1819 / 85 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 23 Oct 1819 18:00:01 GMT) scan diff

an die Spisve bringt; und da er selbst das Geschäft kennt, so fann er leicht diejenigen unterscheiden; die sich auszeichnen. Indem er ihnen nun in Inspek- tionsstellen Gelegenheit giebt, zu zeigen was ste ver» mögen, so läßt er sie bald zu höheren Stellen heran- reifen. Wir haben öfter gesehen, daß, wenn irgend ein Deparrement war, wo es mit der Verwaltung nicht vorwärts wollte, der General: Direktor die Sache gleich dadur ins Gleichè brachte, daß er ein ausgè- zeichnetes Talent in diesem Departement zut Diret- tor machte. c :

Dieses waren die Einrichtungen, so zur Zeit der Französischen Verwaltung auf dem linken Rheinufer in Hinsicht der-Gétränksteuer stattfanden.

Vergleichen wir nun hiemit die neu eingeführten, so finden wir in diesen gleih den Unterschied, der aus der Verschiedenheit des Princips herrührt, daß der Zahlende die Steuer gleih vorschießen muß und nit blos Steuerempfänger ist; wie bei der Fran- zösishen Einrichtung, wo der Konsument erst an den Wirth bezahle und der Wirth das Gezahlte an die Regie ablieferte. Obgleich die Säße bei der neuen Einrichtung viel niedriger sind wie früher, so macht dieser Umstand doch schon einen bedeutenden Unterschied.

Besont ers ist dieses bei der Weinsteuer merfdar, obgleich diese sehr viel geringer wie die ist, so früher bezahlt wurde. Alle Weingegenden sind arm, die Ur- Fache dieser Armuth liegt theils in den ungleicven Erndten, da der Weinbau bei weitem häufigeren Mis: jahren unterworfen ist als der Fruchibaù, theils in der sehr großen Bevölkerung, so aus der kleinen Af- Fervertheilung hervorgegangen. Die Weingegenden würden daher eben so arm seyn, wenn man auch gar Feine Steuer von ihnen nähme, aber die Bevölkerung würde sich noch etwa um ein Zehntel vermehren.

Einé Moststeuer *) schèint nun auf den ersten An- blick diejenige zu seyn, die der Weinbauer am leichte sten aufbringen fann, weil er sie nur dann zu bezah: len hat, wenn wirklih Wein wäh, und nach Maasgabe daß der Herbst F # # oder # ist, wohin: gegen er die Grundsteuer oft mehre Jahre hinter: einander von seinen Weinbergen geben muß, au ch wenn ihm nichts wächst. Allein wenn man be- denkt, daß die Grundsteuer shon eine Konsumtions- steuer is, so auf der Erzeugung der Lebensmittel ge- legt wörden, so scheint es unbillig, daß der Weinbauer von seinem Produkte noch eine zweite Konsumtions- steuer bezahlen soll, die der Kornbauer von dèm seini- gen nicht giebt. Do ist dadurch, daß er sie erst 6 SMonate nah der Weinlese abzuführen hat, wo er den größten Theil seines Weinvorrathes {on ver- kauft, ihm wièder eine große Erleichterung gegeben. Uebrigens is sie nicht geringe, da sie von den gewöhn: lichen Weinen auf die Ohm 1 Thl. beträgt, welches etwa 16 Procent vom Rein - Ertrage der Weinberge seyn ráag. Denn fo wie man annimmt, daß dort, wo im Aerlande dér Boden für die zweite Garbe verpachtet ist, die Kulturkosten gerade die Hälfte des ganzen Eétrages betragen, so muß man annehmen, daß in den Weinbergen die Kulturkosten zwei Drit- tel bès ganzen Ertragès betragen, weil die meisten

*) Dié Gesetzgebung hat die Moststeuer, welche der Staatskaße nur eine unbedeutende Einnahme liefert, nur auf den Gruñd güutachtliher Aeuserungen sachkun- diger und erfahrner Männer, Ingeborner dèr Ge- gend, aufgelegt. Es ist besonders dafür angeführt wordén , daß in jenen Gegenden der Landwein das Vier und den Brantwein zum Theil erseße und das in der Besteurung des Landweines eine Gleichstellung mit den anderen Getränken liege. Einen Ers36 der Steuer werde der Produzent auch reichlich in der zehn- fah so hohen Besteurung des eingehenden fremden Weines finden. Uebrigens hat die Abgabe in den Pro- vinzen Brandenburg und Sÿhlesien seither {hon be- standen, wie auch {hon unter Triersher Regierung ein Fixum von 54 Gr. für den Eimer erhoben worden.

Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß in Jahren einer Fülle, wie das gegenwärtige, der Betrag der Steuer selbst und der Vorschuß den gewöhnlich nur ar- men Weinbauern beshwerlih falle; in solhen Fällen aher wird die Regierung sehr leiht und willig Remez- dur treffen,

Pachtungen alfo geschloßen werdén, däs ber Eigeäihü! |

mer die dritte Traube erhält. Wenu nun die Dhui von den gewöhnlichen Weinen, fo mit élnem Thaler

versteuert werden, mit 18 Thl. bezahlt wird, # sind"

hievon 6 Thl. reiner Ertrag, von dem 1 Thl. äbgabé öeczahlt wird, also ein Sechs:el. Die Moststeuer, ss also 16 Procent beträgt, is mithin noch eiwas höher als die Grundsteuer im ehemaligen Rhein - und Mo: sel - Departement, in wêlhem unser meister Weinbau ist. Denn nach den fkatajtrirren Kantonen betrug in diesen die Grundsteuer i5 Procent des Rein : Ertrages odér der mittleren Pachtpreise.

Dié Brantweinsteuer wird wahrscheinlih vortheil« háft auf die Fabrifätion wirken, indem sie die Leute vecanlapt, Über ihr Geschäft nachyzudenken und sich béyer einzurichièn. Die Brantweinbrenner lernen jeßt in 6 Monaten mehr als sie sonst in sechs Jahren noch nicht gelernt hätten. eiñes sehr geschickéten Brantweinbrenners. Auch ist es

Dieses war die Meinung

ab

85 Stuck, Berlin, den 23sten Oktober 1819.

vortheilhaft, daß die fleinen ausscheiden, weil diese oh:

néehin nur Mehl und Kartoffeln verderben, und durch die schlechte Waare, die sie machen, immer die Preise heraborücéen. Gewöhnlicy machen diese aus 100 Pfd: Kartoffeln 1 bis 2 Maas Brantwein weniger als die großen. Dadurch, daß diese ausscheiden, leioet der At: xérbau nicht im geringsten. Jundem diese ihre Kar: of: féln an die großen verfaufen, so betommen sie Geld, und indem sie das Géespühl wieder von diesen kaufen, so bekommen sie Viehfutier. So werden sich wenige stens am Rheine in dem sehr getheilten Ackerboden die Verhältniße stellen, da man es jegt schon haufig sinder, daß eine Brantweinbrennerei Viehmästung hat, und eine daranstoßende, feine, indem sie es vorz theilhafter findet, ihr Spülicht zu verkaufen.

Die Steuer aufs Malz wird wenig empfunden werden, da sie sehr geringe ist, doch haben die Wirthe angefangen, die Bierpreise so zu erhöhen, daß sie das Doppelte von dem erhalten, was die Steuer kostet. Diese unverhäitnißmäßige Preiserhöhung is immer eine Folge neuer Steuern, weil nun die Leute einen Vorwand haben, mehr zu nehmen als früher.

betrágt sie auf 100 Pfd. Malz) von einem Jahr aufs andere wechselt, und die mittiere Preiserhöhung der Lebensmittel, so durch die Steuer veranlaßt worden; beträgt dann gerade so viel, als die Steuer beirägt, die nun als eine fonstante Größe erscheint.

