1919 / 83 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Apr 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Preußische Landesversaumlung. lo. Sißung vom 10. April 1919, (Bericht von Wolffs Telegraphenbureau.)

Am Reagierungstisch die Minister Hirsch, Haenisch,

Oeser, Dr. Am Zehuhoff, Neinhardt u. a.

Präsident Leinert eröffnet die Sizung nach 21/, Uhr. Eine Anzahl neuerdings eingelavfener Anträge und förm- licher Anfragen sowie eine lange Reihe weiter beim Büro ein- gegangener Cinsprüche und Verwahrungen gegen Abtren ung preußischer Landesteile gelangt zur Verlesung. Jn dritter Beratung wird der Gesezentwurf über die

Wahlen zu den Magistraten im Gebiete der \chles- wig-holsteinischen Städteordnung ohne Erörterung genehmigt.

Aus der Tagesordiung stehen dann 52 Anträge. Zur Beratung gelangen E sechs Anträge, die sich mit der Neuregelung des Beamtenwesens befassen. Ein

Antrag der Deutschnationalen Volkspartei (Abgg. Oelze und Gen.) will die Regierung ersuchen, die in weiten Kreisen des Beamtentums entstandene Beunruhigung über die Sicher- heit ihrer Stellung durch die Erklärung zu beseitigen, daß die unter der früheren Regierung erworbenen Rechte der Staats- beamten, der Geistlichen, der Lehrer, Offiziere und Militär- beamten auf unkündbare Anstellung, Gehalt, Ruheaehalt und H'nterbliebenenbezüge durch die Verfassung gewährleistet werden sollen; ferner soll die Regierung der wirtschaftlichen Notlage der Beamten ihr Augenmerk zuwenden, die Rechtsverhältnisse der Beamten einer Neuordnung unterziehen, zur Durchführung diesér Aufgaben die Beamtenorganisationen in weitestem Maße heranziehen und darauf hinwirfen, daß den RNeich8beamten und den Beamten der Selbstverwaltung die gleichen Verbesserungen gukteil werden. Anträge gleicher Tendenz sind bon den Demokraten, dem Zentrum und der Deutschen Volk's- partei eingereiht.

‘Abg’ Delze (D. Nat.) befürwortet ten Antrag seiner Fraktion, der in diesem Hause hoffentlih eine bessere Aufnahme finden werde, als der analoge Antrag seiner Parteitreunde in Weimar gefunden habe. Dié Neuregelung des Beamtenwesens, die Schaffung cines neucn Beamtenrechts jet vor allem in den Bedürfnissen und Interessen der Allgemeinheit an der Integrität des Beamtenstandes be- gründet. Beunruhigung sei in die Beamtenschaft dadurch hin- citlgettäagen worden, daß verlautet habe, die neue Negie1rung stehe auf dem Standpunkte, daß die Ansprüche dexr Be- amten auf NMuhegehalt und lebenélänglihe Anstellung bald der Vergangenheit angehören würden. Cine bündige Widerlegung dieser Geruchte set bisher nicht erfolgt, eine authentische Aufklärung über die Stellung ver MNegierung ebensowenig, man höre nur, die Negterung denke nidt daran, an den bisherigen Nechten der Beamtenschaft zu rütteln. Jedenfalls sei eine Klarstellung im Gesetz selbst notwendig, die bloße Z (sicherung, die Negterung werde die Necte der Beamten nicht antasten, rciden nicht aus. Daß die Negterung sich der wirtschaftlichen Notiâge der Beamtenschaft annehmen müsse, ergebe son ein Bli auf den erbärmlichen Stand der deutschen Valuta; die Mark sei beute nuLnoch 35 Pfennig wert. Die Anfangsgehälter müßten au fgebessert, das System der Wohnungsgeldzuschüfse rejormiert, der immer steigenden Teuerung mehr als bisher bei der Bemessung der Bezüge Nechnuna getragen werden. Der Nedner erörtert des weiteren ausführlich die Fragen des Veamtenrechts und tritt für Schaffung von Beamtenkamme:n ein. Es wäre hohbedeutsam, wenn man allen Ständen eine berufs- ständige Vertretung aus allgemeinen Wahlen zuerkennen könnte. (Lebbafte Zurufe bei den U. Soz.: Das haben Sie früher ab- gelehnt, als Sie die Macht hatten!) Durch die Ndern unseres Volkes „Tase jeßt wieder das Streikfieber : es sei, als ob das arme Volk nicht zur Ruhe kommen könne. Nur Arbeit könze uns retten. (Bravo! rets.)

Abg. Bu ch olz (N. Soz.) : Der Vorredner hat sciner eigenen Partei für dic Vergangenheit sein Todesuteil gesprochen. Wenn jemand Schuld trägt an der Notlage der Beamten, dann sind es die Antragsteller. (Unruhe rechts.) Im Hinblick auf die G.schäftslage des Hauses sind wir damit einverstanden, daß dic ganzen Anträge dem Hauskaltsausschuß zur Vorberatung überwiesen werden.

Das Haus beschließt diesem Vorschlag gemäß.

Es folgt die gemeinsame Beratung einer großen Reihe von Anträgen, die sih mit Mittelstandsfragen befassen.

Abga. Ha mmer (D. Nat.): Wir verlangen möglichst baldigen Abbau * der Zwangöwtkrischaft und vor allem Aufhebung der Kriegsgesell!sGaften. Wir machen dazu einen praktischen Vor- \chlag," der sich schon bewährt hat. Wir haben in einzelnen Hand- werks und Indusiriezwcigen berufiiche Selbstverwaltung, wobei die Arbeitnehmer Hinzugezog'n worden sind, unter bébördlicher Mitwirkung, die ¿. V. die Erzeugung und Vertetlung von Sparuietallen vornimmt. Man {eint allseitig damit zufrieden zu sein. “Die Verteilung der rationierten Nahrungsmittel sollte nicht nur den Konsumvereinen, sondern aud) den Einkaufsgenossenschaften der Fleis{her, Bäcker usw. unter Aufsicht der Kommunalbehörden übertragen werden. Den Berufsorganisationen und Einkauss- genofsenschaftszentralen der Industrie, des Handels und des Hand- werks müssen schleunigst Rohstoffe usw. zugeteilt werden, unter besonderer Berücksichtigung von Kriegsteilnehmern und slillgelegten Betrieben.

Abg. Esser (Zentr.) tritt für den Antrag seiner Partei ein, der sofortige Einleitung von Maßnahmen zur Wlederaufrihtung des dUurch ‘den Kricg und seine Folgen {wer geschädigten gewerb- liden und kaufmännijGen Mittelstandes sowie die Vergebung öffent- licher Arbeiten und Lieferungen an das notleidende Handwerk verlangt. Das Handwerk sei für die Sozialisierung und Kommunalisierun noch nicht reif. Es babe aber während des Krieges feine Lebenskraft be- wiesen und werde au wieder emporkommen, wenn ihm, wo seine eigene Kraft nicht ausreihe, der Staat zu Hilfe komme.

