1820 / 20 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 07 Mar 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Aktenmäßige Nachrichten über die revolu- tiomairen Umtriebe in Teutschland. ( Fortsezung. )

Die Einheit Teutschlands war ein vorzügli- “Wes Ziel der revolutionairen Umtriebe. „Schon un- term 15ten August 1825 äußerte sich darüver der D. O. en 0. Maff n einem Briese: j, Klein: Staaten fönnen in Teutschland fünftig niht mehr be- stehen, sie sind die Mäuse, die stets an unserer Volfs- hümlichkeit nagen, und den Fremden uns zu verra- then hereit, um ihrer selbstständigen Erbärmlichkeit willen. Mégen die fleinen Fürsten immerhin große Gutsbesizer seyn oder sich in Brasilien ihres Lebens freuen, das wir ihnen gönnen wollen. Teutschlands Wohl verträgt sich mit ibren Anmaßungen nichk» bil: lig alfo, daß sie diesem weichen. ““

Die- Akten der bisherigen Untersuchungen enthal- ten mehrfache Beläge, daß dieser Grundsaß, namenk- lich in den, auf Universiräten und an anderen Orten bestchenden, politischen Vereinen, angenommen gewe- sen. So gelicht, soviel den Verein zu G. betrifft, der Student K..... am 19. August 1817: , Wir wollten aus allen Kräften dafür wirken, daß Teutsch: land zu Einem Staate vereinigt werde. “‘

Der Student F. - + - + + + - am 15. May 1819: ee Der Zweck dex wißenschaftlichen Vereine hat eine vaterländische Ric(tung gewonnen, es ist namen lich

auch zuweilen davon die Rede gewesen, ob cs nichr

beßer sey, wenn Teutschland zu Cinem Ganzen verei: nigt wärez ih bin für diese Idee gewesen.“

Der Student L....+.-+- am 18. desselben Mo- nats: z, Namenriich ward (in dem Vereine) öfters da- von gehandelt, daß es wol gut sey, wenn Teutsch: land in kirchlicher und politischer Hinsicht Eins scy, d. h. Eine chrastliche Kirche Und Einen Staat ¿ausma-: che. Nâch meiner Ueberzeugung hielt ich mi ver- bunden, nach meinem Eintritte in das óvffentliche bür: gerliche Leben zur Erreichung dieser Zwece auf jedem rechtlichen Wege mitzuwirken, j

Der Student K - « «. am 18, desselben Monats: ¿Es war allerdings die Absicht, Teutschland zu Éinem Saate zu verbinden, und wak durch das Mittel, daß wir die Jdee von d& Nothwendigkeit der Einheit des teutschen Staates unter das Volïë zu bringen wil- lens gewesen sind, und daß nun durch das Volk selbst diese Einheit hervorgebracht werden mge. Es. ist mir nicht eingefallen, daß in diesem Streben etwas Unge- rechtes liege, weil ich überzeugt war» daß ohne die Vereinigung Teutschlands zu Einera. Staate kein ech: tes Volksleben gedeihen könne. Es iff allgemein unter uns der Grundsaß angenommen , für unsern Verein so viel tüchtige Mitglieder als möglich zu gewinnen, weil es Zweck ist, unsere Ueberzeugung, die Einheit iy Teutschland u bewirken, immer aligemei- ner zu machen. ‘’ Derselbe an‘mortete auf die Frage: wie sie sich es wol möglich gedacht hätten, daß durch das Volk diese Einheit Teutschlands herbeigeführt werden kénne ? e, Dadurch, daß die Volksvertreter einsihen, daß ohne die Einheit Teutschlands, Teutsch: lands Wohl nicht wohl gedeihen fönne, und daß diese denn sich selbst nachher für diesen Zweck vereinigen méchten. Es sey bei den Berathungen gesagt „. daß das beste Mittel sey, wenn. Jeder, der in das prafti- sche Leben trete, die Jdee, soviel er könne, allgemein zu machen suche. Ih bin überzeugt, daß bei der jehigen Verf ßung Teutschlands -echtes. Volksleben nicht gedeihen .fann , halie es daher für eines Jeden Pflicht , die Einheit Teutschlands und das Wohl derx Menscheit zu befördern, mit allen Kräften zu erstre- ben. Die bestehenden Gesege können dabei nichr in Anregung kommen, weil sonst die Staaten in den chrecklichsten Zustand kommen kénnten, ohne daß Fe- mand befugt. wäre zu wirken, daß dieser Zustand auf