Das Geseg vom 26. Mai 1818 umfaßt die Ve- steurung auslänbischer Prooukte und Fabrikate. Des Geseh vom 6. Febr. 1319 umfaßt die Besieurung der inländischen, Das neue Steuersystem, von dem beide nur einen Theil ausmachen, wird denselben Gang nech: men, den das Französische genommen, an veßen Steile es auf dem linken Rheinufer getreten ist. Es wird von Anfang große Verwaltungskosten und eine geringe Einnahme bietea, dis nach und nach seine M ngel aufgefunden und verbeßert werden. Die Verwaltungs: fosten des Franzésishen Steuersysiems betrugen von Anfang über 30 Procent der Einnahme. Als das

System zu seiner Vollendung getonmimen, so betrugen

sie nur noch 15. Man versichert, daß das Steuer

system so A gar in Neapel einführte, mit einer folcen | statistischen Uebersicht Über die Natur der Gesellschaft | und des Landes für das es bestimmt, entworfen. wor: | den, daß die Verwaltung der Steuern, gleich von än- |

fang nur 15 Procent gekostet.

Der Herr Geheime Regierüngsrath Grano, det

nah dem heutigen officiellen

zum Mitgliede der in Maynz niedergeseßten Central: Untersuchungs: Kominißion von Sr. Majestät ernann? À worden is, war in den Jahren 1794 bis 1815 theils als F

Kriminalrath bei dem Pommerschen Kriminal Kolle:

gium zu Stettin, theils als Justiz - Kommißarius bei [E dem dortigen Königl. Oberlandezgerihte (vormals Re: ü

gierung) angestellt. Jm Jahr 1815 ward er, da er in

diesen Amtsverhältnißen mit Auszeichnung gedient hat: * te, an die Königl. Regierung zu Berlin als Ra'h und *

¿(ach Y einiger Zeit stellt sich indeß durch die Konkurrenz das richiige Verhältnis von selber wieder her, da der f Fruchtpreis ohnehin nun mehr als 16 Gr. (so vikl

Arrifel dieser Zeitung “Man hat dem Ueberbringer dieser Depeschen crlaubt, zu

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung,

\

L Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berliñ, vom 25. Okcober. König haben der von dem General - Major Grafen Henckel von Donnersmarck und deßen Ehegat- tin an Kindes Statt angenommenen Pauline Helene Leopoldine Therese v. dem Knesebeck, den Namen, das Wappen und den Stand des gräflich Hendel N Geschlechtes zu ertheilen

“geruhet.

Se. Majestät der

Se. Königliche Majestät haben den Stadt- Justizrath Krause zu Liegniß zum Rathe bei dem Oberlandesgerichte zu Glogau allergnädigst zu beför- dern geruhet.

Des Königs Majestät haben den bisherigen Regierungs-Asséßor Brandt zu Minden, zum Regiez rungsrathe bei der dortigen Königl. Regierung zu er- nennen, und das in dieser Eigenschaft für ihn ausges fertigte Patent allerhöchstselbst zu vollziehen geruhet.

IL Zeitungs-Nachrichten.

R

Paris, vom 16. October. Eine Königl. Verord: nung vom 14. d. ruft die beiden Kamniern auf den 15. Nov. zusammen.

Der Kriegsminister hat dem Könige bereits auf-

E Es scheint mit seiner Gesundheit beßér zu gehen. : Die Regierung läßt den Ueberfluß der bieggühriden “Ernte zum AufbÄufen für das öffentliche Bedürfnis denugßen ; auch follen die Bäcker in den großea Städ- “ten verpflichtet werden, Vorräthe anzuschaffen. © Der General : Lieutenant Graf Sebastiani und “Herr Raniolino aus Ajaccio sind zu Abgeordneten “für Korsika gewählt worden. Die Wahlversammlung des Chet - Departemnts ‘ist auf den 51. d. zusammen berufen, damit an dië “Stelle des verstorbenen Baron Augier ein Abgeokd- meter gewählt werde.

Die Prinzeßin von Wallis is unter dem Name

“einer Gräsin Oldi in der Nacht vom 11. zum 12. d. zu Lyon angekommen, um sih nach England zu be- geben. Sie wurde, nah dem Moniteur, schón arn

35. zu Paris ertoartet.

