1820 / 19 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 04 Mar 1820 18:00:01 GMT) scan diff

der Religion, der Moral und der öffentlichen Ordnung in den Geseßen gar keinen Schuß. Auf der anderen Seite werde Niemand die richterlichen Aussprüche, durch welche die Verfaßer strafbarer Zeitungs - Artikel für nihtshuldig erklärt worden, ohne Unwillen ver- nommen haben, Die Minifter hätten jedoch sehr un- recht ‘gehandelt, durch diesen Erfolg eingelciteter Un- tersuchungen von der Anílage ähnlicher Misbräuche der Preßfreiheit sih abhalten zu laßen. Die Sorglo- sigkeit und Befangenheit einiger Geschwornen würde Xein Beispiel für die anderen gewesen seyn. Indeß müße solchen Mängeln der Gesezgebung und der Ge- richtsverfaßung abgeholfen werden, und dann werde es der Beschränkung der Preße durch ein Geseb nicht bedürfen, welches die Kommißion für illusorisch, un: vollständig und verfaßungswidrig halte. Die Kam: mer hat ihre Disfußion Über diesen Gegenstand noch nicht angefangen. / Die Kommißion der Kammer zur vorläufigen Prü» fung des Gesezes wegen Beschränkung der persönlichen Freiheit hat, wie es heißt, mit einer Mehrheit von S gegen 4 Stimmen das Geseß angenommen, doch

wesentliche Abänderungen hinzugefügt. Tagen den Herzog von

Wir erwarten in einigen Wellington. i

Der Graf von Greffullhe, einer der reichsten Grundbesiber in Frankreich, im vorigen Jahre vom Könige zum Pair ernannt, is hieselbst gestorben.

Die vor einiger Zeit in öffentlichen Blättern er- wähnte Anklage wider den Grafen v. Boubers und den verantwortlichen Herausgeber des Drapeau blanc, Herrn Ducasse, eine ungeziemende Aeußerung über den Verkauf der ehemaligen geistlichen Güter betref: fend, ist zu Gunsten des ersten, wider den leßten aber dahin entschieden, daß er neben s8tägiger Gefängnis: Strafe eine Geldbuße von 500 Fr. bezahlen mup.

Der General Sarazin hat die ihm zuerkannte shimpflihe Ausstellung nunmehr erleiden müßen und ist zur 10jährigen Strafarbeit auf die Galeere abge: führt worden.

Die von den Pairs niedergeseßte Kommißion zur Untersuchung wider den Mörder des Herzoges von Berry ist noch nicht beendigt.

Die Renten stehen wieder 73 Fr. 85 Et. Jhr Fal: len nah dem unglücklihen Ereigniße fonnte nur der Besorgnis zugeschrieben werden, daß unsere Fondo im Auslande leiden dürften. Da diese Besorgnis nicht eingetreten, hat au der Ministerwehsel teine Ver- änderung hervorgebracht.

London, vom 22. Februar. Das Leichenbegäng- nis des hochsel. Königs fand am 16. d. abends 9 Uhr mit allem Pompe hergebrachter Feierlichkeiten in der St. Georgs Kapelle im königl. Schloße zu Windsor statt. Bei dem großen Andrange der versammêlten Menge herrschte dennoch würdige Stille und die größte Ordnung. Das Englische Volk bezeigte seinem ver: storbenen ehrwürdigen Monarchen den leßten äußerli- chen Tribut der Achtung “und Verehrung. Jn London herrshte den ganzen Tag über eine dumpfe Stille, die nur durch den einzelnen Schall der Todtenglocken und von 6 bis 9 Uhr abends durch das Geschüß vom To- wer unterbrochen wurde. Die Kanonen des leßten, so wie die im Park aufgestellten, wurden von 5 zu 5 Minuten gelöset. Jn allen Kirchen der Stadt und der Vorstädte war von 9 Uhr morgens bis abends spät ein ununterbrochener Gottesdienst und alle Geschäfte, bis auf die der Post, waren geschloßen.

Es wurde Niemanden versagt, die königl. Leiche in Parade zu sehen. Jm Audienz-Zimmer befanden sich die Ueberreste des ehrwürdigen Königes. Unter dem Gemälde Händels *) war ein Thron errichtet, reich mit schwarzem Tuche beschlagen , unter welchem der Sarg auf einem

Sarkophag ruhte. Die Yeomen von der Garde in ties

*) Der verewigte König war ein Freund der Musik, und ‘liebte vor allen Händels Kompositionen. Nachdem er im Jahre 1810 in die Geisteskrankheit verfallen war, ‘die ihn nie wieder verließ, hatte die Musik die Kraft behalten, ihn für irdishe Dinge empfänglih zu machen z

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„Und wenn er mit seinem lang herabfließenden Barte jj

fer Trauer ¡mit ihren flor- umwundenen Hellebarden, | bildeten eine Doppel: Linie durch den Saal. Am oberen Ende des Sarges saßen die aufroartenden Lords, Lord Graves und Graf Delawar (welche nach: her durch den Herzog von Yorfk als ersten Leiotra: genden abgelöset wurden); die Pagen und andere Hof: bediente des verstorbenen Königs standen am Fuße des Sarges.

Auf dem Chor der Kapelle war ein Sarfkophag errichtet, um welchen ein Geländer gezogen war hin: ter dem sich die Schüler aus Eton (100 an der Zahl) | befanden, Ueber dem Eingange der königl. Gruft roar | ein Thronhimmel von Purpursammet, nebst einem Kißen, worauf die Krone lag. Um 8 Uhr marschitte das Zte Regiment der Fußgarde mit gesenkten Gewehren | in die Kirche, und biidere 2 Linien nah dem Sar- kophage ; Viele trugen Fackteln. Um 9 Uhr erxtonte in der Ferne die Symphonie des Todtenmarsches von Händels Saul und gleich drauf sebte sich die Pro- ceßion vom Schloße in Bewegung, die Känonen wur: den gelöset und alle Musik - Chöre des Goldstream-: Regimeutes spielten denselben Marsch.

Bei Erdlickung des Sarges waren alle Häupter entblößt, und blieben so, bis er dem Auge entschwun: den war. Die Marschälle, zwei und zwei mit schwar-

zen Stäben, eröffneren den langen, feierlihen Zug | ih welzem fih alle hohe Staatsbeamte, die Perso- | nen des tönigl. Hausstandes, die Mitglieder der öf- |

fentlichen Kouüegien, die ältesten Söhne der Barone, der Viscounts, der Gräâfen, die hohe Geistlichteit, die Herolde 2c. befanden. Hieraus die Hanöversche Krone, geiragen von einem Wappenkönige auf einem purpur- sammineua Kißen, an beiden Seiten ein Ceremonien- Mieister ; dann die Reichs-Krone, auf einem gleichen Kißen von einem Wappenktönige getragen, an beiden Seiten Ceremonienmeisier und der Ober-Kammerhere. Die Königliche Leiche, bedeckc mit cinem Leichentuche von Purpur-Sammet, worauf 10 Schilder des Reichs- Wappens lagen, getragen von 10 Veomen der Garde unter einem Baldachin von Puvpur-Sammet. An bei- den Seiten des Sarges gingen 5 Ehren-Garden mit umgetehrten Streit-Uexten, 5 Pairs und 3 Herzoge ; darauf folgte der Haupt:Wappentönig des Hosenband- Ordens, hierauf der Herzog von York in einem lan- gen schwarzen Mantel, deßen Schleppe von 2 Pairs getragen wurde, umgeben von 16 anderen Pairs und deren Gefolge, dann die Prinzen von Geblüte und der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg, sämmtlich in langen s{warzen Mänteln, deren Schleppen von ihren Pagen getragen wurden. Den Beschlus mach- tén eine Menge Kammerherrn und andere königliche Diener von dem Windsfor-Etablißement, nebsk einer be- deutenden Anzahl Ehren: Garden und Yeomen mit umgekehrten Streit:Aexten. Sobald der Zug in die Kapelle kam, stimmten die Chbie das Lied „Jch weiß, daß mein Eclóöser lebt‘‘ an. Dies dauerte so lange, bis der Sarg auf dem Leichen-Gerüste niedergesezt war. Hierauf begann- der Diakoaus von Windsor, im Bei- stande des Erz: Bischofs von Canterbury, den Gottes- dienst. Die Psalmen wurden von einem überaus zahl- reicheu Chor gesungen. Nah Kent s Hochgesang „Dör mein Gebet““ ward die von Händel auf den Tod der Königin Karoline komponirte Trauer-Musifk mit großer Wirkung ausgeführt. Nach deren Vollendung,

unter den Gebeten des Diakonus, sank der Sarg

langsam in die Gruft.

Am 17. hatten sich beide Häuser des Parlamentes versammelt, an welche die Botschaft des Königes er- ging, daß Seine Majestät bei der geseßlichen Verpflich- tung, in einer bestimmten Zeit ein neues Parlament zu berufen, der allgemeinen Wohlfahrt angemeßen er- achtet, mit dieser Verufung eines neuen Parlamentes ohne Verzug vorzugehen. Das Parlament habe da- her diejenigen Maasregeln zu nehmen, welche die Be- dürfniße des Staates während der Zwischenzeit und

* an seinem Forte-Piano saß, und Händels Sonaten spielte, konnte man ihn für eine überirdische Erschei- nung halten. Diese angenehmen Träumereien verlán- gerten seine physische Existenz bis zu dem hohen. UAltsx, welches erx erreichte,

bis zut Zusammenkunft des neuen Parlamentes erfo: derlich machen dürften. .

