1819 / 104 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 28 Dec 1819 18:00:01 GMT) scan diff

Förster willkommen is. Sie enthält eine kurzgefasite Geschichte des teutschen Ordens, der die Erzählung der Schicksale des Schloßes bis auf die heutigen Zei- ten folgt. (Der Orden nannte sich nicht: Brüder von dem Orden der Jungfrau Maria (S. 10.), sondern: Brüder von dem Orden des Spitales der heiligen Marien des teutschen Hauses von Jerusalem.)

Sein Wappen, ein schwarzes Kreuz auf weißem Schilde, erhielt der Orden vom Papste Cölestin III, In dieses schwarze Kreuz legte der König Johann von Jerusalem ein goldnes, dem der König von Frank: reih, Ludwig IX, goldene Lilien, und der Kaiser Friedrich IT. einen schwarzen Adler im goldnen Felde hinzufügte. (Die Vignette stellt dieses Wappen dar, das goldne Kreuz mit den Lilien hat aber zu sehr das Ansehn von Hellebarden.) Jun den Bannern des Rit- ter: Heeres war in den lebten Zeiten theils das Or- dens - Wappen, theils das Bild der heiligen Jungfrau, theils das Geschlechts- Wappen des Hochmeisters. Un- ter diesen drei Bannern kämpfte das Heer z. B. in der unglücklichen Schlacht von Tannenberg,

Der jezige Preußische s{warze Adler ift nicht der von Kaiser Friedrich Il. dem Orden verliehene Reichs- Adler, wie Manche glauben. Als Markgraf Albrecht von Brandenburg die Herzogliche Würde und Ost-PYreu- ßen als ein weltliches Fürstenthum von Polen zu Lehn annahm, legte er das Ordens - Wappen ganz ab *), und empfing vom Könige Sigismund August von Polen, seinem Oheim, der ihn bei der Erwerbung Preu-: ßens so sehr begünstigte, in das Herzogliche Wappen èinen gekrönten s{chwarzen Adler, der den Anfangs: Buchstaben des Königlichen Namens S. auf der Brust krug. Als das Brandenburgische Haus die Souveräi- nitt über Preußen erlangte, behielt der große Kur- fürst den schwarzen Adler, aber das S. mußte, wie {h ‘von selbst verstand, verschwinden. „Mutemus clypeos, Danaumque insignia nobis aptemus!* bdahte Markf- graf Albrecht, vorahnend vielleicht, daß seiù Haus auch das von dem Ordèn ldsgerißene West: Preußen einst zurückzufodern nicht anstehen werde. „Die Siege Friedrichs des Großen (sagt Herr Dr. Förster S. 39.) gaben ihm hier in Osken éine Eroberung ohne Scchwertstreich, die von kleinlichen Tadlern und histo- rischen Pfennigkrämern ungerecht genannt, nichts an- ders war, als ein Zeichen der Gerechtigkeit, die in der Weltgeschichte waltet.‘ Friedrich der Große aber ließ Kasernen einrichten in dem ehemals hochmeisterli- chen Schloße und „hinauf sah (heißt es in dieser Schrift) das fade Geschleht ohne Rührung und Schwindel." Gegen diefes „fade Geschlecht ‘’ im legten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts haben wir doch einiges zu erinnern. Es ist dasselbe, dem das müthige Geschlecht im ersten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts A l: les verdankt! und das Land, dem wir freudig zu- rufen „Salve, magna parens frugum, Saturnia tel- lus, magna virúm"” tvird uns am ersten beiftim:

*) Jn einer Ode auf seinen Tod sagt Friedrich von Nostiz: axdinis abjecit clypeos, insignia, vestem.

fest und dauerhaft waren.

I men, das Vaterland Kants, und Hamanns, und

Herders.

Daß einige Bau : Kondukteurs das Schloß in Ma: rienburg nicht erkannten, wird Niemand befremden der die Geschichte der Baukunst im achtzehnten Jahr: hunderte kennt.

