1820 / 4 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 11 Jan 1820 18:00:01 GMT) scan diff

mand dabei au nur von fern den Gedanfén an eine Volks-Souverainität gehabt hätte. Dasselbe enthält die Französische Verfaßungs- Urkunde , welche F. 10. Kap. 1. zu den Rechten jedes Franzosen das Necht zählt, den Kammern und der Regierung Vorstellun- gen zu übereichen , sie mögen das aligemeine Staats- Intereße oder Privatangelegenßeiten betreffen). An: dere Tagschriftsteller bezweifeln das Recht der Kollek- tiv - Petitionen (Addreßen ), wenigstens insofern ihr Fnhalt die höhere Politik betrift; denn 4. B. eine Kollektiv - Vetition der Schlächter zu Paris um Ab- schaffung der Kaße von Poißy könne darunter nicht be: griffen seyn. Die Quotidienne bemerkt hiebei in Rückcht auf die Addreßen um Aufrechthaltung des Wahlgeseßes, daß die einzige (Sefahr, mir der sie be: drohen, in der Langenweile bestehen werde, die fie den Abgeordneten verursachen dürfren.

Der Kriegsminister hat an sämmtliche Divisions: Kommandanten und Obersten verfügt, dap sie den gu: ten Geist unter den Truppen zu erhalten bemüht seyn möchten, da er erfahren habe, daß in vershiedenen, nicht näher bezeichne: en, Garnisonen aufrührische Schrif- ten ausgestreut worden, um die Soldaten zur Jxsub- ordination zu verleiten.

Die Schule der Medicin und Chirurgie zu Tou- louse hat wegen eingerißener JFnsuborcdination der Zög- linge vorläufig gesczloßen werdez müßen. Die dor- tige Zeitung meint, daß die Profeßoren burch Erhöhung der Honorarien die Unordnung herbeigeführt hätten.

Die Regierung hat von verschiedenen Künstlern Marmorbüsten vaterländischer Staatsmänner und Ge: lehrten (Montesquieu, Tuecegot, Montaigne, Nacine, Lafontaine, Lagraug?, Ducis) verfer- tiyen laßen oder in Bestellung gegeben. |

Die hiesige Bank hac eine halbjährige Dividende von 5 Pre. gegeben. (Die Aftie von 1000 Fr. gilt augen: blicklih 1330 Fr.) Auch hierüber sind unsre Blätter in Erörterungen gerathen, indem daraus einerseit auf eine Stagnation unsrer Gewerbsamkteit geschloßen, und andrerseit auf den allgemeinen Zustand des Europái- schen Handels hingewtesen werte, indem der Discont Äberall 4 Procent jähriich stehe, wodurch das Faktum jedoch nichr widerlegt, soadern nur, als von der Bank unabhängig, erklärt wird. Ungerecht aber ist es, Un- sern Ministern zur Last zu legen, daß sie nicht wider die Gewalt der Umstände verfügen fönnen.

Nach dem Kourier ist nur die Krankheit des Ju- stizministers Schuld, daß der Gesehentwurf in Bezug auf die Modifikationen der Wahlvorschristen der Kam: mer noch nicht vorgelegt worden. Man werde sich überzeugen, heißt es zugleich, daß gar nicht die Rede tavon sey, die National - Jntereßen und ihre ver: faßungzmáßigen Garantien in irgend einer Art zu beeinträchtigen, daß diese Garantien vièlmehr dur Erweiterung und Vervollständigung der Einrichtungen, auf deren Kraft sie beruhen, verstärkt roerden sollen.

Die Flugschriften Über die Angelegenheiten der Tages vermehren sich. Herrn Bignons Schrift über die Verbannungen , wovon der erste Theil erschiezien, macht kein Glü, und hat kcinen Werth. Herr K e- ratry, Abgeordneter vonz der linfen Seite, trägt in seinen „Betrachtungen ¡ber den gegenwärtigen Au- genblick ‘“/ auf die Aufibsung der Kammer an. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Regierung diese sehr bedenklihe Maosregel wählen werde.

Der General Berton bestreitet in einer gründ- lichen Darstellung die Meinung des Generals Ta- rayre wegen Bildung des Kriegsheeres. Er findet die Nationalgarden, die Landwehr des General T a- rayre unzureichend, um unsre Unabhängigkeit von außen zu bchaupten, findet vielmehr die Organisation cines verhältnißmäßigen stehenden Heeres unerlaßlich.

Man sieht der Erscheinung eines Werkes entge- gen „Ueber Bildung und Gebrauch der Reiterei,“ Der Berfaßer, der Vicomte v. Cholet (Adh emar) diente in den Jahren 1122 als agregirter Rittmeister im Preußischen Husarenregiment v, Blüch er. Nach dem

Baseler Frieden nähm und erhielt er von Sr. Maj. dem Könige von Preußen einen sehr ehrenvollen Ab- schied. Er ging in Englische Dienste, führte unter

* dem General Hutchinson das Korps von Hompesch

nach Syrien und Egypten, und erhielt, als Sir R. Wilson das Kommando dieses Korps übernommen hatte, den Oberbefehl über die Arabische Reiterei der Engländer. Die Wüste durchziehend, warb er Bedui- nen und Mamelucen. Man sieht, daß der Graf v. Cholet, hinsichtlich des Gegenstandes, der ihn be= shäftiget, die besten Schulen der alten Welt be- such! hat.

Der General Vandamme wird aus der Verban- nung hieselbst erwartet. Der schon zurückgekehrte Her- ausgeber des „Gelben Zwerges ‘’ Harel, der sich in Trankfurt am Main aufgehalten hatte , wird jest als Verfaßer der bekannten Briefe über Teutschland in der Minerva, genannt.

Nach öffentlichen Verzeichnißen zählt man hier im Fahre 1318 =12,421 Todesfäile und 23,067 Geburten ; unter den legten 8,089 unehelihe. Diese Verhältniße verlieren das Befremdenve, wenn man berücksichtigt, das unter den unehelichen Kindern sich alle diejenigen befinden, die aus den nächsten Departements, ofc in einer Entfernung von 50 Meilen, cäglich in die Fin: delanstalt abgeliefert werden.

Der Kours der Renten 71 Fr.

London, vom 1. Januar. Auch die Libell : Bill und die Zeitungstempeli- Bil haben, nachdem sie in beiden Häusern mit großer Stimmenmehrheit ange» nommen worden, die königliche Benehmigung erhalten. Das Haus hat sih, nah den bisherigen Sihungen, bis zum 15. Februar vertagk.

Der wahrscheinliche Ertrag des vorjährigen Staats-o Einkommens is vom Kanzler der Schaßkammer auf 55 Mill. Pfd. angeschlagen worden, unter welchen der Ertrag der neuen Taxe mit 1 Mill. begriffen ist. Die fundirte uneingelöste Staatsschuld betrug am 5s. Jas nuar 1819 == 791,867,515 Pfd. , der sinkende Fond 15,815,001 Pfd. und die jähriich zur Verzinsung auf- zubringende Summe 45,149,296 Pfd. Am 21. December 1819 waren 22,194,680 Pfd. Banfk-Noten in Umlauf.

Der Kours hált sich und die allgemeine Meinung ist für ein bedeutendes Steigen. Aus den Manufakt: tur- Distrikten gehen beruhigende Naczrichten ein. Die Aufträge zum Frühjahre sind bedeutend und an meh: ren Octen ist der Arbeitlohn erhöhet worden. Diese Nachrichten theilt das ministerielle Blait, der Cou-

rier, mit. Madrid, vom 22. December. Die Maasregeln

zur Entdeckung des Verfertigers der falshen Armee: Befehle haben noch kein Resultat geliefert; man

schreibt diesen Betrug jedoch ziemlich allgemein den |

Feinden ber Verbannten zU, um dadurch den Aft der Begnadigung wenigstens zu verzögern.

Mit dem ersten Januar wird eine Luxussteuer statt: |

finden, die bereits auf einem vorjährigen Gesetze beruht.

Spanische Kolonien in Amerika. Briefe

aus Sanjago in Chili vom 350. Aug. bestätigen, daß

Lord Cochrane in der Mitte Septbr. wiederum ge=- gen die Küsten von Peru, vielleiht nsch nördlicher, habe operiren sollen. einen Angri zu Lande auf Peru. Einige reiche Kauf- leute, unter ihnen Engländer, hatten sich zu einer Ausrüstung von 6000 Mann erboten, die sie auch noch nach ihrer Ankunft in Peru 5 Monate lang mit Le- bensmitteln unterhalten wollten. Der General St- Martin war eingeladen, den Befehl zu Übernehmen. Man hatte Nachrichten aus Peru, daß einige Pro- vinzen die Abgaben an die Spanische Regierung zu bezahlen verweigert, #0 lange Lord Cochrane die Kü- sten bedrohe. Jn Araquipa sollten Unruhen ausge?

brochen seyn. ' Die Republik von Texas soll sich wieder aufge:

Fn Chili selbst bereitete man |

1s} und General Long sich in die Vereinten Staa- ten begeben haben.

