1871 / 64 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jul 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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Bierling und Ungerer betraut sind. Eigenthümlih {aut die benachbarte Ludwigskirche drein, unter deren Arkaden ein Paar anr die Stadtpfarrer errichtete Tribünen einen shattigen und ühlen Siß versprechen. Von Weitem fällt dem Beschauer {on das Königliche Kriegs-Ministerium in das Auge, auf dessen Dache cinige Dugzend kleine blauweiße Fahnen lustig im Winde flattern, während über denselben cine riesige s{chwarz- weißrothe Fahnenstange ihre Bestimmung für die neue Reich fahne kenntlich macht. Vor der Front zeigen bekränzte Schil- der die Namen der bayerischen Siege und Siegesantheile in dem lehten Feldzuge, als: Org 4. Au ust, Wörth 6. August, Beaumont und Rancourt 30. August, Bazeilles 31. August, Sedan 1. September, Plesfispiquet 19. September Straßburg 28. September, Artenay 10. Oktober , Orleän 11. Oktober, Bazoches les hautes 2. Dezember, Meung 6. De- zember, Beaugency 8. Dezember, Clamart 14. Januar, Monkt- euge 29.- Januar und endlich Paris 1. März. Um die Schilde hcrum sind Trophäen von Säbeln und Hirschfängern

mit ihren Scheiden angebracht. Ueber“ den Schilden in dem Vorbau des Kriegs-Ministeriums bilden Karabiner, Säbel und Lanzen , die lehteren mit der von den polnishen Lanciers Napoleons I. vererbten weiß-rothen Fahne, an Kürasse und Stos dos Tad angelehnt Trophäen von Reiterwaffen, cinen

Sto hoch Tabatidrengewehre und Faschinenmesser, um Tornister und Tschako gesammelt, Jnfanterietrophäen. Neben den Parterre- Lina erregen Gruppen von riesigen Wallbüchsen die allgemeine ufmerksamkeit, und unter den Arkaden crheben sih, von erstem Tannengrün umgeben , Trophäen von Kanonenröhren , wäh- rend unter dem Hauptportal ein riesiges Festungs8geshühß her- vordroht. Endlich auf dem Trottoir vor dem Kricgs-Ministe- rium find in gangen Haufen Kürasse aufgestapelt, manche mit dem durch das Granatensprengstück gerissenen Loch oder der durch die Gewchrkugel verursachten Quetshung. Neben dem Kriegs-Ministerium fällt das Palais Sr. Königlichen Hoheit des H erzogs Maximilian, Vaters der regierenden Kaiserin von Oesterreich , besonders in das Auge. Dasselbe zeigt an beiden i Fahnentrophäen in s{warz-weiß-roth und blau-weiß, ait der lehteren Farben häufig auch die vielgestreifte Fahne mit dem Wappen des wittelsbachischen Königshauses, inmitten der Trophäen ‘abwechchselnd ein \hwarz-weiß-rothes oder ein blau- weiße8Schild, im Parterre der Flügel die Wappenschilder der baye- rischen Provinzial-Hauptstädte München, LandLhut, Speier, Re- gensburg, Würzburg, Anspah, Bayreuth und Aug®Sburg, un- mittelbar am Portale zwei riesige Schilde mit dem Königlichen Namens“zuge und der Krone darüber. An der Front über der Einfahrt sind die Vorbereitungen zu ciner großartigen Jllu- mination ersichtlich; bei der Feier zur Kapitulaton von Paris brannte dort bekanntlich ein W. mit der Kaiserkrone über einem L. mit der Königskrone. Endlich ist die Gesammtfront des Palais durch je zwei shwarz-weiß rothe und blau-weiße riesige Ca en von der übrigen via triumphalis abgegränzt. lm Odeonêplaße, wo Se. Majestät der König bekanntlich den Vorbeimarsch der Truppen in Qugékolonne abnehmen wird, ist außer großen Tribünen neben dem König Ludwigs-Denkmal, wie vor und auf den Häusern am Hofgarten noch nichts fichibar, da- gegen schreiten die Vorbereitungen in der Feldherrnhalle, wo der ildhauer Ban ge die Arbeiten leitet, 1üstig fort, wenn- ichon seine beiden Viktorien und die Riesenbüste Sr. Majestät des Königs mit den Reliefportraits der Generäle Freiherrn von der Tann und Freiherrn von Hartmann von dem Bild- hauer Zumbusch noch vermißt werden. Ueber der Halle is} eine breite schwarze Jlluminationsfront angebracht, auf der dic Worte: »Heil dem König und seinem tapferen Heere« schon jeßt fichtbar sind. Die ganze vom Siegesthor bis zur Feld- berrnhalle reichende via triumphalis endlich is von 170 vene- tianishen Mastbäumen, roth mit goldener Spiße, cingefaßt, die durch Tannenkränze mit rothseidenen Bändern mit einander verbunden find. An der Residenz, dem Residenzplaße und der Diener®gasse, durch welche der Zug sich demnächst bewegen- soll, find noch keine Vorbereitungen si{tbar, dagegen sind an dem alten Rathhause auf dem Marienplaß für die JUumination die Worte: »Hoch das einige freie Deutsch- land!« vorbereitet, während gegenüber das Haus des Landtag8- Abgeordneten Juwelier' Thomaß eine s{öne Germania mit Schild und Schwert, umgeben von der {warz - weiß - rothen, der bayerischen, württembergischen, badischen und hessischen Fahne, zeigt. Besonders schön endlich ist der Bahnhof aus8ge- stattet. Hier hängen in der Mittelfront zwei kolossale Schilde mit dem W. und der Kaiser- und dem L. und der Königs- Krone nebeneinander, unter denselben glänzen auf blau-weißen Schilden die Namen der bayerischen Corps8- und Divisions- Generäle, Freiherr von der Tann, Freiherr von Hartmann, Stephan, Maillingér, von Walther und Graf Bothmer, an den lügeln sind in langer Reihe auf shwarz - weiß - rothen cildern mit blauer Schrift die Namen aller deutschen Siege angegeben.

