1819 / 91 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 13 Nov 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Unruhen veranlaßten. Einé gewöhnlich heftige Adreße

an den Prinzen Regenten ward beschloßen. Verschiedene Freunde des Grafen Fißwilliam

haben ihre Entlaßung gegeben. Der Lord Lascel-

les ist zum Lord- Lieutenänt der Grafschaft York erz

nannt. 5 : Das unter Kommandó des Admiral Hardy aus Portsmouth ausgelaufene Geschwader, an deßen Bord ch der nah Brafilien bestinimte Gesandte, Herr Thornton, befindet, ist am 18. Sept. bei Madera angelangt. Ein unwahrscheinliches Gerücht hatte die: Er in drei Kriegsschiffen bestehenden Geschwader an- angs die Bestimmung nach Kuba beigelegt; es is jet kein Zweifel, daß es nach Rio - Janeiro geht. Aus San Fago in Chili ist unterm 17- Jul. die Nachricht eingegangen, daß Cochrane s Kauffahrer mit Waaren und Gelde, zusämmen im Werthe von 5 Mill. Piaster geshást, genommen und sich hienächst des Platzes von Payta, im Norden von Lima, bemäch- tigt, die Festungswerke gesprengt und das brauchbare Geschüs fortgeschickt häbe. Die Schiffe befanden sich unter Convoy der Spanischen Fregatte Kleopatra, und waren fast alle für den vollen Werth der Ladung bei Lloyd verfichert. Cochrane seht die Blokade. von

Callao fort. | ; :

Die Brigg, / welche zur 'Aufsuchung des Schiffes William, Kapt. Delano, wegen des an dem Eng» lischen Schiffe Hélena verübten Seeraubes von Malta nach Smyrna ausgeschickt war, hat dasselbe dort ge: funden, Besig davon genommen und den Master und A in Eisen’ geschloßen mit sich nah Malta geführt. :

Der Sekretair der Schaßkammer in den Verein- ten Staaten Nord : Amerikas giebt die S: áats - Ein- nahmen für das halbe Jahr voni Januar bis Julius dahin an: Zölle. . . « + + 10,350,000 Dollars Verkauf von Staatsländereien » 82,295,000 s verschiedene Einnahmen . « « 927,000 -

15,550,000 Dollars. Er glaubt zwar, daß die Verminderung des Papier- Geldes Verlegenheiten in der Geld - Circularion hervor- gebracht, und daß besönders die Handelsstockungen aus das óffentliche Einkommen nachtheilig" gewirkt haben, doch zweifelt er nicht, dáß am Ende des Jahres die Einnahmen alle Ausgaben des Staates decken werden.

Madrid, vom 26. Dktober. Die Königin tvárd am 18. d. zu Ruitvago vom Jnfanten Don Kar- los und von der Jnfantin Donna Maria Fran: cisfa empfangen und in das Residenzshloß von Pardo begleitet, woselbst sie vom Jnfanten Don Fr. de Paula und der Jnfantin Donna LouiseChat: lotte empfangen wurde. Der König bewillkommte sie und kehrte am 19. abends nach Madrid - zurück.

m 90. vgarmittags erfolgte unter dem Donner des Geschüßes und dem Freudenrufe des Voikes der feier: liche Einzug in die Hauptstadt. An demselben Tage, abends, unterzeichnete der König im Thronsaale die Akte der Empfangnahme der Königin, und der -Kar- dinal Erzbischof von Toledo verrichtete die Trauung. Die kirchliche Vermählungs - Feierlichkeit (velaciones) fand am fólgenden- Tage in der Kirche des cisfus nah dem Ritus der Römischen Kirche statt.

Nach der Hofzeitung hat der König die Vermäh-

heil. Fran:

lung mit vielen Standeserhöhunge, Ordensverlei: hungen und anderen Beweisen der Ghiäade bezeichnet, So sind der Graf v. Pino Hermosó und der Mar:

quis v. San Martin zu Grands der ersten Klaße erhoben, der Gros- Júquisitôr ist Mitglied des großen F

Rathes von Kastilien geworden. Unter den Jnschriften

an einem zu Ehren der Königin errichteten Triumph: ff

bogen, sämmtlich von aus ,, Die Tage der Betrrübnis sind vorüber. Sonnen sind aufgegangen. den. Jhr habt nun eine Mutter,

_Dié Feste haben alle politische Neuigkeiten vet: F drängt. Daß unlängst ein Fahrzeug, bao eingelaufen, Depeschen aus Süd - Amerika ge: z bracht, is gewiß, dócú har die Regierung über ihre Inhalt nichts bekannt werden laßen.

