1897 / 58 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

P: aje S E hÉl gs ppe C Ae e: R P E P N E

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besieuerung der auf Grund der Vorschrift der Nr. 22 3 des Reglements zu einer foufessfionellen Schulsozietät E getretenen Gemeindemitglieder beieitiat werde. Ih hoffe, Jbnen noch vor dem Schluß des diesjährigen Provinzial-Landtages eine Mit- theilung über das Ergebniß dieser Erwägungen zugehen laffen zu können. Die Ibnen unterbreiteten zahtreihen BVertwvalt"ngsberihte und fonftigen Vorlagen des Provinzial. Ausschusses werden Ihnen cin Bild von der gedciblihen Entwick-lurg und der fortdauernden Ausdehnung der Fe nztalverpaltung obne Echöbung der Provinzialabeaben gewähren. zon diefen Vorlagen möchte ich zunächit auf den Antrag des Pro- vinzial-Aus\{ufffses hinweisen, ibn bebufs Erweiterung der Provinzial- irrenansftalten zur _ Aufnahnie eines Darlehns bis zur Höhe von 400 000 M zu ermächtigen. Derselbe findet seine Begründung darin, daß die sowobl in den Provinzial-Irrenanstalten, wie in den Heil- und Pflegeanstalten des Landarmenverbandes vorhandenen Stellen bei weitem nicht für die geistesfranken, der Anftaltspflege unbedingt bedürftigen Perfonea ausreichen. Ferner mahe ich auf die zablreihen Anträge _aufmerkfsam wegen Bewilligung von Bei- bilfen oder zinsfreien Darlehen zu Melioration8zwecken, deren Mebrung von dem Streben ter landwirtbshaftlihen Be- vêlferung Zeugniß giebt, turch Berbesserung der Produktionébedin- gungen die fritische Zeitlage leilter zu überwinten. Entlih erwähne ich die Anträge wegen Verkaufes dcs alten Ständebauses und wegen Gewährung eines Beitrages zur Gründung und eines Zuschusses von 15 000 4 zur Unterbaltung cines Gewerbemuseums in der Stadt Breslau. Mit danfbarer Anerkennung kann ih darauf hinweisen, daß es durch die bohberzige Schenkung eines verdienten Mitbürgers un}erer Provinzialhauptstadt „ermögliht werden fann, in dieser ein Kunstgewerbemuseum zu erriWten und zur Unterbringung desselben unserem alten Ständehause eine würdige Verwêndung zu sichern. Beim Beginn unserer diesjährigen Thätigkeit wollen Sie mir gestatten, dem Wunsche Auèdrzck zu geben, daß die Arbeiten in diesem funstvoll erdahten und praktis ausgeführten neuen Haufe j-t und immerdar unserer Provinz zum Segen und zum Heile gereihen mögen. Im Allerböcbsten Auftrage erkläre ih biermit den 37. Provinzial-Landtag der Provinz Schlesien für eröffnet.

Der Alters-Präsident, Geheime Regierungs-Rath von Woyrsch brachte darauf ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in das die Versammlung be-

. geistert einstimmte.

Zum Vorfißenden wurde der Herzog von Ratibo r, zu dessen Stellvertreter der Ober-Bürgermeister von Breslan, Bender, gewählt.

Vayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent wird sich, wie die „Allg. Ztg.“ erfährt, am 20. d. M. mittels Seiten zuges von München nah Berlin begeben, um daselbst an der Feter des 100 jährigen Geburtstages des Hochseligen Kaisers Wilhelm 1. theizunehmen. Seine Königliche Hoheit wird von dem General-Adjutanten, General: Lieutenant Grafen von Lerchenfeld, dem Cn Bote Waxsihall Grafen von Seinsheim, dem Flügel - Adjutanten, Obersten von Wiedenmann und dem Geheimsekretär in der Geheim- kanzlei, Königlichen Rath Nadler begleitet sein. Der Staats-Minister des Königlichen Hauses und des Aeußern Dr. Freiherr von Crailsheim wird sich ebenfalls zu der Centenarfeier nah Berlin begeben.

Sachsen-Weimar: Eisenach. Der Landtag hat die Geseßentwürfe über den Gewerbe- betrieb im Umherziehen und über die Landes- Kredit- kasse angenommen.

Sachsen- Meiniugen.

Die neue Gemeindeordnung und das Geseg über die Gemeindebecamten sind vom Landtage genehmigt worden.

Sachsen-Coburg-Gotha. _ Der Landtag des Herzogthums Gotha ist auf den 15. d. M. einberufen worden. Reut j. L.

Die Session des Landtages ift gestern in Gera durch den Staats-Minister Engelhardt eröffnet worden.

Oesterreich-Ungarn.

Bei der gestern in Triest vorgenommenen Reichs- rathswahl der dritten Kurie wurde der italienish: nationale Kandidat Hortis mit 14109 von 25 115 abgegebenen Stimmen gewählt.

Großbritaunien und Frlaud.

Jun der gestrigen Ls Unterhauses machte der Erste Lord des Schaßamts Balfour die Mittheilung, daß weder die an Griechenland noch die an die Türkei gerichtete Kollektivnote die Form eines Ultimatums gehabt habe. Un- zweifelhaft unterschi den sich die Noten im Tone ; dies sei gerecht- fertigt durch die Thatsache, daß Gricchenland notorisch im Widerspruch mit den europäishen Mächten handele, während die Türkei sih rein defensiv verhalte und keinerlei Wunsch zeige, irgendwie fich der Politik zu widerscßen, über die die jechs Mächte einig seien. Der Parlamente-Sekretär des Aus- wärtigen Curzon erklärte, er habe noh nicht gehört, daß die Pforte oder Griechenland geaniwortet hätten.

