1820 / 23 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 18 Mar 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Kours der Renten, jouissance vom 28. Septb, 2819 geshloßen am 4. d. 74 Fr. 75 Ct., vom 22, Márz 1820 71 Fr. 70 Ct.

Madrid, vom 29. Februar. Nah den Briefen aus Kadix vom 232. d, haben sich die Rebellen einer Batterie bemäthtiget, die vor der Kortädura aufge:

führt wax. i

Riego is niht auf Granadà gegangen, Man weiß nihts Bestimmtes von seinem Marsche.

Der König scheint das General-Kommando in An: dalusien ändern zu wollen. |

(Nach den Pariser Nathrichten ist auch zu Co: runna ein Aufstand des Militairs ausgebrochen , an dem das Volk Theil genommen, Und wobei Blut ver? goßen worden.)

Spanisches Süd-Amerika. Englische und Französische Blätter enthalten -jegzt untèr dem Artikel, Angustura vom 18. December, den Beschlus des Kon- greßes der Staaten von Venezuela vom 17, Decbr., durch welche die Vereinigung dieser Staaten mit Meu-Granadaà, deßen Städte und Volk, wie es heißt; sih der Autorität des Kongreßes von Venezuela frei: willig übertaßen haben, uncer der Benennung des Freistaates von Kolumbia verfügt worden.

Dieser Staat enthält die Generalhauptmannschaft Venezuela (auch Caracas genannt) und das Vitekdó- nigreich Neu-Granada, und wird in 3 Pro inzen ge- theilt: Venezuela, Quito und Cundinamara, Die lebte begreift die Provinzen von Neu-Gianada, (ddch mit Ausschlus der zum Vice-Königreicye Vleu- Granada auch gehörenden Provinz Quito) welche Benennung fernerhin nicht stattfinde. Die 5 Hauptsz- Städte der 5 Provinzen sind Caracas, Quico und Bogota (die Benennung von Sanra Fe wird unter: drückt). Als Hauptstadt von Columbia soll eine neue Stadt gebaut werden, die den Namen Bolivar füh- rer rird. Am 1. Jan. 1821 wird ein General:Kon- gres in der Stadt Rosario de Cucuta, die wegen des Mittelpunktes ihrer Lage hiezu gewählt wird, zu: sammeéntreten und die Verfaßungs:-Urkunde ausarbei: ten und bekannt machen. Der gegenwärtige Kongres 16ßt sich am 1. Jan. 1820 auf. Jn der Zwischenzeit wird ein Ausschus vòn 6 Gliedèrn unter einem Prä fidenten die Staatsgeshäfte leiten. Die Schulden beider Staatèn werden in einè gemeinschaftliche Staats: Schuld verschmolzen, für welche das gesammte Staats Eigenthum verhaftet ist.

(Schon im Jahre 1811 errichteten einige det 2d Provinzen, aus denen das Vice-KönigreiÞh Neu-:Gra- nadà besteht, einen unabhängigen Staar unter dex alten Landesbenennung Cundinamara, welchen Namen bisher Eine dieser Provinzen geführt hatte, in der die Hauptsiadt des ganzen Landes, Santa di Bogôta, belegen. Der dámalige Zustand des Mutterlandes gab die nächste Veranlaßung. Die Stadt Karthagenà in der Provinz dieses Namens machte den Anfang. Santa di Bogota, die anfangs am 20. Jun. 1810 mit Autorisation des Vice-Königs eine Junta gebildet hatte, entzog fiïh bald durch eine förmliche Erklärung der Autorität der Regentschaft des Mutterlandes zu Kadix und lud die übrigen Prövinzen ein, zu einem Ge- neral:Kongres Abgeordnete nah Santa Fs zu scick®en. Es geschah von. 11 Provinzen, man könnte sich jedoch nicht verständigen, weil Einige der Meinung waren, sich unabhängig von einander zu konstituiren. Am Endèé des Jahres 1812 versammelten sich die Abgeord: netên wiederum, und die Provinzen Pamplona, Tunja, Kärthagenà, Antioquia und Neyva schloßen am 27. Nov, 1811 einen Bund, dem die Provinz Cundina- mara nicht beitrat, indem die Junta von S. víel- mehr die Abgeordneten dieser Provinz besonders zu- sammenrief. Diese verfaßten am 1/4. April 1812 eine Konstitution, in welcher Ferdinand VII. als Sdu- verain anerkannt wurde. Man änderte jedoch auch L die Gesinnungen bald durch den Einfluß des Don

. Narind, der in seiner frühsten Jugend schon die Unabhängigkeit seines Vaterlandes in Gedanken trug, und lautgeäußèrter Meinungen wegen nebst mehren

