1819 / 74 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 14 Sep 1819 18:00:01 GMT) scan diff

gédruckt. Unstreitig is die Saiminlung für die Ges shichte unsrer Zeit . von entschiedènem Werthe; auch lehrreih für die Welt, inscfern der Zufall es fügt, daß diejenigen, die für solche Lehren empfänglich sind, aûúf die Schickfâle der Welt ‘cintoirken; höch uner- freulih für die Freunde dér Menschheit.

‘Bis jetzt sind vier starke Hefte erschienen’, die dén Zeitraüm von Eröffnung des ersten Jtalischen Feld- zuges im Jahre 1796 bis in die ersten Monate déè Fahres 1798 umfaßen.

Die Ordnung der Herausgeber läßt sich nicht rüh: 1

‘nien. So enthält die zweite Lieferung, die nach dem “Fitel nur die Venetianischen Angelegenheitên enthal- ten soll, manches von Korfika, Rom, Feutschland 2c., róëlthes sih füglich häíte trennen laßén. Jndeßen ist ‘dies freilich nur Nebensache , ‘auf die jedoch ein et- waniger teutscher Uebersetzer aufmerksam seyn könnte. Eine solche Uebersezung ist mit einem ‘gründlichen Kommentar zu wünschen.

Aus den Berichten Bonapartes an das Direk:

‘tôtium ersieht ma, däß die Expedition nách Egypten /

i séinem Kopfe entstanden ist. Die érste Spur ‘fin det sich in ‘einem Berichte Lom x16. Aug. 1797, worin er sagt „die Zeit if nicht mehr fern, wo wir einsehen werden , daß wir uns Egyptens bemächtigen müßett, (m. Englañd wirklich zu zerstören. Das ungeheure SBsmanische Reich, das táglich abninmmk, ‘nöthigt uns, zu Erhaltung unseres Levantischen Handels in Zeiten die Pehdrigen Maasregeln zu nehmen.“ Ferner in einem Schreiben an den Minister der auswärtigen Ui: gelegenheiten vom 19. Sept. 1797 „Müßen wir im Frieden nachgeben daß England das Borgebirge der guten Hoffnung behält, so niüßen wir uns Egyptens bemächtigen. Dieses Land har niemals einer Euro- päischen Nation gehbrt; nur die Venetianer haben darin eine zufällige Bedeutenheit gehabt. Bon hier aus (Jtalien) kénnte man unter einer Bedeckung von g oder 10 Vénetiänischên Lintienschiffca oder Fregat- ten mit 25;600 Mann hingehn und es in Besitz neh: ten. Egypten gehört dem Gréßherrn nicht.‘ Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten aniwortet

im am 25. Sept. „„ In Betreff Égy/ptens haben Sie .

nen großen Gedanken; die Vortheile fand ‘einleuch- tend’, ih werde Jhnen darüber ausführlicher \chreibeu. Für heute begnüge ih mith, zu bemerLen, daß wir durch dicfe Eroberung nur den Rußen und Englän- dern, deren Ränke sich in diesem unglücklichen Lande so oft erneuen, das Spiel verderben müßen. Wenn wir den Türken einen so wesentiichen Diensk leisten, werden sie uns gern alle Vorzüge und Handel svor- thcile bewilligen, die wir nöthig haben. ““

Bemerkenzwerth sind die Jnsiruktionen des Direk: toriums zu den Friedensunterhandlungen , naméntlich übèr die Rheingränze. Man von hat Französischer Seite nicht die Absicht gehabt darauf zu beharren, und den Äbsehluß des Friedens mit Desterreich davon abhangig zu imnachen. So heißt es in einer Depesche des Mi- nisters der auswärtigen Angelegenheiten vom 19. Véaäy 1797 „Der Kaiser hat imm dea Práäliminarx - Artifein die Jutregrität des teutschen Reiches zur Bebinguùag gemacht, welches allen Anspruch auf die Nheingränze für immer auszuschließen scheint. Und in der That wird das Direktorium die Vortheile, die aus dieser Gránze für uns hervorgehen, gegen den Frieden nie: mals abwägen.' Man ficht auch, daß nur die Kor- respondenzen der teutschen Fürsten nach Paris die Ent- schließung der damaligen Machthaber Frankreichs un- widerruflih besiimmt haben. "(A

Die Angelegenheiten Jtaliens, der Lombardei und Venedigs machen den größten Theil der vor uns lie- genden vier Hefte dieser Sammlung aus.

Wer noch daran gezrocifelr hat, daß die Ftati: schen Völker für die Freiheit, die ihnen von deù

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Fianzösischèn Héeren enkgegen getragen wurde, nichts weniger als empfänglich waren, der fann sich hier auf je- dêm Blatte davon Überzeugen. So schreibt Bona- parte während der Unterhandlungen mit Oesterreich an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten vom 7. Oft. 1797 „Sie erhalten hier den Entwurf, den mir dét Gráf v.‘Kobenzl vertraulïch mitgetheilt hat. Jch werde ihm nach der beigefügten Note antworten. In drei oder vier Tagén muß alles beendigt seyn =- Krieg oder Frieden. Jch gestehe Jhnen,' daß ih alles für den Frieden thun werde, denn die Jahreszeit ist zu weit vorgerückt, und ein großer Erfolg ist nicht zu hoffen. Sie kennen das Volk hier gar nichr. Es ‘ver- ‘dient nicht, daß inan seinetwcgen 40,000 Franzosen aufopfere. Jch sche aus Ihren Briefen, daß Sie einè

| ‘ganz falsche Aasicht haben; wie können Sie sich doch

einbilden, daß die Freiheit ein verweichlichtes, aber:

| gläubisches, feigherziges Gauklervolk zu großen Tha-

ten führen werde! Was ih nach Jhrer Meinung thun soll, sind lauter Wunder. Darauf verstehe ich mich. nit. Jch habe Leinen ‘einzigen Jtalier in meiner Armee, 21500 Gaßenbuben ausgenommen, die von den Sttaßên in verschiedenen Städten aufgelesen, und zu nichts nüte find, als zum Piünidern.

Laßen Sie sich doy nicht von iraénd einem Jta- lischen Windbeutel oder gar von irgend einem Mi- níster einreden, daß 80,000 Jtalier unter den Wafz- fen sind. Die Zeitungen begreife ih schon seit eini: ger Zeit nit mehr, und die vffentlihe Veeinung in Frankreich besinder sich lber diése Jtalier în großem JFerthume. Mit einigem Geschicke, mit dem Ansehn, das ich mir zu geben gewust, mit strengen Crempela atlein habe ‘ich diesem Volke eine gewiße Uchtung für die Französische Nation Und einigen, ‘obschon hs unbedeutenden Antbeil an der Sache beigebracht, für die wir kämpfen: Laßen Sie - die Cisalpinischen Mi- nister in Paris zu sich kommen; reden Sie ernsthaft mit ibnen. Sie sollen auf dem Flecke erklären, aber schrifelih, wieviel Truppen die Cisalpiiische Repu- blik bei der Urmee habe. Und wenn sie Jhnen mehr als 1500 Mann angeben, und erwa noth 2000, die in Mailand bei der Polizei angestellt sind, so lügen ste. Machen Sie sie herunter, wie fie es verdienen. So lange ih in Jtalien bin, habe ich an der Liebe des Volkes für die Freiheit und Gleichheit gar feinen, höchstens nur einen sehr schwachen Bundesgenoßen ge- funden- Aver unsre gute Mannszucht, unsre große Ehrerbietung für die Republik, vor allem eine große Thätigkcit, und eine große Fertigkeit, die shleeter Gesinnungen augenblicks zu unterdrücken, und die Geg- ner zu züchtigen: das war der eigentliche Bundesege: noje der Ztalischen Armee. Das ist das Geschicht- lichez was nur für Proflamationen und gedruckte Reden taugt, gehört dem Noman an. Jch hoffe die Unterhandlungen werden gut gehn. Nur mit Klug- heit, mit Weisheit, mit vieler Geschicklichkeit gelangt man zu großen Zielen, und, bemeistert sich aller Hin- dernißez anders. erreicht inan nichts. Vom Triumf zum Untergange ist nur Eia Schritt.“

Die Zeitungschreiber zu Naumburg und Zeiz ha- ben zwar, der erste in den Hamburger Zeitungen, der andere in seinem eigenen Vlatte erflärt: daß sie fich durch das in der Staats : Zeitung bekannt gemachte Verbot des ferneren Druckes ihrer Zeitungen nicht gec troffen glauben, und daß ihre Blätter so nah wie vor erscheinen werden; fe hätten aber von selbst ermeßen können, daß diese Bekanntmachung nur den Zweck hatte, das Publikum von dem höheren Orts beschloße- nen Verbote zu untercihten, und daß ste selbst durch ihre Behörde besonders in Kenntniß geseßt werden würden, welches sich durh den Geschäftsgang leicht um einen Posttag verspäten konnte.

y Geminn iein

Allgemeine

'Preußishe Staats - Zeitung,

4e Stü.