dem Wege der Reformation umgeschaffen werden dürfe,“

Der Student R... am 19. May 1819? Di | Erörterung über das, was recht und unrechkt sey, führte uns auf die Staatsverfaßung , namentlich auf unfer teutsches Vaterland. Jn dieser Veziehung wa: ren wir einverstanden, daß es beßer sey, wenn Teutsch: land zu Einem Staate vereinigt werde, als daß es in viele Theile zerspalten sey. Uebrigens fand si die Jdee von Einheit der teutschen Kirche und des teutschen Staates dem (im Vereine gemachten) Entwurfe det Staatsverfaßung zum Grunde gelegt, womit begreif: lich keine besondere Staat1sverfaßung für ein einzel:

nes teursches Land bestehen fonntez; ich erinnere mich auch nicht, daß der teutschen Fürsten in jenem Ent | wurfe gedacht wäre.“

Der Student K-+«+»++»++ am 17, Junius 1819:| y, Jch weiß mich Keines von uns zu erinnern, der nicht darin mit einverstanden gewesen wäre, daß es gut seh wenn Teutschland siatt cines“ Staatenbundes in Ei nen Staat verbunden würde.“

Ja Ansehung des Vereines zu F. , erklärte chon deßen Leier, der Profeßor F-.-«., in dem im Vereine verlesenen Glaubepnsbektenntniße: ,„ Jch halte heilig die Soderung einec fräftigen republifanischen Reichs: Oronung für Teutsglanos Einheit.“

Und gesteht der dortige Privat: Docent Dr. C. F... zum Peotokolie vom 10. Junius 1819: ¡eÎA | den Versammlungen war oft besprochen und in theo- | retiser Hinsicht aügemein angenommen , daß in die: | ser Hinficy: Einheit aller -Teutschen in einem Staate am zwcckimäpigsten sey z ein Streben dahin im Wege dec Reforma-.ion hatte daher bei den Besprechungeu als Ueberzeugung eines Jeden von selbs sich ergeben.“

So wie der Kandidat L... am 12. Julius 1819 | auf die Frage: ob er sih eine bestimmte Forum der F

Verbezerung Teutschlands geoacht habe oder denke, wo: | ourcy die von ihm erwähnten Mangel gehoben werden | écnuten? aritwortete: „Ja, durch eine freie Volksre- prusentation und duch ein gemeinsames Oberhaupt.“

Even dieser Grundsab galt in dem 18218 ge stifte: ten engeren Vercine zu F. Es gesteht darüber det

tudent B... c am H. Julius.-1819.7-/,, B. und K. seyen in auswärtiger Korrespondenz gestanden und há:ten ihnen von der wiederherzustelenden Ciénheit Te-tsch1ands vorgesprochen, später sey R... ge:

tonen ; dieser habe noch mehr davon gesprochen und

sey denn ülles, was in dem vorgezeigten Briefe vors gekommen, von Teutschlands,Vereinigung und Befrei- hung zu verstehen, es seyen ihnen jedoch weder die

Mittel, 1045 oie Art, wie. Teutschland vereinigt wer- |

den solle, eróssaet.

Der Student B... am 10. Junius v. J. „itl den Vers3mmlungen sey auch von 1hnen von Teu! sz lands Befreiung gesprocen uüd zwar ganz bestimmt von der Vercinigung Teutschlands unter einem einzi: gen Für{en, undder Wunsch: géäußert, daß dieser ZU: stand als der-beßere eintre‘en möchte."

So wie der Student W...... am 12. Julius v. F: „K spra mehrmals von der Freiheit, von der Vereinigung Teutschlands, theils in der schon von mir bezeichneten Art, theils unter einem einzigen Fürsten. ““

Wie denn. auch der Stiftex dieses Vereins, der D. | in seinem Tagebuche. den Wunsch äußert? |

B. ... ,, Wenn ich nur, die Thronen umzustürzen vermöchte, und die verschiedenen Splitter zu vereinigen : zu einem Ganzèn.““

Auch vom Vereine zu M. sagt der Kandidat S. - der Zwecck dieses Bundes sey Sturz dex teutschen Fürsten gewesen. i

Die in Beschlag gènommene Korrespondenz ent

hält ebenfalls bestimmte Ueuperungen über diesen Zwcck--

(Siehe Beilage.)