Bezüglich der in London verbreiteten Gerüchte, daß der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain dem Prä- sidenten Krüger eine schr entschiedene Note gesandt habe, welche gegen das Fremdengeseß als eine Verleßung der Kon- vention von 1884 Einspruch erhebe, meldet das „Reuter'sche Bureau“: es sei richtig, daß zwischen den beiden Regierungen ein Schriftwechsel über diesen Gegenstand stattgefunden habe, do lehne man cs im Ministerium für die Kolonien ab, eine Erklärung über den Charafter desselben abzugeben.

Frankreich.

In der Deputirtenkammer wünschten geftern die Deputirten Goblet und Delafosse die Regierung über die kretishe Angelegenheit zu interpellieren. Der Viinister des Aeußern Hanotaux erklärte darauf : die Regierung habe noch feine Antwort auf die Kollektivnote der Mächte erhalten; es werde kein Schuitt gethan werden, ohne daß die Kammer auf- gefordert werde, darüber zu berathen. Jnfolgedessen ersuche er die Kammer, die Jnterpellation zu vertagen. Der Deputirte Goblet entgegnete, es dürfe vor der Entscheidung der Kammcr feige Verpflichtung „eingegangen werden, welche Schritte (actes) nah fich ziehen fönnte. Der Minister - Präsident Méline erwiderte: die Regierung beabsichtige nicht, etwas von Bedeutung zu unternehmen, ohne die Kammer um Rath zu fragen. Die Antwort Griechenlands auf vie Note der Mächte werde im Laufe des Abends bekannt und am Dienstag früh

veröffentliht werden; die Regierung müsse erst die Absichten der ächte kennen lernen, R ie Note spreche Abe Zwangsmitieln, aber fie sage niht, welche Mittel dies sein würden. Eine Ueberfstürzung in solcher Sache könnte unheil- volle Folgen haben. Die Regicrung habe die Pflicht, sich hiernach zu richten. Er werde am Mittwoch oder Donnerstag wieder sprewen. Der Deputirte Goblet erklärte darauf: das, worauf es anfomme, sci, daß man sich zu keiner militärishen Aktion verpflihte, bevor man nicht die Kammer befragt habe; cer fordere daher die sofortige Berathung jeinec Jaterpellation. Der Minister- Präsident Méline lehnte die unverzüglihe Erörterung ab. Der Deputirte Millerand verlangte die Berathung für heute und N die Hoffnung aus, daß Frankreich fih keinen agu regeln gegen Griechenland anschließen werde. Der

inister-Präsident éline bekämpfte die Festseßung der Verhandlung auf heute. Entsprehend scinem Wunsche, ver- tagte darauf dic Kammer mit 325 gegen 194 Stimmen Beit E SIRRg- der Jnterpellation auf einen unbestimmten

eitpunkt.

_ Einige Deputirte der äußersten Linken sandten gestern an den Präsidenten der griehishen Depu- tirtenkammer ein Telegramm, worin sie idre Sympathie für die griehishe Sache ausdrücken, welhe die Satze der Bivilisation sei.

_ Der Gemeinderath von Paris wählte gestern zu seinem Präsidenten den Radikalen Sauton mit 40 Stimmen gegen den Sozialisten Navarre, welcher 29 Stimmen erhielt.

Velgien.

Der Graf von Flandern wird sih, dem „W. T. B.“ zufolge“ in Begleitung des Generals Du Roy de Blicquy und des Obersti- Lieutenants Buruell am 20. März nach Berlin begeben, um als Vertreter der belgishen Königs- familie an der Feier des hundertjährigen Geburtstages des Hochseligen Kaisers Wilhelm T. theilzunehmen.

Türkei.

Das Wiener „Telegr. - Corresp. - Bureau“ meldct aus Konstantinopel, am Sonntag sci von Muradli der 22. Militärzug abaegangen. Bisher seien 30 kleinasiatische Redif- Bataillone nah Saloniki befördert worden. Zur Bewältigung weiterer Truppen-Transporte sei auf den Verbindungslinien mii Saloniki der sonstige Verkehr auf einen Tag in der Woche reduziert und von der Orientbahn Aushilfe nah esucht worden. Bisher seien im Aufmarschterrain gegen Griehenland 26 Linien- und 44 Redif-:Bataillone konzentriert worden, mit Kavallerie und Artillerie rund 55000 Mann, was die Zahl der griehischen Streitkräfte um das Vierfahe überstcige. Die militärischen Maßregeln zum Schuß der Häfen von Saloniki, Katerina und Prevesa seien in der Dur{führung begriffen. Täglich fänden Konferenzen der Botschafter statt.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ ift der Kommandant des Dardanellen - Forts wegen des Zwischenfalles, welcher sich bei der Durchfahrt des italienischen Schiffes „Simeto“ durch die Dardanellen creignete, für zwei Monate von seinen Funktionen suspendiert worden.

Aus Kanea berichtet die „Agence Havas“ daß die inter- nationale Gendarmerie nunmehr offiziel entlassen worden sci; die französishen und britischen Offiziere derselben würden Kreta verlassen, der englishe Major Bor bleibe noch dort. Rußland unterhalte die montenegrinishen Gendarmen auf scine Kosten weiter. Die Konsularkasse zahle denselben den Sold aus.

Der Vize - Admira! Canevaro so!l als Oberbefchlshaber der vor Kreta versammelten Streitkräfte der Mächte dem griehishen Vize-Konsul mitgetheilt haben, daß dessen Anwesenheit nicht mehr statthaft sei und daß derselbe abzureisen habe. Dem Vernehmen vah hbâtten die Flottenbefehlshaber an ihre Regierungen telegraphisch das Ersuhen um unverzüg- lihe Absendung eines Bataillons in Stärke von 600 Mann zur Aufrechterhaltung der Ordnung in den größeren Städten Kretas gerichtet.

