1819 / 89 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 06 Nov 1819 18:00:01 GMT) scan diff

in solchen Entwickelungen der inneren Staatenverhält- niße besteht. Ob er diesen Zroeck erreichen werde, 1äßt fich aus dem vorliegenden ersten Hefte nicht beurthei: len. Es enthält die Mark Brandenburg, mit welcher sich noch zwei folgende Hefie beschäftigen sollen, in denen wir daher die Resultate der in diesem Hefte aus verschiedenen Büchern und Landtags - Neceßen zuU- sammengetragenen geschichtlicien Materialien erf er- warten müßen. Denn in den Auszügen, welche dec Herr Verfaßer bis jeßt gegeben hat, finden wir hôch- stens das Empirische, nämlich daß stich die ursprüngli- «hen Einrichtungen nach und nach verándert haben, aber wie sich eins aus dem Anderen entwickelt y muß Hauptsächlich gezeigt werden, wenn das Ganze einen Werth haben sol). Die Philosophie, diese mater oinnium bene factorum, beneyue dictorum, ‘obschon ihr der Herr Verfaßer nicht besonders günstig zu feyn eint, wird dabei doch die núßlich|ken Dienste leisten müßen, welches er \elb| einzuräumen cheint, indem das Archiv nicht allein, wie sich unsre Gegenwart aus unsrer Vergangenheit herausgebildet habe, geshictlich entwickeln, sondern auhch besiimmen soll, in wie fern darauf (worauf?) Neues gebaut werden könne. Jn Anwendung dieser Begrisse kann nur die Philoso- phie an Handen gehn.

Ob Herr Kriegsrath von Cóll n bei der Ausar- beitung sciner Schrift die Landtags - Aften benußt habe, láßt sih nicht ersehen, ist aber zu bezweifeln und doch scheint gerade für ein solches YPert die frei: lich mühsame Benußung der vollständigen Lanvftag®: Verhandlungen, nit blos der gebrucien Receßie Und Abschiede, ganz unerlaßli, zumal da die in der Vorrede angeführten Schriften für den Zwek nur unzuiang- liche Materialien darbieten.

MWiewol eine Kritik gar nicht die Abficht dieses Aufsatzes is, #0 é¿nnen rir thn doch nicht \chließen, ohne einer Behauptung des Herrn Vexfaßers zuer: wähnen, die in einem Werke über unsere Berfafung zu großen Mis8verständnißen führen könnte. Er sagt S. 137. Friedri ch der (Große habe seinem Nachjoiger freifinnigen Institutionen hin-

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einen Staat mi! boch n | terloßen. Diese Institutionin sind völlig unbekannt; der König herrcsc;te unumscränkt, #0 daß die dürger: liche Freiheit des Volkes gar ni@t zur Sprache far. Dagegen hatte er der Freiheit des Geijles Raum ge- geben si in allen ihren Verzweignngen aus ubrt: tenz diese nur is es, die das Jahrhundert Frie: drichs bezeichnet, und Herr Kriegsrath von Cöln wird nicht in Abrede stellen, daß, was er auch Über die Religions : und Cenfur - Edifte der vorigen MRe: gierung anführt, die_ Strahlen der Geistesfreiheit ununterbrochen das Erbtheil des großen Königes erleuchtet haben und erleuchten ; des philosophischen Königes, der, wenn er in unsern Tagen lebte, die Ruhe feines Volkes und die Ehre seines Thrones doch auch nicht ungestraft den Libellisten Preis - geben und der sie in Schranken halten würde, ohne besorgen zu dürfen, daß auch nur eine Wolke den Tag ver-

dunkle, der seinem Reiche aufgegangen.

Zeit is über die Aechtheit der Briefe Ludwigs XVI, die von der Miß Wil- liams und den Herrn St. Avit, Pericaud, von Crequi und Gide bekannt gemacht wurden, gestrit- ten, besonders seit ein Herr Ransemon -Laroche offentlich von sich rühmte: er habe, in Verbindung mit zwei Freunden, die durch Miß Williams und den Herrn Gide bekannt gemachten Briefe verferti- get, um seinen Finanzen aufzuheifen und seine Zeit- genoßen zu mystificiren. Da hiedurch besonders der

Schon seit geraumer

E E S S Ewert

2e L P ÉÍAR O E D I

S Ä E D D D D M

L É R R R T C L

bekannte Brief des Königes an den Erzieher des Dau- phin, den Abbé von Avauyx ( Hicißon) vom 11, März 1791 apofryphisch geroorden : so har der Pro- feßor Drappeau mehre Zeuagniße unverdächtiger und glaubwürdiger Personen über die Aechtheit, besonders dieses Briefes, zusammen drucéen lagen, aus denen hervorgeht, daß zroar der Brief des Königes nicht anu den Abbé von Uvaux ge ommen, und dieser thn erst in der Sammiung der Viß Williams gelesen, daß er ihn aber dem Style «und den Gesinnungen nach füz ácht halte. Man hatte ihn in der Briefcasche des Herzogs von VBrißac, Kommandanten der Königl, Garde, gefunden, als derselde am 9- September 1792 ermordet wurde.

