1819 / 88 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 02 Nov 1819 18:00:01 GMT) scan diff

heißen [mehrer Amtsorte den Ausdruck ihrer Dankbar- keit für die Einführung der Verfaßung, und ihrer treuen Anhänglichkeit an die allerhöchste Person Sr. Majestät des Königs erkannt, laße diesen Gesinnungen volle Gerechtigkeit wiederfahren, und werde nicht ver- fehlen, die Eingabe Sr. Königl. Majestät nach aller- Hoöchstdero Rückkehr vorzulegen. Man halte es hiebei auch für Pflicht, die Stadt: und Ortvorsteher auf- merksam darauf zu machen, daß se durch jene Ein- gabe, insofern sie über Verfafungs - Angelegenheiten selbst sih verbreite, die ihnen in der Eigenschaft von Korporationen verfaßungsmäßig zustehende Wirksam Feit überschritten haben. Die rechtlihe Gesinnung, von welcher die Eingabe ausgegangen, und die An: Hänglichfeit an die Verfaßung, welche darin ausge- sprochen sey, bürgen dafür, daß es gnügen werde, den Jrrthum, in welchen die Unter:eichner, der Ein- gabe verfallen seyen, bezeihnet zu haben, um jeder ähnlichen Verkennung ihrer verfaßungsmäßigen Wirk- samkeit für immer zu begegnen. Was übrigens die in der Eingabe ausgedrückten, durh Misverstehen der wahren Verhältniße, erzeugten Besorgniße selbs anlange, so müße die Bestätigung, welche die Verfaßung des Königreiches, in der die Bedürfniße des Landes und die Erfüllung der Pflichten gegen den teutschen Bund gleich sorgfältig berücksihtigt worden seyen, von Sr. Königl. Majestät erhalten habe, für sich allein hinrei- chend seyn, den Unterzeichnern der Eingabe und allen ihren Mitbürgern die vollste Beruhigung in Rücksicht

der geäuserten Besorgniße zu gewähren.“

Karlsruhe, vom 19. Oftober. Der Staatsrath Ftner, ehemaliger Großherzogl. Gesandter in der Schweiz, ist zum außerordentlichen Bevollmächtigten bei der Universität zu Heidelberg ernannt; der Kreis - Direktor von Türkheim soll die Stelle eines landesherrlichen Kommißairs bei der Universität Fre i- burg versehen.

Mit Verwunderung hat man in der Zeitung der freien Stadt Frankfurt und in dem Schwäbischen Merkur gelesen, daß die angebliche Kolonisirungs : Ge- fellschaft zur Unterstüßung teutscher Auswanderer nach Amerika ein Haupt - Büreau unter der Firma: Ei- senmenger und Komp. in Manheim errichtet habe. Weder in dieser Stadt, noch irgend sonst im Großher- zogthume, besteht ein Komtoir jener Gesellschaft.

Wiesbaden, vom 20. Oktober. Bei Bekannt- machung der von der Bundesversammlnng gefaßten Beschlüße hat unsre Regierung noch besonders festge: seßt, daß die dem Staatsdienste sih widmenden Jüng- linge bei ihrem Abgange von jeder Universität, welche sie besucht haben, von dem außerordentlichen Regie- rungsbevollmächtigten Zeugniße erwirken müßen, daß sie in geheimen, nicht authorisirten Gesellschaften, ins- besondre aber im Vereine der sogenannten allgemei- nen Burschenschaft entweder nie gestanden haben, oder doch nah Publikation des Bundesbeschlußes aus der- selbeñ herausgetreten sind.

