1897 / 53 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

e OOE ca EIE L L E E E E A - f = S T Sas F S i _ck: AATE

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vom Oldenburg. Drag. Regt. Nr. 19, mit Ende März d. I. von dem Kommando als Ordonnanzoffizier bei des Erbgroßherzogs von Oidenburg Königlicher Hoheit entbunden. Pr. Lt. von demselben NKegt., vom 1. April d. J. ab als Ordonnanz- offizier bei des Erbgroßherzogs von Oldenbur Ae Hoheit fommandiert. Albrecht, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 98, in das Inf. Regt. Nr. 136 verseßt. 5 Berlin, 27. Februar. Fürst Max Egon zu Fürstenberg in den Verband der preuß. Armee aufgenommen und zum à la suite der Armee, mit der Uniform des Regts. der Gardes du Corps, ernannt. v. Braunbebrens, Hauptm. vom 1. Garde-Feld- Art. Regt., als Battr. Chef in das 2. Garde-Feld-Art. Regt. verseßt. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. us bertus\sttock, 25. Februar. Belling I. Sec. Lt. vom & F Regt. Prinz Drs von Anhalt-Defsfau (5. Pomm.) Nr. 42, v. Metzen, Sec. Lt. vom 2. Rhein. Feld-Art. Regt. Nr. 23, mit Pension der Abschied bewilligt. v. Beringe, Sec. Lt. vom Feld- Art. Regt. Nr. 36, mit Pension der Abschied bewilligt. v. Jagwiß, Hauptm. a. D., zuleßt Komp. Chef im 1. Hannov. Inf. Regt. Nr. 74, unter Fortfall der ibm bei seiner Verabschiedung bewilligten Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des 3. Posen. Inf. Regts. Nr. 58 mit seiner Pension zur Disp. gestellt. X11. (Königlich Sächfisches) Armee-Korps. Offiziere, Portepee -Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 25. Februar. Die Pr. Lts.: Schulz vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Hoepner vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz-Regent Laitpold von Bayern, Leonhardt vom 6. äíInf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm 11. von Württemberg, Endres vom Fuß-Art. Regt. Nr. 12, vom 1. April d. J. ab zur Dienst- leistung zur Korps-Intend. kommandirt. Den Pr. Lts.: Geivel vom 10. Inf. Regt. Nr. 134, Schmidt vom 4. Inf. Regt. Nr. 103, v. Egidy, Frhr. v. Miltig v. 1. (Leib-) Gren. Regt. Nr. 100, v. Man- delsloh v. S&ügen- (Füs) Regt. Prinz Georg Nr. 108, Patente ibrer Charge verliehen. Simon, Sec. Lt. vom 9. Inf. Regt. Nr. 133, Schieblich, Sec. Lt. vom 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, unter Sieluna à la suite dieses Regts. und Be- laffung in dem Kommando als Erzieher beim Kadetten-Korps, E r. Lts. befördert. Scholl, Sec. Lt. à la suite des 11. Inf. E Nr. 139, unter dem 1. März d. I. bei diefem Negt. wieder- einrangirt. v. Carl8burg, charakteris. Port. Fähnr. vom 9, Inf. Regt. Nr. 133, Böhner, Hähle, Unteroffiziere vom 4. Inf. Regi. Nr. 103, Büttner, Unteroff. vom 11 Inf. Negt. Nr. 139, zu Port. Fähnrichen ernannt. Freiherr von Könnerit, Pr. Lt. vom Karab. Negt ; dessen Kommando zur Königl. sächs. Ge- sandtschaft in ien bis 830. September d. I. verlängert. Die Sec. Lts.: Ritter Pót v. Pétßy, Hupfeld vom 2. Ulan. Regt. Nr. 18, Rottka vom Karakb. Regt., Lemmerzabhl vom 3. Feld-Art. Regt. Nr. 32, v. Wittern vom 1. Feld-Art. Regt. Nr. 12, zu überzähl. Pr. Lis. befördert. Kornmann-Bartcky, Pr. Lt. vom Fuß-Art. Regt. Nr. 12, mit Beendigung des laufenden Studienjahres von dem Kommando zur Tecbnischen Hoch‘chule ent- hoben. Bonit, Sec. Lt. von der Res. des 5. Inf. Regts. Prinz Friedri August Nr. 104, die Erlaubniß zum Uebertritt in das aftive Offizierkorps dieses Regts. ertbeilt und gleichzeitig vom 1. März d. I. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei genanntem Regt. fommandiert. : / Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 25. Fes bruar. Frhr. v. Hanstein, Port. Fähnr. vom S. Königin-Huf. Regt. Nr. 19, unter gleichzeitiger Verleibung des Charakters als Sec. Lt., der Abschied bewilligt. - i Im Beurlaubtenstande. 25. Februar. Winkler, Hauptm. von der Res. des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Uniform, Dr. Hucho, Prof. Banter, Pr. Lts. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Dresden: Altft., Dr. Hoffmann, Pr. Lt. von der Fnf. 2. Aufgebots der Landw. Bezirks 11 Chemrit, Sachße, Pr. Lt. von den Jägern 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Wurzen, be- bufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt.

Nichtamtlicchzes.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 3. März.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen heute Vormittag den Chef des Geheimen Zivilkabinets, Wirk- lihen Geheimen Rath Dr. von Lucanus zum Vortrag.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sißung.

Der Regicrungs-Assessor Fischer ist dem Landrath des Kreises Hameln im Regierungsbezirk Hannover und der Re- ierungs-Afsessor Gerdes dem Landra:h des Kreises Celle im Regierungsbezirk Lüneburg bis auf weiteres zur Hilfeleistung in den landräthlihen Geschäften zugetheilt.

Posen, 2. März. Jn der heutigen (7.) Penarituna des Provinzial-Landtages wurde die Vorlage, betreffend den Bau einer Anstalt zur Ausbildung von 40 Hebammen und zur Unterbringung von 32 Wöchnerinnen, jowie zur Auf- nahme von 25 kranken Frauen, genehmigt. Der Provinzial- Ausschuß wurde ermächtigt, das Projekt endgültig festzustellen, die Ausführung des Baues zu bewirken und die Aufnahme einer Anleihe bis zur Höhe von 620 000 f gegen 32/3 Proz. Zinsen und 1prozentige Tilgung für diesen Zweck bei der Provinzial-Hilfskasse zu veranlassen. Ferner wurde genehmigt, daß die Provinz eine ihr gehörige, unmittelbar am Zoologischen Garten im I. Festungs-Rany»n belegene, 53 a große Parzelle gegen eine im privaten Besiß befindlihe, an der Ecke der ger und Kasernenstraße in Jersiß außerhalb des II[. Festungs- Rayon liegende, 98 a große Parzelle umtaushe. Die Errich- tung der neu zu erbauenden Hebammenanstalt soll auf der leßtbezeihneten Parzelle erfolgen.

Oldenburg.

Der Landtag hat heute die Schulvorlage in ciner dem Standpunkte der Regierung entsprehenden Fassung in zweiter Lesung einstimmig angenommen.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Folgen derselben leidet, gedenkt fi

er Frhr. v. dem Bus sche, fi von Gotha auf einen Tag na Nizza begeben.

Rittm. A

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ch, um rasche Gcnesung zu ielen, auf einige Zeit nah dem Süden zu begeben; voraus- Hilich wird Seine Königliche Hoheit sich Ende dieser Woche Coburg und von da nah

Anhalt.

Der Landtag wählte in seiner gestrigen p den Lezius zum Präsidenten, den Abg. von Krofigk zum

bg. i ic Ersten und den Abg. Fißau zum Zweiten Vize-Präsidenten.

Großbritannien und Frlaund.

m Oberhause erwiderte gestern der Premier-Minister La E liklats auf eine uirage Lord Kimberley's: die von ihm am vorigen Donnerstag angedeutete Politik sci im allgemeinen von den Mächten angenommen worden. Jn Betreff der Zurückziehung der türkishen Truppen habe in- dessen niht volle Einmüthigkeit geherrscht. Kreta sei dadurch, daß es niht mit riehenland vereinigt werde, feine Gewalt angethan worden, denn vor der jeßigen Krisis sei von seiten der Gedan Bevölkerung der Wunsch einer Vereinigung mit Griechenland nicht gcäußert worden, die, wie bekannt, der mohamedanishen Bevölkerung aufs höchste zuwider sein würde. Er gebe zu, daß aus mancherlei Gründen eine Verbindung mit Griechenland der fretishen Bevölkerung erwünscht sein könne, aber um der Kreter selbst willen sollte diese Frage einer rubigeren und be- dächtigeren Erwägung überlassen werden. Neben anderen wihtigen Erwägungen, namentlich territorialer Natur, sei unter den Mächten nihts so stark ewesen, als die Ansicht, daß, wenn das Unternehmen Griechenlands, welches von den Mächten als ein ungeseßliches gebrandmarkt werde, mit der Erlangung eines territorialen Vortheils für die griechishe Regierung endigen dürfe, diejes Beispiel Nach- ahmung finden würde und die Flammen des Bürgerkrieges da emporlodern könnten, wo jet Friede herrsche; und jeder- mann wisse, daß wenn in der Türkei ein Bürgerkrieg aus- breche, es nit allein ein Bürgerkrieg bleiben würde. „Jch \ympathisiere mit den Kretern,“ fuhr Lord Salisbury fort, „und wünsche ernstlih, ihrer Unterdrückung ein Ende zu machen, unsere Pflicht aber ist es, den gegenwärtigen Stand der Dinge aufrecht zu erhalten, bis wir einen sicheren und fried- lihen Ausweg schen. Jch kann auf weitere Einzelheiten nicht eingehen, kann aber dem Hause die Versicherung geben, daß wir entschlossen sind, eine thalsählihe Autonomie zu ge- währen und besonders die Jnsel der Willkür der Türken zu entziehen. Lord Kimberley hat davon gesprochen, daß das britische Volk den Griechen günstig gesinnt sei; andere Theile Europas aber sind der Ansicht, daß Griechenland den Frieden Europas gestört und die Verpflihtungen des Völker- rechts mißachtet habe, sodaß wir in diese kritische Lage gelangt sind, von der ih bestimmt glaube, daß, wenn die Griechen mehr Selbstbeherrshung und Geduld gehabt häiten, wir im stande gewesen sein würden, sie erfolgreich zu vermeiden.“ Im Unterhause beantragte Sir W. Harcourt die Vertagung des Hauses, um die Aufmerksamfeit auf die kretishe Frage zu lenken, und wünschte zu wissen, ob die anderen fünf Mächte den von der britishen Regierung an- gekündigten Vorschlägen zustimmten, oder ob diese Vorschläge irgend welche Abänderung erlitten hätten. Die ganze kretische Schwierigkeit sei durch das Mißlingen der Vereinbarung vom August vorigen Jahres vershuldet. Dieses Mißlingen rühre davon her, daß man auf dem Gedanken beharre, die Türkei fönne umgestaltet werden, wenn man cs ihr überlasse, für die Ausführung der cigenen Reformen Sorge zu tragen. Sir W. Harcourt drückte sodann seine Befriedigung darüber aus, daß die Autonomie für Kreta an erste Stelle geseßt worden sei, eine wirklihe Autonomie sei aber nicht denkbar ohne Abschaffung jeglicher türkischen Herrschaft. Die Kreter selbst wünschten die Einverleibung in Griechenland und \ympathisierten warm mit dem griehischen Vorgehen. Redner warnte die Regierung dringend vor den Gefahren des von ihr betretenen Weges, eines Weges, auf dem fie niht ihr cigener Herr sei und auf dem sie zu Handlungen gedrängt werden könne, gegen welche das Gewissen der briti)hen Nation sich auflehnen dürfte. Die Opposition behalte sih durchaus das NReht vor, solche Handlungen ihrer Kritik zu unterziehen. Im Laufe der Debatte vertheidigte der Erste Lord, des Schazamts Balfour die Politik der Regierung. Er erflärte, das europäische Konzert müsse langsam wirken; wenn aber Großbritannien sich von demselben getrennt hätte, so würden scine Bemühungen für die bedrückten Unterthanen der Türkei nußlos gewesen sein. Die Griechen allein seien außer stande gewesen, Kreta zu befreicn. Unter Autonomie, erklärte Balfour weiter, verstehe er eine Regierungéform, welhe die Ein- mishung der Türkei in die kretishen Angelegenheiten aus- schließe. Die Regierung erkennè an, daß es von Wichtig- feit sei, die türkishen Truppen, solange solhe auf Kreta verblieben, unter europäischer Kontrole zu halten. Die Ein- verleibung Kretas in Griechenland würde die Gefahr der Auswiegelung anderer Nationalitäten in der Türkei hervor- gerufen haben. Die Griechen könnten sih beglückwünschen, daß infolge ihrer Bestrebungen Kreta Autonomie erlangt habe. Da dies erzielt sei, sollten die Griehen es für ihre Pflicht halten, sich aus Kreta zurückzuziehen. Sir W. Harcourt zog hierauf seinen Antrag zurück.