Berlin, den 14ten September 1819,

L. Amtliche Nachrichten,

Kronik des Tages.

Berlin, vom 14. September. Se. Königliché Majestät haben den bisherigen Regierungs : Rath Oelrichs zu Danzig zum Direktor des Komnierz- und Admiralitäts- Kollegiums daselbst zu ernennen ge- ruhet.

Des Königs Majefskät haben den Negierungs- Rath Meyer bei der Regterung zu Potsdam zum Geheimen - Regierungsrawhe zu ernennen ; und das Patent darüber allerhöehstselbs zu völlziehen geruhet.

Se. Königliche Majestät haben den bisheri: gen Oberlandesgerichts : Aeséßor Moers zu Bréslau, zum Kammergerichts - Rathe zu ernennen geruhet.

Der bisherige Jüstizkominißarius zu Aschersleben, Woltmann, ist zum Justizkommißarius bei dem

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Länd : und Stadtgerichte zu Magdeburg, uñd zugleich zum Notarius publicus in dem Departernént des Oberlandesgerichtes daselbst, bestellt worden.

Bekanntmachung.

Von Séiten des Ministeriums der auswärtigen Ag: gelegenheiten wird in Folge der demselben vón dec hiesigen Kaiserlich - Rußischen Gesandtschaft zugekom- menen Benachriehtigung und in Gemäßheit des von derselben geäußerten Wunsches, hiednrch zur öffent- lichen Kenntnis gebracht, daß die Aufnahme von Kos lónisten und Ackerleuten sowol in Rußland als auch in dém Königreiche Polen, äus Mangel an disponiz beln aerbaren Ländereien bis auf weitere Anöudnung fün jegt nicht mehr statt findet.

Berlin, den 132, Septèémbex 1819.

Îl Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Stuttgart, vom 5. Septembér. Gestern wäë die erste Sizung der Ständeversammlung seit dem Entwurfe der Verfaßungs- Urkunde. Der Vice : Prä- sident Weishaar erstattete zunächst einen allge: meinen Bericht Über biesen Entwurf. Jndem er be: merête, daß die Kommißiòn sih ganz in den Gränze ihres Geschäftes zu halten bemüht gewesen sey, sie das Wesen eittét Verfaßungs- Urkunde „die Fest: stellung der Verhältniße des Königes zum Volke, die Bestimmung der Form in welcher die Staatsgewalt sich ¡u bewegen, und des Antheils, welchen das Bolk an der Ausübung einzelner Theile zu nehmeû habe“ im Auge behalten, legte er nachstehende gedrängte Zu- sammenstellung von dén Resultaten der kommißari: rischen Arbeit vor:

„Die neuere Geschichte unseres Vaterländes hat eine besondere Veránlaßung zu der Aufnahme des schon in dem Begriffe des Staates liegéndetr, auch in der erb- ländischen Verfaßung enthaltenen Saßzes gegeben, daß {ámmtliche Bestandtheile des Königreiches zur Theil: nahme an einer und derseiben Verfaßung vereinigt seyn und bleiben, und auch ein künftiger Landes : Zu- wachs, burch Anwendung der Staatsfräfte erworben,

in die Gemeinschaft der Verfaßung aufzunehmen sey. Auch schien uns eine Andeutung des Verhältnißes unsers Vaterlandes zum teutschen Bunde nicht über: gangen werden zu dürfen.“

Nach der Bestimmung des Gebietes witd im fol: genden Kapitel von dem Könige gehandelt in Bezie- ßung auf Regierung, Thronfolge und Reichsverwer sung. Hierauf folgt der zweité Bestandtheil des Staates, die Gesammtheit dér Staatsbürger, ohne Rücksicht auf einzelne Klaßen der Staatsanzehörigen, deren besondere Rechte nah erfolgter Bestimmung dérselben zur Kenntnis der Stände noch gebracht wer- den follen. Als Inbegriff und Bedingung aller Rechte „sichert der Stáat jedem Bürget Freiheit der Persóôn, Gewißens - und Denkfreiheit, Freiheit des Eigenthu- mes und Auswanderungsfreiheit.““

Die hierin nothwendig enthaltenen Rechte werden hier in ihren Grundzügen bezeichnet, und die Sichérs ellung ihrer Wirksamkeit ist der Zweck der ganzen Verfaßung.

Das folgende Kapitel hat die Behörden zum Ge- genstandé, durch welche der König die Staatsgewalt ausúbt, so wie in den beiden nächfolgeriden der beson- deren Vereine gedacht wird, in welche die Bürger tve: