1897 / 57 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

zu gewähren ift, ift {hon seit Jahresfrist Gegenstand der Verhand- lung. Ih ftebe auf dem Standpunkt, daß den Beschädigten zum theil und zwar im Wege einer außerordentlihen Bewilligung geholfen werden muß. Die Frage, ob das geschehen wird, hängt nit allein von mir ab; die Verhandlungen in der Richtung sind noch nicht zum Abschluß gelangt. Durchaus zutreffend hat der Herr Vorredner dar- gelegt, ih will es ofen bier aus\fprehen, daß damals ohne genügende Beachtung vielleicht sa{lich berehtigter Widersprüche der Betbeiligten der Kanal gezogen und die S(hleusenanlagen bergestellt find, und damit wurde eine Einrichtung getroffen, die anscheinend die Löcknitz- niederung \{ädigt. Ueber diese Frage, ob eine Schädigung vorliegt, und wie diefer Schädigung abzuhelfen bezw. vorzubeugen ist, ob also der Kanal beibehalten werden kann, ob eine neue Schleuse dort eingerihtet werden darf, um dadurch das Qualmwafser aus dem oberhalb liegenden Gebiete in die Löcknih- niederung zu führen und zwar ohne Schädigung der Löcknitzniederung, oder ob an Stelle des Kanals, der dann ganz aufzugeben wäre, ein neuer Entwäfserung8verband zu {hafen ift, der mit künftlihen Puimp- werken das Qualmwasser direkt in die Elbe führt, anstait es der Wéecknitzniederung zuzuführen, {weben eingehende Verhandlungen. Vor acht Tagen etwa war eine Deputation der Interessenten unter Führung des Grafen Wilamowitz im landwirthschaftlichen Ministerium, mit der ih unter Mitwirkung des Regierungs- und Ober-Präsidenten die Sache eingehend besprohen und erwogen habe. Wir sind zu der Entschließung gekommen, mit der fih die Betheiligten einverstanden erklärt haben, daß zunähst wegen beider Fragen : einmal wegen der Frage, ob den Beschädigten eine Entschädigung zu gewähren ift, und zweitens über die Frage, ob und was an die Stelle der bisherigen Einrichtung zu treten habe, oder ob der Kanal beizubehalten sei, eine Lokalbesihtigung und eine Verhandlung an Ort und Stelle fstatt- finden soll. Ich habe zugesichert, sobald die Verhältnisse es mir ge- statten, eine \olhe Lokalbesfihtigung vorzunehmen und mit den Be- theiligten an Ort und Stelle zu verhandeln. Ih kann hier nur die Erklärung abgeben, daß ich nach beiden Richtungen den Wünschen der Betheiligten durhaus wohlwollend gegenüberftehe. (Bravo!)

Abg. von Kröcher spriht dem Minister für diese entgegen- kommende Erklärung seinen Dank aus. i

Abg. NRickert (fr. Vgg.) bittet den Minister, die Petition der durch Veränderung des Weichfellaufes {wer geshädigten Einwohner von Neufähr um eine staatliche Beibülfe berücksihtigen zu wollen.

Geheimer Ober-Regierungs-Rath von Friedberg bemerkt, daß die landwirthschaftlihe Verwaltung ebenso wie die Bauverwaltung den Wünschen der Interessenten woblwollend gegenüberstehe.

Abg. Rickert dankt für diese Erklärung.

Bei den Ausgaben zur Förderung des Obst-, Wein- und Gartenbaues kommt

Abg. von Bandelow (kons.) auf den {hon vom Abg. Knebel bedauerten Import ausländischen Obstes zurück. Es ewivsabie ih der Anbau guter Obstsorten. Dem Obftbau müsse auch im Osten eine

rößere Aufmerksamkeit ges{henkt werden. Es sei erfreulih, daß die Aus abe im Etat erhöht worden sei. Der Unterricht in den Obfstbau- \huklen müsse durch größere Staatssubventionen unterftüßt werden.

Damit ist das Ordinarium erledigt.

Bei den einmaligen und außerordentlihen Aus- an en qux Förderung der Land- und Forstwirthschaft in

en östl Fen Provinzen empfiehlt

Abg. chnaubert (fonf.) eine höhere Subvention für die Mesliorationsarbeiten des Ostens. Der Fonds von 600 000 Æ reite für diese und andere Zwecke niht aus. Wenn die Regierung der Landwirthschaft des Ostens helfen wolle, dann möge sie nicht auf hvlbem Wege fteben bleiben. ;

Geheimer Ober-Regierungs-Rath Holle weist darauf hin, daß Ostpreußen einen fehr erheblichen Theil der 600 000 (A zu Meliorationen erhalien hat, sowie eine weitere Unterstüßung aus dem Su reangs fonds. Der Minifter stehe den Bestrebungen der Melioration in Dstpreußei wohlwollend gegenüber, doch fei zu wünschen, daß diese Arbeiten nit in einem Tempo ausgeführt werden, welhes Rückfhläge unvermeidlih ersheinen ließe. :

Abg. Jaedel Er. Volkép.) bittet den Minifter, die finanziell {on sehr belastete Provinz Posen von einer Beihilfe zu den Kosten der Meliorationen zu entbinden; die arme Provinz Posen bringe an B O über 14 Millionen auf, also mehr als das reiche

efien.

Geheimer Ober-Regierungs-Rath Holle: Prinzipiell sind die Me- liorationen Sache der Hrevintes Die Provinz Posen wird aber an dem außerordentlihen Meliorationsfonds mitbetheiligt.

Abg. Krawinkel (nl.) spriht seine Befriedigung darüber aus, daß au für die Landwirthschaft der westlichen Provinzen Mittel in den Etat eingestellt seien. Für Drainage und Wiesenmeliorationen sei die Mitwirkung der R L und A tehnisher Beiräthe sehr erwünsht. Redner hofft, daß der Minister seinen Eirfluß- dahin geltend machen werde, daß das Sekundär- und Klein- bahnney in der Rheinprovinz erweitert werde.

Die As: Dr. Glattfelter und Schwarze (Zentr.) {ließen sh diesen Wünschen an. E :

Zur Gewährung einer Beihilfe an die Meliorations-

enossenshaften der Geeste-Niederung Ie Is und eendigung der Meliorationen sind 150 Á in den Etat eingestellt. Jn der Budgetkommission wurde die Erwartung ausgesprochen, daß künftig hier bei der Aufstellung der Kosten- anshläge mit größerer Sorgfalt verfahren werden möge, damit niht immer wieder Ueberschreitungen vorkämen.

