% E E P it R E
S aviGn E em a E E e Pir waren enten
E N e
REIO E xitt=2 A Cck
N
Bekanntmachung.
Dem Georg Sinnack, Cöln, Barbarossaployz 7, wird auf Grund der Bundesratévero1dnung vom 23. September 1915, betréffend Fernbaltung unzuverläisiger Perionen vom Handel, der Handel mit Gegenständen des täglichen Be- dckrfs, incbesondere Nahrungs- und Futtermitteln aller Art, untersagt. — Die Kosten dieser Veröffentlichung sind von Sinnack zu tragen.
Cöôln, den 26. April 1919. Der Oterbürgermeister. J. V.: Dr. Billstein.
C S I O S? Ne E E N E E N E A I Ne T Er T
Nicgkamkliches,
Deutsches Reih.
Preußen. Berlin, 9. Mai 1919.
Die D eLEang dos Staatenaus\chusses, die für geste n angesaM worden war, ist wegen der aleichzeitia statt- Nivenzen Sigzung dés Feiedensausschusses auf heute vei schoben wo1 den.
Der Präsident des Reichsminisieriums hat an die Regierungen der Freistaaten, laut Meldung des „Wolff- schen Telegrophenbüros“, folger des Telegramm erlassen :
In \{werer Not und forgenbelastet bat das deutsche Vo!k in den Monaten d-s Waffenstillstandes den Friedensbedingungen entgegengebarrt. Mit ibrer Bekanntgabe ist bitterste E 11äushvng und. unsäu„liche Trauer über das ganze Vo!k gekommen. Diesen Ge- füblen aller Déutscben wird öffentlih Auedrvck zu geben sn. Auf Be'chluß der MNeichsregierung werden die Regierungen der Frei- staaten ersucht, zu veranlassen, daß für die Dauer einer Woche alle öftentlihen Lustbarkeiten unter- bleiben und in den Theaiern nur solce Da! stelUurgen zur Auf- führung gelangen, die dem Ernste dieser |chwersten Zeit en:\precen.
Die gestrige Sißurg des Friedensaus\{chusses, zu der auch viele Mitglieder der Nationalve: sammlung erschienen waren, e! öffnete der Piäsitent Fehrenbach laut Meldung des „Wolffichen Telegrapher bü1 05“ mit folgender Ansprache:
Meine Damen und Herren! Das Unglaublche ist geschehen ; es ist us von unseren Femnden ein Kriedenbvertrag vo'gelegt worden, der über die Befürb1urgen des größten Pessimisten noch hinau8zeht. Dieter Friedentvertiag bedeutet eine Ver'klavung dés deut!chen Volkes jür ewige Zeiten. Es bleibt unverständlich, wie ein Mann, der der Welt einen Frieden des Rechts und der Gerechliuk-it versprah, auf dem ein ebrliher Vö!k,rbund sich auf- bauen fönne, es über si bringen fonnte, bei Ueberreichung dieses bafigetränften Frieden8werkes zugegen zu sein. Demgeuenübe! stelle ih gern fest die männlihe würdige Hal'ung in der Ansprache des Vor enden unser r Friedensdelegation. Meine Damen und Herren ! Wir stehen jeßt vor einer ungebeuer verantwortungsvollen Aufgabe. Wir treten an sie. heran mit ernster Ruhe und faltblütiger Gntschlosse! bei. Jch erbofe von unserem Friedensausschusse und der ganzen Nationalversammlung eine Haltung die unter Zurük- drängung aller Parteigesichtépunfkte nur darauf bedacht ist, der Würde des Vateriand:s wie der Not unseres Volkes gerecht zu werden. Gott verleibe uns in dieser shwersten Schidsalöstunde ein einiges, staikes Geschlecht.
H'erauf ergriff der Miristerp: äsident Scheidemann das Wort zu nähsteh?nden Ausführuncen:
Der kêutige Tág, der uns endlih, nach dem sech8inonatlichen Mar1yrium des Waffenstilistandes, die Kenntnis der Haupiteile der n Frid nobedingungen gebracht bat, bedeutet die tiefste
tufe des deutschen Niedergangs. Ja vielleiht noch nicht einmal. Gin Ja sowohl, ais avch ein Nein können uns noch tiefer, noch hoff- nungsloser in die staatliche und nationale Vernichtung“ binunter- stoßen. Und all die Nebenbedingungen, die uns bis jetzt
och viht übermittelt woiden sind, die aber aus zahlreihen ahträgen zu den erßen Depesden #i{ {hon ankündeten, werden das W'ederauffommen durch tausend kleinere. und
gn re Fesseln unmöglih machen. Meine Herren, wir steben am rabe des deutsches Volkes, wenn all dos, was ih hier Frte - bénshedingungen nennt, zur vertraglidben T.tsache wird. Jch kann Ihnen, hon ang: sichts der rcch niht vollständigen Üebermittlung der Bedingungen, keine resticse Darlegung von ter Stellungnahme
er Regierung geben. Aber. was ih 1un kann und will, i, zu ver- alcihen: die Grundlagen, auf denen wir den Waffers1illstand ab- geilossen haben, tie ron beiten Teilen, von ursern Gegnern und unf, als re1éveibindlich ane:fannt worden find, und die haupt\säh- listen Bedingungen, so wie sie jeut vorliegen.
Am 5. November 1918 hat ter E taatss\ekretär Lansing an die deutsche Negierung dipeschiert: „Die ve1bündeten Regierungen haben den Schristwechsel zwi\hen der Präsidenten der Vereinigten S1aaten Und der deutscben Regierung sorgfältig erwogen. Mit den nad- stehenden Beschränkungen erklären sie. 1bre Bereitschaft, auf Grund der in der Kongreßbot' haft des P1äsidenten vom 8. Fanuar 1918 aufgestellten Friedensbedingunaen und der in seinen späteren An- sprachen verkündeten Grundsäge einer Auseinanderseßung mit der Megterung Deut'chlonts Frieden zu \chließen.“
Die Beschränkungen bezogen sich auf die Freiheit der Meere und die Wiederherstelnng der bi seßten Gebiete. Lessen Sie mich wenigstens einige der 14 Punfte der Wil1onrede, auf die sich Herr Larsing bezieht, der Reihe nah in Viraleih mit einzelnen Punkten der Frieder 8bedinaungen schen, die ja leider in Gegenwart und unter Billignng des Präsidenten der Vereinigten Staälen unsern Delegierten überreiht wurden.