Soweit die Vorbereitungen, wie sie sih bis heute, Donnersta Mittag, gestaltet ‘hatten. Im Publikum is die belt eine sehr große, bereits sind zahlreiche Fremde, namentlich aus den Provinzen des Königreiches hier eingetroffen, und {on gestern hatte der Magistrat für Tribünenpläße die Summe von 7000 Fl. cingenommen. Das Fest, begangen zu Ehren unserer tapferen bayershen Armee und verherrlicht durch die Theilnahme ihres Königlichen Krieg8herrn wie ihres Aen obersten Führers, des künftigen eihs8oberhauptes, verspricht ein schr glänzendes zu werden und dem deutschen wie dem bayerischen Patrioten zur völligen Befriedigung und dauernden Aneiferung zu gereichen.

Sachsen. Dresden, 14. Juli. Die Erzherzogin Sophie ist heute früh 8 Uhr von Schönbrunn in Niedersedlig eingetroffen und hat fih auf die Weinbergs-Villa der Königin bei Wachwoiy begeben.

Württemberg. Stuttgart, 13. Juli. Jn der gestrigen 24. Ti f der Kammer der Abgeordneten haite der Abg. Oesterlen, früheres Zoll arlaments-Mitglied, eine Jnterpellation an das Ministerium gerichtet, ob dasselbe geneigt sei, der Kammer Bericht zu geben über die Thätigkeit des undesraths8 und speziel Über die Stimmführung Württembergs in demselben. Der Justiz-Minister v. Mittnacht gab die entsciedene Er- klärung ab, daß »das Ministerium nicht beabsichtigt, der Kammer eine allgemeine Mittheilung zu machen über die Stimmabgabe Württembergs im Bundesrath. Darüber, ob und wie cs Anfragen wegen der O Ia in bestimmten Dun Fällen zu beantworten in der Lage ist, wird das Ministerium \ich \{lüssig machen, wenn der Fall eintreten wird.« Einen allgemeinen Rechen\schaftsbericht aber zu geben über die Thätigkeit im Bundesrath, müsse das Ministerium entschieden ablehnen. Ein solches Vorgehen würde in keiner Weise der Würde der Reichs esehgebung entsprechen. Die Rede des Ministers von Mittnaht wurde von der Mehrheit der Kammer mit großer Befriedigung aufgenommen.