Abg. Dr. Ger - Charlottenburg (Den.) empfiehlt den von seiner Frakiion vorgelegten Antrag gleicher Tendenz. Man stehe vor einer „vollfommenen Neuordnung der Wirtlschaftspolitik: werde das Erfurter Programm durchgeführt, jo bleibe für die Betätigung des Miittelstandes uud des Handwerks kein Raum. Die Entwictlung habe aber seit dem 9. November bereits gezeigt, daß diese Durch- ührung in dem ursprünglih gedachten Sinne nicht mögli ist, und o set wenigftens theoretish die Möglichkeit seines Foribestandes ge- geben. Vielleicht sei es möglich, innerhalb der Faigruppen, deren Vrganisation im Werke sei, dem gewerblihen Mittelstand die Fort- éxistenz zu sichern. j

Abg. Dr. Leid ig (D. Vp.): Der Mittelstand muß auf der breitesten Basis, die nur denkbar ist, aufrecht erhalten werden. Eine selbständige Existenz ist auh unter unsiheren Verhältnissen etwas an ih Wertvolles und a den Exrperimenten bei weitem vorzuziehen. Der Sozialismüs wird sih über kurz oder lang doch als Ütopie erweisen, und in diefer Ueberzeugung verzweifeln wtr an der Zukunft des deutschen" Mittelstandes niht. Das wirksamste Mittel, ihm wee ca de Velen, ist in dem Zusammenschluß zu Genossenschaften zu ‘erbliden. i

Ubg. Mehrhof (U. Soz.): Wenn Sie glauben, dem Mittel- stand“ noch dur Reden und Geseßze helfen zu können, so zeigen Sie, daß Sie keine Ahnung von der wirtschaftliGen EntwiElung haben. Vier Jahre lang hat man den Mittelstand zertreten und zermürbt, und heute wollen dieselben Leute, die an diesem Verbrechen des Krieges {huld as den Mittelstand retten. Diejenigen, die glauben, daß die Gesellschaft nur durh das Streben nach persönlihem Gewinn

Sozialiêmu8 wird aufgebzut auf Arbeit. Der Sozialismus bedeutet Chrfurb&t ver der Arbelt. stürmische Unterbrehungen rets.) an den gegenwärtigen Zuständen. (Aba!) \{uld, sondern Sie.

Staatswäldern Kriegsanleihe in Zahlung zu nehmen.

f{ulwesens zu. nur Worte. An Taten ließen sie es fehlen.

\chuß überwiesen.

1 Uhr: Anfragen und Anträge.

sprache, wo nur Wablreden gehalten worden seien.

Lebensfragen der Nation unterhalte.

mieden werden. (Hört, hört!) flündige Geschäft8ordnurgsaussprache. Der \chließlih abgelehnt. sidenten.

Schluß 7 Uhr.

Äntrag

Abg. Kahl (Soz.) stimmt einer Verbesserung des Fortbildungs- Die meisten Parteien hätten für die Handwerker

Sämtliche Mittelstandsanträge werden darauf einem Aus- Der Präsident beraumt die nächste Sizung an auf Freitag,

Abg. Riedel (Dem.) beantragt, die Anträge, die Berg- arbeiter- und Cisenbahnfragen betreffen, an erster Stelle zu be- handeln. Jett, in diesen kritischen Zeiten, dürfe das Haus nicht länger dem Lande ein solches Schauspiel bieten wie die heutige Aus- Es sei unbedingt notwendig, daß die Landesversammlung sih mit den tritischen Fragen befasse, die jeßt auch den MNätekongreß neben uns beschäftigten. (Zustimmung.) Es gehe nicht an, daß das Haus hier mit Agitations- reten die Zeit vertrôdele und nur der Nätekongreß sich über die / Durch eine sofortigè Stellung- nahme dieses Hauses könne ein drohender Eisenbahnerstreik noch ver-

Ueber den Antrag Niedel entspinnt sich eine dreiviertel-

witd Es bleibt beim Vorschlage des Prä-

(Lebhafte Zurufe: Streiks!) ((Srneute Auch uns gefällt manches uicht Aber nicht wir sind daran

Abg. Mente l (D. Nat.) regt an, beim Holzverkauf in den

Kunst und Wissenschaft. In ter Aprilsißung der Gesellschaft für Erd

sale deutscher Ansiedler in jenen Gebieten. Ein

Guatemala und San Salvador zusammen auf rund 1 M:lliarde geschäßt Durch eine kluge Politik gegenüber der Bevölkerung erlangten

auch merilichen Einfluß auf die leitenden Kreise.

Neberlandbayhn wurden durch Bestechung der

den deuls@en Pflanzern ergebenen einheimischen und angeblichen Wegierungstruppen, die in amerikanishem Solde stanten. Troßdem die deutshen Pflanzer seit 4/2 Jahren vom Weltmarkt abgeschnitten waren, haben sie sich gehalten infolge ihrer écinanzkraft und gegenfeitiger Unterstüßung. Jn Ländern wte Panama, wo fie auf einer cinfamen Insel im Stillen Ozean inteniert wurden, find namha|te Werte verloren gegangen, abgeseben von ten förperlihen und seelishen Leiden, denen sie in der furdhibaren tro- pischen Haft ausgeseßt waren. Der Redner erläuterte dann den geologischen und geographischen Aufbau jener Gebiete, führte mittels treffliGer Lichtbilder dur die atlantischen Küstenebenen mit ihren echt tropischen, feuchien Negenwäldern, ibren Bananenkulturen und drang dann in die höheren Regionen der an landschaftlichen Neizen reihen Vulkanwelt der zentralen Cordillere ein. Längere Zeit verweilte er auf seinen Reisen in den teutschen, mustergültig unter- haltenen Kaffeevlantagen der „weceta central“ und durdstreifte noch die pazifishen Gras- und Buschsavannen, die dur lihte Parklwälder mit einem eigenartigen Tierleben unterbrochen werden. Auch die Ureinwohner und ihre Kultur wurden geschildert. Zum Schluß erörterte der Nedner noch die Frage, ob jene Gebiete für die nah Friedens\{luß zu erwartende Auswanderung tin Betracht kämen. Gr warnte nachdrücklich vor übereiltem Verlassen des heimatlihen Bodens und seßte als Bedingung für eine wirksame Betätigung im Auslande die unbedingte Zugehörigkeit und {tete Pflege der Bezichungen zur Heimat fest. Nur in diesem Geiste könne der Deutsche feinen guten Namen im Auslande wieder erringen.

Wie „W. T. B.“ aus Halle meldet, erlag dort im Alter von 61 Jahren Geheimrat Professor Ferdinand Woltmann der Grippe. Der Verstorbene war Direktor des Landwirtschaftlihen Fn- stituts der Universität Halle *und einer der bedeutend\ten Kolontal-

wissenshaftler. Land- und Forstiwirtschaft.

