1820 / 3 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 08 Jan 1820 18:00:01 GMT) scan diff

den wlinschten und deshalb die Baarzahlung der Bank hintertreiben beabsichtigten. Der-Druck der Bitt- Chrift ward verordnet. (Diese Untersuchung über den el ist unstreitig viel wesentlicher, als alle Debats über Parlaments: Reformen und dergleichen ; sie eint aber g dann, insofern von Abhelfung bestehenden Noth die Rede is, ein Resultat ge- en zu können, wenn man auszumitteln im Stande, wie für den Handel Grosbrittanniens Absag zu schaf fen sey. Die Maasregeln, die Herr Jrvin andeu- Fre “aat dahin nicht führen, der wahren Noth abzuhelfen. ier find vom 15. December 1818 bis 14. Decber. 2819, getauft worden 24,300, begraben 19,2283.

Madrid, vom 16. December. Der König hat eine Belohnung von 300,000 Realen baar (etwa 90,000 Rihlr.) und außerdem eine mit 30,000 Realen verknüpfte Anstellung demjenigen verheißen, welcher den Urheber der falshen Marschordre für die Truppen erweislich anzeigen würde.

Als einen Wechsel des Schicksals merkt man an, daß der bekannte Priester Ostolazza, ehemals Beicht- vater des Jufanten Don Carlos und Günstling des Königes, der als Mitglied der Cortes eifrig für die Sache der Jnquisition auftrat, und später in Un-

nade in das Kloster de las Battuecas verwiesen wurde, eht vor das Jnquisitionsgericht zu Sevilla gestellt ist.

Aus dem Haag, vom 28. December. Von den Sinanzgeseß - Entwürfen, welche in der zweiten Kam- mer erörtert worden, is nur der eine, der die Krea- tion von 22 Mill. Jnsériptionen zur Deckung des De- ficit betrifft, mit 54 gegen 44 Stimmen angenommen worden.

Gestern kam hierauf ein fköniglicher Geset- Vor- s{lag in die Kammer „, die jezt bestehenden Finanz- Geseßze noch 38 Monate in Kraft zu laßen, falls nicht neuere Gesebe in einer kürzeren Frist eingeführt wer- den könnten.‘ Da der regelmäßige Gang der Ange legenheiten doch keinen Stillstand erleiden darf, #0 ist das Geseg angenommen worden, und hat bereits die Sanktion des Königs erhalten.

Konstantinopel, vom 25. November. Die

Pforte hat sich genöthiget gesehen, den lauten Klagen egen den Pascha von Livadia, Veli, Sohn des Pa: Ta von Janina, Gehör zu geben, und ihm die Statt- halterschaft zu entziehen. Dagegen hat er die von Le» panto erhalten. Aehnliche Bedrückungen des Pascha zu Aleppo, Chorschid Ahmed, vormals Großveßir Und Bezwinger Serbiens, haben daselbst einen Auf- ruhr veranlaßt, in Folge deßen der Pascha zur Flucht gezwungen worden. Er belagert nun mit einigen ihm treu gebliebenen Truppen die Stadt.

Nachrichten aus Algier zu Folge hat der Dey die von den Admiralen Freemantle und Jurieu wegen Abschaffung der Seeräuberei ihm gemachten Eröfnungen vorzüglich auf den Grund des Berichtes abgelehnt, den sein aus London kurz zuvor H kehrter Botschafter Über den Erfolg seiner Sendung ihm lügenhafterweise dahin abgestattet hatte, daß Eng: land dem gegenwärtigen Systeme der Barbaresken kein Hindernis in den Weg legen werde. Aus Tripolis wird dagegen unterm 11. Novbr. gemeldet, daß man daselbst die Folgen des friedlichen Systemes der Re- gierung sihtbar spüre. Der Handel sey in Aufnahme und die Schiffahrt sehr thätig. Seir dem 1. Jul. 1818 sey kein Korsar mehr ausgelaufen, und der Dey habe die Vermittelung Grosbritanniens angesprochen, um mit allen christlihen Mächten einen Frieden ab: uschließen, worin er sich anheischig mache, keine fremde Glaga e mehr zu beunruhigen.