__ Nach Mittheilungen aus türkisher Quelle begeben sich, wie das „Reutershe Bureau“ meldct, die mohamceda- nischen Einwohner der Stadt Kantano und der ganzen Provinz Selino nah Paläochora, wo sie noch gestern Abend eintreffen sollten. Zwei Handelsdampfer seien abge- gangen, um ihre Habseligkeiten fortzushaffen.

Griechenland.

Die Roe Note, welche gestern den Mächtcn mits getheilt worden ist, besagt, dem „W. T. B.“ zufolge: Nach Piüfung der Punkte, auf welhe die Note der Mächte fich erstreckt, unterbreitet die griehishe Regierung angesichts deren Bedeutsamkeit den Mächten ihre eigene Ansicht über die an- geordneten Maßnahmen: eine Ansicht, welche aus der Kenntniß der fretischen Angelegenheiten hervorgeht. Griechenland wünscht ebenso wie die Mächte die Aufrechterhaltung des Friedens und will Kreta vor dem gänzlihen Untergang bewahren. Das von den Mächten angenommene autonome Negime wird deren Absichten niht entsprechen und das Schiksal der verschiedenen früheren Reformsysteme erleiden. Das vorgeschlagene neue Negime ist unfähig, die Ordnun wieder herzustellen. Die Anarchie wird fortfahren, das Lan zu verwüsten. Die Verantwortlichkeit der Regierung würde über- roß sein, wenn fie die Mächte niht bäte, das angeordnete tegime abzuändern und Kreta mit Grichenland zu ver- einigen, wie dies schon bei der Befreiung der anderen Provinzen geshah, welche das griccische Königreich bilden. Angesichts der neuerlichen Gemectßel, Plünderungen und Brandstiftungen wurde unser Land von Gewissensbissen gequält wegen der Verantwort- lichkeit, welche es im vorigen Jahre übernahm, indem cs die Kreter bestimmte, die Waffen niederzulegen. Die Uebel, welche hierauf folgten, gestatten uns nicht, die nämlihe Auf- gabe zu unternehmen. Uebrigens würde unsere Stimme niht gehört werdcn. Wenn die Mächte tarauf beharren würden, das neue autonome Regime zur Einführung zu bringen, welches würde die Lage Kret2s bis zur Einführung dieses Regimes sein? Jm Namen der Mznshlichkeit und der Pazifikation der Jnsel appcllieren wir an die Mächte in Bezug auf die Nückberufung unserer militärischen Kräfte. Wenn infolge der Anwesenheit der Geschwader der Mächte vor Kreta und der Ueber- zeugung, daßdievereinigten Flotten die Landung türkisherTruppen verhindern werden, die Gegenwart “aller griehischen Schiffe nicht für nothwendvig erachtet wird, so ist dech der Nufent- halt der grichischen Aimee ci Kreta im Interesse der Menschlichkeit und der Wiederherstellung der Ordnung

der Gnade des Fanatismus der Mohamedaner türkischen Armee zu überlassen, welche immcr an ben Angri des Pöbels gegen die Mimien theilgenommen haben Wenn unsere Truppen von den Mächten das Mandat er- halten würden, die Jnsel zu pazifizieren, so würden die Wünsche und die Absichten der Mächte cine rasche und voll- kommene Genugthuung erfahren; denn nah Wiederherstelly der Ordnung würde es möglich sein, die Wünsche kennen zu lernen, welche das fretishe Volk frei aus- zusprehen hätte, um über dessen Schicksal zu cntscheiden e auf Kreta wiederholt verübten Schreckensthaten bewegen fortwährend das griechishe Volk, unterbrechen die wirthschaftliche Thätigkeit und stören jede sparsame Finanzwirthschaft des Staates Selbft wern wir vergessen wollten, daß wir die Religionsgenossen, die Stammes- und Blutsgenofssen der Kreter sind, so müssen wir den Mächten erklären, daß der hellenische Staat ähnlichen Erschütterungen niht mehr widerstehen könne. Deg- halb appellieren wir an dic hechherzigen Gefühle der Mächte und bitten sie, zu erlauben, daß das fretishe Volk sih aus- sprehen und sagen dürfe, wie es regiert zu werden wünscht.

Serbien.

Der russishe Gesandte Baron Rosen übsrreicht dem König sein Abberufungsschreiben. Ae Gieca

Amerika.

Zn Paris eingetroffenen Meldungen aus Rio de Janeiro zufolge ist die Lage daselbst eine ernste. Obersi Gentil Castro, der Direktor zweier monarchistisher Blätter sei ermordet worden; dem Vicomte O uropreto sei es gelungen, seinen Angreifern zu entkommen. Die Redaktionen der beiden Vlätter würden von Truppen bewacht. Ein Regiment Artillerie gehe nah Bakßia ab.

Aus Montevideo wird gemeldet, von Brasilien aus seien revolutionäre Banden über die Grenze nah O R a E sei theilweise

todilthtert worden, auch seien Bestimmungen erlassen, die Freiheit der Presse einschränften. s q V

Afsrifa.

,_ Der „Agenzia Stefani“ wird aus Aden gemeldet, 198 freigelassene italienishe Gefangene hätten am 22. bruar Awasch verlassen und sollten am 7. März in Harrar eintreffen. Eine Tagereise hinter ihnen folgten noch 98 Ge-

fangene. Eine dritte Kolonne von 200 bis 309 jolle ferner nachfolgen. Gefangenen

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die geftrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Áb befinden sih in der Ersten Beifau S E

Das Haus der Abgeordneten segte in der heutigen (45.) Sigung, in welher der Finanz - Minister Dr. von Miquel und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen zugegen waren, die zweite Berathung des Staats - haushalts-Etats für 1897/98 bei dem Etat der Eisen- bahnverwaltung fort.