Die Denkschrift des Ersten Lords der Admiralität Goschen über den Flotten-Etat für das Jahr 1897/98 ist gestern im Parlament zur Qua geeig, Das Pro- ramm für Schiffsbauten umfaßt den Bau von 4 Sthlacht- schien, 3 drittklassigen Kreuzern, 2 Korvetten, 4 Kanonen- booten, 2 Torpedoboots-Zerstörern und einer Königlichen Yacht. Im Ganzen sind 108 Fahrzeuge im Bau, von denen 66 im Laufe dieses Jahres fertiggestellt werden. Die Zahl der Schiffsmannschaften wird im Laufe dieses Jahres um 6300, ein\hlicßlich von 121 Offizieren, vermehrt werden.

Amtlich wird gemeldet, daß Viscount Gough zum Sekretär bei der Botschaft in Berlin ernannt worden sei.

Jn der gestrigen Sizung des parlamentarischen Ausschusses zur Untersuchung des Einfalles Jame- son's in das Gebiet der Südafrikanischen Re- publik nahm Labouchère die Nea Cecii Rhodes’ wieder auf. Er stelle an denselben Fragen über die Konzessionen in Transvaal, welhe nah Rhodes’ leßter Erklärung immer an. Deutsche ertheilt worden seten. Labouchère bemerkte, daß Eckstein und Beit die Zement- konzessionen erhalten hätten, während in Betreff der Ein-

des lischen Jngenieurs Preece eingeholt und ein wihtiger Theil der Arbeiten von zwei englishen Firmen ausgefü

worden sei. Ecklärung auf einem in der „New Review“ erschienenen Artikel

beruht habe, welcher seines Wissens keine Widerlegung erfahren habe. Rhodes erklärte sodann in Bezug auf den Einfall, er habe seiner Zeit vom Kap cin Telegramm nach London gesandt, in welchem er sich erboten habe, nah England zu kommen und im Prozesse wider Jameson und Genossen als Zeuge aufzutreten, wenn er dadurh Jameson 24 Stunden Gefängniß ersparen könne.

Prozess

haben, daß der hinter Jamesón Anstifter sei, und würde - gelinde mit ihm verfahren sein. Labouchère richtete sodann die seinem Jnteresse an der Chartered

Hierauf erwiderte Cecil Rhodes, daß seine

meson’schen

; Rh ite er ger g dem e gewesen, fügte Rhodes hinzu, so würde er gesagt G flciende Mann der D getan

rage an Rhodes, ob bei ompany seine eigene Tasche betheiligt sei. Sir M. Hicks-Beach erhob gegen diese

rage Labouchère’s Einspruh. Labouchère bestand jedo E der- selben, was zu einer Erörterung führte, die damit endete, daß

die Oeffentlichkeit der Verhandlung auf 20 Minuten aus- geschlossen wurde. Bei Wiederaufnahme der Oeffentlichkeit rihtete Labouhère an Rhodes die Frage, wieviel Aktien der Gesellschaft er vor dem Einfall Jameson's besessen habe. Rhodes antwortete: er glaube, 40—50 000 Aktien. Labou- chère fragte weiter, ob, wenn der Einfall gelungen wäre, der Werth der Aktien gestiegen sein würde, Rhodes erwiderte: „Nein, ich glaube nicht!“ Labouch ère fuhr fort zu fragen, dies sei also nicht einer der Zwecke Rhodes’ bei dessen Förderung des Aufstandes gewesen? Rhodes entgegnete: „Oh, gewiß niht!“ Der Advokat der Chartered Company Biaham vernahm Rhodes eingehend in Betreff der Verhältnisse in Transvaal. Rhodes wiederholte die Beschwerden der Uitlanders, deren Bemühungen, verfassungsmäßig Ab- hilfe zu hafen, und wies auf die Mißstände, hinsichtlih des Dynamit- und anderer Monopole, sowie auf die gegenwärtige Vermwaltungskrisis in Tranévaal hin. Die Annahme, die Nandbevölkerung sei in die Nevolution hineingetrieben worden, sei lächerlich. Eine Aenderung müsse kommen; bis dahin werde eine fortwährende Agitation stattfinden. Viele fort= \hriitlihe Buren sympathisierten mit der Reformbewegung.

Frankreich. Der Kaiser von Oesterreich ist gestern in Mentone eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurde Allerhöchstderselbe von den Spitzen der Bchörden empfangen und von der Bevölke- rung lebhaft begrüßt. s Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ift gestern in Tunis angekommen.

Schweiz.

Der schweizerishe Gesandte in Wien von Claperède hat am 28. v. M. im Auftrage des Bundesraths mit dem bulgarischen diplomatishen Vertreter in Wien Sirmadjeff einen Vertrag über die Meistbegünstigung in dem Handelsverkehr der beiden Länder abet sbloen.

Die Bundesversammlung isst zu einer außerordent lihen Sißung auf den 15. d. M. einberufen worden.