Washington, 8. April. (W. T. B.) Nach dem Monats- beriht des Ackerbaubüros betrug der allgemeine Durchschnitts- stand von Winterweizen am 1. April 99,8 vH gegen 98,5 vH am 1. Dezember 1918 und geaen 786 vH am 1. April des BOQan es Der Statistiker der New Yorker Produktenbörse \häßt den Érnte- ertrag auf 1037 Millionen Bushels gegenüber einem Ernteertrag von 558 060 0C0 Bushels im Vorjahre. Der Stand von Winter- roggen wird vom Büro mit 90,6 vH gegen 85,8 vH im Vorjahr angegeben und die Ernteschäßung lautet auf 101 Millionen Bushels gegenüber einem Ernteertrag von 89 Millionen im Vorjahr.

Verkehrswesen.

Am 27. April wird in Berlin-Schöneberg, Haupt- straße 27, die neue Fernsprehvermittlungsstelle „Stephan“ in Betrieb genommen. Die in deren Anschluß- berei liegenden, bisher zu den Vermittlungsstellen Kurfürst, Lüßow und Nollendorf geschalteten Teilnehmeranschlüsse werden am Eröffnungstage unter teilweiser Aenderung der Anschluß- nummern nah „Stephan“ umgelegt. Jn der Betriebsweise triit eine Aenderung nicht ein. Der Betrieb der V. St. Stephan wird vom Fernsprehamt 6, hier W. 35 (Körner- straße L R geleitet; alle für die neue Vermittlungsstelle Stephan bestimmten Schriftstücke sind an das Fernsprehamt 6

bur den frassesten Egoismus zusammengehalten werden kann, haben l zu richten,

natürlich kein Verständnis für das Jdeal des Sozialismus, Dex

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T ER Em T Er E E

kunde s. rah Dr. Lu § aus Leipzig über seine vor dem Kriege in Mittelamerika ausgeführten Neisen und über die Schi ck-

leitend erörterte der Vortragende, der vor dem Kriege als Leiter des Nationalmuseums in Panama im Bereich der Republiken Costarica

und Panama mehrere ausgedehnte Forschungsreisen in die unbekannteren Gebiete unternommen hatte, kurz bie von Deutschen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts unter- nommenen Kolonifationsversuhe. Feeibeutergesellshaften, meist aus verabschiedeten Offizieren zusammengeseßt, versuhten ihre vagen Pläne einer wirtshaftliGen Groberung zu verwirk- lien. Der Erfolg mußte ihnen versagt bleiben, da sie weder über

die Sachtenntnis noch über die moralische Widerstandskraft, die eine derartige Aufgabe in den Tropen erfordert, verfügten. Die heutigen Siedler, im südlichen Mittelamerika eiwa jünfzig an der Zahl, im nördlichen mehrere hundert, begannen meist als junge, unternebmung8» lustige Kaufleute ihre Tätigkeit verstanden es aber, die jeweiligen Kaffce- krifen lug zu nuyen und billig Land zu erwerben. So gelangten sie zu außerordentlichem Wohlstand, wird doch allein das Vertnsgen der in Gostarica ansässigen deutschen Pflanzer auf etwa 150 Militonen, in

ie Nach FKriegs8aus- bru erhob fi, wie allerorts auf den von der Entente beherrschten ausländisden Märkten, ?eine von englischen und amerikanischen Be- bôrden ges{chürte Boyfottbewegung, der Millionenwerte zum Opfer fielen. In Costarica versuchie vor allem der amerikanis{-englische Bananentrust, die „United Fruit“, unter Anwcndung aller, auch der unbedenllichsien Mitrel, die deuten Besißungen zu vernihten. Die Borzugstarife auf der von der genannten Gesellschaft beautsihtigten i einheimischen Negierung aufgehoben, die Kaffeekurse an der New Yorker Börse so gedrücit, daß eine Ausfuhr der Produkte nit mehr mögli war. Weitere wirtschaftlihe Gewaltmaßnabmen führten, nah engliscken Blättermelvungen, zu bewasfneten Zusammenstößen zwischen der Bevölkerung

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sißung der Berliner Stadtverord« neten wurde der st#. Z. einem Ausschusse überwiesene Antrag, statt des einen zwei gleichberechtigte Vorsteher einzuseßen, nah längerer Aussprache mit knapper Mehrheit angenonmen. Es folgte ein Antrag der Stadtv. Barkowski und Genossen, be- treffend die Uebernahme des Polizeiwesens in

städtishe Verwaltung. Der . Antrag wurde nah eingehender Erörterung ebenfalls angenommen: Ein von

den beiden sozialdemokrati\chen Parteien gestellter Antrag, der den Magistrat ersucht, sofort mit dem Abbau der Vor- \chulen zu beginnen, wurde, nawdem der Stadtschulrat Dr. Rei- mann ertlärt haîte, daß mit dem Abbau am 1. Ofttober angefangen werde, einstimmig angenommen.

Der Deutsche Neichsaus\chuß für Leibesübungen bält morgen, Sonnabend, Nachmittags 6 Uhr, im Hause Scbadow- straße 8, IV, scine erste Jahresversammlung nah dem Kriege ab. Wiwtigster Beratungspunkt ist die Festlegung der ersten deutschen Ps die sür das Jahr 1921 geplant sind. Außer- dem wird die Neubeseßung des Vorstands erfolgen, da seit dem Tode des bisherigen Präsidenten, des Staatsministers von Podbielski, die Vorsißendenstelle nux vertretungsweise von U, von Oerßen verwaltet wurde. -

In der Treptower Sternwarte finden in den nächsten Tagen folgende öffentliche, gemeinverständlihe Vorträge statt: Sonn- abend, Nachmittags 5 Uhr: „Ferientage an der Ostsee, in der Sächsischen Schweiz und im Spreewald“ (Filme); Sonntag, Nach- mittags 3 Uhr: „Jm Lande der Schwarzen“ (Deutscher Sudanfilm), 5 Uhr: „Bilder aus dem Harz, Thüringen und dem Riesengebirge" (Filme), Abends 7 Uhr: „Ferientage an der Ostsee, in der Säbsischen Schweiz und im Spreeroald“ (Filme): Dienstag, Abends 7 Uhr: „Unser Wissen von den Stcrnenwelten“ (Lichtbildervortrag des Direktors Dr. Archenhold). Mit dem großen Fernrohr werden jeßt am Tage die Venus Und die Sonne, am Abend der Mond, der Jupiter und der Saturn mit ihren Monden gezeigt. Kleinere Fern- rohre steben nur zur Beobachtung interessanter anderer Himmels körper tostenlos zur Verfügung.