Der Präsident Wilson sagt in Punkt 4: „Austausch aus- reihender Garantien datür, daß die nationalen Rüstungen auf das Grie, mit der inneren Sicherheit vereinbarte Maß herabgesetzt werden.
Wie sieht der Austaus@ keute aus? „Der 5. Abschnitt enthält die militärisden 2c F'iedensbedingungen, bes{bränkt den Umtang der deutsden Arme? und Flotte und haft die Dienstpflicht in Deutsch- land ab, als erster Schritt zur allgemeinen Abrüstung.“
Punkt 5 von Witison: „Eine freie, weitherzige und unbedingt unparteei'che Schlihtung aller kolonialen Ansp1üche, die auf einer genauen Beobachtung des Grundsatzes fußt, daß bei der Ertscheidung áller derartigen Souveräritä sfragen die Interessen der betroffenen Bevölkerung ein ebensolch/ s Gewicht haben müssen wie die be- ér Vorgt E ULEUNDON der Negierung, deren Nechtsanspruch bestimmt werdon soll.“
Und die Verwirklichuvyg dieses Prirzips? „Durch den 4. Abschnitt liefert Deutschland seine Kolonien und jeine unter verschiedenen ttec- nationalenKonventionen inAfrika erworbenenNechte an die Alliterten aus.“
Punkt 7. von Wilson: „Belgien muß, wie die ganze Weit über- einstimmen wird, geräumt und wieder heraestellt werden, ohne jeden Verfu, seine Souveränität, deren es sich ebenso .wie alle anderen freien Nationen erfreut, zu beschränken.“ /
Gewiß, zu dieser Grundforderung hat sich Deutschland immer wieder ertlärt. Aber heifit es Wiederher stelluna, wenn ihm neben Moresnet zwei deutshe Kreise, Eupen und Malmedy, zugesprochen wérden, und ist es niht eine Verzerrung des Selbstbestimmungs1 echts, wenn die Bevölkerung dort innerhalb 6 Monaten dagegen protestieren darf daß aber der Völkerbund — 1nd welcher Völkerbund? — dann
endgültig entscheidet
é af s «
Punkt 13 von Wilson: „Es sollte ein unabhängiger volnischèr Staat errihtet werden, der die von unbestritten polnishen Be- völk-runaen bewohnten Gebiete einschliefen solite, dem ein freier und sfierer Zugana zum Meere zugesichert werden sollte und dessen poli- tische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und territoriale Unver!ey- lihfeit durch tinternationales Abkommen ‘garantiert werden sollten."
Und beu‘e? Deutschland foll an Polen den größeren Teil von Oberschlesion, Posen und die Provinz Westpreußen auf dem linken Weichselufer abtreten, Ostpreußen soll durch etnen Korridor vom Nei abaetrennt und Danzig eine „freie Stadt“ werden, also aus dem Neichsverband autscheiden. ; j
Vom Völferbund, der die Krörung und den eigentlihen Sinn dieses Friedensvertrags ausmachen solite und der angebli beruten war. jeden ferneren Krieg unmö„lich zu machen, ist in diesem Dokument kaum mehr andeutungsweise die Nede. Und auch die oft gebörte Bebauptung, daß unsere Anffassung der 14 Punkte von der Wiifons wesentlih abweiche, daß es sih also um Interpretations- ve' schiedenheiten handle, I1ößt \ich angesfihts des unverföhnlichen Wid-rsyruchs zwischen dem Programm und der nunmehr vorliegenden Ausführung in gar keiner Beziehung mehr aurrehterhaiten.
Aher ih will Sie nit Punft für Punkt auf die Unvereinbar- keiten binweisen. Zwei große Prinzipien behert {hen den Wilfonschen G dankengang: Nationale Selbstbestimmung und Be- seitiaung aller wirtschGaftlichen Schranken, alfo nationale und wirts{a*®tlibe Unabhängigkeit. Und was fordern beut die Allitertea und Assoziierten? Béießung der Nheinlande samt der Brückenkövfe . auf länzstens 15 Jahre, 15 jährige französische Verwaltung des Saarbeckens unter Ein\{luß von Homburg, dann Zurickauf der Kohlen!ager aegen Gold und Voiksabstimmüng, für welche nationale Zukunft fich dies rein deutsche Land, diese rein deutiche B vö|kerung en!s{ließen wolle. Besonders bezeihnend, weil dur keinerlei noch fo fern liegende Begründung zu bel-gen, ist die geforderte Abtretung . der Nordostecke von Ofstpreufen an die assoziierten Mächte. So sieht unser nationales Selbstbestimmungs- recht aus. Und unsere wirtshaftlihe Un'bhängigkeit? Die Urkunde von Versailles wimmelt von Durchbrebungen dieses zweiten aroßen Prinz'vs. Sollen doch unser ge\amter Besiy und: alle Ein- nabmen Déut\{Glan®s sowie der deutshen Gliedstaaten an erster St-le für Bezahlung der Posten der Wi: derherstellungen sowie allèr anderen Lasten baften, die i avs dem vorliegenden Ver- trag oder irgend welchen fonstiaen Abmacungen zwischen Deutsch- land und den alliierten und assoziierten Mächten seit Abs{luß des Waffenftillstands eraeben. Aber ich will nur die eine, die ungé- benerlibste Bedi-gung anfübren: Jnnerhalb der nächsten 2 Jahre soll Deutschland 20 Milliarden Mark in Gold, in Waren, Schiffen usw. bezahlen, und zwar auf Grund einer uns zu präsen- tierenden Schadensersatzzablung, die im Jahre 1921 festzustellen sein würde. Zwet Iabre oll unser Wirtschaftéleben unsere gesamte handelêévolitisde Gestaltung. die Lebenstührung des Einzelnen wie des ganzen Volkes unter dem Damokless{wert einer unbekannten Forde- r»ng stehen, das jede Voraussicht und jede Berebnung in Stücke hauen kann. Das foll unsere wirts{aftlihe Unabbängigkeit fein!
‘ Meine Damen und Herr n, jedes weitere Wort würde die Unmöglih- keit und Unbarinberzigkeit dieser Bedingungen ab\chmächen die nichts
anderes ist ais ein b-fristetes Todesurteii! Die Reichsregierung muß*
au diese j-des Gefühl aufwüblende Urkunde des Husses und der Verblendung politisch nüchtern behandeln, Sie würde ibre Pflicht aufs \{ärfste verletzen, wenn sie fih Empfindungen überlassen wollte, die — das dürfen Sie mir glauben, — thr ebenso nabe liegen, wie siherlich Ihnen allen. Sie kaun fich allerdinas nur {wer zu dein Glanbon verstehen, daß unsere Gegner in dieser ernstesten Stunde ter Welt eine Art Abhardlunaëproaramm vorgelegt baben, um das nun der Schacher lo8aehen fann. Si?e hofft daher eine Einigung nibt vom Handeln, sondern vom Verbandeln. Und in diesem Sinne bat sie die Delegation in Versailles angewiesen, all das, w28 ih. vor Jhnen auszuführen die Ghre batte, den feindlihen Regierungen in einer Note darzu- legen, gleidzeitig die gewünsbten GegenvorsGläge innerhalb der vor- aeseben-n Frist in Auésibt zu stellen und \{ließlich um die An- babnu1na mündliber Aussprache zu er'uchen, in der vor allem Yus- kunft über die Gründe zu erteilen wäre, welde zur Aufstellung dieser odér jener Forderung geführt baben. (Die Reichsregierung will zu V rhandlungen will zum Frieden kommen. Cin gemartertes Volk und ‘Land, wie das unsere, verträgt keine hberoiîhen Gesten. Was Graf Rangau im Namen der Delegation sagte: „Wir werden das uns überaebene Dokument mit çutem Willen und in der Hoffnung prüfen, daß das Endergebnis unserer Zusammen- kunft von uns allen aecihneét werden fann*, hat er ganz i:n Sinne der Reichsteatierung gesagt. Wir werden diesen Jakobskamvf mit dem Engel des Friedens mit allen Kräfien führen, mit unsern, ih darf sagen, auch mit Ihren und hoffentlich mit allen Kräften unseres ge- samten Volkes.
Auf Antrag der Abgeordneten Groëber und Haußmann vertagte sih hierauf der Frieden8aus\{ch"ß auf eine halbe Stunde. Nach E Pause machte der Präsident Fehrenbach nachstehende Meitteiluvg:
In Uebereinstimmung mit den Führern sämtlicher Parteien habe ich folgende Erklärung abzugeben:
Der Herr Ministerpräsident hat mit Necht den Friedentvertrag, so wie er uns von uvseren Feinden vorgelegt wurde, für unerträglich und unerfüllbar erflärt; ‘er hat zugleih dargetan, daß Verhandlungen mit unseren Gegnern eingeleitet würden. Wir sind damit einverstanden, daß auf diesem Wege der Versuh gemacht werde, einen Frieden zustande zu bringen, der für das deu1sche Volk erträglih und erfüllbar ist, Ich berufe auf einmütigen Wunsch aller “ Faktionen das Plenum der Nationalversammlung auf nächsten Montag, den 12. Mai, Nocmittags 3 Uhr, nah Berlin ein. Die Mitgliecer des Fiiedensaus|chusses werde ih alsbald zusammenberufen.
Hierauf {ließt die Sizung.
Der Oberpräsident von Schlésien erläßt gemeins sam mit dem Zentralvolksrat für Schlesien laut Mel- dung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgenden Aufruf:
Sclesier! Ernste Gefahr droht eurer Heimat! Ein Gewalt- frieden, wie er {limmer nicht gedacht werden kann, soll nah den bisher bekannt gewordenen Frieder8bedingungen der Gegner unserem armen Lande auferlegt werden. Allein noch 1} das legte Wort nicht gesprohen. Unsere Negierung wird auf diese furchtbaren Be- dingungen nicht eingehen, fondern mit Gegenvorschlägen antworten. Unsere Unterhändler werden alle ihre Kraft einsezèn, um die An- nahme eines Friedens auf Grund. der bekannten 14 Punkte Wilsons durhzusezen. Auf der Grundlage dieser Punkie, die auch unsere Gegner anerkannt haben, ist der Waffenstillstand ge- \hiossen worden. Auch unsere Gegner haben ih damals bereit erfiäit, auf der gleihen Grundlage einen Frieden des Nechtes und der Veisöhnung abzu\ch{ließen. énn uns jeßt die Gegner mit einem Macht- und Gewaltfiieden drohen, wena sie beabsichtigén, Oberschlesien zu seinem größeren Teil den Polen zu überliefern und damit Schlesien zu zerstückeln, so mögen sie wissen, daß dieser ¿Friede kein Friede von Dauer sein kann, fondern füc. uns S@lesier nur ein Friede der Verzweitlung sein würde, der für uns \{lech1hin unerträglich ist. *
Schlesier fürs erste heißt es jeßt, Nuhe und Würde bewahren. Einmütig und geschlossen nüssen jeyt die Schlesier aller Stände hinter unserer Negier"ng stehen, um mit allen Mitteln eine Ab- trennung lebens8wictiger Gebieteteile von unserer Heimat und vom Deutschen 9eiche überhaupt zu v:rhüten. Schlesische. Männer und Frauen in Stadt und Land, {art euh z"sammen und verkündet *ér Welt laut und eindringlich, daß ihr nicht gewillt seid, euch einem solchen Macht- und Gewaltfrieden zu beugen. Sthlesische Männer und Frauen aller Parteien, haltet treu zu euren alten bewährten Führern,
l
t
Gereinsam. mit ihnen werden Reihs- und Landesregierung, Ober,
prôsidium und Volksrat zusammenstehèn, um das Schlimmste von unserer Heimat abzuwehren. 8 Der Oberpräsident : Philipp. Der Volkêrat zu Breslau. E für die Provinz Schlesien : reschel.
Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai laut Meldung des „Wolffschen Telegkaphenbüros“ folgende Note betreffend den vertragswidrtgen Transport von Kriegg- material für Polen über Danzig, übermiitelt worden:
Nach amtlichen Meldungen will die amerikanische Lebensmittel, kommi'sion für Polen in Danzig aúßer Lebensmittein auch Sanitäts material. Automobile, Gummibereifungea, Nähma'chinen, Be.
Éleidungsstofe, Weriz-uge und anderes füt die polni1he A«mee be, ,
stimmtes Kriegematerial in eiheblihem Umfange über Danztg nah Polen transportieren. Dhne deutiche Genehmigung find einige Tranéporte nah Polen bereits abgegangen. Dieses Verhalten wider!pricht sämtiicben getroffenen Ve1abredungen. Die deutsche Negierung erhebt hiergegen nahdrülich Proteit. Das Deut scbe Reich hat si verpflichtet, die Befö1derung von Lebensmitteln über Danzig
nach Polen zuzulassen; es hält diese Verpflichtungen gewissenbaft
ein. Die Beförderung von Kriegsmaterial über Danzia ist jedoch nach den bestehenden Vereinvarungen unzulässig. Die Beförderung der Armee Haller“ mit ihrem Zubéhör vollzieht sih auf tem Landweg durch deutsches Gebiet, Im Spaaer Abkommen ist für den _Nacbschub der Armee Haller ausdrüclih Stettin als Aus schiffungéha'en bestimmt worden. Die deutihe Regierung kaan nicht zul1ssen, daß nunmehr ehtg-gen allen Abmachungen in Danzig die Aus\{hiffung von Kriégsmatert4l erfolgt; sie wird die weiteren Aus
iffl desfelbèn vethindern. schiffungen desse h Reichsminister Grzber ger.
Wie bekannt, hat die Entente es abaelchnt, die du:ch Verordaung der Reichsregierung vom 26. März 1919 der Beschlagnahme verfallenen Auslandswerte im links rheinishen Gebiet nach dem unbeseßzten Gebiet überführen zu lassen Die linksrheinishen Auslandswerte sollten nah einer M tteisung der Alliierten unter Aufsicht der Besaßzungs- behörden in den links heinishen Banken gesammelt und zur Bezahlung der A für das beseßte Gebiet oder für „andere“ vot den Alliierten bestimmte Zwecke verwandt werden. Dieser Beschluß der Alliierten widersprach dem Brüsseler Abkommen, welches bestimmt, d. ß die Lebenemittelbelü ferung und die Bezahlung für ganz Deutschland einheitlich e! folgen und die Auslandswerte nur für die Bezahlurg der Levenge mitiel reserviert werden sollen. Die Deuische Waffen stillstands- kommission hatte dah-r am 24. Apcil in Spaax gegea den Beschluß der Alliierten Einspruch erhaben Man erklärte sich deutsche seits mit dem Verbleib der Wertpapiere in den linfkg« rheinishen Baufen unter der Bedingung bereit, daß sie nur zur Finanzierung benuyt werden.
Nunmehr haben die Alliièrten, wie Wolffs Telegraphens büro“ meldet in einer Note vom 7. Mai folgende Aeuderungen ihres Beschlusses mitgeteilt: :
1. Die eingezogenen Auslandswerte im -Unksrheinishen Gebiet werden nur zur Bezahlung der Lebensmittel in dem Maße ud in den Grenzen benußt, die durch das Brüsseler Abkommen festgelegt sind. Sie können nit zu anderen Zwelen benußt werten, autge- nommen, wenn eine besondere Uebéreinkuntt getroffen wird.
2. Die eingezogeñen Werte im linksörheinischen Gebiet werden nit aussließiich zur Veipflegung der lintêrheinischen Bevöike1ung verwendet werden, allerdings unter der Vi: rausfezung, daß diese Be- völkerung gemäß dem Brüsseler Abkommen verpflegt wird.
3) Die auf dem linken RNhemufer befindlichen Auélandswerte-
werden in den dortigen Banken gesammelt und aufbewahrt. Die Auewahl der Banken tritt die deu1sche Regierung im Einvernehmen mit den Besagzungsbehörden der Alliierten. Unter? di.fen Be- dingungen werden die nötigen Anordnungen getroffen werden, damit die Verfügung der deutschen Regierung vom 26. März 1919 sofort in den vershiedènèn Besaßungszonen Änwendung finden kann-
Daß irnerhalb der Entente bis vor kurzem noch feine Einigkeit über die Verhinderung des Anschlusses Deutsch Desterreihs an Deutschland befiand, beweist wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, folgender unfipruch aus Lyon vom 5. d. M., wobet zu beachten ist, daß Lyoa einem großen Teil von ojfizióser amerikanisher Seite bes dient wird:
Es wird versichert, daß Oesterreih im Friedentvortrag verboten wird, sih mit Deutscbiand zu vereinigen. Wenn das der Fall ift, so beteutet dies, daß Franfieich und England von der Abwesenheit Italiens Nußen gezogen haben, indem fie die Vereinigten Staatea in dieser fo wichtigen Angelegenheit zu ihrem Standpunkt bekehzten. Italie dagegen bätte gern gesehen, daß Deuschland Oesterreich anneëtiere, um mit Deutschland etne gemeinsame Grenze zu haben.
Das von der italienishen Behörde gegenüber den deutschen Schiffen in Fialien eingeschlagene Ven fahre1, über dás „Wo ffs Telegrophenbüco“ am 3. d. M. berichtete,
“stellt fich na inzwischen hierher gelangten Nachrichten als eine
noch krassere Verlegung jedes rechtlichen Gesühls dar, als bisher aygenommen wurde. Nach dem genonnten Büró sind dm 15. oder 16 April nah D bereits 15 deutsche Dampfer kan fiszieri, ohne daß die deutsche Regierung oder
eive der Reedereten Gelegenheit: hatte, Cinwe: dungen vorzu?
bringen. Est am 17. April hat die italien'sche Regierung die Einleitung des Verfahrens der mit der Wahrnehmung der deu!schen Interessen betrguten Schweizer Gesandischaft in Rom titgeteilt, also zu einém Zeiipunft, wo das Ucieil für gahl- reihe Dampfer bereits gesprochen war. Die hinsichtlich eines Domwpfers inzwishèn hierher gelangten Urteilt gründe beziehen sich zum Beweise für die Berechtigung des Verfahrens und unter Verzicht auf ein eigenes Urteil auf vorläufige, . kürzlih veröffenlichte Ergebnisse eier Ende des vorigen Johres eingésetzten italienischen Kommission zur Féslstelung ber voti Feinde begangenen Verleßungen des Vöikerrehts, Ergebnisse, deren Uebermitilung an die deutsche Regierung natüilich auch unterblieben ist Die italienischen Negierungsbehörden scheinen in einem Momente, wo
dem Vorfriedensvértragë eine neue Rechtegrundlage für die völkerrechtlichen Beziehungen- ges{hafsen werden toll, völlig vergessen zu haben, daß das prisengerichtlihe Vei fahren sich nah anerkannten Vö!kerrehtsgruodsäpen- in strengen
Recht formen abw ckelt und daß es eine du'ch nichts zu reh
ferti ende willfüilihe Ausnußgung talsächliher Gewalt ist, dieses Verfahreri zur übereilten Durchsezung ver meirtlich. b rechligter Vergeitung#maßrahmen- unter Außercchiloassurg dek
dem einfachsten Prozeß eigentümlichen Verfahrenzgrundsäge
mißbrauchen.
3
Ja der leyten Zeit find in der Tagespresse wiederholt
Angriffe gegen die Verkaufspolitik des Reihsverwer- tuag0amts gerichtet worden, die von irrigen Vorausseßungen ausgehen. Jnsbesondere wird die Höhe der Vei kaufep1 eise beanstandet Und dabei die Forderung erhoben, daß das Amt, heute die Avteilung IIT des Reichs\chazministeriums, bei den Verkäufen aus Heeresbeständen den Einkaufspreis zugrunde ugen Pl E wird dem „Wolffschen Telegraphenbürg“ olge ve . hs j p Der Verkauf einiger der besonders genannten Artikel, wie z. B. ex von Arzneimitteln, ist vom Kiiegéministerium überbaupt noch niht freigegeben worden. Bei anderen Artikeln, wie z. B. Wein und Z'garren, sind die Verhandlungen über deren Verwertung uind in Sonderheit auch über deren Preise nicht ¿um endgültigen Abschluß Wein anlangt, jo is im Gegenteil dem YNeichsverwertungs- ante bei seiner eèrsten Füblungnahme mit den Interessenten der Vorwurf gemacht worden, daß es seine Bestände zu Preisen veräußern wolle, die zu niedrig seien. Das Amt
N músse die Interessen der Allgemeinheit wabren und dinfe seine Wein-
bestände au schon aus ¡dem Grunde nicht zu Sthleuderpreisen ab- geb n, weil es sich hier niht um ein ab)olut notwendiges Nahrungs- mittel, sondern in erster Linie um ein Genußmittel handelt, und weil weiter die Gefahr besteht, daß ih anderenfalls der Schleichs handel auf Kosten der Allgemeinheit bereichert. Gerade di: sfe beiden leßten Gesichtspunkte sind übrigens für das Reichs- perwertungöamt die Michtschnur bei der Veräußerung von Epirituosen gewesen. Die Preise wurden hier jo normiert, daß die Haupteinnahmen aus den Verkäufen nicht dem -Schleich- handel, sondern von vornherein dem Reiche zufielen.
Jm übrigen wind das Reicsverwertungtamt in garni(t seltenen Fällen noh unter die Einstandépreise heruntergehen müssen, denn die reise, die die Militärverwali1ung in den leyten Monaten des Krieges anzulegen hatte, waren ¿um Teil we]entlich höher als in der Vorzeit und als dies allyemein befannt ist.
Zur Auflösung des Reichsministeriums für wirt- shaftlihe Demobilmachung.
Wie bereits bekanntgege ben (Rei s:Gesc bl. S. 4838, Reichsanzeiger Nr. 99), ist die Auf ösung des Reiche ministe - riums für wir1\ck aftiiche Demobiimachung am 1. Mai 1919 erfolgt. Seine Aufgaben wer den jédoh innerhalb der sochlih zusiändigen Reichsministerien weitergeführt und beendet; jedes Keichoministeruum/ hat vorläufig für seinen Geschäftsbereich die g'eichen Bef.üänisse wie das bisherige Demobilmachunge amt.
Der größte Teil der Referate des Demobilmacungs8amts geht auf die zuständigen Reichsministerien über. Die Geschäts- räume sind teils beibehalten, teils sind andere verfügbare Räume außerhalb der Haupt,ebäude der zuständigen Miaisterien in Anspruch genommen worden. :
Dm NReichswirtschaftsministerium wird unterstellt dle Gruppe VI des Demobilmachungsamts (Versorgung der Industrie mit Friedensaufträgen und Eisenbewirtscha1tung); sie wird zerlegt in 2 Abteilungen wit den Bezeichnungen „Reichöfommissar für Eiten- und St1ghlerzeugung“ und „Neichsfommissar für Eisen- und Metall- verarbeitung*. Die Geschättöräume verbleiben im Dienstgebäude Verlängerte Hedemannstiaße 8 — Fernsprecher Zentrum 6430 —.
An das Neihswin!scha}täministerium wird ferner angegliedert als Sekti.n 11/5 die Gruppe V111 (Chemie). Die Dienstiäume {sind u der Königgräyerstiaße 28 verlegt worden — Fern)preher Kur-
r C O Di Dre Grupve IX (Metalle) ist der Sektion 11/1 des Nei@s- virtschaftsministeriums angegliedert worden und führt nunmehr die Veze chnung „Reichskommifssar für Metallwiitschaft". Die Ge!ck{äfts- e Ra in Potodamerstraße 10/11 — Fern)yr. Nollen- ort —,
In den Geschäftsbereih des Neichs8arbeitsministe- iums fallen die folgenden Atbeitegebiete des bisherigen Demobil- tnahung8amts: i
a) Ableitung Erwerbsloser aus den Großstädten, Bildung
lofaler Urbeitseinigungskommissionen (bisher Referat 1 f), b) geistige Beschäftigung A1beitsloser (bisher Referat 1 g),
e) Enwerbslosenfürtorge (bisher cin Teil von Gruppe 111), 4) Einstellung, Entlassung und Ent1ohnung der Arbeiter und Angestellten, MNegeiung der Arbeitszeit, Freimahung von® Arbetts\teüen 2c. (ebenfalls bisber ein Teil von Gruppe 111), o) Förderung der Hcchbautätigkeit, Ersaßbaustoffe (bisher Gruppe Ill. Die Bearbeitung dieser Angelegenheiten er- folgt durch den Reichêwohnungskommissar).
Die Geschäfteräume der Dienststellen für die vorstehend unter a, b und e genannten Arbeitsgebiete verbleiben bis auf weiteres in der Verlängerten Hedemannstraße 8 und den Nebengebäuden — Fernsprecher Zentrum 6930 —; für das Arbeitsgebiet d sind sie nah Leipziger Play 13 — Fernspreher Zentrum 6900/27 — (Zen- trale des Kriegêministeriuums) — verlegt worden. Die Erwerbs- losenfürsorge wird ‘im Hauptgebäude des Reich8arbeitsmini- sleriumá, Luisenstraße 833/34, bearbeitet.
Das Arbeitsnachweiswesen, welhes kisher in etner dem Demobilmachungsamt angegliederten Abterlung des Kriegsamis behandeit wurde, gebt gleihfalls auf das Reichearbeitéministerium über, Die Gesctäfisräume befinden sich Leipziger Play 13 — detspr. Zentrum 6900 27 —.
Die Bearbeitung der Angelegenhetten, betreffend den Abbau der Heeresaufträge, erfolgt von jeßt ab durhch das Rei ch s - [havministerium (Gescbäftsftelle : Regensbutgerstraße 26). Diesem Ministerium “ist auch die Hilfskasse für gewerb- lihe Unternehmungen (bis Ende Mai d. J, Leipziger Straße 119 — Fernsp. Zentrum 3179 —) unterstellt worden.
Die Arbeitsgebiete der Gruppe X (Landwirt\chaft) gehen an das Reichèwir1 haftsministerium, das Reichéarbeitoministerium und das
eSernätrrungeministerium über. Die von dem letzteren über- \0wmenen Referate der Gruppe X werden voläufig in den bis- derigen Diensträumen (Verlängerte Hedemannstr. 8 — Fernspr. Zentrum
90 — ) verbleiben.
Vom Auswärtigen Amt E E (ace Lie) wird die Nachrichtenabteilung des DemobilmaCungtamts ( Gruppe V b vrnommen; die bisherigen Diersträume Verlängerte Hedemannstr. 8 — Fernspr. Zentrum 6930 — werden vorläufig beibehalten,
Alle Angelegenheiten, betreffend den Eisenbahnverkehr und etrieb, TrupPÞen- und Gefangenentiansporte (bisher Gruppe 1V des Temobilmachungsamts) wrden künftig vom Preußischen Mi- nisterium der öffentlihen Arbeiten, Voßstr. 35 — Fernspr. Zentrum 10 381/88 — erlédigt.
R Die Auskunftei des Demcbiimachung8amtes gebt an das eihs\chaßministerium, Sektion 111, Friedrichstr. ‘100 —
dernspr. Zentrum 3350 — über.
N Die öffentlichen Notstandsarbeiten werden vom
œelchsfinanzministérium bearbeitet, dessen zuständige Stelle
p Geschäftöräume Leipzigerplayß 18 — Fernspr. Zentrum 6900/27 —
aben wird:
Die behördenorganisatorisGen Fragen (bisher Gruppe 11 ind" 111) werden zitm GesŒäftsbereich des eihs- nisteriums des Innern gehören. Dort efffolgt auch
emáß einem Mundschreiben des “Präsidenten “ des Reichs- M teiiums vom 26. Apr!1 1919 zur Wahrung der Ginheitlicbkeit “ne Müuprüfung - der Rechtsverordnungen, die die Reichs. Vinisterien zu erlässen beabsichtigen, sowie dèr Rechtsanordnungen, pelle die bundesstaatliden Demobilmahungtorgane (Staats- cmmissare bezw. Landeszentralstellèen für wirtschahliche Vewobilmachung, Demobilmachungskomtmissare; Demobilmachungs-
V:
E E L T E
zurzeit noch. gekommen. Was per
- Neihen: Schart
ausschüsse) auf Grund der Demobilmachungsvollmachten selbständig erlassen wollen. Die Geschättêräume dieser Stelle des „Neichs- ministerivums des Innern (Demobilmachungéangelegenheiten)“ be- Pa O gleihfalls Leipzigerplaß 13 — Fernsprecher : Zentrum
Die Befugnisse der etnzelstaatlichen Demobilmachungt2organe bleiben erbalten, und ihre Organisation bleibt im allgemeinen un- berührt von den Veränderungen bei der Neicbézentralstelle. Jn Preußen joll das Amt des Preußi\hen Staa!skommissars für Demobilmachung, das von dem Reichsminister für wirtschaftliche Dem obilmachung mit ver- schen wurde, aufgehoben werden; an seine Stelle treten die zustän- digen preußischen Zentralbehörden. Dieser Wegfall der Perfonalunion zwischen Ieichs- und preußischer Zentralbehörde, welche eine Vereinfachung des Geschäfisverkehrs bedeutet hatte, läßt wieder ten Unterschied zwischben der Zuständigkeit der Meichébehörden und Landesbehörden in Er- {einung treten. Für Preußen werden nunmehr die Angelegenheiten der Erwerbslosenfütsorge im preußischen Ministerium des Innern, die Fragen des Arbeutsnachwei)es und die sonstigen Arbei1sfragen im Ministerium für Handel und Gewerbe bearbeitet, der preußische Wohnungskommissar erhält die allgemeinen Voll- machtin der Demobilmachungsbehörden. Die preußi\chen - Organi- sations- und NRech!ôtragen sowie die preußishen An- gelegenbeiten der öffentlichen Notstandsarbeiten werden in einer mit den entsprehenden Reicsstellen verbundenen Abteilung des Ministeriums sur Handel und Gewerbe behandelt. Die Adresse ift E Berlin W. 9, Leipzigerplay 13 — Fernspr. Zentrum
Len, nonen E bien und tente des Demobil- machungêamts . (darunter au lte Preste- und Propagandaabteilun Potsdamerstr. 41) aufgelöst. Propag B
Von einer Korrespondenz ist die Nachricht verbreitet worden, daß mit Wirkung vom 1. Juli 1919 ab die Kon- tingentierung von Druckpapier für Zeitunaen, Bücher und Zeitschriften aufgehoben werde Diese Nachricht entspricht, wie die Krieg®wirtschaf1sstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe dem „Wo.ffschen Telegraphen- büro“ müteilt, nicht den Talsachea. Beschlüsse irgend- welcher Art über “ die Aufhebung der Kontingentierung sind nicht gefaßt woiden. Die irrige Mitteilung hat zu einer großen Zahl von Arfragen und zum Teil zu lebhafler Beunruhiaung unter den Verlegern geführt, und wir bitten daher, du! ch Tele- gramme on die Tageszeitungen die gebrahte Nachticht als nt zutreffend zu bezeichnen.
Jn einer Berliner Zeitung wird der Jnhalt des Entwurfs eines Geseßes über die Gemeindeverfassung Groß Berlins wiedergegeben. Wie „Wolffs Telearaphenbüro“
von zuständiger Seite erfährt, ist ein solcher Entwurf noch gar |
vicht fertiggestellt; lediglih eine Skizze des künftigen Entwurfs ist vorhanden. Bei der genarnten Veröffentlichung dürfte es sih um einen Entwu!:f der Berliner Vorortgemeinschast im Kreise Teltow handeln, der dem Ministerium des Junern ein- aereit ist, also niht um einen Regierungs-, sondern um einen Vereinsen1wurf. Der Regierungsentwurf, wird demnächst fertiggestellt und veröfentliht werden.
Preußische Landesversammlung. 20. Sißung vom 8. Mai 1919. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)
_Am Mivnistertishe: die Minister Hirs, Haenis\ch, L Dr. Südekum, Oeser, Braun, Dr. am Zehn- off u. a. :
__ Zweiter Vizepräsident Dr. Frentel eröffnet die Sißung um 1 Uhx 35 Minuten.
Jn dritter Lesung “ wird der Geseßentwurf über die Wahl eines Abgeordneten zur Landesversammlung für den Regierungsbezirk Sigmaringen ohne Er- örterung unverändert genehmiat.
Der Gesegentwurf, betrifend die Feststellung des Staaishaushaltsplans für 1919, wird darauf in erster Leiung erlediat, ohne daß noch aus dem Hause oder seitens der Slaatsregierung das Wort ergriffen wird. Nach einem ge- meinsamen Antrage aller Parteien wird der Etot zu einem großen Teile an den Staaishaushalis8aus\chuß verwiesen.
Darauf erhält das Wort der
Ministerpräsident H i r\ch: Meine Damen und Herren! Ihr Denken und Fühlen ist in diesem Augenblick von dem Eindruck be- herrscht, den die durh die heutige Morgenpresse bekannt gegebenen Frledensbedingungen auf Sie gemacht haben... Diese Bedingungen slehen zu der am 11. April d. J. gefaßten Entschließung der Landes- versammlung im s{ärfsten Gegensas, (Sehr wahr!).
Diese Eritschließung lautete:
die Staatsregierung zu ersuhin, bei der Neichsregierung dahin zu wirken, daß keinem Friedenêvertrage- zugestimmt wird, der nit die Sicherheit dafür bietet,
1) daß er ein wahrer Frieden der Verständigung ist,
2) daß gegenüber den 14 Wilsonshen Bedingungen keinerlei Ver- s{ärfung . eintritt, insbesondere kein deutsches Gebiet abge- treten wird,
3) daß die Blokade \oforì aufgehoben,
4) die s{leunigste Rück{ührung der Gefangenen nah Deutschland festgeseßt und
9) die unverzüglihe Räumung der bescßten Gebiete ange- ordnet wird.
Die Staatéregierung hat \sich damals dieser Entschließung der Volks- vertretung angeschlossen. Siè steht heute auf dem gleihen Stand- punkt und ist der Ueberzeugung, daß auch die Landesversammlung ihre Ansicht njht gewedselt hat und nit wechseln wird. (Séhr richtig !) Von einem Frieden der Verständigung und der Gerechtigkeit ist in den Friedensbedingüngen, die näach den der Negierung zu- gegangenen Nachrichten als authentisch zu betraten sind, obglei dee amtliche Text noch nicht vorliegt, keine Spuf zu finden. (Lebhafte Zustimmung.) Es handelt {sich um einen reinen Mats» frieden (erneute lebhafte Zustimmung), aus dem, follte er je zustande kommen, für unfer Vaterland eine kaum verbüllte Sklaverei, für ganz Eurova keine Nuhe, fondern nur eine neue Flut von Blut und Trünen entstehen würde. (Lebhafté Zustimmung.)
In diesém ernstesten Augenblicke der preußis{en und deutschen Geschichte heißt es vor allem, den Dingen kalten Bluts ins Auge sehen. - Dié Negietung ruft ihre Mitbürger auf: Swließt die euh fest zusammen! Laßt cuch nicht zu
Unbesonnenheiten hinreißen! Laßt alle Streitigkeiten - beiseite+ dafür ist jeßt keine Zeit! (Lebhaftes Bravo!) Wir stehen yvor der Frage: Sein oder Nihtsein? (Sehr ricktig!)
Geschlossen muß sich jeyt bas ganze Volk hinter die Reichs- und Staatsregierung ftellen, damit diese ihre Aufgabe erfüllen können, alles zu tun, um den geplanten Gewaltfrieden in einen wirklichen Frieden der Gered-:1igkeit umzuwandeln. Das * ist" nur möglich, wenn das gesamte Volk, dem die Entente das Schlimmsle zumultet, was je cinem Volke anzesonnen wurde (sehr rihtig!), nämlich sein eigens Todesurteil zu unterschreiben (lebhafte Zustimmung), hintèr der Regierung steht. Dieser trübste Tag der deutshen Geschichte muß ein starkes Geschlecht finden. (Lebhafter Beifall.)