Vor Eintritt in die Besprehung der Einnahmen schlägt

. Abg. von Tiedemann-Bomst (fr. kons.) vor, über die Klein- babnen b:i dem Titel eUnter-Staatssekcetär*“ zu diskutieren.

| Ae Schmieding (ul.) bâlt es für zweckmäßig, überhaupt keine allgemeine Besprehung eintreten zu laffen, fondern über die Haupteifenbahnfragen gesondert zu sprechen, wie es in der Budget- kommisfion geschehen sei.

Damit ift das Haus einverstanden.

__ Der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen nimmt hierauf das Wort, um ein Bild von der wirthschaftlichen Lage und der Entwickelung der Eisenbahnen zu geben. Die Rede wird morgen im Wortlaut wiedergegeben werden.

Dem Reichstage ist der Geschäftsbericht des Reichs- Versicherungsamts für das Jahr 1896 ¿¡ugegangen. Ÿ

Vei der gestern im 1. Stettiner: Wahlbezirk (Demmin, Anklam, Usedom-Wollin und Ueckermünde) vorge- nommenen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten wurde der Rittergutsbesißzer Graf von Schwerin-Löwigz mit allen abgegebenen 288 Stimmen gewählt.

Nr. 7 des „Eisenbahn-Verorduungsblatts*, heraus fran im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 5. März, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten : vom 18. Februar 1897, betr. Autlegung der Befreiungsvorschrift 3 zu Tarifnummer 32 des Stempelsteuergescz2s vom 31. Juli 1895; vom 25. Februar 1897, betr. Aenderungen in der Besezung der auf Grund der Unfall-, Inoaliditäts- und Altersversiherungsgeseßze im Staats- Cifentahnbereiche errihteten Schiedzgerichte; vonz 4. März 1897, betr. Aenderung der Freifahrtordnung. Nachrichten.

Nr. 10 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus- gegeben im Minifterium der öffentlilen Arbeiten, vom 6. März, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst-Nachrichten. Nichtamtliches : Hieronymus - Braun's Prospekt der Stadt Nürnberg von 1608. Ueber den Einfluß der Bershlußrollen auf das Verhalten der Gisen- bahnsignale bei Bruch der Drahtleitung. Die künstlerishe Aus- fchmüdung des Neichstagshaufes. Ueberwindung großer Gefälle bei Binnenschiffahrtzk1nälen. Neubau der Ans in Gôttingen. Hauptverfammlungen der Ziegler-, Kalkbrenner- und Zement- Fäbrikanten-Vereine. Vermischtes: Hagen-Feier in Pillau. Wettbewerb vm Pläne für den Neubau eines Landeshauses der Provinz Westfalen. Stinkelpreisvewoerbung im Berliner Archi- tekten-Verein. Preiébewerburg um Entwürfe für den Neubau eines Museums in Altona. —— Königliche Technische Hochschule in Aachen. Ausstellung im Berliner Kunstgewerbe: Museum. Ausft: llung von Glasmalereien im Berliner Argtiteltenhause. South- Kensfington-Museum in London. Schenkung der Wallace-Samm- lung an den englishen Staat. Elektrischer Betrieb der Londoner Untergrundbahn. Bücherschau. Neue Patente.

erforderli. Unsere Pflicht legt es uns auf, die Kreter nicht

Arbeitcrbewegung-.

u V n baben gestern die Tischler die Arbeit nieder- E E Ser der „dla: Ztg.” zufolge, den neuntündigen Arbeité- “Nal. Nr. 42 d. Bl. : |

Ba i senkirchen wird der „Nbein.-Westf. Ztg. gefMrieben :

f den G lsenkirhenez Gußstabl- und Eisenwerken befinden sich feit inigen Tagen die Fermer der Merlin gteeren im Ausftand. Die Former der Etiengießerci, welche om Freitag aufgefordert wurden, an Stelle der Ausftändiger in der Martingießerei zu arbeiten, wei-

folches zu thun. s A g ee in haben einer Mittheilung des „Vorwärts“ zu-

H 2 F} Q L. ierer der Firma „Berliner Möbeihalle“ (Inkaber folge e T eien Lohrstreits die Arbeit niedergelegt.

Kunft und Wissenschaft.