_ Das Loos der verhafteten Armenischen Münzbéèam: ten und Pächter ist noch immer “nicht entschieden. Jn: zwischen is die Pest, die hier mit ugen Tage mehr um fi greift, auch in ihre Gef ngniße gedrungen und einer unter ihnen schon hingerafft worden, Auch

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das Serail des Grosherrn ist von der Seuche befallei, daher er sich noch in seiner Sommer» Residenz befin: det. Die Pestfälle werden bald so zahlreich seyn, als im Jahre 1812. Unter den Franken sind sie jegt schon häufiger als damals. Ale Spitäler sind angefüllt, und die Zahl der Genesenden verhält sich zu den Srer- denden wie 1 gegen 10. Das anhaltend : warme Wetter und der große Waßermangel können als dié Hauptursache dieser außerordentlichen Verbreitung des Uebels angesehnck werden.

Spanische Kolonien in Amerika. Die Re: gierung der Jusurgenten von la Plata zu Bueno0s- Ayres hat die Konfiskacion der Güter aller Spanier, die das Gebiet der Republik ohne Erlaubnis verlaßen würden , angeordnet. Alle für den Dienst Spaniens angenommenen neutralen Schiffe sollen für Spanische gehalten werden. Die Kriegsrüstuigen dauern fort. Man hat eine Nationalbank ecricytet, der man jedoch wegen der Abneigung des Volkes gegen alles Papier- Geid wenig Fortgang verspricht. Sie scheint hienach fehlerhaft organisirt zu seyn. :

Das bisherige gute Vernehmen mit den Englän: dern hat si in Buenos « Ayres sehr umgekehr: ; der Englische Konsul, der allgemein beliebt war, ist von seiner Regierung abberufen worden. Die Englischen Kaufleute sollen sich entweder in die Miliz aufnehmen laßen, oder abziehen.

Die Abgeordneten zum Kongreß werden von ihren Kommittenten mit 125 Piastern monatli bezahtt. Jest sind ihrer 77. Die konstitutionsmäßige Zahl würde 121 betragen. (Da nach der Konstitution auf etwa 16,000 Einwohner 1 Abgeordneter gerechnet wer- den soll, so würde hienah die Bevölkerung auf etwa 2 Mill. anzunehmen seyn.)

Einer Nachricht aus Kadix zufolge sollen gegen die Insurgenten von la Plata 10 dis 15,000 Mann aus- gerüstet werden, und gegen Ende Mai abgehen.

Insurgenten: Kaper dlokirten, nah Briefen aus Rio: Janeiro vom 232. Oktover, Fernambuco ( Brasi- lien). Eine königliche Fregatte war gegen sie aus? geschickt. ;

Aus Valparaiso (Chili) waren Nachrichten bis zum 25. Aug. in London. Lord Cochrane, der sich da: selbst noch befand, sollte spätestens den 2. September wieder in See gehen, um einen zweiten ängrifsf gegen Lima (Peru) zu versuchen, zu welchem Zroecke er 4000 Congrevsche Raketen mit sih führen würde.

Gegen die Jnsurgentén von Venezuela soll auf dringendes Verlangen des Generals Morillo die Ausrüstung in Kadix beschleunigt werden. Man glaubt, daß 5 bis 6000 Mann schon Ende Januar werden abgehen können. Bolivar’ soll inzwischen, nach der Einnahme von Santa- in Neu Granada weiter vorgedrungen seyn, auch Popayan und Mompox bescbt haden. Man glaubt, daß 1hm auch St. Martha in die Hände fallen werde. Aus Margarita sind Nach- richten vom 8. Oktb. da. General Urdanete, der we- gen des fehlgeschlagenen Angriffes auf Cumana suspen-

dirt war, ist wieder in das Kommando eingesezt. Ge-

neral Paez bedrängte S. Fernando am Apure (in der Provinz Varinas ), is also wahrscheinlich nah St. Martha auf den Marsh. Morillo sol höchstens nur noch 3000 Mann stark seyn. General English war am gelben Fieber auf der Jnsel gestorben. Sein

Tod wird als ein Verlust für die Sache der Jnsur-

genten angesehen.

Mac Gre gor hatte, nah Briefen aus Jamaika vom 25. Oktbr. mit 250 Engländern einen Versuch auf Rio de la Hacha gemacht, wo er jedoch am Bord geblieben, bis die Mannschaft nach blutigem Gefechte Stadt und Fort genommen, hatte hienächst Alles, was Werth hatte, auf ein' im Hafen gefundenes Spas nishes Schiff geladen und war davon gesegelt, indem er die Leute ihrem Schicksal überließ. Die Spanier eroberten den Ort wieder, wobei das Fort in die Lufr flog. Cs scheint, daß alle Engländer umgekommen oder gefangen worden, unter ihnen der Oberst E yre-

Nur 30 sind in Jamaika mit Verwünshungen Mac Gregors wieder angekommen, der einen fruhtlo- sen Versuch gemacht hatte, einen Ort auf Kuba zu brandschagen.

Die kleine und jüngste Jnsurgenten : Republik Texas (Mexiko) hat den General Long zu ihrem Präsidenten gewählt. Die Zahl ihrer Streiter soll, ohne die freundschaftlich gesinnten Jndischen Stämme 2000 Mann detragen, unter denen mehre Franzo: sen von der verunglückten Kolonie Champ d'Asyle. Auch erscheint bereits eine Zeitung: der Republika- ner von Texas.

Die Depeschen des Gesandten der Vereinten Staas ten zu Madrid, die endliche Erklärung des Spanischen Hofes wegen Florida betreffend, find am 25. Novem: ber in Baltimore angekommen. Man erwartet die Eröffnung des Kongreßes, um eine zuverläßige Aus- kunft über diese Verhältniße zu erlangen. Jnzwischen wird behauptet, daß die Amerikaner mehre Jndianer aus Florida vertrieben hätten, welche in New: Provi- dence Brittischen Sch ug gesucht.

Frankfurt, vom 31. December. Aus allen Ge- genden gehen Machrichten von verwüistenden Ueber- shwemmungen ein, welche die ausgetretenen Ströme verursahten. Unweit Mannheim ist oberhalb Nek: karau der große Rheindamm in einer Breite von s bis 6 Ruthen durchbrochen. Der Strom über- shwemmte ganz Neckarau, und einen Theil der be- nachbarten Gemarfungen. Mannheim, deßen Gärs ten nur vor dem Heidelberger Thore der Gewalt des Waßers Preis gegeden find, wird durch den großen sich um die Stadt ziehenden Damm vor weiterer Gefahr geschüst.

L Man merkt hier an, daß ein assortirtes Lager von Jrländischer Leinwand hieselbst ausgeboten worden.

j Inland. Berlin, vom 7. Januar. Die Geschäfte der von Sr. Majestät dem Könige zur Bearbeitung der fünfrigen ständischen Verfaßung ernannten Kom: mißion, haben, ohnerachtet der Staatsminister Frei- herr v. Humboldt aus derselben ausgeschieden ist, ihren Fortgang.

D R G S T G Ä Ä D T T A Et ament

Ueber die Entstehung der Tagegelder auf den Jülich - Bergschen Landtagen.

_ Da man sich jegt überall mit lan dständischen Ein- xichtungen beschäftigt, so ist es niht ohne Nugzen, wenn mag die einzelnen Punkte, auf die es bei sol- chen Einrichtungen ankomme, historisch untersucht, und nachforsht, wie es mit diesen in srüheren Zeiten in den einzelnen Provinzen des teutschen Reiches gewesen.

Einer dieser Punkte, der von großer politischer Wichtigkeit ist, betrifft die Frage, ob die Land- stánde Tagegelder "genießen sollen oder nicht?

L Diese Frage wird verschieden beantwortet, und ge- wöhnlich beantwortet sie Jeder aus seinem eigenen Standpunkte , nämlich in der Voraussezung, daß er zu einem Volksdeputirten gewählt werde. Wenn die Sragen auf diese Weise beantwortet werden, so ist eine Ausgleihung der Meinung sehr schwierig. Das Einzige, was man dann noch thun kann, ist das, daß man in geschichtlicher Weise darlegt, wie die Sache früher gewesen.

Bei jeder Frage, so unsere Landtage und unsern Adel be: rir, muß man aber immer bis in die älte: sten Zeiten zurückgehen, wenn man zeigen will, wie die Dinge sich im Laufe der Jahrhunderte gestaltet haben, wenn man zeigen will, wie sie waren und roie sie geworden,

Die Her;og:hümer Berg und Jülich gehörten be: kannilih zum Ripuarisden Franken, welches sich auf der Linie, so jest die Gränze der Grafschaft Mark bildet, von Alt: Sachsen scied, Die Mark gehörte schon zu Alt-Sachsen, deßen Gränze Möller in Elsey sehr genau durch das Aufsuchen der Orte bestimmt hat, wo Altrsächfische Freitühle gestanden.