Abg. Dr. Hahn (b. k. P.) theilt diese Auffassung. Man habe manche Interessenten zum Beitritt zur Genossenschaft durch allerlei kleine Mittel veranlaßt, ohne daß fie die Tragweite dieses Schrittes über- sehen konnten. Bei den Meliorationen Mien von der Bauverwaltung shwere Febler gemacht worden, weil man den Untergrund nit genügend untersut babe, wie denn die Baubeamten bisher eine un- genügende Bodenkunde der dortigen Gegend besäßen. Die ganze An- lage fei von vornherein in zu großem Umfange vorgenommen worden. Das gelte insbesondere von dem Bau des Kanals nah der Elbe. Die Wasserversorgung für einzelne Theile dieses Gebietes sei außer- ordentlih s{chlecht. Ferner sei eine ganze Reibe von unzweckmäßigen Durchstichen gemacht worden, wodurch die Kosten erheblich gestiegen seien. Die Provinz erkenne dankbar an, daß die Regierung sich ihrer annehme. Diese Beihilfe sei eine gebieterishe Nothwendigkeit, wo die Staats. Baubeamten an den Mehbrkoften felbfff \ch{chuld seien, wie in dem vorliegenden Falle. Abgesehen davon, habe der Staat aller- dings die Verpflichtung, mit seinen Mitteln da einzuschreiten, wo die Interessenten die höheren Meliorationskoften niht bezahlen können. Der Staat könne nicht zulaffen, daß die Interessenten bankerott würden. Jene Grundfstücke seien dur die Meliorationen entwerthet und unverkäuflich geworden, und es sei sehr zu wünschen, daß die Regierung den Interessenten auch künftighin beispringe. Die Inter- essenten scien nicht im stande, die weiteren Aufwendungen aus eigener Tasche ju zahlen. Deshalb empfehle sich die Bewilligung der ge- forderten 150000 A Gegen die Einstellung eines Sicherheits- koefizienten in den Bauplan ließe si nichts einwenden. Doch müsse andererseits auch verlangt werden, daß die Baubeamten die Ver- hältnisse der dortigen Gegend genauer ftudierten, namentlih die Lohn- und sonstigen wirthfchaftlihen und lokalen Verhältniffe.

stei Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- tein: Meine Herren! Ich bedauere, daß hier Dr. Hahn Darlegungen

über die Verhältnisse der Geestemelioration gegeben hat, die, wie ih bestimmt bezeugen kann, den thatsählichen Verbältnifsen niht ent- sprechen. Der Herr Vorredner hat ausgeführt und behauptet : allein die Staatsregierung habe die ganze Genossenschaft dur ihr unrihtiges Vorgehen auf tehuis{chem Gebiet, durh mangelhafte Prüfung der wirtb\{aftlihen Verhältnisse gegen ihren Wunsch und Willen ver- leitet, das Unternehmen in die Hand zu nehmen, und \{ließlich sei das Unternehmen auch verkehrt ausgeführt. Das find im wesentlichen die Grundzüge dessen, was der Herr Vorredner hier darlegte.

Ich erachte mich daher für verpflihtet, die Sachlage etwas ein- gehender vorzutragen. Ich habe gerade dieser Melioration von Beginn an nabe gestanden, weil ih hon, bevor ih Minister und Landesdirektor der Provinz Hannover war, bei der erften Projektierung der Anlage als Sachverständiger zugezogen wurde, und zwar gemeinsam mit meinem hier gegenwärtigen Kollegen Friedberg. Projektiert ift das Unter- nehmen von drei Wafserbauverständigen; derjenige, welcher die Anlage im wesentlihen auch ausgeführt hat, ift heute noch Wasser-Bauinspektor in Geeftemünde, es ift der Wafser-Bauinspektor Hövel, welcher die Verkbältnifse an der Geeste genau kennt, da er dort seit langen Jahren als Wafserbaubeamter fungiert und namentlich die Verhältnisse des dortigen Mooruntergrundes weit beffer wie der Dr. Hahn kennt, ob- gleich fih derselbe, wie er sagt, zwei Tage dort aufgehalten hat. (Heiterkeit.)

Ferner wurden die ersten Unterlagen bearbeitet von dem ver- storbenen Wafser-Baudirektor Dinklage, welcher ebenfalls lange Jahre den Bezirk als Wafserbaubeamter verwaltete, au, wenn ih nicht irre, den Kanal hat mitbauen helfen und {on dadur die Unter- grundverhältnisse im dortigen Gebiet genau fkennen lernte. Die tehnishe Oberleitung bei der Regierung is von dem Regierung8- und Wasfser-Baurath Pampel in Stade geführt, welher ebenfalls im Bremischen 30 bis 40 Jahre als Wasfserbautechniker fungiert bat.

Nun, meine Herren, welche Ziele verfolgte die Melioriations- anlage? Einmal follte sie die Schiffahrt auf der Geeste erleichtern, welhe dur zablreihe Windungen des Flusses sehr erschwert wurde. Dies Ziel ift zweifelsohne erreiht. Zweitens follte das wilde Moor- wafser, welhes aus dem hinterliegenden Moorgebiet der Geeste- niederung zugeführt wird, rasher abgeführt werden, auch damit zur Fluthzeit das fruchtbare Geestewasser in der abgekürzten Geeste weiter beraufgeführt werde, um dann mit diesem fruchtbaren Wasser die Niederung zu überschwemmen und damit eine Befruchtung des an sich zum Theil armen Bodens herbeizuführen. Das Moorwasser hat viel- fach diesen Boden ausgelaugt. Endlih war es der Zweck, die in dem großen Gebiet durch Ueberschwemmung stets gefährdete Heuernte gegen Verlust zu sichern.

Was nun diesen lezten Punkt betrifft, so kann ih darauf hin- weisen, daß in den leßten 3, 4 Jahren die Melioration mehrere Heu- ernten geshüßt hat, deren Werth auch jedesmal etwa auf 300 000 A zu veranshlagen ift. Diesen direkten Nußen haben die Interessenten unzweifelhaft gehabt. Bei der ganzen Anlage, deren eben dargelegte Ziele im wesentlihen erreiht sind, handelte es sich um besonders \hwierige tehnishe Fragen. Sehr zweifelhaft waren namentli die Folgen der Flußlaufverkürzung : einmal, ob das Oberwasser, also das \{chlechte Moorwasser rascher abgeführt, und ob das fruchtbare Geestes wasser weiter nach oben geführt und damit die Befruhtung des Gebiets herbeigeführt würde. Im wesentlihen haben ih die Hoff- nungen und Erwartungen, die in dieser Richtung an die Melioration geknüpft wurden, bewahbrheitet.

Nun, meine Herren, hat der Herr Vorredner behauptet und darauf hingewiesen, das ganze Projekt sei in höht leihtfertiger Weise auf- gestellt, mangelhaft veranschlagt, und bei der Ausführung seien große Fehler gemacht. Wenn der Herr Vorredner beispielsweise darauf hin- wies, daß die Arbeitslöhne unrichtig veranschlagt seien, so wird das leiht eintreten fönnen, ja vielleiht müfsen, wenn, wie im vorliegenden Falle, das Projekt spät nach den Projektionen ausgeführt wird. Arbeitslöhne und Grunderwerbslasten pflegen in solchem Fall zu er- beblihen Anschlagsüberschreitungen zu führen. So war es im vor- liegenden Falle.

Ich bestreite dem Herrn Vorredner gegenüber entschieden, daß dur unzulässige Ueberredung und Einwirkung der Behörden die Be- theiligten zur Ausführung des an ih angebli bedenklihen Unter- nehmens verleitet seien. Als ih zum erften Mal das Meliorations- gebiet kennen lernte, habe ih aus eigenem Munde der Betheiligten gehört, daß die bestehenden Zustände unhaltbare seien, daß unter allen Umständen etwas gesehen müßte, und daß sie bereit seien, die Odfer zu tragen, wenn ihnen diejenigen Staatsbeihilfen gewährt würden, welche Staat und Provinz bis jeßt gewährt haben. Wenn Staat und Pro- vinz die jegt noch in Frage stehenden Beihilfen gewähren, so werden die Kosten, welche die Betheiligten für das ganze Unternehmen tragen müfsen, pro Hektar ungefähr nur 1 bis 3 4 höher sih belaufen, als wie damals in Ausficht gestellt worden ift. Mit vollem Bewußt- sein haben \ich die Interessenten aber derzeit, und zwar mit erheb- liher Majorität, bereit erklärt, solche Kosten für das Unternehmen aufzubringen. Nun, meine Herren, ift es leiht, nahträglih folches Unternehmen zu fritisfieren, namentlich wenn ein fo hervorragender Techniker wie es ansheinend Herr Dr. Hahn ift, diese Kritik vor- nimmt. (Heiterkeit.) Leicht läßt sich behaupten : die und die Maß- nahmen waren verkehrt, die Deiche mußten weiter zurückgelegt werden, die Durchstiche sind falsch autgefübrt, die Brückenbauten waren anders zu fundieren u. st. w. Meine Herren, aber über den Herrn Dr. Hahn als Wasserbauverständigen stelle ih noch den Herrn Ober-Baurath Franzius in Bremen, zweifellos mit die größte Autorität auf dem Gebiete des Wasfser- baus in ganz Deutschland. (Sehr richtig!) Bei dem großen Hafenbau in Bremerhaven ift troßdem eine große Quaimauer, die Franzius ge- baut hat, gesunken, Im wesentlichen sind in Bremerhaven gleiche Terrain- verhältnisse wie im Geeste-Meliorationsgebiet. Troy sorgfältigster Peilungen und Untersuchungen treten also doch mitunter Fehl- griffe ein. Es ift eine bekannte Thatsahe: wenn der Untergrund s{chwimmender Boden ift, mitunter von einer unergründlihen Tiefe, so find Uebershäßungen der Tragfähigkeit der oberen Bodenshiht häufig unvermeidlich. So!lhe Erfahrungen werden bei Straßen, bei Eisenbahnbauten, bei Brückenbauten, bei Hafenbauten stets gemacht werden, wenn auch die sforgfältigsten Voruntersuchungen stattfanden. Ueber {wimmendem Boden if meistens nur empiris{ die Tragfähigkeit der oberen Bodenschicht zu ermitteln. Lehrreih sind in dieser Richtung beispielsweise Erfahrungen, die beim Bau der Chaussee von Emden nah Aurih {on vor langen Jahren gemacht wurden. Die Straße liegt auch zum theil auf einer \solhen \{wim- menden" Schicht und mußte in fast dreifah größerer Breite ausgelegt

werden, als welhe sie \{ließlih infolge von Senkungen behalten hat. Hochbauten zu pilotieren ift auf folchem Grund und Boden mit- unter völlig unmögli, die Bauwerke müssen auf ber tragenden Stist hergestellt werden. So ift es anscheinend au bier wit den Deihen und mit den Brücken geshehen. Es ift dann dasselbe eingetreten, wie es sih bei dem Hafenbau in Bremerhaven zugetragen hat. Jahrelang bin ich im Regierungsbezirk Stade Beamter gewesen, habe dort die Wasfsersahen bearbeitet, und stets wurden ähnlihe Erfahrungen wie im vorliegenden Falle gemacht. Am Kanal muß, so viel weiß, noch fortwährend ausgeshachtet werden, ohnerahtet derselbe eine Reihe von Dezennien befteht, und zwar infolge Seitendrucks vom angrenzenden Gebäude.

Nun muß ih sagen: es thut mir in der Seele weh, wenn ein Herr, der nur, wie er selbst sagt, zwei Tage lang das Meliorations, gebiet besichtigt, der also s{chwerlich einen gründlihen Einblick in die Verhältnifse that, es für zulässig erahtet, altbewährten, im Dienste grau gewordenen Technikern, wie den Herren Wasserbay-: beamten Pampel und Hövel, gegenüber in einer so absprehenden Weise zu urtheilen, wie das heute hier geschehen ift; als Staats-Minister halte ich mich verpflichtet, derartige unsubstantiierte Angriffe auf das entshiedenste zurückzuweisen. (Bravo!) J bitte, daß, wenn folte Vorwürfe hier erhoben werden, fie fahliher wie geschehen begründet werden. (Bravo!)

