1819 / 103 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 25 Dec 1819 18:00:01 GMT) scan diff

g Rg A T R E, R E 2 n E E E «M D IOR S O 0M E T E E R L R V P E aon Ma R: M

er zum Lehrer der Geschich:e der Philosophie ernannt - (einer Wißenschaft, welche, es sey im Vorbeigehen ge- sagt, vorher nie in Frankrei gelehrt worden war). Seit 1815 stand ex an der Spihe der öffentlichen Er- ziehung, eine Stelle, welche einem Ministerium gleich geachtet wird. Vor wenigen Monaten hat er in einem Augenblicke von übler Laune seinen Abschied gefodert. Er ist nun ein Kandidat des Ministerrums und von seiner Ernennung hangt es wahrscheinli ab, ob er und die Übrigen zwanzig Doktrinairs mit dem Centrum oder mit der linken Seite stimmen werden. f

Das zweite Fragment dieser Seite hat den 1m Jahre 1818 durch ministeriellen Einfluß ernannten Fa: brifanten Terneaux zum Anfüdrer. Diese Männer nennen sich die Konstitutionellen. Sie behaupten, sich immer in den Schranken der Charre zu halten, sind aber eifrige Vertheidiger des Wahlgeseßes ohne Aen- derung, und gehören also nunmehr bestimmt zu der Opposition gegen die Minister. Jhrer mögen drei: ßig seyn. z E

Buer den Gang der Französischen Revolution ver: folgt hat, dem wird es klar seyn, daß Männer, welche die Konsequenz so weit treiben, als die metaphysishen Doktrinairs, oder fo schwankend find, als die Konsti- tutionellen, im ersten Augenblicke des Kampfes zu der revolutionairen Parthei übergehen werden.

Die übrigen sechszig Deputirten sien auf dem linken Flügel der linken Seite. Sie nennen sich selbt die Liberalen, und diesen Nämen mág man ihnen gönnen. So edel seine ursprüngliche wahre Bedeu: tung is, so ist doch sehr zu fürchten, daß er einst in den Büctern der Geschichte keine ehrenvolle Rolle spielen wird. Die Deputirten dev linken Seite de: haupten, so wie die der rechten, die Vertheidiger der Charte zu seyn. Wir haden den Sah aufgestellt, daß nichts berechtige , in die Versicherung dieser Parthei Zweifel zu setzen, aber denfelden Grundsab laßen wir nicht für die line Seite gelten. Das ganze Leben der Royalisten ist ein fortlaufender Beweis ihrer Treue für den König, ihrex Anhänglichkeit an seine Familie. Den Grundsätzen der Monar@hie haben sie ihr Leben und ihr Vermögen aufgeopfert, dem Willen des Königes ihre innigste Ueberzeugung. Aber die Na- men der Deputirten der linken Seite haben nie unter den Vertheidigern der Monarchie geglänzt, mehre un- ter ihnen gehörten zu den eifrigsten Dienern des M an- nes, für deßen Ohren das Work Freiheit in Greuel war. Ohne uns in eine Karakterschilderung diefer Mánner einzulaßen, begnügen wir uns einige unleug- bar - historische Thatsachen anzuführen, noch welchen sie beurtheilt werden fönnen. Der Marquis de Chau:- velin, unstrèitig der talentvollste unter ihnen , ge- hörte vor der Revolution zu den nächsien Umgebun- gen Ludwigs XVI. Der vertraute Minister dieses Monarchen, Bertrand de Molleville, erzählt in seiner Geschichte der Revolution, der unglückliche Monarch habe 1hn im April i792 zum Botschafter in London ernannt, um einen Verräther von seiner Per- son zu entfernen. Uever den Werth dieser Beschul: digung wird die Geschichte urtheilen, wenn sie einst das Leben Mollevilles und das Leben Chauve- lins gegen einander abwägen wird. Das Betragen des Lebten in London nacy der Revolution vom 10. August war so, daß das Englische Ministerium ihm befahl, Großbritannien sogleich zu verlaßen. Der Mar- quis de la Fayette, von dem Schwindel des Re- volutionsgeistes ergrisfen, hat in seinen früheren Jah- rea eine Rolle gespielt, die man anfing seiner Jugend zu verzeihen, ats man sahe, daß er unter Bubvna:- parte sich in eine edle Dunkelheit zurückgezogen hatte ; aber auf einmal erwachte in seinem Alter der längst unterdrückte Ehrgeiz wieder, und la Fayette ließ sich als Mitglied der Deputirten - Kammer der hun: dert Tage wählen. Hier war er einer der Urheber des Sturzes von Buonaparté; ‘aber er und seine Freunde haben laut genug erklärt, daß seine Ábsicht gewesen sey, eine Republik auf den Trümmern der Monarchie zu errichten, und die Eitelkeit verblendete

| den erfaßinen Mann so sehr, daß er glauben konnt;

die verbünveten Monarchen würden mit ihm, als Ai

Allaemeine

geordnetem eines Zweiten National - Konventes, !cch iy 4 é Unterhandlungen einlaßen. Wie man auch scin 0: d ( ( s c ( Nl maliges Betragen beurtheilen mag: wer wird es gici.

