfoigen wird.

Hiedurch ist Jeder in den Stand gesebt, sich über den rechtmäßigen Besiß des eisernen Kreuzes auszuc weisen; und sind nach der allerhöchsten Kabinetsordre vom 17. August d. J. die Besiger desselben, welche sich nicht mehr im aëftiven Militairdienste befinden, ihre Legitimations - Atteste den ihnen vorgesezten Behörs den, sobald es verlángt wird, vorzulegen gehalten.

Durch. diese' Maasregel wird das Anlegen der De- foration’ von unberechtigten Personen leicht entdeckt, und durch Bestrafung solcher gese6widrigen Anmaßun- gen künftiger Misbrauch verhütet werden.

Sollten dergleichen Atteste dur Zufall verloren gehen, so ist die Ausfertigung neuer Zeugniße von den Befigern bei der General : Ordens s Kommißion nachzusuchen.

Berlin, den 21. August 1819.

Königl. Pr. General-Ordens-Kommißion. | Bekanntmachung.

Mit Bezug auf meine frühere Bekanntmachung vom 28. April. d. J. bringe, ich hiemit zur allgemei- nen Kenntnis, daß das Banko - Komtoir für die Pro- | vinz Westphalen nunmehr von Minden nah Mün- ster verlegt worden ist, und mit dem 16. August d. J. seine Geschäfte an dem leßtgenannten Orte anges fangen hat. Berlin, den 5. September 1819.

Der Chef Präsident von der Haupt: Bank.

Friese.

T Zeitungs8-Nachrichtén.

Ausland. Paris, vom 4. September. Der Herzog von Ri-

i Eine Königliche Veérördnung vom 25. v. M. ver- fügt, daß 500 neue Succursal - Kirchen, nah dem Bes.

dürfniße der verschiedenen Gemeinen errichtet werden föllen. steriums des Jnneren für die geistlichen Angelegenheis

ten reservirt ist, sôll zur Bestreitung der Kosten vers wendèt werden. : !

Eine Mill. Fr. ; welche im Budjet des Mini-

Der König hat für das Denkmal, welches dem