Türkei.

Die Botschafter überreichten, wie das „Wiener Telegraphen- Correspondenz-Bureau“ aus Konstantinopel meldet, gestern Nachmittag der Pforte die Note, be- treffend Kreta. Jn derselben wird das Vorgehen der Mächte gegen die Annexion Kretas durch Griechenland an- gezeigt und die Verleihung der Autonomie an Kreta verlangt und begründet. |

Gestern is von Muradly ein Militärzug mit einem Regiment Kavallerie nah Saloniki abgegangen. Abends gingen zwei weitere Züge mit drei Bataillonen dorthin ab.

Auf das der „Navigazione generale italiana“ gehörige Schiff „Simeto“ wurten gestern, als es die Dardanellen passierte, fünf blinde und zwei sharfe Schüsse abgegeben. Die italienische Botschaft hat dieses Vorfalls wegen reklamiert.

Die Admirale der fremden Kriegsschiffe find, wie die „Agence Havas“ mecldct, gestern Vormittag an Bord des italienishen Kreuzers „Stromboli“ aus der Sudabai in Kanea eingetroffen. Die Konsuln begaben sih alsbald an Bord des „Stromboli“, um über Maßregeln zu berathen für den Fall, daß die Griehen sich weigern sollten, die türkischen Soldaten aus Kantano abziehen zu lassen. Vor dieser Zu- sammenkunft hatten der britishe und der italienische Kon}ul eine Besprehung mit dem Gouverneur. Heute Mittag begaben sich eine Anzahl Begs an Bord des „Stromboli“, um Mit- theilungen über die Lage zu machen. Die Admirale beschlossen, Selino und Kantano unter den Schuß der Mächte zu stellen; vier Schiffe sind dorthin abgegangen. Oberst Vassos wurde aufgefordert, allen türkishen Familien freien Abzug zu gestatten. O

Gestern Nachmittag revoltierten in Kanea die tür- kishen Gendarmen, denen die Löhnung nicht gezahlt war, in ihrer Kaserne, die in dcr Nähe des Konak liegt; auch die Gendarmen, welche im Palais auf Posten waren, meuterten und \chossen auf die Offiziere, welhe das Palais ver- lassen wollten. Der Oberst der Gendarmerie, Suleiman Bey, wurde, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, tödtlich verwundet; auch auf den provisorishen Befehlshaber, den britishen Major Bor, sowie auf italienische und montenegri- nische Offiziere wurde gefeuert. Alle Patrouillen der euro- päischen Besazungen wurden verstärkt. Schließlih ergaben sich die Gendarmen; die Mörder Suleiman Beys wurden an Bord des britischen Kriegsschiffes „Barfleur“ gebracht.

Nach einem in Athen eingetroffenen Telegramm aus Kanea von geftern Vormittag hätte der griehishe Konsul in Rethymon gemeldet, daß die mohamedanische Bevölkerung das Ausschiffen der Lebensmittel für den Kreuzer „Peneios hindere. Die Aufständischen von Akrotiri hätten den russishen Admiral geveten, ihren Abzug zu erleichtern, da die internationale Besezung auf Akrotiri ausgedehnt sei. Der Admiral habe dics unter der Bedingung versprochen, daß dic Aufständischen die Waffen niederlegten, was dieselben ver- weigert hätten. :

Das in Athen erscheinende Blatt „Ephemeris“/ meldet, daß die griehishe Regierung zwei Kriegsschiffe nah Kantano entsenden werde, auf denen die dortigen Mohamedaner ein- geschifft werden sollten.

Griechenland.

Nachmiitag der Regierung eine identishe Note überreicht,

Seine Königlihe Hoheit der Herzog, Höchstwelher fürzlih an der Influenza erkrankt war und noch an den

rihtung der elektrishen Beleuhtung von Prätoria der Rath

welche, der „Agence Havac“ zufolge, folgenden Wortlaut hat:

Die Vertreter der sechs Großmächte haben gestern

„Auf Befebl meiner Regierung bringe ich zur Kenntniß Eurer die daß die Großmächte beabsichtigen, die Verhaltuneslinie fest- zustellen, welche bestimmt ist, einer Lage ein Ente zu machen, der vorzubeugen nicht von ibnen abhing, deren Verlängeruna aber dana angethan fein wügzde, den Frieden Europas zu aefährden. Die Mächte baben sid über die beiden folgenden Punkte geeinigt: Erstens, Kreta kann auf feinen Fall unter den gegen- wärtigen Umftänden von Griechenland annektiert werden. Zweitens, angesihts der durch die Türkei B IIe Ry Verzögerung in der Anwendung der mit ihr vereinbarten Reformen sind die Mädte ent- \{lossen, unter voller Aufrehterhaltung der Integrität des otto- manischen Reichs, Kreta mit einem vollständig durchgeführten Selbst- verwaltungs-Syftem auszustatten, welches bestimmt is, der Insel eine besondere Regierung unter ter hohen Suzeränetät des Sultans zu sichern. Die Verwirklichung dieser Absichten würde nach Ansicht der Mäthté nur zu erreihen fein durch die Zurücziehung der griehishen Schiffe und Truppen aus Kreta. Die Mächte erwarten zuversihtlih von der Weisheit der griehishen Regierung die Entschließung, daß sie niht auf einem den Beschlüssen der Mächte zuwiderlaufenden Wege verharren wolle. Die Gesandten verhehlen nicht, daß ihre Instruktionen ihnen vorschreiben, der griehishen Regierung im voraus mitzutheilen, daß im Falle einer Weigerung die Mächte unwiderruflich ents{lossen find, vor feinem Zwangsmittel zurüdzushrecken, wenn nach Ablauf einer_ rist von 6 Tagen die s der griehischen Truppen und Schiffe aus Kreta nicht erfolgt ift.“

Die „Times“ meldet aus S von gestern, daß die Truppeénsendungen nah Thessalien fortdauerten. Es verlaute, der Kronprinz werde sich in der nächsten Woche ur Uebernahme des Oberbefehls über die Truppen dorthin egeben.

p Der italienishe Deputirte Barbato ist gestern mit einigen italienishen Freiwilligen in Athen eingetroffen, wo ibnen ein begeisterter Empfang bereitet wurde. Barbato hielt eine mit großem Beifall aufgenommene Ansprache, auf welche ein Grieche erwiderte. Es ershollen Hochrufe auf Jtalien und Griechenland.