Jüngléngen zu S. FE (unter denen auch der jeßige Vice Prásident zu Venèézuela, Zea) nah Spanien ge: führt wurde. Er entwih zwar nach Frankreich, ging nah England und zurück nach S. Fé, ward aber ent: deckt, und mußte mit schwerer Gefangvnschaft büßen. | Auch nachdem er seine Freiheit wieder erlangt hatte, blieh et in Aufsicht, Und sollte sich in Karthagena aufhalten. Da er von neuem zu entweichen strebte, | ward er abermals in ein hartes Gefängnis gewdörfen, | aus dem ihn die Jnsurrektion befreite. Er entwarf eine Verfaßung, die von einigen Provinzen, aber nichk vou dem Kongreße der den Bund von 1811 geschloßen, angenommen wurde. Dieser Zwiespalt der Meinun: gen entzündete einen bürgerlichen Krieg, den die ks: nigl. gesinnten Spanier benußten. MNarindò über: wältigte zunächst die Truppen des Kongreßes, die bei einem Sturm auf Santa im Decbr. 1819 völlig geschlagen und zerstreut würden. Jndes nöthigten die Fortschritte der Royalisten beide Partheien, sich zu ver: einigen. Auch dex Kongres stellte seine Truppen un- tet Narinos Befehl, der bis in den Junius 1814 in den Provin;en Popayan uud Pastos glücklich kämpfre, dann aber in einem Vorpostengefecht unweit Pajtos gefangen wurde, ODbgleih in dex Regel alle Gefangene hingerichtet wurden, watd er doch verschont, und nach Spanien geschaft, wo er in der- Caracca eingesperrt wurde. Ob er bei der Ein: nahme der Caracca dur die rebellisen Soldaten noch gèëlebt und von neuem befreit worden, ist unve: fannt. Seine Gesundheit war durch ‘seine östere schwere Befangenschaft sehr geschroächt, besonders trua er an den Fupßen die Folgen der Ketten. Um die Zeic des ünfalles, den Don A. Narino erlitt, fam

die Nachricht von der Rückkehr Ferdinands VIlI. |

nach Amerika, Sie wirkte nicht auf den Kongares von Neu: Granada, der vielmehr durch ein Manifest vom |

12. Sept. 1814 die Maasregeln für die Unabyängig: |

keit des Landes fortsezen zu wollen antündigte. Aber auch da noch verweigerte der Nachfolger Narinos, / Don B. Alvarez, gemeinsame Sachs mit ihm zu machen, bis die Armee von Venezuela unter Böôli- var eindrang und Santa bestürmte. Da trat auch Cundinamara dem Bunde bei, zu dem sich frü her schon die Provinzen Casanare, Popayan, Mari- quita, Choto und Socorrò gesellt hatten. Bolivar ward zum Oberfeldherrn der Armee beidet Staaten ernannt.

__ Man war übereingekommen, die Provinz Santa Martha, woselbst die Königlihen die Oberhand hat: ten, zu bèzwo:ngen und Karthagena sollte behufs dieser Dperation Truppen zur Bolivarschen Armee stogen laßen. Allein der Militair : Gouverneur von Kartha- gena verweigerte solches aus persönlicher Abneigung gegen Bolivar, den dièéses Verfahren so entrüstete, daß er die Belogerung von Karthagena unternahm. Hiedurch ward ein neuer Bürgerkrieg ent:ündet. Ju- zwischen war der General D. Pablo Morillo mit 10,000 Mann Spanischer Truppen an der Küste von Venezuela gelandet. Er bräch im Junius 18215 von Porto: Cabello in der Absicht auf, seine Operationen mit der Belagerung von Karthagena anzufangen. Auf diese Nachricht verließ Bolivar die Armee, die sicb zur Vertheidigung der Stadt Karthagena mit den dor tigen Truppen vereinte. Die Stadt warb, nachdem sie einer furchtbaren Hungersnoth érlegen, am 6. Decbr. 1815 von den Königlichen genommen. Die Jnsurgen- ten erlitten eine Niederlage nach der andern und Mo- rillo zog im Junius 1816 in S. di Bogota ein. Die Armee von Neu-Granada flüchtete in das Gebiet von Venezuela, und im Laufe des Jahres 1816 be: fand sich das ganze Vice-Königreich wieder in den Hän den der Königlichen, obwol die Einwohner von Tunja und Popayan häufige Aufstände zu erreger: versuchten, Erst im März 1817, nach einer für die Königlichen verlornen Schlacht bei Cachiri, glückte es ihnen, dié Provínz Casanarà zu erobern. Dieses und die Noth- wendigkeit, gegen die Jnsurgenten von Venezuela die Streitkräfte zu gebrauchen, vermehrten den Aufruhr und erweiterten die Erfolge des Heeres der Jnsurgen-

