1820 / 25 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 25 Mar 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Sehrot und Mehl, vom 1. Juny 1766 ab, entzogen wurden. Die Biergeld : Kaße und die Städte - Kaße verloren hiedurch den erheblichsten Theil ihrer Ein- nahmewæ, und empfingen dagegen eine Beld-Entschädi- gung aus der Accise:-Kaße des Staates. Für ein quan- tum minimum von 135,000 Rthlr. ward die Gewähr deléistet, uUid das Máximum auf 145,000 Rthl. be- ftimmt, indém ermeßen worden war, daß diese Summe den ungefähren Betrag der Zinsen des Kapitales aus: mache, welches von den landschaftlichen Kaßen auf die ihr’ êntzogenen Einnahmen fundirt worden.

Unter den folgenden Regierungen ist von dèm Kre- dit der Landschaft kein Gebrauch gemacht worden. Die Jusftitute der Bank und der Seehandlung waten für die Zwecke des Staates umfäßender zu benugen.

Jm ganzen Laufe des 18ten Jahrhunderts ward die Landfchaft von keinen Unfällen' betroffen. Die feind: lichen Jnvasionen im siedenjährigen Kriege waren sehr vorübergehend und hatten auf die Dperâtionen und den Kredit des Fnstitutes keinen wesentlichen Einfluß. Die Verzinsung zu 5 Procent verhinderte jede Uuf- kündigung oder schaffte sofort ein anderweites Kapital herbei. Die Landschaft blühete mit dem Staate. ‘Die Zerrüttung, die der Krieg von 1806 in die geregelte Verwaltung des Staates einführte, mußte dagegen nothwendig auch auf die Landschaft verderblich einwir- Len, weil sie den größten Theil threr Zinsen aus Staatsfaßen empfing, und diese, weil der Feind alle Staats-Einnahmen in Veschlag hatte und zu seinem Nutzen erhob, ihre Verpflichtungen nicht lösen Tonatea.

(Schluß folgt.)

Merl og

Am 8. Febr. d. J. verstarb zu Haribürg der könig! Legationsrath Herr Christ. Heinr. Kol ster, an Ent- kräftung. Jm Königreiche Hanover geboren, wid- mete er sih in Hamburg der juristischen Praxis, und wurde seit 1804 bei der königl. Gesandtschaft beschäf: ‘tigt. Als die Anwesenheit der Französischen Behör- den zu Hamburg im Jahre 1806 den königlichen Ge- sandten, Sr. Excellenz den Grand Maiire de la ‘garderobe Herrn Grafen v. Grote sich näch Altona zu begeben nöthigte, gab Herr Kolster seine übrigen Berufsgeschäfte in Hamburg auf und widmete sich seitdem mit dem regsten Eifer und der treusten Pünkt- lihfeit den Geschäften dér Gefändsthaft, besonvers in Berechnung der beträchtlichen Unterstüßungssummen, die damals den Preußischen Militairpersonen ausge- zahl« wurden, welche zur Armee Sr. Majestät achen wollten. Nach hergestelltem Frieden ward er als Lega- tions: Sekretair förmlich angestellt und ihm ins8ve- sondere diè Aufsicht auf die Elbschiffahrt übertragen. Fn einein Berufe jederzeit rechtschaffen, in hohem Grade gewißenhaft und thätig, erwarb er fich den Naïnen eines ächten Patrioten, ward zum Anerkenut- niße seines Verdienstes îïa Jáhre 1818 zum Legations8- Rath ernannt und durch das eiserne Kreuz zweiter Kläße ausgezeihnet. Vön Allen, dié ihn kannte, ‘ge- {ägt und betrauert, hinterläßt er éin ehrénwerthes Gedächtnis. :

Welchen Verlust der Staat und die Wißenschaft, insbesondere bie Universität Berlin, unlängst an dem Heërn Profeßor Friedrih RÜhs erlitten, ist bereits bekannt. Er war zur Herstellung seiner Gesundheit nach Jtalien gereift, und starb zu Florenz. Wir be: halten ‘ihm einen ausführlicheren Nekrolog vor.

Am 10. d. M. starb in der Blüte der Jahre ein hoffnungvoller Gelehrter, der Hèrr Profeßor August Wilhelm Kephalides zu Breslau, an einem Ner- venfieber. Seine Beschreibung einer Reise durch Jta- lien und Sicilien verdient in Aller Händen zu seyn.

