1919 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Apr 1919 18:00:01 GMT) scan diff

E

vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen dés täg-

rp Pf Ministerium des Innern.

Der Kreisassistenzarzt Dr. Artur Spi eter aus Frißlar

ist zum Kreisarzt in Frißlar ernannt worden.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

__Es sind verliehen planmäßige Stellen: für Mitglieder der Eisenbahndireëtionen den Negierpngsräten Dr. Kieschke in Berlin, Kurt Lüdicke in Frankfurt (Main), Dr. Friße in Erfurt, Scheele in Danzig und Dr. Woltering in Münster (Westf.), dem Baurat Foellner in Trier sowie den Negie- rungs- und Bauräten Fohlen in Kattowiy, Willy Lehmann Siebels in. Crefelo, Herwig in Münster und Ernst Ackermann Eisenbahnhetrieh3- i des Eilsenbahnbaufachs Scotland in Gotha, Geittner in Angerburg, Jrmer in (Essen, Franz Hartmann in Duisburg, Schachert in Berlin, Endres in Höchst (Main), Erich Lehmann in Magdeburg und Dr.-Jng. Risch in Minden (Westf.); für Voz stände der Eisenbatnmaschinenämter den Regierungsbau- meistern des Maschinenbaufaches Wilhelm Heyden in Halle (Saale) und Viktor Niemann in Uelzen; für Vorflände der Eisenbahnwerkstättenämter den Regierungsbaumeistern des Ma- shinenbaufaches Rupp in Donzig, Deppen in Beßdorf (Sieg) und Werner Bergmann in Nied; für Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufachs Paul

in Düren, (Westf.), Giecy in Danzig in Berlin; für Vorstände der ämter den Regierungsbaumeistern

den Regierungsbaumeistern Hoffmann in Hamburg, Braumann in Berlin, Wehling

in Essen, Heineck in Posen, Reuleaux in Breslau, Abels in Münster (Wesif.), Engels in Côln, Meyerhoff in

Berlin, Boeßkes in Friemersheim, Schlenke in Essen,

Bretschneider in Stettin, Voß in Werne, Grevel in Bremen, Schanze in Danzig, Daus in Mainz, Fechter

in Cöln, Vibrans in Halle (Saale), Derikarß in Jülich, Gerstenberg in Berlin, Schütte in Meiningen, Pantel in Mörs, Altenberg in Hannover, Bischof in Vacha, Pohland in Goslar und Rudolf Schubert in Osnabrück; den Regierungsbhaumeistern des Maschinénbaufaches Hickmann in Weimar (Thür.), Rudolf Heinemann in Leipzia, Wagenknecht in Breslau, Gygas in Hannover, Duliß.in Cassel und Dette in Dortmund.

Der i Rechnungsrevisor Hermann Streiß, bisher in Stetiin, is unter Verseßung nah Berlin uyd Uebertragung der Stellung des Rechnungsdirektors bei der Eisenbahndirektion daselbst zum Eisenbahnrechnungsdirektor ernannt.

Der Baurat Seifert in Berlin ist zum Regierungs- und Baurat ernannt.

Verseßt sind: die Bauräte Hantusch von Bunzlau nach Hirschberg als Vorstand des Hochvauamts, Löwe von Breslau nach Liegniy an die Regierung, Rüdiger von Rinteln nach Bromberg an die Regierung, F. W. Schmidt von Hannover nah Münster i. W. gls Vorstand des Wosserbauamts (Be- reih dec Dortmund:Eraskanalverwaltung), Gährs von Celle nah Emden als Vorstand des Wasserbauamts, Podehl von Kosel noch Küstrin als Vorstand des Wasse: bauamts (Bereich der Oderstrombauverwaltung), Lucht von Quedlinburg nach Breslau an die Regierung, fernec die Regierungsbaumeister Raasch von Potsdam nach Königsberg i. Pr. an diè Regierung, Uhlenhaut von Reppen nah Frankfurt a. O. als Vorstand des Hochbauamts Reppen, H arl in g von Braunsberg nach Oppeln an die Regierung, Tönsmann von Kiel nah Rinteln a!s Vorstand des Hochbavamts, Ecke von Breslau nach Koniz als Vorstand des Fo snvegebauamts, Friedrih S chäfer von Celle nah Lüne- burg, Schmiß von Cssen a. N. nah Lalteln (Bereich der Kanal- baudireftion Essen) und .Manzle von Herne nah Duieburg- Meiderich (Bereich der Kanalbaudireltion Essen) Jn den Ruhe- stand getreten sind: der Regierunas- und Baurat, Geheime Bourot Mühlke bei der Ministerial-Baukommission in Berlin und der Baurat Jablonowski in Hadersleben,

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__ Der Siß des Wasserbauamts Blumenthal, Re- gierungsbezirk Stade, ist von Burgdamm nach Vegesack und der Siß des Hochbauamts Neppen von da nah Frank- furt a. O. verlegt worden.

| Ministerium für Wissenschaft, Kun |.2 und R id bild Un A B

Der außerordentliche Professor an der Friedrich Wilhe!ms- Univerfität in Berlin Heinrih Cunow ist zum Abteilungs- direttor im Nebenamt bei dem Mufeum für Völkerkunde da- selbst ernantit worden.

BekanntmaMhung.

Der gegen die Firma Moriß Wollmann, Cöln, Hohen- ¿ollernring 20, und deren Inhaber Moriß Wollmann, Cöln, Hohen- zollernring 20, auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. Sep- tember 1915 (RNGBIl. S. 603) ergangene Beschluß vom 22. April 1916 auf Untersagung des Handels mit Nährung8mitteln aller Art wird aufgehobén. Die Kosten der Veröffentlichung hat Wollmann zu tragen.

Cöln, den 1. April 1919.

Dér Oberbürgermeister. J. V.: Dr. B illstein.

BebanntmaGuün d.