Paris, vom a5. Okt, Die fortgesezten Shmäh: reden der Parthei - Zeitungen wider die Minister vec: anlaßen das Journal de Paris über die Besorgnis eben dieser Zeitungen, als ob die Freiheit der Preße wieder beschränkt werden dürfe, sich zu äusern. „Es läßt sich begreifen, daß einige dieser Schriftsteller, wenn sie ihr Gewißen fragen, eine heimliche Furcht verspüren und sih nicht an den Gedanken gewöhnen können, das Mi: nisterium werde ihrem Frevel niemals ein Ziel zu segen suchen. Sie sind ganz natürlich verwundert, daß eine

Frechheit der schaamlosesten Art unbestraft bleibt. Die « Preßfreiheit ist in den Händen einiger Nichtswürdigen |

ein Mittel geworden, ohne Gefahr die abgeshmackte: sten Lügen, die boshaftesteu Anschwärzungen, die {händ- lichsten Verlöumdungen zu verbreiten. Ehre, Tugend,

Patriotismus, jeder Gegenstand der Achtung ist ih: *

rem beleidigenden Muth-œiilen oder ihren ungesitteten Schmähungen Preis gegeben. Aber die Preßfrechheit hat ihr Geg: ngift in sich selbst. Die öffentliche Ver- achtung rügt an dem Libellisten die Schmach, die dem Redlichen zugefügt wird, ““ Journal, daß die Minister allerdings verpflichtet wä: ren, sich von den Beschuldigungen der Libellisten in den Augen des Volkes zu reinigen und das Vertrauen des Königes zu rechtfertigen; aber nur die Kammer sey der Ort, an dem sie ihre Vertheidigung siegreich führen würden. Es sey unter ihrer Würde, die Ge- richtshöfe mit Klagen zu behelligen, und obwol die öffentliche Moral die Züchtigung solcher Schreiber von Handwerk, welche den Beruf des Gelehrten entwür: digen, dringend fodere, so müße man doch nicht ver: geßen , wie gebrehlicher Natur die Preßfceiheit sey, deren Misbräuche man nicht verhüten könne, ohne besorgen zu müßen, daß man sie selbst vernichte.

Der Constitutionel giebt auch sofort ein Beispiel, daß die Preßfrechheit ihr Gegengift in sich trage. Die Anzeige eines Aufsabes des Herrn von Herbouville im Conservateur über die Beschlüße der teutschen Bun: desversammlung leitet er mit den Worten ein : „Die: ser Pair von Frankrceich meint die Könige shulmeistcrn zu dürfen; er hält Europa ohne Rettung verloren, wenn es nicht seinem Rathe folge, und wenn es nicht den Erfindern von Verschwörungen, den Angebern von 1815 und den Sachwaltern der Ermordungen im Sü- den Vertrauen und Achtung beweise.“ Man glaubt, dieser Zeitungschreiber spreche von sich selbst, wenn man den Pair hinwegläßt, und die Zeiten des Natio: nal - Konaventes. an die Stelle der Gegenwart seßt. Es ist Übrigens sichtbar, daß die Regierung in der öffentli: cen Meinung in eben dem Maaße gewinnt, in wel: chem die Zügellosigkeit der sogenannt liberalen Schrift- steller den Verstand und die Sittlichkeit des Volkes beleidigt.

Wie auch die Meinungen über den Karakter des Abbé Gregoire beschaffen seyn mögen, so hat sich doch die öffentlihe Meinung dahin entschieden, daß seine Wahl unschicklih zu nennen sey.

Der Spanische Oberst Desente ist mit Depeschen

Weiterhin bemerkt dieses |

England einwirken. i heiten im Auslande mit denselben Augen ansehen, wie England und jeder anders eingerichtete Staat. Teutsch-

des Generals Morillo zu Nantes angelangt und in Eile nah- Spanien abgegangen.

Die Nachrichten in einigen unsrer Zeitungen, als heine wirklich die Pest und nitht das gelbe Fieber in Spanien zu herrschen, wird durch feine einzige aus Spanien eingegangene Nachricht begründet.