Man weiß uicht, wo sich das Hauptquartier de Grafen Calderon in diesem Augenblicke besindet. | Ueber das gelbe Fieber laiüten die Nachrichten au Kadix fortdauernd traurig. (Jn Seviuia soll es sh! jest auch mehr verbreiten, wie Französische Nachrich

ten melden.)

vom 28. Oktober. Seine Majs am 85. d. in höchstem Wohlseyn

Petersburg, stät der Kaiser ijt

von Warschau auf dem Lusischloße Gatschina einge troffen.

Der bekannte General von Sprengpoëten is 5

hieselbst in hohem Alter vérstorben.

Stuttgart, vom 31. Ofktover. ganzen Königreiche, ist am 28. d. M. das vollendete Verfaßungswerk durch Feste verschiedener Art mit alls gemeiner Theilnahme gefeiert worden.

Karlsruhe, vom 31. Oktober. Unsre Regierung

hat sich über die Ansprüche, welche sie an den Kanton Aarau wegen Beitrages des Frikthals zu den Landes: shuiden des Breisgau, wegen bes Klosters Sion, des Stifies Säckingen und der Komniende Beuggen , @ f wie wegen der Rheinfelder Zollcückstände geltend machte E durch eine von dem Kanton übernommene Geld : Ent: | schäbigung von 275,000 Fl. ausgeglichen.

F nland. |

“Berlin, vom 12. November. Sé. Königl. HE“ heit der Prinz Karl vön Preußen, Sohn Sr. Maijesiät des Königes, wärd in der Sißung des K nigtichen Staatsrathes vom 9. dieses, als fiß - und’ Î stimmfähiger Prinz des Königl. Hauses, in denselbet|" durch den stellvertretenden Präsidenten, Herrn Staats | Minister Freiherrn von Altenstein, feierlich eini Danzig, vom 6. November. Nach einer hier cin i

gegangenel Nachricht ist der Verfertiger falscher Kön nioßemente über angeblich von hier vécsendete Waaren,

falsczer Wechsel und Empfehlschreiben, in Liverpoo| vechaftet worden. :

Um alle Beforgnis wegen des gelben Fiebers u verhüten, sind auch hier die erfoderlichen Vorsicht Maasregeln getroffen worden. Alle aus verdächtigen" Orten ankommenden Schiffe werden, ohne: landen zu" dürfen, zur Quarantaine in einen Dänischen obe Schcywedischen Hafen gewiesen. 5

C E AOE R O T Ä G S E S Ee eee g T

Ueber dié Landtágs- Verhandlungen in deñ Herzogtühmern Berg und Jülich zu Anfange des 18ten Jahrhunderts.

2a) Fortseßung. ) i

In Berg und Jülich hatte sih die Landeshoheit, wie überall im Reiche, aus den erblich gewotdenen Aemtérn der Grafen entwickelt. Wir finden schon im 12ten Jahrhunderte die Grafen von Jülich und die Grafen von Berg damit beschäftigt, als erbliche Dys nasten ihre Pen zu vêérmehren und aus diesen eine Grafschaft zu bilden, in ber fie in eigenem

Namen die Rechte des Kaisers übten, so der Karoliw"" gische Graf, im Nâämen des Kaisers in seinem Gäut * geübt. Da’ diese klêinen Dynaften : Familien, so aw | Rheinstrome herrschten, alle durch Heurathen mit eiw“ ander befreundét und verwandt ivaren, so mußten, iw“ dem einige ausstarbeni, die Güter sich endliy in de" Hand einer einzigen befinden. Dieses war die Fomilit von Kleve, als 1496 der Erbe von Kleve und Math Maria die Erbin von Jülich und Berg heurathete. Anfangs bildeten diese Läuder nur zerstreut lie gende Besizungen der einzelnen Gráfen-: Familien, un)

lingische

| dem Major - Domus Don "seh Arriaza verfertigt, zeichnete sih folgende besonders "G Heiteré F Hoffet nun, ihr Leiden: F ihr Unglücklichen! “F

welches in Bil: d

dei dieser Geldverschreibung verbürgt haben. derte.

i O * ligen Hier , wie im G fauft wörden),

unter sich s zusammengehangen

* , feblte viel, daß fle Jes feblte viel, daf \ wie der Karo:

i und eine solche Fläche gebildet, Vis Gau. ie so wie im Laufe der Zeit das

erworben wurde, st0 entstánd ein | eschlogenes und abgerundetes Territorium, und ein TLand, und eine Landschaft in der jezigen Bedeu- * tung des Wortes. Doch ist dieses Sammeln des Besibes

ische

* (ehr langsam gegangen, denn áls 1425 das Geschlecht der * Grafen von Jülich, die kurz vorher Herzoge geworden, * erlosch, so bestand ihr Befigthum in 4 Städten und 10 Ï Aemtern, an denen sie über 300 Jahre gesammelt und die etwa ein Viertel von dem Herzogthume Jülich de- tragen mochten, sd wie es 1794 war, w9 es 174 Qua- ratmeilen betrug und 40 Aemrer hatte. bén: Mit der Landschaft entwidelten sich zugleich die Landstánde. Doch scheint im 14ten Jahrhunderte noch keine Landes - Repräsentation vorhanden gewesen zu seyn, weil die Landschaft bei Geldveræilligungen un: mittelbar angesprochen wurde, wie solches aus der Bergschen Urkunde von 13653 heryorgeht , in der aüe Bergshe Städte, Flecken , Dórfer und Kirchspiele an- geführt siud, deren Schöjfen und Ga E sid * sten Spuren einer Vertretung, wo Wenige die Ge: \cháfte von Vielen besorgen und in Folge * eines Auftrages, finden sich im usten Jayrhun- Jn der Urkunde von 1491, wo die Landschaft beim Hause Jülich zu bleiben, und tei: hem andern als ihrem angebornez Herzoge die Hulot- gung zu leiften (‘das Land war nämith vom dara: Herzog Gerhard, der feine Kinder hatte, an Erzbischof Diderich von Köln heimtich verz erscheinen nicht mehr als 24 Ritter und 10 Städte, welche exélären, daß sie für si und für die Anderen unterzeichnen, so ste darum gebeten ). Jn der für diese Länder so äußerst merfroürdigen Urkunde von 1496 ,„ 0 unter dem Namen der Erb: Landesvereinigung bekannt ist, als Joh anu, Her: zog von Kleve; Marien, Erbin von Jülich, heuratheie, erscheinen die Räthe, Ritterschaft, Städte und alie Unterthanen der Lande Jülich» Berg, Kleve, Mark und Raveneberg, welche in der Urkunde sagen „baß sie folgende sirenge, ehrsame, feste und fromme Räthe, Nitters(aft und Städte gebecen , ihre Siegel für sich und sie an diesen Brief zu hängen‘ und so folgen dann zwei Folio : Seiten Unterschriften für die ver: schiedenen Lande, wobei diescs immer aufs neue be: merkt wird, so oie eine Deputaiion nach der andertn unterzeichnet.

Die Landtage waren dâmals s:lten, da die Land- \hafc sich nur dann versammelté, wenn übér eine all: gemeine Landesangelegenheit, wie F B. über Erbfolge, oder aber wegen Geldverwilligungen und Bürgschaften, geurkundet wurde. Juadeß änderte si vom Jahre 1555 an die Natur der Landtage » da in dem Reichs- abschiede von diesem Jahre , aügemeine Reichs - und Kreis : Steuern bewilligt wurden, #0 jährli wieder kehrten. Diese veranlaßten auch jährliche Landtage, und da diese für die ganze Landschaft lästig, so wur- den sie blos von einer Deputation beschickt , die end- lih ständig wurde und zuleßt erblich, niht aufs Neué wählte. Von diefer Zeit an finden wir auch immer dieselben Städte in der Deputation, da hingegen früher bald diese bald jene darin waren. Diese Städte nannten sich nun die Hauptstädte des Landes, und glaubten, daß sie den Landtag ver» möge eines Rechtes begingen, und nicht ver- möge eines Auftrages. |

Ës hat vön jeher eine historise Schule gegeben, die keine Urkunden liest und die die Grán e ihrer hiz sorischen Kenntuis überall für die Gränze des Ge-

fich einigte ,

den

Märk schén Urkunde“ vön 1437 erscheint ébené fals ein Aus\huß der Landschaft. Dieser sagt am Ende: Wir unterzeichneten Hofbesizer und Ritter haben für uns- und die Anderen unterzeichnet, so uns darum gebeten.

*) Jn der

da man fie

K die Landtage wenig besuchten,

shichtlichen gehalten. Zu dieser Schule gehörten auch die

landständischen Deputationen am Ende des 16ten Jahr- hunderts. Judem sie vergaßen, daß sie vermóge eines Auftrages, und nicht vermöge eines Rechtes, den Land- tag begingen , so bestimmten sie, wer in Zukunft auf dem Landtage solle zugelaßen werden und wer nicht, ohne zu bedenken, daß die Landschaft. jedes Jahr ihre Deputation entlaßen konnte, und ent- weder selber tommen, oder eine neue Deputation wäh- len. Für Kleve und Mark wurde die ähnenprode auf dem Landtage von 1598 eingefühtt. Die blödfinnigen Fürsten, so vor dem Erlöschen des Hauses Kleve an der Regierung waren, mögen wol das JIhrige mit dá- zu beigetragen haben, daß die Rechte der Landschaft verdunkelt wurden. Doch finden wir, daß ums Jahr 1600 fich überall die Landstände durch Ahnenprove vom Volke scheiden. So z. B. im Herzogthume Westphalen 1601, in welchem Jahre sie dié Uhnenprode einfühtz ten. Im Jahre 1587 waren noch die gemeinen Lands saßen von der Landeshoheit zum Landtage pegrüßt worden-

Wenn man in neuerer Zeit unsere Landstände Fe u- dalstände genannt hat, so hat raan hierin historisch unrecht gehabt. Sie waren es nicht, allein sie sireb- ten es zu werden. Sie waren eine ständige Deputation der Landschaft, so endlich, ba man sie nicht von Zeit zu Zeit exueuert, erblicy geworden.

Der Grund hievon lag in einem mangelhaften Wahisystem, oder eigentlicy darin, daß man gar keins hatte. So lange die Landtage selten waren, und nur alle 10 oder 20 Fahre einer gehalten rourde, war dieses weniger fühlvar. Allein als seit 1555 jährlich Landtage gehaiten wurden, und da auf dieè sen Landtage i größere Summen beroilligt wer- den mußten, weil in dieser Periode die Entstehung der stehenden Truppen fällt : so war es allerdings ein großer zei Seiten dex Landschaft, daß sie nicht dafür sorgte, daß sie eine wahre VBertreiung betäme, und zwar eine solche, die sich immer erinnere, daß sie vermöge eines Auftrages da sey, und aht vermöge eines Rechtes.

Zaß die Vertretung st0 unvolikommen wurde, und daß man an fein Repräsentativsystem, in dem jeßigen Sinns des Wor! es dachte, bei dem jedeGemeinde wählt, und also auch jedeGemeinde ihren Deputir? tirten hat, das rührte wieder aus dém Korporations- Gesen her, so das ganze Mittelalter regiert, und den vâ- maligen Zustand der Geseuschäft oft bedingt hat. noc kein allgemeiner Landfrieden vorhanden, so war diè Sicherheit , so der Einzelne für seine Person und füt sein Eigenthum genöß, geringe, Und dieses veranlaßte überau die Menschen, sich näher an einander zu schlie- ßen, so wie Gleichheit der Beschäfcigung oder Gleich: heit des Wohnplaßés und der Lebensweise sie zufams- menführte. Htedurch wurdên alle Gewerbe und alle Stádre Korporatibnen , wié auch der Adel etne in sich geschloßene Knapschaft bildete. Die Landschaften bestanden damals aus Korporartónen, so sich auf dem Wege eines Bundés mit einander verbunden , #0 vie M öô ser solches von ber Entstehung ber Osnabrücker Landstände gezeigt, und Sommer von denen im Herzogthume Westphalen. Jhre Kaße war eine Bun: destaße, uno jeder bewilligte nut für sich, bis erst spáter diese Korporationen für das ganze Land bewil- ligten, wo denn aus der Bundesktaße eine Lan- desfkaße wurde. Da der Stand der gerneinen Land- saßen sich nicht in eine solche Korporarion vereinigt hatte, wie dièë Städte, wie der Dienstmannsadel, uad wie in geisttihen Staaten die Dom ifter und Abc teien: so war er gleih von Anfang, bei einem Ver- tretutigsysteme, so sich aus Korporationen bildete, in einer ungünstigen Lägez und diescm Umstande if es zuzuschreiben, daß die gemeinen Landsaßen, die eben so gut ächtes Eigenthum besaüen, i

a Wr Ot ¿R G b

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wie die anderen, so zur Korporation des Dienstmannsadels gehörten, bis' sie denn endlich ge»