Dänemark.

Der Aerbau-Minister von Sehested hat heute dem Landsthing eine Vorlage, betreffend die Bekämpfung der Tuberkulose beim Hornvieh, unterbreitet. Die Vorlage seßt den jährlichen Staatsbeitrag zur Unterstüßung derjenigen Viehzüchter und Viehzüchtervereine, welche in ihren Viehbeständen die Tuberkulinprobe anzuwenden wünschen, auf 100000 Kronen fest. Bei Hornvich, welches aus dem Auslande eingeführt wird, ist auf Veranstaltung der Veterinärpolizei spätestens am fünften Tage nach der Ankunft des Thieres an dem Bestimmungs- ort die Tuberkulinprobe in Anwendung zu bringen; die Probe fkann für Thiere, welhe spätestens am dritten Tage nah der Einfuhr adgeschlahtet werden, wegfallen. Molkereigenossenshaften dürfen nur dann Milch, Butter- milch und Rahm ausliefern, wenn genannte Produkte bis zu 70 Grad Réaumur errärmt gewesen sind; der Ackerbau- Minister kann von dieser Regel dispensieren, wenn die Milch für die Käsefabrikation bestimmt ist. Die Einfuhr von Milch, Buttermilh und Rahm aus dem Ausland i} nur gestattet, wenn es dargethan ist, daß die eingeführten Produkte bis wenigstens 70 Grad Réaumur erwärmt gewesen find.

Amerika.

Das Staatsdepartement ist, wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt, benachrichtigt worden, daß die diplo- matischen Beziehungen zwishen Venezuela und Groß- britannien wieder hergestellt seien und daß der gegenwärtige venezolanishe Gesandte in Berlin nah London E sei.

__ Der Präsident Cleveland hat sein Veto gegen die Einwanderungs-Bill eingelegt.

Mac Kinley ist gestern in Washington eingetroffen. Der frühere Gouverneur von Massachusetts John Long hat das Marine-Portefeuille unter Mac Kinley an- genommen.

Asien.

Wie eine in Madrid eingetroffene Dip: sche aus Manila meldet, ist nah der Verhaftung Miguel Lledo's, der sich den Titel eines Generals der Aufständischen beilegte, von der Polizei eine neue Vershwörung entdeck worden. Lledo be- schäftigte ih mit der Bewaffnung der Bevölkerung von Nova- liches, um in die Provinz Bulacan einzufallen.

Afrika.

__ Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Sansibar: nah cinem daselbst über Mombassa eingetroffenen Telegramm sei der ehemalige Beamte des Hauses Filouardi Previt, der zur Abwickelung der Geschäfte zurückgeblieben und gegenwärtig mit der Führung der Residentschaft betraut sei, in Merka (Benadir) ermordet worden. Eine anderweitige Bestätigung dieser Nachricht, die von dem italienishen Kommissar in Benadir eingetroffen sei, liege noch nit vor.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die estrige Sigun Bail der Abgeordneten besendet sh in 9

des er Ersten

Dem Hause der Abgeordneten is der Nachtrags- gertrag zu dem Staatsvertrage vom 17. Oktober 1878 Uber Grrichtung eines gemeinschaftlihen Landgerichts in Meiningen zugegangen.

Urbeiterbewegung.

Aus Hamburg wird der „Frkf. Ztg.“ über die Entwickelung

oer Arbeiterverbältnisse nah der Beendigung des Ausftandes er Hafenarbeiter gemeldet: Die Differenz zwischen den Kohlen-

arbei tern und ibren Arbeitgebern sollte dur Vermittelüng des Se- Les O’Swald dahin erledigt werden, daß die Arbeiter bis zur Been- egung der Verhandlungen ter Senatskommission, und zwar längstens E vier Wochen, den verlangten Revers (vgl. Nr. 52 d. Bl.) unter- s nen, dabei Iedos das Versprechen, mit den Arbeitsgenossen, welche Us rend des Ausstandes ibre Beschäftigung fortsetten, Frieden zu alten, fortgelassen wird. Die Arbeit sollte darauf wieder aufge-

aommei werden. In einer beute von den Kohlenarbeitern abgehaltenen ersammiung wandten sih jedoch die meisten Redner gegen die

abgeänterten Fassung, mit dem Bemerken, daß das Ebrenwort der Arbeiter, während der gestellten Frift nihts zu unternehmen, ebenso bintend sei wie die verlangte Unterschrift. Es wurde einstimmig be- \{chlofsen, den Schein nit zu unterschreiben. Dieser Beschluß foll der Senatskommission mitgetheilt werden.

Aus Berl in berichtet die Berliner „Volks-Ztg.*: Die Seiden- hutarbeiter haben, da die geplante allgemeine Lohnerhöhung in allen deutschen Fabriken sih als undurchfübrbar erwies, sich zrnächst mit ihren Forderungen an die Berliner Arbeitgeber, und zwar mit günstigem Erfolge, gewandt. Ein Theil der Fabrikanten bewilligte sofort eine zehn- bis zwanziyprozentige Erhöhung der Accordsäße, auch die übrigen waren zu Zugeständnissen bereit. In den näcsten Tagen findet eine gemeinsame Konferenz der Fabrikanten und Arbeiter zur endgültigen Regelung der Lohnfrage statt. tes Bei der Firma Richard Peiseler haben, wie im „Vor- wärts“ mitgetheilt wird, die Feilen hauer die Arbeit niedergelegt. Le haben in den Schuhbfabriken von Roseathal u. Groß in Schöneberg bei Berlin die Arbeiter die Arbeit eingestellt.

bgrntetien Fosi erwähnten Reverses, au in der vom Senat gewünschten

Kunft und Wissenschaft.