Die vortreffliche illustricrte , Chronik des modernen Kunftlebens*, welhe der Kunstverlag von Franz Hanfftaengl in Münen unter tem Titel „Die Kunst unserer Zeit“ erscheinen läßt, beginnt ihren 8. Jahrgang 1897 in glänzender Weise mit einem aus- führlichen, zwei Lieferungen umfassenden Efsay über Friedri August von Kaulbkah. Der Verfafser, Professor Ludwig Pietsch, giebt aube bioaraphishen Wittbeilungen eine ausführlige Charafteri tif der vielseitigen Thätigkeit des Künsilers, der auf dem Gebiet der Bildnißmalerei das Höchste erreicht hat. Dem ent- iprechend is au die Auswabl ter beinegebenen Reproduk- tionen getroffen und das Hauptgewicht auf die Veranfchaulihung feiner, besonders im weiblihen Porträtfah fani bervorragenden Leistungen gelegt. Die große Beliebtheit des Meisters als Frauen- maler crflârt sid, wie Pietsch meint, aus folgenden Gründen: Er hat ein zu strenges fürstleris@es Gewissen und einen zu hoben Begriff von der Au‘gabe der Kunst des Bildnißmalers, um mit bewußter Absicht zu \{chmeicheln, aber in feinen Augen verklärt und vershönt si, was er sieht. Wunderkar is es namentlich, wie der Künstler es versteht, in den Köpfen das intimfte persönliche icelishe Leben des Originals zum Auédruck zu bringen, mit Aus\{luß alles defsen, was der wirklihen Erscheinung an Zeugen menfch(licher Bedürftigkeit grob anbaftet. An Aufträgen aus den hêchsten und vornehmsten Gesellshaftékreifen bat es dem jeßt 46 jährigen Künstler denn auch niemals gefehlt. Gin besonderes Glück dabei war es für ibn, daß sich ibm fast nur die willkommensten und lohnendsten Auf- gaben darboten. Von den Damenporträts, welche den vorliegenden Heften in jener vollendet feinen pbotograpbis(en Wiedergabe, in der die Hanfitaengl'she Anftalt unerreiht dasteht beigefügt sind, seien nur genannt: das Bildniß der Großfürstin Sergius von Rußland (Prinzessin Elisabeth von Hessen) in ganzer Figur, das Brustbild der Kronprinzessin von Rumänien (Prinzefsin Marie von Sachsen-Coburg-Gotha), das Porträt der greifen Wittwe des großen Wilhelm von Kaulbach (der bekanntli ein Veiter Friedrih's, des Vaters unseres Meisters, war). Avßer verschiedenen anderen Damen- und Kinder-Bildniffen findet man ferner mebrere hôchst anziehende weiblihe Porträtstudien. Einen entzückenden Studienkopf in ahteck@igem Rahmen sieht man auf einem späteren Blatt noch einmal wieder, wo er, mit dem Lorber ge\{müdckt, einer ideal gefleideten, jugendlihen Frauengeftalt von klassischen Formen gebört, die in eivem Orangenhain wandelt und durch die Unterschrift als Petrarca’s „Laura® gekennzeihnet ift. Daneben fehlt es aber auch nicht an Skizzen oder auëgeführten Bild- niffen männlicher Personen. Zunächst ift zu erwähnen eine lebensvolle Porträt skizze Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Negenten Luitpold, ferner das monumentale, charaktervolle Brustbild des berühmten Hygienikers, Geheimen Raths Max von Pettenkofer, und das sympathische Bildniß eincs bayerihen Edclmannes im Jagdkoftüm. Wie der Leiter der Münchener Hochschule der bildenden Künste auch eine rein afademische Aufgabe ia vollendeter Weise zu Ibsen versteht, zeigt das Gemälde ter „Grablegung Christi“: einze Komposition von edler, \{lichter Größe und Hoheit, deren einzelne Gestalten in Haltung und Miene die garze Skala des Mitgefühls und Schmerzes zu erareifendem Auésdruck bringen. Eine Anzabl Skizzen von Händen und Füßen fowie mehrere Landschaftestadien ferner geben Zeugniß davon, wie rafilos der Meister noh jetzt beflissen ist, ih weiter zu vervollkommnen, und über sih die Natur als größte Lehrmeisterin anerkennt. Daß dem Künstler auch die Gabe humoivoller Charafteriftif nicht fehlt, das würde, wenn mai niht {hon die längst pcpulär gewordene Figur des „Schützenliesl“ von ihm hätte die beigegebene Skizze einer Münchener KeglergeseUlschaft beweisen, aus der man, s{charf und treffend gefkennzeihnet, eine MNeibe hervorragender Münchener Künstler uod Schriftsteller herauéfinden kann. Die beiden ersten Heste des Jahrgangs 1897 der Hanfftaengl'schen Monaté- {rift (Subscriptionêpreis 3 #4 pro Lieferung, Einzelpreis 4 4) leiten fonach den neuen Band vielversprehend ein. Allen Kunst- freunden fei diefe vornehm ausgestattete Publikation nochmals empfohlen.

„Later Ronaissance Architecture in Eng- land“ A Series of Examples of the domestic Buildings arected subsequent to the Elizabethan Period. Edited, with introductory and descriptive text, by John Belcher and Mervyn E. Macartney. Dieses Werk, welches die Fort- seßung bildet zu „Architecture of the Renaissance in England by Gotch and Brown“, œird im Ganzen fes Lieferungen umfassen. Ver Inhalt wird eine Auswabl von Baulichkeiten in jenen aus- gereiften Nenaifsanceformen darbieten, die in England ihre weitere Ausgestaltung und- Anpassung e:fahren haben und in dem englischen Wohn- und Landhaus neuerdings besondere Be- ahtung und Nachahmung auch im Auélande finden. Jede Lieferung enthält 26 Lichtdrucktafeln, wovon zwanzig nah für das Werk bestimmten Original - Aufnahmen und sechs nach Original- Z'ichnungen _ anerkannter Zeihner hergestellt sind. Dem Text sind weitere Illustrationen und Pläne beigegeben. Das Format ift Folio. Jede Lieferung kostet (in Mappe) 21 A Binnen Jabresfrist soll das Werk vollständig werden. Die erfte Lieferung, welhe dieser Tage erschint, versendet die Spezial-Buchhantlung für Architektur und Kunstgewerbe von Karl W. Hiersemann in Leipzig (Königstraße 3) zur Ansicht.

_ Aus Rom meldet ,W. T. B.“, daß gestern der Papst die tat restaurierte Sala Borgia im Vatikan feierlih eröffnet

t, Dem Akte wohnten 24 Kardinäle, zablreihe Prälat:n sowie das gesammte diplomatishe Korps bei. Auf Einladung des Papstes gab Professor Seiß Grläuterungen über die Restaurierung der Ge- mälde Pinturicchio's.