Beide Héuser erklärten ihre Zustiinmung, daß die baldige Auflösung des Parlamentes ratÿsam sey,

In Bezug auf die Königliche Botschaft, die Be- dürfniße des öffentlichen Dienstes zu erwägen, wurden vom Unterhause die erfoderlihen Summen für die Armee, füc die Zinsenzahlung und für die Civilliste beroilligt, auch in einer geheimen Sißung über 7 Mil: lioneu zum Behuf der laufenden Ausgaben verfügt. Die Mutiny-: Bill, ‘welche die Regeln der Kriegszucht festsest, und jährlih erneuert wird, ward bestätiget, und eben so ein Gese6s, dur welches Ulle ihrem Ab- laufe nahen geseglichen Anordnungen auf eine bestimmte Zeit verlängert wurden, einmüthig angenommen. Auf den Antrag des Lord Rußel ward, jedoch nit ohne Widerspruch, die Suspension der Wahlgerechtigkeit einiger der Bestechlichkeit beshuldigien Flecken be- \chloßen. Diese Bilüen find bereits in das Oberhaus

elangt. 5 Beide Häuser haben Beileid - Addreßen an den König und die Herzogin von Kent beschloßen,

Die Kommißion zur Untersuchung der Maasregeln, wie man die Verfälschung der Banknoten verhliten könne, hat ihren Schlusbericht abgestattet, der fein andres Resultat giebt, als daß Menschenkunst nach- machen könne, was Menschenkunst verfertiget.

Die durch verschiedene Tagblätter in Umlauf ge- seßten Gerüchte, daß der König mit den Ministern Über eine Angelegenheit von bedeutendem Intereße in Widerspruch gerathen, und daß eine En:laßgung der Minister zu besorgen sey, werden durch den Cou: rier als grundlos bestritten, und sind bereits durch den Erfolg widerlegt.

Der Kontre- Admiral Moore is zum Befehl8ha- ber der Englischen Seemacht im Mittelländischen Meere, statt des Admirals Freemantle, ernannt.

Die durch eine Dubliner Zeitung auf den Grund eines Briefes von Montreal in Kanada verbreitete Nachricht, daß unsere Nordpol: Expedition einen nord- westliben Durchgang gefunden habe, wird sehr be- zweifelt, da spätere Briefe aus Montreal nichts da- von erwähnen.

Jn Glasgow hat man zween Buchhändler wegen Verkaufs irreligióser Schriften verhaftet und zur Un- tersuhung gezogen.

Madrid, vom 17. Februar. Nach Briefen aus

Kadix vom 8s. d. haben die Königlichen Kanonierscha- luppen die Aufrührer gezwungen, ihre Stcllung bei

Santi Banez {am Anfange der Erdzunge) zu ver: laßen.

Das Korps von 2000 Mann, welches sh anschei- nend auf Tarifa gezogen, roird vom Obersten Riego, einem der Haupt-Aufrührer, befehligt. Es Hatte sich auf Veger gezogen, und nah den Depeschen des Ge: nerals Freyre starke Desertion.

Der General Freyre hat in seiner an die NRebel- len erlaßenen Proflamation auch den Officieren Bes

gnadigung zugesichert.

Spanisches Amerika. Ein in Englischen Blät- tern abgedrucktes Schreiben aus Madrid vom 5. Febr.

enthält die wahrscheinlich nicht begründete Nachricht, daß der General Elio eine Expedition von 5 bis §000

Mann zur Vertheidigung von Florida nach Havana |

führen werde.

Die Amerikanischen Blätter theilen nunmehr in | den officiellen Aktenstücken über die Unterhandlungen wegen der beiden Floridas au vie Noten mit, welche

Über die Ceßion einiger Ländereien in diesen Provin- zen an Spanische Granden zwischen dem Spanischen

Minister und dem Nord : Amerikanischen Gesandten in Madrid gewechselt worden. Jn einer Akte vom 15. : Mai 18318 hatte der König dem Don Pedro de |

Vargas und ‘einigen anderen Großen sehr beträcht:

liche Landstrecken zum Eigenthume Überwiesen, wo: ' gegen fie sich verpflichtet hatten, dieses Land in etwa |

20 Jahren bewohnbar zu machen und zur Kultux zu

bringen, damit Ackerbau und Handel in der Provénz -

beféxdert werde. Der Nord: Amerikanische Gesandte verlangte die Aufhebung der Schenkungen und zu-

gleich die Bestimmung eines Zeitpunktes, nach deßen Ablaufe feine ältere Landveräußerungen von der Krone an Privatpersonen weiter giltig seyn sollten, weil die Amerikanische Regierung auch besonders das bisherige große herrnlose Grund-Eigenthum behufs der fünftis gen Benuzung bei ihrem Erwerbe berücksichtige, Nach der Versicherung des Gesandten ist ihm auch zugesi: chert worden, die Schenfungen zu widerrufen und die Schenfnehmer durch anderweite Anweisungen zu ent- schädigen, wobei man einverstanden war, daß die Gran- den nah Indischen Gesegen nicht berechtiget wären, die geshenften Ländereien an dritte Erwerber zu übertragen, und daß fie ohne diese vom Könige ihnen niht zugestandene Befugnis ihnen von gar feinem Nutzen seyn könnten, da sie selbst kein Vermögen besäßen, um den Beding der Ur- und Bewohnbarmag- chung zu erfüllen. Am 18. Jul, 1819 schrieb dex Nord: Amerikanische Gesandte an den Minister, erfah- ren zu haben, daß Don Pedro de Vargas die Verkaufs: Erlaubnis dennoch erhalten, worauf ihm der- selbe antwortete, daß Spanien den ratificirten Traf- tat treu erfüllen werde. Jm 8ten Artifel dieses Traf- tates vom 22. Februar 1819 ist nämlich nur bestimmt, daß die bis zum 24. Januar 1818, als dem Tage, an welchem die ersten Abtretungsvorschläge geschehen, von Seiten Spaniens erfolgten Privat - Verleihungen an- ertannt werden follten, woraus die Ungiltigkeit dex Schenfungs- Afte vom 15. May 1818 sich ergeben würde. Die Unterhandlungen schließen sih Übrigens mit dem Schreiben des Herzoges von San Fer- nando vom 8. Oftober 1819, worin er die schon dbe- fannte Erklärung giebt, daß der König Jemanden, der sein volles Vertrauen besize, an die Regierung dex Vereinten Staaten absenden werde, um die Hinder- nige der Ratifikaiion zu beseitigen, welches nunmehx in der Person des Herrn Vives geschehen ist, dex sih auf der Reise befindet.

Stuttgart, vom 22, Februar. Das von der Regierung vorgelegte Geses über die Rekruten - Aus- hebung hat sehr lebhafte Erörterungen in der Kam- mer der Abgeordneten veranlaßt, indem ein Theil der- selben begehrte , daß die Zahl der jährlich zu ftellen- den Ersaz-Mannschaft auf 2,500, statt der angetrage- nen 53,300, beschränkt werde. Cotta v. Cottendorf vertheidigte besonders diese Meinung, indem er die Berechnung Über den nach der Bundes - Verpflichtung nothwendigen Bedarf an Mannschaft vorlegte, und die großen Vortheile zeigte, die überall in finanzieller und andrer Rücksicht daraus hervorgingen, wenn mau sih auf den Umfang dieser Verpflichtung beschränke. Indeß ward der Aatrag der Regierung mit 59 gege 19 Stimmen angenommen. :

Die Kammer der Standesherxn hat sich in einer anderweiten Note vom 18. d. über die vorläufige Steuerbewilligung gegen die Kammer der Abgeordne- ten dahin geäußert, daß sie zwar auf ihrem früheren Beschluße beharre, sich auf eine Steuerbewilligung ohne Prüfung, als gegen die Verfaßung sreitend, micht eins laßen zu fönnen, daß sie aber, um nicht noch größeren Zeitverlust zu verursachen, die Addreße an den König unterzeichnet Habe.

Inland.

Aachen, vom 25. Februar. Die Verordnung von 17. v. M. die fünfrige Behand{ung des Staatsschul- denwesens betreffend, hat im hiesigen Regierungs - Des partement den günstigsten Eindruck Hervorgebracht, und das Zutrauen befestiget. Es war früher schou durch die pünktliche Erfüllung der Konventionen ge- wonnen worden, welche die Regierung Über die Li- quidation mit Frankreich abgeschloßen hatte , da durch diese das seit vielen Jahren rückständige Fffentliche Schuldenwesen der hiesigen Regierung endlich geregelt und eine Menge Gläubiger durch die Auszahlung dex aufgelaufenen Zinsen befriediget worden, und moch ms mer werden.

Swinemklinde, vom 24. Februar. Die meuer- lich verbreiteten Gerüchte Über die porxgefundene Ver- sandung unseres Hafens oder vielmehr des äuße: zx Fahrwaßers, sind nur der Uebeteilung and dem Unvi -