In Dorpat if der verdiente Astronom Geheime Ratb Wil- helm von Doellen gestorben. Er war am 13. April 1820 in Mitau geboren, ftudierte in Dorpat Astronomie und wurde schon mit 20 Jahren Assistent Mädler's und interimistisch Okservator an der Dorpater Sternwarte. Im Jahre 1844 wurde er an die Sternwarte zu Pulkowa bei St. Peteréburg berufen, wo er bis 1890 als Mitarbeiter Otto Wilhelm Struve's thätig war. Neben ter wissenschaftlichen Forshung, deren Ergebnisse er in den Veröffentlihungen der Pulkoraer Sternwarte nieder- legte, widmete er seine Kraft dem Berufe als akademischer Lehrer, indem er den nach Pulkowa abgeordneten Generalstabs. Offizieren Vorträge hielt. Zugleih verwerthete er seine Kenntnisse für die Praxis als berathender Astronom des Marine-Ministeriuums. Der nautischen Astronomie wandte er au in der leßten Zeit seines Lebens seine wifffsenshaftlihe Arbeit mit besonderer Vorliebe zu. Noch nach seiner Emeritierung erschien seine durch neue Gesichtspunkte hervor- ragende Schrift „Aufruf zur Umgestaltung der nautischen Astronomie“ (1893 und 1896).

Literatur.

Wilhelm der Große, Deutscher Kaiser und König von Preußen. Sein Leben und Wirken, zum Gedächtniß seines bundert- jährigen Geburtstages dargestellt von Berthold Volz. Mit 107 Text-Abbildungen und 9 Beilagen. Leipzig, Otto Spamer. Preis: Geheftet 8 4 50 „K, elegant gebunden 10 (A Das ganze deutsche Volk bereitet sih vor, am 22. März 1897 den 100. Geburtstag Kaiser Wilhelms I. in pietätvoller Dankbarkeit zu begehen und in treuer Verehrung dem Gedächtnisse des großen Kaisers zu huldigen. AlUseitigen Beifall wird daher ein aus diesem Anlasse ersheinendes Buch finden, das es unternimmt, ein umfassendes, getreues Lebensbild Kaiser Wilhelm's, zuglei verbunden mit einer Schilderung feiner Zeit, dem Leser vor Augen zu führen. Zurückgreifend bis in die Zeit der Ver- mählung der Eltern des Kaisers, berührt es die trübe Vorgeschichte der glänzenden Epohe Wilhelms [., verweilt des längeren bei der Jugend des Prinzen, schildert sein Heranreifen in der Zeit der Be- freiungékriege und begleitet ihn dann dur alle die Ereignisse, An- feindungen und Triumphe einer wechfelyollen Laufbahn bis zum Kaifert®ron des von ihm neubegründeten Deutscken Reichs. Aber nicht nur als Fürsten und Regenten zeigt dieses Buh den Kaiser, fondern auch als Menschen, den sd viele eble Eigenschaften auszeihneten, dessen Schlicht- beit und Einfachheit ihn die Liebe und Verehrung seines Volkes gewinnen ließen. Die Darstellung is glanivoll und von warmem patriotishem Empfinden belebt. Der inneren Gediegen- heit des Werks entspriht die prächtige Jllustrierurg, die zahlreiche authentishe Abbildungen in vorzüglicher Wiedergabe umfaßt. Eine geshmadckvolle ußere Ausstattung vervollständigt das trefflihe Buch, das als ein prächtiges patriotishes Geschenkwerk für die bevorstehende Festzeit besondere Beachtung verdient.

chs. Persönliches Christentbum. Religiöse Betrachtungen von I. Jansen, Pastor in Röken, Norwegen. Autorisierte Ueber- feßung von Eoa Quisto2p. Bremen, Verlag von J. Morgenbesser. 1897. Preis (80 S. in Papier-Chagrin) 1 4 Dieses kleine Heft birgt einen einzigartigen Reiz in sid. Es versteht sich alles von selbst, enthält durhaus nihts Neues, hält sih an Gottes Wort, greift hinein ins frishe Leben, führt in die Tiefe der Erkenntniß, gewährt aber dem Leser ein Spiegelbild seiner selb. Die Ueberschriften: 1) Was wil Jesus von uns? 2) Play für Jesus. 3) Das auf den Fels gesäet war. 4) Einwände. 5) Worauf es ankommt. 6) Telephoniere! 7) Noch niht. 8) Was sollen wir mit Gottes Wort thun? 9) Ih habe mi entschieden! klingen freilich etwas methodistisch ; aber die Ausführung ist es durhaus nicht. Uns fiel bei ter Lektüre das Turnerwort ein : „Frisch, fromm, frei, froh“, das hier im wahrsten Worisinn an seinem Play ist. Die kleine Schrift kann gern als anspruchèlofe Konfirmationëgabe verwandt werten. Die UVeberseßung ist fließend. Das Bild des Autors mit seinem Faksimile Phil. 1, 6 ift eine angenehme Beigabe, die Aus- stattung gut.

; chs. Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen hökerer Lehranstalten. Von Dr. Friedrich Neubauer, Oberlehrer an der Lateinischen Hauptshule der Francke’s{hen Stiftungen. I. Theil: Ge- schichte des Alterthums. Halle a. S., Verlag der Buchhandlung des“ Waisenhauses. 1897. Howoktav 168 S. Preis bros. 1 4 60 S. Der Verfasser ift {on durch mancherlei historishe Schriften

bekannt geworden, hat vor drei Jabren auh die kleine Schrift e Volkswirthschaftliches im Geschihtsunterriht“ Herausgegeben. Auch

in vorliegendem 1. Theile seines Lehrbuchs sucht er seiner Darstellung

dasjenige Maß von kultur-, insbesondere sozialgeschihtlißem Lehrstcffe

einzufügen, welhes ihm geeignet erscheint, ein eres, Verständniß für

soziale und allgemein kulturelle Zusammenhänge anzubahnen, ohne

jedo die Geschichte des betreffenden Staats zurücktreten zu lassen und

andererseits die Werthshäßung des Wirkens großer bistorisher Per-

sönlihkeiten zu beeinträchtigen. Die Geschihte des Alterthums als

eines äbgeshlossenen Ganzen berechtigt ihn in vollem Maße dazu, und

er greift in seiner Darstellung nit fehl, shreibt einfah und fachli,

hat den Stoff übersihtlichß geordnet und an die Spitze der Para-

grabhen dtankenswerthe Stichworte gestellt. Seine Randnoten er-

leihtern die Wiederholung des Schülers und die angehängte Tabelle

entspridt den weitesten p rad prr g Den Bedürfnissen der Gegen-

wart entspriht dieser erfte Theil, welcher bis in das Jahr 476

v. Chr. reiht, völlig.