Die dem Oberkellner Emil Boßtian in Züllichau, Markt 19/21, auf Grund der Bundesratêverordnung vom 23. Sep- tember 1917 und des § 3 des Geseßes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen PViaßnahmen usw. vom 4. August 1914 im Oîtober 1917 entzo gene Genehmigung zum Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs wird hiermit wieder erteilt, nachdem der Beschuldigte von dem zuständigen Gericht aus dem tat- e Grunde mangelnden Beweises außer Verfolgung geseßt

orden ist.

Züllichau, den 1. April 1919. Der Ländrat: von Monbart.

Bekanntmachung.

Auf Gruyd der Verordnung des Bundesrats vom 23. Sep- teinber 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom andel (NGBl. S. €03), babe ih dem ;Drot{kenkutscer Ferdinand Wego, bier, Jakobstraße Nr. 224, durch Verfügung

lihenBedarfs, inébesondere den Lantdel mit Pferden, sowie

bis auf weiteres untersagt. Aachen, den 4. April 1919. Der Polizeipräsident. von Hammacher.

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Bekanntmach ün g.

die Kosten des Verfahrens auferlegt worden. Berlin, den 10. März 1919. Dey, Landrat. des Kreises Niederbarnim.

Bêekauntmaäqh-un ga

bis zum 1.*Mai d. I. ge\schlo s sen. NRaurel, den 28. März 1919. Die Amtsverwaltung. Kuhn.

Be a Mnn 0,

vom Handel, wird dem Walter von der Mühlen in Rem-

uferlegung der Kosten der Veröffentlihung untersagt. Remscheid, den 9. April 1919. Der Oberbürgermeister. J. V.: Gertenbac.

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(Fortseßung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)

‘Niclamtliches Deutsches Nei ch.

Preußewæ Berlin, 12. April 1919.

__Der Reicheminister der Finanzen und Stellvertreter des Präsidenten des Reichsministeriuums Schiffer hat sein Ent- lassungsgesuh eingereiht. Nach einer Mitteilung des „Wolffshen Telegraphenbüros“ erklärte er sih auf Wunsch des Piäsiventen des Reichsministeriums bereit, die Geschäfte bis zur Ernennung des Nachfolgers weiter zu führen.

Der Landforstmeister und vortragende Rat im Landwirt- schaftsministerium Dr. Laspeyres ist zum Mitgliede des A für die niht richterlihen Beamten ernannt worden. |

Troß des am 9. April in Spaa erhobenen deutschen Ein-

spruchs gegen eine Beseyung Griesheims und des Hin- welses, daß die Allti!rten nicht berechtigt seien, einseitig eine Grenzverlegung der neutralen Zöône vorzunehmen, ließ der Marschall Fo ch, wie „Wolffs Telegraphenblüro“ mitteilt, om 10 April ia Spaa mitteilen, daß die Entscheidung, Griesheim zu beseßen, unwiderruflich sei. Das Abschnittskommando 4 der neutralen Zone wird noch- mals vahdrücklich gegen die Beseßung vou Griesheim durch die Alliierten Einspruch erheben, und das Zivilkommissariat wird alles versuchen, um wenigstens für diè erste Zeit Ver- kehrserleihterungen im Grenzverkehr zu erlangen.

__ Jn der Geschäftsstelle des Auswärtigen Amts für die Friedensverhandlungen fand vorgestern, . wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, urter dem Vorsiß des Botschafters Grafen Bernstorff eine Besprechung über die Fragen ftatt, die hinsichtlich der deutschen Kriegs gefan- genen und Zivilinternierten beim Friedensshluß zu regeln sind. An der Sizunrg nahmen außer den Vertretern des Aus- wärtigen Amts, der Armee und Marine sowie der Reichozentralstele für die Kriegs- und Zivilgefan- genen eine Anzahl von Bevollmächtigten solcher privater Ver- bände teil, die sich zum Schuße und zur, Heimbeförderung der im feindlihen Auslande befindlichen deutschen Gefangenen gebildet hoben. Von mehreren Anwesenden wurde auf Grund oulhentisher Nachrichten auf das vielfah ganz unmenschlice Los hingewiesen, das die deutshen Krieasgefangenen noch heute, namentlih in Nordfrankreih und Sibirien, zu erdulden haben. Von anderer Seite wurden die bedeutenden technischen Schwierigkeiten unterstrichen, die die Heimbeförderung der Krieg8gefangenen, namentlih ars überseeischen Ländern, ver-- ursachen wird.

Der Unterhalt der Besaßungstruppen des Rhein-

‘Tandes stellt an die NReichskasse unverhältnismäßig große An-

forderungen. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, sind an baren Vorschüssenm nämlich bisher aus der Reichskasse ge- zahlt worden im Dezember 1918 131 Millionen ‘Mark, im Januar 1919 90 Millionen Mark, im. Februar 1919 160 Millionen Mark, im März 1919 55 Millionen Mark, das sind zusammen 436 Millionen Mark oder -durchschnittlich für einen Monat 109 Millionen Maik, ein Betrag, in dem die von den älliiertèn Truppen im Wege ‘der Requisition gedeckten mit einén ‘hohèn Wert zu verans{hlägenden Bedürsnisse nicht / enthalten sind. Béträchtet man demgegen- über die Summe1a, die “Belgien on Kontributionen zum Unter- fia E deutschem Besaßzungsheeres gezahlt hat, ‘so ergibt sich olgendes: Für die Zeit vom

Dézbr. 1914 ‘bis Novbr. 1915 480 Millionen Frs. Des4br. 1915 bis Noobr. 1916 ‘480 Millionèn Frcs. Dezbr. 1916 bis Mai 1917 300 Millionen Frcs. Juni 1917 bis Oktbr. 1918 1020 Millionen Frs.

