der Kammer der Abgeordneten der Vetfaßung nicht entsp:echend sey, und daß deshalb die Kammer der Standesherrn auf die Frage: 0b irgend eine Steuer bewilligt werden könne, ohne vorherige Prüfung über- haupt einzagehn, sich außer Stande befinde, worüber sie sih auch unumwunden ausgesprochen. Dabei sey sie jedoch ciñstimmig der Meinung gewesen , daß bei der Dringlichkeit der Umstände und in stetem Hin- blickde auf das unzertrennliche Wohl des Königes und des Vaterlaudes, lur Sicherung des nngestörten Ganges der Staats: Verwaltung, Vorkehrungen zu rreffen wären. Dieser Zwoeck hätce sich durch die von der Kammer der Standesherrn erklärte Bereitwilligkeit zur Erhebung der Steuer bis zum
! Zeitpunkte der Verabschiedung vollkommen erreichen
laßen. Sie könne nur bedauern, daß die Kammer der Abgeordneten diese Ansicht nicht getheilt habe, und müße es ledigli anheim geben, ob nicht aus dem ge- genwärtigen Vorgange für die Verfaßung seldsstt in Zu- unft nachtheilige Folgen zu besorgen seyn möchten. ‘*
Der Präsident der Kammer der Abgeordneten demerkte |
hierauf, daß man unter diesen Umsiänden die Stim- men beider Kammern zusammenzählen müße, welches
ein Resultat von 64 gegen 37 für die Bewilligung |
ergab. Er \chlug daher eine von ihm bereits abge: faßte Addreße an den König vor, deren Genehmigung auch in sofern fein Bedenken finden konnte, als sie dem Beschluße der Mehrheit gemäß war.
Eee É E I I E R A T E "nament anme mm
Akxtenmäßige Nachrichten über die revolu- tionairen Umtriebe in Teutschland.
(Fortfezung. )
Wenn die Akten über die revolutionairen Umtriebe in Teutschland werden öffentlich bekannt gemacht seyn: so wird das Publitum aus den darin enthaltenen zahl: reichen -Beweisen ersehen, daß die teutschen Reforma- toren den Namen der Radital-Reformatoren, wie in England, im eigentlichsten Sinne verdienen.
Sehr richtig schrieb daher einer derselben, der Schulamts-Kandibat M... - im ahre 1819 in ein Stammbuch. „Is unfer Werk — Erneue: ecuug der Welt — von Menschenhand, so wirds vergehen, ists aber aus Gott, wer wills dämpfen 2“
Aus den Akten wird sich ergeben, daß ihre, theils in förmlichen Vereinen, zu welchen die Bu!schenschaf- ten und dic sogenannten Tutngemeinden die Vorbe: reitangs:Klaßen rwoaren, theils in formlosen Berbindun: gen verfolgten Zwoecke, die Veränderung dés gan: zen kirchlichen und bürgerlichen Zustandes von Teutschland und der einzelien teut: schen Staaten waten. Snfonderheit enthalten die Üntersuthungs: Akten zahlreiche Bestätigungen, daß se Teutschland eine republikanische Verfaßung zugedacht hatten. Wir heben hier verschiedene darü: ber zu den Untersuchungs - Protokollen niedergelegte Geständniße aus. E
So gesteht der S!udent M — zum Protokoliè vom 1. Mai 1819. „Ich habe mit Einzelnen darüber ge: sprochèn und wir sind darüber einig geworden, daß ein teutsher Freistaat dem ächten Volksleben am an- gemeßensten sey.“
Der D S... zum Protokolle vom 15. Mai 1819. y, Durch diese gesellschafilichen Unterhaltungen find wir in unserer Ansicht Über Staat und Staats: Verfaßung darin Alle übereingekommen, daß nur in ei: nem Freistaate das erreicht werden könne, was nur überhaupt in einem Staate Wünschenswerthes gesuchr werden kann. So sehr wir auch immer bereit waren, einer vernünftigen Belehrung zu folgen, so sind wir doch in unserer Ansict, wiewol viele Einwendungen dagegen gemacht wurden, noch nicht widerlegt worden. Ein Zaeck, der sih nun daraus ergiebt, ist folgender : zur endlichen Herbeiführung eines solchen Zustandes, den man für den besten hielt, mitzuwirken.“
Der Student B .… . zum Protokolle vom 21. desf. M. „„Es wurde von den Meisten untek uns ein Freî- staat, als die rehtlihste Staatsverfaßung ànerkannt z; über einzelne Staatseinrichrungen in derselben wurde ebenfalls verhandelt und öfters die aus dieser Ver- handlung hervorgegangenen Resulräte niedergeschrieben und in der nächsten Versammlung wieder vörgelegt."