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ien, befonders während Möorilio zur Wiedertrdhe: rung der Jnsel Marguerita fruchtlose Versuhe machte. Am Anfange des Jahres 1818 war bereits ganz Neu- (Hranada wieder in Aufstand , und es scheint, daß die Fortschritte Bolivars im Laufe des Jahres 12819 für jest wenigstens die säm1uatlihen Provinzen des Vice Kénigreiches vereiniget haben, Schon in einekt Depesche vom Jahre 1816 bemerkte Morillo, daß er, mit Ausnahme der Provinz Karthagena, alle Ubri: gen geneigt halte, sich zu empören , okgleih der Geist des Aufrußhres noch nicht so weit gedrungen sey, als in Venezuela.

Der Umfang beider Staaten wird in dem Be- \chluße des Koagreßes auf 115,000 Quadratméèilen angegeben. Ungefähr eben so berechnet ihn Herr von Humboldt, und giebt die Bevölkerung von Vene- zuela auf 900,000, von Neu-Granada auf 3,800,000

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an, Nach neueren Nathrichten besteht die Völkzaßi des lebten Staates allein in 2,600,000 Seelen. Nah M orillo03 Meinung sind die Einwohner von Neuyz Granada, besonders von S, Fé, sanftmüthig und furcht- sam, in Venezuela verwegen und blutdürstig. Jn Santa Fé, sagt er, machten während der Revolution die Gelehrten alles mit ihren Federn aus, Jn Ve- nezuela griff man zeitig zum Schwerte.) i _ Nah Briefen aus Trinidad vom 18, Decbr. ist Boiivar gegen Morillo marschirt, um die Spa- nischen Truppen auch von den Küsten der Provinz Caracas, die sje noch in Besiß haben, namentlich aus der Hauptstadt St. Jago de Leon und aus Valenzia zu vertreiben. Da ihra Morillo an militairischen Kenntnißen bei weitem überlegen ist, so könnte nur der Mangel an Truppen diesen zwingen, das Feld zu räumen,

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Pebexr die Kurmärkshe Landschaft. (Fortsebung.)

Unter der Regierung des Kurfürsten Jo a chim Ik. bildete sch die Organisation des landjchafilichen Ju- stitutes aus.

Dieser wohlwollende, freigebige, prachtliebende Fürst sah sich genöthiget, das Schuldensystem der v0: rigen Regierung fortzuseßen, und durch Verpfändung der Domainen, Zölle und selbst der Urbeden, den Schuldenzustand des Staates bedeutend zu verraeh- ren. Nicht der Fürst war hieran schuld, sondern das mangelhafte, mit den Foderxrungen dex Zeit nit mehr übereinstimmende Steuerfystem *). Die Stände des Landes, damals wie seßt nie ¡u etshöpfen in treuer Ergebenheit an ihren angestammten Regenten und scin Haus, waren hievon sehr leiht zu Udet: zeugen, und übernahmen willig sämmtlice Schulden, als anerfannte Staats: uno Landesschulden. Da die Suwme zu bedeutend war, um dur Landésstevern getilgt verden zu können, so shriti man zur luf: nahme von Daxklehnen, deren Verzinsung und àllmä- lige Abzahlung aus den vom Lande zu entrichtenden Steuern, die man verhältniösmäßig vermehrte, verfprd- hen wurde, Munmehx toard eine besondere Ren ej und Kangzellei nöthig, die in der Mitte des 16ten Jahrhundertes einger:chte* wurde, Man findet diè älteste Rechnung von 152?. Es waren nah und nah verschiedene Kaßen g: 5ildet worden, weil dje Städte von dem platten Lande nothwendig geschieden werden mußten. Die eine Kaße ward die Kafe zum n*uen Biergeide genannt. Diesin Namen führte die Bierzise, seitdem sie im Jahre 1549 ejner Erhöhung unterworfen worden. Das Biergeld ward von - dera platten Lande, mit Ausschlus der Rittergüter, entrich: tet, Die zweite Kaße führte den Namen der Hu- fen: und Giebelschoß-Kaße. Diesen Schoß be- zahlte nur das platte Land. Die dritte Kaße hieß die Städte- Kaße, die sih in zwei Zweige theile, die Mitt°-lmärksche, begreifend die Mittelmark neh ei- nem Theile der Grafschaft Ruppin und die Ukèrmark, und die Altmärfsche, begreifend die Altmark Und Prieg- niß, nebst dem anderen Theile der Grafschcft Ruppin.