Jm Monatsdurchschnitt sind das ungefähr 481/42 Mil- lionen Frcs. Es. stehen sih also 109’ Millionen Mark und

481/24 Millionen Frcs. als Monatsdurchschnitt gegenüber, d. h.

für unsere Besazung in Belgien, obwohl. sie stets kriegs-

jegliche mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen

bereit sein mußte, war das Kostenerfordernis wesentlich

Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb

Auf Grund des § 1 der Bundesratsverordnung vom 23. Sep- tember 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, ist unter dem 10. März 1919 der Weilhhändlerin Agnes Bornhold îin Hermsdorf, Schulzendorferstraße 12, der Handel mit Milch wegen Unzuververlüässigkeit in der Führung des Handelsbetriebs untersagt worden. Gleichzeitig sind ihr

I. A.: Freiherr von Zedliy undNeukir ch, Negierungsassessor.

Den Mühlenbetrieb des Müllers Stanislaus Weiß in Habinghorst, Kaiserstraße Nr. 72, habe ich wegen Unzuverlässigkeit des Inhabers auf Grund des § 71 der Neichsgetreideordnung vom 29. Mai 1918 und der hierzu erlassenen Ausführungsbestimmungen

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 (Neichs-Geseßbl. S. 603) zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen

cheid, Kronenstraße, der Verkauf von Schuhen unter

niedriger als das uns von den Besazungstruppen des Rhei landes auferlegte. Die Schlußfolgerung dürfte niht unh rechtigt sein, daß Deutschland in Belgien viel s{honender var gegangen is als umgekehrt die Entente bei uns. Selhj wenn man den Einwand gelten läßt, daß die Preise für vie Erzeugnisse inzwischen weiter gestiegen find, so ist doch de Unterschied zwischen den Lasten, die Belgien zu tragen hatt uvd den uns auferlegten außerordentlich groß, und di Entente sollte im eigenen Jnteresse darauf bedacht sein, di Kosten der Besaßung auf ein für Deutschland ezträgliches Maj herabzumindern.

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Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, waren in de Zeit allgemeiner Ungewißheit aus dem besezten Gebiet Stimme der Besorgnis zu hören über die Fragen der Ablösung dey Nequisitionen, die von den Alliierten bei der Einwohner] schaft erhoben würden. Die Reichsregierung trug diesen Tatsachen frühzeitig Nechnung durch ein besonderes Gesez

Pflicht des Reichs an, für Requisitionen, die zun Zweck des Unterhalts der feindlihen Besaßunggz: truppen erhoben werden, eine Vergütung zu gewähren, Und zwar wird die Vergütung auf Antrag jedermann zu gesprochen, dèr aus seinem Vermögen eine Leistung bewir! hat. Ueber die Höhe der Vergüsung für Leistungen haben di Berechtigten sich mit dén von den jeweiligen Landeszentral: behöiden näher bestimmtèn Verwaliungsbehörden in Verbindung zu seßen. Glaubt der Berèechtigte, dort keine gerehte Ba handlung gefunden au haben, so steht ihm der Weg der Be schwerde direkt zur Reichsen1schädigungskommission offen. Js die Vergütung festgelegt, so ist sie vom ersten Tage des auj die Leistung folgenden Monats mit 5 vH zu verzinsen.

Das Kriegsministerium hat auf eine Anfrage de Deutschen Offizterbundes, betreffend Verabschiedung von Offizieren anläßlich der Heeresverringerung, diesem dem „Wolffschen Telearaphenbüro“ zufolge mitgeteilt, daß eine allgemeine Verabschiedung von Offizieren erst eintreten wird, wenn es gelungen ist, den betreffenden Offizieren den Ueber: gang in eine andere Lebensstellung wirtschaftlicy zu erleichtern.

Dem Kriegsministerium gehen, wie „Wolfs Telegraphen büro“ mitteilt, in leßter Zeit zahlreiche Anfragen darüber zu, in welcher Weise die von der Heeresverwaltung. niht mehr be: nötigten Wein- und Trinkbranntweinbestände sowie dit Bestände an Tabakwaren verwertet werden. Das Kriegs

Bestände an- Wein und an Tabakwaren dem Reichs vet: wertungs§amt, Berlin NW. 7 (Friedrichstraße 100), on Trinkbranntwein der Branntweinsicherung8gesell#schaf m. b. H., Berlin W. 9 (Scbellingstraße 14/15) zur Verwertung zugewiesen worden sind. Den Junteresseyten Tann daher nur

wenden.

1919 ist unter anderem die Verfügung Nr. M. 3588/8. 15, KRA T1. Ang., betressend Beschlognahme und Bestands& erhebnung von Graphit, avßer Kraft geseßt worden Durch die Verfügung Nr. M. 3588/8.-15. KRA Ilk. Ang. war be s{chlagnahmt: Rohgraphit, in dem Zustande, wie er gefördert worden if, Graphit, aufbereitet (mit Ausnahme von Graphitnaub) mit weniger als 80 vH Kohlenstoffgéhalt, Graphit, aufbereitet (mit Ausnahme von Graphitstäub) mit 80 vH und mehr Kohlenstoffgehalt.

Die Aufhebungsbekanntmachung ergibt deutlich, daß somit nur die Beschlagnahme der obenbe eichnen Graphitarten auf gehoben worden ist. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, ist gleichwohl vielfach angenommen worden, daß - au die Be \{chlagnahme von sogenannter Retortenkohle (Retortengraphit!) Sia worden sei. Es wird besonders darauf hinaewiesen, daß dies nicht der Fall ist. Rechtsgeschäftliche Verfügungetl über die noch beshlagnahmte Retortenkohle sind daher auf Grund der allgemeinen Wirkung der Beschlagnahmebestimmungen nichtig und können ebenso wie eine unerlaubte Verarbeitung strafrechtlihe Verfolgungen nah sich ziehen.

leber die gestrige Sißung des zweiten Kongresses der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte Deutsch- lands berichtet die „Deutsche Allgemeine Zeitung“:

__ Der Vorsißende Hauschild, der gegen 104 Uhr Vormittags die Sißung eröffnete, verlas zunächst eine Ertlärung des stell- vertretenden Pressechefs in der Neichskanzlei Breuer, in der dieser bestreitet, in bezug auf die beiden russischen Arbeiterrätevertreter die Aeußerung getan zu haben: „Wir machen niht mehr mit; die Leute müssen aus dem Saal verwiesen werden.“ :

_ Nach lebha\ter Geschäftöordnungsäus\prache, 1u der diese Er- klärung Anlaß gab, erstattete B o ck (Soldatenfraktion) namens der eingesegten Kommission den Bericht über den Fall Branhes. Gr teilte mit, daß die Freilassung Brandes’ nicht erfolge, da nach Mitteilung des Neichsministers Noske begründeter Verdacht des Hochverrats3 vorliege. Allerdings habe Noeke niht sagen tönnen, daß mehr Material vorliege, als der Kommission bekannt sei. Cin Bruder eines der mit Brandes Verhafteten habe fich bei dem Nedner darüber beschwert, daß die Verhafteten hungern müßten. Neichs- minister Noske habe zugesagt, für shleunigste Abhilfe zu sorgen. Veber die Angelegenheit Ledebour berichtete dann ndinens der Kommission Höllein. Der Vorsißende der Straf-| fammer VII beim Landgeriht 1 Berlin habe die Aufhebung des dit Haftentlassung ablehnenden Beschlusses abgelehnt. Darauthin habe die Kommission dem Strafkammervorsitzenden die Beschwerdeschrift des Verteidigers Ledebours überreicht, die sofort dem OberstaatL- anwalt beim Kammergericht übermittelt worden sei. Dieser wieterunt habe das Schriftstück \ofort dem zuständigen Senatspräsideuten über- geben, der jedoch erklärt babe, daß erst an diesem Freitagvormit1as Der Hege Senat zu der Angelegenhëit Stellung nehmen könne- Nach den Darlegungen des Senatép1äsidenten müsje man allerdings mit einem ablehnenden Bescheide renen. Der Herr Senatspräsident habe allerlei juristishe Bedenken geäußert und erklärt, daß es die tin- e On ie Sache wäre, wenn die Nationalversammlung m Wege. der Gesetzgebung den Mitgliedern des Rätekongress Imniünität zuerkenne. (Zurufe links: Verhöhnung!)

Auf eine Anfrage erklärte Co h e n - Reuß: Der Zentralrat habt

bisher itnmer bie Ansicht vertreten, däß die eer immun

seièn. Jet aber, zur Tagung dieses Kongresses ein Gesey heraus“ zubringen, das dem Abg. Ledebour. die Freiheit wiedergebe, sei un

möglich. Die Herbeiführung einer solchen Geseßgebüng sei etne Auf

(vom 2. März 1919). Hierin erkennt sie grundsäßlich di |

ministerium macht darauf aufmerksam, daß die ver fligbare

anheimgestellt werden, sich an diese Stellen unmittelbar zu

Durch die Bekanntmachung dec - Rriegsroh stoff abteilung Nr. F. R. 690/1. 19. KRA vom 1. Februar

gabe des neuen Zentralrats. Dr. Nofenfeld (U. Soz.) be-

hauptete, wenn bei der E Cd der gute Wille vorhanden

wäre, so wäre es sehr wobl mögli, bis Sonnabend das Geseß in dreifacher Lesung zu erledigen und im Laufe. des nächsten Vormittags zu veröffentlichen. Hermann Müller (Zentralrat) wandte sich gegen diese Ausführungen.

Darauf trat_die Versammlung in die Behandlung der Tages- ordnung ein. Anträge, - betreffend Hebung der Arbet1s- losigfeit und das Nätesystem, wurden ohne Aussprache an- genommen. f

Zu einem Antrag auf Aufhebung des Belagerungs- zustandes ergriff Dr. No.senfe ld das Wort: Es ist traurig, daß der Kongreß in einer Stadt tagen muß, in der noch. immer der ver- {chärfte Belagerungszustand hérrscht, und daß die Verhandlungen in einem Haufe stattfinden, in dem ein interner Belagerungszustand zu existièren scheint. Auf Schritt und Tri1t stößt man auf Bewaffnete. Keinzeichnend für. das Vorgehen der Regierung ist der Haftbefehl, der -von Nosfe formularmäßig gegen alle Kommunisten ausgestellt wurde. (Zuruf: Hört, hört !) In diesem Haftbefehl heißt es: Der Betreffende ist in Hast zu nehmen, wenn der Verdacht besteht, daß er fsih an den Bestrebungen der Kommunisten beteiligt oder noch beteiligen werde. (Unerhört l) Von Mißhändlungen Natdeks im Gefängnis gibt in ershütternder Weise fein Brief an den Kongreß Kenntnis. Auch die Mehrheits\ozialisten müssen tür unseren Antrag stimmen, wenn sie niht- den leßten Rest von Vertrauen im Volke verlieren wollen. (Bravo ! lints, Händeklatshen auf den Tribünen.) Der einztge Kommunist auf dem Kongreß, Jar das, begründete einen Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustands für Oberschlesien, völlige Gleichberchtigaung beider Sprachen in Oberschlesien und Einführung und Zulassung des Polnischen als Amtssprache.

Nunmehr legle der Reichsminister Sch, mi dt die Stellung der Negierun g zu den vorgebrachten Beschwerden etwa folgendermaßen dar: Auch die Neichsregierung bedauert aufs tiefste diese Vorgänge und wird, wo \sih Uebergriffe der Negierungstruppen nachweisen lassen, énergisch eingreifen. Allerdings muß in jedem Falle die ge» richtliche Kla1stellung abgewartet werden. Die Absicht besteht, den Belagerungszustand sofort aufzuheben, sobald einigermaßen Ruhe eingetreten ist. Auf die Münchener Regierung hat die deutshe Ne- gierung allerdings keinen Einfluß. Die polnishe Bevölkerung genießt genau die gleichen Nehte wie die ge]jamte andere Bevölkerung. Die Regieruna erkennt auh die polnishe Sprache in Schule und Kirche an. (Nicht wahr!) Es ist nicht wahr. daß die polnische Beè- völkerung irgendwie benachteiligt wird. Allerdings muß die Ne-

ierung dem Bestreben entgegentreten, Oberschlesien vom deuts{en

eiche !oszulöjen. Zu ernergtschem Ein)chreiten war die Regierung genötigt, weil ein großer Teil der polnischen Arbeiter mit Sabotage ggoron Bas und die Bergwerke ersaufen lassen wollte. Gegen diese

ernihtung nationaler Werte mußte und muß auch einé sozialistische Regierung auftreten, dagegen muß si auch der Sozialismus wenden. Die Negierung hat viel zu lange gezögert: Sie wird auch künftig Bestrebungen nach Lostrennung dieses so außerordentlih wichtigen JIndustriebezirkes mit aller Entschiedenheit entgegentreten, wenn not- wendig, au) mit Gewalt. (Einzelne Pfuirusfe.) /

Namens der sozialdemokratishen Partei gab Schimmel die Erklärung ab, daß seine Fraktion dem Antrage auf Aufhebung des Belagerungszustands in ganz Deutschland nicht zustimmen könne, weil sich nicht feststellen lasse, wo er nötig jet und wo nicht, und befürwortete einen Antrag auf Entlassung aller politischen Ge- fangenen, die aus Anlaß bereits abgeschlössener politischer Bes wegungen verhaltet worden sind, Entlassung aller Geiseln und Amnestie für volitishe Vergehen. Déèr Sprecher . der Söoldaten- fraftionSchmilewsk i sprach für, ein demokratif}ckcherMNedner gegen Aufhebung - des Belagerung8zusiands und Freilassung aler politishen Gefangenen. Binder (S. P. D.) führte aus: Wir Sozialdemokraten treten unter allen Umständen dafür ein, daß dort, wo geordnete Zustände herrschen, der Belagerungszuständ auf das Nachdrücklichste abzulehnen ist. Keiner der Streikbeschlüsse wurde von dem Willen der Mehrheit getragen, und derjenige, der den Be- lagerungszustand beseitigen will, muß erst die Garantien für Freibeit und Recht geben. - Dr. Rosenfeld bemerkte: Eine wirkliche sozialistishe Regierung braucht nicht zum Belagerungszustand zu greifen, und so bitte ih denn (zu den Rechtsfozialisten gewendet), daß, wenn Sie auch unseren ersten Antrag ablehnen, Sie doch wenigstens für den zweiten stimmen, der den im November Inhaftierten die Freiheit wiedergeben soll. (Zuruf von den Mehrheitsfozialisten: „Kommt uns doch entgegen !“)

Ueber einen Antrag, betreffend das Schulwesen, spra Lo08s: Die Zukunstsshule muß jo beschaffen sein, daß sie alle Swranken niederreißt und die Massen hinauf zur Höhe führt. Wir fordern \hnellste Einberufung einer Neichs\hulkonferenz, die Soziali- sierung der Hochschulen und die Schäffung einer MNeichsshulïom- mission.

i Fri ck, (13. Armeekorps) begründete éinen Antrag der Soldaten- fraftion auf Schaffung eines Reichs\soldatenrats: Der Neichsfoldatenrat, der aus 9 aus der Soldatenfrattion des Näâte- Fongresses zu wählenden Mitgliedern bestehen toll, soll die oberste Injtanz aller Soldatenräte bilden und die Befugnis haben, alle Befehle und Verfügungen des Reichswehrministers gegenzuzeihnen. Der Neichs- foldatenrat soll in der Geseßgebung verankert werden. Ein zweiter Antrag der Soldatenfraktion verlangt die Aufhebung der Verordnung vom 19. Januar über die Neuregeluna der Kommandogewalt, die sofortige Abschaffung aller Orden, Ehrenzeichen und sonstigen Dienstauszeichnungen, Abschaffung des Adelsprädikates, Ablegung der alten MRarg- und Gradabzeichen, Namenszüge, Kronen und Wappen. Die Beförderung der Offiziere soll von der Wahl durch die Mannschaften abhängig sein. Der Neichswehrminister und der Reichs|oldatenrat sollen für die be- \{leunigte Bildung einer Volkswehr auf sozialistisch-demokratischer Grundlage sorgen. Diesen Antrag begründete Folger vom 13. Armeekorps. s |

Exner - Hirschberg beantragte die sofortigte Au fl ö fung der an der österreihischen Grenze in Sclesièn stehenden Grenzshußtruppen. i Me

Hilbrewcht- Kiel befürwortete eine Entschließung, die bei der Konferenz der Arbeiter- und Soldatenräte der Provinz Swhleswig- Holstein am 30. März gefaßt worden ist. Die Ent\chließung fordert Beseitigung der Auswüchse bei der Werbung für die Freiwilligenkorps und verlangt, daß- die Anwerbung unter der Verantwortung - des Generalkommandos stattfindet, und daß die Freiwilligen in der Löh- nung und Verpflegung vor den übrigen Truppenformationen nicht bevorzugt werden. j i |

Wagner von der S. P. D. forderte die Errichtung eines

Volksheeres auf der Grundlage einer allgemeinen Dienstpflicht und Aufhebung der Freiwilligenverbände. Ferner forderte er eine Ver- tretung der Soldaten bei dem NReichswehrminister, die die oberste Jnstanz aller Soldatenräte bilden le und derén Einrichtung dringend notwendig sei, da die alte Militärka\te wieder aufs neue ihr Haupt zu er- beben scheine. Geyer (U. S. P.) unterstüßte den Antrag Wagne1s. Flügel von den Demokraten sprach gegen die Wiederherstellung des alten Negimes und trat ebenfalls für die Bildung eines wirklichen Volfsheeres ein, das durch Disziplin ein gutes Werk- zeug in der Hand seiner Führer bilden ‘werde. Fus (Dem.) erklärte: Ih wende mich an Sie, meine Herren, als deutshe Männer. Sie haben keine Ahnung davon, wie es bei uns draußen in den Provinzen außsieht, wo wir dauernd unter der Ge- fahr des polnishen Einmarsches zu leiden haben. (Zuruf: „Machen Sie sich do nicht lächerlich !") Wir wollen eine starke Regierung haben (Zuruf: „Hurra, hurra!“), die mit kraftvoller Hand alle ihre Gebiete \{üßt und die Grenzen gegen fréche Gibringligge vér- teidigen kann. Ich \preche hier für «die Arbeiter (Zuruf: Dazu haben Sie kein Necht!) und wende mich besonders an Sie, meine Herren von der Soldatenfraktion. Schiken Sie uns so schnell wie möglich einen zuverlässigen Grenzshuüß. “Die Grundlage unseres Wohistands beruht allein auf einem Heere, das für seine \ozialistische Regierung durchs Feuer zu gehen gewillt ist.

„einer Auswahl von "welligèn Ultrarot angestellt hat, wurden verglihen mit den

Nach Schließung der Aussprache wurde der Antrag der Arbeiter- Bauern- und Soldatenräte, die an der österretichischen Grenze in Sqlesien befindlihen Grenzschußtruppen sofort aufzulösen, mit 90 gegen 85 Stimmen angenommen, dazu noch ein Zusaßantrag der S. P. D., in dem sie die Errichtung eines Volksheeres auf der Grundlage der «allgemeinen Dienstpflicht fordert. Bis zur endgültigen Aufstellung L Heeres sollen die Soldatenräte eine Vertretung beim MReichswehrminister Noske und Einspruchörecht gegen alle seine Anordnungen, ausgenommen bezüglich der Verwendung der Truppen, erhalten. (Zuruf der Unäbhängigen : „Aha!“) Dieser Ausschuß soll aus 9. Mitgliedern béstehen.

Ueber den Antrag der Soldatenfraktion bezüglich ter Schaffung eines Neichssoldatenrates wurde dreimal vergeblich abge- stimmt, so daß s{ließlich der Vorsißende namentliche Abstimmung tür notwendig erklärte. Bei der Frage, ob die deutsch-österreichishe De- legation - ebenfalls Stimmréht erhalten folle, rügte Flügel (Demokrat), daß sie sih an der Abstimmung beteiligten. Gs handle fich um rein “nterne Angelegenheiten des Landes, bei welchen sie mitslimmen wollten, uñd vom Standpunkt des Staats- rehtes und des Taktes aus legte der Nedner im Namén der demokratishea ' Partei dagegen entschiedenen Prötest ein. Heller (U. S. P. D.) bedauerte die Ansicht Flügels. Von der Soldatenfraktion wurde der Antrag gestellt, die Desterreicher zur Abstinimung zuzulassen, da fie durch ihr Mitbestimmen bekunden würden, daß sie nicht mit dem Wiederaufleben des preußiscbe Militarismus einverstanden wären. Geyer (U. S. P. D.) wünschte im Namen der Unabhängigen das Stimmrecht für die Oesterreicher. Der Antrag wurde mit 125 gegen 101 Stimmen

‘abgelehnt.

Fast einstimmig auch der größte Teil der Demokraten stimmte dafür wurde dann folgender Antrag der Soldaten- fraftion angenommen: „Die Verordnung vom 19. Januar, be- treffend die Regelung der Kommandogewalt, und die darauf bezüglichen weiteren Erlasse werden aufgehoben. Die Neu- regelung hat im Einvernehmen mit dein Neichssoldatenrat zu erfolgen.“

Nachdem die laufenden Kriegsteuerungszulagen für die aïtiven Beamten Preußens und des Reiches mit Wirkung vom 1. Januar 1919 wesentlich erhöht worden find, sollen laut Meldung des „Wolffshen Telegraphenbüros“ auh den Ver- sorgungsberechtigten Heeresbeamten im Ruhestande und ihren Hinterbliebenen höhere Krieasbeihilfen gewährt werden. O ist nur auf Antrag und im Bedürfnisfalle zulässig. ,

Wer aber eine Kriegsbeihilfe hon ‘beantragt hat, braucht sein Gesuch nicht zu wiederho!en, auch nit, wenn es früher abgelehnt worden ist. Den Dienststellen, die die Anträge nach- zuprüfen haben, erwächst dadurch eine erhebliche Arbeit. Es läßt sich daher leider niht vermeiden, daß sich die Erledigung Ten wird. Die Beteiligten müssen sich infolgedessen ge- ulden.

Eine gleihe Aufbesserung wird für die versorgüng8- berechtigten Offiziere im Ruhestande und ihre Hinterbliebenen erfolgen. Auch den versorgung8berechtigten Heere8angehörigen des Unteroffiziec- und Mannschaftsstandes und deren Hinter- bliebenen können höhere laufende Unterstüßungen neben den einmaligen gewährt werden.

Die bei der Rückkehr unserer Kriegsgefangenen sich bietende Gelegenheit über das Schicksal unserer Vermißten weitefl- gehende Aufklärung zu erhalten, soll vom Kriegsministerium laut Meldung dés „Wolffschen Telegraphenbüros" in folgender Weise au8genußt werden:

In den Durchgangslagern, welche die Kriegsgefangenen beim Eintreffen in der Heimat passieren müssen, erhält jeder Kriegsgefangene eine Liste der Verniißten seines Truppenteils mit Angehörigenadressen. Auf Grund dieser Liften sollen die Zurückgekehrten in den Durch- gangslagern Angaben über das Schickial ihrer Kameraden machen. Ieder behält seine Liste auch beim Verlassen des Durchgangslagers, um auch später noch weitere Angaben machen zu können.

Das Kriegsministerium kann diese Listen nicht vollständig auf- stellen, da teilweise die Angehörigenadressen fehlen und noch Truppen- meldungen ausstehen. Es muß daher die Hilfe der Angehörigen in Anspruch nehmen, und bittet jeden, der bisher ohne irgendeine Nach- rit über etnen vermißten Heere8angehörigen ist, um umgehende Vebersendung, spätestens aber bis 22. April, einer einfahen Postkarte mit folgendem Inhalt :

Anschriftseite:

An das Zentral-Nachweis-Büro des Krieg8ministeriums, Berlin N W. 7, j Dorotheenstr. 48. Angabe der Adresse des Absenders. Rückseite:

Angabe des Truppenteils, der Kompagnie usw., des Dienstgrads, Namens, Vornamens, Geburtstags und Geburtsorts des Vermißten E und Ort des Vermißtseins (deutlihe Schrift ohne weitere

usäße).