Die Provinz Ostpreußen. Bilder aus der Geographie, Gesckihte und Sage. Für Haus und Schule bearbeitet von A. Ambrafsjat, Rektor der jrädtishen höheren Töchtershule zu Wehlau. Mit einer Karte von Ostpreußen. Königsberg i. Pr., Verlag von Wilhelm Koch. Pr. geh. 4 4 Der vor etwa Jahres- frist in demselben Verlage erschienenen „Heimathskunde von Königs- berg i. Pr.“, von Dr. Armstedt und Dr. Fischer, welches st#. Zt. an dieser Stelle besprochen worden ist, folgt jegt das obige Werk über die Provinz Oftpreußen. Seiner Bestimmung tür Haus und Schule entspricht die s{lihte, populäre Darstellung. Der Stoff ist in mehr oder weniger abgerundete Bilder vertheilt, diese aber sind niht bloß lose an einander gereibl sondern logisch geordnet. Zuerst wird eine allgemeine Charakteriftik der Lage der Provinz, ihrer Größe und Grenzen, des Bodens und seiner Erhebungen, der Flüfse, Waldungen, Moore und des Klimas gegeben; auch des „oftpreußishen Goldes*, des Bernsteins,

wird niht vergessen und eine Uebersicht des Eisenbahnnetes gegeben.

Dann folgen Mittheilungen über die Bevölkerung und ihre Zusammen- ejung nebst Bildern aus der wechselvollen Geschichte. Der dritte Tbeil handelt von der Verwaltung, dem Steuerwesen. der Rechts- pflege, dem Versicberungs-, Post- und Telegraphen-, Militärwesen 2c. Im vierten und leßten Theile endlich wird eine eingehende Ort- shaftskunde dargeboten. Das Bu ift mit Liebe und Hingebung an die Heimath geschrieben und zunächst für die Bewohner der Provinz bestimmt; es verdient aber au über deren Grenzen hinaus wegen des auf zuverlässigen Quellen beruhenden Inhalts Beachtung. Demjenigen, der eingehendere Studien beabsichtigt, wird die von dem Verfasser ge- gebene Uebersiht der betreffenden, von ihm selbst benußten Literatur willkommen fein.

Die 4. Lieferuyrg des Prachtwerks „Die Hauptstädte der Welt* (Breslau, Schlesische Verlagsanstalt von S. Schottlaender) entbält außer dem Schluß des Artikels über Lcndon von Charles Dilke die Schilderung von Paris aus der Feder François Coppée?'s, der den deutschen Leser die mit Vorliebe als „Seine-Babel“, als der Siß einer ebenso glänzenden wie verderbten Kultur und eines raffinierten Lebentgenufses geshilderte WMetropole auch von einer anderen Seite kennen lehrt: in ihrer Les Gemütklidkeit, den bescheidenen und anzichenden Lebensge:vohn- heiten ihres bürgerlihen Mittelstandes und ferner den dem flüchtigen und oberflählihen Besucher von Paris verborgen bleibenden male- rischen Reizen seiner alten Stadttheile. Die ftilistisch vollendeten Schil- derungen des französishen Poeten zeugen zugleich von einer über- rashenden Gemütkétiefe, die zum Herzen des Lesers spricht. Neben zahlreichen Textillustrationen enthält das Heft folgende Voll- bezw. Doppelbilder : „Aus dem Pariser Kürstlerleben: Vor der Eröffnung der E „Pariser Kinder“; „Vom Pariser Korso“; „Vor cinem Pariser Boulevardcafé*. Der Preis von 50 S für das Heft (10 M für das vollständige Werk) is im Verhältniß zu dem Gebotenen als cin sehr mäßiger zu bezeichnen.

_— In Hellmuth Henkler's Verlag (Jobs. Henkler und Schirr- meister) in Dreéden er|chien kürzlih eine kleine Schrift von dem bekannten Dresdner Sozial-Philosophen Julius Duboc, betitelt „AÄnti-Nießsche“. Ie weitere Verbreitung die geistvollen Jrrlehren des unglücklihen Denkers erlangen und je größere Verwirrung sie in m'!nder klaren Köpfen anstiften können, um fo nothwendiger wird eine ernfte und begründete Zurückweisung der Theorien, an deren Gefähr- lihkeit ja ibr eigener Schéêpfer zu Grunde gegangen ist. Hierzu erscheint das kleine Buch von Dubcc, der den Zeitersheinungen gegen- über si die volle Objektivität zu wahren verstanden hat, vortrefflih geeignet. Alle, welhe meinen, sih mit Nießsche’s Schriften bekannt machen zu müssen, follten auch diese Gegenshriît (Pr. 1 4) nicht ungelefen laffen.

Was hat die deutshe Arbeiterversiherung im ersten Jahrzehnt ihrer Wirksamkeit für die Arbeiter ge- leistet? Drei Tabellen, zusammengestellt von Dr. jur. Richard Freund, Vorsigendem der Invaliditäts- und Altersversicherungs- Anstalt Berlin. Verlag von Siemenroth u. Troschel, Berlin. Preis 29 9, 10 Expl. 2 A Kurz und bündig legt das vorliegende Heftchen die Ergebnisse der staatlihen Arbeiterversiherung in Deutsch- land während der ersten 10 Jahre ihrer Wirksamkeit zahlenmäßig dar. Arbeitgebern, welch- ihre Arbeiter von den in keinem anderen Lande erreihten Leistungen ftaatliher Fürforge überzeugen wollen, kann es nur empfohlen werden, sich dieser kleinen Schrift zur Aufklärung der- felben zu bedienen.

