1819 / 98 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 07 Dec 1819 18:00:01 GMT) scan diff

wie-der Werth- des Silbers langsam sinkt. Sobald B aber in iu d be über die ‘Gränze kommt, bei der fie noch als Konsumtionssteuer wirken kann, so fängt der Werth des Bodens an zu sinken. Die große Menge Kauf- und Pachtbriefe, so beim Kataster verglichen rden, zeigen in ihren Mittelzahlen immer ganz ge: nau das Steigen und Fallen des Bödenwerthes, und gében so immer feste Anhaltpunfte für die Béurthfei- lung der Grundsteuer. : Daß der Bauer aber als Kornfabrikant, 50, 40 und 50 Procent räehr für sein Fadrikät auf dem Markte fodeën kann, und es auch erhält, ‘das folgt aus allen Marktverzeichnißen des vorigen Jahrhun: derts. Nimmt man z. B. das von Paderborn, als von einem Markte, der mitten im festen Lande liegk, uud der mit keiner Waßerstraße zusammenhangt und also vom allgemeinen Welthandel nicht unmittelbar berührt wird : so findet man, daß in dem Jahrhunderte von 1685 bis 1785 der Preis dés Kornes sith auf fol: gende Weise verhielt: in den ersten 25 Jahren kostete das Korn 91, in den zweitin : s - - 94 “in dén dritten -- % : 102, in den vierten - s s s 113, wenn man den Mittelpreis -des Jahrh. 100 seßt. Das Silber war also gegen Korn um 22 Procent gefallen, und im Dutchschnitte alle 25 Jahre um 52 Procent. Jn den leßten 25 Jahren aber ‘um 11 Procent. Allein in den 25 Jahren von 1785 bis 1810 ist der Mittelpreis des Korns 171 gewesen; er hat also §8 Proccnt zugenoïnmen, und ohe däß ian ‘ságèn Lann,- daß in diesen 25 Jahren Amerika mehr Silber als gewöhnlich nach Europa gesendet, wodurch ein Sinken seines Werthes entstanden. Weil nun der Landmann für sein Fabrikat 58 Procent mehr erhal: ten hat, so folgt hieraus, daß die andern Stände ihm so viel mehr haben geben konnen, eben roeil fie es ihm gegeben; und damit sie dieses gekonnt, so haben sie wahrscheinlich mit èéiner größeren Anskre- gung arbeiten müßen, um #o viel ah Silber m ehr zu erhalten als sie fürjenes Fabrikat mehr bezahlen mußten. L agriculture c’est aussì une manufacture, sagte einmal Mirabeau in der Nâ- tional - Versammlung. Sobald der Ackerbau aber eine Manufaktur ist, so kann der Bauer auch die andern Stände für sich arbeiten ma-: chen, und die Grundsteuer von ihnen gerade wie eine Konsumtionsfsteuer einziehen. Man fkänn daher in der Grundsteuer sehr weit ge hen, sobald man éine genaue Statistik des Landes hat, nah der man sie gleichförmig auf alle Gemein- den vertheilen kann, so daß sie einen Aer wie den andern trift, gerade wie Negen, Dürre Und Frost auch die ganze Fläche des Landes glei ch: förmig treffen. In Westphalen hatte die Heßi- \he Regierung 100,000 Gulden àuf die Aufstellung dieser Statistik verwendet , die 1811 vollendet wurde, und nach der 1812 zuerst gehoben worden ist. : Sobald man in der Grundsteuer aber über eine gewiße Gränze geht, dann hört sie aùf wie eine Konz sumtionssteuer zu wirken ; fie trifft dann niht mehr blos den Rein - Ertrag, sondern greift das Kapital an, und der Boden sinkt in seinem Werthe. Dieses war vor 100 Jahren in den Heëzogthüniern Berg und Jülich der Fall, als die Steuern so hoh gespannt waren, daß derselbe Morgen Ackerland, der jest mit 200 und 3250 Rthl. bezahlt wird, und der, wenn man den Silberpreis berücksihtigt, doch damals wenigstens 80 Thaler hätte kosten müßen, nur mit 10 bis 15 Rthl.

!- bezahlt wurde, wie solches die Kaufbriefe zeigen, o

man aus dieser Periode noch befigt.

Dex Preis des Ackerlandes hangt von der Wohl: habenheit des Bauers ab, denn die Natur liedt Eigenthum, wie Möser sagt, und jeder Laadmann sucht sich solches zu erwerben, damit er odch ein Eigen habe, von dem ihn Niemand verdrängen könne. Um so mehr wird dieses Eigenthum geliebt, wenn es ehtes Eigenthum ist, welches die Lateiner des

Mittelalters mit dem Namen Advocatia bezeichnen,

das nämlich in keiner Abhangigkeit von einem anvern Grundeigenthume steht, und mit dem die Schöffen: barkeit auf dem Landtage verknüpft ist, so wie das Jagdrecht. Eine der größten Maasrègeïin der Na: tionalversamml1:ng war das Gese, das den gesamm: ten Ackerboden von Frankreich in echtes Eigeuthum verwandelte und ihn aller Baude entließ, in die er früheren Jahrhundêrten verflöiten worden. Das line Rheinufer, fo an dieser Gesezgebung Theil ‘ge- nommen, verdankt ihm seinen hohen Wohlstand.

Wenn ‘in einem Lande, wo der gesamm'e Ackerbo: den adeliger Natur ist, der Preis desselben sink, st ist das ein Zeichen, daß entweder die Sicherheit der Personen und des Eigenthumes ungewiß, oder ‘aber, daß die Grundsteuern auf eine Höhe gefpannt snd, roo sie aufhören als Konsumtionsfteuern zu wirken, Seit 1816 ‘ist àber der Boden am Rheine in einem steten Steigen gewesen, wie solches die große Menge von Domainenverkäufen ausweist.

Wenn in einem Lande, wo der Boden völlig frei

ist, diéser in seihem Werthe skeigt, sd ist dieses ein Zeichen, daß der Landmann wohlhabend ist. Jst aber der Landmann wohlhabend, dann eben wirken die

Grundsteuern wie eine Konsumtionssteuer, da der

Landmann nun verkaufen kann, wenn es ihm ge: nehm, und er befindet sih gerade in demselben Fa!le mit jedem anderen Kaufmanne, der, sobald er verkau: fen kann, wein es ihm genehm, auch den Prets für seine Waare bestimmen kann.

verkaufen um Geld zu bekommen, fann er es nah

seinem Ausdrucke nicht absehen: donn sind seine | Verkäufe mehr ‘oder wenigcr Nothverkänfe, und m

diesen bestimmt niht der Verkäufer den Preis, sondern der Ankäufer, die Grundsteuer nicht wie eine Konsumtionssteuer, Und dieses is wol der Fall vor 100 Jahren in den Herzogthümern Berg und Jülich gewesen, als der Landmann dur die hohen Steuern so ausgesogen wurde, daß ihm, wie die Stände im Jahr 1719 si ausdrü&ckteñ, fast nichts übrig blieb zur Erhal: tnng seines elenden Lebens.

Es ist nicht ohne Nuxen, wenn man die älte: ren Steuerverhältniße der Peovina einmal durchgeht. Man berichtigt auf diese Weise viele irrige Meinun: gen, so nit aus übler Meinung irrig sind, fondern

weil es die Menschen einmal nicht beßer toißèn, d! |

sich alle Geshichtfkenntniße im Volke mit drei (Sene: rationen und alle geographischen und statistischen mit 10 Meilen abschneiden. Was jenseit dieser Gränze lieg, davon weiß unter 10,000 Menschen kaum Einer etwas.

Daß man die kleine Gemeinde der Verständigen gewinne, lohnt aber immer der Mühe. Auf die An: dern muß man freilich Veézicht thun ; denn Die, so sich einmal recht gründlich in den Steuerjanimer verliebt

und eine Art Freude an ihm haben, laßen sich dieses E

in keiner Weise nehmen , sondern vertheidigen es stets aufs beste.

M

In diesem Falle wirkt auch

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung.

ide

dit iti Dit

oge Stück. Berlin, den 7ten December 1819.

l. Amtliche Nachrichten.

Krönik dés Tágés.

Berlin, vom 7. December. Se. Majestät der König haben das, nach Jnhalt allerhöchst Jhrer Ver- ordnung vom 18. Oktober d. J. auf fünf Jahre zu bestellende Ober: Censur - Köllegium angeordnet, dem Wirklichen Geheimen Legationsrathe von Raumer den Vorsig in diesem Kollegium aufgétragen, und zu Mitgliedern desseiben dèn Wirklichen Geheimen Lega: tionsrath Ancillon, den Bischof Eylert, den Ge- heimen Ober : Justizrath Sa ck, den Geheimen Dber- Medicinalräth Langermann, den Geheimen Ober Regierungsrath Körner, den Gêheimen Ober : Regie- rungstath Bèhrnauekt, den Geheimen Ober : Regié- rungörath S ch0 l, den Regierungsrath und Profeßor vòn Raumer, den Profeßor und Bibliothekar Wil-

fet und den Hofrath Beckedorfff ernannt. Fst aber der Landmann nicht wohlhabend, muß er

Se. Majestät der König haben dem Supetrin- tendenten Let \ch zu Hirschberg den rothen Adler : Or- den dritter Klaße zu verleihen geruhet. Se. Masefät der König haben dem Grafen Jámes v. Pourtales-Gorgier die Kammerherrn: Würde zu ertheilen geruhet.

Se. Königl. Mäájestät haben den Rendánteñ

“her Haupt: Theater: Kaße, Jakobi, zum Hofrath zu

ernennen und dás Patent höchsiselbst zu vellziehen geruhet.

Se. Majestät deë König haben den Kaufmnaänü Lorenz Lor ck zu Drontheim zum Konsul daselbst zu ernennen geruhet.

Bekanntmachung. Die Einwohner der Königlich Preußischen Staa- fen sind durch die von Sr. Excellenz dem Herrn Ju-

‘stiz : Minister von Kircheisen unter dem 28, Mah

d. J. erlaßene, in den hiesigen Zeitungen êrschienent Bekanntmachung bereits benachrichtigt worden, daß in dem Königreiche Polen, in Folge eines daselbst im Monâáte April i818 gegebenen Geseßes, das Hypo: thekenwesen von üéuem regulirt wird.

Die Ausführung der in jenem Gesege angeordnes ten Maasrégel hat bereits begonnen. Er werden von Jahr zu Jahre, von einer Woÿwödschäft zur anderen stufenweise fortschrèitend, für die einzelnen Güter Termine angesezt. Däs Ausbleiben iùn denselben is für Diejenigen, welche Real- Ansprüche an diese Güter haben, mit wesentlichem Nachtheile verbunden.

Die Besorgnis, daß es vielen im Preußischen Staäaté befindlichen Kreditoren {wer werden dürfte, voû den diesfallsigen in den Warschauer Zeitungen erscheinenden Auffoderungen zeitig genug Kenntnis zu erlangen, hat den Herr Ober: Präsidenten der Provinz Posen bewogén, zu veranlaßen, daß alle diese Auffoderungen, wie sie erscheinen, unverzüglich in die zu Posen herauskommenden teutschen und Pölnir schen Zeitungen aufgenommen wérden. :

D318 Publikum der Königlich Preußische Staaten wird äuf diese zwéckmäßige Eintichtung hiedurch mit deim Bemerken aufmerfêsam gemacht, daß die mit den 95sten diesjährigèn am 27. vörigen Monats erschie nènen Stücke der Posener Zeitung ausgegebene Exe trà-: Beilage bereits eine solche, von der Hypotheken: Kommißion der Woywodschaft Ma sovien unker dem 11. gedachten Monats erlaßene Auffoderung enthält, welche die i dèm nächstköómmendèn Monate Jäânuar 1820 bevorstehéènde Regulirung des Hypothékenwésens der Güter in den Kreisen Lenczyè und Zgiersk zum Gegenstände hat.

Berlin, den 4. Decèémber 18319. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten.

E i a I E

[II.

Ausland. Paris, vom 27. November. Es wax zu erwar: sten, daß die Veränderung unsers Ministeriuins einen heftigen Kampf in den öffentlichen Blättern veran:

Zeitungs-Nachrichten.

laßen werde, de? auch nicht uñterblieben, wobei nur zu bedauern isk, daß die Urbanität, ein altes Erbe der Französischen Schriftsteller, so sehr verlegt wird. Die sógenannt -: liberalen Journalisten glauben sich gegen