Nach Briefen aus Neu - York vom 6. Novbr. hatte Bolivar den General Anguatuga zur Einnahme von St. Martha mit 2500 Mann detashirt. Man sczábte die in Neu-Granada zum Dienste der Jnsur- genten von Venezuela ausgehobenen Truppen auf 3000 Mann. Morillo hatte sih bei Tina- quillo, in der Provinz Caracas auf dem Wege links nach P. Cabello, und rechts nach Caracas hin, ver- scanzt und es heißt, daß Paez mit 6000 Mann ge- gen ihn rúcke. Auf Margarita wurden 1500 Frclän- der durch den General Bermudez organisirt, um mit dem Generai Marino vereinigt, der in der Land: {wat Kumana ftand, gegen Caracas zu operiren. Bolivar war nach früheren Nachrichten aus Cura- çao, vom 17. Dét. auf Maracaito gegangen, so das Morillo von ihm, Paez und Marino in die Mitte genommen werden würde.

Aarau, vom 29. December. Auf die Niederländischen Regierung über das n c er stehende Schweizer-Regiment Auf derMaur geführ- ten Klagen hatten die bezheiligen Siände der Schmeiz eine Konferenz veranlaßt, die jedoch kein andres Re: sultat ergeben , als daß jeder Kanton einzeln mit der Niederländischen Negierung verhandeln will. Die Kla- e i San IaPIO Unordnung in der Verwal:

nd im Werben. Der General 2 E e abias, General Aufder Maur

J n.405

Berlin, vom 11. Januar. Jm verflofenen Fahre

sind hieselbst geboren 35408 Söhne und 3156 Töchter zusammen 6564. Gestorben sind 5991 Perso: nirhin J 1 estorben sind 5991 Personen, mithin sind 573 mehr geboren. Unter den Geburten befinden fich 1041 uneheliche. Kopulirt sind 1653 Paar.

Eo E E E E E E T T R E A E A H A t dura

Ueber die Entstehung der Tagegelder au den Jülich: Bergschen Dv Tag en, | L (Fort sezuna.) raf es sich, daß die Heere bei einem Kriege {nell verstärkt wurden, so ernocnnte der Kaiser so T Rit- ter, als er gebrauchte, ohne sih an die Ordnung und Stufen der eigentlichen Ritterschaft zu binden, noch an die vorgeschriebene Lehrzeit, so für no:hwenèig ge- halten wurde, um la noble profession d’armes zu lernen, und es erschienen dann so viele Rirter des edlen Bürger -: und Bauerstandes, daß man sfe sogar Se “t ne e 02) und jene Srrenge ste, und diese Strenge n i i ersten Edelstrenge diefen, e Jedoch hielten sich die Ritter, die zu einer ge- shloßenen Gesellschaft, oder anderen eligen Akncba oder fürstlichen Dienstmannschaft gehörten, von diesen Sen» sicherten sih gegen das Eindringen solcher Ritter durch Vereine und Verbindungen, und schleßen jeden solcher Ritter à la suite du St. Empire von ihren Versammlungen aus. Sie hielten nun noch strenger darauf, daß die ritterliche Würde niht durch die fkaiserlihe Gnade, sondern nach zurückgelegter Knappschaft, róie jede andere Meisterschaft von der rit- terlihen Jnnung erlangt werten mußte, und dieses führte denn zu den Wappen- und Ahnenproben, die zuerst bei den Turnieren, später bei den Kapiteln und Stiftern, und zuleßt bei den Landtagen von den Rit: daft ai e Ee Länder eingeführt wurden, en schon früßer in » Zei Ps geredet T O Met E A Diese zweite Art Adel, der Ministerial- 0 Dienstmanns-Adel, is es nun, der bei d f Weranlaßung zu der Einführung der Taggelder auf den Landtagen gewesen, und die Sache konnte nicht A dargestellt werden, wenn men nicht bis in urückging, ch di iltniße i