Baden. Karlsruhe, 14. Juli. Die »Karlsr. Zktg.« veröffentlicht folgenden seinen Jnhalt bereits telegraphisch ge- meldeten AUerhöchsten Befehl: i

Nachdem Se. Königliche Hoheit der Grofherzog von Baden seinen Truppen die mit denselben konventionsmäßig eintretende Veränderung durch dcn Tagesbefehl vom 1. d. Mts, bekannt gemacht hat, beauf trage Jh das General-Kommando, nunmehr die in den Verband der preußishen Armee eintretenden Generale, Offiziere, Beamten und Soldaten in Meinem Namen herzlich willkommen zu heißen und

dieselben dahin anzuweisen, daß bis zum Ergehen der speziellen Per-

sonalbestimmungen Jeder an seiner bisherigen Stelle zu verbleiben hat. Es ist Mir eine besondere Freude, den badenschen Truppen bei dieser Gelegenheit Meine volle Anerkennung für ihr aukgezeichne- tes Verhalten in dem leßten Feldzuge, und Meine Freude darüber auszusprechen, daß sich Dank des großherzigen Entschlusses ihres Krieg8herrn cine \o vortrefflihe Truppe mit der preußishen Arme vereinigt. Das General - Kommando hat dies ten Truppen des. X1V. Armee-Corps bekannt zu machen. Emê), den 10. Juli 1871. Wilhelm. An das General-Kommando des X1IY. Armee-Corps.

—- Die » Karlsruher Zeitung « bringt die definitive Verlusiliste der badishen Felddivision. Hiernach be- trägt der Verlust an Offizieren und Aerzten 31 Todte, 147 Verwundete, 4 Vermißte, an Mannschasten 413 Todte, 2584 Verwundete, 259 Vermißte, mithin der Gesammtverlust 3438 Mann. Von den Vermißten sind bis jeßt zurückgekehrt 4 Offiziere und Aerzte und 220 Mann, 26 Mann werden noch vermißt; 13 starben in der Gefangenschaft.

_ Neuß j. L.“ Gera, 13. Juli. Die Wahlen für den nächsten Landtag find im ganzen Fürstenthum Reuß j. L. auf Dienstag, den 29. August c., festgeseßt worden.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 14. Juli. Die »Straßburger Jeitung« enthält eine Verordnung des General- Gouverneurs, durch welche die Wahlen zur vollständigen Ernen- nung der Gemeinderäthe in den Gemeinden Elsaß-Lothringens auf den 29. und 30. d. fesigeseßt werden. Dasselbe Blatt ver- öffentlicht ferner ein Schreiben des Ober-Präsidenten v. Kühl- wetter, durch welches derselbe in seiner Eigenschaft als Civil-Kom- am von den Beamten und Bewohnern des Elsaß Abschied nimmt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 14, Juli. Die Kai- serin hat am 12, d. M. in Begleitung der Herzogin von

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Alençon Jl verlassen und sich nach Bayern zu vierzehn-

igem Aufenthalte begeben. Par In der Reichsraths - Delegation wurde die Berathung über das Kriegsbudget (Extraordinarium) fort- ür die Befestigung Krakaus wurden 400,000 Fl.- u8bau eines Forts bei Komorn 150,000 Fl., für den Infanterie - Kasernen in Krakau und Pola je 0), Fl. statt der vom Ausschusse beantragten 100,000 Fl. bewilligt. Die übrigen Titel des Extraordinariums wurden im Wesentlichen nah den Anträgen des Ausschusses angenom- men. Bei der hierauf folgenden Berathung des Marinec- budgets wurde das Ordinarium zumeist nah der ursprünglichen es der Regierung, das Extraordinarium im Sinne der

usshußanträge en bloc angenommen.

Schweiz. Bern, 13. Juli. Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 12. Juli die vom Departement des Junern vorgelegten Hauptergebnisse der Verifikations8arbeit des jtatisti- {hen Bureau, betresfs der eidgenössishen Volkszählung vom 1. Dezember 1870, genen g! und es werden dieselben nun mittelst Botschaft der Bundesversammlung zur Bestätigung unverweilt vorgelegt. Danach betrug die faftische Bevölkerung der Schweiz am genannten Tage 2,669,095 Personen und die Wohnbevölkerung, d. h. die Volkszahl ohne dic Durchreisenden und einschließlich der vorübergehend Abwesenden 2,665,113 Per-

sonen.

Großbritannien und Jrland. London, 13. Juli, Das Unterhaus beschäftigte sich in seiner gestrigen Sißuñg hauptsächlich mit der Erörterung einer Geseßvorlage, welche ge- wohnheitsmäßige Trunkenbolde, in ähnlicher Weise wie Jrrsinnige, unter staatlihe Aufsicht zu stellen proponirt. Die Bill verfügt eine zwölfmonatliche Brsonbexung von gewohnheit8mäßigen Trunkendoiden in einer Besserungd°anstalt,

Prinz Oskar von Schweden ist hier angekommen

und in der s{hwedischen Legation abgestiegen.

Frankreich. Paris, 14. Juli. Der neue Gesandte am ip 4 Hofe, General Leflô, ist heute nah Sk. Petersburg abgereist. |

G Heute hat eine Explosion in dem Feuerwerks - Lak o- ratorium. auf dem Polygon von Vincennes stattgefunden. Man schäßt die Zahl der durch die Explosion Verlehten auf etwa 60. Bisher sind bereits 12 Verwundete, zumeist Frauen, aus den Trümmern gezogen worden.

Spanien. Madrid, 14. Juli. (W. T. B.) Die Cortes nahmen den Bericht der Kommission, betreffend das Tabaksmonopol, an.

Numánien. Bukarest, 13. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sißung der Kammer z0g die Regierung den Ent- wurf eines Uebereinkommens mit dem Konsortium Strousberg zurück, da es nit wahrscheinlich erschien, die Majorität der Kammer für dicse Vorlage zu gewinnen. Dagegen erklärte die Regierung in entschiedener Weise, auf die Bezahlung des fälligen Coupons und auf die Konvertirung der Eisenbahn- Obligationen zu verharren, da dies eine höchst dringende An- gelegenheit von internationaler Bedeutung sei. Die Kammer beschloß hierauf die Dringlichkeit des Konvertirungs8geseßes. Die Berathung über das Gesey selbst wird im Laufe der nächsten Tage stattfinden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 13, Juli. Ueber den Gang der Cholera im Reiche entnehmen wir dem »Reg. - Anz.«, nach den für die Woche vom 3. 10. Juli ein- gegangenen offiziellen Berichten , daß mit Ausnahme Peters- burgs sich noch 400 Kranke in Behandlung befinden. Fo St. Petersburg betrug die. Zahl der Kranken am 9. d, Me, 365; im Laufe des Tages kamen 49 hinzu.