Beuthen O.-S., 10. April. (W. T. B.) Mannschaften, die ais militärische Hilfe zum Schuß der Lebensmittel- depots und zur Aufrechterhaltung der Ordnung nah Friedens- hütte in Marsh gesetzt wurden, wurden daselbst von der auf- geregten Menge beschimpft, tätlich angegriffen und beschossen. Als Gefahr besland, daß das Militär der Masse erliegen würde, sahen fi die Führer gezwungen, Befehl zum Feuern zu geben. Bisher wurden fünf Tote und einige Ver- wundete gezählt. Besonders taten sich bei dem Angriff halbwüchsige Burschen hervor.

Essen, 10. April. (W. T. B.) Heute mittag wurde auf der Grabenstraße ein Offizier nebst seinem Burschen von Zivilitren angehalten. Der Bursche wurde niedergeschlagen und \chwer verletzt. Der Offizier wurde {wer mißhandelt und flüchtete in eine Schreinerei in der Turmsftraße. Als er eine halbe Stunde später, herauskam, wurde er abermals angehalten unb pon einem Matrosen, einem Zivilislen und einer Frauensperson miß- handelt. Man {lug auf ihn ein und {hließlich wurde er von einem Matrosen hinterrücks niedergestohen. Im gleichen Augenblick kam ein Automobil mit Regierungstruppen an, denen es gelang, den Läter festzunehmen. Der Offizier ist |chwer verleßt.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.) 3848

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.) Sonnabend: 92. Dauer- bezug8vorstellung. Dienst- und Freiplätße sind aufgehoben. Unter persönlicher Leitung des Komponisten: Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel von Hugo von Hofmannsthal. (Neue Bearbeitung.) Musik von Richa1d Strauß. Spielleitung: Karl Hely. Anfang 7 Uhr.

Srhagusp ielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Sonnab. : 102. Dauer bezug8vorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Die Kreuzelschreiber. Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten (6 Bilder) von Ludwig Anzengruber. Spielleiturg: Albert Patry. Änfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. Nachmittags: 250. Kartenreservesaßz. Der Dauerbezug, die ständig vorbehaltenen fowie die Dienst- und éreivläße find aufgehoben. 8. Volksvorstellung zu ermäßigten Preisen: Nriadue auf Naxos. Anfang 2 Ühr. Abends: 93, Dauerbezugsvorstellung. Dienst- und Freiplätße sind aufgehoben. Ein Maskeuball. Oper in drei Akten. Musik von Giuseppe Verdi. Anfang 7 Uhr. | Schauspielhaus. Nachmittags: 201. Kartenreservesaß. Der Dauerbezug, die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst- und Frei

pläße sind aufgehoben. 10. Volksvorstelung zu ermäßigten Preisen: Heimat. Anfang 2 Uhr. Abends: 103. Dauex-

bezugêvorsteüung. Dienst- und Freiplähe sind aufgehoben. Walleu- steins Tod. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Schiller. Spiel- leitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr.

Famtiliennachrichten.

Verlobt: Frl. Auguste Fedora Koehler mit Hrn. Oberleutnant Otto Wilhelm von Renz (Greifenhagen i. Pom.—Karlsrube, Baden). Fran Erika von Arentshildt, geb. von Arentschildt mit Hrn. Oberst Otto von Nex (Berlin-Wilmersdorf). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Walter Fortlage (Berlin-Wil« mersdorf). Cine Tochter: Hrn. Friedrih Kapp (Pilzen, Kr. Pr. Eylau).

Gestorben: Hr. General der Jufanterie Alfred Frhr. von Lyncker (Berlin). Hr. Nittergutsbesißer Carl Vielhaak ( osenwinkel). Frau Luise von Kalckreuth, geb. von Helbig Berlin-Lichterfelde-Süd). Frau Margarete von Kummer, geb. von Göten (Breslau).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg}

Verantworklich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Ges châftss\telle, Rechnungsrat Mengering in Berlin. j

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. '#Y Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, * Z Bérlin, Wilhelmstraße 32. 4 Neun Beilagen (einshließlih Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 28)

/

sowie die Jnhaltsangabe Nr. 14 zu Nr. 5 des öffentlichen Auzeigers,

Erfte Beilage

zun Deutschen Reichs8auzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

¿ 84.

Nichtamtliches. Dentsche Nationalversamminug / iu Weimar. 34. Sißung vom 10. April ‘1919. (Bericht von‘, Wolffs Telegraphenbüro".)

Am - Regierungstische die Réichsminister Scheid e - mann, von Brockdorsf-Ranzau, Dr. Lands- berg, Erzbèrgec, Gothein und Dr. Bell.

«Es wird die erste Lesung. des Entwurfs. des Meichshaushaltsplans für 1919 fortgeseßt. Präsident des Reichsministeriums Sche idemairn: Das wi» tigste außerpolitische Ereignis seit ‘der Vertagung dieses aues jvar der AbsWluß der Verbancklungen über den geplanten Durchzüg der polnischen Armee dur Danzig. Dieje Verhandlungen haben | uns war nit völlig bon der Last ven: Bestimmungen befreien“ könnén, Gie unter anderen Vorauétseßungen in den ersten Woffenstillstands- vertrag aufgerommen worden maren, aëcr Þraftisch ist es gelunzen, urserè Gegner von ‘eineni Plane abzusringen, der“ eine, deutscks Provinz gefghrdet hatte. Diese Verhandlungen haben aber gleichzeitig die wilforimene Geleger-beit geboten, allen Verleumdungen gegenüter die Michtlinien ‘heuwortrelen zu lassen, ‘mach denen die Retibsregierung die auéwärtige Politik der l ab NRepubli® zu“ führen. gedeztt. Ver allem 'ist die Mogierutg fejt - entschlossen, alle einmal“ über- nommenen Verpflichtungen ihrem Sinne. und Geiste nach strengstens zu erfüllen. Die Treue zum Vertrag sl’ tas Kennzeichen des neuen Deutschland“ sein. - (Danebén steht die ‘Treue zu uns “telt. Jir Gebot zwingt uus zur unersckütterlidn Wehrung derjenigen deut scken Lebens'nteressen, cbne die meder ein ratienales noch ein staats les Dasein moglich ist. Jede VeipslichtUng, die dagegen versticße, wäre für uns uñerfüllbar. (Sehr. rihiig! und Zustimmung.) Es ist baber ein Gebot der, Ehrlidweit, wena' wir nur solche Verpflichtungen úternehmen, die mit. unseren Lötenéinteressen n Ginklang -gebrachb werden lönnen. » Und, drittens. die- Treue gegen die Allgeméinheit, das tèißt, die Betätigung eines Geistes rückhaltloser Versöhnung allen Wösfern gegenüber. - Diese . drei Grundprinzipien müssen die: NRichi- {nur für. die gemeinsame Zukunft fein. Sie find stets und allerivärts vereinbar, mo ‘nichi Impcrialismus und (Chauvinismüs den Ausfchlcg eben. An ums’ darf es nit fehlen, wenn “es gilt, diesen zwei Erba einden der: Völkerverständigung . jede Möglichkeit zu nöhmen, „unsere futAwartige Politik nach" ingendeiner Richtung zu beeinflufsen. Da gibt es. feinen Wintelzug und ckcine Hinterhältigkeit, - Wir wollen eite gleibmößige, Annäherung: m alle Völker, keins. erneute Zerteilung ter, Welt in Bündnisse und Gruppen, die ja do im -gefährliten Augenblick loëgahen wie ungesicerte* Gewehre: Wir hoffen, daß. die Ligquidierung des Krieges na dem Osten ‘zu- bald eine vollstandige sein wird. Wir innen 178 ‘von: Rußland -_ nicht -die Gestaltung Wiserer inneren: Verhältnisse aufüwingen lassen, * (sehr - richtig! ub Zustimmung); aber wenn es: auf die ‘gewalißame Propaganda tes Bol cerviêmus, verzidtet, wollen wir gern tem russücen Velke e: Biuderband. reien, has ganz: sowie mir die ‘falsche ¿Rechnung