ben, daß dieser Mann ein Freund der Monarchie ui} der Bourbons sey? Wer wird Herrn d'Urgeuf? són für einen Vertheidiger der legitimen Thronfol| halten, wenn man weiß, baß dieser Deputirte, na de! zweiten Rükkehr des Königes im Jahre 1815, in se;| ner Eigenschaft als Mirglied der Buonapartuasa en De putirten - Kammer gegen die königliche Ordonnauz pr: testirte, wodurch die Wahl - Kollegien zusammen betru! fen worden waren? Wer wird es glauben , der noch am 2. Jul. 1815 in det Kammg der- hundert Tage die tünftigen Geschleter auffodert, sih gegen Ludwig XVIU. und die Dynajiie da Bourbons zu erheben? Welches rechtliche Gefüh| darf man von einem andern ais Redner ausgezetdá n

ten Deputirten dieser Seite erwarten, woelcwzer die Gi

ter eines Emigranten des Departements Correz ge: kauft hat? Was sollen wir von Herrn Benjàmi Constant sagen? Am 19. März 1815 ersczien in tikel gegen Buonaparte, welcher mit

Uebeïläufer mich von einem Gewalthaber zum ander schleichen, Über die Niederträchtigteit eines sollen Vek

um ein Leben ohne Ehre zu erkaufen, enthetiigte Pott scammeln *).‘‘ Zwei Tage nachher tam Buonaparte nach Paris, und im fölgenden Véonate tràt Zecr Con stanut als Staatsrath des nèuen Gewältßäbers und} Berfaßer seiner Konstitution auf, dur weier oie B o ut: bons auf ewig verbannt wurden. Solche undvejèreit: bare Thatsachen bedürfen keiner weiteren Uusfæehtung,!

mit einiger Umstänolichkeit giebt, und urizeile m9 die Freunde der Monarchie und der roahéen Freiheit sigen, |

Man kann fcagen, was denn der Pian oer Uoerq: len Parthei sey? Diese Frage reicht üver den cis der Thatsachen hinaus, um sie zu beantworten, müßen die sezig liberalen Beputirten als die Repr. sen: tanten von vier dis fünf Pat:héien betrawtiet wer: et, dié nach vershievenen Zwecen arbeiten, ob sie glei4F jest in der größesten Einigkeit zu leben s{heineu. Duff

Swildecung derselben bedarf einer besonderen Uusein: F

andersebungz hier beynügenz wir uns blos zu bemerfen, daß die Versicherung, es arbeiten Frankreich vi vis funf Pärtheien am. Umstürze der gegenwärtigen"

Ordnung der Dinge, keinesweges im Widerspruche if! mit der oden ausgesprochnen Wahrheit, daß dié Hauptmaße der Na:ion rein rovalislis sey. Jen! Faërionen bestehen aus einér tleinen Anzahl vor

Menschen, daß man sie ohne ihre ungemeine Thäi \* feit kaum bemerken würdez aber sie sind nichr mind k

gefährlich, weil sie sich alle Mittel erlauben, und m

die Erfahrung gelehrt hat, daß in Revolutions -: Zeitet F

gewöhnlich die Minorität den Sieg davon trägt. Lud:

wig XVI. blutete in Paris, wo dreihundert Mörde: F seinen Tod beschloßen, während sewsmalhunderttausent Menschen, von welchen am Tage der Hinrichtung adt F zigtausend unter den Waffen standen, mit blutigen F

Thränen das Ve:brechen beweinten ; fünf hundert ws: ren hinreichend gewesen, um es durch einen traftigé! Entschluß zu verhindern.

+) „Je n'irai pas, misérable transfugé, tratner d’us pouvuir à l'autre, couvrir lVinfamuie par le sophisme, et balbutier des mots profanés pour racheter ure vie honteuse,’” Mán darf nur überall die Negative wegstirel chén, nnd statt der künftigen Zeit die vergangene seße, so enthalten jene Worte die Geschichte des Mannes seit dem 21, März 1815 Beim Ablauf des leßten Quärtals des Jahrgän- ges ersucht die Rédakrion um gefällige Erneuerang des Abonnements. Neue Bestellungen können jeder zeit bei den Königlichen Poskämtern gemächt werden.

MP G B I S Ä eee

von Manu *

E

cigentli( f

L -

roz Stück. Berlin, den 25sen December 1819.