Der Courier drückt sich über die Beshlüße der teutschen Bundesversammlung in folgender Art aus: „Uns will bedünfen, daß man mit großer Behutsam- keit und Zurückhaltung über Maasregeln urtheilen müße, die durch ein, uns fremdes Intereße veranlaßt und für ein Land bestimmt sind, von deßen Lage wir nur unvollständig unterrichtet seyn fönnen. Db ein revolutionairer Geist sich in einigen teutshen Staaten " verspúren laße, ob die Zügellosigkeit der Preße, ob die Unruhen auf einigen Univetsitäten den Regierungen Besorgnis errègen; ob der Bund durch eine Aufsicht auf die Censur sich verstätken, ob man, um die Un- terthanen in Ordnung zu halten, die Souveraine dem Bunde kcäfiiger unterordnen müße: das sind Fragen, die sich nur in Erwägung der äuseren und inneren Lage Teutschlands auflösen laßen. Wir wollen darüber in gar teine Erörterung eingehn ; der Erfolg wird ent-

scheiden, ohne sich an den lächerlihen Zorn oder an dié Ausbrüche des Entzücfens zu fehren, worin die Beshlüße der Bundesversammlung unsre Partheien von allen Farben versegt haben. Diese Leute wollen nur Frankreich in Teutschland sehen. Die Ausdrücke : revolu

—— tionairer Geist, Anarchie, monarczisches Princip, außer:

ordentliche Maasregeln, 2c. erwécken ihnen nur solche Begriffe , die sie auf Franfreih anwenden ; und ohne Weiteres träumen sie hier von der Gefahr eines Rück:- schrittes, dort von der Wonne der Nachahmung. So betrachtet, macht ihre Klage oder ihr Frohlocken ihrem beßeren Wißen und ihrem Verstande wenig Ehre. Ge- wiß hat in London kein Mensch daran gedacht, daß die Beschlüße der Bundesversammlung unmittelbar auf Frankreich aber muß die Begeben-

“land will einer Revolution zuvöckommen, Frankreich “hat siè schon Übérständen.‘“ u. s. w. : | (Wir glauben diesèé Aeuserungen deshalb anmerken "zw müßen, weil in teutshen Blättern dém Courier, “als einem angeblih ministeriellen Bilaite, welhe

| Eigenschaft wir dahin gestellt seyn laßen, der Vorwurf

“gemacht wird, sich am heftigsten über die Bundes- Beschlüße ausgelaßen zu haben, wovon wix in den “uns vorliegenden Blättern keine Spur gefunden. "Wahrscheinlich ist der Censeur gemeint, der in den größten Zorn gerathén, vielleicht nicht in böser Absicht, sondern weil die Herausgeber am meisten in Unwißen- heit über die Verhältniße Teutschlands befangen sindz So bilden sie sih ein, als ob im Falle eines Krieges zwischen Teutschlaud und Frankreich # der Teutschen sich für Frankreich erklären würden! ! Die Teutschen haben noch nah hundert Jähren die Nämen der M e-

lac und Duras (Tiras) bewahtt, und die Rückehr

der Tage; in welchen die Daru und Davoust un:

ter ihnen gewaltet, würde jeden Stein bewegen.

Möge der Censeur daher nur nicht meinen, die Ge- ““finnungen der Teutschen zu kennen!)

2N E Ult

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_ London, vom 232. Oktober. Die Regierung hat ihre Misbilligung der in Yorkshire stattgefundenen Versammlung, an welcher auch Mitglieder des Adels Theil genommen haben, dadurch an den Tag gelegt, daß sie den Lord: Lieutenant, Grafen Fißwilliam, dieses Amtes entsezt hat. Das ministerielle Blätt, der Kourier, erneuert die Versicherung, daß das Par- lament zum ‘253. f. M. nur zusammenberufen sey, um die Verräther des Vaterlandes zu entwaffnen.