Meine Herren, die Staatsregierung will der Geeste-Meliorations genofsensbaft helfen; dasselbe will auch die Provinzialverwaltun, Durch meine Stellung als Landesdirektor habe ih die Verhältnisse d: Geeste-Melioration genau kennen gelernt. In dieser Stellung habe ih hon prüfen und untersuchen müfsen, ob die Melioration Aus\sihht auf Erfolg bietet, besonders ob der wirthshaftlihe Nußen nachhaltig ge- sichert erscheint. Jh habe wiederholt Gelegenheit gehabt, die Inter- efsenten zu höôren. Jh kann versichern, daß die Interefsenten den großen Nutzen und die Bedeutung der Melioration nit verkennen und nur über die zu {were Belastung klagen, Den Nugen der Verhütung nahtheiliger Ueberschwemmungen, auch der Verbesserung des Grund und Bodens erkennen die Interessenten bereit- willig an. Wenn man nur zwei Tage an der Geeste herumgeht und den eincn oder anderen Interessenten \priht, der sh durch die Lasten bedrüdckt fühlt, welche er augenbliÆlih tragen soll, so fann man darauf hin ein siheres Urtheil nit bauen. Jch hege die Ueberzeugung, daß diese Meliorationsanlage dauernd zum Segen der ganzen Gegend ge- reihen wird. Ridtig ift, daß der Staat mit seinen Mitteln not- mals belfend eingreifen muß, und das \{lägt Ihnen die Staats- regierung vor. Auf die Dauer werden dann die Interessenten zufrieden werden. Auch die Provinzialverwaltung wird, wie ih Hoffe, ferner das Unternehmen unterstützen, weil auch die Provinzialverwaltung in Hannover der Meinung ift, daß an sich das Unternehmen troß der hohen Kosten ein gesundes ist.

Nun, meine Herren, muß ih zum Schluß aber noch einen Punkt berühren. Es ift von Herrn Dr. Hahn so dargeftellt, als wenn die völlig mißlungene Melioration nicht ein vereinzelter Fall wäre, sondern als wenn in der Regel alle größeren Meliorationen mißlungen seien, Es ift rihtig, meine Herren, daß eine Zahl größerer Meliorationen zu besonders hohen Kostenüberschreitungen führen. Jch erinnece an die Tucheler Haide, an die größere Melioration in Westfalen, an die Sylte Bruchhausener Melioration, an die Melioration an der Ilmenau. Im wesentlichen sind das drei große Meliorationen in der Provinz Hannover, rücksihtlich deren erhebliche Kostenüberschreitungen vorliegen. Nichtsdestoweniger darf man behaupten, daß, wenn selbfi erheblich größere Kosten aufzubringen sind, die momentan den Betheiligten zum Druck gereihen, im großen Ganzen do Preußen dur sein bahnbrehendes Vorgehen auf diesem Gebiete, dur die Inangriffnahme großer Meliorationen auf volkswirt6\chaftlihem Gebiet der Pionier für einen großen Fortschritt gewesen ift und da- dur in vielen Beziehungen der Landwirthschaft großen Nutzen ge- shaffen hat, und das wird auch hier der Fall sein. Daß man nur tadelt alles, was gemat ift, als verkehrt bezeinet, behauptet, und zwar ohne Begründung: die Herren Techniker machen alles fals, lauter Dummßheiten, das ist ein absolut verkehrtes Vorgehen, und gegen folhe allgemeine Vorwürfe werde ih stets die der Staaté- regierung unterstehenden Beamten energisch so lange vertheidigen, als der Beweis der Beschuldigungen nit besser wie in concreto erbracht wird. Ich halte ein solhes Vorgehen, Staatsbeamte so, wie geschehen anzugreifen, für verkehrt. (Bravo! links.)

Abg. Dr. Hahn: Es hat mir fern gelegen, alle Meliorationen als mißglückt zu bezeihnen, und der Herr Minister bat selb zu- gegeben, daß einige mißglüdt sind. Gewiß is Preußen auf dem Ge- biet der Meliorationen ein De gewesen ; das habe ih aber garni(t bestritten. Ueber das rein Tehnische habe ih nit geserochen, abern über die Boden- und Wirthschaftsverbältnisse. Seit 20 Jahren hon kenne ih die Verhältnisse persönlih und durch Briefe und Dar- legungen der Interessenten. Jch habe meine Studien als Geologe begonnen und mi eingehend mit Bodenkunde beschäftigt. Fn Bremer- haven handelte es sich um anderen Boden als beim Moorboden. Bei Moorboden i} es erster Grundsatz, mit Pfählen dur den Alluvialboden durchzupeilen. Daß der Herr Minister seine Beamten in Schuß nimmt, freut mih; ih weiß aber niht, ob es richtig ift, jede einzelne dieser Arbeiten in Schuß zu nehmen. Bei dem Bau von Brücken u. \. w. sind in dieser Beziehung Fehler gemacht worden, da hat man sih dur die Oberfläche täuschen laffen. J habe, wie gesagt, nur einzelne Fehler gerügt, und diese Febler haben die Kosten- übers{reitung zur Folge gehabt. Schuld an dieser Mehrausgabe ift die Bauverwaltung, und darum hat der Staat die Pflicht, mit seinen Nitteln einzutreten. Jch halte meine Ausfükrungen aufrecht. nd Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer-

Ln.

Ich verzichte auf cine Widerlegung dessen, was der Herr Abg. Hahn eben behauptet hat. Jh überlasse der Kritik des Hauses, ob ih Inhalt und Tendenz der Darlegungen des Abg. Hahn richtig auf- gefaßt und wiedergegeben habe.

Im übrigen habe ih an das hohe Haus nur die Bitte zu richten, daß Si- die Position von 150000 4 bewilligen. (Bravo !)

Die Ausgaben werden bewilligt.

Zur Gewährung von Beihilfen an die Deichverbände von as Beide Ur ler Sifet zur TCIOIEAA und “és

artung der Vetiche auf der {nsel Föhr we ale 200 009 e geforbert Insel Föhr werden als erste R

__ Abg. Hansen (fr. konf.) dankt der Regierung für diese Beihilfe, die um so nothwendiger fei, als Schleswig-Holstein {hon sehr bo belastet sei. Die Interessenten hätten den von der Regierung gestellten Bedingungen zugestimmt, und es sei jeßt die begründete Hoffnung vorhanden, daß mit dem Bau demnächst begonnen werde.