Geselsafe gebildet) fich diese Verhältniße in der

Dieser ienstmannsadel war verpflichtet Ho seines Herrn diejenigen Dienste zu L ser von im zu begehren das Recht hatte, wohingegen dieser wieder verpflichtet war, ihn zu beföstigen. Die- ses war schon in den Gifolgen Sitre, von denen T a-

*) Dreïierlei Arten von Adel giebt es. Die erste ist der alte Baueradel, zu dem jener Freiherr von Kren- kingen gehörte, der in der Stadt Tungen vor Kaiser Fried rich dem Rothharte nicht aufstand/ als dieser vorüberritt. Der zweite ist der Lehn - und Dienstmanns- Adel, von dem oben geredet wordea. Der dritte ist der Brief - Adel, so neueren Ursprungs und auf kaiserlihen

oder kföôniglihen Adelöbriefen berulk

dnic Adelsbriefer 9t. Da alle unse

alten Geschlehter bis in die Zeit zurückreichen, wo vak

Ne D nad und Éeins von ihnen cinen Adelsbrief ibt, so können wir die lehten bei diesen | s

gen füglih übergehen, Aa,

LS schreibt „freie Kost y zwar nicht prächtig aber ia 16% uns sie von der Freigedigkeit des Wenn kein Krieg war, so waren die Di müßig und größ:entheils zu Haus. Gir L: Landes - Angelegenheiten ihre Gegenwart bei igrem Herrn nothwendia machten, 0 mußten sie Einfolge leisten. So waren sie unter andern g‘halten auf Ln Landtagen (pi/acit:8), fo ihr Herr gusshrieb, in curia domini zu erscheinen, und hieraus ist es erklärbar daß diejenigen Landsaßen, so zu der adeligen Dienst- mannschaft von Jülich und Berg gehöcren, immer A i Brad i gegenwärtig waren, indes die an- } andsaßen, so nicht i K j - hörten, vielfach l idtic P Aber noch ein zweiter Umstand tru Seini hiezu bei. Die Landsaßen, so M der e A gi|chen Diensimannshaft gehörten, hatten, wenn sie in curia domini erschienen, als Dienstleute freie Zeh- rung, die anderen Landsaßeu ader nicht. Diese muß- ren auf ihre eigene Rechnung zehren, und dieses ist ett Daupturhae, daß diese so wenig Gebrau ige T TLUMR gemacht haben, die gemeinen Land- Als im 16ten Jahrhunderte die stehenden Soldaten auffkamen, und die Dienstmannschaften, nach der Ein- [rgeung des Schießpulvers ihre Bedeutung als Kriegs- Einrichtung verloren hatten, so wurden sie fclten mehr eingefodert, uud wenn sie bei den Berg- und Jülich {en Landtagen noch in curia domini ersdckienen so nahm der Herzog sie niht mehr ins Schiof “0 man gar nicht mehr auf die Verpflegung einer ‘cabiréichen Dienstmann{chafr eingerichtet war, sondern er ließ seine Dienstleute in den Wirthshäusern von Düßeldorf ver- pflegen. Endlich als ihm dieses au nochch zu um- E oar, fo gab er ihnen täglich ein gewißes Stü Geld, wofür ste sich nebst ihren Knechten und Pferden selber in den Wirthshäusern beköstigen konu- ten. Sie erhielten täglih 4 Rthl. welches na e damaligen Fruchtpreisen, dem Werthe von 2 Scheffeln Korn 4 Scheffein Hafer und 100 Pfd. Heu glei if. 08 Dieses ist die Entsehung der Tagegelder auf de s Landiagen. L Daß sich die Save aber tvirklich das geht aus einem Berichte der Seände Aeiacs T diese im Jahre 1720 an den Reichshofrath bia und in dem sie den Punkt mit den Diéten bib, Sie sagen in diesem, es sey unrecht, daß ißnen der Kurfürst am Neicbshofra‘he vorgeworfen daß fïe jährlich über 30,000 Rthl. verlandtagten und daß sie deswegen die Landtage so in die Länge zögen damit sie viele Dieten macven fönnten. Es sev ihre Scbrld nicht, daß die furfürstliben Herrn Räthe solche Pro- positionen machten, die sie niht annehmen Baren, und worüber sich die Unterhandlungen so in die Längs