Jn dieser Art ward das Schuldenwesen dex Prd- vinz in der leßten Hälfte des 16ten und der ersten des 17ten Jahrhunderts verwaltet. Der dreißigjäh: rige Krieg führte großes und gänzliches Verderben auch für diese Kreditanstalt herbei, Schon vorher, seibst bei unstreitigem Wehlstande des Landes, hattè man nicht hinreichende Vorsorge getroffen, die Zinsen der erliet enen Kapitalien durch die Steuern zu dek: fen. Man erborgte neue Kapitalien zu diesem Be- hufe, und der zerstörende Krieg traf schon eine zerstb: rende Verwaltung. Dieses gilt namentlich von der Städte: Kaße. Ob sie überlastet wurde, indem sie im Jahr 1572 bei der Theilung der Landesschulden 2 über- nahm, läßt flch gegenwärtig schwer ermitteln und

©) Wenn übrigens von seinen vielen Schulden gesprdör chen wird, so finden wir angemerkt, daß die Stände

Éberhaupt 1/283,006 Thl. für ihn übernommen haben.

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wäre eine für den gegenwärtigen Zweck müßig? Un- tersuchung.

Nur biftdrish bemerken wir, daß die Städte des Mittelmärkschen Verbandes in einer an den größen Kurfürsten im Jahre 1644 überreichten Vorstellung, an londesherrlichen Schulden überhaupt seit Einrichtung des landshaftlihen Kreditwerkes 1,317,436 Thl. Über- nommen zu habèn versichern. Eben damals gaben fie die Kapitalshuld dec Mittelmärkshen Städte« Kaße auf 13 Tonnen Goldes und den Belauf der rück&ckstän- digen Zinsen eben so hoh an.

Der dreißigjährige Krieg hatte Stadt und Land verheert. Die Landschaft befand si nah hergestells tein Frieden ganz außer Stande, ihren Gläudigern gere%t zu werden. Sie sah sich genöthiget, mit ihnen ¡u unterhandela. Die Gläubiger erließen den dritten Theil des Kapitales und sämmtliche Zinsenrücksiände. Abèr auch dièse Uebereinkunft konnte nicht überall er- füllt werden, Der Kurfürst, in Kriege mit Schroe- den, Polen, Frankreich verwickelt, müßte vom Lande noch mehr fodetn, um - den Kostenaufwand für \cin Heer zu bestreiten. Durch das Sieuersystem ünd die (Einwirkung der Stände beshränkt, von einigen Legus lejern irre geleitet, schritt er zu willfürlicèzn Maas- regeln, die den Kredit noch mehr zersérten. Die Zinsenzahlung von Privat: Kapitalen ward ganz ?in- gestellt; die Kapitalien der milden und frommen Stifs tungen wurden für unablöslich erklärt und der Zinsen: fuß hèrabgesest, Die am meisten vershuldeten Städte: Kaßen - konnten dennoch nicht geordnet werden. Man sah sich gènöthiget, die Kapitalien der Privat: Personen auf 25, und in soweit sie in leichtem Gelde waren angeliehen worden, auf 20 Pre. herabzusesen. Als dieses, 16§§ geschah, rar die Mittelmärksche Städte- Kaße nd 118,545 Thl. an milde Stiftungen und 522,381 Thl. àn Privat: Personen, die Altmärksche Städte-Kaße 50,895 Thl. an milde Stiftungen und 374,542 an Privat: Personen schuldig.

Mit der Regierung des Königes Fritdrich [. be- ginnt eine neue Periode für die Landschaft. Sie war damals noch schuldig ; a) auf die Kaße des Biergeldes 104,4b1 Thl. gx Gr. þ) auf die Shvß.Kaße - - 7 f « Q c) auf die beiden Städte-Kaßen 296,907 - 15 -

i 318,146 Thl. 20 Gr. Döôch finden ih bei der neuen Biergeld:Kaße noch in den Rechnungen des Jahres 1810 = 9398 Thl. alte Kapitalien, zu denen sch Niemand gemeldet hat, so wie bei der Mittelmärkshèn Städte-Kaße die oben A 522,581 Thl. (unstreitig irrthümlich) ange: merkt. Unter dieser Regierung erst ward das alte Kredit- Wesen der Landschaft, deßen Bèrichrigung sich seit dem Westphälishen Frièden hèr verschleppt hatte, be- endigt, Es ist nitht zu bezweifeln, daß das Institut schon damals aufgelößt worden wáre, wenn das Steuer: Wesen des Staates diejenige Vollendun: gehabt hätte, die es erst unter den folgenden Regierungen erhielt. Nicht, als ob der König ih vor dem Schatten der ständischen Verfaßung gefürchtet, den ihm sein selb: