1820 / 18 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 29 Feb 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Lehre wirklich zu Tertianern und anderen Schülern gedrungen. und von ihnen bearbeitet worden, geht aus den in dieser Zeitung bereits mitgetheilten Fragmen- ten hervor.

Daher gehörte denn auch eine teutsche Revolution zu den Wünschen, und selbst zu den Mitteln dieser Staatsverbeßerer. :

{ Schon der D. K... äusert in den Briefen an den D. J... am 11. Juni und 15. August 1809: „„Durch Näpoleon und den Napoleovism muß man erst Alt - Europa zu Grabe tragen helfen. Der Mapoleoniem ist der Inbegriff der Hinausschleuderung dér Französishen Revolution auf ganz Europa 3 ic segne ihn deshalb als Mittel. Vivar Napoleon, dieser geniale Beschleuniger der Europäischen Revo: lution!“

Der v. B. schreibt unterm 15tken Juni 1815: „Wenn das Neue sich auch theoretisch darstellet, #0 ist es nach der Meinung der wohlmeinenden Erfinder doch nichr anders mit der Wirklichkeit zu versch mel- zen, ale wenn in dieser zuvörderst das Unterste zu oberst gekehrt wird. ‘““

Der Student ..«.. unterm 6. Juni 1817 an den Studenten S. „Eine Revolution ist wol unausbleiblich. ‘‘

Der Student L..... an A. unterm s. Mai 1818 : „Es wird beßer, es wird gut werden mit uns, wenn es auch vorher noch recht arg darunter und darüber geht; das muß seyn.

Der Student H... unterm 531. Auguskt 188 anden L. „Wäre doch durch Sands Dolch ein Fürst gefallen; ein solches Aas hátte die Adler zum Kampfe herbeigelockt, hätte die Völker geshüttelt und die gebundene Kraft gelöset ; vielleicht zu früh, aber offenbar wäre es gesehen, und frühzeitige Früchte sind oft die besten. ‘‘ :

Dee D. S... .. an den P. MW .. unterm 20. August 1815: ¡, Weichen werden diese bösen Geister am Ende, so wie ich überzeugt bin, daß diese unge- heure Gährung für das neue Prinzip, welches sich in der Welt geftalten soll, gewiß zum Heile der Bolkter enden wird, troß aller Gegenarbeiten edler Regenten: Familien, aber des Blutes muß noch viel fließen auc in unserem heiligen Vaterlande. Zu diesem ge: wis entscheidenden Ausbruche aber müßen die Gutge- sinnten einstweilen sich vorbereiten dur Betämpfung der \chlasfen Philisterei, damit sie dann vereinigt das S1reben des Volkes nach dem ihm nothwendig gewor- denen Heile hinlenken können. Aus diesem Gesicht- punkte haben wir, was vor Deinem Weggange von hier verabredet wurde, seitdem auszubreiten gesucht, und besonders sind ‘ie in N. thätig gewesen. ‘“‘ So wie unterm 26 Mai 1816: „Das tandem - bona causa triumphat rergeße ich nie, allein daran fann man doch nicht mit Freuden denken, daß bei dem Bündlerwesen, was jeßt unker den hohen Häuptern einreißt , der Triumph in Güre gestattet würde z ““ Und unterm 20. Juni 1817; Mir Güte erlangen wir armen Teutsen nimmermehr unser Recht. Stürme muß es geben, und sie müssen herunter die großen Rechrsdiebe. ‘‘

Der S. . schreibt (1817) an M.: „Jch stu: dire die Geschicbte der Revolutionen, welche den Völ- kern, so lange sie nicht in orientalische Thierheit und Sklaverei zurücfsinken, und davor scküßt uns Gei- stesfultur und Geistesbedürfnis eben so: nothwens dig sind, wie dem einzelnen Menschen das Athmen ‘‘

Der P. A... unterm 19ten September 1615 an R. „Das Vaterland kann wol kaum ohne eine wilde Umwälzung gerettet werden. ““ So wie in einem spáteren undatirten Briefe: „Wilde Menschen mit Kraft und die Gewalt der Kleinen fann uns allein ret- ten, wenn wir rettbar sind.‘ Und in dem Briefe vom 22. April 1819. „Wir müßen viele Täuschungen auf- geben, die auc wir uns gutroillig gemacht. haben , es könne alles stilec und leiser mit Vernunft werden. Nein, -der Geißel und Peitsche dedürfen sie noch, und

fle werden sie noch haben. Aber Wahrheit wird Wahrheit bleiben, und Recht Recht; das Leben einer gesunden Freiheit wird obsiagen, das ist dec Trost, der uns aufrecht halten muß. Wir haben auch unsere Uliras und die vornehme Junterei legt fi dik und frech vor, damit nichts mit Mäßigung und Besonnen- heit geschehe.

Wollen dann die Pfafsen und Junker, |

so mögen sie in ihr eigenes Verderben hineinfahren, und dann, wénn die große siegreiche Tragödie tragisch ausgespielt is, dürfen wir endlich sagen, Gott hat es so gea ollt, obgleih wir gutmüthig und rechtlich, es viel milder uno sanfter wollten. “*

Der D. W..-..- unterm 22. Mai 1819 an B. ,, Wodl bin ih überzeugt, baß mit allen unseren Ver- faßungen 2c. noch immer wenig gethan ist, allein das Volk wird um so eher den gew«ltigen Schritt zu sei: nem künftigen Glúücke thun. Nur ein gänzlicher Um: stur; kann uns retten. Drum muthig die Hande ge: regt, nieder mit den alten Gothischen Ueberresien des Mittelalters!

Auch in dem engern Vereine in I - «- ist nach der Aussage des L... .. vom 22. Juli 1819 geäusert; Der jegige Zustand Teu'schlands sey von der Art, daß eine gewaltsame Umwandlung der bestehenden Verhäitniße als das einzige Mittel zur Berbeßerung ersczeine. „An einer gewaltsamen Revolution Theil| zu nehmen schien mir damals Recht und Pflicht; —| ih habe den Wunsch sehr lebhaft gehabt, daß ein Volksaufstand, den ih nach meiner damaligen Stim- mung (1818) für das einzige und wirksamste Mittel zur Verbeßerung des despotischen Zustandes in Teutsch: land hiel:, erfolgen möge, und ih leugne nicht, wenn dergleichen damals geschehen wäre, Theil daran genommen haben rcürde.‘ |

So sagt der D. J... in einem bei ihm gefundenen eigenhändigen Aufsaße: „Es ist kein Heil für Teu!schland und keine Rettung, wenn man nicht in allen kleineren und größern Staaten die alten Verfaßungen, worin nue Aristokratengezücht heckt, recht umkehrt;‘““ So an einen andern Orte: „Der Baum fällt niazt auf einen Hieb, Dem Teutschen kann nur durch Teutsche geholfen werden. Wälsche und Wendische Helfer bringen nur immer tiefer ins Verderben. Teutschland braucht einen Krieg auf eigenem Herde, und eigener Faust, um sih in seinem Vermêgen zu fühlen; es brauct eine Fehde mit dem Franzosenthume, um si in gan: zer Fülle seiner Volkthümlichkeit zu entfalten. Diese| Zeit wird nicht ausbleiben, denn ehe nich! ein Land die Wehen friegt, kann kein Volk geboren werden.“

Sie bemüheten sich, das Volk ¿um Voraus von den Segnungen einer Revolution zu üÜüberzeugin. Der éhemalige Jenaer Student Johann Ferdinand Witte, schrieb einige Wochen, ehe er sich nach Eng) land einschisste, unterm 1. Dftober 1819 an F------ „Ich habe jeut eine Schrift ausgeaibeitet , die näch: stens hoffentlich zum Drue fertig seyn wird, in der ich das Wesen des Staates, wie er seyn soll und wie er is, zusammensselle, und den so unendlich mis8vet standenen Begrisf von Revolutionen und deren Noth: wendigkeit und Nuten, wenn sie eintreffen, zu ent: wickeln suche; und dieses ist mir, wie mir treffliche Männer versichern, ziemlich gelungen. Es wird viel: leicht ‘Manchen, der bisher ohne Grund davor zurÜd:| schauderte, darüber belehren.

Wahrscheinlich s{öpft jeßt dieser unbärtige Radi: fal-Reformer aus seinem Manuséripte die ganz in solchem Geiste von ihm zum Morning: Chronikie gelie ferten Artikel über Teutschland, die aber das teutscch! Volk über die Segnungen einer Revolution eben so | wenig beruhigen dürften, als es im teutshen Volke noch Mehre geben möchte, welche nicht mit dem Haupb stifter des engeren Vereines zu H den D. A P...-..-.--.-+ darin einen Trost finden, von sich sa: gen zu können: „Nicht der Brautkranz, sondern das Henkerbeil wird unsere Locken zieren ! ‘‘

(Fortsetzung folgt.)