Die 31. Nummer der Liste „Unermittelte Heeres- angehörige, Nachlaß- und Fundsochen“ ist am 1. April 1919 als Veilage zur „Deutschen Verlustliste“ oe. Vervöllständigt wird die Liste durch ein Namensverzeichnis vön Gefallenen und Vermißten, deren Angehörige nicht zu er- mitteln waren. Eine Bildertafel liegt der Liste diesmal nicht bei. Die Liste kann zum Preise von vierteljährlih 50 Z durch die Post bezogen werden. Einzelexemplare (zum Preise von 20 einschl. Porto) sowie sechs ältere Nummern nach freier Wahl des Bestellers (zum Preise von 60 F einschl. Porto) können, soweit der Vorrat reiht, gegen Voreinsendung des Betrags von der Norddeutshen Buchdruckerei in Berlin, Wilhelmstraße 32, bezogen werden.

Künst und Wisseuschaft.

Die physikalisch - mathematische Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschäften hielt am 3. Aptil eine Sißung, in der Herr Liebi\ch über die Dis- persion doppeltbrechenderx Kristallé im ultra- roten Spektralgebiete sprah. Die Ergebnisse der Messungen, die Herr Nubens über das Neflexionsvermögen doppeltbrehenden Kristallen im“ lang-

Cigenschasten dieser Körper im e Spektralgebiet und im furzwelligen Ultrarot. Herr Struve legte eine Arbeit von Prof. Or. Schweydar- in Potöbam vor: „Zur Erklärung der Bewegung der MNRotations-

pole der Erde“. Der Verfasser berücksichtigt bei der Behänd-

lung des Notationéproblems die Verlagerung der Hauptträgheitsachse, verursacht ‘durch Luftmassenverschiebungen im Laute des Jahres, aus- gehend-von einer Tafel von. Gorc4vnsfi (1917), welche die Jsobaren für die ganze Erdoberflähe von Monat zu Monat angibt. Es wird gezeigt, daß die sich daraus ergebende Bewegung des Notationêvols in einer Spirale erode, welche beiläufig einen sechsjährigen Zyklus gleich der fünffahen Chandlerschen Periode aufweist und sich der aus

dem internationalen Breitendienst abgeleiteten Bewegung des NRotations-

ols gut ans@ließt. / N Sin E a dem gleihen Tage agg ene Sigßzung der philosophish-histori]chen Klaî]e sprah Herr Lang l über „Bonifatiusfragen“. Er griff aus der Gesamtarbeit heraus Weitteilungen über die Dauer des MReijeverkehrs und Nach- richtendienstes zwischen Deutschland und Jtalien im Mittelalter und zeigte an Beispielen vom 9. bis 19. Jahrhundert, daß hierfür. ein Monat genüate, in wichtigen Fällen nicht einmal benöôtigt wurde, Herr Erman sprach über die Mahnworte eines ägyptischen Propheten. Die Schrift, die von 5. O. Lange 1903 „in einem, Leidener Papyrus entdeckt und von A. H. Gardiner 1909 herausgegeben wurde, stammt noch aus dem mittleren Reich (um 2009 v. Chr.) und bezieht sich augenschein- lih auf ein wirkliches geschichtlihes Ereignis, etnen Zusammenbruch des ägyptischen Staats, bei dem die Beamten und die böberen, Stände überwältigt und unterdrückt werden; An riffe äußerer Feinde spielten, wenn überhaupt, dabei höchstens eine tebenrolle. Den eigentiichen Snhalt des Buches bilden sechs Gedichte, die den \hrecklihen Zustand des Landes schildern, noch Schlimmeres vorhersagen und shließlich auf bessere Zeiten hinweisen, wo man den Dienst der _Götter wieder pflegen, wieder arbeiten und si wieder freuen wid. Die Erzählung, die den Rahmen zu diesen Gedichten bildet, ist verloren; aus den erhaltenen Anspiélungen scheint hervorzugehen, daß der bejahrte König, der „ein guter Hirte war“ und „in dessen Herz nichts Böses_ war“, nihtsahnend in seinem Palaste lebte, denn „man sagte ihm Ligen“. Aber der weile Ipu-wer, dem er „zu antworten befahl“, zeigte ihm und dem Hofe die Wahrheit. Herr W. Schulze legte eine Mitteilung des Dr. Ernst Lew y ‘in Wechterswinkel vor: ECinige Wohllautsregeln des Ts\chéremisst| chen. Der Ver- fasser zeigt aus fremden und etgenen Textaufzeihnungen, daß das Ticheremissisde dissimilatorischen Silbenschwund und Vereinfachung gleicher zu1ammentreffender Konsonanten nicht nur in der Wortbildung durch Susfirc, sontern auch im Saye zuläßt.

Gesundheitswesen, Tierkraukheiten und Absperrung®- maßregeln.

Fünf: Vertreter der medizinishen Fakultäten von neutralen Universitäten, die Professoren Bergmark-Upsala, Brandt-Christiania, Gadelius-Stockholm, Johansson- Stockholm und Tendeloo: Leiden. sind nach- Deutschland gekommen und haben seit mehr als einer Woche Eindrücke in Berlin, Halle und Dresden gesammelt. Sie haben erschütterndes Materiäl übér die große Not der städtischen Bevölkerung Deutschlands gesammelt und eine Depesche an den Präsidenten Wilson abgefaßt, die ste durch Vermittlung ihrer Gesandtschaften deim Präsidenten zustellen wollen. Die Depesche. hat folgenden Wortlaut : 2