Riga, 14. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit 4 Uhr Na- mittags wüthet eine heftige Feuersbrunst auf der Düna ober- halb der Floßbrücke. Es verbrannten eine amerikanische Barke, ein französisher Schooner , circa 15 mit Hanf , Hanfsaat und Getreide beladene und 12 unbeladene Barken. Man hofft, es werde gelingen, einer weiteren Verbreitung des Feuers Einhalt

zu thun,

Amerika. New-York, 12. Juli (per Kabel). Die Orangisten-Prozession paradirte heute Nachmittag um 2 Uhr unter dem Schuß der Polizei und des Militärs, wurde aber mehrfach von den Katholiken angegriffe:1. Das Militär feuerte auf die Unruhestifter und, wie verlautet, wurden 15 bis 20 getödtet und Viele verwundet. Man sagt, daß auch mehrere Soldaten und Polizisten getödtet worden find. Der Tumult dauert in mehreren Stadttheilen fork. Zwanzig Miliz-Zeughäuser der Orangisten-Logen wurden von dem Pöbel bedroyt. Qwölf Regimenter stehen unter Waffen, und man

besorgt heute Nacht ernstliche Ruhestörungen.

Eine Depesche vom 13. meldet: Ueber 60 Unruhestifter wurden gestern getödtet und mehr als 150 verwundet. S Polizisten und zehn Soldaten blieben todt auf dem Plate. Um Mitternacht war die Ruhe in der Stadt wiederhergestellt. Etwa 150 Unruhestifter sind arretirt worden.

Dem » Echo « wird aus New-York unterm 13. Nachts 2 Uhr telegraphirt: Seit heute Nachmittag hat bis zur Stunde feine Erneuerung der Ruhestörungen stattgefunden. Die neuesten Berichte geben die Zahl der Todten auf 40 und die der Ver- wundeten auf über 60 an. Das Gemegßel verursachte eine einzelne Salve der die Orangisten-Prozession beshüßenden Miliz. Die Stadt ist noch immer in sehr aufgeregiem Zustande, aber eine Erneuerung des Krawalls wird nicht besorgk.

In Guatemala fährt die Revolution, deren Haupt Don Miguel Garcia ist, fort, Stand gegen die Regierung®- - truppen zu balten, wel leßtere im Departement Tetonicapam von den Jnfsurgenten völlig aufs Haupt geschlagen wurden. In der Republik Salvador herrscht fortdauernder Frieden, obwohl nach den leßten Berichten die U gegen die neue Regierung keine allzugünstige ist. Aus Honduras hört man, daß die Revolution unter Xatruch Mangels an Unter- stüßung erloschen ist und deren Führer das Land verlassen hak. Nicaragua genießt Frieden. E

Aus Südamerika liegen folgende, bis zum 17. Juni reichende Nachrichten vor. Der chilenische Kongreß wurde in Valparaiso am 1. Juni eröffnet. Die bevorstehende Wahl des Präsidenten hat viel politishe Aufregung verursacht. Aus Montevideo wird unterm 17. Juni gemeldet, daß einige der Q inm geh des mit den Blancos - abgeschlossenen Friedens noch immer nicht geregelt find. General Mitre kommt nicht nach Montevideo.

Statistische Nachrichten.

Im »Centralblatt der Abgaben-; Gewerbe- und Handel8geseß- gebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten « (Nr. 11 für 1871) wird die vom Ausschusse des Bundesraths für Rechnungswesen festgestellte vorläufige Uebersicht der Zölle und Verbrauch ssteuern, welche diedemZollverein angehörigen Staaten des bisherigen Norddeutschen Bundes für das Jahr 1870 an die Bund esfasse abzuführen haben, veröffent- liht. Nach derselben stellt ch der Ge ammtertrag dieser Nbgaben, von welchen indeß die an die süddeutshen Staaten und Luxem- burg bereits geleisteten resp. zu leistenden Herauszahlungen noch nicht in Abzug gebracht sind, auf rund 53,479,419 Thlr. gegen 51,402,597 Thlr. in 1869, so daß also ein Mehr von 2,076,822 Thlr. oder 4,0 pCt. hervorgetreten ist. Auf die einzelnen Ubgabenzweige vertheilt sih der gedachte Betrag folgendermaßen: Ein- und Ausgangsabgaben 21,650,690 Thlr. (gegen 1869 mehr 1 513,642 Tólr. oder 7,5 pa Rübenzucckersteuer 11 545,755 Thlr. (gegen 1869 mehr 362,393 Thlr. oder 3,2 pCt.)¿ Salzsteuer 7,491,531 Thlr. (gegen 1869 iehr 410,896 Thlr. oder 5/8 ÞCt ); Tabak steuer und Uebergangsabgabe von Tabak 108,337 Tólr. (gegen 1869 weniger 55,812 Thlr. oder 34 o pCt.); Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Brannt- wein 9,591,149 Thlr. (gegen 1869 weniger 241,092 Thlr. oder 2,5 pCt.)7 Braumalzsteuer und Uebergangsabgabe von Bier 3,091,957 Thlr. (gegen 1869 mehr 86,795 Thlr. oder 2,8 pCt).