Berlin verlor am 20. März eínen seiner géachtet-

sten Geistlichen und Kanzelredner, den Herrn Johann |

|

Jakob Stägemann, Prediger dér Jerusdäkettu und Neuen: Kirche. Er starb im 6osen Lebensjahre, nach einém langwierigen Krankenlager. Ihm folgt die aufrichtigste Liebe seiner ganzen Gemeinde.

Wißenschaftliche Anzeige. Philosophische Untersuchungen Über dit | Römer. Jn drei Bänden. Von Friedrih Bu h: |

holz. Berlin, 1819— 20. gr. 8. bei Enslin.

Teutscher Fleiß und teutsche Gelehrsamkeir haben viel und mancherlei über Römische Geschichte gearbei: tet, viel Cinzélnés aufgeklärt, und Quellen und Hilfs: mittel derselben geläurert, gewürdigt und für den For: scher zugänglich und brauchbar gemacht. És hat auch niht unter uns an Solchen gefehlt, welche die Gè: s@&ichte der Römer für mancherlei Zwecke, oft mehr, oft weniger glücklich, in arößeren und fleineren Werken abgehandelt haden. Aber es fehlte bis jeßt ein Werk dés Genies, welches, als die tausendjährige Véschichte des weltherrschenden Volkes von ‘dem höheren Stand: punfte der Philosophie und Politik ‘mit festem Blite umfaßend, der Teutscze dem berühmten Werke des Granzosen Montesquieu nicht blos hätte entgegen seßen, sondern, wie es erfoderlicy war, noch Über das: felbe hâite stellen Lönnen.

Ein solches Werk ist der teuischen Liktteratur in dem oben angezeigten geworden. Ucvcr kurz oder lang

| |

|

wird es ohe Zweifel, dafür ellgeizein anerkannt wers: |

dén, wenn nicht teutsche Art, oder Unart, wie oft bit her, a!so auch hier, blind und ungerecht, wahrhafte Vor; üge teutschen National: Eigeurhumes gegen das Gute und We-rhvoolle der Aualandec: yèhalièn, verken- en will. Umfaßende Gefhiczttunde, Welt- und

Menschentenntnis, VMhilosophie, politischer Gcije Und, |

was ñicht das Geringste aber au eveù deshalb n hi das Alitägliche it, auch Styl haden sich vereinigt,

der teutfcyen Litteratur ein Wert zu schen ten, toorauf |

sie uicht ohne Grund olz seya fann. (Es wird viels leiht nicht az Lesern fehlen die üder einzelne That facén, über größere zusammenhängende Erscheinungen in ganzen Zeiiräumen, ja vielicht selbst Über das Haupiresultat des ganzen Werkes verfehltes Stre: ben des Römischen Voifes zum BVesigze der wahre Monarchie zu gelangen anderer Véeinung sind als

‘der Verfaßer; venn wie wâre dies wol bei einem Ge:

genstande solchen Umfanges zu vermeiden möglich; aber sie werden unmöglich die Unbvefangenheit und deù Scharfblik leugnen, womit der Verf. den Karaëtek des Einzelnen und Ganzen aufzufaßen, unmöglich den Scharfsinn verkennen, womit er es in seinen Folgen aufzuklären und äuf seine Quellen zurückzuführen ge- wust hat; sie werden die Konsequenz nicht übersehen, womit er sein Thema bis ans Ende durchgeführt, wer: den die Klarheit seiner Darstellung bewundern und den alle unnöthige Gelehrsamkeitskrämerei meidenden Ge: schmack loben, womit er, die genauere Kenntnis derx historischen Thatsachen bei dem gebildeien Leser vor: ausfeßend, bündig und hinreichend für seine Absicht, oft nur mit wenigen aber dafür desto fräftigeren Pin: selstrichen, dies große philosophische Gemälde vol: endet hat.

Ueber Einzelnes zu reden erlaubt der Raum und de: Karakter dieser Blätter nicht. Auf einige der glanzvoll s]ten und gelungensten Partien des Werkes aufmerksam zu machen, würde dem Leser desselben zum voraus eint Ueberraschung rauben heißen, die ihm billig auch da: Vergnügen und den Genuß der Lesung des Werke? erhöhen muß. Es bleibe daher eigentlichen litterari schen Zeitschriften Überlaßen, den ganzen Werth diesei Untersuchungen, die wir für eine der gediegensten Geistesfrüchte des berühmten Verfaßers zu ertláren nich: umhin fönnen, im ganzen Umfange zu würdigen.