Gef 4:04 Sf

zum 20sten Stücke der Allgemeinen Préußishen Staats-Zeitung,

vóm 7ten Márz 18290. Ä

Aktenmäßige Nahrichten über die revólu- tionairen Umtriebe in Teutschland. (Fortsezunig.)

So schreibt A... in H. an L... .. am Zisten Zuli 1818: „„ Könnte man nur dem Volké dié Begriffe von der Einheit Teu:schlands recht ins Herz pflan- zen. ‘’ Und unterm 6. April i819: ¿Was hast Du denn zu Sänd gesag:? Mir ists recht so; ich habe nichts dawider daß er és st0 gemächt hat. Unserem Vaterlande die Einheit wieder zu gében, wár stets sein Bemühen. Er woll:e ein Zeichen geben, däß es Zeit sey, Alles daran zu segen, diese Einheit zu erret: chen. Je größer die No-h, desto naher die Hilfé. - Zur Einheit müßen wir einmal fommen, das hilft nihts. Sie (Sands That) mag uns allén ein Zeichen der Zeit seyn, daß wir, wie er, Alles thun sol: lea, um dem Vaterlande seine Einheit wieder ¿U ge- ben ‘“‘ So wié unterm 11. May 1819: ,, Was ich ver- lange ist die Freiheit aller Menschen und die Einheit meines Vaterlandes. Wié noth diese Einheir unsérem lieven teutschen Lande thut, fühle ih tief, weil es ohne diése Einheit nie zur Freiheit kommen kann. So lange ih lebe und Kraft habe, will ih dás Ziel nicht aus den Augen verlieren.“

Der D. B... schrieb untêrm 8. May 1819 an K. „Diese Einheit wirflih zu máchen, ist un- sere gróßé Aufgabe.‘ So wie er unterm 16. Aptil 1819 warnt „den D. P. nicht in den Verein einzuveihen,'“ weil er feine Einheit in Téutschländ wolle, sondern in fleine Staaten vertheilt, damit jede Residenz einen Lichtpunkt geve. ‘’ Eben derselbe bemerkt in seinem Tägebuche: „„Heute gingen zwei sehr wichtige Briefe ab, eiñér ari den Besten dec Unsçigen, der Männer die sih verbunden, um Teutschlands (Finheit und Frei: heit za érringen. ‘“ :

Die Bewirkung dieser Einheit Teutschlands war einer der Zwecke der Burst enschaft. Wenn schon die Statuten dieser, in ihrec hohen Schädlichfeit von jedem Unbefang:nen jest allgemein anerfknnten, \traf- baren Verbindung, diesen Zweck deutlich genug zu Er: kennen aeben, so enthaltén auch die Ukten darüber nähere Aeußerungen. '

Schon als die, zur gegenwärtigen Generätión faum schon gehörigen, Schüler der Akademien und Gym- nasien über den Verfall und die Unoerbeßerlichkeit die- ser Generation und Über ihren Beruf, die künftige zu verbeßern , auf der Wartburg verhandelten, kamen iber diesen Gegenstand sehr merkwürdige Aeußerungeri vor. Der Sprecher des Festes, R....-.«- drückte sie in der Junfchrif! in das War'burger Stammbuch

„Ein Gott, ein Varercland , Ein Ka!ser, ein Neichs verband.“ mit wenigen aber deutlicben Worten aus.

Sehr bestimmt und überhaupt auf eine, Über diese Versammlung völlig Licht verbreitendé Art, äußert sih darüber ein Theilnehmer an derselben, der R. O... v. T... in seinem Briefe an den v. H. vom 21. Oktober 1819: ¡Wo eine solche Jugend, wié ich sle hier versammelt geseh-n, Uns zu den s{ön'ien Hoffnungen bere tigt , da werden diesé gewis in Er: füllung gehen. Wie viele Jünglinge auch hier ver: amma} seyn mochten, aus welchen Gegenden Teutsch- ands sie auch herbei gekommen waren : alle sah ich nur von einem Geiste beseelt, von dem Einén Entschluße durchdrungen, alle Kräfté där: an zu seßen, dem Vaterlände Freiheit ünd Einheit zu erringen. Das wärd nicht hier und da leise und schüchtern, nux halb anges deutet, sondern laut und freimüthig vorx