(SWhluß in der Zweiten Beilage.)

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußishen Staats-Anzeiger.

M DT

(Séluß aus der Erften Beilage.)

Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- siein:

Der letzte Absatz auf Seite 31 der Etatsvorlage Kap. 12 Tit. 27 ift inzwischen überflüssig geworden, weil fih die Deichverbände bereits mit den bezw. Bedingungen einverstanden erklärt baben ; es schadet aber auch nit, wenn die Bemerkung stehen bleibt. Ich habe den Herrn Abg. Hansen nicht fo verstanden, daß er die Streichung der Be- merkung beantragt hat. Thatfsählich ist die Bedingung bereits erfüllt.

Die Position und der Reft des Extraordinariums werden bewilligt. L

Es folgt der Etat der Domänenverwaltung.

Bei den Einnahmen referiert Í

Abg. ven Bodckelberg über den Rückgang der Domänen- vervachtungen. L : : : 5 :

Abg. Seer (nl.) beschwert sih darüber, daß die Domänenpähhter in den Landwirtl;]chaftskammern nit vertreten seien.

Atg. Dr. Eck els (nl.) glaubt, daß die Lage der Landwirthschaft nicht so verzweifelt sei, wenn man zu den Produktionskosten niht etwa au die Verzinsung der Shulden rene. Die Kaufpreise der Grund- stüucke seien immer noch zu hoh und ebenfo auch die Pachtgelder. Die Landwirthe müßten wie die Kaufleute rechnen können und fh einen Reservefonds zurücklegen. Die Regierung dürfe niht übersehen, daß ein großer Theil der Pachtsumme niht aus den Erträgen, sondern aus dem Privatvermögen der Pächter bezahlt worden sei. Es empfehle fich deshalb, in geeigneten Fällen einen Theil der Pacht zu erlassen. Die Domänen follten niht vorwiegend hohe Erträge ab- werfen, sondern vorbildlich wirken, und das könnten fie nur, wenn sie gut verwaltet würden. Zur Uebernahme des ganzen Inventars follten die Pächter niht gezwungen werden. Die Domänenpächter verdienten die größte Berücksichtigung. / i . l

Abg. Eblers (fr. Vgg.) wünscht eine Uebersicht über größere Pachtperioden und widersprit dem Verlangen des Vorredners, daß den Pächtern geringere Pachtgelder abgenommen würden. In erster Linie stehe das Interesse des Steuerzablers. i

Bei den Einnahmen aus den Bädern u. st. w. bittet

Abg. Dr. von Woyna (fr. konf.) die Negierung um eine größere Be- rückfihtigung des von ärmeren Lungenkranken besuchten Bades Rehe burg. Früber erfreute sih dieses Bad, führt Redner aus, einer großen Beliebtheit; seit der Annexton Hannovers ist es leider zurück- gegangen, und man will sich zur Verbesserung der Badeecinrichtungen wegen des zu {wachen Besuches nicht entschließen. Gewünscht werden namentli bessere Wafserverbältnisse und die Errichtung eines Inhalatoriums. : i i

Hierauf wird um 41/4 Uhr die weitere Berathung bis Montag 11 Uhr vertagt; außerdem steht der Etat der Eisenbahnverwaltung auf der Tagesordnung.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reichstage ist der nachstehende Entwurf eines Ge- jeßes, betreffend die Vorarbeiten für die Errichtung einer Gedenfkhalle zu Ehren der im Feldzuge 1870/71 gefallenen oder s{chwer verwundeten deutschen Krieger, zugegangen :

Zu Ebren der im Feldzuge 1870/71 gefallenen, sowie der infolge |

der dort erhaltenen Wunden verschiedenen oder dauerndem Siehthum verfallenen deutschen Krieger wird in der Hauptstadt des Reichs eine Gedenkhalle errichtet. Zur Ausarbeitung eines Bauplans und zu den sonstigen Vor- arveiten wird eine Summe von £0 000 4 zur Verfügung geftellt. _ Der NReichékanzler wird ermächtigt, diesen Betrag aus den bereiten Mitteln der Reihs-Hauptkafse zu entnehmen.

Die dem Geseßentwurf beigegebene Begründung lautet :

Das deutsche Volk schickt sich an, die Jahrhundertfeier der Ge- vurt Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm des Großen, des Gründers des Neis, in dankbarer Erinnerung zu begehen. Am 22. März d. J. wird die Hülle von dem Denkmal fallen, welches auf Grund der Beschlüsse der geseßgebenden Körperschaften des Reichs in deffen Hauptstadt zu Ehren des beimgegangenen Kaisers si erheben foll.

__ Bei diesem Anlaß, welcher die Erinnerung an die großen Er- eignisse, die der Gründung des Reis vorangingen, lebhaft in das Gedächtniß zurückruft, geziemt es sich, dankbar der todesmuthigen Streiter zu gedenken, welche in dem ruhmvollen Kampfe für Deutsch- lands Freibeit und Ehre freudig Gut und Blut eingeseßt haben, und unter der glorreihen Führung des verewigten, Erhabenen Kriegs- herrn von Sieg zu Sieg geschritten sind. Eine große Zabl dieser heldenmüthigen Krieger hat auf dem Schlachifelde das Leben gelassen und ift im fremden Lande fern von der Heimath zur ewigen Ruhe gebettet worden.

_Es entspriht dem hehren Sinne des dahingegangenen großen Kaisers, Seiner väterlihen Fürforge für die Armee und ibre einzelnen Glieder und es erfüllt eine Dankespflicht ter deutihen Nation, das Andenken der tapferen Krieger, welche für die Grêße, den Ruhm und die Wiedergeburt Deutschlands in den Tod gegangen sind, oder welche infolge der in den Shlachten erhaltenen Wunden {were Leiden zu erdulden haben, durch ein unvergängliches Zeichen der Anerkennung zu ebren. Zu diesem Zwecke foll nah dem Wunsche Seiner Majestät des Kaisers in der Hauptstadt des Reichs in Ge- ftalt eines monumentalen Bauwerkes eine Gedenkhalle errichtet werden, in deren Innerem die Namen der in dem Feldzuge 1870/71 gebliebenen sowie der infolge der dort erhaltenen Wunden verschiedenen oder dauerndem Siechthum verfallenen Krieger verzeichnet und fo den kommeaden Geschlechtern zu bleibendem Gedähtniß und ¡ur Nacheiferung überliefert werden sollen.