Die cinzelnen Staaten haben von dem für 1870 festgestellten Be- trage an die Bundesk: se abzuführen : Preußen sür seine Hauptlande, einsliehlich der Länder und fremden Gebietsthcile, in welchen die Bundessteuern von preußischen Kassen erhoben werden, jedoch aus- {ließlich des preußischen Jadegebiets und der nicht zum Zollverein gehörenden Ortsckaften 422,962,159 Thlr. (1869: A Thlr.), für Hohenzollern 46,161 Thlr. (1869: 44,138 Thlr.) für auenburg/ ein- ließlich der zum Zollgebiete desselben gehörenden Lübeckschen und Strelißschen Enklaven 35,191 Thle. (1869: 18,080 Thlr.) für die vereins- ländischen Haupt-Zollämter : Lübe 254,438 Thlr. (1869: 127,341 Thlr. ), Bremen 212,372 Thlr. (1869: 233,660 Thlr.) und Hamburg 499,586 Thlr. (1869: 310,217 Tblr.'7 ferner: Königreich Sachsen 3,909,479 Thlr. (1869: 4,075,625 Thlr.', Hessen für die Prod Oberhessen, sowie für Kastel und Kostheim 335,982 Thlr. (1869: 308,928 Sa Mecklen- burg - Schwerin 390,513 Thlr. (1869: 379,455 Thlr ), : eckŒlenburg- Streliß 48,958 Thlr. (1869: 48,279 Thlr.), Sachsen-Weimar 237,206 Toaler (1869: 222,779 Thlr.)/ Oldenburg, aut\chließlich Brake und der unter preußischer Mer ans stehenden Gebietstheile, jedoch cin- {licßlich des preußischen Jadegebiets und cines Theils des bremischen Gebiets 181,036 Thlr. (1869: 176,161 Thlr. Braunschweig 1,503,022 Thaler (1869: 1,470,249 Thlr. ), Sachien - Meiningen 359,715 Thaler 1869: 346,871 Tbir.) Sachsen-Altenburg 151,485 Thir. (1869: 156,896

haler), Sachsen-Coburg-Gotha 173,881 Thlr. (1869: 174,837 Thlr.) Anhalt 1,896,104 Tblr. (1869: 2,072,914 Thlr.), Schwarzburg-Rudd!- adt 85,912 Tblr. (1869: 76,756 Thlr.) Sc{hwarzburg-Sondershausen 34,363 Thle. (1869: 41,570 Thlr.), Reuß ä. L. 15,621 Thlr. (1869: 16.809 Thlr), Reuß j. L. 146,235 Thlr. (1869: 150,786 Thlr.)

Die vor Kurzem veröffentlichte spezielle Nachweisung der Bevölkerungsverhälinisse in Belgien nach der Zählung von 1866 ergiebt folgende Resultate hinsichtlih der Nationalität : Bei einer Gesammtbevölkerung von 4,827,833 sprechen franzöfis. 9,041,784 Personen, flämisch 2,406,491, deuts 35,356, französish un flämisch 308,361, sranzösisch und deuts{ch 20,448, flämisch und deuts 1625, alle drei Sprachen 4966, keine dieser Sprachen 6924 Taubstumm

waren 1878; lesen und schreiben konnten 2,279,091, weder lesen noch