Bauten.

x Der Neubau eines Mufeums in Altona, der auf dem ur die Verlegung der Baknhofeanlagen für die Bebauung frei- gewordenen Gelände an der dort neu anzulegenden Kaiserstraße errihtet werden foll, ift zum Gegenstande einer öffentlichen Preisbew erbung gemadt worden, der dritten, die in jüngster Beit für diesen neuen Stadt1heil ausgeschrieben wird. An Preisen find ein erster von 3: 00 4, zwei zweite von je 2000 , un wet dritte von jez 1000 4 ausgeseyt. Der Ankauf weiterer Sulwürfe zu je 500 4 wird vorbehalten. Preisrichter sind die Herren Ara Baurath Hcffmann in Berlin, Stadt-Baurath Brix in Altona, rcitekt Petersen ebendaselbst und zwei Nichttezniker. Die Ent- würfe find zum 1. Juni d. J. an das Stadtbauamt in Altona ein- zusenden, von dem auch die Unterlagen bezogen werden können. b Aus dem Wettbewerbe für den Neubaueines Landes- aufes der Provinz Westfalen in Münster ist unter 27 Be- werbern der Architekt L. Klingenberg in Bremen als erster Sieger

1 hervorgegangen. Den zweites Preis erbielten die Architekten Thyriot

und Berger in Berlin, je einen dritten Preis die Architekten Spaldin und Grenanter in Berlin und F. Ratzel in Karlsruhe. Zum Ankau für je 750 A wurden ewpfoblen die Arbeiten „VMonasterium*, „Ge- {chlossener Hof“, „Alt-Münfier*“ vnd „Batts nir, hadts nix“. Die E find vom 10. kis 20. März in Münftec öfentlich aus- geste

Land- und Forstwirthschaft.

Weizenernte Aufstraliens. Die in Sydney erscheinende Zeitung „Daily Telegraph“ vom 19. Januar d. J. entkält folgenden Voranschlag für die g-cenwärtige Weizenernte Auftraliens: Feblbetrag

Ertrag Bedarf Ueberschuß “E

Busbel Bushel Busbel 7 435 000 8 750 000 1315 000 6 900 000 8 100000 1200 000

950 009 2 800 000 2550 000 Süd- Australien 3 309 000 3 450 000 1509 060 West-Auftrakien 900 000 1 050 069 - §50 000 Tasmanien . . . . 1100000 1 120 060 90000 Neus Seeland 7 000 000 5 200 000 + 1 800 000

zusammen . . 26 185 000 30 470 000 4 285 000 sa Danach wäre der Bedarf auf etz 133 000 deutsche Tonnen zu âtzen. Der Vorans{lag des ftellvertretenden Statistikers für die Kolonie Victoria zeigt folcend-8 Ergebniß für die Weizenernte in Victoria: Bestellte Fläche Durchschnitts-Ertrag Gesammt-Ertrag

1644 616 4,12 Busbel 6 775 800 Ader für den Ader. Bushel

Das sind 665 576 ha 190 000

284,28 kg für das Hektar. deutse Tonnen.

Kolonie

Neu Sld-Wales . . Victoria Queensland .

Im fünften Heft (1897) der „Mittheilungen der Deutschen Landwirtbschafts-Ge}ellschaft“ vom 5. März veröffentlichen Dr. Dießell. Augéburg, Prof:fsor Dr. Pfeiffer-Jena und Fieser Dr. Wagner-Darmftadt die Ergebnisse der auf Veranlassung der Deutschen Landwirthschafts-Gesellshaft ausgeführten Forschungen über tie zweckmäfige Behandlung des Stallmistes, Dr. Vieth-Hameln einen am 16. Februar in der Versammlung der Thierzuht- Abtheilung gebaltenen Vortraz üter die Auswahl der Kühe nah dem Fettaebalt der Mil, L. Waldeyer - Alhaufen einen Bericht über die „Erfahrungen über Döüngerwirkung und Tiefkultur* und Professor W. Eber-Berlin einen Auf- saß über die Bekämpfung von Thierseuhen mittels s{chwefel- saurer Torfstreu. In der die Berichterstattung der land- und forst- wirthschaftlichen Sachverständigen bei den Kaiterlihen Vertretungen im Auslande enthaltenden Beilage beritet der Sachverständige in Wien über die Bodenbenußung in Bosnien und der Herzegowina, über den Zuckerrübenbau in Galizien und über die Getreide- und Mebl-Ausfubhr Ungarns, der Sachverständige in St. Petersburg über die Verwerthung des rohen Kalksteins in gemahlenem Zustande als Düngemittel, über die Pheosphorite in Rußland, über die Ackerbau- verhältnisse in Sibirien und über die im Jahre 1893 in Betrieb ge- wesenen größeren Getreidemühlen im europäishen Rußland.

Gesundheitsäwesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Oefterreih-Ungarn.

Dur Zirkularverfügung der Seebehörde in Fiume vom 19. v. M. ist die Einfuhr und Durchfuhr folgender Artikel aus British-Indien und aus den von dessen Westgrenze bis ¡um Nothben Meere belegenen Häfen verboten : :

voa Noberzeugnissen, die von frisch geshlahtiten Thieren her- rühren, sowie von frischen, nicht vollständig getrockneten und ab- gelagerten oder nicht mit Kalk behandelten Häuten, ferner von Knochen, Hörnern, Hufen, Klauen, Blasen und Etungeweiden, insoweit dieselben thierishe Abfälle find, und schließlih von Haaren und Borften. (Veral. aud „Reichs-Anzeiger“ Nr. 32 von 6. v. und Nr. 54 vom 4. d. M.)

Türket.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gisundheitsraths in Kon- stantinopel werden Schiffe aus Hindostan und Beludschistan mit der Bestimmung nah einem Hafen des Schwarzen Meeres, ohne fich der Quarantäne in einem türkishen oder fremden Hafen unterzogen zu haben, erst dann zur Passage durch die Meerengen zu- gelaffen, nachbdem sie die Quarartäne in Clazomene absolviert haben.

Dänische Antillen.

Die Regierung der dänischen Antillen hat für Schiff e von der Infel Martinique wegen dort herrshenden Gelbfiebers eine fünftägige Quarantäne angeordnet.

Indien.