Das polizeilihe Meldewesen. An der Hand der in Berlin bestehenden Einrichtung nah amtlichen Quellen dargestellt und mit Genchmigung des Königlichen Polizei - Präsidiums herausgegeben von Thr ol, Königlichem Polizei-Lieutenont in Berlin. J. J. Heine?s Verlag, Berlin. Preis 2 A Diese kleine Shrift giebt eine Zu- sammenftelunrg der auf das Meldewesen bezüglichen, jeßt gültigen geseßlihen und instruktionellen Einzelnbestimmungen und damit cine Anleitung, an deren Hand sich jeder Polizeibeamte genaue Kenntniß über dieses Gebiet polizeiliher Thätigkeit verschaffen kann. Die Arbeit ist in erster Linie für die Beamten des Königlichen Polizei- Präsidiums für Berlin bestimmt; allein auÿ alle anderen größeren und kÉleineren Polizeiverwaltungen und deren Beamte werden fich derselben mit Nutzen bedienen können.

Ein falsches Liecbeslied. Novelle von Rudolf Golm. Dresden, E. Pierfon’s Verlag. Ein eigenartiges, reizvolles Werk, in dem Komik und Tragik wunderlih vermischt sind, ganz wie im Leben selbst. Es schildert den Konflikt eines reihen jungen Mannes, der auf Freierésüßen wandelt. Er lernt zwei Schwestern kennen, die ihn auf das lebhafteste interessieren: beide Wesen, în einander ver- \{chmolzen, wäre gerade das, was er sucht. Leonie, die Aeltere, zicht ibn dur die Uebereinstimmung ihres Chrakters mit dem seinigen an; sie ist gerade so fensibel, so wehselnd, so bizarr wie er: eine Treib- hauvspflanze der Großstadt. Blan@We, die Jüngere, hingegen, reizt ihn durch den Kontrast zu ihm : voll und ganz Naturkind, entzückt sie durch ihre gesunde Frische, dur ihre kindlihe Naivetät. Der s{chwankende Chatafter Xaver von Flüellen’s fann sih für keine von beiden ents {ließen und fühlt sih do täglih ¿u einer Wahl gedrängt. Er hat eben den Kampf auszukämvfen, in den jeder moderne Mensch zeit- weilig bineingeräth: tas Sehnen nach Natur mitten in der Kultur und das Verlanaen nach Kultur mitten in der Natur. Die Entwicke- lung dieses Konflikts ist äußerst anziehend dargestellt. Als er \{chließ- lih endgültig wäh!t, trifft er natürli die falshe Wahl, denn eine rihtige kann es für ihn nicht in dem Dilemma geben. Das Ganze, ein Stück lustiger Psychologie an einem lebendigen Beispiel demonstriert, wirkt durch die Frische, mit der es geschrieben ift, äuß-rst anziehend und unterhaltend.

„Steinheuer's Waldhornklänge“. JIazd- und Wald- lieder nebst einer Anzahl der beliebtesten Vaterlands-, Volks- und Trinklieder. Ein Lieder- und Kommersbuch für deutsche Forstmänner und Jäger, umfassend 200 Lieder. Zweite Auflage. Verlag von J. Neumann, Neudamm. Einzelpreis, kartonniert 50 F. Der deutschen Jägerwelt und Allen, welhe den deutshen Wald lieben und gern in denselben hinauszieben, um sich von den Mühen und Sorgen des Berufes zu erholen, sei dieses -Büchelhen als ein treuer Begleiter empfohlen. Forstlichen, jagdlihen und kynologishen Vereinen werden für Sammelbezüge erheblich ermäßigte Vorzugspreise gewährt.

Das bei A. H. Payne in Leipzig verlegte Lieferungêwerk „Panorama des Wissens und der Bildung® ist bis zur 39, Lieferung vorgeschritten. Datselbe bietet Leitfäden zum Selbst- unterriht in nicht weniger als fechzehn Fächern, und zwar in der englischen, französisen, italienischen, spanischen und ru'sishen Sprache, in Buchhaltung, Klavierspiel, Zeichnen, Geschichte, Erdkunde, Physik, Dichtkunst, Stenographie und Briefstil, ferner einen vollständigen Atlas und ein biographishes Lexikon. Wer sih in den Elementen dieser Fächer felbst unterrihten oder Vergcssenes wieder auffrischen will, wird in dem Werk leiht belehrende Anleitung dazu finden. Dasselbe erscheint in vierzehntäglihen Heften zu 50 4 und ist dur jede Buchhandlung zu beziehen.

„Die Umschau." Uebersiht über die Fortschritte und Be- wegungen auf dem Gesammtgebiet der Wissenschaft, Technik, Literatur und Kunst. Verlag von F. Hebe in Frankfurt a. M. Diese neue, dur ihren vielseitigen Inhalt bemerkens8werthe Zeit- {rift enthält in der socben ersienenen Nr. 8 einen eingehenden Bericht von Professor Dr. Otto Hamann über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1896. Ein befonders interessantes Thema der Physiologie, die Erregung und Lähmung der lebendigen Substanz, er- örtert Dr. Jensen und sucht in seinen Ausführungen eine neue Er- klärung über die Natur des Schlafes und der Vanaoie zu geben. Leo Berg beschließt seine kritishe Besprehung der Literatur des Jahres 1896 zur Geschichte der National-Literatur des 19. Jahrhunderts. Außerdem enthält die Nummer Aufsäße: von G. Arends über Gly- cerin, von Dr. Teßner über Sprachlihe Fragen, von Dr. Giermann über Sir Thomas Spencer Wells, sowie eine Anzahl interessanter

kleinerer Mittheilungen ‘aus allen Wissensgebieten.