London, vom ia. Oktober. Eine große Zahl “techtlicher Einwohner von Manchester wird dem Prin- en Regenten noch héèut eine lebhaft abgefaßte Ad- dreße überreichen, worin sie sich sehr mißbilligend Über die Shmähuugen äusern, welche man wider die dor: igen Obrigkeiten in Bezug auf ihre am 16. August zjenommenen Maasregeln sich in Libellen, in gerichtli- hen Anklagen und in Volksvéersammlungen erlaubt, habe. _ Briefe aus Madrid vom 23. September elden die Ankunft der Amerikanischen Fregatte H ornet mit Depeschen für den Amerikanischen Gesandten.

Kadix ans Land zu kommen, aber um nach Madrid Zu gehn erwarter er specielle Befehle, da er in Rück t auf die wegen des gelben Fiebers genormnmene -laasregeln nicht weiter kann.

Der Englische Admiral Frecmantle und der Sranzosische Vice: Admiral Lurein si:d mit ihrem M ne i Geschwader am 3. Sept. vor Algier ange: angt. Am 5. begaben sich die beiden Admirale zum

Justitiärius berufen, in welcher Eigenschaft er seitdem _

mit den verdientesten Beifall beschäftiget worden ist.

Erin tee

Dey, um ihm im Namen ihrèr Souverainé añnzudeu- ten, daß man den Afrikanischen Seeräubereien nicht länger nachsehen werde, und daß er sich die Grundes sätze gesitteter Nationen eigen mahèn müße. Der Dey begnügte sich, ihnen zu antworten, daß er schlehs teëdings vón dem nichts verstehe, was sie ihm sagren, - und daß sie Algier nur ohne Weiteres verlaßen möchten.

Das Parlament wird ain 23. Nov. wieder eröffnet.

_ Madrid, vom 5s. Octob. Auf der Jùsel Leòôn ist das gelbe Fieber im Abnehmen, denn am 15. v. M. waren 1086 Kranke, am 24. v. M. nur nôch 495+ Auch in Kadix scheint der s{limmste Zeitpunkt vorücet. Am 29. v. M. waren 4075 Kranké und 62 Todte. Cdiclane und Puerto : Santa - Maria leiden gleichfalls. Rota und Xerez kann man auch nicht frei nennen, doch toaren nach den legten Nachrichten nur 5 Kranke in jeder dieser Städte. Aber in Sevilla haben sich shon am 19. v. M. unerrvártete Spuren in der Vor- skabt geäusert, Am 24. waren daselbst 33 Kranke, von denen 10 gestorben. Die Übrigen Städte der Küste und des Inneren find bis jest verschont.

(Der Armee erwähnt die Zeitung von Madrid nicht, aber nah Briefen aus Bayonne in Französischen Zeio tungen nuß man schließen, daß die Armee aufgelö| sey, weil die Spanische Regierung die strengsten M.asregel angeordnet haben sol, daß die Soldaten, die in as Jns nére des Landes gehen, die Krankheit nicht verbrettén.)

Bayonne, vom s. Oktober. Die junge Köniz gin von Spanien ist am Z3o. in der Nacht hier ange- kommen, und hat uns am 2. d. wieder verlaßen. Am Bidaßoa wurde sie von dem gemeinschaftlichèn Freu- denruf der Franzosen Und Spanier empfargen. Der Strom war mit Barken und beide Ufer mit Zuschauern angéfüllt. Zu Jrun entließ sie das Gefolge, das sie aus Dresden begleiret hatte. Diese Trennung ver- breitéte über ihre Züge einen Ausdruck von Schwer- muth, dié sie nit verbérgen konnte. Jhre Sächsi- schen Hofdainen ünd Kammerherrn sind bereits hier wieder angekommen.

(Nach anderen Französischen, doch unverbürgten Nachrichten wird die Königin nur bis Burgos gehn, da mañ wegen des gelben Fiebers auch in Madrid Be sorgnißè hegt.)