Die Regierung in Bombay hat angeordnet, daß von Bombay oder Kurrachee kommende, in Aden landende Personen fich daselbst einer bis zu 10 Tagen vom Datum ihrer Abfahrt von Bombay be- ziebungéweise Krrrachee dauernden Quarantäne zu unterziehen - haben. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 29 vom 3. v. M.)

Verkehrs-Anftalten.

Die von Dr. A. von Studnit begründete, von dem Deutschen Druck- und Verlagshaus (Berlin, Lindenstr. 26) herausgegebene Wochenschrift „Das Schiff“ ftellt sich die Aufgabe, ein Zentral- organ für die gesammten Interessen der deut|hen Schiffahrt, des Scbiff- und Wasserbaues und deren Hilfsindustiien zu sein. Die am 5. März erschienene Nummer enthält u. a. den Etat der preußischen Bauverwaltung, Mittbeilurgen aus dem Rhein-, Ems-, Weser-, Elbe-, Weicbsel- und Oder-Gebiet, von den Küstengewäfsern und dem Kaiser-Wilhelm-Kanal und aus dem Gebiet der märkishea Wasser- straßen. Außerdem bringt das Blatt die für seine Fachkreise wichtigen Perfonal- und Vereinsnachrichten und eine Technishe Rundschau. .Das Schiff“ erscheint wöchentlich Freitags und kostet viertel- jägrlih 3 A.

Swinemünde, 8. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Königin Luise“ trat heute Nachmittag 4 Uhr seine Probe - fahrt in See an; an Bord befand sich Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Streliß.

Bremen, 9. März. (W. T. B.) Norddeutscher Liovd. SD. „Kaiser Wilhelm 11.*, n. New-York bestimmt, am 7. März Abends in Neapel angek. SD. „Werra“ am 6. März Mittags von New-York nach Genua abgeg. PD. „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ am 7.. März von Bahia nach der Wefer abgeg, PD. „Pfalz“, n. d. La Plata bestimmt, am 7. März Nachm. in Ant- werpen anuek. RPD. „Prinz Heinrich“, v. Ost Asien kommend, am 7. März Morgens Gibraltar passier. SD. „Ems“ am 8. März Mittags d. Reise v. Gibraltar n. Neapel fortges. PD. „Weimar“, n. New - York bestimmt, am 8. März Nahm. Lizard passiert. PD. „Oldenburg“ am 8. März Morgens in .New- York angek. RPD. „Gera“ am 8. März Mittags die Reise v. Port Said n. Suez fortges. RPD. „Friedrich der Große"

am §8. März Mittags d. Reise v. Neapel n. Genua fortges,

London, 8. März. (W. T. B.) Caftike-Linie. D. „Pem- broke Caftle“ ift beute auf der Ausreise in Kapstadt an- gekommen. CD. „Lismore Caftle“ auf der Heimrcise am Freitag von Kapftatt abgegangen. CD. „Roslin Castle“ auf der Ausrcise am Sonnabend vcn Southampton abgegangen. CD. „Tantallon Caftle* auf der Heimreise am Sonnabend in London angekommen. i; D Union-Linie. UD. „Greek“ ift auf der Ausreise Sonnaber.d von Southampton abgegangen.

Theater und Musik.

Konzerte.

- Das gestrize X. Pbilbharmonishe Konzert unter Arthur Nikisch’s Leitung war als das letzte dieser Saison, wie zu erwarten, besonders zablreih besfucht. Schumann?s B-dur-Symphonie machte den Anfang; das Orchester führte dieses Werk in nahezu voliendeter Weise aus. Das gleiche Lob gebührt auch dem Vortrag des „Siegfried-JFtylls“ von Richard Wagner und der C-moll-Spmvhonie von Beethoven, die der Dirigent obne Partitur leitete. Die Solistin des Abends, Fräulein Camilla Landi aus London, wele jüngst in der Sing- Akademie mit entscheidendem Erfolge komertierte, trug eine Arie „La captive“ für At mit Orchesterbeglcitung von Berlioz, ¿wei Lieder von Fauré und Chaminade und die bekannte, von Pauline Viardot für Gesang eingeri@tete Canzonetta aus einem Streichquartett von Havdn mit flangvoller, umfangreiher Stimme sowie belebter Aus- drucksweise vor und fügte nah raushendem Applaus noch ein Lied von Grieg hinzu. Am S{hluß des Abends brachten das Publikum durch mebrmaligen Hervorruf, das Orchester durch Tush dem be- wäbrten Dirigenten für die interessante Geßaltung der Philharme- nischen Konzerte diefes Winters ihren Dank dar.

Von den noch n2azutragenden mufikalisWen Veranstaltungen am Sonnabend ist zunächst des zweiten Konzerts des Wiesbadener Opern- und Konzeritiängers Ludwig Strakosh zu ges denken, welches er unter Mitwirkung der Pianistin Fräulein Augusta Cottlow im Saal Bechstein gab. Der Sänger brahte Lieder von Beethoven, Schubert, Brahms, Graf Eulenburg und Rücckauf fowie einige Balladen von Loewe j¡um Vortrag, in welhchen feine fklangvolle Baritonstimme, die er mit angemefsenem Ausdru zu verwenden weiß, trefflid zur Geltung kam. Nicht ganz einwandfrei ift die musikalis&e Auffaffung, die zu unvorschriftêmäßigen Bizarrerien neigt. Bei der großen Auswahl von Gesängen in der Baritcnlage ist es au unerfindlih, warum der Küpnfiler eine Tranéposition von Beethoven’3 „Adelaide" vorzutragen für röthiz bielt. Fräulein Cottlow bewährte sch in Stücken von Chcvin, NRubin- stein, Grieg und Moszkowski aufs beste. Der Pianist Herr Conrad Anforge spielte in seinem zweiten Klavierabend, der ebenfalls am Sonnabend in der Sing-Akademie stattfand, zunächst einige Tonstüke von Fr. Schubert und Chopin, in denen er si aufs neue als tehnisch vollendeter Meister des Instruments erwies und durch seinen ges chmackvollen, klaren Vortrag, der fi auf warmes Ges fühl und echtes musikalis@es Empfinden ütt, den Hörern einen reinen und ungestörten Kunstgenuß vermittelte ; zwei feltener aespielte Schuberts- {he Sonaten in B-dur und A-moll, die er zu Gehör brate, zeigten den Reichthum melodiöser Erfindung, den der Komponist besaß, und der troß einiger si bemerkbar machenden Längen der kompositorischen Arbeit durch den ausdrucksreihen Vortrag zu reizvoller Wirkung kam. Die Barcarole und die As-dur-Polonaise von Cbopin wurden fraftvoll und glänzend gespielt. In „Traumbildern“ und einer „Valso héroïque“ bewährte fh der Konzertgeber auch als becabter Komxcnift für sein Instrument. Den Schluß des Konzerts machte Lit zt?s sechste Nhapscodie, J S

Einen höchst genußreihen Abend kot der Köntalich sächsische Kammer sänçer Herr Karl Scheidemantel den zahlreihen Zus böôrern, welche sich zu feinem Konzert ir der Sing-Akademie am Sonntag eingefunden Latten. Die fkünstlerishen Vorzüge des Sängers brauen kaum von neuem gerühmt zu werden; seine s{öne, dunkfelgefärbte Baritonstimme, scin edler, mit mustergültis ger Textauósprade verbundener Vortrag haken ihn längft zu einer der beliebtesten Erscheinungen in den hiesigen Konzertsälen gemacht. Schade nur, daß man nicht au Gelegenheit bat, ihn auf der Bühne zu hôren. Nicht ganz glücklih war der Künstler diefes Mal in der Zusammenstellung des Programms, das faft zuviel des Zarten und Lyrischen enthielt, sodaß die markigen Gesänge, wie Schubert's „Prometheus“ und Hans Hermanns wirkungsvolles „Drei Wanderer“, wie eine Erlösung von übersentim:ntalen Anwandlungen erschienen. Das leßtgenannte Lied gefi:l von den Schöpfungen lebender Komponisten am meisten und mußte wiederholt werden, während zwei Lieder von Ansforge als erfindungsarm und gekünstelt bezeibnet werden müssen, und vier von Hermann Behm nur das vergebliche Ringen des Tonsetzers mit meist unsangbaren Terten erkennen ließen. Das Publikum wurde dafür aber durch einige Zugaben entshädigt. Die Begleitung führte

err Emil Kronke aus Vreôsden aus, der fih auvch als Pianist

ören ließ. In leßterer Eigenschaft entfaltete er eine glatte, geläufige Technik ohne viel Innerlichkeit: ein Mangel, der sih bei der Beglei tung der Lieder noch fühlbarer machte; diese ließ au an Diskretion häufig zu wünschen.

Im Königlichen Opernhaufe geht morgen Richard Wagners Oper „Tannhäuser“ (Pariser Einrichtung) unter Kapellmeister Dr.

Muck's Leitung in Scene. Der K. K. Kammersänger Herr Theodor Reichmann seßt sein Gaftspiel als Wolfram von Eschenbach fort. Den Landgrafen singt Herr Mödlinger, die Elisabeth Fräulein Hiedler, den Tannhäuser Herr Sylva, die Venus Frau Sucher.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Gustayz Freytag's Lustspiel „Die Journalisten“ in folgender Beseßung gegeben: Oberst von Berg: Herr Molenar; Ida: Fräulein von Mayburg; Adelheid Runeck: Fräulein Lindner; Senden: Hz.rr Purschian; Professor Oldendorf: Herr Ludwig; Conrad Bolz: Herr Keßler ; Bellmaus: Herr Herter; Schmock: Herr Vollmer ; Piepenbrink; Herr Oberländer; Lotte: Frau Schramm.

Im Theater des Westens werden bis zur Erftauf'ührung des Dramas „König Saul“ Wiederholungen des Lusispiels „Die berühmte Frau“, mit Gustav Kadelburg als Gast, stattfinden.

Bei dem morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Mar ien- kirche stattfindenden Orgelvortrage wird der Domorganift G. Franz das „Kyrie“ aus Mozart's Requiem, die Chromatische Phantasie von Bach, einen Trauermarsch von Dienel 2c., spielen. Fräulein Johanna Haake aus Halle und Fräulein Anna Eggers werden den Vortrag unterstüßen. Der Eintritt ist frei.

In dem großen Fest-Konzert zur Centenarfeier, welches die Berliner Kaufmannschaft am 18. d, M. in den Börsenfälen veranstaltet, werden folgende Künstler mitwirken: die Hofopern- jängerinnen Frau Marie Göôyße und Fräulein I en die Kammersänger Paul Bulß, Emil Göge, Theodor Reichmann, Kurt Sommer, ferner der Chor der Königlichen Akatemischen Hochsule für Musik und der Pkhilharmonishe Chor, beide unter Leitung von Herrn Siegfried Ochs, die Berliner Lieder- tafel unter Leitung ihres Chormeisters Zander, das Berliner Philharwmonishe Orchester und zwei Militärkapellen. Das für 600 Personen berechnete Podium findet im Mittelsaal Aufstellung; dasselbe is für die Solisten, für die beiden gemischten Chôre und für das Philharmonische Orchester bestimmt, Die Berliner Liecder- tafel und die Militärkapellen werden ihre Pläße auf den Mittel- galerien erhalten. Die Arrangements des Konzerts liegen in den Händen der Konzert-Direktion Hermann Wolff.

Eine Aufführung von Edgar Tinel’)s Oratorium „Franciscus“ dur den Philharmonishen Chor wird am 29. März stat1 finden,

Der Kammersänger Emil Göye singt die Titelpartie.