Allen und vón Allen ausgésprohen. Es wár die begangenê Feier nicht ein Fest das den Erinne- rungen an die Vergängenheit gehörte: sie war ein Fest der Weihe für die Zukunft; Und ward der gr0- ßen Tage aus der Vergangenheit gedacht, #o geschah es, um za nôch größeren der Zütunft ¿u ermun'ern und zu begeist:rn. Es war der (Gedanke zu diesem Feste freiliq nur àus einzelnén Gemü:hern hervorge- gangen, und dié Méisten, die da s „ienên, wußs cen noch nicht wovon eigen licy die Reoe seyn sollte, oder hielten doch ven ausgesprochénen Zreck für den aleinigen; doch als sie nur einmál hórteén, wo- von eigentlich die Revé sey, daß és sich nit von Lanosmannscháätei und stu?en itosen Vé: bindun- ben handle, sondern vón einer gróßen Ver- brüderung det gesammten gebildeten Ju- gend Teutschlands zu 2es Vaterländes Heil und Frommen, hôrte man au h nicht Ei- nen Widerspruch mehr. Wiarkiich fam auch einé solche Vereinigung zu Stande.

Nach en, am 18. Oktober i818 unterzéichneten, Star.ren dex allgemeinen Barschenschäft is die leste: gegründêt auf dem Verhältniße der teut- shen Jugend zur werbdendén Einhéit des teatshen Vólkes und dem Vilde ihres in Freiheit und Einheit érblühendén Volkes.

D.her schrieb Sand in das Stammbch eines fógenäunten Deputirten zu dieseni Burschenschafts Konvent: „Laß uns nié Wohigefalléèn haben an der Zerstückelung und an der Kleiheit Nur im größen ganzen reutschén Volké ijt He! Luther sag! i ¿„Gott oeim Hecrn ists ein klein Ding, Reich? und Für!iten=- tgúumer hin und der zu wécsén ‘“’ Und es gy stand W. 4. zuni Protokolle voni 15, Novdr. is193: „Die Einheit des Vaté landés kam bei den spécieilén Barschéaszaftén oft; äbec nur als Nevensaché zur Sprache, da sie doc die Grundioëee der gáanzén Bur=- senschaft ist; wöhl aber ist sié Zwéck der all gémeinén teutschen Buürschénschaft. Vöôn ge- walisamen Mitteln, eine Einhéit in Teutshlind zu bewirken, ijt in den Bur schénschaf'en *) nie die Rede

*) Hiémit béschäfcigcen sich, wie aus den frühérén Stüks ken der Sraatszeitung hervorgeht, dié éngeren Vereines zu weichen nur die Véctrauren ¡ugelaßen wurden.

¡¿¡Blos durch die Bucschénschaft das zu erstreben; was

üunsré Séele will, géht nicht ‘‘ schr-ibt der Student

G... ini J. 18is án A =— ¡¿„ih sehe wohl, mit

der Burschenschaft aüein kommen wir niht baid auf

den Púnft, welhen wix woüen, Und doch muß sie blei- ben, so wahr als éiaé Einheit in ünséréin Bat riande iverden muß. Sollen áver Diejèaigen, weiche thr Va- terland mit alléèr Seele liében, und tüchtig sind ês zu lievén ; sollen dié hlos mit der Burschenschaft sich bez gnügen? Söllei sie das, was sie in ihrer Séélé tra- gén, ali ia ihr verborgen haltèn ? Néin, dié TüHhtigéren müßen zusammentreten und sih ret verständigen über das, was jié wollen. Sie müßen nicht blos von einér

Idee ergriffen seyn, sondérn auch dié Eine Jdee âàuf

Eine uñd diesélbe Weise auszuführen suchen, damit wir

caschér das érreichen, was die Burschénschaft durch sich

aur langsam érrteichén kann.“

„Viele sind sagt, in Beziehüng äuf den Verein

in F: der Dr: M. « . in einem Briefe an den Pr.

B... ., dié trefflich find die Fédér zu führen.

Mögen sié hérán gezogén werden; äálleiri sié soóllen in

den Propyläén bleiben und nicht eindringen dürfen U

dás Héiligthum. Zu jedém großen Baue sind der Ar-

beiter Viele nöthig, aber der Tágeldhner braucht niht in den Plan des Méisters zu sehen. Mögen die Theils nehmer wißenshäftlich arbeitén und auf diese Weise der Gesellschafts: Kette angehören, der Bundkéss Ketté bleiben sie fremd,‘ : y