, l. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Berlin, vòèm 25. December. Gestern geschähe hier, in der Kapelle des Königlichen Schloßes, in Ge-

4 4 A s Königs rín: Journai des Debats cin von ihm unterzeihneter Ur genwart Sr. Majestät des Königs, der Prín

folgenden Worten schloþÿ: „Jch werde nicht als ein veräctliha den, die Konfirmation Jhrer Königlichen Hoheit der

iragens den Mantel eitler Trugschlüße wecrjen, nog 4 Prinzeßin Alexandrina von Preußen, Tochter

Sr. Májestät des Königs.

zen und Prinzeßinnen des Königlichen Hauses, des Hôofes und der hohen Militair- und Civil : Behör-

Diese teilige Handlung geschäh durch den Hofpre- diger Sack, von welchem Jhro Königliche Hoheit in der Religion waren unterrichtet worden.

Nach einem Gebete und einer Anrede, lasen Jhro Kö:

Man lese nur die Debatten in einem Blarie, das s ÿ igl. Hoheir vas von Jhuen felbsck-aufgeseste Bekennr-

nis Jhres Glaubens, beantworteten diè Jhnen darüder vorgelegten Fragen, und würden duïch die Einsegnung als Mitglied der evangelischen Kirche aufgenommen.

Eine an Jhro Königliche Hoheit gerihtete Redè und ein Gebet beschloßen die heilige Feierlihfeit.

Se. Majestät der König haben dem in Groß: Herzoglich Mecklenburg-: Schwerinschen Diensten stehen- den Obersten von Steinäcker den Königl. Preuß St. Johanniter : Orden zu verleihen geruhet.

Die Intereßenten der Gesebssämmlung werdén benahrichz tigt, daß ein zu diesem Werke gehörigèr Anhang, enthaltend: die Haupt-Könveñtion zu Vollziehung des zwi- schen Preußen und Sachsen zu Wien am 18. Maf; 1815 abgeshloßenen Friedens - Traktates und zu nähe- rer Bestimmung der durch diesen Tráktat veranlaßten Auseinandersegungen und Ausgleihungen nebff| meh=- ren anderen darauf Beziehung habenden Konventionew und Berechnungenz; vom 28. August Und ratificirt anz x1. November d. J. auÿ fúr dieses Jahr erschienen is und an die resp. Abon- nenten unentgeltlich verabreiht, an Nicht - Abonnenten abéèr für 12 Gr. abgelaßen wird. Berlin, den 23. December 1819.

Königl. Pr. Debit - Komtoir f, d, Allgèni. Geseßsamnmlung»

Il. Zêéitung8-Nachrichtén. Í

Ausland. Yàris, voni 15. Decembér. Die Karnniër der

Ugeordneten hat dié regelmäßige Zähl von 9 Mit- gliedern für die Bittschriften: und eben so viel für

die Komptabilitäts- Kommißion gewählt.

Das Tribunal der Zuchtpolizei hat sih in einèt entlichen Sipung am 11. d. mit dem Prozeße der Herrn Gevaudan und Simon beschäftiget; welchè auf Antrag des sffentlihen Ministeriums zur Untér: sachung gezogen worden, weil sie beshuldige! sind, in ihren Häusern die Versammlung einer Gesellschaft ge: stattet zu haben, welche unter dem Namen einer Gesell: schaft der Freunde der Preßfreiheit, in mehr als 20 Personen bestehend , zu gewiffen Tagen der Woché

zusammengekonimen is; un sich mit politischen Gegen:

ständen zu beschäftigen. An Beweis: und Gegenbe: weis-Zeugen waren niehr äls 80 vorgéladen. Man bes merfte untét ihnen die meisten Mitglieder der Kam: mer der Abgeordneten von der linken Seite, die Her:

àusgeber der sogenännt- liberale Zéikungèn und Zeit: schriften und anderé im Publikum bekannte Personen, z: B. Alexander Laméth und Tálma. Der zuerst äbgehör e Beweis : Zeuge, Baron Méhin, sagte: Jch kenne kteiné Gesellschaft der Frèunde der Preßfrei- heit. Als vor drei Jahrèn die Begébenheiten des Tas ges uns das Hérz zetrißen, Tamen wir zus2mmen, um uns übet die Angelegenheit zu unterhaltèn, die damals allé Freunde des Va-érlándês beunrußigte. Wit bildeten gâr feinen Verein. Wir fanden uns bald bei dem Hr. Gévaud än, bald bei deni Hetzóg von Bröglie, bald bei mir ôder einem aûdern Freude zusammen. Wir sprathen mit einander; wir aßeri Kuchén und tranz ken Punsh. Jch kênne den 2g91sten Artikel des Straf: Geseybuches (der die Vereine von meht als 20 Perso- nen zu bestimmten Tagen ohne öffentliché Authorisaz: tion untersagt) sehr wohl, ader es i mir gar uiché in den Sinn gekömmen, zn glauben, däß wir gegeit dieses Geseg gesundiget, Jh wußte, daß es eigentlich