1897 / 67 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

S a A da S R E E

geanun drih's des Großen mit dem Kaiser Joseph Il. in ris-Neustadt vor Augen. In allen vier Stücken steht die Gestalt des jungen und des alten Friy im Mittelpunkt des Inter- ese 5 dieselbe fand in Herrn Bassermann einen äußerst charakte- ristishen Vertreter; nur in den ersten beiden Bildern war seine {nelle Sprache wegen der ungünstigen akustisch-n Ver- hältnisse des Hauses nicht ganz verständlih. Unter den

gen Mitwirkenden zeihneten nd Herr Dr. Pohl als Friedrich Wilhelm I., Herr Formes als Fürst Leopold von Dessau, ferner die en Hecht, Wehrlin, Blankenstein, Schindler und Sommerstorff, _fowie die Damen Prash-Grevenberg, Schroth und Heine aus. Die Inscenierung, die der Intendant Prash der Gesammtaufführung hatte zu theil werten laffen, war eine glänzende. Die Zwischenakte- wusik, aus Kompositionen Friedrih's des Großen und Märschen aus jener Zeit besteberd, war ron dem Kapellmeister des Hauses Karpa wirksam zusammengestellt und geleitet. Der Verfafser wurde mehr- mals auf die Bühne gerufen.

Theater des Westens.

Die gestrige erste Auf\ührung des dreiakticen Shwanks ,Tropen- koller* von Hanns Fischer mate nur im erften Aft den beabsich- tigten belustigenden Eindruck; später ermattete die Wirkung. Der Verfasser, der sih-die französishen Komödien der Mißverständnisse in diesem wie in seinen früheren Stücken zum Muster genommen hat, arbeitet in dem neuen Schwank nah einer „Idee“ von E. Borret. Das Kunststück, aus einer falshen Vorausseßung eine Reihe lustiger Scenersherze zu entwickeln, kann ihm aber niht gelingen, da er nur alte Mittel anwendet und die Handlung zu langsam und umständlih entwickelt. Man lernt in dem Stück eine nit mehr junge reiche Wittwe kennen, die für Afrika und Afrikareisente {chwärmt und einen harmlosen, täppischen Zigarrenreisenden, der „Dokter“ beißt, für einen erwarteten, berühmten Afrikaforsher hält. Die an sih nicht ohne Humor erfundenen Konsequenzen der dramatishen Prämisse hätten vielleicht doch noch mehr interessiert, wenn nit der A eintônig ershicnen wäre, da ihm überrashente und geistvole Wendungen gänzlich mangelten. Gespielt wurde verhältnißmäßig gut. Herr Oscar Wallner cab den Zigarrenreisenden, der den „Tropenkoller* bei der Wittwe bis zur Ekstase steigert und selber thatsählih an den Nac- wehen des Aufenthalts in den Tropen leidet, in drastisher. aber etwas abshrcckender Manier. Eine sehr tüchtige Leistung bot Herr Vallentin als trink- und borglustiger Student. Frau Zipser-Hachmann trat an Stelle des erkrankten Fräulein Heinrih in der Rolle eines jungen Mädtens auf, das zu dem üblihen Verlobungs{luß nothwendig ift, und erfreute, wie immer, dur ihr frishes Wesen und kluges Spiel. Frau Wenck erschien als chwärmerishe Wittwe, die im Mittelpunkt ter Handlung stehen sol, rit temperamentvoll und beweglich genug.

Im Königlihen Opernhause geht mergen Wilhelm Kienzl's musikalisches Schauspiel „Der Evangelimann“ unter Kapell- meister Dr. Muck's Leitung in Scene. Den Mathias singt Herr Sylva, den Johannes Herr Bulß, die Magdalena Frau E ‘Mit Allerböchster Genehmiaung findet Donnerstag, den 25. 2 târz, Mittags 1 Uhr, im Königlichen Opernhause eine Matinée zum Besten der Unterstügungskasse des Vereins „Mildwida“ ftatt. Zur Aufführung gelangt das Feftspiel „,Willehalm“ von Ernst von Wildenbruch. Der Billetverkauf findet täglich an der Kasse des Königlichen Opernhauses ftatt. Preije der Pläße: Fremden- loge 12 4, Orwesterlege 10 #4, I. Rang und Parquet 8 #, 1I. Rarg Prosceniumsloge 6 #4, 11. Rang Balkon und Loge 5 , 111. Rang Balkon und Loge 3,50 4, IV. Rang Sigvlaß 2 #, Stebp!aß 1 M

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Karl Niemann's Lustspiel „Wie die Alten sungen“ gegeben. Den Fürsten Leopold spielt Herr Molenar, die Hanne Frau Schramm.

Las Fest-Konzert, welhes am Tage der Hundertjahrfeier, Nachmittags 4 Uhr, in der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche stattfinden wird, verspricht einen hohen Genuß. Der A-cappella- Chor der Königlichen Hehschule wird, außer dem 23. Pfalm von Franz Schubert, den ersten Chorsaß aus dem achtstimnigen Te Deum von M. Blumner, sowie eine Motetite von Schüß zu Gehör bringen. Prof. Joachim spielt im Verein mit Prof. H. Kruse Bach’sche Violin-

stüde, sodann das ,Abendlied" von Shumänn; die en Krolop und Mödlinger fingen das berühmte Duett „Der der a Held“ aus „JIsrae Egyrten*, die Damen Fräulein von fft und

Oberbeck das Fricdentduett aus dem „Judas Maccabäus*", außerdem je eine Händel’she Arie. Auf der Orgel spielt Dr. H. Reimann éine R eigener Komposition und die F - dur - Toccata on G ;

Mannigfaltiges.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sißung der Stadt- verordneten fland die Fortseßung der Berichterst-ttung des Etats- Ausschusses über eine große Reihe von Etats. Zu dem Etat der böheren Mädchenschulen wurde von der Versammlung folgende Reso- lution angenommen: „Die Versammlung ersuht den Magistrat, bei Verwaltung der Lehrerbibliotheken dafür Sorge zu tragen, daß nur solhe Zeitschriften und Druckwerke angeschafft werden, welche einem dauernden Bedürfniß dienen, niht aber Werke, die besser aus anderen Zdffentlihen Bibliotheken entliehen werden.“ Bei dem Etat „Verschiedene Einrihtungen für die \tädtishen böberen Lehranstalten und die höheren Mädhens{ulen®* wurde von der Ver- sammlung die Beschlußfassung des Vorjahres wiederholt: „den Magistrat zu ersuchen, zur Förderung des naturwissenschast- lichen Unterrichts, ährlich wie beim neusprahlihen Unterricht, eine Summe von 4000 4 in den nächstjährigen Etat einzustellen.“ Bei dem Etat der Gemeindeschulen erklärte sih die Versammlung mit dem Vor- schlage des Magistrats einverstanden, daß allmählich die Normalzakl für die dritten Klassen auf nur 50 Schüler festgeseßt werde. Der Etat der Gemeirdeshulen wurde hierauf «énzbutt t, ebenso gelangte noch eine Reihe ron Spezial-Etats, über welhe Stadt- verordneter Wallah Bericht erstattete, ohne Debatte zur Annahme. Der Stadtverordnete Wilh. Gericke I. berichtete sodann über die im Etatsjahre 1897/98 neu- und umzupflafternden Straßen und Page. Im Auéshusse hatte Stadt: Baurath Dr. E bemerkt, daß diesmal die Auswahl der zu pflasternden Straßen überaus sorgfältig habe vorgeyommen werden müssen Beim Magistrat hä:ten hierzu 89 Pititionen vorgelegen. Die Bau- deputation babe nur die allerncthwendigsten Pflafterunger" berüd- fidtigen fönnen. Der Berichterstaiter empfahl namer.s des Ausë- schusses folgende Beschlußfassung : „Die Versammlung erklärt ih mit der Neu- und Umpflasterung der in einem nahfolgenden Ver- zeichniß enthaltencn Straßenstrccken einverstanden. ie ersuht hicrbei den Magistrat, die Baudeputation ¿ur möglihsten Ein- schränkung bei den Reparaturen des Straßenpflasters zu peranlassen. Die zur Sache eingegangenen Petitionen erahtet die Versammlung durh die vorstehende Beschlußfassung für erledigt.“ Die Bescbluß- faffung gelangte zur Annahme. Die von den Gemeindebehörten beshlofsene Ordnung für die Erhebung einer Gemeindesteuer bei dem Erwerbe von Grundstücken hat die Genehmigung der Staatsbehörden nicht gefunden; mit der von denselben verlangten, niht fehr wesent- lihen Abänderung erklärte sh die Versammlung auf Antrag des S einverstanden. Auf die öffentlice folgte eine geheime Sißung.

Im Monat Februar find in Berlin 225 Proben von Nahrungs- und Genußmitteln amtlich untersucht und 41 davon beanstandet worden. Die Beanstandungen betrafen Butter, frishe Eier, Milh, Wurst, Roggenmehb!, gebrannten Kaffee, grünen Thee, Chokoladenpulver , Provencezöl, Pflaumenmus, Ungarwein, Portwein und denaturietien Spiritus. Unter den Beanstandungen find die der Musproben bemerkenswerth: es handelt sih um 10 unter der Bezeihnusxg „Mannheimer Pflaumenmus* eingelieferte Proben, von denen sih 9 als ein Gemisch von Pflaumenmus mit Stärckezucker- syrup und einem Zusay von Apfelshalen und Maismehl erwiesen. Die Butterkonttole erstreckte sih auf Revisionen in 429, die Milch- fontrole auf folhe in 1245 Geschäften, wovon 41 und 59 zu Beanstandungen führten.

Köln, 19. März. Gestern Abend wüthete in Köln und Um- gegend nah einem Bericht des eW. T. B.* ein heftiger Sturm mit Gewitter und Hagelschlägen, durch den erhebliher Schaden angerihtet wurte. In Düsseldorf stürzte im neuen Hafen der große elektrishe Krahn in das Hafenbafsin und zertrümmerte einen Schleppkahn der Niederrbeinishen S{lepp\chiffahrtsgesellshaft. Auch in Solingen

Aschaffenburg, 19. M

hiesigen Bahnhof stieß gestern Abend ein einlaufender

Personenzug mit weil die Signallichter infolge heftigen Sturmes erloschen waren, "R

em ausfahrendten Güterzuge zusam

Personen wurden {wer und sechs8 leiht verleßt.

London, 16. März. Nah dem achten Jahreéberi Deutshen Seemannsheims für 1896 bat diese für die Seeleute fo segensreih wirkende Anstalt wieder ein ret erfol en Jabr gehabt. Das Heim wurde von 707 Seeleuten aufges größten Anzahl seit der Gründung des Heims im Jahre ¡gge Der Hamburger Ausftand und die gedrüdte Geschäftélage in der leßten drei Monaten haben die Einkünfte wesentlih ge\{mälert, Einnahmen im vorigen Jahr betrugen 1190 Pfd. Sterl., die Ay, gaben 1089 Pfd. Sterl.- Das fundierte Vermögen der Anstalt h, zifffert sich auf 1000 Pfd. Sterl. :

New- York, 18. März. Als die vier Ueberlebenden tes beim Paras (Nord-Karolina) A RTETSEAAKGENTE französisder

zeigle

v de „St. Nozaire® (\. Nr. ì

6 d. Bl.) gerettet wurden,

ch, wie ,W. T. B.“ berichtet, daß dieselben dur Hunger m das Umhertreiben auf dem Meere so erschöpft waren, daß sie nig im stande gewesen sind, die Leichen ihrer vier f j

orbenen G,

nossen iys Meer zu versenken. Die Geretteten theilten mi

daß das Schiff einen Tag nah der Auëêreise von New-York ein L bekam, das jedoch für nicht bedenklih angesehen wurde, bis es q

nächsten Tage an Größe zunahm. In der folgenden Naht magj: es ein furchtbarer Sturm unmögli, etwas Anderes zu thun, als daz Schiff zu ve:lassen. Das Verhalten der Manrschaft war bös an-rkennenswerth. Die Vermifßiten, welche, wie befürchtet wid sämmtlich ums Leben kamen, find der Kapitän, 9 Reisende, fowie 68 Mann Besatzung einfchließlich der Offiziere. Deutsche befand sich richt unter denfelhen.

Nach Shluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Athen, 19. März. (W. T. B.) (Meldung der „Agence

Havas“.

likianu;

__ Die griechishe Regierung hat beschlossen, die Kriegsschiffe „Alpheios“ und , urüdckzurufen.

„Peneios“ von Kreta Der Oberst Vassos steht noh in dort wurden drei Personen als Spione

verhaftet. Der Kreuzer „Mykali“ is in der leßten Naht im Piräus eingetroffen; er hat zwölf Türken an Bord, die bei einem Angriff der Türken auf Monodendri, in der Nähe von Platanias, gefangen genommen sind. Naÿ Eingang der Notifikation der Mächte in Betreff der Blockade von Kreta wurde ein Ministerrath abgehalten, welcher bis 2 Uhr früh dauerte.

Larissa, 18. März. (W. T. Li Die in Thessalien

residierenden türfkishen Konsuln

ind in leßter Zeit viel:

fachen Beleidigungen durch die griechishe Bevölkerung aué geseht gewesen und haben dics der Pforte mit der Erklärung angezeigt, daß sie ein ferneres Verweilen an ihren Amissißen für bedenklih halten müßten. Die Pforte hat es daraufhin dem Ermessen der Konsuln anheimgestellt, Thessalien zu verlassen und sich nach Konstantinopel zu begeben.

(Forisezung des Nichtamilicien in der Ersten und Zweiten

Beilage.)

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t vom 19. März, M orgens.

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Wetterbe

Wind.

Bar. auf 0Gr.

u. d. Meeressp. red. inMillim. in 9 Celsius 59C, =49 R.

Temperatur

Belmullet . . | 755 Aberdeen . . | 744 Christiansund | 744 Kopenhagen . | 748 E | fa Haparanda . |

St. Petersbg. | 750 Moskau .… . | 758

ork, Queens- town ... | 760 Cherbourg . | 761

Ser es s TOL V aw s O0 Hamkurg . . | 753 Swinemünde | 751 Neufahrwafser he

Memel . Dor E 7 ünster. . . | 156 Karlsruhe . . | 762 Wiesbaden . | 760 München . . | 764 Chemniß .. | 759 Berlin .…. | 759 Wien .... | 762 Breslau . . . | 756 SJle d’'Airx . . | 770 ; Nizza .…. . | 766 ¡O 1/heiter I) Gestern und Nachts Regen. 2) Gestern Ge- witter. ?) Gestern Gewitter. 4) Gestern Gewitter. 5) Geftern Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

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Anfang Uhr.

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7 Ubr.

abgenommen hat. barometrishe Maximum liegt über Südwest-Europa und erzeugt in Wechsel-

onntag,

In Deutschland ist das Wetter trübe und kälter, allenthalben if Regen gefallen. Im Binnenlande hel Anf fanden am Nachmittag und Abend zablreihe Ge- n, Ausan

das nöôrdlidbe Eurcva und if hier überall in Ab-

- gesprochen von Sigmund Lautenburg. nabme begriften. taa, den 26. März: Beginn des Gastspiels Baron, Marcelle Leuder, Barrat mit ihrer eigenen französishen Gesellshaft. Der Vorverkauf findet täglih an der Kasse des Neuen Theaters ftatt.

Deutsche Seewarte.

Berliner Theater. Sonnabend: Renaiffance.

frefser. Anfang Uhr. SE Dae / Uhr A e ata die reie) : omtefe Gucäerl. ends 1 ala ; g 2 ; Festrorstelung: Prolog von Oscar Blumenthal. Dienstag, den 35, März falt. Hierauf: Der Veilchenfrefsser. Montag: Festvorstellung: Prolog von Oscar Blumenthal. Hierauf: Der Veilchenfrefser.

An den 3 Festtagen beginnen die Vorstellungen um

: =_ a c Den Festvorstellun en am 22. und 23. März geht witter statt. Der Frost beschränkt si nur noh auf | „oran ein Selitirolog, gedihtet von Victor oes

Theater.

Anfang

Tochter.

Der Karneval in Rom.

Deutsh von H. Hirschel.

Anfang 7# Uhr.

Bentral - Theater. Alte JIakobftraße Direktion: Richard Schul. Sonnabend : Emil Thomas

Schiller-Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Deutsches Theater. Sonnabend: Der Sohn | Maria Stuart. des Khalifen. Anfang Uhr.

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Weber. | bguer. Abends 7# Uhr: Die versunkene Glocke.

Montag: Prolog. Hierauf: Die versunkene Glocke. Anfang 8 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Winter- märchen. Abends 8 Uhr: Der Millionen-

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: König Saul.

E Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen : lg M Sr: bmittags 2 Ubr: Uriel Acost Ret b Es M H oaauai i a Abends onntag, Nachmittag r: Urie costa. r: Tropenkoller. é ta's Abends 73 Uhr: Marfkfteiue._ pes S gs Montag: Festprolog. König Heinrich. Montag: Zur Feier des hundertjährigen Geburts- tags Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wil- R A arg vir Satt xan M ea von Adal- Ï s : | bert von Hanstein. Hierauf: Treue. Lessing Theater. Sonnabend : Der Veilchen R? in 4 Aktien von Alexander von Roberts. Wegen der Centenarfeier am 22. März findet für ontags-Abonnenten die nächste Vorstellung

Theater Unter den Linden. Bekrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißshe. Sonnabend: Straufß- Cyclus. Zweiter Abend. Mit neuer Ausstattung: Residenz-Theater. Direktion: SigmundLauten- | in 3 Akten von I. n e Aue, burg. Sonnabend: Affociés, Lustspiel in 3 Akten | Strauß. Anfang 7# Uhr. von Léon Gandillot. Deutsch von Mar Schönau. Vorher: Der Brummer. Lustspiel in 1 Aft von Freiherr von Berg. Anfang Ubr.

Sonntag, Montag, Dienétag: Feftvorftellungen.

Sonntag: Der Karneval in Nom.

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst-Theater). Prolog. Affsociés. Vorher: Der Brummer. | Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Vorleßte Wehe! Sonnabend: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von P. Ferrier und A. Mars. usik von G. Serpette

Neues Theater. Siffbauerdamm 48. / 5. | \nd_BV. Roger. Anfang 7# Uhr. E Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Sonniag und folgende Tage: Frau Lieu Si E s Bi L. E

Das barometrische Minimum im Nordwestén hat | Qarpou. Uur Me deu AAUE von seinen Ort wenig verändert, wobei seine Tiefe etwas area Lindau. In Scene gesegt voo Sigmund

utenburg. Anfang 74 Uhr. Abend Zur Jahbrhundertfeier am 21., 22. und 23. März: 0. L s A %

ie ; Festvorftellungen. wirfung mit der Depression im Nordwesten lebhafte S ben. Mi. Mär,

Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von I. Freund d M und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen westlihe Winde über dem westlihen Mittel-Europa. | 99 März : Zopf und Schw Paus ontag, den | Meiftern, arrangiert von Julius Einödshofer. Dienstag, den 23. März: Minna von Barn-

7 Ubr Sonntag und folgende Tage: Ein fideler Abend.

atriotishes

Ballet

30.

Konzerte.

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang s Uhr: Konzert von Winifred Robinsou (Violine) mit dem Philharmonischen Orchester.

Konzerthaus. Karl Meyder - Kouzert, R: 27, Operetten- und Walzer- end.

Birkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums. Saison 1896/97.) Sonnabend, Abends 7s Ukr: Wiederholung der am 10. März 1897 mit so großem Beifall aufgenommenen Benefiz Vorstellung für den hier so beliebt gewordenen Original-Vugust Mr. Lavater Lee. Mebr maliges Auftreten des Mr. Lavater Lee in den neuesten und beliebteïten Nummern seines Repertoirtt. Durhschlagender E1folg! Aus der Mappe cincs Niesengebirgs - Phautaften. Mr. Lavater Lee tellt eine Flasche mit Geld im Sckaufenfter der Zigarrenbandlung des Herrn Louis Krafft, Friedrid- E 116, Ecke Elsafserstraße, aus. Der JInbalt der Flasche wird demjenigen Besucher der Vorftellung überliefert wer :en, “eler den Werth des Gelde am Genauesten erräth. Es wird gebeten, die gt häßte Summz-z, auf einen Zettel verzeihnct 1 Namensunters&rift und Wohnungsargabe, bei Vor zeigung des Billets abzugeben. i:

Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachmittag? 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): Tjo Ni En mit dem beliebten Scellew spiel. Abends 74 Uhr: Gala-Fest-Vorftellung- ee der Mappe eines Riesengebirgs-Phan- aften.

ÄÖÄSSEEEEEE Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Rose Mathesius mit Hrn. L Rath und Prem.-Lieut. d. R. Heinrih Vio besser (Liegnitz Posen). Frl. Elijax Przikling mit Hrn. Chemiker Dr. Ernst Sir mann (Beuthen O.-S.)

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Wali“ Michaelis (Bielefeld). :

Gestorben: Hr. Kreis-Wundarzt Ferdinand Sás mann (Beeskow). Konventualin Frieda Welzien a. d. H. Kl.-Tessien Dobbertin). # Verw. Fr. Adelheid von Heise-Rotenburg,

von Pressentin (Warnemünde i. Meckl.). #5‘

Rudolph von Krause (Weimar). Hr. Direktor Frit Friebe (Berlin).

E

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. / Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Nörddeutshen Buchdruckerei und Ver! Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 3 Acht Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).

„W. T. B.“ meldet: Vor dey

Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 19.

Verichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

Ver-

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Ver-

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner | Menge | taufs-

werth

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(100 kg)

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113,85 | 14,60 | 14,75 | 15,25 | 15,30 N hergleben s | 1300 | 13,30 | 14,20 Neuß . - . | 15,00 | 15,00 15,50 | 16,00 | 16,00 Landshut . . -. | 11,33 13,67 | 15,67 Döbeln . 14.70

“F 1240 15,40 | 15,70 | 16,10 ‘d F 160 15,50 16.00

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Ratibor . ees | 11,50 | Aschersleben . 11,50 | 12,20 Neuß . . + 10,60 | 11,10 Landshut . . . | 13,12 13,93 15,71 Döbeln. . . | 10,80 Breslau . . -. | 11,00 11,30 | 11,60 Neuß ¿ | 10,60 11,10

Ratibor. . . . | 10,00 12,00 Aschersleben . . |} 10,80 j 11,70 13,20 Landshut . . . | 11,54 13,08 14,23 Breslau . . . | 11,00 13,00 14,50

Ha Ratibor . . . | 11,50 | 12,00 | 12,80 | 13,00

12,90

Gerste.

zen. 16 00 : z ; 15,20 : ; i; 1650 425 15,91 | 16,33 17,33 510 14,65 | 1479 16,40 7 : 5 : 16,50 330 15,85 | 15,91 gen. 11,65 / :

11,60 o 114 | 1157 16.43 142 | 1436 11.09 ) 3

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12,60 30 375 | 1250 | 12,57 | 17.3. 1935| 144 | 2118 | 1470 | 1426| 12.3. 11.70 ; : : : )

13 s : : Í z 1260 25 311 12,44 | 12,50 | 18. 3.

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Aschersleben . 12,50 E S R f 2 ls | 11,60 Landshut . . 11,29 | 12,90 | 13,44 | 15,59 Döbeln . . . . E E E | 11,50 Breslau . . « 12,10 | 12,30 | 12,50 | 13,10 Neuß E B l | 11,60

Bemer

Die verkaufte Meige wird auf volle Doppelzentner und der

\{nitispreis wit E S unabgerundeten Zahlen berechnet.

fungen. Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durc-

liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen is; ein Punkt (. n ben lezten sechs Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 194. Sitzung vom 18. März 1897, 12 Uhr.