Rehaktion in Aufsicht: von Stägemann- Reimershe Buchdru@eret,

aiten d A C I 20 S R s I E I Ä E E E E Ea ememe rer

Allgemeine

reußische Staats - Zeitung,

25e Stück. Berlin, den 25sten Márz 1820.

l; Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 25. März. Se. Majestät der König haben dem Physikus des Meserizer Kreises, Medizinalrath G umpert, den rothen Adler - Orden dritter Klaße; dem Küster und Schullehrer Schmidt zu Benau, und dem bei der zweiten Abtheilung der Ober-- Rechen: Kammer angestellten Kanzleidiener Kon- rad Eberhardt das Allgemeine Chcenzeichen zwei- ter Klaße zu verleihen geruhet.

Se. Königl. Majefät haben dem Major von Knobelsdorff auf Mannsfelde, die erledigte Land- Rathstele des Friedeberger Kreises im Frankfurter Regierungsbezirke zu verleihen geruhet:

Der bisherige Justizrath bei dem Stadtgerichte zu Stettin, Karl August Wilhelm Ferdinand Bau ck, ist zum Justiz- Kommißarius bei dem Ober-Landesgerichte

IL.

Ausland.

P aris, vom 15. März. Die Diskußion über das Geses wegen Beschränkung der persönlichen Freiheit ist in der Kammer der Abgeordneten mit einem voll: ständigen Siege der Minister Über die sogenaunt - libe- rale Parthei geschloßen worden.

In der Sigung vom 11. ward die Verhandlung zunächst mit der Erörterung der vom Herrn Cour- voisier vorgeschlagenen Abänderung des ersten Arti- kels fortgesest. Der Artikel selbst lautet : 1, Jeder-

mánn, der eines heimlichen Einverständnißes oder Be-

triebes (de complots ou de machinations) wider die Person des Königes, die Sicherheit des Staas tes, und die Personen des Königlichen Hauses bezüch- tiget wird, (prévenu) fann, ohne daß er vor den Richter gestellt zu werdén braucht, kraft eines im Ministerium berathenen, und von wenigstens drei Ministern unterzeichneten Befehles verhaftet und ge- fangen gehalten werden.““ *) Herr Courvoisier *) Complot befinirt Herr Courvoisier nach dem Strafgeseßbuche „die Uebereinkunft zweier oder mehrer

Personen, ein Verbrechen zu begehen.“ Machina- tion „die äußere Handlung, aus welcher man ein hôs-

zu Stettin und zum Notarius in dem Bezirke dessel: ben beftellt worden.

. Sämmtliche Ober- und Unter- Gerichtsbehörden werden hiedurch angewiesen, die von der Königlichen Haupt-Verwaltung der Staatsschulden in den cffent- lichen Blättern erlaßene Bekanntmachung vom 4. d. Mon. wegen der festgeseßten Termine zur Empfang- nahme der Koupons zu Staats-Schuldscheinen , gehö- rig zu beachten, und ihre Rechnungsführer, zur Vers meidung des in der Verordnung vom 17. Januar d. J. §. XVII. angedroheten Nacbtheiles verspäteter Zinserhebung, mit gehöriger Anweisung zu versehen.

Berlin, den 17. März 1820.

Der Justiz - Minister. Kircheisen.

Zeitungs-Nachrichten.

hatte dahin gestimmt, daß die Worte „Sicherheit des Staates‘ wegfallen möchten, im Uebrigen war er den Vorschlägen des Ausschußes beigetreten.

Zu diesen Vorschlägen, in Bezug auf den ersten Artikel des Geseg - Entwurfes, gehörte auch, daß die Worte „, ohne daß er vor den Richter gestellt zu werden braucht ‘‘ wegfallen, und „daß dem Verhafteten eine Abschrift des Verhaftbefehles mitgetheilt werde." Herr Courvoisier hatte beide Vorschläge in die seinigen aufgenommen. Die Mittheilung einer Abschrift des Verhaftbefehles hatte der Minister des Jnnern sofort bewilligt, und es bedurfte deshalb keiner weiteren Dis- fußion. Die beiden anderen Abänderungen wurden bei der Abstimmung mit großer Mehrheit, durch die ges sammte rechte Seite, durch die Mitte zur Rechten und durch die Mehrheit der Mitte zur Linken ver: worfen. Eben dieses Schicksal hatte die Faßung des

ses Vorhaben ließen muß.‘ Prévenu ist, nach der

Erklärung des Bericht - Erstatters, Herra Rivièr e,

ein gerihtlich Anschuldigter, daher die Kommißion

„inculpé” in Antrag gebracht hat. Auch der Baron

Martin von Gray hat statt des prévent, weil es

èine richterliche Dazwischenkunft vorausseße, s1a- spect vorgeschlagen,