Zur Ausarbeitung eines Bauplans und zu den sonst erforderlichen Vorarbeiten wird die Summe von 50000 Æ genügen, deren Bereit- stellung die gegenwärtige Vorlage bezweckt. Die für die Herstellung des Bauwerks selbft erforderlihen Mittel, welhe auf ungefähr zwei Millionen Mark zu veranschlagen sein dürften, werden seinerzeit dur den Reichs-Haushalts-Etat zur Verfügung zu stellen sein.

Statistik nnd Volkswirthschaft.

Ueber die Verunglückungen (Totalverluste) deutscher i Seeschiffe

in den Jahren 1894 und 1895 find in' dem Ende Februar er- schienenen Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs einige Zusammenftellungen veröffentliht. Hiernach sind 1894 (die Angaben [ur 1895 find noch nicht vollständig) 122 deutsche registrierte Seeschiffe mit einem Netto - Raumgehalt von 47 452 Register - Tons verloren gegangen, und zwar sind 47 gestrandet, 1 gekentert, 21 gesunken, 14 infolge Kollision, 13 infalae schwerer Beschädigungen ver- unglüdt, 3 verbrannt, 23 verschollen, Dabei büßten von 1359

Berlin, Montag. den §. März

Menschen (1192 Mann Besaßung und 167 Passagieren) 274 Personen (269 Mann Befaßung, 5 Paffffa- giere) ihr Leben ein. Im Vergleih zum Bestande der registrierten deutihen Seeschiffe am 1. Januar 1894 beträgt der Schiffsverlust im Laufe des Jahres 3,24 9%. Dagegen bezifferte ch der Verluft in den Jabren 1893, 1892, 1891 und 1890 auf 3,35 9/6, 2,80 9%, 3,23 9%, 2,93 9/9 des Schiffsbestandes am Aafang des betreffenden Jahres. Für die Schiffsbesatßzung berechnet si®% das Verluftverhältniß derart, daß in den Jabren 1894, 1893, 1832, 1891 und 1890 1 Mann von je 154, 150, 158, 227 und 227 Seeleuten, welche auf deutshen Schiffen dienten, verunglüdckte.

Ueber die Schiffsunfälle an der deutschen Küste

während des Jahres 1895, d. h. über diejenigen zur amtlihen Kenntniß gelangten Unfälle, von denen Schiffe an der deutshen Seeküste selbft, auf dem Meere in einer Entfernung von nicht mehr als 20 Sees» meilen von der Küfte oder auf den mit dem Meere in Verbindung stehenden, von Seeschiffen befahrenen Binnengewässern im Jabre 1895 betroffen wurden, bringt das Ende Februar dieses Jabres zur Ausgabe gelangte 1. Heft des Jahrgangs 1897 der Vierteljahrsbefte zur Statistik des Deutschen Reihs eine Abbandlung, nah welcher an der- artigen Unfällen im Ganzen 390 gezählt worden sind, die (bei 100 Kollisfionen zwis{hen je 2, 11 zwischen je 3, 4 zwischen je 4 und 1 Zusammenstoß zwishen 5 Shiffen) 528 Schiffe betrafen. Die Erhebungen der 4 vorhergebenden Jahre hatten ergeben für 1894: 354 Unfälle und 463 betroffene Schiffe, für 1893: 388 Un- fälle und 534 betroffene Schiffe, für 1892: 370 Unfälle und 501 be- troffene Schiffe, für 1891: 393 Unfälle und 513 betroffene Schiffe. Die Unfälle zeigen demnach von 1891 auf 1892 eine gering? Abnahme, 1893 wieder eine Zunahme, 1894 abermals eine nicht unerhebliche Verminderung und 1895 eine starke Vermehrung. Nach der Zahl der betroffenen Schiffe hat das Jahr 1893 alle übrigen Jahre überragt. Die Zunahme der Swiffeunfälle ist namentlih durch das Anwawsen des Schiffsverkehrs in den deutschen Häfen, wodurch sich hauptsächlich die steigende Qa der Schiffszusammenstöße erklärt, begründet, außerdem in einzelnen Jahren durch befonders ungünstige Witterung8verbältnifse, so 1891 durch anhaltenden Frost und starken Eisgang, 1892, 1894 und 1895 durch {were Stürme und 1893 burch Stürme und \{chlechte Eisverhältnisse. Von der durch Unfälle betroffenen Schiffen find im Jahre 1895 : 72 (1894: 50, 1893: 59, 1892: 68, 1891: 72) gänzlih verloren gegangen, 294 wurden theilweise beshädigt, 157 blieben un- beschädigt, und von 5 Schiffen ift über den Ausgang des Unfalls nichts ermittelt worden. Der Verlust an Menschenleben (94) war mehr als doppelt so groß als im Jahre 1894 (45) und überhaupt der be- deutendste des ganzen Zeitraums von 1891 an; er übersteigt den Durchschnitt der vier Vorjahre um rund 42 und berehnet ih auf 1,12 9/9 aller an Bord gewesenen Personen (soweit deren Zahl bekannt war) gegen 0,75 9/6 im Vorjahre, 0,83 9/9, 1,06 9/6 und 0,32 9/9 in den Jahren 1893, 1892 und 1891. Seine Höhe ist hauptsählich dur die verhältnißmäßig sehr großen Menschenopfer, welche einige wenige {were Unfälle forderten, verursaht roorden. i :

Von der Gesammtzahl der nachgewiesenen Schiffe sind 1895 135 gestrandet, 9 gekentert, 24 gesunken, 254 in Kollision gerathen, und 106 wurden von Unfällen anderer Art betroffen. 177 Unfälle ercigneten fich im Osftseegebiet (2,21 auf je 10 Seemeilen Küsten- strecke), 213 im Nordseegebiet (7,22 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke). 386 der betroffenen Schiffe fuhren unter deutscher, 141 unter fremder Flagge, während von 1 Schiff die Nationalität unermittelt blieb. Unter den infolge der Unfälle gänzlih verloren gegangenen Schiffen befanden sih 63 deutsche und 9 fremde Schiffe,

Der Taback im deutschen Zollgebiet.