Ob nicht sehr übertrieben zu nennen sey, was S. 41. von den Verwüstungen des Schloßes in den Jah:

ren 1807 angegeben wird, dürfte eine vollständigere |

Beschreibung dereinst belehren. Jn jedem Falle ge: schieht dem damaligen Chef der Verwaltungsbehördè der Provinz großes Unrecht. Denn ihm war nur ge: meldet, daß die Kasernen, die im Schloße eingerichtet waren, zu Magazin - Gebäuden umgeändert werden sollten.

Der an den Chef im Jul. 1802 erstattète Bericht des Baumeisters, der die Einrichtung der Magazine leitete, enthielt Folgendes: „Die ehemaligen Kasernen und einige Officierwohnungen wurden in den Fahren 1774 und 1775 in den beiden Schloßgebäuden aptirt. Diese Einrichtung erfoderte, daß mehr Fenstersöf- nungen durchgebrochen und die vorhandenen verklei- nert werden mußten, wodurch das ehemalige äusere Ansehn der Gebäude schon damals verloren ging. Da sie Überdem in den Kriegen sehr gelitten hatten und bei weniger Aufmerksamkeit îm Junneren sehr verfallen waren, mußten sie durchgehens mit neuem Gebälke; und mit neuer Bedachung versehen werden. Von den damals noch vorhandenen alten Gewölben in der er- sten Etage wurden diejenigen beibehalten, vir noch Es waren ganz gewöhn: liche Kreuzgewölbe; sfe sind zum Theil in der Folge eingestürzt, zum Theil noch vorhanden. Jun diesen beiden Käsernengebäuden werden auch nun gegenwär: tig die Kriegs - Magazine aptirt und zu dem Behufe die inneren Wände, die wegen des Kasernements ein- gebaut waren, wieder ausgebrochen. Das Aceusere derselben wird eben so wenig verändert, als ganze Gebäude abgebrochen werden sollen. Diese beiven Ge- bäude haben daher außer ihrem Koloßalen nichts Merk- würdiges mehr, was die Aufmerksamkeit der Vereh- rer alter Baukunst auf sich ziehen könnte. Dagegen sind im ehemaligen Kapitelgebäude einige Säle und mehre Zimmer, die wegen ihrer kühnen Bauart und mühsamen Dekorationen allerdings die Bewunderung verdienen. Diese aber bleiben ganz in ihrem gegen- wärtigen Znsktande. Ew. 2c. wollen sich hieraus über- zeugen, daß die Gerüchte, als wenn durch die Einrich- tung der Magazine die ehrwürdigen Alterthümer der Baukunst vernichtet würden, ganz ungegründet sind.“ Derselbe Chef wirkte bei Sr. Majestät bereits die nöthigsten Fonds zur Hèrstellung und Erhältung der vom Üntérgange noch zu rettenden Theile des Schloßes aus, und nur der Krieg von 1806 vereitelte seine Plane.

Druckfehler. Jm 101sten Stücke diesêr Zeitung Seite 1, Spalte 1, Zeile 10 von oben, lese man Tre vi ding stätt Freuding.

R I T I ttmewaenn Depeew- m

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Allgemeine

„Preußishe Staats - Zeitung.

1042 Stück. Berlin, den 28sten December 1819,

L Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 28. December. Der bieherige Ober- landesgerichts - Referendarius Georg Wilhelm Herz- druch ist zum Justiz- Kommißarius bei den Unterge- richten in den Magdeburger Kreisen rechts der Elbe,

mit Anweisung seines Wohnortes in Burg bestellt worden.

Se. Majestät der König haben den Kaufmann Andrien Saportas zu Antwerpen ¿zum Konsul z ernennen geruhet. s

L Zeitungs-Nachrichten,

Ausland.

Paris, vom 18. December. Gestern fand die Taufe der Prinzeßin von Artois (welche bei ihrex Geburt durch den Bischof von Amiens die Noth- Zaufe, ondoiement, erhalten hatte) mittels Nächho:-

k Jung dox Tauf - Feierlichkeiten durch den Groß- Xlmo- senier Kardinal Erzbischof von Talleyrand:Peri- gord ftatt.