Der Student B. — zum Protokolle vom 1. Jun. dess. J. „„Uus Underer Ueuserungen habe ich den Schluß gefaßt, daß die Bibelunterhaltungen auch auf poli: tische Gegenstände angewandt worden, und glaube ich, das sich die Mitglieder des Vereinec ein Fdeal von
einèr Staatsverfaßung bildeten, auch auf deßen Realiz fixung hinzuwirken suchten, ohngeachtet so viel ih be- urtheilen kann, wol Viele von ihnen Überzeugt seyn möchten, daß sie einen solchen Zeitpunkt nichi erleben: werden. Aus einzelnen Aeuserungen habe ich schließen zu fônnen geglaubt,
liege, und daß nam-:ntlicy für Teutschland die Verei- nigung zu einem einzigen Staate für zuträglich erach- tet werde. Nach ven Aeuferungen eiazelner Schwar: zen muß ich glauben, dap Biele derselben der Mei- nung gewesen und. noch sind, man müße das Volk für dergleichen Jdeen empsänglico machen, auf die Be- s%Hränkung der Hecrscgergewalt in den Monarchien einwirken, und durch beides den beab chtigten Frei- taat herbeiführen. Der — hat már geäusertz ein Freistaat tónne unter dermaligen Umständen schlech- erdings nit durch Emporung realisirt werden, son- dern es müße vielmehr die Einführung der Land- ¡ände beri: tft, diesen immer mehr Einwoirkung zu- gecignet und dadurch nah und nach ‘ die Gewalt dex «Ursten decgest2lt eingeengt werden, daß von dieser Seiuie der &inführung eines Freistaates kein Hinder- 1s mehr im Wege stehez die sfkttliche Verbeßerung des Voifes gehöre ebenfaus zu den Beförderungsmit- teln eines Freistaates.‘
d Der Kandid:t L... . zum Protokolle vom 25. Jul. 1819. „Die Zwecke der Vereine waren auf Her- veiführung einer veränderten bürgerlichen Becfaßung gerichtet, und zwar so, daß man zunächst im Großher- vogthumne a ck67: Me allgemeine Volksrepräsenta- tion einzuführeri, demnächst aber den bürgerlichen Zu- stande in Teutschland eine andere Gestalt zu geben ih bemühen woüe. Jn leßter Beziehung waren, so viel ich erfahren, die meisten Mitglieder jener Béreine darüber cinverstanden, daß Teutschland in ei- nen gemeinsamen Freistaat umgewandelt werden müße. Jn Betreff der Maasregeln, die zur Verwirklichung folcher Ansichten bereits getrossen worden, hade 1ch von Anderen erfahren, daß die im H... schen sta:tgefun- denen Versammlungen der Gemeinden durch Mitglieder jener Vereine veranlaßt worden seyen. Sie sollen dabei auf die Weise thätig gewesen seyn, daß Ein- zelne von ihnen nach Maasgabe ihrer persönlichen Verbindungen, die Vorsteher und Prediger vermocht h¿ben, ihre Gemeinden zu versammeln, bei deren Zu- sammenkünfcen dann die anwesenden Mitglieder der
Vereine ihnen ihre Absichten und Pläne vorgetragen |
und zur Theilnahme an denselben aufagefodert haben. Die Mitglieder der J... « er Gesellschaft (deren Mit- glied Deponent selbst war) hatten sich vorgeseut, die- sen Weg auch zu betreten.