Innerhalb des Zollgebiets waren im Jahre 1895 21154 ha (gegen 17575 ha 1894 und 14730 ha 1892) mit Taback bepflanzt: eine nahezu ebenso große Fläche wie im Jahre 1887 (21 466 ha), in welbem Jahre der Tabackbau den ftärksten Umfang im Laufe des Jahrzehnts erreiht hatte. Geerntet wurden im Jahre 1895 48546 t trockner Tabackblätter oder 2,30 t auf 1 ha, erbeblich mehr als in allen 9 Vorjahren. Die Beschaffenheit des 1895 geernteten Tabacks wird für Norddeutschland zumeist als sehr gut, theilweise sogar als vorzüglih bezeihnet, für Süddeutschland dagegen in der Regel nur als ziemli gut, weil hier infolge großer Hitze und Trockenheit während des Hochsommers die Blätter einen ziemlich kräftigen Charakter erhalten hatten. Die für diesen Taback bezahlten Preise waren im Ganzen etwas geringer als für die Ernten der drei voran- gegangenen Jahre; für das ganze Zollgebiet ift ein Durhschnittspreis von 77,7 für 100 kg trodckener Blätter ermittelt worden gegen 842 M . von der 9er, 823 M von der 93er und 80,0 A von der 92er Ernte. Sowohl die Einfuhr als auch die Ausfuhr von Taback und Tabackfabrikaten während des Erntejahres 1895/96 haben fich gegen die vorangegangenen Jahre gesteigert, erstere ift auf einen Werth von 102,5, leßtere von 6,1 Millionen Mark berehnet. Die Tabackfteuer hat einen Ertrag von 12,4 Millionen Mark, der Eingangszoll vom Taback 48,1 Millionen Mark ergeben, und nach Abzug der Ausfuhrvergütungen verblieb ein Reinertrag der Tabackabgaben von nahezu 60 Millionen Mark oder 1,14 Æ auf den Kopf der Bevölkerung. Für den Dur(schnitt der fünf Erntejahre 1891/1896 ergiebt fich ein jährliher Verbrauch von 1,54 kg fabrikationéreifem Rohtaback auf den Kopf der Bevölkerung.

an Bord gewesenen

Arbeiterversicherung.

Bei der Hanseatishen Invaliditäts- und Alters- Versicherungsanfstalt find I. an Anträgen auf Gewährung von Renten eingegangen: a. an Altersrenten: im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353, 1895 354, 1896 351 und in der Zeit vom 1. Januar bis 28. Februar 1897 58, zusammen 3006; b, Invalidenrenten: im Laufe des Jahres 1892 181, 1893 301, 1894 550, 1895 895, 1896 948 und in der Zeit vom 1. Januar bis 28. Februar 1897 160, zusammen 3035; mithin find seit Beginn des Jahres 1891 bei der Hanseatischen Versiherungsanstalt an Renten- anträgen im Ganzen eingegangen 6041. Von den Anträgen auf Alters- rente entfallen auf das Gebiet der freien und Hansestadt Lübeck 506, Bremen 647, Hamburg 1853 und von den auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübeck 324, Bremen 960, Hamburg 1751. Von den Anträgen auf Altersrente find bis Ende Februar 1897 erledigt worden 2969, und zwar 2576 durch NRentengewährung, 351 durch Ablehnung und 42 auf sonstige Weise. Von den Altersrenten- Empfängern sind inzwischen ausgeschieden 633, von diesen sind ver- storben 596. Von den Anträgen auf Invalidenrente sind bis Ende Februar 1897 erledigt worden 2932, und zwar 2143 durch Renten- gewährung, 689 durch Ablehnung und 100 auf fonstige Weise. Von den Invalidenrenten-Empfängern find inzwischen ausgeschieden 610, von diesen sind verstorben 566. Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sih die noch im Bezuge der Rente befindlihen Personen folgendermaßen: Lübeck 323 Altersrenten und 175 Invalidenrenten, Bremen 414 Altersrenten und 561 Invalidenrenten, Hamburg 1206 Altersrenten und 797 Invalidenrenten. Die Jahresfumme der bis jetzt gewährten Renten macht insgesammt 686 916,50 #4 aus, von welhem Betrage 172 409,20 Æ für die inzwishen ausgeschiedenen Renten- empfänger abzusezen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen {ih diese 4719 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 298 Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 1980, Handel und Verkehr 953, fonstige Berufsarten 393, Dienstboten 2c. 1095 Renten-

1897T.

empfänger. II. Anträge auf Rüdterftattung der Beiträge find ein- gegangen : a. Anträge gemäß § 30 des Geseßes: im Laufe des Jahres. 1895 425, 1896 2302 und in der Zeit vom 1. Januar bis 28. bruar 1897 396, zusammen 3123; b. Anträge gemäß § 31 des seßes: im Laufe des Jahres 1895 83, 1896 377 und in der Zeit vom 1. Januar bis 28. Februar 1897 109, zusammen 569; alfo im Ganzen Anträge auf Rüerftattung 3692. Von diefen 3692 Anträgen entfallen auf das Gebiet von Lübeck 282, Bremen 897, Hamburg 2513, zusammen 3692. Davon sind erledigt worden durch Rückzahlung 3106, durch Ablehnung 373, auf sonstige Weise 46, zusammen 3525, mithin unerledigt 167.

Arbeiter-Woblfahrtseinrichtungen.

Der gemeinnüßige Bauverein in Hameln wirkt fehr segensreih. Zu den 48 bereits fertigen Arbeiterhäusern find 20 neue in Angriff genommen. Auch eine große dreistöckige „Herberge zur Heimath“ is von ihm errihtet worden und sfoll am 1. April d. I. bezogen werden.

Gesundheit8wesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Spanien.

Durch Königliche Verordnung vom 27. v. M. werden die König- lichen Verordnungen vom 19. v. M., betreffend sanitätspoliziei- liche Maßnahmen gegen die Beulenpest (cfr. „R.-Anz.“ Nr. 50 vom 27. v. M.), wie folgt, erläutert :

Als Under, welhe den Verdacht erregen, daß fie durch ihre Nachbarschaft oder ihre Beziehungen zum verseuchten Orte selbs ver- seuckt worden find, oder welche sih nicht gehörig gegen die Seuche hüten, sind für die Anwendung der Könialichen Verordnungen vone 23, September 1892 und 19. Februar 1897 anzusehen: die Küften- länder des Rothen Meeres, des Persishen Meerbusens, des Arabischen Meeres, des Meerbusens von Bengalen, des Chineßishen und des Japanishen Meeres und die niht für verfeucht erklärten Häfen Hindostans. Herkünfte aus allen diefen Ländern sind einer Beobachtungéquarantäne zu unterwerfen.

Die in der Königlichen Verordnung vom 19. Februar 1897 als besonders emvfänglih für Ansteckungsstoffe (contumaces) aufgeführten Waaren dürfen nicht eingeführt werden, wenn fe ihren Ursprung (primitiva procedencia)} von einem verseuhten Punkte haben, was durch die konfularis{en Ursvrungszeugnifse ermittelt wird, es sei denn, daß die sie einführenden Schiffe die strenge Quarantäne nah Maßgabe des O Odgeie es durchmachen. i

Die Herkünfte aus anderen Ländern werden zugelaffen, wenn fie unter denjenigen günstigen Umftänden ankommen, die das Sanitäts- gesez und die Königlihen Verordnungen vom 31. März 1888 und 23. September 1892 bestimmen.

Ebenso sind an den Grenzen von Frankrei, Portugal und Gibraltar die angeführten Waaren, welche aus verseuchten Orten her- rühren, zurückzuweisen und diejenigen, welche des fkonsularifcher Ursprungszeugnifses entbehren, einer \treagen Desinfektion zu unter-

werfen. Portugal.

Durch Verfügung des Königlih portugiesishen Ministeriums des Innern sind die zur Verhütung der Einschleppung der Beulen pest erlassenen Bestimmungen auch auf die aus arabischen Häfen direkt oder nah Anlaufen von Zwischenhäfen kommenden Schiffe aus- gedehnt worden. (Vergl. „R.eänz.* Nr. 47 vom 24. v. M.)

Bombay, 6. März. (W. T. B.) Der Gouverneur von Bombay ernannte eine Kom mission von 4 Mitgliedern zur Aus- führung der von der Regierung zur Unterdrückung der Peft an- geordneten strengen Maßnahmen. Dur diese Ernennung werden die Befugnisse der Gemeindebehörde hinsihtlich der Bekämpfung der Seuche auf die Kaiserlihen Behörden übertragen. Dr. Yersin ift von Saïgon hier eingetroffen und bat sein Pestserum mitgebracht.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 6. d. M. geftellt 13 267, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 3785, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 6. März, (Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 8.) Ia. Kartoffelstärke 17{—17F Æ, Ia. Kartoffelmehl 17}—17} M, ITa. Kartoffelmehl 15F3—16 #, Feuchte Kartoffelstärke, Frachtparität Berlin 9,70 4, Gelber Syrup 20¿—21 4, Kap.-Syrup 21}—22 4, Export 22¿4—23 Æ, Kartoffelzucker gelb 20—20§ 4, Kartoffelzucker kap. 217—224 A, Rum-Kuleur 32—33 #, Bier-Kuleur 32—33 M,

Dextrin gelb und weiß Ta. 23—24 4, do. sekunda 21}t—22 Æ, Weizenstärke (kleinst.) 34-—35 Æ, do. (großst.) 39—40 4, Hallesche und Schlesishe 41—42 4, Neisstärke (Strahlen) 50—52 4, do. Stücken) 4I—50 #4, Maisftärke-Mehl 40—41 #4, Schabeftärke 35—36 Æ, Viktoria-Erbsen 16—20 #4, Kocherbfen 15—19 #4, grüne Erbsen 15—19 #4, Futter-Erbsen 12—13 Æ, inl. weiße Bohnen. 23—25 M, Flahbohnen 24—26 Æ, Ungar. Bohnen 20—22 #, Galiz.-rufs. Bohnen 18—20 , große Linsen 34—48 M, mittel do. 28—34 M, fleine do. 20—26 M, g Es 16—20 M, gelber Senf 22—30 Æ, Hanfkörner 17}—19 4, Winterrübsen 23—23} 6, Winterraps 234—24 Æ, blauer Mohn 24—28 #, weißer do. 40—48 Æ, Buchweizen 13—16 #4, Widcken 13}3—16 #, Pferde- bohnen 13—14 Æ, Leinsaat 19—20 #6, Mais loko 9—10 M, Kümmel 44—50 Æ, prima inl. Leinkuhen 134—15 Æ, do. ruff. do. 12—134 #, Rapékuchen 12—13 Æ#, pa. Marseill. Erdnußkuchen 15—17 4, pa. doppelt gesfiebtes Baumwollen-Saatmehl 58—62 °/g 13—14F Æ, pa. helle getr. Biertreber 28—34 9% 9F—10} Æ, pa. getr. Getreideshlempe 30—36% 12—13 Æ#, pa. getr. Mais- Weizenschlempe 35—37% 13—14 A, pa. getr. Maisshlempe 40—45 9/0 124—13 #, Malzkeime 9{—10} #4, Roggenkleie 9—9L 4, Weizenkleie 9—9} 4 (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bef Partien von mindestens 10 000 kg.)

___— Nah dem Rechnungsabschluß der Allgemeinen Ver- siherungs-Aktien-Gesellshaft Union zu Berlin betrug der Veberschuß für 1896 269088 A Der Generalversammlung wird vorgeshlagen werden, 109% Dividende an die Aktionäre mit 60 auf jede Aktie gegen 6 %% mit 36 4 im Vorjahre zu vertheilen, der Prämien-Reserve 40 500 (4, der Kapital-Reserve und der Dividenden- Neserve zusammen 71 000 46, dem Beamten-Pensionsfonds und für Gratifikationen 22400 4 zu überweisen und den Rest von 8457 4 auf neue Rechnung vorzutragen. Nach diesen Zuschreibungen be- tragen: die Prämien-Reserven 716 000 4, die Kapital- und Divi- denden-Reserven 520 000 ÆM, der Beamten-Pensionsfonds 80 000

Der Auffichtsrath der Deutschen Transport-, sowie der Deutschen Rück- und Mitversiherungs-Gesellshaft hat beshlofsen, für die erstgenannte Gesellschaft 120 4 (gegen 100 4 im Vorjahr), für die zweite 45 Æ (gegen 374 # im Vorjahr) als Dividende zu vertheilen.