, Vizeptäsident Dr. Frenpel: Meine Damen und Herren, ih knüvfe an an die Worte, die Sie soeben vom Herrn Minister- prâsidenten gehört haben und deren Ernst und Schwere Sie wohl alle von ganzem Herzen empfinden. Ich bin beau!tragt worden, im Namen einer großen Anzabl von Abgeordneten folgendes zu erk!ären : Schon bei eine oberflählihen Betrachtung der Friedensbedingungen, soweit sie bis jegt uns bekannt geworden sind, möchte man faum glauben, daß es unmögli ist, daß der Machthunger des graufamsten Gegners sich zu Forderungen versteigt, wie sie unsere Feinde uns zu erfüllen ansinnen. Wir legen deswegen den \chärfsten Widerspruch ein gégen ein folches Voraehen, das auf nihts anderes abzielt, als das deutsche Bolk und insbe\ondere das preußische Volk nicht nur für jeyt und die nächste Zeit, sondern auf immer und ewig aus den Reihen der an der Bcstimmung der Welt mitwirkenden Völker / zu \treiden. Sehr rictig! und lebhafte Zustimmung.) Wir legen- {härten iderspruh ein gegen die Bedingungen, die es uns unmöglich machen würden, die Kulturautgaben zu erfüllen, die wir erfüllen müssen, wenn wir leben wollen, und die wir erfüllen müssen, wenn wir im Zutammenhang mit den übrigen nah Leben, Freiheit und Kultur ringenden Nationen au das unsere tun wollen. Wir legen alle sließlich den s{ärfsten Widerspruch gegen diese Bedingungen deswegen ein, weil sie gegen Treu und Glauben (Zuruf bei den U. Soz. : Nosfe! Großer Lärm. Stürmishe Zurufe aus allen übrigen Parteien: Pfui! Pfui! Naus! Raus! Schande! Verräter! Ünglaublih!) — in dieser ernsten Stunde darf ih doch wohl um Nuhe bitten — verstoßen. Sie verstoßen - deswegen aegen die erste Forderung, die wir im Sinne der Menschlichkeit stellen müssen, weil sie in der gröblibsten und unerbörtesten Weise von dem abweichen, was wir felt} als Grundlage eines Woffenstilislants und demnächst kommer den Friedens ansaben und ansehen durften, wie sie auch gegen das verstoßen, was uns als solche Grundlage von den Wortführern der feindlichen Mächte als unbedingt bindend und fest zugesagt worden ift. (Sehr richtig! und lebhafte Zustimmung.) Dadurch werden sie zum RNechtsbruch. (Sehr rihtig! und allgemeine Zustimmung.) Die s{werste Stunde, die Deutschland und insbesondere Preußen je er- lebt hat, ist heute für uns angebrohen. Wir treten ihr mit Fassung und Würde, aber auch mit fester Entschlossenheit gegenüber, wenn wir uns sammeln in dem Gedanken an unser geliebtes Vaterland. Wir sammeln uns, aber wir trauern au aufrichtig und tief zugleih über das, was über uns trog heldenmütiger Gegenwehr hereingebroen ist, und wir hoffen, daß das ganze Land mit uns as über den E nsstt und die Schwere dieser Tage im Kiaren ist, und da es dies auch in seiner Haltung und Lebensführung zum Ausdruck bringen wird, daß insbesondere alle nictigen und unnügen Ve1- gnügungen jeßt \{weigen (Sehr richtig! und lebhafte Zustimmung), um nicht die Stimme der Trauer und des Ecnstes za übertönen. (Lebhafter Beifall.) Abg. Adolf Hoffmann (U. Soz.) erklärt: Die Fraktion der
unabhängigen Sozialdemokraten verurteilt den Gewaltfrieden, den die -
Entente uns auferlegen will, aufs allerschärfste. Von den imperia- listishen Regierungen der Entente waren aber andere Friedens- bedinaungen nit zu erwarten. Sie sind nur die Folge des kapita- listishen Systems, das zum Ausbruch des Weltkrieges und zu dessen traurigem Ergebnis geführt hat. Schuld an diesem Ausgang und an der Not Deutschlands sind vor allem die Träger der. isnperialistishen Gewalt- und Naubpolitik, also alle bürgerlichen T sowie seit 1914 die Nationalsozialisten. _ (Großer Lärm - und urufe: Sie waren ja selbst für die Kriegskredite.) ODiese
Parteien haben kein Net, #sch über deg Gewalt- frieden zu entrüsten, zumal die Haltung der deutschen Negterung dem Auslande gegenüber und inébesondere die
Zusammenseßung der Friedensdelegation wenig geeignet waren, günstigere Bedingungen zu erzielen. (Geläcter.) Wie wir gegen den Gewaltfrieden von Brest-Litowsk und Bukarest Protest er- hoben haben, so protestieren wir jeßt mit aller Schärfe : gegen den Gewaltfiieden von Versailles. Wir appellieren an die Proletarier aller Länder. Sie werden den Gewaltfrieden der Entente zunihte machen durch die foziale Revolution.
Vizepräsident Dr. Frenzel \{lägt vor, jeßt die Ver« handlungen abzubrechen und ihn zu bevollmäch'igen, Tag und Tagesordnung der nächsten Sißung zu bestimmen.
Damit ift das Haus einverstanden. Schluß 2 Ußr.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Reichshaushaltsaus\chuß der deutschen Nationalversammlung, der gestern um 101/,/ Uhr nah dem Saale des Reichsfinanzministeriums in Berlin eiaberufen war, hat sich sofort vertogt. Zu Beginn der Sißung gab der Vorsißende, der Abg. Müller-Breslau, folgende Ers klärung ab: :
Die niederdrückende Stimmung, unter der wir alle angesihts der drohenden Zerstückelung Deutschlands stehen, mat es uns heute un- möglich, in der Beratung des Etats fortzufahren. Die Parteien und jeder Einzelne von uns haben das Bedürfnis, zu den über jedes Erwarten \cbweren Friedensbedingungen Stellung zu nehmen. Wir alle be- dürfen in den nächsten Stunden der Sammlung. Auch der r Minlsterpräsident ist heute am Erscheinen verhindert. J bitte È ie, mir die Ansezung der nächsten Sißung des Ausschusses zu überlassen.
__ Der Ausschuß \{chloß sich diesem Vorschlage seines Vor- sißenden ohne Aussprache an.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Kattowi p wird , dem „W. T. B.“ gemeldet: Den Be- mühungen des Staatskommissariats ist es gelungen, den Beamten- ausftand auf der Zehe „Hedwig Wunsch-Grube“ beizulegen. Aus dén Verhandlungen ist mitzuteilen, daß die Aibeiter, die sh zwei Beamten gegenüber zu Tätlichkeiten haben hinreißen lassen, derm Geriht zur Aburteilung übergeben wérden. Der Arbeiteräus\{uß hat sich bereit erklärt, dß die von dén Organisationen ‘und dem Arbeitgeber verband vereinbarte Schicht von 7 Stunden innegehalten wird. Der kleine Lohnausstand auf der „Eintrachthütte“ und der „Prinzengrube“ dauert noch an. Um Mißversländnissen vorzubeugen, sei ausdrücklih bemerkt, dáß die régierungéfeitig für Notstantsarbeiten angeordnéête Arbeitspfliht in allen reinen Lohnstreitigkeiten geordneten géweik \caftlihen Charakters keinerlei Anwendung findet.
am cdd ermei
“Sb atlig E uit i Zes