„Auf Bitten der medizinischen Fakultäten von Deutschland und Deutsch-Oefsterreich und der Oberbürgermeister der größten Städte dieser Länder haben die medizinischen Fakultäten in Holland, Schweden und Norweaen die unterzeihneten Professoren als ihre MNepräsen- tanten nah Deutschland gesandt, um sih_ persönlich vom Grnährungs- zustand des deutshen Volkes zu überzeugen. Sie exklären: Die Bevölkerung der Großstädte befindet sich in einem Zustande von unzweideutiger Unterernährung und infolged-ssen ‘auch in einem Zustand größter Hoffnungsleosigkeit, Mißmut und Erregung. Ueberall findet man Personen mit einem Gewichtsverlust von etwa 90 Prozent und überall trifft man auf Mütter, die vergeblich die notwendigsten Nahrungsmittel für ihre Kinder aufzutreiben versuchen. Die Voitsichulkinder find in der körperlichen Entwicklung auffallend stark zurüdcgeblieben. Die Markthalen stehen leer, gelbe Nübeu und einige zum Sfelett abgemagerte Ziegen find alles, was sie aufzuweisen haben. Was man der ärmeren Bevölkerung in Massenspeisungen geben kann, spottet jeder Beschreibung. Nichts als dünne Gemüjesuppen wird verabreiht. Kein Fettropfen s{hwimmt darauf. Die Szenen, die ih täglih an diesen Stellen abspielen, lassen erkennen, daß eine Hungecrevolte in jedem Augenblick ausbrechen kann, besonders da die Beamten, die bis jezt die Organisation der Ernährung durchgeführt haben, infolge der wad;senden Scbwierigfteiten der Nahrungsmittel- beshaffung und der zunehmenden Depressioa infolge von Hunger am Zutammenbruh sind. Das allgemeine Chaos ist «ganz unvermeidlich. Die Tuberkulose leigt, namentl. ch auch bei den Kindern, in ershreckender Weise. Sie hat allgemein einen bösartigen Verlauf angenommen. Auch die Rhachitis wird immer allgemeiner und piel \{chwerer. Eine Bekämpfung dieser Erkrankung if unmöglich. Für die Tuberkulose fehlt die Milh und für die Rhachitis: der Lebertran. Der völlige Mangel an Seife bringt die Chirurgen in etne verzweifelte Lage. Die Tätigkeit der Aerzte wird von-Tag zu Tag mehr beschränkt. Die Medizin sinkt anf einen Zustand zurück, wie er vor vielen Jahrzehnten war. Dec Aerzte und Behörden, denen die Kranken anvertraut sind, bemächtigt sich Verzweiflung. «Die ge- samte Bevölkerung wird von Tag zu Tag erregter und die Stimmung verzweifelter, was sich in immer häufigeren Aushrüchen von iln- ruben zu erkennen gibt. Ein Aushalten in -vieser ‘Lage ist ganz uñämöglih, Die nah dem Brüsseler Abkommen be- willtgten Nahrungsmittel sind vollständig unzureichend. Sie genügen höchstens zur Aufrehterhaltung des jeßigen mangelhaften Ernährungs3- zustandes, niht aber zum Wiederaufbau der verlorenen Körper- substanzen. Schon im Jahre 1918 konnte man mit einem Defizit boy 20 Billionen Kalorien durch den Rüctgang: der Landwirtschaft renen. Für 1919 ist ein noch größerer Ausfall zu er- warten. Das vorhandene Defizit 1äßt sich“ nicht durch die Ein- fuhr von Nahrungsmitteln ausfüllen, man " muß Déêutschland die Möglichkeit geben, die frühere eigene Produktion von Milch und Fleish dur Zufuhr von Viehfutter wiederzuerlangen. Wie oben entwidelt wurde, ift aber die bisherige Einfuhr von Nahrungs- mitteln viel zu largsam. Jeder Tag der Verzögerung kann uner- meßlihes Unheil über ganz Europa, ja über die ganze Welt bringen. Cs wäre nit nur ein Gebot der Menschlichkeit, das deutsche Volk von Hunger und Not zu befreien, vielmehr eine persönliche weitaus- \hauende Tat zur Aufrechterhaltung der ganzen gefährdeten Kultur.“

Fischerei.

Veber sozialisierte Unternehmungen fn- der Hochseefischerei teilt ,W. T. B.“ folgendes mit: Bekannt- ch entschloß sih die Regierung vor kurzem in der vielfach erörterten Frege der Verwertung der von der Marine freigegebenen Fischdampfer, zunächst 34 Fahrzeuge zur sofortigen Eröffnung des Fischbetriebs an die durch Verluste im Marinedienste geshädigten Needer abzugeben. Mit den übrigen zurzeit verfügbaren 34 Dampfern sollten gemein- wirtschaftlihe Unternehmungen ins Leben gerufen werden, um in - vorsichtiger, gesunder Form auch auf diesem schwiert- gen Gebiete den Gemeinwirlschaftsgedanken zu berwirf- lien. Die letztere Anregung hat béi den in Betracht kömmcnten Küstengemeinden lebhafteste Aufnahme gefunden, und“ es haben als- bald die Gemeinden Emden, Rüstringen-Wilhelms- haven, Bremerhaven und Geestemünde dem Neichs- wirtshaftsministerium \sih als Träger jolher Gründungén erboten und dabei sowohl von den für ihre Fischversorgung bedachken größen Koms- munen wie von öffentlichen, gemeinnüßigen und privatên Kapital- trägern weitgehende finanzielle Hilfe erhalten. Die vorgetragenen Wünsche könnèn leider nur zu geringem Teile erfüllt werden, da sie insgesamt die zur Verteilung konimende Dampterzähl weit “über- steigen. Die Unterweserorte und Wilhelmshaven beansprüchèn eue lihe 34 Dampfer für ih, und Rüstringen-Wilhélmshaven glaubt der Gründung überhaupt nur näher treten E können, wenn der Staat ibm bindend noch weitere 16 Dampfer verschafft. Den 34 reservierten Dampfern stehen also Anträge auf 50 für Wilhelmshaven und 34 für Bremerhavèn - Geestemünte und 20 für Emden, also auf 104 Dampfer gegenüber. Die Ver- fügung über das in den 34 Dampfern legende wertvolle Instrument der Volksernährung muß davon abbängig gemacht werden, daß ein

sicher arbeitender Fischfang in lebensfähigen, gut ausgestatteten, von

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