Bei den Franken war aber bekanntlich kein Adel in dem Sinne des Wortes, daß dieser einen beson:

deren, von dem übrigen Theile der Nation

gesonderten Stand gebildet *). Die ganze Mation war adelig, nämlich frei, und als Karl der Große die Sachsen in das gemeinschafilihe Reich auf: nahm, da wurde das Wehrgeld eines adeligen Sach- sen gleich geset dem Wehrgelde eines Franken. Ürsprünglich war jeder Fränkische Bauer ein Edel- mann, denn er besaß Alles, was zu einem Edelmanne gehört , einen adeligen Ackerhof , adelige Aöstammung und adeliges Schwert, und er erkannte keinen Herrn über sih, dem er zu folgen verpflichtet. Mur wenn

*) Hac in re Franci diversum habuerunt morem a ceteris Germanis, qui distinguebántur in nobiles, in- genuos, libertos, ut alibi docuimus. At in lege Sa- licà nobilium nulla fit mentio; non quod apud Francos nulli nobiles ac viri honorati essent, sed quia nobilium nullus ordo erat a populo separatus, nobilitatis nullum in regno Francerum corpus a plebe distinctum, Hertius, notit, vet, Francor. regn,

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der Heerbann aufgeboten wurde, ershien er. Alle übrige Kriege waren blos Gefolge: Kriege, an denen die kciegiustige Jugend Theil nahm, welche dem Herzoge folgte, um sich neue Sie mit dem Schwerte zu ers werben, indes das Srammvolk in den heimischen Sigen blieb und den Ader pflügte.

Da bei den Franten der Boden nicht in geshloße- nen Höfen lag, wie dei den Sachsen, sondern jedex Theilung freigegeben war, so ging hieraus eine große Bevölkerung hervor, welche diesem Stamme eine solche Stärke gab, daß er endlich der herrscende von Teutscy- land wurde, als ihm unter den Merowingern und später unter den Karolingern ein großes Megentens haus geworden.

Die Ecoberungen, fo die Fränkischen Gefolge in Gal- lien gemacht, hatten in diesem Laude den doppelten Socials Kontrakt herbeigeführt (wie Möser es nenat), nacy welchem der Eroberer unter einem anderen Rechte lebte, als der Eroberte. Jeder Franke war in Bezug auf den unterworfenen Gallier ein Edelmann gewor- den, und noch jest behaupten die alten historischen Familien in Frankrei, wie 4. B. die Montmos rancey, daß sie Fränkischen und niht Gaüischen Urs sprungs seyen. i

Als Karl der Große das Reich gegründet, so rour- den die teutschen Bauern Bürger des Reiches. Denn das Römische Reih war immer noch eine Republik, an deren Spige die Juskitution des Câsars stand, und wo nun auf Alt - Ftalische Römer - Freiheit jest têut- she Bauern : Freiheit geimpft wurde.

Der Untergang der freien Landbäuern in Teutsch- land, den wir im Mittelalter wahrnehmen, hatte in dem Beamten : Elemente seinen Grund, das Karl dadur in die Verfaßung eingefühct, - daß er jedem Gaue (dem jeßigen landräthlichen Kreise) einen Gras fen als Landrath vorgesezt. Dieser G-af hatte die ganze Kriegs : Einrichtung des Gaues unter sich, und in den meisten Fällen auch die Justiz, Dieser tonnte nun, wie jeder Unterbeamte, die Bauern nah Will: führ plagen, da von ihm das Au/'bieten für den Krieg abhing, und er den Einen zuhause laßen konnte und den Andern gehen heißen. Um die WiUülkür des Gra: fen in den vorgeschriebenen Schranken zu hal:en, hatie Karl die Einrichtung mit den Sendgrafen (Vis- 81s) getroffen, welche die Grafschaften jährlich bereisten, die Amtsführung des Grafen untersuchten und die Kla- gen der Eingeseßenen gegen ihn hörten. Alein unter Karls schwachen Nachfolgern kam dieses Junjiitut bald in Verfall, und da nur selten Klagen bis zu dem ent- fernten Kaiser dringen konnten, so hatte der Graf so ziemlich freie Hand, in seiner Grafschaft zu thun was er wollte. Seine eigenen Güter verschonte er, und von diesen bot er die Leute nicht zum Kriegsdienste auf, gerade wie im vorigen Jahrhunderte bei der Kanton-