Der Student G ... zum Protokolle vom 25. Au- gust 1819: „Jch bin nicht Mitglied der Schwarzen, und fann auch von ihrem Treiben und Wirken aus eigener W hrnehmung durchaus nichts angebeu. Nur das habe ih aus den Aéuserungen von K... ent nommen, daß der Verein den Zwet habe, Teutschlaud Einheit zu gében und zu einem Freistaate zu bilden."
(Siehe Beilage),
4 geglaubt, daß besagtem Jdeale von einem Freistaate die Freiheit und Gleichheit zum Grunde |
Seil age zum 17ten Stúcke der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung,
vom 26s\ten Februar 1320-
E
Aktenmäßige Nachrichten über die revolu- tionairen Umtriebe in Teutschland. (Fortseßung. )
Der Kandidat S... «- - - - - zum Yrotokolle vom 15. August 1819: „Der Zweck des Bundes zu M — sey, wie ihm — wörtlich erzählt habe, Sturz der teutschen Fürsten gewesen.“
Der schon erwähnte Kandidat L — zum obgedach: ten Protokolle: „A... +- sagte mir um Michaelis 1318, daß er durch die Heidelberger Zusammenkünfte die Ansicht gewonnen hade, es könne eine allgemeine Republif in Teutschland bestehen.‘“‘ Und dieser Stu: dent A... +. zum Prorotolle vom 29. September 1819: „Es war unser Zweckck, ebenso wie der Provin: zial :- Unterschied der Studirenden auf den Universitä: ten aufgehoben wurde, auch eben diefen Unterschied für ganz Teutschland aufzuheben, also die verschiede: nen Länder Teutschlands zu einer Einheit zu bringen ; wir waren darüber einig, nach geendigten Studien: Fahren, und nach dem Uebertricte in burgerlice Stän: de dafür nah unsern Kräften roirksam zu seyn. Es ist allerdings unser Wunsch und Wille gewesen, ‘daß in der Zukunft Teutschland, mit Aufhebung der jeßt- gen Ländece:ntheiiung , nur ein einziger und ungetheil- ter Neichskörper seyn solle, und hierauf haben wir, Je: doch nur durch Mittel des Wortes und der Schrift, hin uwirken in unserem Zwecke gehabt. Die Grund- Sdee der vesten Staatsform Teuischlands war die Ein-
N heir im Allgemeinen ; dagegen war es unentsczieden, ob
wpoir diese am oesten in einem monarchischen , repubilifas nischen oder anderen Regierungs - Prinzipe feststellen würden. Jch habe nicht sowol aus viesen Versamm- lungen, sondern aus vielen anderen Unterhaltungen, die Ueberzeugung gewonnen gehabi, daß vie Republik die hécchste Staatsform sowol im Augemetinen als auch in Bezug auf Teutschland, und es wünschens- werth sey, solche einstmals einzuführen. Die G-- A und D....... wollten, daß das teutshe Reich ein republifanischer Körper werden, und dap alle Terri- torialherrshaft aufhören folle. Sie hielten die Zeit und Teutschland noch nicht reif ¿zur plóguichen Einfüh- rung einer Republik, und also es angemepen, Schritt vor Schritt zu gehen, und aus der repräsentativen monarchischen Regierungsform demnächst eine Republik zu entwickeln, und hatten angenommen, daß annoch zwischen der repräsentativen Monarchie und der Re- publik durch Zeit und Um\tánde Uebergänge sich dar- bieten würden , die vorauszuberechnen weder nöthig, noch au möglich sey. — In J... ist eben fals die reprásentative Verfaßung als ein Uebergang zur repu-: blifkanischen, also als ein Mitrelzustand, angenommen. Aus den in Beschlag genommenen Briefen gehören insonderheit folgende hieher : : Der Student A. ++ + ¿{V «o 820 schrieb unterm 18. Juli 1818 am L«-++« „Die G Und D „5 haben die Jdee einer RepuU- blik fest in der Brust ; ih habe ihre Grundsäße gelesen, und ihre Grundzüge, wie der Staat seyn müße. Noch kann ih damit nicht ibereinstimmen; ic will wol einen freien Staat aber keinen Freistaat, weil ich noch nicht glauben kann, daß dies für Teutschland passend seyn werde. Jch halte ihnen noch die Widerpart. Das nächstemal, das wir zusammen kommen, da wirds tüch: tig losgehen, da wird darüber gesprochen. Jch will einmal sehen, ob ich. das, was ich will, durchseßzen kann. Lieb wäre es mir, denn ich bin jet fest über: zeugt, daß eine Republit nicht für uns paßen werde. Nähme ich auch das als héchstes Jdeal, was sich vers