dès volfsfeindliden" CmvettaliSTus mib Niederlage, : Zusammenbruch

und schlimmster=Nat.. hat bezablen ' müssen, Der mühsame, bitter-

FEwere Weg“ wi “eier: ‘neuen “wirchGaftliten una fstatliden Ron- osidierung ift uns beiden gemeinsam. Wer ‘sind in vielènm caf- énantèr qawgariesen; ich befe; tf irer uns zu einanter ‘zu! finden wiflen. - (Beifall) Nèckch Westen, Frankrei - cêgenilber,- kann es für unbérh- Willen: ¿ur Versöhnl:ckffeit ? ije Unklarkeit“ geben. Wir Wnnen die ‘bbm gegenüber übernemmenen ‘Verbflihtuncen. Wenn wir in Bazug -ciuf Glaß-Lolhringen 'auf eine . Volksoftimmung drangen 0 “tun wir. e nt ‘in - der ‘stiflèn Hoffnung, ezen - Vunkb Wilsons Pregrannt® zu ‘enlkräften, sondern für ‘clle ‘Zufunft. Nevancke- wee der! neue AnjbuNguigen wêgen Vergemwailtigung ausguräunen. (Beifall) Wir keiten scktwer unter der nb immer: antaueritden Zurück- baltung unserer Buiüder: und Slöhne in Kriegäcefangehsdaft: Wir cmpfiäden es bitter, Taß es’ gerade frangosische Befehlshaber in den besepten deutsFen Gebieien sind, die dort Abtrennungsgelüste zu weden: suchen. -Abetr wir hoffen aub hier auf den Siég einès neuen Brudergeistes, der die -Menschbeit von solchen. Sclaten der; Völker- enbowetung zu befreien issen ‘wird. - (Beifäll.) Wir glauben, daß die fnftige Stärke cines jéven Veilllés nicht“in der erhöhten Möglittkeit benuhen wird, anderén -Völfern Gewalt: anzutun, fondern in der An- gitpungstrast. seiner bürgerlichen Freibeit und“ fogialen Gerehtiagkcit. (Beifall.) Bis teser Glaube Gemeingut aller Staatswesen geworden ist, rollen wir toppelt ber Unversehrißeit unseres nätiomalen: Staats- wesens wachen, wel) 20st neue Dämpfe um diese Unversehrt'heit kemmen würden. Db wir |xeUen cder nidt, jctes Unreckt schreéit nach Recht. ZU tirgendeiner- Zeit becinnt dicser! nicht zu unterdrückende Prozeß vor ter Weltge/ckbichte. Wir mwünsden von ‘ganzem - Herzen, daß der fommeinide Fricde möglidst wenig Spiolraum laßt für solche, künftigen Auseinanderichungen. Deuschland muß in der Bitternis seiner Nieder- lage wenigstens den’ Trost haben, cinen Sieg errungen zu -haben, den Sieg über den Militarismus. - (Berfall.) Werden wir aber, Voli- vertreiung und Regierung, in der Lage - sein, dicsen unseren Willen ir Volkerversöbnaung zur Geltung zw ‘bringen? Gewiß, wir werden äglid, mit tausend Dokumenten übersdütiet, die uns an den unver- änderten Bentichtungäwillen- unserer Gegner glauben lassen können. Wir warten «b, m46t untôtig. und nicht (tumpisinnig, aber aub nit irregemadt in urserem Streben nah: Verständigung über die ver kssenen Sthühèntrüben Hintveg. (Beifall:;) - Die. Gefabren, . die ih für / dên Grfolg unserer auäwärtigen Politik sehe, kemmen nit fo schr von és der Grenze Als bielmèhr aus ‘unserem “Volke “selbst “(scbhafte Zustimmung), aus der unafhörliten Erschütterung unsere | Landes, us ber girerßen Unru'be, qus dem Brard, dessen Stichflammen imer wieder hervorbreden und das ganze: Haus mit Vernichiung" bödrehen, ei Streik Test den irdcren ab, der Pulsbismus “ergreift glei einer Seabde bald die cine bald dic andêre Stadt; verheßte, gcdantenlofse Menschen haben Hand geXgt n ein Mitglicd der Reiclöregierung, das

-Mitelied ter Nationalversammlung 1st. Gibt es in diesem Hause aud nur ‘ein einziges Mitglicd, das diese skandalse Mißachtung der

imunifät nicht mißbilligt?! Aud dieser A Ae Streich konnte agu beitragen, die'Megierung zu sprengen, ihr Anseben vor In- und Ausland u vernichten an einer Zeit, in der endli für ‘unser e 4rd Untereniähruag und Enlröftung gequältes Volk ‘eine Erhöhung er Nationen wirkt, two die :Blodllade. si leckert, wo der Hungerkrieg die Waffen streckt. Jn iesem Augonblik ruhen Hundetttauüsendevon Händen, ie allèin dur ihre Abeit die Zahlungämitta) {ckchaffen nnen, cbne die es: Fein' Pfund Mebl oder Sipecckfür unsere ' Frauen und Kinder gibt. (Lebhafte Zustimmung,) Mêéhr: neœ! Jn dem Augenölick, in dem unfer aller Zie! nebon'Vrot noh Friede und nidits als Friede jein kann, vollzieht sich in München ein neuer Umsturz, wird dort die Näterepublik ausgerufen, werden“ die staaifiden und wirtschaftliden Verhältnisse

ireinandergewürfelt wie Minderspielzzug, wird ein Schuß- Und Tußbündnis verbindet mit‘der ungär isen uud russifckden Räterepublik, mit der ausgesprochenen Front gégen bie übrige Welt. * Nicht ‘das Vaterland, ‘nicht die : Regierung, ‘aber der Fricde - ist damit in Grfcihr. - (Lobhafie Zustimmung.) Jeßt, wo es gut; den llückenlosen

ewois für unseren Frieten&willen; für unsere Abkehr von aller Gewaltpolitik,” für unsere uners4ütterliche EhrlihFeit zu erbringen, A wage s verbebte Phantastén aufs neue, tas Priegübarmer auf Lipfania dbteir Tie Velltr, nit bezven wir uns morgen aa dén Veor-