Ueber den Anfang der Sizung wurde in der gestrigen

Nummer d. Bl. berichtet. Auf der V ear folgt die Berathung des Etats

der Marineverwaltung. : Nah der Berichterstattung seitens des Abg. Dr. Lieber

{Zentr.) nimmt das Wort der N / Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillings fürst: Meine Herren! Die Anforderungen , welche seitens der ver-

bündeten Regierungen in dem Ihnen vorgelegten Etatsentwurf für

die Verstärkung unserer Kriegsflotte gestellt worden sind, haben intra muros et extra zu lebhaften Erörterungen Anlaß gegeben. Diesem

Widerstreit der Meinungen gegenüber halte ih es für nothwendig,

hier noh einmal die allgemeinen Gesichtspunkte zusammenzufafsen, aus

welchen jene Forderungen für die Marine erhoben worden sind. Die

Erläuterung und Begründung im einzelnen überlasse ih den Ver-

tretern der betheiligten Ressorts.

Meine Herren, die Nothwendigkeit einer deutshen Kriegéêflotte darf ih glücklicher Weise heute als ein Axiom hinstellen, indem ih hierin der Zustimmung der großen Mehrheit dieses hohen Hauses vollfommen siher bin. Jh bezweifle, daß es heute noh ernsthafte Politiker geben sollte, welhe die Zeit zurückwünschten, in der Deutschland im heutigen Sinne mit Ausnahme der kleinen preußischen Marine keine Kriegsflotte besaß und allerdings auch keine Kriegs- \hifffe zu bezahlen brauchte. Die deutsche Flotte ist das Ergebniß der politischen Entwickelung Deutschlands. Das neue Reich, ges{affen durh die Siege ‘einer unvergleihlihen Armee und durch eine geniale Politik, rückte, vermöge - des in der Welt errungenen An- sehens, vermöge des Schwergewichts der ihm innewohnenden Macht, gewissermaßen von selb und ohne eigenes weiteres Zuthun den anderen Großmächten gegenüber in eine Stellung ein, die, einmal erworben, ohne Gefährdung der vitalen Interessen der Nation nicht wieder aufgegeben werden kann.

Daraus ergab sih die Pflicht, eine deutsche Flotte zu schaffen, und zwar eine des großen Deutschlands würdige Flotte. Der Say nnoblesse oblige“, den ih mit den Worten übersegen will: „Würde verpflichtet", gilt auch für die Nationen, und das in diesem Satze zum Ausdruck gelangte Prinzip verlangt niht nur von den Individuen, sondern auch von den Nationen, die ihm nahleben wollen, die Bereitwilligkeit zu Opfern.

Indeß, meine Herren, im Leben der Nationen sind ideelle und materielle Interessen meist untrennbar verbunden, die Entfaltung von Macht und Ansehen is eine Vorbedingung, um für die wirtbschaftlihe Entwickelung eines Volks eine sichere und ungestörte Basis zu schaffen. Wesentlich auch von diesem Gesichtspunkte aus müssen die Anforderungen für die Marine beurtheilt werden. Unsere Industrie hat seit dem Jahre 1870, insbefondere aber seit der Zoligesezgebung von 1879 einen außerordentli starken Aufschwung erfahren, und unser Waarenexport spielt jeyt für das wirthschaftlihe Leben der Nation eine höchst bedeutsame Rolle. Diesen Thatsachen müssen wir Rechnung tragen: einerseits, indem wir uns bemühen, die Möglichkeit des Exports auf friedlichem Wege zu sichern, anderer-

eits aber au, indem wir Vorsorge treffen, daß es niemand als

eine leihte Aufgabe betraten darf, die freie Fahrt. auf unseren Meeren und in unseren Häfen zu stören. So folgt au hieraus die Nothwendigkeit einer leistungsfähigen Flotte, eine Nothwendig- keit, die noh verstärkt ift dur den Erwerb und die Gründung unserer Kolonien. :