Nach Marseiller Nachrichten hat die Englisché Brigg William, Kapitain Delano, die von Liverpool nah Smyrna unter Segel ging, auf der Höhé von Alikánte ein andres Englisches Schiff angegriffen, däs: selbe seiner Wäáarenladung beraubt, diè Mannschaft in den untersten Raum gesperrt und die Booté unbrauch= bar gemacht. Jndeß hat sich die Mannschaft doch auf eizem Boote den Wellen vertraut, ist glücklichers weise von einem Griechishen Schiffe aufgenommen und nach Alikante gebracht worden, von zwéi Máz trosen sich nach Malta bégeben und das Ereigñis aus: gesagt haben. Die Korvette, der S pee, is zur Auf- suchang dieses Räubers am 12. Sept. von Malta in See gegangen. Der Fránzösishe Konsul von Malta hat hierüber an die Handelskammer zu Marseille be- richtet. : :

(Nâàch den Französischen Zeitungèn ist ein Engli- sches Fahrzeug, William, in der Nacht vom 7. zum 83. Okt. an der Küste von Berk (Pas de Calais) ge- strandet. Die Equipage bestand in 7 Mäánn, von des nen einer ertrunken, und die Ladung in 351 Bállen Wolle) |

Der Buchhändler Cärlile ist noch wegen einer dritten Schrift suldig gefunden worden. Die Kaus tion, die er für seine Befreiung aus dem Gefängniße geboten, hat man nicht angenomnien- : i

Ein Awrnerikanisches Blatt zeigt die bald bevorste: hende Rückkunft des Gesandtèn der Vereinten Staä: ten in Spanien, Herrn Fortÿsh, an. Es is der Meinung, als wolle die Regierung der Vereinten Staaten nur drei Gesandte in Euróòpa haben, nám- lih zu Löóndon, Paris und Petersburg. i :

Nach Briefén aus Wäshingtöón richten diè Heu- schrecken , durch deren Schwärme die Luft verdunkelt rwoird, unsäglie Verröüstungen in der dörtigen Ges gend an.

Madrid, vom 12. Oktober. Die Königin hat am 7. und 8. in Vittoria zugebracht. Man bemerkt, daß ein ihr zu Ehren angestelltes Thiergefeht ihr Mis- fallen erregte. Jhre Heräblaßuäg erwirbt ihr alle Herzen. Am 11. d. solite sie in Burgos, der Haupt- stadt Alt - Kastiliens, eintreffèn. Hier wird sie gegen den 20. erwartet.

Unsre Regierung bemüht sich, die Landes : Kultur zu befördern, indem fie mit päpstliher Zustimmung mehrjährige Befreiung vom Zehnten für urbar ge- machte Ländereien zusägt. :

Auf der Jusel Leon ist ein Te Deum gesungen worden, weil das gelbe Fieber daselbst aufgehört hat. Fn Kadix würthet es noch fort, und soll, nah der Be- hauptung der Aerzte, gefährlicher seyn, als im Jahre i800 Sevilla scheint es sich nicht weiter auszu- breiten.

Wißenschäftliches. Von dem schon früher angekündigten historischen “Archiv der Preußischen Provinzialverfaßungen, heraus- “gegeben vön Friedrih von Cölln “‘ ist das erste Heft

erschienen.

Nach der Vorrede hat dièses historische Archiv dèn "Zweck „„ geschichtlih zu entwickeln, wie sih die Gegen:

wart bei uns aus der Vergangenheit herausgebildet “hat, und zu bestimmen, in wiefern darauf Neues, All: —_gemeines sôwol als Besonderes, gebäuet werden könne, um den Entwickelungs : Prozeß unseres staatsbürgerli: “when Lebens zu fördern, nicht zurüczuschiebèn, was

schon àn sih unmöglich wäre.“ Unmöglich? jedes Blatt der Weltgeschichte führt den Beweis des Ge- gentheils. Der Entwikelungs - Prozèß des staatsbür- gerlichen Lebens der Griechen is seit den Tagen des Pevrikles doch merklih zurükgeschöbèn worden. So weiter dureh die Geschichte der gesammten Völker des Alterthums, und bis auf unsre Zeiten. Herr Kriegsrath v. Cölln will aus der Geschichte entwickeln, wie die gégentvärtizen Einrichtungen des Preußischen Staates aus der Vekëgangènheit allmälig hervorgegangen sind, ein Unternéhmen, welchès um so

| vdienstlicher ist, äls der beßere Ruhni der Geschichte