(Beifall)

Berlin Freitag, den 11 April

shanblungstis seben wollen. Ich bin ein Gegner ber Räterepublik als Negierunasprinzip. Jch kann nicht so \chnell umlernen wie die anderen, die gleich mir ein Leben lang unter der Parole der Demokratie graue haben und M nun verleugnen. (Lebhafter Beifall bei den Sogialdemstraten.) Wir wenden uns* gegen hte Räterepubli? nicht nur aus Gründen der Weltänschauung, mcht bloß aus innerpolitischen ‘Gründen, weil wir in ihr die Zerstörerin des Teßten Restes staatlichen ZBusammerihaltes sehen, sondern wir wenden uns gegen sie, weil wir den Frieden wollen. Wir fübren mit dem Chaupvinismus der NRäte- republik einen Kampf auf Leben und Tod um des Friedens willen, ohne den wir zu Grunde geben. Nicht die Bündnisse der Welt- révolution suchen wir, ‘die führen genau so in Mord und Elend wie die Bündnisse der Monarchisken und Imperialisten. (Sehr richtig!) Wir brauchen das große Weltbündnis, den Völkerbund, indem gleich- bérechtigte Völker sih frei entrvideln können, ohne die alten Fesseln der Rüstungen und ohne die neuen Lasten bolshewistisher Bürger- kriege. ‘Das trennt uns meilenreit von den Ideen Lenins, der fh rühmte, {on 1910 empfohlen zu haben, die .Abrüstung aus dem fozialistisben Programm zu streichen, denn die Ueberwindung des Kapitälismus ohne Bürgerkrieg sei eine Utopie. (Hört, bóôrt!) Nun, ohne Abrüstung wäre der Völkerbund leere Formel, die Ver- ewigung der Gewalt. (Sehr ri{tig!) Wenn zwischen den Völkern die rohe Gewalt als Mittel der Auéeinandersebung abgeschafft werden fell, dann Tehnèn wir sie erst recht ab in der Auseinandersebung zwischen Volkêgenossen. (Beifall!) Krieg nah innen, Krieg nah außen. Das bringen uns die NRäte, die Lehren Lenins, der Bolsche- wiémus. J male Jhnen keine wüste Phantasicfraße vor. Jch will aus der bolschewistishen Bewegung keinen Kinder- und Bürger- \{hreck maten. Ich halte mi an Tatsachen, an Lenins Bekenntnis zum Bürgerkrieg, an Nadeks Aufforterung zum gemeinsamen Kampf gégen die Cntente am Yhein, an. den Büudnisbeschluß der Münchner MRätetepublik und an den Besckluß des Kcmununistenkongresses, die neue Heillehre- der Sow1els mit Feuer und S\wert dur die Welt ¿zu tragen. An diese Talschèn |balte i mi, wenn i dem deutschen Volke zurufe: Wacht auf, seht um Euch, erkennt den Abgrund, der sh vor Euch, Euren: Kindern und unser aller Zukunft auftut! Hier darf es keine Parteiuntersdiede geben, cinig fetn inder Abwehr der Räterepubli? beißt, sid zusamnienfinden in der großen, das ganze Volk zusanmmenfassenden Prie, deren einziger Progrämmsah lauten muß: etst: und vor allcm Fricden. (Beifall) Während wir hier über tie Zukünft der Republik beraten, tagt in Berlin'der zweite Rätekongreß. Wir begleiten seine Verhandlungen mitt Interesse und mit den besten Wünschen. Er \oll nach dem Willen seiner Einberufer oem Wohl der deutshen Zukunft dienen. Möge er den gleichen Weg gehen wie die Reichsregierung, indem sie aus dem Rätegedanken das beste, für unser Volk zweckdtenli&ste entnimmt und nue macht. Eine {were Verantwortlichkoit liegt auf seiner Tagung. Möge er {ih klar tarüber séin, daß man geistige Bewegungen nur mit geistigen Waffen: be- kämpfen, aber geistige Neuerungën au nur auf geistigen Wege etn- leiten kann. Der Sözialiémus kann einem Volke ébensowenig auf- gezwungen werden, wie uns Deutschen éine Reaktion wieder auf- gezwungen . werden kann. (Beifall) “Wir wollen der wirts{aftliken Demokratie den Weg: öffuen, wir wollen ihr die notwendigen Otgane s(haffen uind die Sozialisierung {o einleiten, daß ste eine Quelle der Wohlfährt, ‘micht einén Spaltßili der Zerséßung bildet. Aber rvo&hrend 1toir fo Bem Beilscharbiëérrus. den Nährboden entziehen, bleibt uns: nihts, anderes übrig;z.als--feine-pawaltsamen Neberrumpeélungs- verse wcrodltfamn cbiiavébien. (Beifall) Gs ift nidt unsere Schuld, ivenn das Wort Gewalt noŸ nichGt ous dem Wörterbuch unserès' Volkes. verséwinden kann. Helfen Sie uns, daß es: bald verschwinden kann, daß es nicht verewigt wird in seinem {limmsten Begriff, dem“ Gewaltfrieden. (Lebhafter Beifall.)