Einer dieser Zeugen, der der im November desselben chen gelesen zu haben versichert, bezweifelt, fügt in einem Br. fe an ven Chevalier v. Foulaines einige besondre chr.h:en Úber ben Kö: nig hinzu. „Man weiß, dap €c jehr gut schrieb, und bei einem nur zu grojeu Mißtrauen gegen si selbj und dei Übertriedbener Schüwhternhei: {ehr ausgebreitete Kenntniße, besonders in der Erdkunde und Ges% ichte besaß. Herx von la Borde, erster Kamm-rd1ieuer Ludwigs V, ein Yann von gesundem Urtheile, hat mich oft versichert, daß ihn die Kenntniße und die Be- scheidenheit des Königes vielfältig in Erstaunen geseut. Er arbeitete oft im Kabinette des Köniaes, der hn mit der Ausführung seinec Zaren beschäftigte. Las in dem Briefe an den &bbe vou Uvaurx stehc „j 0aß dex König slch vordbey cen habe, in der Srdéunde zu un €rtla en,‘ habe id; von Herrn ia Borde gleichfaüs gehör, de! nocch hinzufügte, daß der König ihm ausgelragen y builorisce xronolo: 9:fche Darsicilungen, wie ¿e n le age, zu einer Tapete für die Zimmer des Prinzen, in Zupfer [teen zu laßen.

Auch der Graf von la Luzerne und Herr von

t ite, Seeminister Ludwigs ck V1

General Graf Torelli,

U cid

ti la Co oft versichert, daß er die ziolonien Der Marquis vou Bouille b ih der Kontig be seiner nicéfunst aus ÚÁmerifa Karten von Dominique, St. Eusiah und Set. Chris stoph vorgelegt, seinen Feldzug bearchelit und ipn zéhr ecnstlich darliber zurew gervieseny daß er, obwol die Unternehmung gelungen, docy die Trappen so sehr aufs Spiel geseze habe. Endlich hat der H rieySmi: ster Graf von la Tour du Pin und dec Graf

f G G L k die Hönigirni ¿hres

Efferhazy, den der König und ganzen Vertrauens würdigten, mich Über den G öchst- seligen Kbug in der Meinung best rft, die gexiß auf die Nachwelt übergehen wird. KGeide haben mir ver: schiedene eigenßändige Briefe von ihm gezeigt, derel ungetün®?elte Anmuth Jhre Freunde ; Delille und Suard, deneiven würden. Jn diesen Briefen, wit in denen, die Herr Gide bekannt gematzt hat, ganz besonders in dem an den Abbé von Avauyr, bea! eft man den Adel der Gesinnungen, die Ni-cptigfkeit ver De: danken, eine Geschick@lichkeit die nur das Paßende fg! vnd immer den reten Ausdru fiudet, diese vollendete Poantnis des Schickflichen und diefes volltominent Maashalten; Tugenden, welche ein Ecbaut der Für sten zu seyn seinen, weil sie die Frucht iHrer Er ziehung und einex Stellung sind, in der sie die Véen schen und die Sachen von einen: hoheren Standpunkt erblicken. Jch laße

zu unterhaiten. Aber ich weiß, daß es Sie nicht ermü: den wird, Sie, der den Edelmuth besaß, mitten unte so großen Gefahren ofen und laut seine Vertheids ®

|| gung zu führen.“ 2c.

Jahres den Brief in Aa: F und die Aechtheit nicht f

E mich hin-eijen, Sie zu lange voli diesem vortreflicèn, mir unvergeßlich theuren Königt

#

den Dauphin selbst

haven mi

beßer feune, als sie. f : e elt D / j 5 S E

ha mir €erzugil- ay : ner Éleiier Unpäßlichkeit cœoieder hergestellt.

. der Staatsschuld (5

Departements bezahlt werden sollen,

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung,

L,

Kronik des Tages.

| Verlin, vom 6. November. Seine Majestät der König haben dem Königl. Hanösvershen Gene- ‘ral außer Diensten, von Bülow, auf Beyer -Naum-: burg, den Königl. Preuzischen St. Johanniter : Dr- den zu verleihen geruhet.

Des Königs Majestät haben den bisherigen Steuerraty Stier zum Rathe bei der Regierung zu Î ume nus ernannt.

Des Königs Majestät haben den Justiz -Kom- mißarius Ho fmann zu Naumburg zum Kriminal- rathe daselbst zu ernennen geruhet.

Des Königs Majestät haben den Justiz-Kom?:

T.