Der König und die Herzogin von An- gouleme hielten ‘die Neugeborne über die Taufe. Nach einer Aeuserung im Journal de Paris hât

der König am 1. d. die Verordnung vollzogen, durch

welche den Verbannten, soweit sie begnadiget worden, die Rückkehr nach Frankreich bewilliget i. Man hat

: sie benachrichtiget, daß sie ihre Päße bei den Lokal - Ge- sandtschaften in Empfang nehmen fénnen. E Brüßeler Nachrichten vom 20. d. E Hülin, Vandamme, Bory St. Vincent und F Mellinet ihre Päße durch den Konsul in Antwer-

(Nach haben Arnauld,

den au schon empfangen.) Der König hat einer großen Zahl von Gelehrten, Künstlern, Aerzten und Staatsbeamten den Orden des

| heil. Michael ertheilt.

Die von der Kammer der Abgeordneten ernannte \ Kommißion zur Anfertigung der Dank - Addreße àn den [ König hat sich über die Redaktion nicht veteinigen \ können, Die Kammer, welche die verschiedenen Mei- l Ungen in einer geheimen Sigung erörterte, beschloß “Auf den Antrag des Herrn von Courvoisier mit 118 Stimmen gegen 107, daß die neun Büreaurx einen Î neuen Ausschuß wählen sollten. Diese Wahl erfolgte. | Derr B. Constant ward nicht wieder erwählt, wohl Ler der Marquis von Chauvelin und Herr Lainée. Da der Prásident der Kammer reglementsmäßig Theil V den Berathungen dieses Ausschußes nahm, so ward mt 6 Stimmen gegen 4 eine Redaktion, im Sinne

der rechten Seite und der gemäßigten Mitte, zu Stande gebracht, solche auch in einer geheimen Sizung der Kammer, welche die vom Herrn v. Courvoisier vorgeschlagenen Verbeßerungen mit 136 Stimmen ge- gen 91 verwarf, angenommen. Da die Zeitungen die Debatten in dén- geheimen Sitzungen der Kammer nue mit deren Erlaubnis aufnehmen dürfen, auch wahr: scheinlich noch zur Zeit nicht hinreick end vntérrichtet sind: so werden die Bedenken des Herrn von Cours voisier, der sich der linken Seite ganz angeshloßen zu haben scheint, da er früher zu der gemäßigten Mitte gehörte, auch verschieden erzählt, z. B. daß der Kênig feine Abänderungen der Verfaßung vorsclagen möge, daß- die in der fönigl. Rede enthaltenen Ausdrü&cke ¡Unruhe und Fafktion ‘* bestimmeer hervorgehoben, und von Faftionen, nicht von einer Faktion, gesprochen werden möge, daß der König zu ersuchen, die Mißio- nen zu untersagen. Auch soll auf den Antrag des Gez nerals Foy der Ausdruck „Privilegien der Kirche ‘s in Immunitäten verändert worden sevn.

Der Moniteur macht, iu Einversändnis mit den ministeriellen Zeiiungen, den sogenannte: liberalen Zei: tungen bemerkiich, daß die Kollektiv: Bittscriften zur Aufrechthältung der Verfäßung (die Einwohner von die Gemeine von der Kreis von ) in Franfreih nicht, wie in England, fon®Titu:ionell wären. Jn England wären fe es, weil Fe von Ce: se6liben Körpersch:fien ausgingen, dergleichen es în Franfreih niht gäöe. Diescr Gegenstand wird în un- sern Blättern mie der jet gewohnten H.fickeit für und wider vielfältig erörtert. (Er dürfte wol einer gkündlichern Untersuchung bedürfen ; dent daß es z. V, Gemeinden in Frankreich gièdr, if do nir Iu besktreicen. Ader einzelne Mitglieder können f „, die Gemeinde nicht nennen, wîe es hüufig gefchtedt.)