Der Begriff einer leistungsfähigen Flotte in diesem Sinne kann der Natur der Sache nah kein absolut feststehender sein; er wird sich verschieben mit den Fortschritten der Technik und mit dem Anwachsen der Kriegsflotte anderer Mächte. (Sehr richtig! rechts.) Wir können uns der Einsicht nicht verschließen, und ih glaube, daß die Mehr- heit von Ihnen diese Meinung theilt, daß unsere Flotte heute nicht stark geaug ift, um gegebenen Falls die ihr zufallende Aufgabe zu lösen. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte.) Aber man hat Bedenken wesentlih aus finanziellen Gründen gegen das Tempo, in welchen die Verstärkung der Flotte erfolgen sol. Gewiß, meine Herren, die An- forderungen, welche eine moderne Flotte erfordert, sind sehr bedeutend. Ich richte indessen an Sie die dringende Bitte, gegenüber den Etats- forderungen diesen Bedenken nicht Raum zu geben; denn, meine Herren, wir befinden uns in der Nothwendigkeit und werden uns voraussihtlich für lange Zeit hinaus in ‘der Nothwendigkeit be- finden, daß wir jederzeit zu Lande wie zu Wasser vollkommen gerüstet sein müssen. (Sehr richtig! rets.) Diefem Zwange können wir uns nicht entziehen. Es fragt sih nun: geht das, was die verbündeten Regierungen heute von JIhnen fordern, über die finanziellen Kräfte des Landes hinaus? Haben wir die gebotene Rücksicht auf die Finanzen außer Acht gelassen? Ich glaube, die günstige Finanzlage, wie sie ih nah dem Etatsentwourfe darstellt, be- rechtigt mi, diese Frage absolut zu verneinen. (Sehr richtig! rets.) Es ift ja das gute Recht des Reichstages, auf Sparsamkeit in der Verwaltung hinzuwirken; aber ih möchte davor warnen, die Sparsamkeit gegenüber den Anforderungen für die Stärkung der Wehrkraft zu weit zu treiben. Nichts könnte uns im Ernstfalle kostspieliger werden, als eine zu \hwahe unfertige Flotte, die zu nichts da sein würde, als ih heldenmüthig in den Grund bohren zu lassen. (Sehr richtig! rechis und bei den Nationalliberalen.) Wir müssen eine Flotte haben, die unsere Küsten zu {ügen im stande ift, indem sie auf hoher See dem Angreifer die Spiye bietet. Das ist das Ziel, welhes wir erstreben. Je schneller wir es erreichen, desto größer wird das Gewicht sein, wel ches wir zur dauernden Aufrechterhaltung des Friedens in die Wag- \hale zu werfen vermögen. (Lebhaftes Bravo rechis und bei den Nationalliberalen.) ;

Staaissekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr Marschall von Bieberstein: :

Meine Herren! Die parlamentarishe Vertretung des ‘Marine- Etats, insbesondere des Neubaues von Schiffen, hat bei uns in Deutschland mit gewissen Schwierigkeiten zu renen, die anderwärts nicht bestehen, niht als ob die verbündeten Regierungen außer- ordentliche Forderungen in den Etat eingestellt hätten; das wird gar- nicht behauptet, auÿ die Nothwendigkeit der Forderung ist ernstlich nicht bestritten. Man mat finanzielle Bedenken geltend. So fach- lih die Ausführungen des Herrn Berichterstatters in dieser Beziehung gewesen sind, er wird mir vielleiht das Gine zugeben, daß für die

Regierungsvertreter beim Marine - Gtat der Hauptkampf auf einem

1897.

anderen Gebiete zu führen is. Wir haben anzugehen gegen mandherlet Stimmungen, gegen Befürchtungen über zukünftige Flottenpläne und zukünftige Flottenzwecke, damit wird das Beweisthema einigermaßen vershoben ; man verlangt bei uns niht nur den Beweis, daf das, was gefordert ist, begrün det ift, fondern auch, daß jene subjektiven Befürchtungen unbegründet sind. Ih fürchte, wenn wir über die uferlosen Flottenpläne der Zukunft zu dis- kutieren anfingen, daß wir bald merken würden, daß die Dis- kussion au uferlos werden wird und zu keinen praktischen Resultaten führen kann. (Sehr rihtig!)) Im Interesse der Marine kann ih diese Anshauungen nur bedauern; denn nah meiner Ueberzeugung kommt es bei der Erhaltung und der Verstärkung unserer Flotte und namentlich unserer Kreuzerflotte in erster Reihe auf emin ent praktishe und reelle Gesichtspunkte an (sehr richtig), und nur auf diesem Boden wird eine fruhtbare Diskussion möglich sein. Dabei tobt draußen im Lande über die Marine ein Streit, der vielfa mit einer persönlihen Schärfung und Bitterkeit geführt wird, als ob es sh nicht um eine gemeinsame Angelegenheit, sondern darum handelte, zwischen vershiedenen Gruppen der Bevölkerung und der Parteien eine unüberbrückbare Kluft zu schaffen, die jedes weitere gemeinsame Arbeiten unmöglich macht. Das mag fih erklären aus der Bedeutung der Frage; nüßlih für die Sache ift es auch nit.

Unter diesen Umständen das Wort zu ergreifen zu einer ruhigen, nüchternen Betrachtung, ift eine wenig dankbare Aufgabe. Ich werde den Einen zu wenig, den Anderen zu viel sagen; aber für die eine Erwägung hoffe ih doch Eingang bei diesem hohen Hause zu finden, daß nämli zwischen den uferlosen Plänen der Zukunft und zwischen der Verwerfung nothwendiger Ersaßbauten der Marine eine breite Straße geht für bejonnenes und ersprießlihes Handeln. (Sehr richtig! rechts.) Und wenn Sie meine Ansicht über die Kommissionsbeshlüsse kennen wollen, so fasse ich fie mit allem Frei- muth dahin zusammen, daß es Ihre Budgetkommission nit überall verstanden hat, die goldene Mittelstraße ein- zuhalten. (Sehr rihtig! und Widerspruch.) Ja, meine Herren, ih werde diese Anshauung noch des Näheren begründen.

Man hat zunächst das Wort der Weltpolitik ins Feld geführt. (Sehr richtig! links.) Sehr richtig, ja! Man hat daraus eine Art Popanz ausstaffiert, wohl geeignet , ängstlihe Gemüther zu shrecken. Ich bin zu alt, um derartigen Argumenten zugänglih zu sein. Jch halte mihch an das alte bewährte Sprichwort : bange machen gilt nicht! (Heiterkeit. Zurufe links.) Am allerwenigsten gilt das Bangemachen, wenn man uns Deutschen vor uns selb} graulich machen will; denn darauf läuft das Argument mit der Weltpolitik doch eigentlih hinaus. (Sehr richtig! rechts.) Man sollte glauben, daß, wenn wir die paar Kreuzer bewilligen, dann ein Fieber des Chauvinismus und Jingoismus sih der ganzen deutshen Nation bemächtigen würde, daß wir insgesammt Weib und Kind verlassen und uns einschiffen, um Seeschlachten zu liefern und um Händel zu suchen. (Heiterkeit. Zurufe links.) Das war dem Sinne nach alles in der Prefse der- jenigen Parteien zu lesen, die für die Marine lediglich Worte, aber niemals Geld besizen. Ja, meine Herren, alles dies kann man ja behaupten, aber es glaubt's uns fein Mensch, und wenn es jemand glauben würde, so würde er nur bekunden, daß ihm deutshe Art und deutsche Gesinnung vollkommen fremd ift.

Für unsere überseeishe und auswärtige Politik find die Linien im Großen vorgezeihnet durch die Denkungsart der deutschen Nation. YAus dieser heraus wird die Forderung gestellt, daß die deutsche Politik den Frieden hüte und fremdes Recht achte. Niemand wird im stande sein, unsere Politik aus diesem Geleise herauszuführen auf die Bahn von Abenteuern und von Eroberungen. (Bravo!) Aber eine andere Forderung wird ebenso bestimmt gestellt ; das ist, daß deutsche Rechte und deutsche Interessen gegen fremde Un bill jeder Zeit wirksam geschüßt werden, und daß zu diesem Zweck das deutshe Schwert sharf und schneidig sei zu Wasser und zu Land. Keine Volks- vertretung wird geneigt sein, dieser Forderung der Nation Widerstand

zu leisten.

Bei den Beschlüssen der Budgetkommission ist das Auswärtige Amt der leidtragende Theil. Die Budgetkommission hat diesem Refsort so viel Uebels zugefügt, als sie überhaupt konnte; sie hat nicht nur das nicht bewilligt, was zu Gunsten des auswärtigen Dienstes ver- langt war, sondern hat auch zum theil das wieder genommen, was ih bereits zu besigen glaubte, und zwar dadur, daß die Bau- raten für die früher bewilligten Schiffe vermindert und dadurch der Bau der Schiffe verlangsamt wurde. (Sehr richtig! rechts.) Ob. bet diesen Strichen der Gedanke an die Welipolitik mitgespielt hat, das weiß ich niht; ih kann nur sagen: ih fürhte mich so wenig vor diesem Worte, daß ih förmlih herausfordere zur Diskussion darüber. Jch will meine Ansicht in dieser Beziehung ganz offen sagen.

Die Frage, ob Deutschland Weltpolitik treiben soll, hängt un- trennbar zusammen mit der anderen, ob Deutschland Welt- interessen hat, oder ob es kleine hat (sehr rihtig! rets) ; diese Frage ist längst entschieden, und der Bundesrath und der Reichs- tag sind garnicht darüber gehört worden. Die deutschen Kaufleute, die Hunderte von Millionen an deutschen Produkten in überseeische Länder geben, die deutshen Rheder, die Tausende von Schiffen ausrüsften, um die Meere aller Länder zu befahren, und die Deutschen, die über das Meer ziehen, um dort eine neue Heimath zu gründen, die haben auf dem großen Schachbrett der Welt die deutschen Steine aufgestelt in der Erwartung , daß wir sie shüyen und nüßen. Sollen wir diese Erwartung täushen? Ich meine, der Gedanke, daß wir dazu zu arm, zu shwach, zu elend sind, der kann bei einem Deutschen nit aufkommen; wir würden dann aufhören, das zu sein, was wir dank großer FUEA ge- worden sind. (Bravo!) Der Kraftübershuß an Gut und Blut, den eine

große, aufftrebende Nation abgiebt an fremde Länder, der bildet doch-