Uég.-Dr. Pfeiffer (Zentr): Unser Volk sshnt ih nach Frieden. Wir- wissen nech nicht, wann er“ gŒs&#lóssen twerden wivd, [osen áber,’ daß ‘es: bald’ gejcheben möge. Jn dicsam Augerblick drängt es uns, einen. Appell an das ‘Wellgero!sfen zu rtidten. Wir stehen am Ente des: iircterlicsten [Krieges der Weiltäeschichte, und ‘erst eine spätere Zeit ‘witd - eutennen, was! in diesem ‘Krioge- von Unserem Bolle an -Täpferkeit, |Seelengröße, SbitguWt und Aufopferung der ganzen -Perfönlichteit. geleistet wowen t (Allseitige Zustimmung.) Schwere Bedingungen lhat - uns “der Wuffenstillstand auferlegt. Je länger ‘er dauert, desto mehr wädit ‘bie Begehrliäeit unserer Feirde. Man will uns nit rur auf Jabtzebnte hinaus mwirlisckaftlih be- drüden, sondern man will uns. gersdfagen, um uns ein für alle Mal das- Wicderaufsteßhen unmögli zu machén;. Gine will?ommene Unter- stü@zung findet dieses Streben unserer Feinde an den inneren . Vor- gängén- unseres -Landes. " Die Geister finden si nit zu gemein- hamem WeoPen zuscnmumen. sondern suchen auf aanz verschiedenen Wegen das Glück zu erreichen. . Wenn die völlige Auëäsaugung unseres Landes wirklih durckgeseßt werden sollte, dann wird sh in unjerem Volke gang naturgemäß der piwcolegiste Prozey der Entstehung eines entsdilossenen Widerstandes. bis zum c@ukerstèn bvollziehen. (Zustim- mung.) Es gibt: eine Grenze au gegen diese Tyrannenmacht. Dann drird sihaucch unser Volk von den Sternen die unveräußerlihen Rechte herumnier Golen zur Verieidigung feiner öten Güter, denn das edelste und hödste Gut einer jeden Nation ist das Recht auf Bestand. (Leb- hafter: Beifall.) ‘Komme, was kemmen mag, das: Wort bleibt in alle Grigleit Gestchen: Germania docet, Deulshland is eine Lehr- meifterin. Dieses Wort kann durch kein Sckwert aus dem Büch der Geschichte ‘auêradiert werden. - Um diesen Ruhm kann uns niemand bringen. Ejn Gewallfriede würde den Keim zu neuen Kriogen in si: tragen, ‘die ja nit: glci zu komrnen brauchten, die aber Tonnen müssen. Wer Drackencibne- sat, dem ermadfen bewaffnete Männer. Dann wird. ‘der Augenblick für uns. Femnmen, wo (unser Volk nad Vergeltung rufen wird. (Sebr richtig!) " Jusbesondere sollte Frank- rei für diese Felgen Verständnis haben, wär doch ber ühm der. Revancheccdanke gur thistoriscen Hvsterie" geivorden. (Sehr rihtig!) - Darum evheden wir im gegemwärtigen Augenblick warnend unsere Stimme. J sprede im Namen der ganzen * Nätional- versammluns, wann ic diésem Sckmerzenschrei eines bis zum äußetstèn* gequalten Volkes Ausdruck gebe. Für den Frièden erben wir drei Forderungen, ohne die es eine Ginigung nit geben kann: Röäumuná des Geseblen Gebietes sofort bei Fricdenesckluß (Beifall), MRüdtoabe unserer Gefangenen (zpiederholter lcbbafter Bei- fall) und Mishebung der Blickéde. (Stürmischer Beifall.) Die Räumung. der léseßten Gebiete! Man vergleiche die zeßige Zeit nit mit fen Vordängên boi 1871. Damals maren Frankrei und Deuilsebiland“kéine- Agiaïstacitèn und Tamals waren" ganz arscre Garantien notwendig. Heute“ is die ‘beste Garantie, die vir unseren" Fernten bieten! Tönnen, ter demokvahsde ‘Wille des ganzen deulsckën Volkes zuin Lie: E “Die Mückgabe unserer Gefangenen hen wix bereits eirstimmig gefordert. Dieje Gefangenèn sind das heilige Eigentum, das wir besißen. (Es wider- pri dén Geschen / der Mens{ltchkeit und der Kultur, däß unse: Géfanaenen tweiterhin zurlckbohalten werden follon, (Zu- stimmung.) Die Aufk朌ung“ ber. Blokate muß trfoleen, dantit bas unavürdige Schantspiel des Hungerkrieges ein Ende nimint. Das Gespenit des Hungers maß aus unserem Lande verschwinden. Damit der Wille zur Arbeit und die Freude zur Arbeit wieder Plaß greifen. (Beifall.) Jn dén besezten Gebieten wird ‘vielfa mit un- erhörter t vovgegangen; nähdem die L Maas ‘Entgegen- fommens unseren Feinden nicht ben erwünschten Erfolg gebracht bat. Wic erheben laut’ und :feierbthGinspruch: ggen "vieses Verfahren, das durch “keine völfercectliche A f ehtiertigt werden fann, - (Seba richtigt) Wir" hoabar “und 0 deu 14 Punkten Wilsons

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betannt, aber gerade auf Grund des Solbstbestimmungsrechts echen wir aus, daß alle beseßten Gebiete, alles Ta im Osten odèr esten abgetreten werden soll, unbestreitbar und beweisbar de iete sind. Das gilt trop mancher Fren e ‘für Elsap- Lothringen, das Fi ert recht für die Pfls, für Mheiré“ ünd für das Saarbecken. enn. der Gedanke dêr linksrheinifhen Îte- Publi? entstehen fonnte, so nur aus ‘dér Erwägung, daß man untar

allen Umständen dem eiche treu bleiben wollte, wenn es nit mbög- lich werden sollte, bei Preußen zu bleiben. 4 ehr ridtig!) Im Namen meiner linksrheinischen freunde spreche ich es erneut aus; oaß fié in dieser shweren Schickfsalsstunde unseres Volkes alle Son- derwünsche zurüstellen und unerscütterlih auf tem Standpunkte steben, daß fie L wollen. (Stürmischer Beifall.) - Wen- den wir uns nunmehr nah dem Osten, nah Oberschlesien, nad Posen, nah Danzia so find auc das deutste. Gebiète. Und keine Rati? und keine Worttlügelei vermag das aus der Welt zu [chaffen. “Bon diesem Lande gilt wie vielleicht von keinem anderer das Wort: ‘bas Land, auf dem du stéhst, ist geheiligt gadbeiltat tur ben Sdireifi und das Blut deiner Väter. (8 ist n&llih eine amerikan!ck*7g- lishe Studienkommission im Osten géwesen; diese. Konimission 1st erstaunt gewesen, zu sehen, daß in Pofen von polnischer Kultur “nitht die Nede fein kann, und’ jo gut uns das Land“ am linken Rheinifex lieb und wert ist, so lieb und wert is uns auh Posên, und wir wollen es behaupten, mit allen Mitteln, die uns zu Gebote stehen. (Lebbafter Beifall.) Das oberscklesicke Gebiet ift rein: deulsßes Kiluts gebiet, und wo hier und da das polnischè Nationalgefühk aufflammf, ist es erst fünstlich hineingetragen worten; von polniser Tradition und von polnischen Nebéliéfeninaen kann in Oberschlesien absolut keine Rede sein, (Beifall.) Die {on genannte neun ene mission ist zu dem Ergebnis gekommen, daß die Kultur Öbers{klestèns vollfommen deutsch set, und daß Oberschlesien deshalb ber Deuts land bleiben müsse. Das ist auch unsere Meinung. Wenu trobdem in, manchen Kreisen Oberschlesiens eine Anscblußbewegung an ‘Polen künstlich gefördert wird, so’ ist diese Stimmung nur ‘geboren: aus den traurigen Wirtschaften und tozialer Verhältnissen, ‘die augenblidlih in Deutschland herrschen. Der Vollständigkeit halber: will. ih“ noob darauf hinweisen, daß auch die máährishe Bevölkerung von einem An: (ckluß an Polen cher Mckeckto-Slevakien nichts wissen will: Went wir vcm Seslkssilbestimmungsreckt ter Völker prechen, fo dürfen 1X auch der deuts{\prechenden Randstaaten und Völker dés Egerländes und Deutsh-Böhmens nicht vergessen, vor allen Ff aub nik unserer Brüder in Deutsch-Oesterreich, die wir hoffentlth recht bäld bei uns begrüßen können. (Lebhafter Beifall.) Wenn wir fo ‘diè Unantasilvarkeit unseres touischen Gebizts verlangen, so rerlängen wir. aud, baß im FriedenéfFuß uns untere Kélonien nit weagenon; nen werden. (Lebhafter Beifall.) Unsere Kolonien sind nit“ nux aut wirtschaftlicher Faktor, sondern sie sind für uns ein nationáler Ghren=