Paris, vom-3d. Oktober. Der König isk von ei: Eine Königl. Verordnung verfügt, daß die Zinsen Procent fonso!idirt ) auch in den i men 1 und zwar 5jäh- rige Rückstände, in Hinsicht der geseßlich 5sjährigen Verjähxungsfri. Von Leibrenten und Pensionen, kanu nur cid ‘1jsáhriger Rückstand sowol zu Paris als in den Depart-m-n.3 erhoben werden ; die Erhebung späterer Rükstän e erfodert dié Erscheinung der neuen

Etats und die“Beibringung der Lebenszeugniße. Doch

Á

"bleibt es’ bei der geseßlich 5jährigen Verjährungsfrist

“in Aasehung *er Leibrenten, und der Zjährigen in Än-

“sehung-der Pensionen.

Zwei“ Juwohner zu Nistnes, die neben dem ent- “wichenen Treftaillon zu den Haupturhebern der vor “einigen Jahren daselbst vorgefallenen Greuel gezählt

“wetden, Truffemi und Servan sind endlich vor “ein Assisengeriht zu Riom gesellt worden.

seng Man sag, daß die Anklage wider den ersten 26 todeswür- dige Verbrechen enthalte und der leßte sieben verschie: dener Mordthaten beschuldigt sey. t Der Justizminister hart durch éine vergleichende abelle der Jahre 1817 und 1818 nachgewiesen, wie sehr die Zahl der Verbrecher im Laufe des leßten ahres sih vermindert habe. So beirug im Jahr 1617 die Gesammtzahl der zum Erkenntnis der Assi- señgerichte als angeflagte Verbrocher gestellten Judi- viduen 14,146, wovon 9431 verurtheilt und 4715 los- psarochen wurden, 5538 wurden zum Tode, 511 zu le: érslängliher und 2645 zu zeitlicher Strafarbeit vers

© urtheilt. Jm Jahre 1818 wurden 6712 verurtheilt,

* 324 zuin Tode, 395 zu lebens8wieriger

" licher Strafarbeit, 3010 wurden 6 e L Mei Y gesprochen. , n det Anklage frei: 5 Verhältnis darstellen. © în allen Civil - und Militairgefängnißen zu Paris

Das Jahr 1819 wird noch ein günstigeres Am 18. d. M. befanden sich

J 4429 Personen.

gg Stück. Berlin, den 6ten November 1819.

Amtliche Nachrichten.

mißarius Tellemann zu Naumburg zum ir gr geruhet. y dum Be IE e. Königliche Majestät haben dem Regier rungs - Sekretair Herkules bei der Regierung “e L Gu das ratgo D Hofrath beiulegen und für ihn ausge ertigte Patent allerhö voliziehen geruhet. | A Des Königs Majestät haben den Dr. der Theo- logie und bisherigen Prediger an der Johannis - Kirche zu Sen Bödckel, zum dritten ordentlihen Pr0- feßor der Theologie bei der Universität Greifswald und zum Prediger an der St. Jakobi - Kirche daselbst zu ernennen und die darüber ausgefertigte Bestallung höchsteigenhändig zu vollziehen geruhet.

Zeitungs-Nachrichten.

Dèr Buchhändler Dómère und der lehrte Regnault Warin sind, der eee wen An breitung, der andere wegen Umaröêitung der von dem Engländer Hobhouse herzusgegebenen Schrift „Ge- schichte der 100 Tagx ‘‘ eines Angrifs auf die Utver- leblichkeit der Person des Königes, auf die Throns folge und auf die Königl. Autorität angeklagt, von der Jury au einer Beleidigung des Königs und der Königl. Familie schuldig erkannt und erster zu 6mo- natlicher, der andere zu 1jähriger Gefängnisftrafe, zu- gleich solidarisch jeder zu 1068 Fr. Gelobuße verur- theilt worden. Domére is 19x «Jahr aier. Für Regnault Warin, suchte der Sachwalter geltend ¿f En , Ee p Verfaßer des Werkes „der

( enenkirhbof'“ sey, welches i i j Banapattes E hes ihm die Verfolgäng

Die Deputirten von Korsika, G. ianîi und Ramolino, sind in Toulon R L S J Nach Briefen aus Bordeaux sind die Weine dieses Jahres vorcrefflih und 'reichlih gerahen. Man ist L R R E E des großen

ußes und des ftünftigen

S ftig bsaßes an den Nor:

London, vom 25. Öfktober. Unser Miniskeri scheint entschloßen, die gegen die Reformers e has no” menen oder noch ¿u nèhmenden Maasregeln mit Nachdruck and selbs mit Hilfe der bewockffneten Mache durchzuführen. Ein ministerielles Blatt stellt die Vermehrung der Landmacdt um 10,000 Mann als ein dringendes Bedürfnis dar, und der Kriegsminister hat bereits einen Aufruf an alle kürzlich auf die Abschied=z liste gebrachten Officiere erlaßen, ihren Aufenthalt uns verzüglich anzuzeigen. Es hat den Anschein, daß dergleichen Nachrichten ungünstig äuf die Staatspapiere wirken, die um 1} Procent gefallen sind. Auch die Kourse auf auslän= dische Pläye sind fehr gewichen. Jndeß wollen die