1819 / 75 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 18 Sep 1819 18:00:01 GMT) scan diff

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wollender Theilnahme Jhr Beileid und &Afren Wunsch einer daldigen Genésung, welches der kranke Held, obwol an seiner Genesung selöst einigen Zweifel äußernd, mit lebhaften Zeichen des gerührten Dankes erwiderte.

Es sind seitdem teiñe beunruühigenderen Nachrichten

eiñgegañgen, Und duch der Generalstabs -: Ezirurgus Dr. Wiebel is der Meinung, baß ver Krankheit: zustand des Fürsten zwar bedenklich, aber die Hoff- nung auf seine WiederherstelUung deehaib nit ganz aufzugeben sey.

Auf sämmtlichen NYreußischen Universitäten Und

der höhern Lehranstalt für fatholise Theologen 1n Münster studirten in der Mitte des zu Ende gehëen- den Sommers 29097 junge Männer. In dieser Auzahl sind keine sogenannte üniversitätsverwandte, welche ‘bei andern Universitäten wol raitgezähtt werden, be? Den NPreußifchen aber gr nicht stattfinden , mit be: Qrien. ; 4 r ihr kommen auf Berlin 1012, auf Halle 745, auf Breslau 421, auf Königsberg 206, auf Bonn n D auf Greifswald 65, und auf die Anstalt in Münster 256. Hiebei ist aber zu bemerken, daß die Aagabe bei Halle, wegen nicht genauer Zählung, zu gering iff, und daß in Münster viele junge Leute schon in die phitofophische Fakultät aufgenommen sind, bie 2t: ‘‘gentlich noch in die oberste Klaße eines Gymnasiums gehörten; ein Umstand, der von Michaelis d. J. ab, wo das Gynnasium in Münster neu eingerichtet und um eine oberste Klaße €ëweitert wird, nicht mehr skattsinden kann. ; j M ana,

Die oden genannte Gesammtzahl bestand aus 2164 Fnlándern und 745 Ausländern. Von den lebten be- fanden sich in Berlin 371, iu Halle 129, in Breslau 60, in Bonn 44, ‘in Königsberg 25, in Greifäwald 15, in Münster 101, und diefe zwar größtentheils aus den in neuster Zcit vom ENMünsterscen getrennten Landestheiten. :

Unter den Studirenden waren ‘994 Theologen, 847 Ruristen, 615 Mediciner, und 455 Philosophen, Phi- lológen und Kameralisten.

Bon Theologen studirten 301 in Halle, 168 in Breslau, 255 n Verlin, 60 in Königsberg, 35 in Bonn, 28 in Greifswald und 149 in Münster.

Voñ den Juristen 5x6 in Berlin, 218 in Halle, 125 in Breslau, 1210 in Bonn, 61 in Königsberg und 17 in Greifswald. : ; 0

Von den Medicinecn 562 19 Berlin, 102 in Halle, -5 im Breslau, 51 in Bonn, 27 in Königsberg ünd 16 in Greifswald. | E ge R G

Koh den zur philosophischen Fakultät Eingeséhkie- benen 180 in Berlin, 58 in König=zberg, 55 in Bbes- au, 27 in Von, 24 in Halle, 4 ti Greifswald, 110 in Münslet. N | i

Dem Stande nach waren unter den Studirenden 5 Fürsten, 27 Grafen, 12 Freiherrny 211 Adeliche und 2654 Bürgerliche.

Die Turnfkunst ohne Turnpläße toird in einem Schriftchen mit Kupfern von mir vielleicht noch vor Oftecn 1820 mitgetheilt werden. Ich bin veraît: laßt, dies schon jeßo zu fagen, weil ich tadeln höre, daß einige Regierungen das Turnen auf immer ver: bieten wöllen. Aber man warte nUk die nöthige Zeit ab, so wird es si zeigen, daß dies gar nicht thr Wille war, wenn man nämlich unter Tukrnen versteht dfe Anstellung körperliher Uebungen, oder wie ih 1775 in Deßau sie nannte, ghmnastische Spiele, welche 20 Jahre lang mit Lob und Beifall zum Vergnü- gen und Nußen einiger hundert Jünglinge ausgeübt worden find. Körperschwache wurden dadurch starf, Srarte stärker, zugleich geivandt und geshickt, Schwie- cigfeiten und Gefahren, die 1m GBeschäftleben dem Manue oft begegnen, auszuweichen oder sie Uber: winden, denen die Ungeübten unterliegen, dabei ver: früppelt werden oder umfommen. Mán muß als göttliche Güte und Weisheit erkennen, däß allen ge: sunden Knaben ein unaufhaltbarer Trieb angeboren wird, von ihrer Kindheit an zu flettern, zu laufen, über Höhen und Gräben zu springen, auf Eis zu gè- hen, zu glitsch{en , auf Schlittschuhe fortzuschwedet,

f{ anzuhängen, Höhen zu ersteigen, Sachèn zu Hes ben, zu werfen, zu ziehen, zu tragen Uu. \. wo. wenn sie auch ñie vom Turnen etwas gehört haben. Die- ser natürliche Trieb zur Uebung des Leibes und feiner Glieder macht ailmälig die meisten Jün.linge zu Männern, welche so geshickt und gewandr sind, als wenü sfe mèhre Jahre einen Turnmeister gehabt hätten.

Aber viele tausend Kinder kommen dur diesen Trieb in jedem Jahre zu Schaden, werden verievt, vértrlippelt, verlieren ihre Gesundheit oder ihr Leben, wéil ste die Fokgen ihrès Unternehmens, die Größe der Gêéfaßr, der sie sich aussetzen, uicht so kennen. Jch er- innêére mich mit Schauder, wie oft ich als Knabe vers- wegen und unbesonnen Dinge unternommen habe, wo- bei ih Arme und Beine, ja den Háis hätte brechen können, wénù ih nicht, wie durch ein Wunder, wäre bewahrt worden. ¡ies Bewußtseyn trieb mich auchch 1775 an, dafür zu sorgen, daß die mir anvertrauten Kinder, muntre Knaben und Jünglinge in meiner zu Deßau errichteten Lehr - und Erziehanstalt fünf Jahre unter einer, dann unter des Profeßors Du Toit Aufsicht sich Kraft, Gewandtheit und Geschiflichkeit ihres Léibes erwarben. Dazu wär an jedem der sechs Acveit - Tage nur eine Stunde bestimmt, die man für eine angenehme Spielstunde hielt, aber nie so hoch und werth, als eine Lehrstunde zur Kenntnis der Sprache und der Wißenschaft. Die Uebung wurde vorgenom- men in einem Garten, der an drei Seiten von dem großen Ansialtgebäude, an der vierten von einer hohen Mauer umgeben war, nie vor den Augen des Volkes. Nuk die Elterk dec Kinder und reisende Besucher wurs den zugelaßen. "Es wrourde ‘gar fteíne andere Uebung vorgenommen, als eiñe solche, wovon die nübliche An- menddarkeit irn Leben wahrscheinlich wär, keine einzige, um blos Bervunderung zu erregen, z. B. auf dem ge- spannten Seile zu gehen mit und ohne Gleichgewtcht- stange. Durch meinen Beranfstalt war in jedem Gaäskz hofe ein gedrutes Blättchen, wodurch ÄÁlle, welche kaz men, üm den Eiñricht meiner Anstalt kennen zu ler- nen, gebeten wurden, nichts laut an einem der Erziehz- linge zu bewundern ‘oder zu lóben. So wärd keiné Eitelkeit erregt, die der Stolz begleitet; denn nichts is lächerlicher und unerträglicher als ein eitler Mensch. Auch keine Uébung wurde zúgélaßen, von der ein Verch les, der Bruch rxines Gliedes, der Verlust der Gez sundheit dder des Lebens gefürchtet werden fonnte.}

Körperliche Stärke und Geschicklichkeit ist wol den ineisten Menschen, besonders den arbéitenden und reis senden wunschwerth, auch den Wehrrmännern. Dies le6te versteht sih von selbst; und ie wurde in Deßáu davon gesprochen, wenn auch verschiedene meinèr Er- ziehlin e dem Kriegstande gewidmet waren und in der Folgé Oberste und Generale wurden.

Diese Deßauer Turnübungen sind während meiz ner! Abwesenheit in Petersburg, von Vieth in Deßau, dann von Guts-Muths in Schnepfenthal und späz ter von Jahn fortgeseßt, nur mit wenigem vermehrt, und beschrieben wörden. Die nöthigsten und ánwendz barsten derselben können bequem in jeder Erziehanstal k, die einen Hof : oder Garten - Rauin hat, angestellt wer: den, auch mit schr geringen Kosten in jeder kinderreiz chen Farilié, die ein großes Zimmer dazu hergeben kann, zuweniast sür die Uebezeit. ")

Berlin, 6. 1X. 1819. Chr. H. Wolke.

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*) Der würdige Herr Verfäßer dieses Auf\fages wird dié abgeänderte Orthographie entshuldigen, da die mei: sten Léser der Zeitungen an seine Schreibweise nicht gee wödhnt find, d, Red.

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Allgemeine

Preufishe Staats - Zeitung,

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„5e Stück, Berlin, den 18ten September 1819,

l. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 18. September. Se. Majestät haben dem Geheimen Registrator Beckmann, dem Geheimen Kanzley- Direktor Breithaupt und dem Geheimen Sekretair und Paß - Expedienten Voigt im Ministerio des Juneren, Departements des Staats- ministers v. Shuckmann, den Hofraths : Karakter allergnädigst zu ertheilen geruhet und die desfalsigen Patente allerhöchsselbst vollzogen.

Des Königs Majestät haben den Profeßor Dr. Göschen als erwählten Rektor der hiesigen Universiï- tät für das Jahr vom Herbste 1819 bis dahin 1820 allergnädigst zu bestätigen geruhet.

Ausland.

Frankfurt am Main, vom 10. September. Vn einer vertraulichen Sihung der Bundesversamms- lung hatte der Herzoglich Naßauische Gesandte die An- gelegenheit der Rheinschiffahrt zur Sprache ge: draht, indem dèrselbe die Fortdauer des Umschlages u Köln als ein Haupthindernis der vollständigen Aus- asenas der Wiener Kongreßbeschlüße Über die freie Schiffahrt auf dem Rheine angeben.

Preußen hat sich hierüber in einer anderweiten ver: traulichen Sißung erklärt, und man wird aus dieser (für jest nur in der Mainzer Zeitung abgedruckten) Erklärung und aus der in unsern Zeitungen mitge: theilten Rede des Großherzoglich Bad enschen Bevoll: mächtigten bei der Central - Kommißion für die Rhein- schiffahrt- Angelegenheiten von dem jeßigen Stande dieser Sache vollständig unterrichtet.

Die Wiener Akte hat angeordnet 1) daß die Cen- tral - Kommißion gleich nach ihrem Zusammentritte im Namen aller Uferstaaten eine interimistische In- struktion ergehen laßen solle, durch welche /

a) festzuseßen, daß die ältere Rheinschiffahrt - Kon- vention vom 15. Aug. 1804 bis zur Sanëêtion eines definitiven Reglements befolgt werden müße ;

b) zugleih kurz anzuzeigen, welche Artikel diesec Konvention durch die Vorschriften der Wiener Akte bereits aufgehoben worden und welche andere Vorschriften gegenwärtig schon an deren Stelle ge- \egt werden soilen. (Art. 31.)

Die Wiener Atte hat 2) angeordnet daß die Cen-

tral - Kommißion ein definitives Reglement für die

Rheinschiffahrt ausarbeiten und der Sanktion der Ufer-

staaten unterwerfen, solle. Sobald diese Sanktion er- folgt seyn werde, solle die neue Ordnung der Dinge, der Eintritt aller wesentlichen Punkte der Rheinschif- fahrt- Akte beginnen. Diese beiden wesentlich unter- schiedenen Bestimmungen hat Preußen jederzeit im

II. ZeitungéÖ-

Heute wird das 19te Stück der Gesessammlung ause

gegeben, welches enthält:

No. 559. den Handels - und Schiffahrt - Vertrag zwi- {hen Preußen und Oesterreih in Bezug auf die bei- derseitigen ehemals zu Polen gehörigen Provinzen z g#- zeihnet zu Warschau den 22. März 1817.

No. 560. die allerhôcste Kabinetéordre vom 19. Augu| 1819, die Verwirkung des Erbrechtes zum eisernen Kreuze 2ter und zum Besige des Rußishen St, Georgen - Ove dens 5 ter Klaße betreffend.

Berlin, den 16, Septeuber 1819. Königl, Pr. Debit-Komtoir f, d. AUgem, Geseósammlung.

Nachrichten.

Auge gehabt, aber die Central - Kommißion hat sie in ihren Berathungen vermischt. : i

Die Freiheit des Rheines besteht nicht blos, auch nicht einmal hauptsächlich, in der Aufhebung des sos genannten Stapels (beßer Unschlagrechtes) der bei- den Städte Köln und Mamz, sondern in der Ausfüh- rung aller Anordnungen, welche die Wiener Akte beschloßen hat, damit der im Act. 1. angegebene Zweck: die gänzlich freie Schiffahrt von der Fahr- barkeit desStromes bis an das Meer erreicht werde. Diesen Grunds46 der Akte hat die Niederlän- dische Regierung anzuerkennen beharrlih verweigert, und die Anwendung der Bestimmungen der Rhein: schusfahrt : Afte auf die Schiffahrt in ihrem Gebiete der Berathung über das definitive Reglement vorbe: halten, dennoch aber die Ausführung der Akte auf dem Preußischen Gebiete, sonach auch die Aufhebung des Umschlagrechtes von Köln, sofort verlangt. Die an- dern Uferstaaten, ihr eignes JIntereße verkennend oder nicht achtend, sind ihr hierin beigetreten, und nachdem die Niederländische Regierung sich erboten, die in neues rer Zeit gegen den vorigen Zustand einseitig und wills- fürlich vorgenommenen Erschwerniße der Rheinschissahrt auf ihrem Gebiete zurückzunehmen, mithin nur den status quo von 1814 herzustellen, hat die Meder der Central- Kommißion am 5. März d. J. den Be- schluß gefaßt „daß die Niederländishe Regierung ihrerseits alles erfüllt habe, was man im Sinne des Traktates für jegt von ihr fodern könne.‘’ Wenn die Niederländische Regierung ihre der Wiener Akte zue wider laufenden Verfügungen aufhebt, so erfüllt se dadurch die Akte noch keinesweges; se verlept solche nur nicht weiter. Dec Beschluß ist jedoch um so be: fremdender, als die Central - Kommißion überhaupt, wo es auf das von der Sanfrion der sämmtlichen Uferstaaten abhängige definitive Reglement ankommt, gar feine Behörde ist, welche durch Stimmenmehrheit