wirklichen laße an, so müßten auf jeden Fall Mikt- telzustánde angenommen werden, wie es auch in J.-.+ geschehen ist.‘
Jn dieser Zusammenkunft hat indeßen die repus blikanische Partie gesiegt, denn dieser L... . sagt zum Protokoll vom 24. Fulius 1819: ‘¡A sagte mir um Michaelis 1818, daß er durch die H. + B s Zusammenkünfte die Ansicht gewonnen habe, es könne eine allgemeine Republik in Teutsch= land bestehen.“
Der Student G... zu J... schrieb 1813 an den ebengedahten A... « +- „Bleibe fest im Deinen Grundsäßen und vertheidige sie gegen Die, die noch mehr wollen. Unser Volk ist ja noch nicht #0 mündig, daß es das Allerbeste und Schönste verlangen fönnte, nämli die republifanische Gleichheit und Freiheit.“
Der D. B ...- warnt daher unterm 16. Aprik 1819 die Genoßen seines Vereines, den D. P... im ihre Geheimniße nicht einzuweihen: „Reger für die LWißenschaften als P... könnt Jhr keinen finden, ader sie sind thm auch Alles; auf sie bezieht er Alles, daher will er fkeiae Einheit in Teutschland, sondern in kleine Staaten vertheilt, damit jede Residenz einen Licht- Punkt hade. Freistaaten taugen ihm nichts, weil geiz stiges Wißen in ihnen nicht genug. befördert wird Es
Die verschiedenen Vereine beschiéten und bespra- chen sich auch gegenseitig über die republifanische Form.
So gesteht z. B. S... „daß die Frage: ob ein Freistaat für die beste und allcin rech1mäßige Form einer Staatisverfaßung zu halien sey2 in den vom Studenten G... +-. von G...-- Ra A e gedrachien Punkten enthalten gewesen,“ Uno der Studenr W.....+ch. zum Protokoll vom 26. Julë 1819: „daß in den ebengedachten nah J... gebrach- ten Punkten auch die Auffoderung enthalten gewesen : man möge sich auch darüber erklären, ob man den Freistaar für die beste und allein rehtmäßige Staats- Verfaßung halte. ‘‘ Auch akademische und übrige Leh- rer theilten diese Ansicht.
So fagt z. B. der P. F. ++ in dem im Ver- éine zu F es vorgeleseneu sogenannten politischen Gla= bensbekenntniße: „Ich halte heilig die Formirung einer tünftigen republikanischen Reichsorènung für Teutscylands ‘Einheit ; ich halte heilèg die republifa- nische Gemeinde-Verwaltung dur Gleiche; das Volk ist das Heer und der Herr!“
Der D. F . äuserte zu seinen Schülern : D. hat Unsinn geredet; er hat nicht das Höchste einer Verfaßung dargestellt, denn er will eine erbliche monarchishe. Das ist Unsinn ; denn wenn das Reich Gottes kommt, dann muß es nur Freistaaten geden ; demokratische Verfaßung ist die Urform, zu der müßen wir wiedertehren.‘“ Und in einer Drudckschrifi : „Das Enthoheiten, Entiändern und Entherrschern duldet, trägt, liebt und lobt das Volksgefüdl. Nur fär kleine Sünden hat die Weltgeschichte uuamerx Verge- bung. Jedes nichr entvolkthümlicdte Volk is immer einig, Eins zu seyn, und Scheidung i| idm Ehez bruch. Wider die Volklosigkteit dilligt das Volk Hippokrates Mittel wider denKredsL: was Arznei nicht heiletr, beilet das Eisen, was das Eisen nicht Hetilet, deilet das Feuer.“
Der P. fragte unterm 21. ezember 1818 den Gymnasfasten L „Also auv zu Cuch ist die Lehre vom Freistaate gedrungen 2" Daß diese
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