punkt. (Lesibafter Beifall und Zustimmuna.) Aber ter Lem- mende Friede foll uns auch ‘noch eine andere Belastuñg bringen, nämli die finanzielle, und dabei spielt die ‘Frade

der Wiedetgutmachung des angerihteten Schadens eine. areße. Rolle: Wir haben uns ‘bereitertlärt, den angeriditeten Sicbadên wieder guè- ¿umachen, aber diese Wiedergutmacbung därf nicht ‘erfolaen auf Grutd Pbantastischer Zahlenacoäude, die unsere Beoner einseitig aufriten, jondern auf Grund ter Listen, die wir gefütrt haben, und die wir rorlegen werden. (Beifäll.)- Es ift azradëzu zum Lachen, wenn man sich den Größanwahn der ktélgiscken Finanzleute vor Augen bält, dié 30. Milliarden Sc{adenersaß von Deuts#lind beanspruckèn. Disti Fat nah ‘Lo&stsckatungen unmittelbar vor dem Kriege das: gänte belgische Nationalvermögen nur 27 Milliarden betragen. (Hört, 10t1} Na dem materiellen Inhalt der Friedenébedingungen spielt“ .der Bölkerbund Wilsons eine größe Rolle. Wenn dieser Völkerbünd 21- stande kommt, fo muß Deutschland ‘als vollberechtigtes Mitol‘ed" ia dicfem Völkerbund aufgenommen werden, und war obne die morälisc{e Quarantäne, mit der wir uns nach der Atsikt unserer Gegner erst den Zutritt enkaufcn sollen. Wir bringen für unsere Zugebörigfkeit zn diesem “Völketbund dieselben |Garantien mit, wie irgend ein andetS Mitglied; wir "ben uns einverstanden erklärt mit der Adrüftung und mit dem Gedonken, alle Streitfälle vor ein Völker scbiedägericht zu bringen. Bei dieser Gelegenbeit sprece 1& namens meiner politis{:n Freunde nod. einmal ‘den dringenden Wunsch aus, daß in dèm. Kreis: der Sciedsricier dieses Völkershic®8geriktébofes auch der PÆ\L eingezogen merten mödite (Lebhaïter Beifall im Becntrum.), und är dewengen, weil er als der Hüter der immanenten Gerechtigkeit, ersckznt, jener ‘immanenter Gerc{tigkeit, die wedsalnden. Auffasurgen“ und: Gemütsstimmungen ‘nickt unterwerfen ist, die über der Laus ck25 Siegers wie über der Wehmut des Beésiegter uner{chttterlih roi (Beifall im Zentrum), aber au cus dem Grunde, weil er dêr.- einzige Souverän ‘ist, ter sh dur keinerlei wirtsckchaftlide. und matêrielte. Erwägungen irgentwie bceinflussen läßt: (Lebbafter . Beifall. ‘im Zentrum.) Gegen die „Aufnahme Deuischlands als. cicichberechtigtes Mitglied und bne moro5iiscke Quarantäne wenden unsete Feinds iu: das deutsde Volk sei m Kriege \{uldig, und menn wix Sigger geblieben szien, so märden wir es au nicht. anders gemacht Haben.“ Den Baweis für diese beiden Behauptungen bleibt män \{uldig. Man sackt zwar, Deuisdlard. sei für diesen Krieg gerüstet geweien, aber: ich" fte demçcegeniber: "Woret ihr denn. nit auch gerüstet? Und ic fiage weiter: War cs ein Unrecht, daß wir uns zur Abwebr gerüstet Haben”. (Sebr richtig!) Jb muß bei der Gelegenheit mein ftiestes Bedauern ausspreden, daß cs in Deufscland Männer gibt, die glauben, ufs die Schuld am Kreige ausbücden zu sollen (Sehr ridtig! uid lebhafte Zi- stitmmung im Zentrum und rets), vielleidt inder woHgemeinten Auf-" fassung, ldaß ias Eingestäntmis unserer S{uld unsere Feinde milder. stinmanen wilde. Aber das ist eine vollkommen. naive umb vetfetilte Gpe: fulation: wir seben ta jeden Tag, daß unjere Feind? uns auf Grund eie fold:n Gingeständnisses erst reckt auf das-bärteste zu Betrüdten oni- ossen find. Vils ter RKrica 19114 ausbradh, ta: baf däs gänze deutlite

Strömungen abgesehen, hat das deutsche Volk diefen. Krieg nit aewölkt (Sehr rihlig! und lebhafte Zustimmung) and 1ch füge hing: “Aud ‘die sind“in diesen Krieg, hineingedränat worden, nit zuleßt tur diet, krcisungäpolitik. Edugrds VII. von |Enalañb. - Wenn man: L ‘Rüstungen .Deutslands verweist, so e VeRIaen er dio Tabac festgestellt werden, daß unmittelbar vor Kriegsausbruch für

bei uns 37 Fränken auf. den Kopf der Bepölkeritng ausgegeben Jn ‘Frankreich. dagegen 57 Franken. (Dort, Hört!) “Es* Urverantwortlich von uns gewejen, nenn wir diesen Rüstungen afl zugesehen hätten, es ist einfa geratemu lächerlide Sunutuna, ror uns nicht zuv Abwehr pihten ssollon, weni "wir bas Unhell fommen seten. (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Auf den Veor- inurf aber, daß wir: als Sicger genau o

sie zu einer, Zeit, da wir uns zum Fritdèn berett erklärten, covatl wir die Sieger ienen, rur von uns time cu@ublide Dare unserer Kriegsgiole terlangt, während sie lodrsidtig bamit, Ui dem Berge hielten? Wenn man aber: auf ..den Frieden von Vik | Lilowsk und von Bukarest verweist, so. darf teh mt. vo

werden, daß es sich dabei niht-am die Mtiana eines, bl Fricdens bartelte, fondern nur darum, einen auëscheidênden F ür den Augenblick unsch&lih au machen. In ieser Gesinnung; ün

édenéverhandlungen en

n diejer Stimmung. sehen roir. den: Fri T l

Ich warne allen Genstes, in diesex hl

géhantelt hen würden, | frage ih unsere Feinde: Woher wißt ihr das?" Watum half

Volk ihn als einen Verteidigungskrieg empfunden, und allèe-Partêwn baben sich damals in diefem Sinne cusabrotén. Von: vereingell V

damaligen Machthaber haben diesen Krieg nickt gewollt, fondern wr