Cort eenRO S S C T geren

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Al gemeine

Preußische Staats -

eitung,

18 Stuck. Berlin, den 29sstten Februar 1820.

l. Amtlihe Nachrichken.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 29. Februar. Se: Majestät bek König haben dem Grafen vón Sclabrendorffff zu Paris, den Königlich Preußischen St. Fohanniter- Orden zu vérleißen geruhet.

Sé. Majestät der König haben allergnädigst geruhet den bei dér Regierung zu Merseburg ange? stellten Regierungsrath Stréckfüß zum Geheimen Regierungs - und vorträgenden Räthe im Ministeriuni des Jnneren zu ernennen und das darüber sprechendë Patent allerhöchsst zu vollziehen,

Der bisherige Syndikus der hiestgen Universität, Kammergerichtsrath Scheffer, ist zum hiesigen Uni- versitätsrichter ernannt worden.

Bei Gelegenheit der am 10. dieses Monats státt: gefundenen Dienst: Jubelfeier des bisherigen Hütten- Bau - Inspektors Reinhardt bei dem Brandenburg- Preußischen Oher-Berg:Amtez haben Se Majestät allergnädigst geruhet, den Jubelgreis mit der Verlei- hung des allgemeinen Ehrenzeichens erster Klaße zu hegnadigen, ihm zugleich den Karakter eines Hütten» Baurathes huldreichst beizulegen, und das darüber sprechende Patent allerhöchstselbsi zu vollziehen.

If. Zéitungs8-

Aüsland.

Paris, vom 19. Februar. Einige Tagblättek ver- breiten, daß der Graf Decazes bei dem Könige séine Entlaßung nachgesucht habe. Die Kränkung; die ihin duïch die von dem Herrn Clauzel von Caus8s8ergues in der Kämmer der Abgeordneten er- régte Scene zugefügt wörden, könnte diesen Entschius vielleicht bestimmt habeti. Für heute ist jedoch hier: über noch nichts entschieden. (Indes bezieht \ch dié Hamb. Lisie der Börsenhalle auf Privatbriefe aus Amsterdam vom 22 d.» welche die Bestätigung der Nachricht enthaltèn und sich allerdings auf Pariser Briefen von späterern Datum, als dem vbigen, grün? den können).

Dér Abgeordnete Hr. Clauzel v. Cáussérgues ist ein Rechtggelehrter aus dem Departement Avcyron gebürtig, Er wanderte während der Schreckenzeit aus, und diente in der Condé schèn Armee. Spâätérhiit ward er als Rath im Kaßationshofe angestellt. Jn der Kammer hat er jederzeit mit der rechten Seile gestimmk.

Es scheint , daß auch in der Kammer der Pairs durch den Hetzog bv. Figz-James ähnliche Beschul- digungen geäusert röorden, indem der Herzog in der Sitzung der Pairkammer vom 15. bemerkte, daß sei- nen Worten eine irrige Deutung gegeben sey.

Die Kammer der Pairs hat ihren Ausschuß zur Prüfung des Gese: Entrourfes über die Beschränkung

Nachrichten.

der Presfreiheit für die politischen Blätter aus den Páirs, Herzog von Rochefaucauld-Lianrour t, Marquis von Pastoret, Graf Boißy d’Anglas, Graf Darü und Vicomte Montmöorenci gébildet. Es verläutet, daß drei Mitglieder für die Verwerfung, und zwéi (unstreitig Past orét uúid Montmorenci) für die Beschränkung auf Ein Jahr gestimmt haben. Man zioeifelt jedoch nit) däß die Mehrheit der Pairs dàs Geseh, sd wie es abgefaßt worden, añnehmen werde. Die Hauptbestimmungen desselben sind, daß durch 5 Pairs, 5 Abgéordneté und 5 vom Könige zu ernennende Staäatsbeamte eiñe Ober-Censur-Kommißion gebildet wird, welche die für die politischen Tagblät- ter bestimniten Censoren ernennen und abändern ; daß, unabhängig von deë gerichtlichen Verfolgung wegen etidanigen Misbrauches der Preße , blos auf die Um: gehung der vöórgängigen Censur eine Gefängnisstrafé vón 1 6 Monáten nebst einer Geldbuße von 9200 bis 1200 Fr. geséht wird, und daß die Censur:-Kom: niißion befugt ist, die Suspension eines solchen Blaät- tes kis auf 6 Monate zu vetfügen.

Die gerichtlichen Ansprüche wider die Heräusgeber ber Zeitungen vermehren sich. Außer dem durch den Minif{-er dev Jnneren felbst angeflägten Heráusgeber dés Drapeau blanc, sind auch die Verfaßer der Renommée und des Censeur wegen Misbrauches der Presfreiheit in

Anspruch genomm?Nn: